Einführung in das Thema und zentrale Fragestellungen
Wir haben heute das Thema „Rettung in letzter Sekunde“. Um wen geht es? Um Lot, ja. Es geht um das Risiko eines Mitläufers. Man könnte das Thema auch anders formulieren, zum Beispiel: Wie Gott trotz Versagen den Glauben sieht. Denn ich glaube, es ist eine besondere Sache zu beobachten, wie Gott trotz allem mit Lot umgeht.
Die Frage, die sich sicher bei der Beschäftigung mit diesem Abschnitt stellt, lautet: Was passiert, wenn der Vater in der Familie Karriere macht? Wie sollten wir leben – streben wir nach Karriere oder nach Mittelmäßigkeit? Ich glaube, wir können einiges vom Leben der Familie Lot lernen.
Wie bei den anderen Malen werden wir uns verschiedene Fragen stellen: die Hintergründe und die Vorgeschichte von Lot, welche Probleme er hat, wie Gott vorgeht und wie er sein Herz erreicht. Außerdem wollen wir schauen, wie Gott den Fall löst oder auch nicht löst und was wir daraus lernen können.
Hintergrund und Lebensweg Lots
Zunächst also Hintergründe und die Vorgeschichte von Lot. Ihr seht, ich habe dieselbe Karte verwendet wie bei Abraham, was auch logisch ist, denn Lot ist denselben Weg gegangen wie sein Onkel Abraham.
Es gibt viele Stellen in der Bibel, die über Lot berichten. Es ist jedoch unmöglich, heute Morgen all diese Abschnitte zu lesen. Ich werde nur auszugsweise jeweils etwas daraus vorlesen, ansonsten werde ich erzählen. Ich glaube, wir können viel von der Lebensgeschichte dieses Mannes lernen. Manche Geschichten in der Bibel sind aufgeschrieben, damit wir auch aus Fehlern lernen können. Fehler werden uns berichtet, damit wir sie möglichst nicht selbst machen.
Es gibt so viele Möglichkeiten, Fehler im Leben zu begehen, wir müssen nicht unbedingt die Fehler nachmachen, die andere gemacht haben. Und da können wir sicherlich von Lot lernen.
Wer war Lot? Nach dem Bericht in 1. Mose 12 wird uns gesagt, dass er der Neffe von Abraham war. Sein Vater hieß Haran, so wie die gleichnamige Stadt, in der sie in Mesopotamien hängenblieben. Das ganze Gebiet heißt Paddan-Aram. Dort waren sie also hängen geblieben, nachdem Gott Abraham berufen hatte.
Als Gott Abraham dann noch einmal ruft, zieht Abraham aus und nimmt seinen Neffen mit. Offensichtlich war er Vormund für ihn geworden. Lot ist sozusagen ein Mitläufer. Er selbst hat keine Verheißung Gottes erhalten, sondern läuft im Windschatten eines Menschen, der die Verheißung Gottes hat.
Häufig denke ich, dass viele in unseren Gemeinden und auch Kinder aus gläubigem Elternhaus wie Lot sind. Sie laufen mit, sie sind im Bereich des Segens Gottes, aber sie sind nicht selbst aktiv in der Gemeinschaft mit dem Herrn.
Lot erlebt den Weg Abrahams, wie dieser Gott gehorsam ist. Er erlebt die Berufung Abrahams und merkt, wie sich das Leben von Abraham total verändert – vom Leben in der Zivilisation hin zur Wanderschaft und zum Wohnen im Zelt. Er erlebt bei Abraham auch die Reise nach Ägypten. Offensichtlich hat er diese Reise ganz anders erlebt als sein Onkel. Für ihn war das die große, weite Welt, endlich Kultur und die fruchtbaren Ebenen des Nils.
Es wird nicht gesagt, dass Lot sich mit Abraham gestritten hat, sondern dass die Hirten Lots und die Hirten Abrahams sich stritten. Aber man merkt, dass nicht Lot die Initiative ergreift, um Frieden zu stiften, sondern dass er es laufen lässt. Hätte Abraham nicht eingegriffen, wäre der Streit wohl eskaliert.
Man kann sagen, Lot hat bei seinem Onkel eine ganze Menge gelernt, auch beruflich. Sein Onkel, wie wir gestern Abend gesehen haben, war Agrarfachmann mit großen Herden und hatte die Verantwortung für viele Menschen. Abraham ermöglichte seinem Neffen, denselben Beruf zu erlernen. Er ermöglichte ihm, selbständig zu werden, eigene Herden aufzubauen.
Dann geraten sie in Konflikt, denn das Land ist im Grunde zu klein, um beide zu ernähren. Das kennt man häufig in der Landwirtschaft, wenn später geerbt wird. Bei uns im Bergischen Land ist dadurch die Kleinfelderwirtschaft entstanden: Alles wurde noch einmal kleiner geteilt, damit jeder etwas bekam. Das war natürlich für die Landwirtschaft nicht gut.
Man muss sich vorstellen, damals hatte Abraham keinen eigenen Grund und Boden. Er konnte seine Herden nur auf den Wiesen weiden lassen, die im Grunde den Kanaanäern gehörten. Das ist ähnlich wie heute, wenn wir zu Ostern zur Familienfreizeit in Rehe im Westerwald sind. Dann ist das meist die Zeit, in der ein Hirte mit seinen Schafen über den Westerwald zieht.
Er kommt aus dem Rheintal und hat eine festgelegte Route über den Westerwald. Er hat Vereinbarungen mit den einzelnen Bauern, auf welchen Wiesen er seine Schafe weiden lassen darf. Dabei handelt es sich nicht nur um seine eigenen Schafe, sondern er weidet auch die Schafe anderer Bauern. Das ist sehr interessant zu beobachten.
Wenn wir bei unserer Familienfreizeit in Rehe sind, ist das für die Kinder immer hochinteressant. Der Hirte hat etwa 400 Schafe und zieht von Wiese zu Wiese. Ich kam einmal mit ihm ins Gespräch. Er wollte wissen, was ich dort in Rehe mache. Er sagte, dann seien wir ja Kollegen: Ich kümmere mich um die Menschen, er kümmert sich um die Schafe.
Er meinte, Menschen seien oft nicht anders als Schafe, was ich durchaus nachvollziehen kann. Auch wir Menschen brauchen oft einen Leithammel und trotten hinterher. Von ihm habe ich einiges über den Hirtendienst gelernt.
Ja, Lot ist also in denselben Beruf eingestiegen wie sein Onkel Abraham und macht Karriere. Sein Unternehmen wächst genauso wie das von Abraham, und seine Hirten streiten mit den Hirten Abrahams. Mir fiel dabei auf, dass Abraham ihm die Wahl gibt: „Gehst du zur Rechten, gehe ich zur Linken; gehst du zur Linken, gehe ich zur Rechten. Du kannst frei wählen.“
Für Lot war das eine Gelegenheit. Er schaut sich um und wählt die Ebene des Jordan, weil sie gut bewässert war.
Konflikte und Herausforderungen im Leben Lots
Bei diesem Streit der Hirten kam mir der Gedanke: Wer streitet, glaubt nicht. Solche Auseinandersetzungen belasten die Bruderschaft und verstellen den Blick auf Gott. Außerdem sind sie kein Zeugnis für die Welt. Deshalb hüten wir uns immer davor, Streit in der Gemeinde zu führen.
Wer streitet, möchte sein Recht durchsetzen. Doch nur Recht zu haben, hilft einem noch nicht weiter. Mir fällt dazu ein Beispiel aus meiner Anfangszeit als selbständiger Grafiker ein. Man hat nicht nur gute Kunden, sondern auch solche, die nicht bezahlen wollen. Diese Kunden lassen einen zwar arbeiten, aber hinter der Rechnung steckt keine Zahlung.
Ich hatte damals einen Kunden, der mich beauftragte, eine Anzeigenkampagne für seine Werkzeuge zu erstellen. Er fand die Arbeit gut, sagte aber, er sei gerade nicht flüssig und wolle erst in einem halben Jahr die Anzeigen schalten – und dann auch erst bezahlen. Ich dachte mir: „Besser, das Geld kommt später als gar nicht.“ Also wartete ich ein halbes Jahr, doch die Zahlung blieb aus.
Danach schickte ich Mahnungen – erste, zweite, dritte – ohne Erfolg. Schließlich ging ich zum Rechtsanwalt. Der schrieb dem Kunden, drohte mit Gericht, doch es kam keine Reaktion. Daraufhin meldete sich sein Anwalt und behauptete, sein Mandant habe mir niemals einen Auftrag gegeben.
In unserer Branche ist das besonders schwierig, weil wir Aufträge meist nicht schriftlich, sondern mündlich vereinbaren. Was macht man da? Ich muss ehrlich sagen, ich war ziemlich wütend. Als junger Selbständiger braucht man das Geld dringend. Dann wurde ein Gerichtstermin angesetzt, um den Fall zu verhandeln.
Kurz darauf fand in Dillenburg eine Konferenz statt. Das Thema war damals 1. Korinther 6. Wer weiß, was dort steht? „Lasst euch lieber überfordern.“ Bei mir rumorte es innerlich. Es geht in diesem Kapitel zwar darum, dass Nichtgläubige mit Gläubigen nicht vor Gericht ziehen sollen. Ich dachte mir: „Der Kunde ist ja nicht gläubig, also darf ich das.“
In der Pause sagte ich zu meiner Frau, dass mir der Hals zugeschnürt sei und ich mich nicht an der Wortbeteiligung beteiligen könne. Irgendwie kam nichts heraus. Sie schlug vor, ich solle zu einem älteren Bruder gehen, der mir vielleicht mit seiner Lebenserfahrung helfen könne.
Ich ging also in der Pause zu diesem Bruder, der inzwischen beim Herrn ist, und erzählte ihm die Geschichte. Er schaute mich an und sagte: „Jung, warum bist du so dumm?“ Ich antwortete: „Aber ich habe doch Recht!“ Er fragte: „Was nützt dir dein Recht? Was ist dir der Friede deines Herzens wert?“
Ich meinte: „Man muss doch solchen Leuten das Handwerk legen!“ Doch er entgegnete: „Das musst du doch nicht tun!“ Ich muss sagen, in dieser Konferenzpause kämpfte ich heftig mit mir. Schließlich setzte ich mich hin und schrieb meinem Anwalt einen Brief, in dem ich die Klage zurückzog.
Das war eigentümlich: Als ich den Brief in den Briefkasten warf, war mein Herz in Dillenburg frei. Ich habe das Geld von dem Kunden nie gesehen und musste noch die Anwaltsgebühren bezahlen – teures Lehrgeld. Doch ich merkte: Der Friede des Herzens beruht nicht auf dem eigenen Recht.
Oft stelle ich fest, dass wir Christen übertriebene Gerechtigkeitsfanatiker sind, wenn es um unser Recht geht. Dann sagen wir: „Was Recht ist, muss Recht bleiben.“ Muss es das? Seht ihr, Jesus hatte immer Recht. Und doch verzichtete er darauf, sein Recht durchzusetzen. Er ließ sich stattdessen mit all unserer Schuld beladen.
Daran musste ich denken, als ich den Streit zwischen Lot und Abraham betrachtete. Wer streitet, rechnet mit dem Rechtsanwalt und hofft, dass dieser Erfolg hat. Er vertraut auf die Gesetze unseres Landes, aber er glaubt nicht. Vertrauen auf den Herrn ist etwas anderes.
An diesem Punkt habe ich gemerkt, wie schwer das ist. Und dass es auch etwas kostet.
Falsche Weichenstellungen und Wertvorstellungen Lots
Welche Probleme hatte Lot? Wo lagen die falschen Weichenstellungen in Lots Leben? Diese Weiche kennt er bereits von gestern, von Abraham. Doch auch bei Lot gab es falsche Weichenstellungen.
Als Lot vor der Frage steht, was er wählen soll, lesen wir in Kapitel 13: „Erhob seine Augen auf und sah die ganze Ebene des Jordan.“ Vielleicht schlagen wir das mal auf, Kapitel 13, Vers 10: „Da erhob Lot seine Augen und sah die ganze Ebene des Jordan, die ganz bewässert war, bevor der Herr Sodom und Gomorra zerstört hatte, wie der Garten des Herrn, wie das Land Ägypten bis nach Zohar hin.“
Da wählte sich Lot die ganze Ebene des Jordan aus. Woher hatte Lot seine Wertmaßstäbe? Er vergleicht diese Ebene mit dem Garten Eden. Nun, den hat er nicht gesehen, davon hat er wohl nur gehört. Das muss ja paradiesisch gewesen sein bei Adam und Eva. Aber was er gesehen hat, war das Land Ägypten. Wir merken, der Ausflug nach Ägypten hat sein Werteverständnis verändert.
Die Frage ist: Was prägt unser Werteverständnis? Was halten wir für unser Leben für gut und erstrebenswert? Und woher kommen diese Überlegungen? Die meisten von euch sind schon in einem etwas fortgeschrittenen Alter. Da wird man etwas realistischer und merkt vielleicht, dass das, was man sich fürs Leben vorgenommen hat, nicht erreicht wurde. Vielleicht hat man es aber auch erreicht. Ich weiß nicht, welche Überlegungen ihr habt. Ihr seid noch jung und überlegt, wie es einmal sein wird. Wie wird unser Leben sein, wenn wir mal in Rente sind? Wie stellen wir uns unser Leben vor?
Wir merken, Lot hat seine Wertvorstellungen aus irdischen Überlegungen. Er hatte zwar eine Beziehung zu Gott, das finden wir nur durch die Aussage in 2. Petrus 2. Wenn wir das Alte Testament lesen, kämen wir nie auf den Gedanken, dass Lot ein frommer Mann war. Aber das Neue Testament sagt, dass er eine gerechte Seele hatte. Daraus müssen wir schließen, dass er zwar eine Beziehung zu Gott hatte, aber sehr fleischlich war. Das Neue Testament nennt solche Menschen fleischliche Christen. Also Menschen, die irgendwann mal mit dem Herrn Jesus angefangen haben, aber für ihr Erleben Maßstäbe haben, die irdisch sind. Sie trachten nicht danach, was im Himmel ist, sondern nach dem, was auf der Erde ist.
Lot lebt also fleischlich. Das Wohlergehen ist ihm wichtiger als die Nachfolge. Er wählt und nimmt Negatives in Kauf. Wir lesen das in Kapitel 13, Vers 12: „Abraham wohnte im Lande Kanaan, und Lot wohnte in den Städten der Ebene des Jordan und schlug seine Zelte auf bis nach Sodom. Die Leute von Sodom aber waren sehr böse und sündig vor dem Herrn.“
Das heißt, Lot sieht die furchtbare Ebene und will sie haben. Er nimmt das Negative in Kauf, nämlich die Sündhaftigkeit der Bevölkerung. So erscheinen mir viele Christen heute auch. Sie möchten gerne in den Himmel kommen, aber sie möchten eben auch in dieser Welt gut leben. Und sie nehmen das Negative dieser Welt in Kauf.
Wenn wir die Kapitel in 1. Mose lesen, stellen wir fest, dass Lot sich Stück für Stück, schrittweise an die Sünde gewöhnt. Zunächst schlägt er sein Zelt auf bis nach Sodom. Später lesen wir, dass er in Sodom wohnt. Die dritte Stufe ist, dass er im Tor von Sodom sitzt, das heißt, dass er im Stadtrat ist. Wir merken, Schritt für Schritt gewöhnt er sich an die Sünde.
Ich glaube, uns geht das allen so. Die meisten von uns haben die letzten 30 Jahre in Deutschland miterlebt und den moralischen Verfall. Heute regt sich keiner mehr darüber auf. Man zuckt die Schultern und sagt: „Wir leben halt in einer gottlosen Welt.“ Der Bruder hat ja mal gesagt: „Wenn die vorige Generation noch einmal ins Leben käme und die heutige Situation in Deutschland sehen würde, die würden schief verzweifeln.“ Aber wir haben uns daran gewöhnt.
Lot riskiert die Moral seiner Familie und kündigt die Gemeinschaft mit Abraham auf. Wir merken, bei ihm geht Schritt für Schritt der Weg nach unten. Lot sieht, Lot wählt, Lot zieht bis Sodom, Lot wohnt in Sodom. Merken wir, das ist ähnlich wie damals bei Eva: Sie sieht die Frucht, sie wählt und sie nimmt. So geht der Teufel immer vor – schrittweise. Und so kriegt er auch Lot.
Die Folgen der Entscheidungen Lots und ihre Tragweite
Und ich möchte das einmal so gegenüberstellen: Lot wählte den Lebensstandard. Was opfert er dafür? Ja, oder auch den moralischen Schutz seiner Familie. Er wählt die Selbständigkeit und opfert die Gemeinschaft mit Abraham. Er wählt die sichere Zukunft und opfert die Abhängigkeit von Gott. Er wählt die Bequemlichkeit und opfert die Moral seiner Kinder. Er wählt seine Frau – man kann nur vermuten, dass sie aus Sodom war – und opfert die Harmonie der Ehe. Wir werden gleich noch sehen, wie anders die Ehe von Lot im Vergleich zur Ehe von Abraham war.
Er wählt seine Karriere und opfert die Ruhe seines Gewissens. Er wählt Ansehen und Ehre, doch er wird unbrauchbar für Gott. 2. Petrus 2 lässt uns einen Blick in sein Herz werfen: Er quält seine gerechte Seele. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen heute, die sich Christen nennen, solche Christen sind wie Lot.
Wir können fragen: Armut oder Reichtum, Mittelmäßigkeit oder Karriere? Was sagt der reiche und weise Salomo? „Mach mich nicht arm und mach mich nicht reich.“ Und er begründet beides. Er sagt, in beiden Fällen ist man versucht, von Gott abzufallen. Ich glaube, das stimmt.
Ich kann das gut nachempfinden: Wenn man selbständig ist und keine festen Kunden hat, sondern von Auftrag zu Auftrag hofft, kann man schier verzweifeln, wenn man darüber nachdenkt, ob man seine Familie auch im nächsten Jahr ernähren kann. Aber ich habe auch festgestellt: Wenn der Herr ein sehr gutes Jahr gegeben hat, vernachlässigt man oft das Gebet. Je sicherer das Einkommen ist, desto weniger muss man bangen, desto weniger muss man auf die Knie.
Ich glaube, es ist wichtig zu begreifen, dass es nicht darum geht, in dieser Welt reich zu werden. Es geht nicht darum, Karriere zu machen oder ein gutes Leben zu führen. Sondern es geht darum, in der Abhängigkeit vom Herrn zu leben. Die Frage ist: Wo investieren wir in unser Leben?
Lot hat damals in seine Karriere investiert. Jesus sagt in Matthäus 6,33: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden. So seid nun um nichts besorgt auf den morgigen Tag.“
Herausforderungen im Alltag und Vertrauen auf Gott
Das ist leichter gesagt als getan. Wenn man als Grafiker selbstständig ist, hat man Termine, weil Anzeigen, Prospekte und Ähnliches für Messen oder Anzeigentermine in Zeitungen fertiggestellt werden müssen.
Doch Ideen im Kopf kann man nicht einfach befehlen. Dann sitzt man vor dem weißen Blatt Papier, und es kommt nichts. Die Uhr läuft weiter. Man überlegt, ob man heute Abend zur Bibelstunde gehen oder lieber weiter am Auftrag arbeiten soll, damit er fertig wird.
Man ist leicht geneigt zu sagen: „Ich habe noch viel zu tun, ich muss an der Arbeit bleiben.“ Aber ich habe festgestellt, dass ich, wenn ich trotzdem zur Bibelstunde gegangen bin und mich anschließend noch einmal an den Schreibtisch gesetzt habe, oft neue Ideen bekommen habe. Dann ging die Arbeit viel schneller voran.
Unser Herr lässt sich nichts schenken. Wie oft habe ich das erlebt, und du wirst das wahrscheinlich bestätigen, gerade in der Landwirtschaft. Ein entfernter Onkel von mir war Landwirt. In meiner Kindheit und Jugend habe ich oft meine Ferien bei ihm verbracht. Bei ihm gab es nicht, dass man die Gemeindestunde ausfallen ließ, weil gerade Ernte war. Er ließ den Herrn nicht warten.
Selbst wenn für den Nachmittag Gewitter angesagt war und er eigentlich das Getreide hätte einbringen müssen, hat er es geschafft, alles rechtzeitig zu erledigen. Das hat mich immer erstaunt. Der Herr gab ihm Gnade, sodass er es irgendwie trotzdem schaffte.
Unser Herr lässt sich nichts schenken. Wenn wir in ihn und sein Reich investieren, belohnt er es. Und das, was ich für ihn investiere, ist niemals Verlust. Das sehen wir am Beispiel der Witwe, die ihre zwei Pfennige in den Opferkasten wirft. Der Herr rechnet das völlig anders. Für ihn ist das mehr als alles, was die anderen hineingetan haben.
Dabei wundert es mich manchmal. Ich würde diese Witwe gerne fragen: Wie hast du den nächsten Tag überlebt? Da steht nichts darüber. Denn Jesus ist nicht aufgestanden, als er sah, dass sie ihre zwei Schärflein hineingeworfen hat, und hat gesagt: „Keine Angst, ich gebe dir einen Scheck.“
Ich bin gespannt auf den Himmel und freue mich darauf. Ich bin überzeugt, dass wir uns dort gegenseitig von unseren Erlebnissen mit dem Herrn erzählen können. Dafür brauchen wir sicher eine ganze Ewigkeit.
Da würde ich gerne von solch einer Witwe hören, wie der Herr sie durchgetragen hat. Wer auf den Herrn vertraut, erlebt Wunder. Das merken wir auch bei der gefährdeten Hilfenarbeit. Früher dachte ich immer, Wunder seien nur bei Georg Müller geschehen, heute nicht mehr. Aber seit wir gefährdete Hilfe leisten, erleben wir das auch.
Unser Kassierer sagt manchmal: „Wir haben nie Geld in der Kasse, aber wenn eine Rechnung kommt, ist der Betrag da.“ Ein Kassierer in einem gemeinnützigen Werk braucht viel Glauben.
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ Das muss immer wieder erprobt und gelernt werden.
Gottes Bemühungen um Lot und seine Familie
Wir könnten fragen: Wie geht Gott vor? Wie erreicht er das Herz Lots? Gott versucht, das Herz Lots zu erreichen. Doch man hat den Eindruck, als hätte Lot ein Ostfriesen-Ohr, an dem alles abperlt.
In Kapitel 14 lesen wir, wie Gott sozusagen einen Warnschuss abgibt. Lot wird mit seiner ganzen Familie und seinem gesamten Besitz in einen Krieg verwickelt und verschleppt. Sein Onkel Abraham rettet ihn. Man könnte meinen, dass Lot danach zu Abraham geht und sagt: "Das war ein Fehler von mir. Mitgehangen, mitgefangen. Demnächst bleibe ich mehr in deiner Nähe."
Doch Lot lernt nicht daraus. Mitgefangen, mitgehangen – er schließt sich noch mehr der Stadt Sodom an.
Dann besucht Gott Abraham in Kapitel 18. Er sagt: "Sollte ich meinem Freund verbergen, was ich tun will?" Er erzählt Abraham, was er mit Sodom und Gomorra vorhat. Abraham weiß, dass sein Neffe mit seiner Familie dort wohnt. Daraufhin betet Abraham.
Ich finde es bewegend, wie dieser Mann vor Gott steht und es so wirkt, als würde er mit ihm verhandeln. Er fragt: Wenn auch fünfzig Gerechte in der Stadt sind, wenn auch vierzig, wenn auch dreißig – und es wird ihm richtig peinlich. "Gott, wenn nur zehn in dieser Stadt sind, verschonst du sie dann?" Und Gott antwortet: "Ja, dann verschone ich sie."
Wir merken: Abraham hatte eigentlich gehofft, dass die gerechte Seele Lots doch eine Auswirkung auf seine unmittelbare Umgebung hätte. Er konnte sich ja auch ausrechnen, dass Lot, seine Frau, die beiden Töchter, vielleicht die Schwiegersöhne, die Angestellten Lots und die Hirten zusammenkommen müssten. Man müsste doch eigentlich leicht auf zehn Leute kommen, oder?
Und wie viele werden gerettet?
Die Rettung Lots und die Tragik seines Lebensendes
Wenn man dann die Geschichte in Kapitel 19 liest, wie Gott Lot rettet, sozusagen in letzter Minute, fällt auf, dass Lot sich scheinbar noch wehrt. Die Engel müssen ihn an der Hand fassen und herauszerren.
Diese Begebenheit zeigt deutlich, wie es im Haus Lots ausgesehen haben muss. Die zwei Engel kommen nach Sodom, und Lot ist erfreut. Er erkennt sie als Boten Gottes. Dabei merkt man, dass etwas in seinem Herzen gewesen sein muss. Er holt sie herein, und es wird beschrieben, dass Lot selbst in die Küche geht, um seine Gäste zu verköstigen.
Doch wo ist Lots Frau? Wahrscheinlich ist sie schon zu Bett gegangen. „Was gehen mich deine Gäste an?“ – an diesem Punkt merkt man, wie Lot und seine Frau völlig getrennt voneinander sind. Das zeigt sich auch später bei der Flucht. Seine Frau bleibt an Sodom hängen, blickt sich um und wird nicht gerettet.
Lot lernt nicht daraus. Gott versucht, ihn zu retten und zur Besinnung zu bringen. Er gibt ihm noch einmal die Chance: „Hast du hier noch jemanden in der Stadt?“ Lot läuft los und versucht, seine Schwiegersöhne zu erreichen. Doch es heißt, er war in ihren Augen wie jemand, der Scherz treibt. Das zeigt, dass Lots Leben eine Farce war. Man nimmt ihn nicht ernst. Sein praktisches Leben war völlig anders als das, was Gott von ihm wollte.
Ich empfinde das als furchtbar tragisch. Lot wird zwar gerettet, doch so, wie 2. Petrus 2 es beschreibt, „wie durchs Feuer“. Der Engel muss ihn und seine beiden Töchter an die Hand nehmen und herauszerren. „Beeil dich, beeil dich! Ich kann vorher nichts tun, bevor ihr in Sicherheit seid!“ Auch daraus lernt Lot nicht. Er versucht noch, mit Gott zu verhandeln.
Gott sagt, flieh ins Gebirge, doch Lot bittet: „Lass mich in diese kleine Stadt dort.“ Gott erlaubt es. Lot begreift im Grunde nicht, wie ernst die Situation ist. Man muss sich wundern über Gottes Geduld. Manche stehen am Ende ihres Lebens vor dem Herrn, am Richterstuhl Christi, und sind gerade so mit ihrer Seele gerettet – aber sonst nichts.
Das Lebensende von Lot ist tragisch. Er endet als Alkoholiker, und seine Töchter treiben Blutschande mit ihm. Sie haben sogar die Nerven, den daraus entstandenen Kindern Namen zu geben, die deutlich machen, dass es Blutschande war. Die Namen der Kinder sind Moab, was „Vom Vater“ bedeutet, und Ammon, „Sohn meines Blutsverwandten“. Die Töchter haben keinerlei Moral mehr.
Das finde ich sehr tragisch. Lot hat sie nicht gottesfürchtig erzogen. Sie sind vom Sittenverfall Sodoms geprägt. Was für ein Ende! Was ist aus der Karriere geworden, die er sich erträumt hat?
Wir können uns fragen: Lernen wir daraus? Was ist unsere Seele wert? Was ist uns unsere Ehe wert? Was sind uns unsere Kinder wert? Trachten wir zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird Gott uns geben, was wir brauchen. Das kann durchaus wenig sein, aber wir werden Herzensfrieden haben.
Auch in der Kindererziehung tragen wir als Väter Verantwortung, sie in der Furcht Gottes zu erziehen. Lot hat das laufen lassen und im Grunde die Erziehung seiner Töchter der Welt überlassen. Da muss man sich nicht wundern, was dabei herauskommt.
Ach, hätte Lot doch noch Buße getan! Wäre er innerlich umgekehrt! Das Neue Testament sagt, er hatte eine gerechte Seele. Er selbst wird wohl gerettet, „wie durchs Feuer“, aber er kann niemanden mitbringen.
Auch das ist eine Frage an uns: Wer ist durch dich zum Herrn Jesus gekommen? Jesus könnte dich im Moment deiner Bekehrung sofort zu sich holen. Das wäre schön, oder? Sobald sich ein Mensch bekehrt, wäre er im Himmel. Aber er tut es nicht. Er lässt uns hier auf der Erde.
Warum? Damit wir für den Namen Jesus Zeugnis sind und andere erfahren, dass durch unser Leben Menschen errettet werden und eine Chance bekommen. Ich habe oft den Eindruck, es könnte völlig anders in dieser Welt aussehen, wenn wir Christen das begreifen würden.
Wir sind hier auf der Erde, damit Menschen vom Herrn Jesus erfahren und gerettet werden. Vor einigen Jahren habe ich ein Büchlein von Ralf Schallis gelesen. Er war Missionar in Algerien. Er sagte: Wenn jeder Christ in jedem Jahr nur einen Menschen zum Herrn führen würde – und die, die zum Glauben kommen, dann ebenfalls in jedem Jahr einen Menschen zum Herrn führen –, dann wären innerhalb von dreißig Jahren alle Menschen auf dieser Erde gerettet.
Ein Schneeballsystem, oder? Jetzt sind es schon fast zweitausend Jahre, und das Ende ist noch lange nicht in Sicht. Die Frage ist: Herr Jesus, du lässt uns hier auf der Erde, damit wir für dich da sind. Bitte gebrauche uns, damit Menschen gerettet werden.
Nehmen wir mit aus dieser Bibelarbeit: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ Amen.
