Herzlich willkommen zum Podcast der EFA Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein im Alltag praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.
Viele empfinden ein Gefühl der Unwürdigkeit, wenn sie an ihre Beziehung zu Gott denken. Sie glauben an Jesus, doch was sie im Alltag erleben, ist vor allem Schwäche. Sie können Gottes Ansprüchen nicht genügen. Dürfen sie trotzdem zu Gott kommen – oder vielleicht gerade deshalb?
Jörg, viele merken, dass sie es nicht schaffen, Gottes Gebote zu halten. Deshalb fühlen sie sich unwürdig, Gott zu begegnen. Wie siehst du das?
Ich finde das gut. Das ist eine realistische Sichtweise auf das Leben. So wie in Lukas 16, wo der Pharisäer sich für sich selbst toll hielt, während der Zöllner an seine Brust schlug und sagte: „Oh Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Jesu Fazit lautet: „Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, nämlich der Zöllner, im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer sich aber selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“
Ich denke, wir Menschen sind schwach und unwürdig – das ist normal und die richtige Sichtweise auf das Leben. Insofern finde ich das gut.
Aber dieses Gleichnis, das du anführst, betrifft vor allem Nichtchristen. Wie sieht es aus, wenn jemand, der Jesus kennt, Gott nicht genügen kann und darunter leidet?
Da würde ich es genauso sehen. Da du ja das genau nimmst mit Christ und Nichtchrist, nimm mal Paulus, 2. Korinther 12, wo er von seiner Krankheit spricht. Er hat Gott dreimal darum gebeten, sie von ihm zu nehmen. Doch Gott sagt zu ihm: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen.“ Darum will Paulus sich vielmehr seiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei ihm wohne.
Ich glaube, das ist ganz entscheidend. Er rühmt sich seiner Schwachheiten. Was heißt das? Er sagt natürlich, er ist schwach, obwohl er ja ein außergewöhnlicher Mensch war – oder wie soll man es ausdrücken – geistlich sehr fit. Trotzdem sagt er: „Ich rühme mich sogar meiner Schwachheiten.“ Er übertreibt hier, um es zu verdeutlichen. Für ihn bedeutet das nicht: „Oh, ich bin unwürdig“, sondern: „Ich bin schwach, und gerade deshalb kann Gottes Kraft in mir wohnen.“
Ich glaube, das ist das Entscheidende. Wenn du nur um dich selbst kreist und deine Schwachheit und Unwürdigkeit betrachtest, wirst du nur depressiv. Du musst auf Christi Kraft schauen – er kommt ja zu dir hinein.
Und da habe ich zuletzt etwas gelesen. Ich habe ja Podcasts über Busse gemacht und wollte dann auch etwas über den Glauben machen. Das ist aber ein etwas größeres Thema, und ich habe noch nichts ganz Konkretes dazu.
Dann habe ich ein Buch über den Glauben gelesen, das heißt „Ganz aus Gnaden“ von Charles Spurgeon. Den hatten wir letztens schon einmal erwähnt, und ich habe das Buch jetzt öfter gelesen, weil seine Buchreihe wieder bei mir im Regal steht. Ich habe ein neues Regal, und jetzt hat es plötzlich Platz für ihn. Bisher war das Buch immer versteckt, aber jetzt sehe ich es wieder und lese es auch wieder.
Ein Kapitel ist besonders interessant. Dort geht Spurgeon genau auf die Frage ein, die mich beschäftigt: Wie ist es, wenn ich kraftlos bin und mich unwürdig fühle? Das ist exakt seine Fragestellung. Nachdem er das Thema allgemein behandelt hat, bringt er noch sechs Beispiele dazu. Das fand ich so spannend, dass ich ein bisschen daraus vorlesen wollte.
Das bist ja typisch du, Jörg. Ich merke, bei manchen Themen greifst du gerne auf andere Christen zurück, wenn das schon einmal gut gemacht wurde. Genau, ich schaue dann, was dazu geschrieben wurde. Ich finde das auch gut. Man muss ja nicht alles selbst ausarbeiten, wenn man merkt, dass das Problem nicht neu ist. Es gibt das schon jahrhundertelang, und es gibt auch seit Jahrhunderten Antworten darauf, die uns heute noch viel zu sagen haben. Da wären wir ja dumm, wenn wir nicht darauf zurückgreifen würden.
Mein Problem ist nur, dass ich wissen muss, wer dazu etwas geschrieben hat und wo es steht. Es ist gut, dass du dich immer wieder auf die Suche nach solchen Texten machst. Die einen mögen die Bücher, die anderen die Begegnung mit Menschen, um einander zu dienen.
Genau. Also bei diesem Empfinden, ich bin unwürdig und kraftlos, Gott zu begegnen, hast du eben den Spurgeon mitgebracht. Er sitzt sozusagen in Gedanken auf dem dritten Stuhl hier, und du gibst ihm deine Stimme, um ihn zu Wort kommen zu lassen.
Also hören wir mal rein: Was sagt Spurgeon dazu, wie ich mit dieser Minderwertigkeits-Einstellung Gott gegenüber umgehen kann?
Ich lese zunächst den allgemeinen Abschnitt vor, weil ich seine Sprache mag. Sie ist etwas altertümlich, aber das gefällt mir. Die Überschrift des Kapitels lautet: "Ich kann nichts tun."
Nachdem das geängstigte Herz die Botschaft von der Versöhnung angenommen und die große Wahrheit erfasst hat, dass das Heil durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus kommt, wird es oft durch den Eindruck beunruhigt, dass es das Gute nicht tun kann. Viele seufzen: „Ich kann nichts tun.“ Sie wollen sich damit nicht entschuldigen, aber sie fühlen sich täglich dadurch belastet. Wenn sie nur könnten, wären sie bereit.
Jeder von ihnen kann auch richtig sagen: „Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht“ (Römer 7,18). Dieser Eindruck scheint das ganze Evangelium null und nichtig zu machen. Denn was nützt dem Hungrigen die Speise, wenn er sie nicht bekommen kann? Was nützt der Strom lebendigen Wassers, wenn man nicht trinken kann?
Für den erweckten Menschen, der aber noch nicht genügend in den biblischen Wahrheiten unterrichtet ist, scheint hier ein notwendiges Glied zu fehlen. Dort drüben ist das Heil, das Jesus schafft, aber wie gelangt man hinüber? Der Seele fehlt die Kraft, und sie weiß nicht, was sie tun soll. Die Fluchtburg ist bereits in Reichweite, aber der Hilfesuchende gelangt nicht zum Tor hinein.
Ist im Heilsplan Gottes die nötige Kraft vorgesehen? Jawohl, das Werk des Herrn ist vollkommen. Es beginnt da, wo wir uns befinden, und fordert von uns keinen Beitrag zu seiner Vollendung.
Als der barmherzige Samariter den Reisenden verwundet und halbtot liegen sah, befahl er ihm nicht, aufzustehen, zu ihm hereinzukommen, auf den Eselsrücken zu steigen und zur Herberge zu reiten. Nein, er ging zu ihm, verband ihn, hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge. So handelt der Herr Jesus Christus mit uns in unserem elenden und bejammernswerten Zustand.
Wir haben früher im Buch gesehen, dass Gott gerecht macht, dass er die Gottlosen gerecht macht, dass er sie gerecht macht durch den Glauben an das kostbare Blut Jesu. Wir wollen nun den Zustand betrachten, in dem die Gottlosen sich befinden, wenn Jesus sie errettet. Das gilt aber dann später, glaube ich, auch für uns als Christen.
Viele Menschen, die vom Geist Gottes erweckt sind, werden nicht nur durch ihre Sünden beunruhigt, sondern auch durch ihre sittliche Schwäche. Sie haben keine Kraft, sich aus dem Schlamm herauszuarbeiten, in den sie gefallen sind, oder sich in Zukunft davor zu hüten. Sie klagen nicht nur über das, was sie getan haben, sondern auch über das, was sie nicht tun können.
Sie fühlen sich kraftlos, hilflos und geistlich leblos. Es mag seltsam klingen, wenn man sagt, dass sie sich wie tot fühlen, aber es ist so. Sie halten sich für unfähig zu irgendetwas. Sie können die Straße zum Himmel nicht gehen, denn ihre Beine sind gebrochen.
Doch in der Bibel ist der Beweis der großen Liebe Gottes zu finden. Ein zentraler Vers, auf den man immer wieder zurückkommt, ist Römer 5,6: „Denn Christus ist zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“
Wir sollen es erwarten: Wir sind gottlos und schwach. Und das gilt später im Glaubensleben genauso, wie wir in Römer 7 sehen können. Das ist dann auch für Christen so. Hier ist Hilfe für unsere Hilflosigkeit, die uns so zu schaffen macht.
Hilfe durch das Dazwischentreten des Herrn Jesus – das ist, glaube ich, das Entscheidende. Hilfloser als wir sind, können wir gar nicht sein. Es steht nicht geschrieben: „Als wir verhältnismäßig schwach waren, starb Christus für uns“ oder „Als wir nur wenig Kraft besaßen.“ Es heißt vielmehr ohne jede Einschränkung: „Da wir noch schwach waren.“
Wir besaßen absolut keine Möglichkeit, bei unserer Errettung mitzuhelfen. Die Worte unseres Herrn treffen zu: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5).
Ich könnte noch einen Schritt weiter gehen und an die große Liebe erinnern, mit der der Herr uns geliebt hat, sogar als wir tot waren durch Übertretungen und Sünden (Epheser 2,1). Tot sein ist noch mehr als kraftlos sein.
Das Eine, worauf der armselige, kraftlose Sünder sich zu konzentrieren hat und was er als Voraussetzung für seine Hoffnung unbedingt festhalten muss, ist die göttliche Zusage, dass Christus für uns Gottlose gestorben ist, zu der Zeit, da wir noch schwach waren.
Glaube es! Das ist jetzt dieser Kernvers, an dem das Denken so umgestaltet wird: Glaube es, und alle Unfähigkeit wird verschwinden. Das klingt erst einmal paradox, aber immer wieder wird darauf zurückgekommen.
Die Schwachheiten und Mängel werden zur Segnung, wenn der Glaube sich mit ihnen auseinandersetzt. Die Schwachheit ist ein normaler Zustand.
Zusammenfassung sagt er allgemein. Man merkt, dass es ein sehr aktuelles Thema ist, das er aber vom Wort Gottes her angeht. Das waren jetzt sehr allgemeine Aussagen. Mich würde jedoch interessieren, wie man das im Alltag lebt.
Du hast vorhin von sechs Beispielen gesprochen, über die er spricht. Wie wird das in diesen Beispielen deutlich? Vielleicht nennst du mal eines. Das erste lese ich auch noch einmal vor. Die anderen fasse ich dann kürzer zusammen, weil man sonst, glaube ich, eine Dreiviertelstunde bräuchte, wenn ich alles vorlesen würde. Wer will, kann es ja nachlesen.
In dem Buch "Ganz aus Gnaden" übrigens, das vom Verlag CLV verbreitet wird, kann man es auch als PDF im Internet finden. Der Verlag stellt alles als PDF bereit. Wenn es interessiert, kann man es kaufen, um den Verlag zu unterstützen.
Genau, wir danken dem Verlag. Er macht das ja absichtlich so. Er verzichtet auf Geld, möchte aber das Evangelium und gute Literatur verbreiten.
Wir wollen uns nun einige typische Beispiele für den Mangel an Kraft anschauen. Da sagt jemand: „Mir scheint die Kraft zu fehlen, meine Gedanken zu sammeln und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mein Heil betreffen.“ Das ist sehr konkret und sehr im Alltag verankert.
Ein kurzes Gebet ist fast zu viel für mich. Das hängt vielleicht mit einer natürlichen Schwäche zusammen, vielleicht durch ein ausschweifendes Leben oder durch Alltagssorgen. Ich kürze jetzt ein bisschen ab, mag alles sein.
Manche Menschen, damals wie heute, kommen aus armseligen Verhältnissen und können sich einfach nicht länger allgemein konzentrieren. Das führt dazu, dass man sich nicht auf einen längeren Gedankenstrang, auch keinen geistlichen, konzentrieren kann.
Was sagt er dazu? Man soll sich an eine Tatsache halten. Das Entscheidende ist: Was zur Errettung notwendig ist, ist nicht logisches Denken, sondern einfach Vertrauen auf Christus. Sonst könnte es ja auch kein Kind.
Halte dich an diese eine Tatsache: Christus ist zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Diese Wahrheit verlangt keine gelehrte Forschung, kein tiefes Nachdenken oder schlüssige Beweise.
Hier steht es: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns gestorben.“ Halte dich an das Wort und verlasse dich darauf. Das ist das Entscheidende.
Dann wird man merken, wenn man sich darauf konzentriert, auch wenn man geringe Fähigkeiten hat, dass die Gnade Gottes einen verändert. Auch wenn man vielleicht immer wieder abschweift.
Wir sehen Christus: „Ich bin schwach, ich bin ja ein Schwacher, und ich weiß, ich bin deswegen nicht verdammt oder unheilig, sondern er ist ja deswegen für uns gestorben.“ Diese Wahrheit verändert mich, auch wenn ich vielleicht nicht allem folgen kann.
Das ist die entscheidende Aussage von ihm.
Und ich meine, er hat hier ein konkretes Beispiel, wie du auch ausgeführt hast: Wenn ich mich nicht richtig auf Gott konzentrieren kann, ist das eine Sache. Aber eine andere Sache ist natürlich, wenn ich merke, mein Glaube ist so oberflächlich und so schwach. Wie gehe ich damit um? Welchen Rat würde wohl Spurgeon geben, wenn er hier im Studio sitzen würde?
Er hat zwei Punkte, einmal zur Buße und einmal zum Glauben. Nehmen wir vielleicht mal die Buße.
„Mein Mangel an Kraft liegt hauptsächlich darin, dass ich nicht genügend Buße tun kann“, sagen da manche. Und es ist interessant, wie er fortfährt: Er sagt, was für sonderbare Vorstellungen die Leute doch von der Buße haben. Viele bilden sich ein, dass der Büßer so und so viele Seufzer ausstoßen und so und so viel Verzweiflung erdulden müsse. Woher kommt diese unvernünftige Auffassung?
Unglaube, Verzagtheit und Verzweiflung sind Sünden, deshalb sehe ich nicht ein, wie ausgerechnet Sie die echte Buße ausmachen sollen. Und doch gibt es viele Menschen, die sie für einen notwendigen Teil echter christlicher Erfahrung halten. Also sagt er, sie irren schlicht und einfach. Sie sagen: „Ich tue nicht genug Buße.“ Aber später sagt er, es ging ihm genauso. Er hat gedacht, er wäre nicht fähig zur Buße, obwohl er das schon längst getan hat, weil er dachte, das sei ein Gemütszustand.
Aber das ist ja nicht zuerst ein Gemütszustand, sondern er erkennt: Wo haben wir hier? Ja, und gib acht: Bußetum bedeutet, dass du deinen Sinn änderst im Blick auf die Sünde, auf Christus und auf all das, was Gott tut. Es ist Schmerz mit ihr verbunden, aber die Hauptsache ist, dass das Herz sich von der Sünde weg und zu Christus hinwendet.
Wenn diese Wendung geschehen ist, hast du es mit dem eigentlichen Kern wahrer Buße zu tun, auch wenn du verschont worden bist von dem Schrecken und der Verzweiflung, die andere Bußfertige erfahren.
Vorher hat er etwas gesagt, das fand ich auch sehr schön. Er will, dass ein paar einfache Sätze dazu gesagt werden, eben das, dass der Tröster nach Johannes 14,26, der Heilige Geist, sie uns verständlich macht. Also das ist natürlich eine Sache, die der Heilige Geist wirken muss.
Aber, so hat er gesagt, bedenke: Wir als Menschen sind natürlich mit der Buße, die wir tun, niemals wirklich zufrieden. Wir können nie genügen, quasi. Nein, und wenn wir Buße tun, dann sind wir erst recht nicht zufrieden. Das ist ja ein bußwürdiges Herz, dass man nicht zufrieden ist.
Da quält man sich vielleicht umsonst, weil man denkt, man muss das und das und das tun. Und er sagt, das ist aber die Hauptsache, darauf muss man sich konzentrieren: Wenn du nicht Buße tun kannst, wie du gerne möchtest, so wird es dir helfen, wenn du daran fest glaubst, Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für Gottlose gestorben.
Beschäftige dich, und das ist die Lösung, jetzt in Gedanken immer wieder damit: Wie kannst du weiter hartherzig sein, wenn du weißt, dass Christus für uns Gottlose gestorben ist, aus einer Liebe heraus, die nicht überboten werden kann?
Also wir sollen uns nicht um die Buße, um uns selber drehen, sondern auf Christus schauen. Und wenn wir schauen, er liebt uns ja, obwohl wir kraftlos sind und obwohl wir Gottlose sind, dann wird unser Herz voll Liebe erfüllt, aber auch von Buße.
Aber nicht, indem wir die Buße versuchen, sondern indem wir auf Christus schauen. Schenkt er uns Buße, also müssen wir das Ganze umdrehen, ist sein Credo. Das wird er immer wieder wiederholen, stundenlang.
Also wir sollen die Gedanken vertreiben, indem wir uns stundenlang Zeit nehmen, über diesen herrlichen Beweis von unverdienter Liebe, unerwarteter und beispielloser Liebe nachzudenken. Und dann wird auch unser Herz weich werden.
Also das finde ich einen ganz entscheidenden Satz: Dass wir uns eben nicht um Buße drehen sollen, sondern um Christus. Und nicht eben um religiöse Übungen oder so etwas, sondern um Christus.
Da merkt man einfach seinen Punkt, den er immer wieder bringt, und der ist so wichtig.
Ja, das sind sehr entscheidende Sätze, die du da gesagt hast. Aber du hast von mehreren Beispielen gesprochen. Spricht er noch konkrete Bereiche an, die man gut übertragen könnte?
Ja, einen Bereich, den ich jetzt vorlese, weil er es anspricht. Ich selbst hätte es nicht gebracht: „Mich quälen entsetzliche Gedanken, wo ich mich auch befinde. Es schleichen sich lästerliche Vorstellungen in mein Denken ein.“ Meine theologische Überzeugung ist, dass Satan unsere Gedanken nicht lesen kann. Inwiefern er sie direkt beeinflussen kann, wäre ich sehr zurückhaltend.
Aber wir hatten letztens in der Gemeinde einen Lebensbericht einer Schwester, die genau das berichtet hat – als Christin kamen immer wieder Gedanken in ihren Kopf, die nicht von ihr stammten. Und er sagt das auch. Er hat es so genannt: Er wurde von diesem Wolf gejagt.
Er sagt, was diese Gedanken betrifft, ist es so, dass man ebenso gut hoffen kann, einen Schwarm Fliegen mit einem Schwert zu bekämpfen, wie Herr über seine Gedanken zu werden, wenn sie durch Satan ausgelöst werden. Also, er sagt, das gibt es. Ich werde da theologisch zurückhaltend sein, aber ich denke, es wird das geben, weil ich Geschwister kenne, die mir das so berichten.
Also, es gibt das. Und er sagt, er wundert sich gar nicht, dass man keine Kraft besitzt, solche hässlichen und abscheulichen Gedanken abzuwehren, die Satan in uns auslöst. Er möchte uns aber an einen Satz erinnern. Wir ahnen, welcher Satz das ist: Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.
Jetzt sagt er, darauf sollen wir den Anker unseres Glaubens werfen. Der Teufel kann nämlich alles behaupten, dass wir lästern oder alles Mögliche, aber er kann nicht behaupten, dass wir nicht gottlos wären. Wir sind gottlos, und daran glaube ich, dass Christus für solche starb, wie ich es bin, wenn ich solche Gedanken habe.
Genauso wie Martin Luther es gemacht hat: Der Teufel hatte ja immer sehr stark mit ihm gekämpft und sagte zu ihm: „Du bist ein Sünder.“ Darauf Luther: „Ja, Christus starb, um die Sünder zu retten.“ So schlug Luther den Teufel mit seiner eigenen Waffe.
Hier ist deine Zuflucht, da bleibe, denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Wenn du an dieser Wahrheit festhältst – das finde ich jetzt interessant –, was würden wir versuchen, um solche Gedanken loszuwerden?
Er macht etwas, was eigentlich total einfach ist. Er sagt: Wenn du an dieser Wahrheit festhältst, werden deine lästerlichen Gedanken, die du nicht vertreiben kannst, von selbst verschwinden. Satan wird einsehen, dass es zwecklos ist, dich damit zu plagen.
Wenn du solche Gedanken hast, sind das nicht deine eigenen, sondern Eingebungen des Teufels, für die er verantwortlich ist und nicht du. Und wenn du auf Christus schaust, auf den, der sich für dich hingegeben hat, dann wird es zum Schweigen gebracht.
Die Schwester hat zuletzt auch berichtet: Sie hat Gott gebeten, das zum Schweigen zu bringen, aber das gelingt nicht sofort. Da gibt es mehrere Seiten. Er konzentriert sich halt auf diese Tatsache: Wir sind schwach, und das gehört bei ihm zur Schwachheit dazu. Und das dem Teufel entgegenzustellen – und was soll der da noch machen?
Das ist seine Erfahrung auf jeden Fall, und auch die von Luther.
Ja, also da ist Spurgeon sehr konkret. Er bleibt nicht nur beim Begriff „Ich bin schwach“, sondern zeigt sehr konkret, wo er diese Schwäche in seinem Glaubensleben ganz massiv empfindet und was er dagegen tun kann. Bei den Beispielen, die du bis jetzt gebracht hast, hat er immer wieder gesagt: Schau auf Jesus.
Ja, es gibt Menschen, die meinen, sie könnten nicht glauben und haben dabei einen sehr schweren Kampf. Ich weiß, dass Spurgeon dazu ein Beispiel gegeben hat. Was sagt er darüber, wenn jemand solche Schwäche empfindet?
In dem Buch, das vorne liegt, gibt es ein schönes Beispiel. Spurgeon sagt, es gibt verschiedene Arten des Glaubens. Zum Beispiel den Glauben der Napfschnecke. Das ist eine Schnecke, die sich an der See an den Felsen festklammert. Wenn du mit einem Stock dagegen haust, fällt sie ab. Aber wenn du einmal dagegen gehauen hast, bekommst du alle anderen Schnecken nicht mehr weg. Sie klammern sich dann wie verrückt an dem Felsen fest.
Er erklärt, dass manche Menschen gerade so viel Glauben haben, dass sie sich an Christus festhalten können – mehr nicht. Aber das reicht aus. Spurgeon würde sagen, wir sollen nicht meinen, wir müssten viel Glauben haben. Erstens: Wenn man glaubt, dann glaubt man. Wenn ich also glaube, dass Christus mich errettet, und das annehme, dann ist das genug Glaube.
Viele Menschen meinen, sie müssten mehr glauben und sind damit nicht zufrieden. Aber eigentlich müssen wir uns nur an eine Wahrheit halten: Christus ist für die Gottlosen gestorben, zu der Zeit, als wir noch schwach waren. Diese Wahrheit kennen wir auch nach dem Podcast. Spurgeon wiederholt sie immer wieder.
Es ist nicht der große Glaube, der rettet, sondern der wahre Glaube. Die Rettung beruht nicht auf meinem Glauben, sondern auf Christus, dem der Glaube vertraut. Ein Glaube, so klein wie ein Senfkorn, wird die Errettung herbeiführen. Genauso ist es bei der Buße.
Ich glaube, wir wollen es oft komplizierter machen als nötig. Das Kreuz ist der Gegenstand unseres Glaubens. Es ist zugleich durch die Kraft des Heiligen Geistes auch der Urheber dieses Glaubens.
Spurgeon fordert dazu auf: Setze dich nieder und betrachte den sterbenden Heiland, bis der Glaube ganz von selbst in deinem Herzen entsteht. Es gibt keinen Ort, der so geeignet ist, Vertrauen zu wecken, wie der Hügel von Golgatha. Die Luft dieses heiligen Berges lässt den zitternden Glauben stark und gesund werden.
Mancher hat am Fuß dieses Hügels gesessen und gesagt: „Während ich dich anschaue, Herr, wie du verwundet, schmerzerfüllt und in Atemnot am Holz des Kreuzes hängst, spüre ich, wie mein Herz zu glauben beginnt, dass du dies alles für mich erlitten hast.“
Immer dieselbe Antwort: Wir haben vorhin gesagt, dass wir uns nicht um unsere Buße drehen sollen oder um irgendwelche anderen Dinge. Hier geht es auch darum: Dreh dich nicht um deinen Glauben, sondern schau auf Jesus.
Nun gibt es natürlich immer wieder verschiedene Fragen, die in der Seelsorge häufig vorkommen. Eine Frage, die besonders oft gestellt wird, wenn Menschen ihre Schwachheit bekennen, lautet: „Ich habe mit der Sünde zu kämpfen. Ich kann die Sünde irgendwie nicht aufgeben, oder sie erwischt mich immer wieder.“
Hat Spurgeon auch hier einen Rat, den er weitergeben könnte? Die Antwort ist dieselbe wie immer. Natürlich haben wir mit der Sünde zu kämpfen, denn wir sind kraftlos. Früher waren wir gottlos, aber kraftlos sind wir noch immer. Es muss Gottes Kraft in uns sein, die uns hilft.
Wir haben zwar den guten Willen, aber es klappt dann doch nicht. Spurgeon sagt, es bringt nicht viel, gegen die Sünde zu kämpfen. Viel wichtiger ist es, wieder auf Christus zu schauen – auf den, der für mich gestorben ist und mich liebt. Aus dieser Liebe geschieht dann eine Veränderung, die auch mein Wesen verändert.
Wir versuchen oft, nicht mehr zu sündigen oder bestimmte Dinge nicht mehr zu tun. Doch Spurgeon sagt, das ist der falsche Weg. Wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren – auf unsere Buße, unseren Glauben, unsere Gedanken und unsere Schwäche, Sünde zu tun – dann sind wir auf dem falschen Weg.
Er sagt: „Schau doch auf Christus! Wenn du auf ihn schaust, wird er dich verändern.“ Das ist eigentlich die Hauptbotschaft von allem, auch bei diesem Punkt.
Wenn ich das, was Spurgeon gesagt hat, mit meinen Worten zusammenfassen könnte, dann wäre es Folgendes: Wir fühlen uns unwürdig und kraftlos – und beides stimmt. Denn Christus ist für uns gestorben, als wir noch kraftlos waren. Und wir sind es immer noch.
Der Lösungsansatz liegt nicht darin, uns auf unsere Kraftlosigkeit, unsere Unwürdigkeit, unseren Glauben, unsere Buße, unsere Fähigkeit, die Sünde zu besiegen, unseren Mut oder unsere Gedankenkraft zu konzentrieren. Stattdessen sollen wir immer wieder zu Christus kommen. Seine Kraft muss in uns wirken. Er verändert dann etwas.
Spurgeon führt das nicht im Detail aus. Er nennt keine Schritte wie 1, 2, 3, 4, 5. Er sagt nur: Verbringe viel Zeit mit Christus, und er wird dich verändern. Mehr sagt er nicht. Das erinnert ein wenig an den Korintherbrief, wo es heißt, dass man auf Christus schauen und in sein Bild verwandelt werden soll. Das müsste 2. Korinther 3,18 sein.
Diese Botschaft geht zurück auf die Stiftshütte, die wir gerade als GWS-Reihe in der Gemeinde behandeln. Jörg macht das, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Dort sitzt Mose im Allerheiligsten, und sein Gesicht glänzt danach. Warum? Weil er in Gottes Nähe war. Das hat ihn verändert.
Später musste Mose sogar eine Decke über sein Gesicht legen, weil die anderen Leute ihn mit diesem himmlischen Glanz nicht mehr ansehen konnten. Darauf bezieht sich der Grund des Briefes. Er sagt euch dasselbe: Schaut auf Christus, nicht auf euch selbst. Wenn ihr auf euch selbst schaut, werdet ihr niedergeschlagen sein.
Ihr müsst Christus begegnen. Und wenn ihr sagt, ihr könnt eure Gedanken nicht sammeln, ihr seid kraftlos, es geht alles nicht – ja, natürlich. Auch das könnt ihr ihm bringen. Ihr könnt sagen: Meine Gedanken schweifen heute so ab. Legt das Gott hin, aber seid trotzdem mit ihm zusammen.
Gute Freunde sind ja auch zusammen, wenn es einem von ihnen nicht gut geht. Dann redet man halt mal nichts, und trotzdem wird die Freundschaft durch das Schweigen tiefer. Wir machen, glaube ich, zu viel und konzentrieren uns zu sehr auf uns selbst. Er sagt: Schaut auf Christus.
Das ist ein gutes Schlusswort: Schaut auf Christus. Das war wieder der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, wir konnten euch motivieren, wirklich auf Jesus zu sehen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollten, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gern unter podcast@efa-stuttgart.de. Wir wünschen euch Gottes Segen und Gottes Kraft in eurer Schwachheit.