Dankbarkeit und Hoffnung im Lobpreis
Danke für einen solchen Lobpreis aus vollen Kehlen und, wie ich hoffe, aus vollen Herzen. Danke, dass wir jeden Grund haben, wirklich so zu singen: Lobe den Herrn, meine Seele, denn du hast Gutes getan.
Du hast uns gerufen, dir nachzufolgen. Wir dürfen uns hier in Frieden und Freiheit versammeln. Vor allem aber dürfen wir wissen, dass wir eines Tages befreit sein werden von allem Leid, aller Schuld und allen Lasten.
Dann wird dieser Chor noch herrlicher in deiner Gegenwart singen. Herr, hilf uns, den Weg zu diesem wunderbaren Ziel zu gehen. Und gebrauche nun auch die Verkündigung deines Wortes, um uns zuzurüsten zu jedem guten Werk. Amen.
Einführung in das Thema Anerkennung und Popularität
Jetzt dürfen Sie sich setzen. Gehörst du zu den Menschen, die schnell Freunde finden und allgemein beliebt sind? Hast du vielleicht schon einmal erlebt, wie plötzlich alles kippt und sich Menschen von dir abgewandt haben? Tat das weh? Strebst du nach Anerkennung? Was bist du bereit zu tun, um diese Anerkennung zu finden?
In Fortsetzung der Predigtreihe durch das Markus-Evangelium kommen wir heute zu einem Abschnitt, in dem wir Menschen sehen, die sehr auf ihre Anerkennung und Popularität bedacht sind. Wir begegnen zwei Menschen, deren Popularität ganz plötzlich eine abrupte Wendung erfährt.
Lasst uns gemeinsam den Predigttext betrachten: Markus 15,1-15. Sie finden ihn in den ausliegenden Bibeln auf Seite 63 im hinteren Teil. Ich werde im weiteren Verlauf der Predigt immer wieder einzelne Textstellen durchgehen. Daher ist es hilfreich, die Bibel vielleicht aufgeschlagen zu lassen, auch nachdem wir den Text gemeinsam gelesen haben.
Der Prozess vor Pilatus: Ein Überblick
Und alsbald am Morgen hielten die Hohenpriester Rat mit den Ältesten, den Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat. Sie banden Jesus, führten ihn ab und überantworteten ihn Pilatus.
Pilatus fragte ihn: „Bist du der König der Juden?“ Jesus antwortete ihm: „Du sagst es.“
Die Hohenpriester beschuldigten ihn heftig. Pilatus fragte ihn erneut: „Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen!“ Doch Jesus antwortete nichts mehr, sodass sich Pilatus verwunderte.
Er pflegte jedoch zum Fest einen Gefangenen loszugeben, den das Volk erbaten. Es war einer namens Barabbas, gefangen mit Aufrührern, die bei einem Aufruhr einen Mord begangen hatten.
Das Volk ging hinauf und bat, dass Pilatus tue, wie er es gewöhnlich tat. Pilatus antwortete ihnen: „Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe?“ Denn er erkannte, dass ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten.
Aber die Hohenpriester reizten das Volk, damit er ihnen lieber Barabbas losgebe.
Pilatus begann wieder zu fragen: „Was wollt ihr denn, dass ich mit dem tue, den ihr König der Juden nennt?“ Sie schrien abermals: „Kreuzige ihn!“
Pilatus fragte sie: „Was hat er denn Böses getan?“ Doch sie schrien noch viel lauter: „Kreuzige ihn!“
Pilatus wollte dem Volk zu Willen sein. Er gab ihnen Barabbas frei, ließ Jesus geißeln und überantwortete ihn, damit er gekreuzigt würde.
Struktur der Predigt und die Hauptakteure
Das ist der Text, den wir heute Vormittag gemeinsam bedenken wollen. Die Struktur der Predigt wird ganz einfach sein.
Zuerst möchte ich mit uns auf die Akteure schauen, die in diesem Abschnitt gezeigt werden. Zum einen sind das die Hohenpriester, dann Pilatus und anschließend das Volk. Am Ende wollen wir auf den Leidtragenden, Jesus, sowie auf den Profiteur, Barabbas, und die Aktionen der anderen drei Gruppen blicken.
Das ist die Struktur. Übrigens ist dies die einzige Folie, die ich heute habe. Ich werde nur einige Highlights hervorheben, damit wir immer genau wissen, bei wem ich gerade bin – falls jemand mal müde geworden ist.
Die Hohenpriester: Neid und Macht
Kommen wir zuerst zu den Hohenpriestern. Ihr böses Treiben wurde bereits in Kapitel 14 sehr deutlich. Sie hatten geplant, Jesus zu töten. Die Hohenpriester gehörten zur jüdischen Elite und wurden vom Volk normalerweise mit großem Respekt behandelt. Dieser Respekt war ihnen offenbar sehr wichtig.
Doch dann tauchte ein scheinbar völlig unbedeutender Mann auf, der eine natürliche Autorität ausstrahlte. Was er lehrte, war voller Wahrheit und tiefer Erkenntnis. Außerdem tat er Dinge, die eine göttliche Autorität zu belegen schienen. Er heilte viele Kranke, trieb böse Geister aus, stillte Stürme, vermehrte Essen auf wundersame Weise und weckte sogar Tote auf.
Diese Dinge geschahen nicht im Verborgenen. Viele Menschen hatten es gesehen, und so folgten immer mehr Menschen Jesus nach. Einige Tage vor den Ereignissen, die unser Predigttext beschreibt, kam Jesus nach Jerusalem, und die Menschen jubelten ihm zu. Die Hohenpriester waren von Neid erfüllt. Sie versuchten, ihn mit Fangfragen zu diskreditieren, doch das schlug fehl. Jesus’ Antworten offenbarten seine enorme Weisheit und zeigten dem Volk die Irrtümer und falschen Motive der Hohenpriester.
Letztendlich fassten die Hohenpriester den Entschluss: Jesus musste sterben. Dann spielten ihnen die Ereignisse in die Karten. Plötzlich nahm alles eine überraschende Wendung. Einer der Jünger Jesu bot sich als Verräter an. So konnten sie Jesus festnehmen, abführen und ihm den Prozess machen.
Jesus war scheinbar dumm genug, sich selbst als Gotteslästerer zu outen. Auf die Frage, ob er der Sohn des Allerhöchsten, der Sohn Gottes sei, antwortete er tatsächlich mit Ja. Deshalb verurteilten sie ihn – wie wir in Kapitel 14, Vers 64 lesen – zum Tode.
Nun gab es jedoch ein Problem: Nach römischem Recht durften die Hohenpriester und der Hohe Rat in Jerusalem, das von den Römern besetzt war, kein Todesurteil vollstrecken. Das stand nur dem römischen Kaiser oder dessen Beauftragten zu.
Deshalb sehen wir am Anfang unseres heutigen Textes, dass Jesus am Morgen zu Pilatus abgeführt wird. Obwohl in Kapitel 14 das Todesurteil schon gesprochen wurde, braucht man das Votum des Pilatus. Den Hohenpriestern war klar, dass es Pilatus wenig interessieren würde, ob Jesus Gotteslästerung begangen hatte. Pilatus mochte die Juden nicht sonderlich. Deshalb brauchten die Hohenpriester ein anderes Argument.
Sie beschuldigten Jesus, ein Aufrührer und Rebell zu sein, der sich zum König der Juden aufgeschwungen hätte und somit eine Bedrohung für das römische Reich darstellte. Daher fragt Pilatus: „Bist du der König der Juden?“ Das war offensichtlich die Anklage, und Jesus leugnet das nicht.
Pilatus war klar, dass dieser Mann keinen Ärger machen würde. Er stand alleine da, von allen verklagt. Die Hohenpriester brachten weitere Anklagepunkte vor, doch Jesus sagte nichts mehr dazu. Das verwunderte Pilatus, doch letztendlich durchschaute er die Lage.
In Vers 11 lesen wir, dass Pilatus erkannte, dass die Hohenpriester Jesus aus Neid überantwortet hatten – purer Neid. Deshalb gab Pilatus den Menschen die Wahl, Jesus freizulassen.
Doch die Hohenpriester griffen ein. Es war die letzte Chance, die sie hatten. Der Prozess vor Pilatus war schiefgelaufen. Pilatus hatte sie durchschaut. Nun wiegelten sie das Volk auf und stachelten die Menschen an, damit Jesus wirklich zu Tode gebracht würde.
Das sind die Hohenpriester. Sie hassen Jesus und neiden ihm seine Popularität beim Volk. Sie tun alles, um ihn aus dem Weg zu schaffen.
Lasst uns erkennen, wie zerstörerisch Neid ist. Das Streben nach eigener Anerkennung und Bedeutung ist gefährlich, und niemand ist vollkommen frei davon. Das sehen wir schon bei kleinen Kindern. Wenn sie spielen, dauert es nicht lange, bis ein Kind dem anderen das Spielzeug neidet.
Wer zwei Kinder zu Hause hat, wie ich, erlebt, dass sie sich nicht nur die Spielzeuge neiden, sondern auch nach der Anerkennung der Eltern streben. Sie fahren sich gegenseitig über den Mund und petzen sich vielleicht auch an.
Das sündige Streben nach Anerkennung und Bedeutung ist nicht nur kindisch, sondern überall zu beobachten. Kaum jemand würde so weit gehen wie die Hohenpriester und jemanden töten, nur um selbst mehr Anerkennung zu bekommen. Doch die Herzenshaltung der Hohenpriester kennen wir alle.
Wir erleben immer wieder, wie Menschen schlecht über andere reden, um selbst besser dazustehen. Mobbing ist ein modernes Wort dafür. Dabei erheben sich manche auf Kosten anderer, die scheinbar Konkurrenz in der Anerkennung der Menschen sind, und machen sie nieder.
Wir sind gut beraten, die Ermahnung aus Jakobus 4 zu hören. Jakobus schreibt, dass Christen dieses Phänomen kennen. Er fragt: „Woher kommt der Kampf unter euch, woher der Streit? Kommt es nicht daher, dass in euren Gliedern die Gelüste gegeneinander streiten? Ihr seid begierig und erlangt nicht, ihr mordet und neidet und gewinnt nichts, ihr streitet und kämpft und habt nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr es für eure Gelüste vergeuden könnt.“
Als ich über diese Worte nachdachte, wurde mein Herz froh, als ich an diese Gemeinde dachte. Hier erlebe ich immer wieder, dass positiv über andere gesprochen wird und andere erhoben werden. Ich preise Gott dafür, dass ich Mitglieder sehe, die sich im Verborgenen und im Hintergrund einbringen, damit hier in der Gemeinde alles gut läuft. Sie neiden es den anderen nicht, wenn diese mehr Anerkennung bekommen.
Ich preise Gott dafür, denn ich weiß, wie groß die Versuchung auch bei uns Christen ist, anders zu handeln. Ich weiß das ganz persönlich. Es ist gefährlich, hier vorne zu stehen und nicht auf den hinzuweisen, auf den ich hinweisen sollte – nämlich auf Christus. Stattdessen möchte man selbst Anerkennung bekommen.
Ich glaube, das kennen wir alle. Unsere Berufung ist es, Zeugen auf Christus hin zu sein. Doch wie oft sind wir darauf bedacht, selbst gut dazustehen?
Deshalb möchte ich uns ermutigen, auf die Hohenpriester zu schauen und auf die Katastrophe, die entsteht, wenn Menschen so handeln, wie ihr Herz es will. Ich möchte uns ermutigen, unser Ego zurückzustellen und Neid in unserem Herzen keinen Raum zu geben. Stattdessen sollten wir Jesus Herr sein lassen und uns ihm und anderen unterordnen.
Pilatus: Der politische Pragmatiker
Neben den Hohenpriestern sehen wir einen zweiten Akteur: Pilatus. Pontius Pilatus war der römische Statthalter in der Provinz Judea, ungefähr von 26 bis 36 nach Christus. Er residierte eigentlich in Caesarea an der Mittelmeerküste. Zu jüdischen Festtagen kam er jedoch nach Jerusalem.
Das Passafest war besonders ein Fest, zu dem er eigentlich immer mit seinem Heer kam. Während dieses Festes gedachten die Juden der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. In dieser Zeit war das Verlangen nach Freiheit besonders ausgeprägt, und die Gefahr eines Aufruhrs war groß. Deshalb kam Pilatus regelmäßig zum Passafest und auch zu anderen Festen nach Jerusalem, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen und eventuell entstehende rebellische Tendenzen gleich im Keim zu ersticken.
Aus der Geschichtsschreibung ist Pilatus als ein skrupelloser Mann bekannt, jemand, der die Juden hasste. Wenn er ihnen einen Gefallen tat, dann geschah das eigentlich immer nur aus politischen Erwägungen. Genau das sehen wir auch hier im Text. Er hat kein Interesse daran, dem Hohenpriester oder den Juden einen Gefallen zu tun. Im Gegenteil, man bekommt den Eindruck, dass Pilatus vielleicht sogar etwas mehr mit Jesus sympathisiert.
Aber vor allem war er ein gewiefter Politiker, der es darauf anlegte, es möglichst allen recht zu machen, um keine Probleme zu bekommen. Deshalb entscheidet er sich ganz politisch und strategisch klug dazu, niemandem zu sehr auf die Füße zu treten. Er hätte die Klage der Hohenpriester einfach abweisen können, zum Beispiel sagen können: „Eure Argumente sind lächerlich, ich lasse Jesus frei, hört auf mit dem Mist.“ Das tut er nicht. Er denkt, er gibt ja einen besseren Weg: „Ich lasse einfach das Volk entscheiden. Mir ist es eigentlich egal, was mit Jesus passiert. Er scheint unschuldig zu sein, aber soll das Volk entscheiden.“ Jesus scheint bei den einfachen Menschen ziemlich populär zu sein, die werden ihn schon freisetzen.
Also lädt er das Volk ein und sagt: Entsprechend einer Tradition, die er selbst einige Jahre zuvor eingeführt hatte, lasse ich beim Fest immer einen Gefangenen frei. Ihr dürft euch einen aussuchen. So eine Art Wahlgeschenk, das wir heute auch noch kennen, wenn es mal eng wird. Für einen Politiker muss man einfach mal was fürs Volk machen. Und was macht er hier? Er macht etwas fürs Volk. Er ist sich scheinbar sicher, dass Jesus so freikommen wird.
Er bietet das direkt an, er fragt nicht, ob sie irgendeinen hätten, den sie gerne frei hätten, sondern er bietet Jesus an. Ganz großzügig sagt er: „Liebes Volk, es ist das Passafest, wollt ihr, dass ich euch einen König, den König der Juden, freigebe?“ Aber die Hohenpriester reizen das Volk auf, damit es viel lieber Barabbas loshaben will. Barabbas war ein Aufrührer und Mörder, ihm drohte die Todesstrafe. Sicher kein Mann, den die Massen besonders lieb hatten, ich gehe mal davon aus, so ein Schwerverbrecher.
Als das Volk tatsächlich, angestachelt von den Hohenpriestern, die Freilassung Barabbas anstelle der von Jesus forderte, unternahm Pilatus einen zweiten Versuch. Er fragte das Volk: „Was wollt ihr denn, dass ich tue mit dem, den ihr den König der Juden nennt?“ Und dann kommt dieser Schrei: „Kreuzige ihn!“
Pilatus wusste, dass Jesus das nicht verdient hatte. Deshalb versucht er es nur ein drittes Mal, das aufzuhalten, und stellt die Frage: „Was hat er denn Böses getan?“ Ich bin ja mal gespannt, was das Volk sagt: „Was hat er Böses getan?“ Und die Antwort ist: gar nichts. Stattdessen schreiend: „Kreuzige ihn!“ Wenn ich keine Argumente mehr habe, dann brülle ich einfach.
So steht Pilatus da und muss sich entscheiden. Würde er tun, was er für richtig hält, und Jesus freilassen? Oder gibt er dem Druck des Volkes nach? Pilatus tut das, was Politiker viel zu oft und wir alle immer mal wieder tun. Er folgt nicht seinem Gewissen, er tut nicht das, was er eigentlich als richtig erkennt, sondern das, was die Menschen wollen. Pilatus war ein Populist, so wie er im Buche steht.
So lesen wir in Vers 15: Pilatus wollte dem Volk zu Willen sein, gab Barabbas los, ließ Jesus geißeln – eine brutale Folter – und überantwortete ihn, damit er gekreuzigt werde. Was für verheerende Worte! Er wollte dem Volk zu Willen sein, ließ einen Mörder frei und veranlasste die brutale Folter und die brutale Tötung eines Unschuldigen.
Ich hoffe, dass wir auch von Pilatus etwas lernen. Ich hoffe, dass wir lernen, wie gefährlich es ist, wenn man es allen recht machen will. Wir sollten unsere Urteile nie danach fällen, was die Mehrheit will. Mehrheiten und die öffentliche Meinung ändern sich oft und sind leicht beeinflussbar. Die öffentliche Meinung und die Mehrheit sind keine guten Ratgeber.
Ich wäre dankbar, dass Reinhard vorhin für unsere Politiker gebetet hat, damit sie ihre Entscheidungen nicht danach fällen, was gerade populär ist, sondern das tun, was gut und richtig ist. Lasst uns für Politiker und Menschen in Verantwortung beten, dass sie tun, was gut und richtig ist. So dass es keine Rolle spielt, ob die Mehrheit vielleicht angestachelt durch irgendwelche Medienkampagnen plötzlich sagt, „Abtreibung ist eigentlich ein Recht, das jeder haben sollte“, sondern dass die Politiker klar erkennen, dass es Mord an den Unschuldigsten und Hilflosesten in der Gesellschaft ist, die keine Stimme haben.
Lasst uns für Politiker beten, dass sie den Mut haben, nicht einfach Gender Mainstream abzusegnen oder durchzuwinken, nur weil die Welt oder die Gesellschaft gerade findet, dass Geschlechterunterschiede keine Rolle mehr spielen sollten und geschlechtliche Orientierung alles Beliebige ist.
Unsere Gesellschaft hat keinen moralischen Kompass. Das ist wie damals in Jerusalem. Die öffentliche Meinung ändert sich schnell. Aber was gut und was böse ist, das entscheidet nicht die Mehrheit der Menschen. Es ist keine Frage von momentanen Popularitätswettbewerben. Gott selbst sagt uns, was gut und richtig ist. Und Gott selbst sagt uns, dass wir eines Tages dafür gerichtet werden, ob wir das tun, was gut und richtig ist, oder ob wir ihn und sein Wort ignorieren.
Ich denke, wir tun gut daran, uns nicht nach dem zu richten, was die Menschen um uns herum sagen, sondern Gott selbst zuzuhören, sein Wort zu hören und sprechen zu lassen. Wir sollten darum ringen, zu erkennen, was er will, denn er allein weiß genau, was richtig ist. Er hat diese Welt gemacht, sie gehört ihm.
Ich bin dankbar für diese Gemeinde. Ich bin dankbar, dass diese Gemeinde in inzwischen 46 einhalb Jahren immer danach gestrebt hat, sich unter Gottes Wort zu stellen und nicht mit dem Zeitgeist zu gehen. Ich preise Gott dafür. Die Anfechtungen werden nicht aufhören, Meinungen werden sich ändern, Strömungen werden kommen. Ich bin froh, dass wir über viele Jahrzehnte, und gerade Ihre älteren Mitglieder, darauf gewacht haben, dass wir nicht mit dem Zeitgeist gehen, sondern uns treu zu Gott stellen.
Ich preise Gott auch für die junge Generation. Diese letzte Woche war für mich ein Highlight in meinem Leben hier in der Gemeinde. Jeden Tag die jungen Leute, die hier in der Woko waren, zu sehen. Früher war ich immer nervös, wenn Woko war. Da habe ich überlegt, ob ich überhaupt in die Gemeinde kommen soll. Es war viel Geschrei im Haus, alles ein bisschen chaotisch. Ich weiß nicht, was mit den jungen Leuten hier passiert ist. Sie haben sich gut benommen. Sie waren ein grandioses Zeugnis für die Nachbarschaft.
Und dann die Gespräche, die ich zwischendrin immer wieder hatte. Da habe ich gehört, dass die jungen Leute eine Klarheit in der Nachfolge haben. Da geht mein Herz auf. Da wurde ich auch kritisch hinterfragt, ob wir auch an bestimmten Punkten klarstehen, von den jungen Leuten. Von meinen Kollegen höre ich, dass es oft anders herum ist. Ich preise Gott für euch.
Bleibt treu bei Gott. Lasst euch nicht von der Welt erzählen, dass es besser ist, schon mal vor der Ehe Dinge auszuprobieren und dass es eigentlich egal ist, wie man genau lebt, Hauptsache man hat irgendwann mal etwas mit Jesus zu tun gehabt. Folgt ihm weiter so konsequent nach, konsequent nach.
Ich bin Gott dankbar für euch, und ich bete, dass er euch das bewahrt.
Pilatus tat das nicht. Er wusste eigentlich, was richtig ist, aber er tat es nicht. Er gab dem Druck des Volkes nach. Pilatus strebte danach, Anerkennung zu finden, und er fand eine Anerkennung, auf die er, glaube ich, gerne verzichtet hätte.
Pilatus ist so bekannt geworden, dass er sogar in unserer Satzung der FG München Mitte im Anhang aufgeführt ist. Dort stehen nur ganz wenige Menschen namentlich erwähnt. Pilatus steht drin, weil unsere Gemeinde sagt: Wir haben zwei Glaubensgrundlagen, zu denen wir uns grundsätzlich bekennen. Das ist die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz von 1846 und das apostolische Glaubensbekenntnis, und darin heißt es: „gelitten unter Pontius Pilatus“.
Lasst uns achtsam sein, nicht dem Druck der Menschen nachzugeben, sondern uns treu zu Jesus zu stellen.
Das Volk: Orientierungslos und beeinflussbar
Dann drittens das Volk. Das Volk war letztendlich ein Spielball der Interessen der Hohenpriester. Es hatte scheinbar keine festen Überzeugungen.
Es ist gut möglich, dass einige der Menschen, die jetzt hier vor dem Palast des Pilatus stehen, vor fünf Tagen am Palmsonntag beim Einzug von Jesus in Jerusalem noch an der Straße standen und Jesus zugejubelt hatten. Doch heute, an diesem Morgen, ist ihr Ruf ein ganz anderer.
Nicht mehr „Hosianna, gelobt sei, der da kommt, in dem Namen des Herrn“ ertönt. Stattdessen hallt ein grausames „Kreuzige ihn, kreuzige ihn“ durch die Straßen Jerusalems. In ihrer Orientierungslosigkeit lässt sich das Volk vor den Karren der Hohenpriester spannen.
So bekommen die Hohenpriester, was sie wollen: Barabbas wird freigelassen, und Jesus muss sterben.
Meinerseits strebt unsere Gesellschaft heute nach großem Individualismus. Man könnte denken, die Gefahr, die wir hier sehen, müssten wir nicht mehr weiter bedenken.
Der Individualismus zeigt sich tatsächlich darin, dass Menschen sich heute zu nichts mehr verbindlich stellen wollen. Das Phänomen, dass unsere Gemeinde weiter wächst und Leute sich verbindlich der Gemeinde zuwenden, finde ich klasse.
Doch bei all dem Gerede von Individualismus ist der Herdentrieb heute genauso ausgeprägt wie eh und je. Eigenständiges Denken ist eher Mangelware. Ich glaube, das wissen wir.
„Schau, was machen die anderen, das wird schon passen, mache ich auch“ – so denken viele. Und oft genug haben wir gar keine andere Wahl, weil wir nicht immer alles hinterfragen können. Das heißt, wir müssen immer wieder Orientierungspunkte finden.
Die Frage ist nur: An wem orientiere ich mich? Wem frage ich um Rat? Die Gruppendynamik in dieser Welt ist oft verheerend.
Hier in Deutschland – wir wissen das – war es schon ziemlich lange her, im letzten Jahrhundert, Mitte des letzten Jahrhunderts, gab es Gruppendynamik.
Ich glaube, die Menschen damals waren nicht schlechter als wir heute. Oder wir sind heute vielleicht nicht besser als sie damals. Aber damals kamen Populisten an die Macht, die in eine bestimmte Richtung riefen, und die Menschen folgten ihnen.
Ich glaube, was wir im Moment auf der Krim erleben oder anderswo, ist genau dasselbe Phänomen.
Und das, was wir erleben, wenn irgendwo Menschen zusammenkommen und die Stimmung plötzlich hochkocht – das ist genau dasselbe Phänomen. Es ist in unserem sündigen Herzen drin.
So war es damals auch. Die Menschen, die dort vielleicht erst einmal nur als Schaulustige standen, wurden plötzlich zu einem gewalttätigen Mob.
Sie forderten auf einmal völlig absurd und wahrscheinlich ohne nachzudenken die Freilassung eines Aufrührers und Mörders. Gleichzeitig gaben sie Jesus dahin, damit er gekreuzigt wird.
Das sind die Akteure.
Jesus und Barabbas: Leidtragender und Profiteur
Ganz kurz zum Abschluss möchte ich auf den Leidtragenden und den Profiteur schauen: Jesus und Barabbas.
Barabbas, wie wir eben schon gehört haben, war ein Aufrührer, ein Rebell, jemand, der einen Mord begangen hatte und vom Leben nichts anderes mehr zu erwarten hatte als seine Exekution. Barabbas kommt nicht zu Wort, er wird nicht gefragt. Er sitzt im Gefängnis und ahnt gar nicht, wie sich sein Schicksal und seine Popularität plötzlich wenden.
Übrigens ist Barabbas kein Name, sondern nur ein Namenszusatz. Wer den Parallelbericht im Matthäusevangelium liest, in Kapitel 27, Vers 17, wird dort erfahren, wie Barabbas eigentlich wirklich hieß: Jesus.
Wenn wir dann ein bisschen darüber nachdenken, bedeutet der Namenszusatz Bar Abbas „Bar“ heißt „Sohn des“ und „Abbas“ bedeutet „Vater“. Barabbas heißt also „Sohn des Vaters“. Jesus bedeutet ebenfalls „Sohn des Vaters“. Ich glaube, Gott hat das genauso geführt: Jesus, der der Sohn des Vaters genannt wurde, und Jesus, der ewige Sohn des himmlischen Vaters.
In Vers 7 lesen wir, dass der eine Jesus, Barabbas, ein Anführer war, der gegen die römische Besatzungsmacht aufbegehrt hatte. Dem anderen Jesus, dem Sohn des himmlischen Vaters, wird ebenfalls vorgeworfen, ein Anführer gegen die römische Besatzungsmacht zu sein.
Der eine Jesus, der Sohn des Vaters genannt wurde, verdient die Todesstrafe und wird freigelassen. Der andere Jesus, der Sohn des himmlischen Vaters, war unschuldig und wird getötet.
Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, wurde überhaupt nur Mensch aus Liebe zu den Menschen. Er kam in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit zu uns. Er verließ die Herrlichkeit beim Vater, um uns mehr über Gott zu offenbaren. Er war die Liebe in Person, heilte Menschen, half Notleidenden, begegnete Sündern in Gnade und offenbarte durch viele Zeichen und Wunder, dass er von Gott gesandt war.
Doch dieser Jesus findet keine Anerkennung beim Volk. Dem steht das Volk entgegen: „Kreuzige ihn! Weg mit ihm!“ So lässt der unschuldige Jesus sein Leben, und der Schuldige wird freigelassen.
Was für ein Tausch! Was für eine Tragik! Oder vielleicht doch nicht.
Der göttliche Plan und die Bedeutung des Kreuzes
Schon während der Hochphase seiner Popularität hat Jesus dies genauso angekündigt. Im Markus-Evangelium, ab Kapitel acht, beginnt er immer wieder anzukündigen, was mit ihm geschehen wird. In Kapitel zehn, zum Beispiel in Vers 30, beschreibt er das, was wir im Kapitel 15 jetzt sehen.
Jesus hat seinen Jüngern gesagt: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem.“ Dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden (Markus 14). Sie werden ihn zum Tode verurteilen (Ende Kapitel 14) und den Heiden übergeben (Beginn Kapitel 15). Diese werden ihn verspotten, anspeien, geißeln und töten. Das sehen wir dann auch nächste Woche noch. Nach drei Tagen wird er auferstehen, und daran denken wir zu Ostern.
Ja, so sollte es kommen, und so musste es kommen. Das war kein tragischer Unfall, sondern der gute Plan Gottes. Jesus selbst hatte erklärt, dass er, der Gottessohn, als Menschensohn gekommen sei, nicht damit er sich dienen lasse, sondern damit er uns Menschen diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele. Als Lösegeld für viele – für jeden, der im Glauben zu ihm kommt und ihn als den Herrn seines Lebens anerkennt.
Nicht aufgrund der eifersüchtigen Anklage der Hohenpriester, der Feigheit des Pilatus oder der Blindheit des Volkes musste Jesus sterben, sondern genauso, wie Gott es vor Anbeginn der Welt geplant hatte. So stirbt Jesus, so geht er von nun an zum Kreuz.
Nun wird er dort ans Kreuz geschlagen. Er stirbt stellvertretend für Menschen wie die Hohenpriester, für Menschen, die voller Neid und Hass Gott abgelehnt haben und keinen Herrn über ihr Leben duldeten, weil sie selbst die Herren sein wollten. Jesus stirbt auch für Menschen wie Pilatus, für Menschen, die kein Rückgrat haben und es einfach allen recht machen wollen – auch wenn sie dadurch viel Unrecht tun.
Er stirbt für Menschen wie den Mob vor dem Palast des Pilatus, die orientierungslos einfach das schreien, was die anderen auch schreien. Jesus stirbt für Menschen wie Barabbas, für Menschen, die aufgrund ihrer Taten vor Gott nicht bestehen können und den Tod verdient hätten.
Ich weiß nicht, wo du dich in dieser Geschichte, in diesem Bericht wiederfindest, aber ich möchte heute Morgen die Frage stellen: Ist Jesus für dich gestorben? Erkennst du dich in einer der genannten Gruppen wieder? Im Barabbas sind wir alle.
Ich wünsche dir, dass du diese große Liebe erkennst, die Jesus offenbart, indem er das alles über sich ergehen lässt. Diese große Gnade Gottes, dass er seinen eingeborenen Sohn in diese Welt hineinsendet, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
Diese Anerkennung bei Gott kommt durch Gnade allein, durch den Glauben an Jesus Christus. Und das ist die Anerkennung, die wir alle brauchen. Wenn wir diese Anerkennung gefunden haben – allein aufgrund von Gottes Gnade, allein durch den Glauben – dann lasst uns erkennen, wem wir jetzt nachfolgen, egal was die Menschen dazu sagen und egal, was das in unseren Lebensumständen bedeutet, so wie wir es aus 1. Petrus 2 gehört haben.
Wenn wir ihm nachfolgen bis zum Ende, dann dürfen wir wissen, dass wir eines Tages die anerkennenden Worte finden werden, die so gut sind und für die es sich lohnt, zu leben und, wenn nötig, sogar zu sterben: „Recht so, du guter und treuer Knecht!“
Schlussgebet und Bitte um Herzensveränderung
Lasst uns beten! Lieber himmlischer Vater, danke, danke, dass du uns so sehr liebst. Danke, dass du deinen eingeborenen Sohn nicht bei dir behalten hast, ihn nicht verschont hast. Das wäre dir sicherlich erst einmal lieber gewesen, aber du wusstest, dass wir es nötig hatten, dass er Mensch wurde.
Herr, wir sehen diese Menschen: die Hohenpriester, Pilatus, das Volk und Barabbas. Wir wissen, auch wir sind nicht besser. Auch wir bedürfen einer Herzensveränderung. Danke, dass du ein Gott bist, der Steine aus unseren Herzen nimmt und uns Fleisch anstelle der Herzen gibt. Danke, dass du ein Gott bist, der Herzen reinigt.
So bitte ich dich für all diejenigen, die das noch gar nicht erlebt haben, dass sie es erleben und erkennen, wer du bist. Dass sie sich Jesus zuwenden, dem, der uns so sehr liebt.
Ich bete für uns alle, dass wir uns immer mehr und immer wieder neu freimachen von dem falschen Streben nach Anerkennung in dieser Welt und von der Anpassung an das, was die Welt sagt. Lass uns dir treu nachfolgen in allen Dingen, denn du allein weißt, was gut und richtig ist. Du allein kannst wahren Segen geben. Du allein führst uns hin zu dem Leben, das sich wirklich lohnt.
Amen.