
Eine der beeindruckenden Erinnerungen aus meiner Kindheit hat mit diesem Schiff zu tun. Gleich kommt ein Foto davon. Wer kennt dieses Schiff? Zwei Personen hier, das überrascht mich. Ich hätte nicht gedacht, dass... Ah, noch mehr, okay, super, einige Leute erkennen dieses Schiff.
Dieses Schiff gehörte der Missionsgesellschaft OM und segelte 32 Jahre lang buchstäblich um die ganze Welt. Es brachte Christen und evangelistische Literatur in Länder, die wenig Kontakt mit dem Evangelium hatten.
Als ich fünf Jahre alt war, lag dieses Schiff in Goa, Indien. Damals lebte ich mit meiner Familie dort, und wir besuchten das Schiff natürlich. Schon als Fünfjähriger war das ein tolles Erlebnis. Es war mein erstes Mal auf einem Schiff, zumindest soweit ich mich erinnern kann.
Beeindruckend war auch, dass die gesamte Besatzung und alle Mitarbeiter auf diesem Schiff Christen waren. Das betraf auch die Kapitäne, die Matrosen und so weiter. Sie kamen aus verschiedenen Ländern, es war also ein sehr internationales Schiff.
Durch dieses Schiff wurde mir richtig bewusst, wie weltweit die Mission der Gemeinde Christi ist. Auf diesem Schiff wurde das für mich wirklich verbindlich.
Einige wissen vielleicht, wie das Schiff heißt. Ich habe den Namen schon gehört: Doulos. Wer weiß, was Doulos bedeutet? Diener, Knecht, genau. Das passt sehr gut zu unserer heutigen Predigtstelle.
Es ist verbindlich, worum es heute in der Predigt gehen wird: der Gottesknecht für die ganze Welt. Wenn ihr dieses Bild im Kopf behaltet, wird es sehr helfen, euch an den Inhalt der Predigt zu erinnern.
Hört mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merkt auf! Der Herr hat mich berufen von Mutterleib an. Er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoss der Mutter war.
Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht. Mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum scharfen Pfeil gemacht und mich in seinem Köcher verwahrt.
Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will. Ich aber dachte, ich arbeite vergeblich und verzehre meine Kraft umsonst und unnütz, obwohl mein Recht beim Herrn ist und mein Lohn bei meinem Gott.
Nun aber spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen und Israel zu ihm sammeln soll. Darum bin ich vor dem Herrn wertgeschätzt, und mein Gott ist meine Stärke.
Er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die zerstreuten Israels wiederzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, damit du mein Heil bis an die Enden der Erde seist.
Gleich zu Beginn sehen wir, dass der Gottesknecht spricht und dazu aufruft, aufmerksam zu sein. Er wendet sich an die Nationen. Die Inseln, wie Matthias letzte Woche erklärt hat, stehen für die fernen Länder. Somit sind hier alle Völker und Nationen angesprochen.
Der Gottesknecht hat etwas Wichtiges zu offenbaren, das weltweite Bedeutung hat. In den vorangegangenen Kapiteln hat Gott vor allem sein Volk Israel angesprochen. Jetzt jedoch sind die Nationen gemeint. Gott wirkt nicht nur für Israel, sondern er ist für die ganze Welt aktiv – und zwar durch diesen Gottesknecht.
So enthüllt dieser Knecht ein Geheimnis. Wir sind beim ersten Punkt: Der Gottesknecht wird berufen, Gottes Ehre zu verkünden. Er offenbart, dass dies seine Aufgabe ist, die er von Gott erhalten hat. Gott hat ihn berufen, bevor er geboren wurde. Das bedeutet, schon vor seiner Geburt wurde er dem Herrn für eine besondere Aufgabe geweiht.
In Vers 2 lesen wir, dass er des Herrn Waffen sein wird. Sein Mund wird wie ein scharfes Schwert beschrieben, und er wird zu einem spitzen Pfeil gemacht. Das deutet darauf hin, dass der Knecht einen wichtigen Wortdienst hat. Durch seine Verkündigung wird er in die Herzen der Menschen eindringen.
Ein ähnliches Bild finden wir in Jesaja, wo es ebenfalls um den Messias geht. Dort heißt es, dass er mit dem Stab seines Mundes die Gewalttätigen schlagen wird. Es geht also um Verkündigung und den Dienst des Wortes.
Noch sind diese Waffen geheim. Sie sind noch nicht vollständig offenbart. Das Schwert ist mit der Hand des Herrn bedeckt, und der Pfeil liegt im Köcher. Doch zur rechten Zeit werden sie offenbar werden.
Dieser Gottesknecht wird eine Wirkung sowohl nah als auch fern haben. Das wird kurz durch diese zwei Waffen ausgedrückt: Das Schwert steht für die Nähe, der Pfeil für die Ferne. Durch diesen Knecht wird Gott den Nationen seine Ehre verkünden und seine Herrlichkeit zeigen.
Das sehen wir in Vers 3, wo es heißt: „Du bist Israel, mein Knecht, durch den ich mich verherrlichen will.“ Durch diesen Knecht sollen die Schönheit, Weisheit, Ehre, Macht und der Ruhm Gottes der ganzen Welt offenbart werden.
Wer ist dieser Knecht? Es ist Israel. Das steht ja auch so im Text. Viele von euch haben bestimmt an Jesus gedacht. Im Kindergottesdienst lernt man oft, die Antwort sei immer Jesus. Und das stimmt auch: Dieser Text weist auf jeden Fall auf Jesus hin, wie wir noch sehen werden.
Aber zuerst müssen wir in diesem Text die Berufung erkennen, die das Volk Israel hat. Dafür brauchen wir den biblischen Kontext. Jetzt folgt ein kleiner Exkurs, in dem wir über Israels Berufung nachdenken – also über das Volk Israel und seine Berufung.
Jesaja hat das Volk Israel schon „Gnäsch Gottes“ genannt. Davon lesen wir in Kapitel 41, Vers 8. Das müsst ihr nicht extra nachschlagen, das könnt ihr euch notieren. Israel ist Gottes Knecht. Sie wurden von Gott berufen und erwählt. Ihnen wurde eine besondere Aufgabe, ein besonderer Auftrag gegeben: Sie sollten alle Völker der Erde segnen.
Die Schrift macht das an verschiedenen Stellen sehr deutlich. In 1. Mose wird Abraham, Isaak und ihren Nachkommen gesagt: „Durch euch“ – durch dich, Abraham, durch dich, Isaak, und durch deine Nachkommen – „möchte ich die ganze Welt segnen.“
Sie sollten die Priester für die Nationen sein. Das wird dem Volk Israel in 2. Mose 19 beauftragt, als sie vor dem Berg Sinai stehen. Bei diesem wunderbaren Gottesdienst, der dort beschrieben wird, kurz bevor das Gesetz ihnen gegeben wird, sagt Gott zu ihnen, sie sollen Vermittler sein zwischen Gott und den Nationen. Sie sollen ein Königreich von Priestern sein.
Sie sollten die Nationen über Gott lehren und vor Gott für die Nationen eintreten. Anhand Israels sollten die Nationen sehen, wie herrlich Gott ist. Ja, wie gut und wohltuend es ist, unter Gottes guter Herrschaft zu leben. Das kommt an vielen Stellen in den ersten fünf Büchern Mose zum Ausdruck.
Israel soll mit anderen Worten wirklich Werbung für Gott machen in der Welt. Das soll durch die Art und Weise geschehen, wie sie leben, durch das, was sie verkündigen, und so weiter. Es ist also Werbung für Gott.
Ich war einmal in einem Einkaufszentrum in Texas, und mein Lieblingsort dort – vielleicht wundert sich der eine oder andere – ist der Food Court, also der Bereich, in dem sich die Restaurants befinden. Ein Einkaufszentrum ist eben genau dieser Ort, an dem verschiedene Angebote an einem Platz zusammenkommen. Schöneres gibt es kaum. Ich wusste schon, wohin ich wollte.
In Texas und den südlichen Bundesstaaten Amerikas ist Chick-fil-A sehr bekannt. Das ist ein bisschen wie KFC, und ich wollte unbedingt dorthin, weil ich schon viel darüber gehört hatte. Außerdem liebt meine Frau Chick-fil-A. Kurz bevor ich dorthin ging, kam mir eine Mitarbeiterin aus der Cajun-Küche entgegen. Derrick Thornton kennt die Cajun-Küche, und die ist richtig gut. Die Mitarbeiterin reichte mir eine Kostprobe, die so lecker war, dass ich nicht mehr an Chick-fil-A denken konnte. Das war jetzt genau das, was ich wollte.
Israel soll ein bisschen so für die Welt fungieren. Israel hatte die Aufgabe, den Menschen zu zeigen, dass sein Gott allen anderen Göttern der Nationen weit überlegen ist. Dadurch sollte den Menschen der Glaube an Gott wirklich schmackhaft gemacht werden. Das war ihre Aufgabe.
Leider sind sie an diesem Auftrag gescheitert. Sie haben die Nationen nicht zum Guten beeinflusst, sondern wurden stattdessen ständig selbst zum Schlechten beeinflusst. Anstatt den Nationen den wahren Gott zu verkündigen, nahmen sie die Götter der Nationen als ihre eigenen an. Anstatt dass Menschen durch Israel Gott verherrlichten, hat das Volk Israel durch sein sündhaftes Verhalten und das entsprechende Gericht, das über sie kam, die Völker, also die Nationen, dazu veranlasst, den Gott Israels zu verhöhnen und zu verspotten. Das lesen wir auch oft in den Propheten. Das ist der biblische Kontext dieser Worte.
Ja, das Volk Israel ist an seinem Auftrag gescheitert, wie es hier beschrieben wird – wegen seines Ungehorsams und seines verhärteten Herzens. Aber ich hoffe, es ist uns klar, dass nicht nur Israel daran scheitert. Denn Israel in seiner gescheiterten Berufung spiegelt lediglich die ganze Menschheit wider.
Als Menschen wurden wir von Gott als sein Ebenbild geschaffen, um auf Gottes Herrlichkeit hinzuweisen und seine Herrlichkeit zu reflektieren. Wenn wir also über das Scheitern Israels nachdenken, sollte uns klar sein, dass auch wir in unserer Berufung als Menschen versagt haben. Wir reflektieren Gottes Herrlichkeit nicht, sondern streben vielmehr nach unserem eigenen Ruhm. Das ist das Problem auf der Erde, und das trifft auf jeden Menschen zu.
Deshalb wurde Israel überhaupt erst berufen: um Gottes Herrlichkeit zu reflektieren und die Nationen auf Gott hinzuweisen, sie zurückzuweisen und zurückzubringen.
Und als sie es auch nicht geschafft hatten – und hier kommen wir zu unserem Text zurück – kam aus dem Volk Israel einer, der der wahre Nachkomme Abrahams ist. Ja, dieser Mann steht für Israel und ist das wahre Israel. Er erfüllt die Berufung, die die Menschheit ursprünglich und danach die Nation Israel hätte erfüllen sollen, aber nicht erfüllt haben. Dieser ist das wahre Israel, einer aus dem Volk, der der Berufung gerecht wird.
Nun sind wir bei Jesus. Ja, er erfüllt dieses Profil, das in diesem Text gezeichnet wird. Wo alle gescheitert sind, hat er es vollkommen erfüllt. Durch ihn sollten die Nationen die Herrlichkeit Gottes tatsächlich sehen. Durch ihn sollten sie darüber gelehrt werden, wer Gott ist, und durch ihn sollten sie erfahren, wie gut, gerecht und gnädig Gott ist.
Aber nicht ohne Schwierigkeiten. Darüber lesen wir in Vers 4, wo es heißt: „Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott ist.“ Jesaja sieht durch den Heiligen Geist voraus, dass der Gottesknecht große Herausforderungen durchmachen wird. Sein Werk wird sich nicht sofort als erfolgreich erweisen. Er wird viel leiden müssen und viel hadern.
Dieser Vers bringt das sehr gut zum Ausdruck. Die Resonanz scheint am Anfang sehr negativ zu sein. Der Knecht hat den Eindruck, dass es nichts bringt. Er predigte die Wahrheit, verkündigte Gottes Wort, aber die Menschen hatten einfach kein Interesse. Sie waren heißbedürftig, aber auch blind und konnten die Lage nicht richtig erkennen.
Ich glaube, das ist sehr typisch für uns Menschen. Wir können oft unsere Fehler nicht erkennen. Ja, wir nennen sie ja auch blinde Flecken. Aber anstatt dankbar darauf zu reagieren, wenn jemand uns darauf hinweist, werden wir in der Regel sofort defensiv. Wir lehnen oft nicht nur das Feedback ab, sondern auch die Menschen, die es geben. Nicht selten beißen wir sogar zurück.
Ich weiß nicht, ob diese Reaktion bekannt ist, ich kenne sie. Auch diese Woche habe ich beim Schreiben dieser Predigt gemerkt, dass das passiert ist. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir bekennen, dass wir das nicht nur mit Menschen tun, sondern auch und vor allem mit Gott. Wir wollen nicht hören, dass wir auf dem falschen Weg sind und Hilfe brauchen.
Die Israeliten waren nicht anders. Gott sandte Propheten, die Gottes Wahrheit verkündigen sollten. Sie wollten der Nation Israel Gericht und viel Schmerz ersparen, aber das Volk wollte einfach nicht hören. Wenn wir die Berichte mancher Propheten lesen, sehen wir, wie schlecht sie behandelt wurden, weil das Volk Gottes Wort nicht hören wollte.
Genauso hat Jesus es erlebt. Auch er wurde von seinem Volk abgelehnt. Die Menschen nahmen bereitwillig seine Heilungen und die anderen Wunder an, die er vollbrachte. Das störte sie nicht. Aber als Jesus sie in ihrer Sündhaftigkeit konfrontierte, stellten sie sich schnell gegen ihn. So sehr lehnten sie sein Wort ab, dass sie ihn schließlich ans Kreuz nagelten und töteten.
Für eine kurze Zeit schien es, als sei Jesus in seiner Mission gescheitert. Zumindest schien es für seine Jünger so. Es wirkte, als sei alles vergeblich, alles umsonst, alles unnütz. Sie hatten große Hoffnung auf Jesus gesetzt, und für eine kurze Zeit wurde diese Hoffnung zerstört.
Aber Jesus vertraute Gott. Er wusste, dass Gott ihn nicht im Stich lassen würde. Er wusste, dass Gott ihn endlich als den wahren Herrn rechtfertigen würde. Was der Gottesknecht in diesem Vers sagt, spiegelt das Vertrauen wider, das Jesus, der wahre Gottesknecht, zu seinem Vater hatte. Er hat wirklich Gott vertraut und dem Herrn weiter vertraut.
Er wusste, sein Recht sei bei Gott, und Gott werde ihn belohnen. Und das tat Gott auch. Er erweckte Jesus von den Toten, und sein Werk war wirklich nicht umsonst. Jesus siegte, und er wurde von Gott hoch geehrt.
Das ist es, was wir auch in den letzten zwei Versen lesen. Der Gottesknecht bringt das Heil zu allen Völkern (Verse 5 und 6).
Ja, der Gottesknecht setzt seinen Gedanken fort, den er im Vers 4 kurz unterbrochen hat. Hier kündigt er den Völkern an, dass er nicht nur die Wiederherstellung Israels und die Wiederaufrichtung Jakobs bewirken wird, sondern dass die Verheißung auch ihnen, den Völkern, gilt.
Gott wird den Gottesknecht ehren; er will seinen Knecht ehren. Gott, der Herr, wird seine Stärke zeigen und ihn vor aller Erde, vor aller Welt erhöhen. Nicht nur in Israel soll er verkündigt werden, sondern bis an die Enden der Erde. Nicht nur in Israel soll von ihm die Rede sein, sondern in aller Welt. So werden durch ihn alle Völker das Licht Gottes empfangen.
In die Dunkelheit ihrer Sünde wird der Gottesknecht hineinleuchten, in die Finsternis ihrer Gefangenschaft wird sein Licht scheinen. In das Dunkel ihrer Ungerechtigkeit strahlt die Sonne der Gerechtigkeit. Wer dieses Licht annimmt, wer zu ihm kommt, wird nicht mehr in der Finsternis leben, sondern das Licht des Lebens haben.
So wird der Gottesknecht das Heil bis ans Ende der Erde bringen. Er wird für alle Stämme der Erde das Heil Gottes sein.
Genau das ist in Jesus Christus erfüllt worden. Als er geboren wurde und von seinen Eltern in den Tempel Gottes gebracht wurde, trafen sie auf den alten Mann Simeon. Simeon nahm Jesus auf den Arm und prophezeite über das Kind. Er spielte auf diese Worte an, also auf Jesaja 49, und verkündete, dass dieses Kindlein diese Worte erfüllen werde. Darüber können wir in Lukas 2,29 lesen.
Jesus verbrachte sein Leben hier auf Erden, zunächst in Israel, um den verlorenen Schafen Israels das Heil zu verkünden. Er starb als stellvertretendes Opfer für die Sünden seines Volkes am Kreuz. Nachdem er siegreich auferstanden war, beauftragte er seine Jünger, diese Botschaft nicht nur in Israel, sondern in aller Welt zu verkündigen.
Seitdem wird genau das getan: Die Botschaft des Heils in Jesus Christus wird heute in aller Welt verkündet. Wir brauchen nur heute Morgen um uns herum zu schauen. So viele Länder sind hier vertreten. Wir erleben und sehen in unserer Mitte die Erfüllung dieser wunderbaren Verheißung.
Und sie wird weiterhin erfüllt werden. Eines Tages werden Menschen aus allen Nationen und Völkern vor Gottes Thron das Heil Gottes in Christus besingen. Sie werden Gott ehren und seinen Sohn preisen. Wie die Offenbarung uns beschreibt, werden sie ihn preisen, denn er wurde geschlachtet und hat mit seinem Blut Menschen für Gott aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen erkauft. Er hat sie zu einem Königreich und zu Priestern vor Gott gemacht.
Alle, die dieses Heil angenommen haben, alle, die ihr Vertrauen auf Jesus gesetzt haben, werden dabei sein. Ist das nicht wunderbar?
Wir kommen jetzt zur Anwendung, zu einem Teil, aus dem wir einige Erkenntnisse mitnehmen können.
Als erstes möchte ich diejenigen ansprechen, die Jesus vielleicht noch nicht als ihren Herrn kennen. Ich habe eine Frage an dich: Hast du diesen Gottesknecht kennengelernt oder möchtest du ihn kennenlernen? Hast du den Ruf in diesem Text gehört? Ich hoffe, dass du heute Morgen genau das ganz persönlich für dich wahrgenommen hast.
Der Gottesknecht Jesus Christus ruft alle Völker auf, ihm zuzuhören. Das heißt, du bist ebenfalls angesprochen. Er will deine Aufmerksamkeit gewinnen und durch diese Stelle zu dir sprechen. Lass sein Wort in dein Herz eindringen. Er möchte dir sein Heil anbieten, dir Licht in deine Dunkelheit bringen. Für deine Sünde gibt es Vergebung.
In deinem Schmerz will er Trost schenken, in deiner Trauer Freude. In deiner Ablehnung findest du bei ihm Annahme, und in deiner Hoffnungslosigkeit schenkt er neue und sichere Hoffnung. Dort, wo du dich schämst, möchte er dich mit seiner Liebe bedecken.
Und wo du in deinem Leben nur einen Scherbenhaufen siehst, kann er Wiederherstellung und Heilung bringen – genauso wie er es für das Volk Gieser getan hat. Das kann er auch ganz persönlich für dich bewirken.
Obwohl du ihm vielleicht bis jetzt den Rücken gekehrt hast, steht er mit offenen Armen da und bietet dir eine versöhnte Beziehung an. In Jesus ist das Licht, in ihm ist die Rettung. Es gibt keinen anderen Weg, und in keinem anderen Namen ist Leben und Licht zu finden.
Deshalb bitte ich dich: Höre heute Morgen seinen Ruf, lerne ihn kennen und setze dein Vertrauen auf ihn.
Wenn du mehr darüber hören oder darüber sprechen möchtest, sprich mich bitte nach dem Gottesdienst an. Ich werde hinten stehen und freue mich, mit dir darüber zu reden.
Viele von uns kennen Jesus, diesen Gottesknecht. Hier habe ich zwei Anwendungen für uns, die wir aus dieser Stelle ziehen können.
In Christus sind wir Gottesknechte und verkündigen seine Ehre. Ja, Jesus Christus ist die Erfüllung dieses Textes. Dennoch sollten wir auch im Blick behalten, dass die Erfüllung dieses Textes nicht damit abgeschlossen ist. Sie wird weiterhin in uns, den Christen, der Gemeinde Christi, erfüllt.
Es geht nicht darum, zum Werk von Jesus am Kreuz etwas hinzuzufügen. Dieses Werk ist vollbracht und war ein für alle Mal. Dazu tragen wir nichts bei. Doch in einem bestimmten Sinn wird diese Stelle erst durch die Gemeinde Christi erfüllt.
Wenn wir im Neuen Testament lesen, lernen wir diesen weiteren Erfüllungshorizont kennen. Ihr müsst die Bibel nicht aufschlagen, aber zum Beispiel in Apostelgeschichte 13,47 predigen Paulus und Barnabas in Galatien. Sie wenden diese Stelle auf sich selbst an, als sie die Botschaft zu den Heiden bringen.
Später greift Paulus diese Stelle erneut auf, als er vor König Agrippa und dem römischen Statthalter Festus das Heilige Christus bezeugt. Paulus sieht sich als Erfüllung dieser Stelle – aber nicht nur Paulus.
Jesus hat allen seinen Jüngern den Auftrag gegeben, Licht der Welt zu sein. Dies haben wir auch in der Textlesung aus 1. Petrus 2 gehört. Das ist unsere Berufung: ein Königreich von Priestern zu sein, die als Vermittler zwischen Gott und den Nationen fungieren.
Wir haben die Berufung, die Nationen über Gott zu lehren und für die Nationen vor Gott einzutreten. Wir sind beauftragt, die Wohltaten dessen zu verkünden, der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat.
Wenn wir Christen sind und Jesus Christus als Herrn und Erretter kennen, sind wir in Christus. Wir sind sein Leib, also sind wir Gottesknechte.
Das heißt, wenn wir diese Stelle lesen, sollen wir unseren Auftrag darin erkennen. Christus führt seine Arbeit in der Welt durch uns fort. Ist uns das im Alltag bewusst?
Ja, wir sind nicht zuerst Väter oder Mütter, Lehrer, Ingenieure, Hausmeister, Lkw-Fahrer, Studenten oder Schüler. Wir sind Gottesknechte. Damit haben wir den Auftrag, Gott mit unserem Leben und auch mit unseren Worten Ehre zu geben. Denn Gott will sich durch uns verherrlichen.
Ich freue mich, dass viele Schüler hier sind. Ich hoffe, ihr hattet ein gutes Wohnwochenende hier in der Gemeinde.
Liebe Schüler, seid gute Schüler! Verwickelt euch nicht in Streit mit Klassenkameraden oder in Drama. Beteiligt euch nicht am Mobbing. Seid vielmehr freundlich zu allen und lieb, besonders gegenüber Außenseitern.
Seid vor allem offen über euren Glauben. Redet über Jesus mit denen, die Interesse zeigen. Ladet sie zur Jungschau, zu den Teens oder zum Gottesdienst ein. Versteckt euren Glauben nicht, auch wenn das euch uncool macht. Es ist okay, uncool zu sein. Ich war auch uncool wegen anderer Sachen, nicht nur deswegen.
Denn ihr seid etwas viel Besseres. Ihr seid Gottesknechte, Gotteslicht, Gottespriester in der Schule.
Liebe Studenten, für euch gilt das nicht anders. Die Uniwelt ist, was geistliche Dinge betrifft, sehr, sehr dunkel. Sie braucht Gottesknechte, die das Heil Gottes in Christus in den Mensen, in den Hörsälen und in den Seminarräumen bezeugen. Das ist wichtig, auch wenn ihr damit vielleicht auf Ablehnung stoßt.
Die, die arbeiten, macht nicht beim Letzten mit. Verwickelt euch nicht in Gehetze, sondern respektiert eure Kollegen und auch den Chef, egal ob er gut oder schlecht ist. Seid fleißig und arbeitet still und ruhig. Kümmert euch um eure Sachen und seid am Arbeitsplatz Licht!
So öffnet ihr die Herzen der Menschen, um Jesus Christus zu bezeugen. Denn sie vertrauen euch, weil ihr nicht wie die anderen seid.
Väter und Mütter, ihr seid Gottesknechte, um euren Kindern zu Hause das Heil Christi in Wort und Tat zu verkünden. Eure Kinder erleben euch am meisten durch eure Liebe und euren Fleiß zu Hause. Durch euren geduldigen, barmherzigen und weisen Umgang mit ihnen könnt ihr ihnen so viel zeigen – einfach durch euer Verhalten und eure Worte –, wie Gott ist und wie er mit seinen Kindern umgeht.
Das ist eine hohe Berufung, die ihr habt, Eltern. Schätzt sie nicht gering.
Ich könnte weitermachen, aber ich glaube, ihr versteht schon: Wir sind Gottesknechte in der Welt, um Licht zu sein und sein Heil zu verkünden, egal wo wir sind und was wir tun.
Lasst euch durch Schwierigkeiten oder scheinbare Misserfolge nicht entmutigen. Der Dienst des Gottesknechts Jesus hat auch keinen sofortigen Erfolg gezeigt, aber er hat weiter vertraut. Wir lieben in unserer Rolle als Gottesknechte können es auch so gehen.
Oft haben wir den Eindruck, dass unser Zeugnis, unser Werk für den Herrn wenig bringt. Heutzutage sind wir mit unserem Glauben eine kleine Minderheit, auch offiziell. Mit unseren Ansichten werden wir bei vielen nur noch als Witzfigur gesehen.
Bei manchen ist es nicht nur wenig Interesse oder Spott, was sie erleben. Manche erfahren Anfeindung, Ausgrenzung, oft Schlimmeres. Oft fragen wir uns, ob Gott überhaupt noch aktiv ist, ob alles noch einen Sinn hat.
Jesus, der Gottesknecht, hat im Vertrauen gelitten, dass alles nicht umsonst war.
Lasst uns also als Gottesknechte vor Leid nicht zurückschrecken oder entmutigt werden, sondern Vertrauen haben, wie unser Herr Jesus es tat.
Lasst uns nicht müde werden im Gutes tun, denn die Schrift verspricht: Gott verspricht, dass wir enden werden, wenn wir nicht ermatten (Galater 6,9).
Unsere Arbeit in dem Herrn ist nicht vergeblich, sie ist nicht umsonst, denn Jesus hat schon gesiegt. Wir dienen in diesem Sieg, das Ergebnis steht schon fest.
Und in dieser Gewissheit lasst uns in unserer Mission auf Erden aktiv bleiben.
Dazu kommen wir zum letzten Anwendungspunkt, nämlich der Mission der Gottesknechte. Es gibt noch viele Völker auf der Erde, die dieses Heil noch erfahren müssen. Sie leben noch in der Dunkelheit und brauchen das Licht des Lebens.
Es gibt Völkergruppen, die kaum Christen unter sich haben oder kaum Kontakt zu Gemeinden, wenn überhaupt. Laut den Vereinten Nationen gibt es weltweit 195 Länder. In diesem Sinne sind alle Länder bereits erreicht, denn das Evangelium hat diese Länder schon erreicht.
Doch innerhalb dieser Länder gibt es unterschiedliche Völkergruppen, die sich durch Sprache und Kultur voneinander unterscheiden. Um euch zu helfen, nachzuvollziehen, was ich meine: Es ist ein bisschen wie bei den Bayern, Schwaben und Preußen. Das sind drei Völkergruppen innerhalb Deutschlands.
Zwischen diesen drei Gruppen gibt es zwar Unterschiede, aber sie sind nicht sehr groß. Die Kultur und die Sprache sind weitestgehend ähnlich. In manchen Ländern gibt es jedoch viel mehr Völkergruppen, und die Unterschiede zwischen ihnen sind viel größer.
Deshalb kann es vorkommen, dass innerhalb eines Landes eine Völkergruppe bereits ganz erreicht ist, während eine andere nebenan noch sehr wenig Berührung mit dem Evangelium hat.
Es gibt ein christliches Werk namens Joshua Project. Dieses rechnet, dass es weltweit mehr als 17.000 Völkergruppen gibt. Davon gelten etwa 7.000 als unerreicht. Das sind viele Menschen, die darunter fallen – etwa 3,3 Milliarden Menschen, also 42 Prozent der Weltbevölkerung.
Solche Zahlen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, ebenso wie die Kriterien, was eine Völkergruppe ausmacht. Es gibt unterschiedliche Theorien dazu. Doch der Punkt ist klar: Es gibt noch viele Menschen, die das Heil Christi und das Licht Christi brauchen.
Es ist deshalb wichtig, dass wir als Gemeinde die Mission unterstützen und uns persönlich fragen, welche Rolle wir als Einzelne darin spielen. Grundsätzlich können wir mit Gebet beginnen. Wir sollten das Thema in unseren Gebetskalender aufnehmen und regelmäßig für die Missionare beten. So unterstützen wir sie, indem wir sie vor den Herrn bringen.
Wir können auch finanziell unterstützen. Ich freue mich, dass wir als Gemeinde jedes Jahr etwa 20 Prozent dessen, was wir sammeln, weitergeben. Das ist schön. Auch persönlich können wir helfen. Vielleicht will Gott dich sogar selbst in die Mission senden. Hast du dir diese Frage schon einmal gestellt?
Das ist nicht für jeden, aber gehe nicht einfach davon aus, dass es nichts für dich ist. Wenn du dich mit dieser Frage noch nie auseinandergesetzt hast, möchte ich dich ermutigen, das zu tun. Könnte es sein, dass Gott dich ins Ausland senden will?
Wir alle haben eine Rolle in dieser Mission zu den Völkern. Wir sind in Christus alle Gottesknechte für die Welt. Gott wird sein Heil in Christus bis ans Ende der Erde bringen und sein Werk vollenden. Er wird Menschen aus allen Völkern zu sich bringen. Das wird er durch uns, seine Gemeinde, tun und sich an uns verherrlichen.
Und so, ihr Lieben, lasst uns ihm zur Verfügung stellen und beten.
Pater, wir danken dir für diese wunderbare Mission, die du Jesus gegeben hast und die er auch uns in Jesus anvertraut hat. Wir danken dir, Herr, dass du uns aus der Finsternis geholt und ins Licht gebracht hast. Nun gehören wir zu deinem Volk, sind Priester auf dieser Erde und haben den Auftrag, deine Wohltaten zu verkünden, damit dein Name in allen Nationen geehrt wird.
Ich bitte dich, Herr, hilf uns zu erkennen, welche Rolle wir nicht nur als Gemeinde, sondern auch als Einzelne darin haben. Bitte lass diese Frage uns heute, diese Woche und darüber hinaus beschäftigen.
Herr, lass uns diese Mission nicht gleichgültig sein. Lass sie nicht durch viele andere Dinge, die uns beschäftigen, in den Hintergrund treten. Das ist unser Auftrag auf Erden: Du hast uns zu Gottesknechten für die Welt gemacht.
Hilf uns, uns immer wieder dir zur Verfügung zu stellen, jeden Tag neu, bis du wiederkommst, bis du uns zu dir nimmst, Herr, und wir vor deinem Thron mit allen Nationen und allen Völkergruppen der Erde dich preisen.
Wir freuen uns auf den Tag, Herr, und preisen dich. Amen.