Es würde heute Spaß machen, einmal zu untersuchen, wie wir alle an solchen Versuchungen gefährdet sind, die die Welt ganz harmlos und unschuldig nennt, weil sie sich selbst nicht kennt. Die wissen ja gar nicht, wo die Gefährdung liegt.
Wir fahren jetzt fort in unserem Predigttext, 1. Mose 3,14: Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: „Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“
Und zum Weibe sprach er: „Ich will dir viel Mühsal schaffen. Wenn du schwanger wirst, sollst du unter Mühen Kinder gebären. Dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.“ Das wäre ein Predigtthema für sich. Ich will mir das heute verkneifen, weil es in der Kürze vielleicht missverständlich wäre.
Und zum Manne sprach er: „Weil du gehorcht hast durch die Stimme deines Weibes und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir geboten habe, du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker um deinetwillen. Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zur Erde wirst, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“
Die Realität hinter der äußeren Schönheit
Sie wissen, wie sehr ich Stuttgart liebe. Das sage ich bei jeder Gelegenheit. Wenn ich Besucher habe, mache ich es wie Sie: Ich führe sie hinauf auf die Höhen rund um Stuttgart. Von dort blicken wir hinunter in diesen Talkessel. Alle sagen dann: „Das ist aber schön, diese schöne Stadt, wie sie da liegt.“
Jetzt könnten Sie sagen, das ist nur die eine Seite. Man müsste die Menschen eigentlich ganz anders führen. Man müsste mit ihnen Trepp auf, Trepp ab durch unsere Häuser gehen und hinter die Fassaden schauen, um zu sehen, wie es dort wirklich aussieht. Dort leben verzweifelte Menschen, Menschen ohne Hoffnung, die nie mehr lachen können. Hinter diesen Mauern wird gestritten, gehöhnt und unterdrückt. Was geschieht da alles an Bösem?
Was ist das Merkwürdige? Sie können überall auf der Welt hinreisen und genau die gleiche Erfahrung machen. Die Welt ist wunderbar. Sie trägt noch die Spuren der Schöpfungshand Gottes: Berge, Seen, Landschaften, Wälder und Felsen. Doch sobald Menschen dort leben, fließen Tränen, es gibt Leid.
Sie wissen ja, dass das ein unerschöpfliches Thema ist, das überall immer wieder behandelt wird. Unsere Filme leben davon, dass man das Böse in seiner ganzen Realität zeigen muss. Wenn das Böse so enthüllt und aufgedeckt wird, dann leben die Filme davon. Sie sagen: „Man muss das tun.“ Warum? Um die Menschheit zu bessern, sagt man. Ich glaube das gar nicht. Ich glaube, es ist, weil das die Kassen füllt.
So ist es auch mit den Zeitungen. Wenn sie immer wieder zeigen, wie das Böse am Menschen aussieht, dann verkauft sich das gut. Es gab jetzt wieder einen neuen Vorstoß, dass man im Fernsehen Gewaltdarstellungen wegnehmen will. Ja, sagen Sie, was wollen die dann in den Nachrichten noch senden, wenn sie nichts mehr von der Gewalt berichten können?
Wenn man vom Menschen erzählt, ist überall das Furchtbare zu sehen: dass so viel Gewalt geschieht.
Die biblische Sicht auf das Böse und die Schuld
Und da sagt man dann, man müsse jetzt das Böse richtig brandmarken. Ach, wissen Sie, wenn das immer wieder so in den Mittelpunkt gestellt wird, glaube ich, dass ganz andere Interessen dahinterstecken. Auch wenn man immer wieder nach Moral ruft – im öffentlichen Geschehen, in den Parlamenten und überall – wollen vielleicht nur andere an den Platz. Deshalb drängen sie die anderen weg und sagen: „Wir sind besser, wir leben nicht so.“
Die Bibel spricht ganz anders vom Bösen, ganz anders, so dass wir alle davon betroffen sind. Jeder, jeder Einzelne ist gemeint. Keiner kann sich dem entziehen und keiner kann sagen: „Ach, das geht an mir vorüber.“ Und da kann man auch nicht mit den Fingern auf andere zeigen und sagen: „Ach, da sind die.“
Ein ganz großer Unterschied ist auch, dass die Bibel, wenn sie von der Schuld des Menschen redet, nie das so sagt wie in der Welt. In der Welt, in den Zeitungen, in den Medien werden Menschen fertiggemacht. Da bricht eine Karriere ab, wenn herauskommt, dass etwas Dunkles im Lebenslauf war. Der kann gehen.
Bei der Bibel ist es umgekehrt. Gott sagt das alles, um uns zu heilen, um uns zu retten, um uns zu helfen. Und so wollen wir heute auch diese Geschichte noch einmal lesen.
Es fällt ja schon auf, dass gar nicht breitgetreten wird, was die Sünde ist. Das unterscheidet alle unsere weltlichen Medien von der Bibel. In den Medien macht man das ja gerade so, dass man es noch einmal nachspielen kann. Jeder darf wissen, was geschehen ist. Mit allen Details muss man das enthüllen.
Die Bibel sagt nicht einmal, welche Frucht es war. Dass es ein Apfel war, stimmt ja nicht – das steht ja nicht da. Die Bibel hat gar kein Interesse daran, die Sünde breitzutreten. Die Bibel will heilen.
Gottes unermüdliche Suche nach dem Menschen
Der erste Punkt: Gott gibt niemanden auf. Vergiss das nicht.
In meiner ersten Gemeinde im Schwarzwald, wo ich war, rief eines Tages verzweifelt ein Vater an. Sein Sohn sei abgehauen. Es waren drei junge Burschen, die sich mit dem Auto des Vaters, obwohl sie erst fünfzehn Jahre alt und ohne Führerschein waren, auf den Weg gemacht hatten.
Für mich war es ein erschütterndes Bild, wie der Vater da saß und immer wieder sagte: „Mein Sohn ist weg, mein Sohn ist weg!“ Wenn man so angerufen wird und das plötzlich sieht, mitleidet und mitspürt, wie das ist, wenn jemand weg ist, und der Vater sich gar nicht beruhigen kann, dann ist das sehr bewegend.
Aber wissen Sie, das ist nur ein ganz, ganz schwaches Abbild von dem, was hier erzählt wird. Wissen Sie das? Wie der ewige Gott, der himmlische Vater, an diesem Geschehen mitleidet. Und das muss ich Ihnen sagen, sonst lesen Sie die Geschichte falsch. Gott zerbricht das Herz noch viel mehr als ein irdischer Vater.
Jesus hat erzählt, wie der Vater, als der verlorene Sohn wegläuft, immer wieder auf das Dach seines Hauses steigt und hinausblickt: „Wann kommt er denn endlich wieder? Er kann doch nicht leben ohne mich.“ Und dann geht die Geschichte in der Bibel noch weiter.
Das muss am Anfang einmal gesagt werden, sonst verstehen Sie die Geschichte nicht richtig: Gott zerbricht das Herz an der Schuld der Menschen. Gott kann sich damit nicht abfinden. Wir verstehen das oft nicht. Gott hätte sagen können: „Ach, das lassen wir jetzt, das ist ein dunkles Kapitel, da müssen wir drüber hinweggehen.“ Aber nein, er sendet seinen Sohn.
Jesus ruft, wo er nur kann, hinein in eine verkehrte, schuldige Menschheit: „Kommt her, der Vater will euer Leben heilen!“ Und dann geht es noch viel weiter. Jesus geht mitten hinein in das ganze menschliche Elend von Dunkelheit und Schuld.
Dort lässt er sich ans Kreuz nageln, mitten unter zwei kriminellen Verbrechern, mittendrin! Die letzten Worte, die Jesus sprach, waren: „Vater, vergib ihnen.“ Es war ihm so wichtig, dass die Schuld unseres Lebens weggetragen wird.
Für die Schuld und die Sünden der ganzen Welt ist Jesus gestorben.
Die Bedeutung des Zweifelns am Wort Gottes
Was ist eigentlich die Schuld daran, dass Gott so furchtbar erscheint? Es geht hier nicht um dies oder jenes. Die Bibel beschreibt das sehr eindrucksvoll, und zwar dort, wo der Fall des Menschen beginnt. Der Versucher fängt an und sagt: „Sollte Gott wirklich gesagt haben?“
Das, was Gott gesagt hat, wissen Sie noch, das macht doch die Würde des Menschen aus. Gott spricht zum Menschen, offenbart sich ihm und gibt ihm eine Bestimmung. Er hebt den Menschen aus der Tierwelt heraus und sagt: „Hier gebe ich dir einen Auftrag.“ Wir dürfen mit Gott reden. Gott spricht mit dem Menschen, so steht es ganz am Anfang. Das erste war, dass Gott zum Menschen redet.
Der Versucher weiß genau, wo er uns am schlimmsten treffen kann: indem er uns dieses Wort zweifelhaft macht und fragt: „Was hat Gott wirklich gesprochen?“ Wenn Gott nämlich nicht gesprochen hat, dann gibt es in unserer Welt kein Wissen mehr von Gott. Dann sind wir auf unsere dunklen Vermutungen angewiesen. Es bleiben nur unsere Phantasien, so wie man oft sagt: „Wo ist denn Gott?“
Dann besinnt man sich darauf, was man sich von Gott zusammenreimt – so denkt man in der Religion über Gott nach, wenn es keine Offenbarung Gottes mehr gibt. „Wie sollte Gott gesagt haben?“ Merken Sie, dass wir alle längst von dieser Versuchung infiziert sind? Alle! Ist das Wort Gottes überhaupt wahr? Kann man sich auf dieses Wort noch verlassen? Oder wie Eva dieses Wort Gottes ganz anders interpretiert, es viel lebensfeindlicher versteht?
So machen wir es ja manchmal auch mit dem Wort Gottes, dass wir denken, es wäre etwas Dunkles, etwas, das uns das Leben raubt. Dabei stimmt das gar nicht. Das Wort Gottes ist das, was unserem Leben Würde und Schönheit gibt. Dort, wo Gott uns mit seinem Wort beschenkt, wird unser Leben gefüllt und reich gemacht.
Es ist unheimlich, wie an dieser Stelle plötzlich auch bei uns fruchtbarer Boden verloren geht. Eva und Adam, beide miteinander, werden plötzlich in den Zweifel hineingezogen: „Wie hat Gott denn wirklich gesagt?“ Kaum fangen sie an, am Wort Gottes zu zweifeln, ist es, als würden Dämme brechen.
Jetzt kann niemand das mehr aufhalten. Plötzlich zeigt sich, dass wir Menschen gesteuert werden von Zerstörungsmächten, von Chaosmächten, die hereinbrechen. Das wird erst später offenbar, als Adam und Eva ihrem eigenen Sterben entgegenblicken müssen: „Du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ Über allem liegt der Tod.
Mit dem ersten Weggehen vom Wort Gottes, mit dem ersten Zweifel, beginnt ein Absturz in eine unermessliche Tiefe. Deshalb geht Gott uns in seiner Liebe nach. Das Leid, das wir empfinden, das uns oft so traurig macht, und das Schwere, das wir im Leben durchkämpfen, bewegt Gott bis ins Innerste. Aber er will es an der Wurzel heilen.
Die Macht der Sünde und Gottes Eingreifen
Deshalb kommen wir zum zweiten Punkt: Gott durchkreuzt die Macht der Sünde.
Ich bleibe dabei: Es wird gar nicht viel von der Sünde gesprochen. Unsere Nachrichtenmagazine, Medien und Filme stellen die Sünde des Menschen oft sehr ausführlich dar. In der Bibel hingegen bleibt die Darstellung zurückhaltend und keusch. Dort wird nur geschildert, wie durch den Menschen, durch seine Trennung von Gott und seinen Zweifel am Wort Gottes, ein Absturz beginnt. Der Mensch kann nicht mehr hören und nicht mehr vertrauen. Was ursprünglich freiheitsdurstig war – „Ich will mein Leben selbst gestalten“ – kann er am Ende gar nicht leben. Er ist getrieben, geführt und missbraucht.
Wenn die Sünde einmal in unser Leben kam, dann reitet sie uns. Jeder kann davon ein Lied singen: Man versucht oft, davon loszukommen, aber es gelingt nicht. Die Bibel sagt, dass Sünde uns versklavt. Jeden Menschen versklavt sie.
Jetzt müssen Sie eines wissen: Gott geht Adam und Eva nach und ruft sie: „Wo bist du? Wo bist du?“ Das kann uns Menschen schrecklich auf die Nerven gehen, wenn Gott immer und immer wieder ruft. Man will das wegschütteln und sagt: „Ich will doch nichts mehr hören, ich kann nicht mehr hören. Warum spricht Gott immer wieder von der Schuld?“
Leider wird in unserer Verkündigung nur sehr wenig von Schuld und Sünde gesprochen. In der Bibel aber ist das anders. Dort spricht Gott ständig davon und nennt die Schuld beim Namen. Wenn Sie die Wahrheitsprobe der Bibel, des Wortes Gottes, prüfen wollen, tun Sie es an dieser Stelle. Es ist die Wahrheitsprobe an Ihrem Gewissen. Niemand auf der Welt kann Ihnen so genau sagen, wo Sie krank sind, wo Ihre Sünde liegt. Lesen Sie die Bibel: Gott ruft Adam: „Wo bist du?“ Und sie verstecken sich.
Es ist nicht so, dass wir der Welt beweisen müssen, dass es Gott gibt. Machen Sie niemals so törichte Dinge! Sie brauchen niemandem zu beweisen, dass es Gott gibt. Gott beweist sich an unserem Gewissen. Jeder Mensch weiß vom heiligen Gott und von seinem Gericht. Er kann es wie Adam und Eva zudecken. Er kann sich in ein Versteck flüchten.
Jetzt wissen Sie, warum wir Gott so weit weg empfinden: Nicht weil Gott verborgen ist, sondern weil wir uns verstecken. Das Gewissen schlägt noch, und wir machen uns Feigenblätter. Plötzlich schämen wir uns.
Man kann sich auf verschiedene Arten verstecken: Man kann Gott anklagen und sagen: „Gott, warum hast du uns so geschaffen? Du hättest uns so schaffen können, dass wir gar nicht auf die Stimme des Versuchers hören. Es ist deine Schuld, nicht meine.“ Man kann sich in der Betriebsamkeit verstecken. Man kann sagen: „Ich will überhaupt kein Wort Gottes mehr hören.“ Oder man kann davonlaufen und glauben, endlich Ruhe zu haben.
Das ist ein Trugschluss. Wenn wir meinen, nach drei Nächten darüber geschlafen zu haben, verliert sich das Gewissen nicht. Man kann sein Gewissen zwar abwürgen und abtöten. Doch Gott geht immer wieder nach.
Das macht vielen Menschen Not. Darum sind sie ärgerlich und wollen vom Christentum nichts mehr hören. Manche hegen einen abgrundtiefen Hass und sagen immer wieder „Brot“ – an dieser Stelle sei Gott Lob und Dank!
In der Welt kann nichts neu werden, wenn nicht an der Stelle Schuld weggenommen und geheilt ist. Nur das ist nötig: Schuld muss ausgeräumt und vergeben sein.
Darum spricht Gott immer wieder zu Adam: „Hast du gegessen?“ Und es fällt auf, dass Adam nicht antwortet. Er sagt allerlei, er sagt: „Die Eva, die hast du mir gegeben.“ Aber er antwortet nicht auf die Frage, so wie wir uns jahrelang um wichtige Punkte unseres Lebens herumdrücken. Wir können vor Gott nicht offen sagen: „Vater, ich habe gesündigt, es war nicht recht vor dir.“
Darum kommt Gott immer wieder an den Punkt, wo er das dunkle Geschäft der Sünde durchkreuzen will. Sonst ist die Macht der Sünde in unserem Leben nicht gebrochen und kann weiterhin wirken. Vergebung aber kann nur zuteilwerden, wenn wir uns der Sünde stellen.
Die menschliche Neigung zur Schuldabwehr
Und die Eva sagt: „Aber Herr, das war doch ich nicht, das waren doch die Verhältnisse. Es war doch die Schlange, und die hat doch so auf mich gewirkt.“ Sie beschönigt und redet darum herum.
Gott sagt: „Hast du gegessen?“
Wenn ich jetzt etwas sage, bitte ich Sie, sorgfältig hinzuhören. Ich möchte niemanden zum Fenster hinaus anklagen. Aber ist es manchmal in unseren Tagen nicht erbärmlich, wenn wir das verfolgen? Wenn plötzlich im Leben bedeutender Menschen die dunklen Flecken aufgedeckt werden, und dann ist alles offenkundig.
Wissen Sie, was er sagt? „Ich habe nicht gelogen.“ Bis zum Schluss haben Menschen nicht den Mut zu sagen: „Doch, ich habe gelogen, es war unrecht.“
In unserer Gesellschaft ist das überhaupt nicht üblich. Minister und Staatssekretäre – es kann alles ans Licht kommen –, aber gelogen habe ich nicht, nein, und unrecht getan habe ich nicht, und Geld habe ich auch nicht genommen. Aber...
Und sehen Sie, das ist mein Wesen. Das zeigt doch zu mir zurück. So sind wir bis zum Schluss: Ich suche noch einen Sündenbock, auf den ich es abladen kann. Aber ich war es wirklich nicht, ich bin gut.
Was ist das für eine Lüge, die sich durch Jahrhunderte hindurch immer wieder fortsetzt? Dass die meisten Menschen dieser schrecklichen Lüge erliegen und meinen, sie wären gut. Der Mensch sei ganz richtig, wenn nicht ein paar ungeschickte Verhältnisse im Leben ihm dazwischenkommen.
Nein, sagt die Bibel: Keiner ist gut, niemand ist gut. Und das ist so erbärmlich an uns Menschen, sagt die Bibel – und darum kann man sie kaum lesen –, aber sie ist wahr. Gar nichts Ritterliches ist in uns, nichts Schönes und Würdiges.
Was wäre das gewesen, wenn der Adam hingestanden wäre und gesagt hätte: „Ich bin verantwortlich, meine Eva kann nichts dafür.“ Wenn es darum geht, vor Gott dazustehen, meint jeder noch, den anderen in die Hölle treiben zu können.
So arm sind wir Menschen, so würdelos und so schlecht. Und da ist offenbar, was Sünde ist: Dass wir Gott verloren haben und das Leben verloren haben. Und dass das ins Licht muss.
„Vater, ich habe gesündigt vor dir, ich bin nicht mehr wert, dass ich deinen Sohn heiße.“
Die rettende Gnade Gottes
Aber noch das Letzte: Gott kann und will retten. Gott kann und will retten. Achten Sie mal darauf, auch am Schluss, wenn die Geschichte so trostlos endet. Es ist schon schwer, wie sie endet.
Ich rede so ungern in ein paar knappen Sätzen darüber, aber das ist mir bei meiner Reise in Brasilien und in Peru so erschütternd gewesen. Immer wieder habe ich gefragt, warum die Mütter ihre Kinder wegtreiben. Dann sagen sie, ja, das ist hier gang und gäbe. Wenn sie acht Kinder hat und wieder einen Mann will, und wenn der Mann sagt, er müsse die Kinder entlassen, dann sagt sie: „Gut, dann schicke ich die Kinder weg, aber ich will einen Mann.“
Diese Gier, einen Mann zu haben, und die Kinder, die sie mit Schmerzen geboren hat, schickt sie weg. Sie sagen, ach, da bin ich nicht so. Es ist ein merkwürdiger Kampf, der in diesem Vers abgebildet ist: Eine Frau sucht einen Mann, obwohl sie weiß, dass dieser Mann sie nachher doch so terrorisiert. Sie meint das deshalb bloß bei ihnen so. Die Bibel nennt Sachverhalte auch beim Namen. Da bleiben wir nicht stehen. Da geht es um die geborenen Kinder. Die Mütter wissen ein Lied davon zu singen, was das für Schmerzen und Ängste um das Kind waren.
Warum ist das alles so schwer? Warum wird die Arbeit plötzlich mit Mühsal belegt? Das ist Gottes Gericht und dass unser Leben zerbricht. Wir können noch weiter sagen, dass alles, was der Mensch Großes schafft – das geht auch hinein in das weite Feld unserer Technik, in unsere modernen Städte – alles wird wieder zerfallen. Es ist Staub und wird wieder zu Staub. Da ist keine Hoffnung, da wird kein Paradies mehr werden. Es sind alles falsche Träume, die können Sie sich abschminken.
Aber gerade in diesem harten Gericht ist Gott wieder so gnädig, dass er uns herausholt aus unseren Lügen und Fantasien. Die Menschheit glaubt immer noch, sie könnte sich selbst befreien und selbst erlösen. Glauben Sie das eigentlich auch noch? Wie sagen wir das so oft? Ich muss bloß wollen, dann schaffe ich das schon. Ach, so verstehen viele das Christentum: Ich muss bloß wollen, dann schaffe ich das. Ich muss mich bloß richtig mal mühen, dann kann ich das unter die Füße kriegen.
Nein, Sie kriegen es nicht unter die Füße – das sagt die Bibel. Sie kriegen es nicht unter die Füße. In dem Gericht Gottes ist noch Gnade drin. Überall leuchtet die Liebe, von der der Chor gesungen hat: Liebe Gottes und sein Erbarmen. Er möchte uns in allem nur das zeigen: Komm doch her! Und wenn deine Sünde gleich blutrot wäre, soll sie doch schneeweiß werden.
Es steht doch in der Bibel drin, wo es dann immer weitergeht, dass Gott sich mit ewiger Gnade uns zuneigt, dass Jesus die Arme ausbreitet: „Kommt her zu mir, ich will euch erquicken!“ Wenn Sie es ein für alle Mal in Ihrem Kopf festhalten und sagen: Das geht nicht mit meinem Wollen und mit meinem Vollbringen – „Ich doch nicht! Gott ist der Schaft, sonst niemand. Gott wird damit fertig, und ich muss zu ihm hin.“
Das will ich Ihnen heute sagen, das ist meine Botschaft. Das gilt über Adam und Eva, das gilt über uns und mit unserer Not und mit unserem Leid. Niemand wird damit fertig, gar niemand kann damit fertig werden. Und Gott hat diese Menschen damals und uns so klar gestoppt in seinem harten Gericht, weil er sagt: Ach, es gibt gar nichts. Allein er, der uns heilt. Im Kreuz Jesu ist Vergebung da, und da werde ich frei und los. Da macht er mein Leben neu.
Da darf ich noch einmal von vorne beginnen, und da ist das Alte völlig weggetan. Da redet er nicht mehr von dem Alten, es ist vergeben und vergessen, völlig vergessen. Was für eine wunderbare Botschaft! Was diese Geschichte uns heimruft in die Liebe und in das Erbarmen Gottes.
Ein Lied als Ausdruck der Hoffnung
Zur Zeit von Ludwig Hofacker in Stuttgart gab es einen Schuhmachersohn namens Christian Rudolf Vlaad. Sein Vater war ein bedeutender Schuhmacher und Hofschuhmacher. Der König brachte seine Schuhe zum Besohlen sogar persönlich dorthin.
Christian Rudolf Vlaad war Vikarin in Osweil zur Zeit von Ludwig Hofacker. Er war ein enger Freund von Hofacker, starb jedoch mit 26 Jahren an Schwindsucht, also an Tuberkulose.
Christian Rudolf Vlaad wurde durch ein Lied bekannt, das Sie sicher auch schon gehört haben. Dieses Lied bringt wunderbar zum Ausdruck, was in dieser Geschichte steckt. Es drückt die Freude darüber aus, Mensch geboren zu sein, selbst angesichts von Tränen, Sünde, Not, banger Sehnsucht, Schmerz und schließlich dem Tod.
Das Lied sagt: Es wäre zum Weinen, wenn kein Heiland wäre. Doch sein Erscheinen brachte den Himmel auf die Erde. Die Menschen wissen, wie es beim Heiland ist. Sicher würden heute manche noch Christen sein. Amen.