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Fröhlich in die Zukunft

03.07.1994Psalm 34,6

Begrüßung und Anlass des Gottesdienstes

In der vergangenen Woche erhielt ich einen Anruf. Eine Frau Eckart meldete sich und sagte, dass ich schon einmal mit ihrer Frau darüber gesprochen hätte. Sie wollte immer gern noch eine goldene Konfirmation feiern, und nun hat sie endlich ihre alten Mitkonfirmanten wiedergefunden.

Ich möchte Sie heute Morgen alle herzlich begrüßen. Ganz besonders darf ich jedoch die lieben Konfirmantinnen von vor 50 Jahren, aus dem Jahr 1944, in unserer Mitte willkommen heißen.

Es ist unser ganz normaler Gottesdienst, und doch soll dieser Tag ein Tag des Dankens und des Lobens sein – auch für die Lebensführung. Damals, vor 50 Jahren, im alten Kirchlein, das im Juli 1944 zerstört wurde, haben die Konfirmanden miteinander das Wort gesprochen: „Herr Jesus, dir leb ich, dir leid ich, dir sterb ich, dahin bin ich tot und lebendig, mach mich, o Jesu, ewig selig.“

Es ist so schön, wenn dies auch ein Motto ihres Lebens ist: „Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“

Wir wollen miteinander das schöne Loblied singen: „Wie groß ist des Allmächtigen Güte“ – Lied 485, die Verse 1, 2, 4 und 5.

Gebet und Dank an Gott

Wir wollen beten.

Du großer und mächtiger, ewiger Gott, wir danken dir, dass wir wie Kinder zu dir kommen dürfen und dich lieber Vater nennen dürfen. Wir freuen uns an all dem Schönen, mit dem du uns umgibst – an diesem Sommermorgen, an der strahlenden Sonne und an der Kraft des Lebens, die du uns schenkst.

Wir danken dir und preisen dich für all das Schöne und für alles, womit du uns versorgst. Doch an diesem Morgen wollen wir dich besonders dafür preisen, dass deine Güte und Liebe noch viel größer sind.

Du suchst auch heute Morgen die wunden Punkte in uns, wo wir keine Ruhe und keinen Frieden finden. Du kennst unsere Zweifel und unsere Fragen. Vor dir dürfen wir auch von Schuld sprechen.

Wir danken dir, dass du im Leben der Konfirmanden in diesen fünfzig Jahren immer mit deinem Wort und deiner gnädigen Führung da warst. Hilf uns heute allen, im Glauben fest zu werden, dir von Herzen zu vertrauen und durch dein Wort ganz neu gestärkt zu werden.

Wir danken dir, dass du niemanden hinausstößt und jedem jetzt deine Liebe zusprechen willst. So wollen wir jeder für sich in der Stille all das sagen, was uns bedrückt.

Du erhörst Gebet. Darum kommt alles, was Mensch heißt, zu dir. Amen.

Schriftlesung aus Jesaja und ihre Bedeutung

Ich möchte eine Schriftlesung aus Jesaja 33, Verse 17 bis 22 vorlesen.

Damals musste Jesaja die Botschaft vom Untergang Jerusalems verkünden. Es kam so furchtbar, wie es auch im Wort Gottes durch die Propheten angekündigt war. Mitten in diesem Schreckensgericht über Jerusalem und Juda kündigt Jesaja jedoch bereits das endzeitliche Retten an.

Für uns ist es immer wieder bewegend, wenn wir heute auf Israel blicken und sehen, wie all dies am Ende erfüllt werden wird.

Deine Augen werden den König in seiner Schönheit sehen. Du wirst ein weites Land erblicken, das mit dem Sehen verbunden ist. Das hängt heute mit unserer Predigt zusammen.

Dein Herz wird an den Schrecken zurückdenken und fragen: Wo sind nun die Schreiber? Wo sind die Vögte? Wo sind die, die die Türme zählten? Das war die Besatzungsarmee.

Du wirst das freche Volk nicht mehr sehen, das Volk mit dunkler Sprache, die man nicht verstehen kann, und mit stammelnder Zunge, die unverständlich bleibt.

Schau auf Zion, die Stadt unserer Feste. Deine Augen werden Jerusalem sehen, eine sichere Wohnung, ein Zelt, das nicht mehr abgebrochen wird.

Seine Pflöcke sollen nie mehr herausgezogen und keine seiner Seile zerrissen werden, denn der Herr wird dort bei uns mächtig sein.

Denn der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König, der uns hilft.

Lobpreis und Einladung zum gemeinsamen Singen

Mir haben schon einige gesagt, dass ich eine Flasche sei. Aber dass ihr mir zuruft, ich sei ein Volltreffer, das hat mich heute sehr ermutigt. Vielen Dank für euer Singen.

Wir singen jetzt Lied 279: "Jesu will ich bleiben". Dabei wollen wir die Verse 1 bis 3 singen. Das Lied widmen wir unseren goldenen Konfirmandinnen.

Anschließend dürfen Sie nach vorne kommen. Jetzt haben wir viel Platz, weil die Kinder gegangen sind. Drei Reihen sind frei und stehen Ihnen zur Verfügung.

Predigttext und Psalm 34, Vers 6 als Leitwort

Ich habe für diesen Gottesdienst als Textwort den sechsten Vers aus Psalm 34 ausgewählt. Psalm 34 ist ein Psalm von David, der entstand, als er in die Hände seiner Erzfeinde, der Philister, fiel. Dort wurde er durch ein ganz merkwürdiges und unverständliches Erlebnis befreit. Anschließend dichtete er diesen Psalm über die Güte und Barmherzigkeit Gottes.

Ich hoffe, dass Sie es heute trotz der Wärme schaffen, aufmerksam zu bleiben. Wir lassen heute alle Löcher offen – alle Türen, Fenster, was wir so haben. Nach diesem Sommer haben wir uns gesehnt. Ich habe oft das Wort gehört: „Früher, in unserer Kindheit, gab es noch richtige Sommer.“ Also, das ist ein richtiger Sommer. Da werden Sie später noch Ihren Enkeln davon erzählen. Das ist doch schön, wir genießen es.

Falls ich zu leise bin und die Fenster auch hinten offen bleiben müssen, dann winken Sie einfach. Dann weiß ich nicht, dass Ihr Schiff untergeht, sondern dass ich lauter reden muss. Machen Sie einfach ein Zeichen.

 Psalm 34, Vers 6: „Die auf ihn sehen, das heißt auf den Herrn, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht wird nicht zu Schanden; ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.“

Erinnerung an die Geschichte der Konfirmandinnen und die Herausforderungen der Zeit

Es ist sicher gut, dass ich zunächst ein Wort zu den goldenen Konfirmanden sagte. Wir haben uns in den vergangenen Jahren immer wieder bemüht, es hier zu schaffen, die früheren Konfirmanden einmal einzuladen. Doch es hat nie geklappt. Dabei wurde mir erst das Erschütternde bewusst: Von all diesen Jahrgängen sind meist alle Männer im Krieg umgekommen.

Einmal sagte jemand: „Nur ich bin übrig geblieben, und ich bin verkrüppelt aus dem Krieg zurückgekehrt.“ Man konnte spüren, wie tief diese Wunde sitzt.

Jetzt, gerade anlässlich des 50-jährigen Rückblicks, denkt man an damals, als diese jungen Mädchen eingesegnet wurden. Sie sind heute immer noch so nett und süß. Es war das Jahr 1944. Was für eine Zukunft lag damals vor ihnen? Nur wenige Wochen später wurde die alte Ludwig-Hofacker-Kirche, die unten am Eck stand, bei dem schrecklichen Bombenangriff am 25. Juli 1944 verbrannt und zerbombt.

Sicher war es auch für die Konfirmantinnen ein prägendes Erlebnis, das sie aus ihrem Familienkreis kannten. Oft waren es die eigenen Geschwister. Wenn der Postbote am Briefkasten ein Päckchen ablegte, ohne zu klingeln, wusste man: Darin war die Brieftasche vom gefallenen Bruder. Wenn man das einmal sieht, wird klar, dass auch das zum Leben gehörte – ein Leben, in dem alles wackelt, wankt und unsicher ist, ein Leben, das vom Tod umgeben ist.

Unsere Jungen können sich das vielleicht ein wenig plastisch vorstellen. Allein bei den Bombenangriffen auf Stuttgart fielen 500 Zentner Bomben. Fast 60 Prozent der Häuser in Stuttgart wurden total zerstört. Fast sechstausend Menschen kamen dort in den Trümmern ums Leben. Das war nur ein kleines Stück dieses Lebens.

Wenn wir heute unsere Konfirmandinnen erzählen lassen könnten, würden sicher viele schwere Dinge zum Vorschein kommen. Doch sie wollten nicht. Ich habe sie gefragt, was ihnen im Leben wichtig wurde. Dabei kamen oft schwere Themen zum Vorschein.

Ich sage das, weil man an diesem herrlichen Sommertag eigentlich nur die Lebensfreude spüren könnte. Doch hinter uns steht allen auch die große Belastung, das Schwere, das uns oft niederdrückt und traurig macht.

Zeugnisse von Leid und Hoffnung aus der Welt

Mir ging es in der vergangenen Woche so: Wir saßen mit einem Kreis von Missionsleuten zusammen. Dabei erzählten einige von Ruanda. Einer berichtete ganz glücklich, dass eine holländische Krankenschwester von den Franzosen gefunden worden sei. Sie habe heimtelefonieren können und die Errettung Gottes erlebt. Mehrfach seien vor dem Haus Leute gekommen und hätten gesagt: „Lass die da drinnen, die sind recht.“ Dann seien die Mördergruppen weitergezogen.

Ein anderer erzählte daraufhin, dass er auch Schlimmeres kenne. Er kenne einen Prediger in Ruanda, der eine Gemeinde mit tausend Leuten gehabt habe. Seit Jahren seien Hutus und Tutsi dort ein Herz und eine Seele gewesen. Deshalb habe man ihn, seine ganze Familie und alle Kinder grausam umgebracht – nur weil er die Grenzen der Volksstämme überwunden habe.

Diese Geschichte hat mich unheimlich erschüttert. Oft haben wir gar nicht vor Augen, was für Not und Leid um uns herum geschieht.

In der vergangenen Woche las ich einen Bericht unserer Krankenschwester Silvia Hochstrasser. Sie war im Süden von Angola in Kalukembe in einem Hospital tätig und wurde dann evakuiert. Auch den dort lebenden Afrikanern war es sehr wichtig, dass jetzt alle gehen sollten. Drei Viertel Jahre nach ihrer Rettung dachte ich, sie habe es hinter sich. Doch sie schrieb in einem Bericht: „Ich kann das nicht vergessen. Vor mir steht dieses grausame Bild.“

Sie beschreibt, es sei wie bei einem Hubschrauber, wenn man Leute von einem sinkenden Schiff birgt. Man könne noch hinuntersehen und sehe, wie sie auf dem schwankenden Schiffsrund stünden. „Ich kann das nicht vergessen. Dort gehen Menschen zugrunde, und mich hat man gerettet.“

Wie schwer kann einem das Leben werden!

In dieser Woche hatte ich ein Erlebnis im Altenheim. Dort war ein alter Mann. Während wir uns unterhielten, sagte er plötzlich einen Satz, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Den werde ich noch lange nicht bewältigen. Er sagte: „Früher, als ich jung war, war es für mich der schlimmste Schock, wenn junge Menschen gestorben sind. Heute muss ich sagen, ich beneide alle, die früh sterben durften.“

So kann das Leben einem zur Last werden.

Umgang mit Sorgen und Nöten im Glauben

Ich weiß nicht, wie es Ihnen heute geht. Vielleicht sitzen jetzt mitten unter uns Menschen, die schwere Sorgen, Nöte und Ängste haben, traurig sind und nicht wissen, wie es weitergehen soll. Was soll man in solch einer Situation tun? Abtauchen, weggucken, verdrängen oder vergessen? Nein, ganz genau hinsehen – ganz genau hinsehen.

Dieser Psalm entstand in einer völlig ausweglosen Lage. David war in die Hände seiner Feinde gefallen, und diese Feinde wollten ihn töten. Damals waren das ganz klar die Philister und der dort herrschende Hass. Sie wollten ihn umbringen. Doch dann geschieht etwas Merkwürdiges: David verstellt sich, als wäre er geisteskrank. Die Philister fallen darauf herein, schicken ihn weg und sagen: „Das kann doch nicht der David sein.“

Plötzlich wird David eine ganz neue Freiheit geschenkt. Er läuft in die Wüste und singt diesen Psalm. Seine Erfahrung ruft er allen zu. Er sagt, das müssen alle Elenden hören und sich daran freuen. Man muss auf den Herrn blicken, man muss auf den Herrn sehen – gerade in aller Not. Mittendrin ist der Herr, der lebendige Gott. Auf ihn muss man blicken.

Die Bedeutung des Glaubensblicks auf Jesus

Sehen Sie, mir war es jetzt wichtig, den ganzen Zusammenhang zu betrachten. Es soll nicht so sein, dass diese fröhliche Predigt die vielen Nöte einfach übersieht oder beiseiteschiebt.

Vielmehr sollen die Zuhörer mittendrin entdecken, dass der lebendige Gott, der Herr, da ist.

Aber wie kann man Gott sehen? Man kann Gott nicht mit den Augen sehen. Nein, mit unseren physischen Augen ist das nicht möglich. Das wird erst in der Ewigkeit möglich sein. Hier in dieser Welt können wir Gott nicht mit unseren Augen sehen, weil unsere Augen so viel Schmutz wahrnehmen. Den reinen, heiligen Gott können wir nicht sehen. Es sind die Augen des Glaubens gemeint.

Dabei ist es auch nicht gedacht, sich Gott bildhaft vorzustellen. Wir sollen uns Gott nicht in irgendeiner Vorstellung ausmalen.

Gott hat sich jedoch geoffenbart, und wir dürfen sagen, dass wir auf ihn sehen können – dort, wo er in Jesus mitten in diese Welt hineinkommt.

Dort sehen wir ihn, wie er mitten in den Stürmen steht, als das Boot auf dem See zu kentern droht. Dann dürfen wir Jesus sehen. Und wenn Jesus da ist, geht das Boot nicht unter.

Das soll die Konfirmanden über fünfzig Jahre hinweg begleiten: Wer auf ihn sieht, wird erquickt, und sein Angesicht wird nicht zu Schanden.

Sie können immer wieder sehen, wo Jesus sich aufhielt. Er war dort, wo die Schwerkranken, die Depressiven und die Verzweifelten waren. Er war bei den Pflegebedürftigen, denen keiner mehr half. Jesus war mittendrin.

Wo er ist, da gibt es keine Hoffnungslosigkeit. Dort muss man nicht den Kopf hängen lassen, dort gibt es nichts zum Verzagen oder Verzweifeln.

Und dann standen sie da, verspotteten Jesus, verhöhnten ihn und quälten ihn.

Wenn den Konfirmanden so etwas zuteilwerden sollte, sollen sie wissen: Jesus stand mittendrin.

Ich darf auf ihn sehen, wie er alles an sich vorüberziehen lässt. Das gibt uns Kraft, Mut und Zuversicht.

Bibelstellen zum Glaubensblick

Ich habe jetzt einfach in meiner Bibel noch ein paar Stellen herausgesucht. Nehmen Sie Ihre Bibel zur Hand und schauen Sie mal. Es ist nämlich interessant, wie oft das bei David in den Psalmen oder überhaupt in den Psalmen vorkommt, dass man das sehen kann – oder besser gesagt, mit dem Auge des Glaubens diesen Blick hat.

In aller Traurigkeit und in aller Not findet man diesen Blick zuerst in Psalm 16, Vers 8. Dort sagt David: „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen. Steht er mir zu rechter Hand, so werde ich nicht wanken.“ Morgens beim Aufstehen habe ich den Herrn vor Augen, wenn ich meinen Terminkalender durchsehe, wenn Menschen mich unter Druck setzen, wenn ich nachts nicht schlafen kann.

Ich habe den Herrn vor Augen, den barmherzigen, gütigen Heiland Jesus, den guten Hirten, der mich auch durchs finstere Tal führt. Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist doch da.

In Psalm 25, Vers 15 heißt es: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.“ Meine Augen sehen stets auf den Herrn – woher kommt diese Formulierung? Ich kann es Ihnen sagen: Die schweren Erlebnisse, auch die schrecklichen Bilder, die wir immer in uns aufnehmen müssen, prägen unsere Seele in der Tiefe. Solche Schreckensbilder können wir gar nicht richtig verarbeiten, und sie ziehen uns immer tiefer mit unserer Seele zu sich.

Es ist, als würden sie uns in einen Abgrund hineinziehen. Wir müssen aufpassen, dass wir wieder herauskommen aus dieser Sorge, aus dieser Kraft der schrecklichen Erlebnisse und Bilder. Ich verstehe, wenn einer sagt: „Ich werde nicht damit fertig.“ Wie sollen wir auch damit fertig werden? Mit Erfolg kommt man leicht zurecht. Aber wenn es so schwer ist, wenn man abgeben muss, wenn man Unrecht erfährt, wenn man leiden muss – wie will man da fertig werden?

Da heißt es: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn, ich blicke durch die Not hindurch, denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.“ Das ist wie bei einem Tierfänger, der das Tier an den Füßen festhält, sodass es nicht mehr laufen kann. Aber er macht mir wieder die Freiheit, ich kann wieder laufen.

In Psalm 26, Vers 3 steht: „Deine Güte ist mir vor Augen.“ Machen Sie das auch so: Die Güte Gottes – die unendlich ist, die uns liebt und uns all seine Güte zuwendet – ständig vor Augen haben. Wenn Sie daran dauernd denken, allzeit vor Augen, wie kann das bei Ihnen neu aussehen?

In Psalm 54, Vers 5 wird das Gegenteil gesagt: „Die Spötter, die Gottlosen, erheben sich gegen mich, Gewalttäter trachten mir nach dem Leben. Sie haben Gott nicht vor Augen.“ Aber ich habe Gott vor Augen. Dann weiß ich, dass alles, was sie sich ausdenken, nicht gelingen kann. Ich bin ganz ruhig.

 Psalm 123, Vers 2 zeigt ein Bild, über das man immer wieder nachdenken muss. Es beginnt: „Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du im Himmel wohnst. Ich blicke nach dir aus der Bedrängnis, aus der Angst, aus der Not, aus der Verzweiflung, aus der Schwermut.“ Ich blicke auf zu dir.

„Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen, wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Herrin, so sehen unsere Augen auf den Herrn, unseren Gott, bis er uns gnädig werde.“ Da ist die Angst da. So wie die Sklaven Angst vor dem Chef haben.

Manchmal trauen wir uns kaum, zu Gott zu kommen. Wir haben Angst vor Gott – auch in diesem Sinne. Und wie die Sklaven aufblicken, so dürfen wir wissen: Die Sklaven sind nicht kühn. Sie wagen es nicht, frech zu sein. Aber wir dürfen mutig sein.

Der lebendige Gott hat auch mein Leben in seiner Hand, und er wird für mich sorgen. Ich darf auf ihn blicken. Er wird alles gut machen, auch mit mir. Er ist uns gnädig, ich weiß das. Und dann kann ich mutig und unerschrocken den Gefahren in die Augen sehen.

Man muss also ganz genau hinsehen, aber nicht nur die Not sehen, sondern den lebendigen, gegenwärtigen Herrn mitten in der Not. Da muss man hinsehen. Realistisch muss man sein, ganz realistisch! Aber nicht den vergessen, den man nicht mit den Augen sehen kann, sondern mit dem Glauben.

Die Freude des Glaubensblicks

Das macht uns ungemein fröhlich. Dieser Blick macht uns ungemein fröhlich – das ist mein zweiter Punkt. Wer auf ihn sieht, auf den Herrn, der wird erquickt.

In der alten Lutherbibel heißt es: „Die auf ihn sehen, auf den Herrn sehen, die werden erquickt.“ An einem heißen Sommertag weiß man, wie erquickend ein kühler, kalter Trunk sein kann. Stellen Sie sich vor, jetzt würde mir jemand ein Glas kaltes Wasser bringen – wie erquickend das wäre! Aber warten Sie noch einen Moment, dann bekommen wir es irgendwo auch.

Im neuen Luthertext wird jedoch ein anderes Bild verwendet: „Denn die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude.“ Das gefällt mir noch besser als das Erquicken – strahlen vor Freude.

Sind Sie ein Mensch, der strahlt vor Freude? Dann stimmt Ihr Glaube noch nicht ganz. Wir wollen jetzt nicht Gefühle machen, niemanden manipulieren oder hypnotisieren. Mit Gefühlen kann man spielen, man kann manches einreden, und darum geht es hier nicht. Die Freude soll als selbstverständliche Folge meines Glaubens kommen – die Freude. Und zwar die strahlende, glänzende. Im Englischen steht da „scheinen“, „leuchten“, „strahlen“ – wieder das gleiche Wort „vor Freude“. Und das bei Menschen, die durch schwere Not und Leiden gehen.

Wie kann man das sagen? Warum denn? Weil es viel wichtigere Dinge gibt als das, was uns oft in die Tiefe zieht. Ich sehe auf den Herrn Jesus, und dann sehe ich ihn. Das bleibt die Hauptsache. Deshalb ist es in unserer Kirche so groß in die Mitte gestellt: Jesus am Kreuz, der für mich stirbt.

Ich weiß nicht, ob Sie einmal im Leben richtig gelitten haben unter Ihrer Schuld – so wie es uns hier einmal jemand erzählt hat, nach einem Verkehrsunfall, bei dem er einen Menschen schwer verletzt hat und selbst schuld war. Wie er keine Ruhe und keinen Frieden mehr fand. Es war ihm so leid, und er konnte es nicht wieder gut machen – was für eine Schuld!

Wenn Sie das aus Ihrem Leben kennen, vielleicht ist es die Schuld an Ihren Vorfahren – wie soll Schuld vergeben werden? Dann kommen Sie in die Traurigkeit, in die Verzweiflung, in die Depression, in die Untiefen hinein.

Und dann macht nur eines wieder fröhlich: die auf den Herrn sehen. Er hat meine Schuld gesühnt. Es gibt eine vollständige Vergebung. Das ist die Mitte des christlichen Glaubens.

Viele Leute meinen, die Mitte des christlichen Glaubens sei, dass wir gute Leute sind und gute Taten tun wollen. Auch wenn es so wäre – die Freude unseres Lebens kommt von der Vergebung Jesu her. Er hat für mich bezahlt, und davon lebe ich.

Beispiel eines Missionspioniers als Vorbild

Wenn man nach Burma oder Indien reist, kann man den Spuren von William Carey folgen. Er war einer der großen Missionspioniere. Es ist immer wichtig, als Christ auch die Namen solcher Menschen zu kennen, die mit ihrem Leben Großes geleistet haben.

William Carey war ursprünglich Schuhmacher von Beruf. Doch er ging als Einzelner hinaus, zu einer Zeit, als noch niemand in die Mission ging. Er gründete 126 Gymnasien und eine Universität in Serampore, die heute noch zu den bedeutendsten in Indien zählt.

Außerdem übersetzte er die Bibel in 15 Sprachen – was für ein Genie! Als er starb, saß jemand an seinem Krankenbett und sprach mit ihm über das, was er in seinem Leben alles geleistet hatte. Carey wurde unwillig und sagte mit seiner letzten Kraft: „Red doch nicht von meinen Leistungen, red doch lieber von meinem Heiland. Das ist das Entscheidende, was mich hält.“

Auf seinem Grab steht das Wort:
„Ein schuldig, schwach und hilflos Wesen falle ich in deine freundlichen Arme. Du, Herr, bist mein Fels, mein Genesen, mein Heil und meine Lust.“

Umgang mit Zweifel und Vertrauen auf den guten Hirten

Ich weiß nicht, wo Ihre Anfechtungen herkommen. Kennen Sie auch den Höllenhund, den Zweifel, der einen manchmal ganz verunsichern kann? Wenn man das Bellen schon hört, dann wird einem Angst.

Ich sage das jetzt, weil es immer wieder Leute gibt, die sagen, ich rede nie vom Zweifel. Doch so unheimlich, wie der Zweifel uns im Leben lahmlegen kann – auch im Glauben.

Aber wie ist es beim Hirtenhund? Wenn der hinter dem Schafherd läuft, wohin läuft das Schaf? In die Arme vom guten Hirten. So müssen Sie es machen. Wenn Sie den Höllenhund des Zweifels hören, laufen Sie zum guten Hirten hin. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude.

Es mag viele Dinge in Ihrem Leben geben, die Sie zur Verzweiflung, zur Traurigkeit und sogar zur Ohnmacht führen. Aber der Glaube, der Blick auf Jesus, macht Freude. Sie werden strahlen vor Freude. Und wie wird es erst sein, wenn wir ganz realistisch unserem eigenen Sterben in die Augen schauen?

Der moderne Mensch kann so viel, aber er kann sein Sterben nicht mehr bewältigen. Ich hoffe, dass Sie Ihr Sterben bewältigen und sagen können: Egal, wann mein Ende kommt – heute oder morgen – ich weiß, dass es mir mit Jesus gelingt.

Ich weiß, dass ich auferstehen werde mit einem neuen Leib. Und in dem Augenblick, wo ich hier sterbe, werde ich bei Jesus sein. Weil er für mich gestorben ist, weil er mich löst aus dem Tod, weil er die Schlüssel der Hölle und des Todes hat und weil er mich gültig freisprechen kann – auch für das jüngste Gericht.

Beim Letzten: nie mehr Schamrot, nie mehr Schamrot!

Es gibt natürlich Stunden in unserem Leben, in denen wir sehr schamrot werden. Es ist ein gesundes Zeichen von älteren Menschen, dass sie über manches in ihrem Leben Scham empfinden. Sie haben falsch gelebt, das war verkehrt.

Ihr jungen Leute ahnt gar nicht, wie es einen später reut. Da denkt man als junger Mensch mit seinem weiten Gewissen noch gar nicht dran. Es wird einem später oft unheimlich sauer und bitter.

Und da heißt es jetzt plötzlich: Ihr Angesicht wird nicht mehr schamrot, auch nicht, wenn man daran denkt.

Herr, lass mich nicht in die Torheit des Alters verfallen! Wie wird auch alles werden? Ich weiß doch, wer zu Recht Gottes sitzt. Da ist Jesus erhöht im Himmel. Er wird für mich streiten, er bietet beim Vater für mich.

Ich bin in bester Betreuung und Versorgung. Und ich brauche keine Angst zu haben vor dem, was in der Zukunft vor mir steht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude. Und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.

Persönliche Erfahrung und Ermutigung

Meine Frau und ich wollen Urlaub machen, ein paar Tage. Wir wandern gern.

Aber ich habe Ihnen ja immer wieder gesagt: Ich habe so eine blöde Art. Mit meiner Willenskraft wollte ich den Schwindel schon längst besiegen. Ich sage, das ist natürlich Blödsinn. Das ist auch etwas, was Sie mir als Trost mitgeben können.

Aber das kommt halt, wenn da so eine Riesenfelswand ist. Dann muss meine Frau nur mir vorausgehen, und ich muss auf sie blicken. Dann habe ich keinen Schwindel mehr. Sie können mich mit meinen vier Zentnern gar nicht halten, nicht?

Aber verstehen Sie: Der Blick genügt schon, damit der Schwindel weg ist. Die, die auf ihn sehen, werden Strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.

Geschichte eines alten Stadtmissionars

Ich habe gestern einen Brief von meinem alten Stadtmissionar bekommen, der mich als Kind betreut hat. Mit der Zeit wird mir immer bewusster, was er mir damals mitgegeben hat. Er war ein glänzender Erzähler.

Er hat uns immer Geschichten erzählt, und gerade an diesen Geschichten wird das am besten deutlich. Er lebt jetzt in einem Pflegeheim und darf schon lange nicht mehr das Heim verlassen. Er schreibt nur noch mit ganz zittriger Schrift und sehr großen Buchstaben, und er sieht fast nichts mehr.

Gestern hat er mir mit großen Buchstaben ein Blatt mit einer Erzählung geschickt. Ich habe ihm zurückgeschrieben und gesagt, dass ich diese Geschichte heute meiner Gemeinde erzählen will. Es ist eine ganz schlichte Geschichte, und ich dachte, dass dieser Seelsorger sie so sagen konnte, wie ich sie jetzt einfach für ihn an Sie weitergeben möchte.

Er erzählt eine Geschichte, die in einem Büro spielt. Seine Sekretärin sagt zu ihrem Chef, der mitten in den besten Jahren ist: „Herr Doktor, ich sehe, Sie sind verzweifelt.“ Der sitzt an seinem Schreibtisch und hat den Kopf zwischen den Händen gestützt.

Der alte Mann im Pflegeheim schreibt mir diese Geschichte. Der Chef spielt mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen. Er hatte einige geschäftliche Pannen und weiß nicht, ob er sein Geschäft überhaupt noch durchkriegt. Dazu leidet er an einer Nervenkrankheit, die die Ärzte nicht in den Griff bekommen.

Dann sagt die Sekretärin: „Herr Doktor, warum können Sie sich nicht Gott anvertrauen, sich ihm zuwenden? Es gibt doch eine höhere Instanz, die auch für Sie sorgt. Hängen Sie Ihre ganze Existenz an den allmächtigen Gott. Nehmen Sie mir bitte nicht übel, dass ich Sie so bemuttere, aber ich kann nicht mitansehen, wie Sie leiden.“

Der Chef schaut sie an und sagt: „Eigentlich beneide ich Sie um Ihren Glauben. Ich habe keine Beziehung zu Gott, bei mir ist eine große innere Leere. Ich kann nicht glauben, ich habe dafür kein Organ. Ich bin wie in einem langen unterirdischen Stollen, aus dem es keinen Ausweg gibt. Beten Sie für mich.“

So, oder so ähnlich, habe ich diese Geschichte schon oft erlebt. Vielleicht hätte ich in meiner Dummheit schon längst aufgehört. Aber die Geschichte dieses erfahrenen Seelsorgers, der vor Jahrzehnten Diakon in Stuttgart war, geht noch weiter.

Die Sekretärin sagt zu ihrem Chef: „Ja, ich bete schon lange für Sie, doch das müssen Sie wissen: Ich kann nicht für Sie glauben, ich kann nicht für Sie vertrauen. Das müssen Sie jetzt selbst machen. Und wenn es nur ein Schrei der Verzweiflung zu Gott ist, müssen Sie es tun, sonst gehen Sie unter. Ich dränge Sie.“

So sagt es Zeiss in der Geschichte, die er mir geschickt hat: „Ich bedränge Sie jetzt, vertrauen Sie sich diesem lebendigen Gott an. Legen Sie alles nieder, was Sie bedrängt, was Sie falsch gemacht haben und was Sie nicht lösen können. Er kennt Sie, er weiß auch um Ihre Schuld, und er liebt Sie. Aber Sie müssen selbst kommen, abladen und vertrauen. Das kann niemand von Ihnen nehmen.“

So war die Geschichte, und das rufe ich Ihnen zu. Wie oft habe ich Ihnen das immer und immer wieder gesagt? Ich will Ihnen sagen: Verzweifeln Sie nicht. Da bin ich wieder Paulus in derselben Gesellschaft, dem es nicht verleidet, immer dasselbe zu sagen.

Das Größte, was wir einander sagen können, ist: Blicke auf zu Jesus! Aber vertraue dich mit deinem Schmerz heute ihm an. Hör es nicht bloß, vertraue ihm, glaube ihm. Das ist ein Schritt, den Sie gehen müssen.

Und es gibt nichts Größeres, was man einem Menschen zurufen kann, als: Jesus ist da, blicke auf ihn! Amen.

Gemeinsames Lied und Gebet

Ich will dich lieben, meine Stärke, ich will dich lieben, meine Zier. (Verse 1, 2, 5 und 6)

Wir wollen beten: Du, Herr, bist das Licht, das alle Welt erleuchtet. Du kannst auch in die Finsternis unseres Lebens hineinleuchten. Wir danken dir, dass du uns jetzt gerufen hast, dass du uns getroffen hast, damit wir unser Vertrauen ganz neu auf dich setzen.

Herr, vergib uns, wo wir dir gegenüber noch zweifeln, obwohl du uns so nahekommst und uns umgibst. Wir dürfen all das bei dir ablegen, was uns oft so schwerfällt, was wir nicht mehr bewältigen können, und was auch Fakten sind, die uns anklagen und belasten.

Wir freuen uns, dass du, Herr, volle Vergebung schenkst. So bitten wir jetzt besonders für die Kranken, die Leidenden, die Schwermütigen und die Alten, dass sie diesen Schritt tun. Wenn wir es anderen zurufen, so geh du mit uns und bekräftige dein Wort.

Wir denken auch an alle, die in deinem Dienst tätig sind, hier in unserem Land oder auch in der weiten Welt, und die in deiner Liebe helfen wollen. Gib ihnen deine Nähe, ganz besonders in den schweren Herausforderungen und Nöten, in denen sie stehen.

Ich will dir auch noch einmal danken für das Leben dieser Konfirmandinnen, die du durch fünfzig Jahre so treu hindurchgeführt hast. Du hast nie enttäuscht, dein Wort hat nie getrogen. Verzeih uns, wo wir deinem Wort nicht geglaubt haben.

Wir bitten dich besonders, dass du die weitere Wegstrecke dieser Konfirmandinnen segnest und sie an deiner Hand führst.

Lasst uns gemeinsam beten:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Abschlusslied und Einladung zum Gespräch

Für unsere Konfirmandinnen singen wir noch das Lied 274, „Jesu, gehe voran“.

Ich möchte aber noch einmal öffentlich fragen, ob nicht doch noch jemand von Ihnen, Frau Eckhart, die Sie ja mutig sind, noch ein kurzes Wort hier sagen möchte. Oder ob Sie alle sich noch einmal kurz mit Ihrem Denkspruch vorstellen möchten. Frau Scheible ist hier, sie ist die Tochter meines Vorvorgängers. In den fast sechzig Jahren, in denen es diese Kirche gibt – ja, es sind sogar über sechzig Jahre – bin ich erst der dritte Pfarrer.

Die anderen hatten alle gutes Sitzfleisch hier. Das liegt an der Gemeinde, nicht wahr?

Also, deshalb noch ein kurzes Wort nachher. Wir singen die Verse und dann bin ich gespannt, ob jemand so keck und mutig ist und vortritt.

Lied 274, Verse 1 bis 4.

Berichte der Konfirmandinnen und ihre Lebenszeugnisse

Wir möchten uns herzlich bedanken, dass wir heute hier sein dürfen. Es ist sehr lange her, dass ich zum ersten Mal an einem Gottesdienst in dieser Kirche teilgenommen habe. Für mich ist Bethel mein zweites Zuhause als Diakonisse, und damals kam ich nicht mehr nach Stuttgart zurück.

Meine Eltern zogen auf die Alb, nachdem die Gemeinde weitgehend zerfallen und die Kirche zerstört war. Sie waren nicht mehr hier. Dennoch erinnere ich mich gut an den letzten Gottesdienst in der ersten Ludwig-Hofhacker-Kirche, der ein Trauergottesdienst für meinen zweitältesten Bruder Gerhard war. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt – sogar mehr als heute.

Mein Gedenkspruch, den ich vor fünfzig Jahren hier erhalten habe und der mir immer wegweisend war, lautet: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Dieses Wort hört man auch oft bei Taufen. Es hat mich stets begleitet.

Ich hatte hier auch meine Konfirmation – damals war die Gruppe sehr klein, weil viele evakuiert waren. 1944 kamen einige zurück, ein paar wenige blieben immer hier und waren nicht evakuiert. Genau an meinem Konfirmationstag lag ich im Krankenhaus in Heidenheim, da der Verdacht auf Scharlach bestand.

Damals schrieb ich dem Pfarrer Scheible, dass wir Gutes von Gott empfangen haben und das Böse nicht annehmen sollten. Ich konnte also nicht zur Konfirmation kommen, weil ich im Krankenhaus war. Dies rührte Pfarrer Scheible so sehr, dass er mit meinem Brief zu meinen Eltern ging und sagte, ich sei eine echte Konfirmandin, die sich konfirmieren müsse.

Vierzehn Tage später, an einem Jugendsonntag, stand ich dann ganz allein hier. Wie vorhin die Kinder, die alle vorne standen, erinnere ich mich, dass damals auch die Kinder vorne saßen. Ich durfte alle Teile der Konfirmation, die man sonst gemeinsam sagt, allein aufsagen. Am Schluss sagten die Leute, das sei noch einmal eine richtige Konfirmation gewesen.

1955 wurde ich hier in der Kirche getraut – das war bereits die neue Kirche. Ich danke auch, dass ich heute hier sein darf. Frau Eckert hat alles arrangiert, und dafür möchte ich ganz herzlich danken.

Nun möchte auch Frau Deetsch ein Wort sagen.

Ich freue mich sehr, dass wir heute hier sein können, auch wenn wir nur wenige sind. Mein Name ist Margot Deetsch. Mein Denkspruch lautet: „Des Herrn Rat ist wunderbar, und er führt es herrlich hinaus.“ Dieses Wort hat mich durch gute und schwere Zeiten begleitet. Ich habe mich immer wieder daran erfreut und freue mich, heute hier zu sein.

In unregelmäßigen Abständen war ich manchmal mit meinen Brüdern und meiner Schwägerin, die auf der Alb wohnen, hier zum Gottesdienst. Mein Neffe wurde vorletztes Jahr hier getraut – Wolfgang Deetsch und Adelheid. So gab es eine lose Verbindung zur Gemeinde, obwohl ich viele Jahre in der Lüneburger Heide tätig war. Erst seit letztem Jahr wohne ich wieder im Ruhestand in Laichingen.

Bei mir gab es durch die Verlagerung mit der Schule eine Art Notkonfirmation an der Prinz. Wir bekamen damals nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Neuen Testament. Trotzdem war mein Denkspruch: „Christus spricht: Ich bin gekommen, dass ihr das Leben und volle Genüge haben sollt.“ Dieser Spruch hat mich trotz aller schweren Zeiten immer wieder begleitet.

Wir sind sehr dankbar, heute hier sein zu dürfen. Vielen Dank! Es ist für uns ein großer Eindruck, dass Sie das alles arrangiert haben.

Wer noch bis zum Segen bleiben möchte, dem werde ich nur noch die weiteren Abkündigungen vortragen. Ganz herzlichen Dank!

Was mich am meisten freut, ist, dass eine junge Generation den Weg weitergeht. Das ist sehr ermutigend. Wir denken auch an das Ferienwaldheim, das in der übernächsten Woche beginnt. Es soll in unsere Fürbitte eingeschlossen werden.

Bericht aus dem Südsudan und Fürbitte

Ich möchte noch etwas zum Thema Opfer sagen. Wir haben einen Brief von unserer Wilma Krützen erhalten, einer Krankenschwester von Christliche Fachkräfte International, die im Südsudan im Bürgerkriegsgebiet tätig ist.

Sie schreibt, dass sie vier Tage in Mankien verbracht haben, einem Gebiet im westlichen Oberen Nil. Dort leben Menschen, doch das Land selbst ist weit offen, mit kaum Schatten spendenden Bäumen entlang der Wege und Dörfer. Die Bedingungen waren sehr schwierig. Das Wasser war stark verschmutzt, und alle ihre Filter konnten diesen Schmutz nicht mehr bewältigen.

Dennoch zeigt Wilma Krützen gemeinsam mit Martina Riedl eine enorme Ausdauer, die auch von uns ausgesandt wurde. Sie berichtet weiter, dass die größte Schwierigkeit darin besteht, dass die dortigen Afrikaner alle darauf warten, Medikamente zu erhalten. Doch gerade davon gibt es kaum noch etwas. Ihre gesamte Therapie besteht nun darin, mit den vorhandenen Mitteln, die noch vor Ort sind, zu helfen.

Wilma schreibt auch von der Gemeinde: Dort gibt es noch eine kleine presbyterianische Kirche und einen Evangelisten, der seit vier Jahren stationiert ist. Leider ist nur sehr wenig von einer Struktur und Leitung sichtbar. Wir können von hier aus nur aus der Ferne Beistand leisten und diese Menschen weiterhin betreuen.

Während dieser Zeit war Martina Riedl fleißig in Ayot. Wahrscheinlich wird dies unser nächster Bezirk für ein Gesundheitsprojekt sein. Insgesamt haben sie sechs Stationen besucht – alle zu Fuß, versteht sich – um die neuen Studenten zu beaufsichtigen. Dabei handelt es sich um Gesundheitshelfer, die dort ausgebildet werden.

Ich finde es großartig, wenn man so direkt verbunden ist. Wir sollten unsere Opfer heute für diesen Dienst einsetzen, der dort in aller Stille mitten im Bürgerkriegsgebiet im Südsudan geleistet wird. Das Gebiet ist völlig abgeschnitten, es gibt keine Autos mehr und keine Hilfe kann mehr eintreffen. Alles ist umzingelt von Moslemrebellen und von der Regierung, die alles bekämpft.

Wir wollen für sie beten und sie in unsere Fürbitte einschließen.

Traueranzeige und Segenswünsche

Bestattet wurde in der vergangenen Woche Johann Grössinger, 79 Jahre alt, Verwaltungsbeamter in der Hohenheimer Straße 32.

"Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen." Wir alle dürfen uns unter die segnende Hand Gottes stellen, auch Sie, für Ihr weiteres Leben in der Führung dieses freundlichen Gottes in seiner Güte.

Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig! Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!