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Endlich wieder Boden unter den Füssen

23.02.1975Psalm 40,1-18

Ein neuer Anfang: Aus der Tiefe heraus auf festen Grund gestellt

Ich habe den Psalm 40 überschrieben mit „Endlich wieder Boden unter den Füßen“. Es ist ein Psalm Davids, den man vorsingen kann. Wenn Sie ein Testament dabei haben, lesen Sie Psalm 40.

Ich harrte des Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien. Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, damit ich sicher treten kann.

Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, um unseren Gott zu loben. Das werden viele sehen, sich fürchten und auf den Herrn hoffen. Wohl dem, der seine Hoffnung auf den Herrn setzt und sich nicht wendet zu den Hoffärtigen und denen, die mit Lügen umgehen.

Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweist. Dir ist nichts gleich. Ich will sie verkündigen und davon sagen, obwohl sie nicht zu zählen sind.

Schlachtopfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer. Da sprach ich: „Siehe, ich komme. Im Buch ist von mir geschrieben: Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen.“

Ich verkündige Gerechtigkeit in der großen Gemeinde. Siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen, Herr, das weißt du. Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen. Von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich.

Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde. Herr, tue unsere Lippen auf, dass unser Mund deinen Ruhm verkündige. Amen.

Die Bedeutung lebendiger Zeugnisse in der Gemeinde

Liebe Brüder und Schwestern,

es ist das Kennzeichen einer lebendigen, wachen Gemeinde, dass viele reden. Wenn nur einer von der Kanzel spricht, ist das ein Zeichen dafür, dass die Gemeinde tot ist. Wenn viele berichten, was sie im Glauben erlebt und erfahren haben, dann ist das ein Zeichen einer wachen Gemeinde.

Christen müssen bestätigen, was sie in der Bibel gelesen haben und nun in ihrem Leben ebenso wiederentdeckt haben. Gestern Abend, bei unserer Konfirmandenfreizeit auf der Schwäbischen Alb, war es für unsere Konfirmandenmädchen eindrucksvoll zu hören, wie einige aus dem Mädchenkreis erzählten, wie sie das in ihrem Glauben bestätigt gefunden haben. Das ist ein Zeugnis.

Nun trifft man immer wieder Leute, die sagen: Solche Zeugnisse gehen mir auf den Wecker. Sie ärgern mich, sie sind mir zu intim, zu direkt, sie stoßen ab. Diese persönliche Frömmigkeit, wenn jemand anfängt, von seinen eigenen Glaubensdingen zu erzählen, wird abgelehnt.

Wenn es bei dieser Kritik nur um Formfragen ginge, könnte man das schnell beherzigen. Wir wären ja alle gern bereit, einige Korrekturen anzubringen. Aber es gibt Stimmen, die einfach sagen, Zeugnisse sollen überhaupt nicht sein, weil das zu persönlich sei.

Man muss nur daran denken, dass unser Gott sein ganzes Evangelium, seine ganze Botschaft, sein ganzes Wort an uns, die ganze Bibel, in persönliche Zeugnisse hineingepackt hat. Paulus hat auch seine Briefe als Paulus geschrieben – persönliche Zeugnisse. Wenn Johannes die Offenbarung geschrieben hat, dann schreibt er so, wie er das in der Schau von Gott gezeigt bekommen hat.

Selbst die Evangelienberichte sind geprägt von der Eigenart eines Johannes, eines Markus, eines Lukas. Die großen Geschichtsberichte des Alten Testaments sind Erfahrungen mit Gott. Sogar die Psalmen, die Liederdichtungen, geben wieder, was einzelne Menschen mit Gott erlebt und erfahren haben.

Also müssen Zeugnisse sein. Man muss von seinem eigenen Leben her die großen Taten Gottes in dieser Welt verkündigen. Man kann das Evangelium nicht servieren, gleichsam unter einer Käseglocke, in Zellophanpapier eingepackt.

Ich kann heute Morgen nicht zu Ihnen predigen und sagen: Liebe Gemeinde, ich habe hier einen Text, und jetzt wollen wir mal den Text zerlegen und sehen, was der Text hier hat.

Wir müssen sagen, wofür wir haften, was wir durch unser Leben unterschreiben können, wovon wir getroffen sind, was uns überzeugt hat und was uns gefangen nimmt in unseren Gedanken. Und das interessiert Menschen heute in unserer Welt. Das müssen Sie weitersagen.

Zeugnisse als Wegweiser zum Heil

Ich möchte heute in dieser Reihe über persönliche Erfahrungen mit Gott sprechen. Dabei geht es darum, was Zeugnisse bedeuten und welche Wirkung sie haben.

Zuerst einmal zeigen Zeugnisse den rettenden Weg. Es ist immer wieder interessant, sich umzuhören, was andere Menschen unter Christen verstehen. Dabei stößt man oft auf alte Vorurteile. Eines dieser Vorurteile ist, dass Christen und die Bibel die Welt schlechtmachen. Dieses Vorurteil lässt sich kaum ausrotten, weil viele Menschen die Botschaft des Evangeliums falsch verstehen.

Für unsere Zeugnisse ist es deshalb wichtig, nicht in diese Ecke des „Schlechtmachens“ zu geraten, denn das stimmt ja gar nicht. Lesen Sie moderne Romane oder schauen Sie sich an, was Futurologen heute über die Welt schreiben. Auch in modernen Filmen wird oft ein sehr pessimistisches Bild der Welt gezeichnet – ein Bild von Menschen, die nur von ihren Begierden getrieben sind und nur das suchen, was ihnen selbst wichtig ist.

Wenn man solche Bücher liest, kann man leicht niedergeschlagen und resigniert sein. Man legt das Buch fragend zur Seite und denkt: „Ist die Welt wirklich so schlimm?“ Ich bin froh, dass die Bibel nie so über die Welt und den Menschen spricht – nicht so nihilistisch, zersetzend oder hoffnungslos.

Die Bibel geht noch einen Schritt weiter. Sie sieht nicht den Krieg als die schlimmste Not dieser Welt an – obwohl Krieg schrecklich ist und das Töten auf der Welt keineswegs verharmlost wird. Auch den Hunger betrachtet die Bibel nicht als die größte Not, obwohl jeder, der Hunger erlebt hat, weiß, wie schlimm das ist.

Nach der Meinung der Bibel ist die größte Not der Welt, dass wir von Gott getrennt sind und unter dem Gericht Gottes stehen. Wenn Menschen schon so viel Zerstörung in der Welt anrichten können, wie furchtbar wäre es dann erst, wenn Gott die Welt loslässt!

Die tiefste Not und die Rettung durch Gott

Ich habe lange darüber nachgedacht, was David eigentlich meint, wenn er von dieser grausigen Grube aus Schmutz und Schlamm spricht, in der er gesteckt habe. Ich wollte Ihnen das nahebringen, weil viele aus persönlicher Not kommen. Manche Menschen durchleben Krankheitsnöte, andere haben große Sorgen, weil sie beruflich auf einem wackeligen Posten stehen. Doch dann wurde mir plötzlich klar, dass David von etwas ganz anderem spricht.

Seine schlimmste Not, unter der er gelitten hat, war: "Nimm deinen heiligen Geist nicht von mir, Herr!" Wenn Gott mich mit meinem Leben fallen lässt, dann gehe ich unter. Diese nihilistischen Romanschreiber unserer Zeit, diese Weltbetrachter, die so nüchtern und brutal realistisch die Welt schildern können, zeigen nicht das Schlimmste. Sie haben dafür gar kein Auge.

Ich möchte noch einen anderen Gedanken einbringen. In der Bibel wird immer wieder darauf hingewiesen, dass David ein Vorweiser Jesu ist. Ich möchte diesen Psalm so lesen, dass er ein Psalm Jesu wird. Ich bin erst darauf gekommen, als ich die kurzen Ausführungen Luthers darüber las, wie er den Psalm einfach weiterliest: "Er zog mich aus der grausigen Grube am Kreuz."

Jesus hat das Menschenelend am meisten durchlitten. Er hat bis zum dunkelsten Punkt erlebt, was Menschenschicksal bedeutet. Dabei wurde er sogar von einem aus seinem engsten Freundeskreis verraten, der ihm den Kuss auf die Stirn gedrückt hat. Jesus hat die Erbärmlichkeit dieser Welt kennengelernt – schlimmer, als Menschen sie beschreiben können.

Das Einzige, was ihn noch gehalten hat, war das Bewusstsein, Gottes Sohn zu sein. Doch genau dafür haben sie ihn gelästert, gehöhnt und verspottet: "Bist du Gottes Sohn, dann steig doch herunter!" In dieser Not hat Jesus gerufen: "Herr, lass mich doch nicht in die Hölle fallen! Mein Gott, mein Gott, lass mich doch nicht los!"

Diese grausige Grube, dieser Schlamm – dort meint man, es gibt keinen Halt mehr, keine Geborgenheit. Und doch hat Jesus bestätigt, selbst in dieser größten Kreuzesnot: Er hörte, er hörte, er hat mich auf einen Fels gestellt, er hat mich herausgezogen aus Schmutz und Schlamm. Gott hat diesen Schrei gehört, Gott hat Jesus von den Toten auferweckt.

Ich möchte mich jetzt nicht nur darauf beschränken, von kleinen Gebetserhörungen in meinem Leben zu sprechen, die mir wunderbar sind. Die größte Erhöhung ist geschehen: Gott hat diesen Jesus, auf dem die ganze Sünde der Welt liegt, nicht verworfen, sondern in der Auferstehung angenommen.

Das ist wahr, das ist wahr, dass Gott das hört. Deshalb ist dieser Freudenschrei da. Wenn wir Zeugnis geben von unserem Glauben, dann bekennen wir das. Wir erleben es auch in kleinen Dingen, dass Gott aus großer Not herausretten kann, weil er den Schrei hört in der letzten Verlassenheit eines Menschen, wenn man nicht mehr weiß: Wohin soll ich mich noch wenden?

Chorproben Gottes: Das neue Lied des Glaubens

Wenn Chöre ein großes Oratorium einüben, brauchen sie viele Proben. Man muss sich immer wieder treffen, und ein richtiger Chorleiter beginnt immer wieder damit, das gründlich einzuüben.

Wenn unser Gott uns dieses neue Lied einübt, dieses fröhliche Danklied, dann macht er Chorproben mit uns. Wissen Sie, wo diese Chorproben Gottes stattfinden? Wenn Sie an Gräbern stehen, wenn Sie zerschlagen sind, dann hat Gott Chorproben mit Ihnen.

Es gibt Tage, da können wir ganz laut singen. Doch dann winkt Gott ab und führt uns weiter in den nächsten Tag hinein. Da liegt man am Boden zerstört und weiß nicht mehr, wie man singen soll.

Und auf einmal merkt man: Er gibt mir das neue Lied. Denn das Lied ist nicht ein Lied, das ich aus Freude über meinen Glauben singe, sondern weil mir Gott immer wieder dieses große Wunder zeigt. Dieses Wunder, dass er sich zu mir herunterbeugt.

Wenn ich darunter leide, unter meinem nichtigen Leben, unter meiner Schuld, unter meiner Gottlosigkeit und unter meiner fehlenden Heiligung, dann wird mir das groß: Jesus hat mich erwählt und nichts kann mich aus seiner Hand reißen. Er hat mir dieses neue Lied gegeben.

Davon reden wir, wenn wir Zeugnisse von Jesus geben. Diese Zeugnisse zeigen den Menschen heute den rettenden Ausweg. Wir zeigen ihnen Jesus.

Zeugnisse in schweren Zeiten: Ein Beispiel aus der Gegenwart

Die Deutsche Evangelische Allianz hat den heutigen Sonntag zum Sonntag der Fürbitte für die leidende und verfolgte Gemeinde erklärt. Wir erwähnen dies ja oft im Rahmen meiner Arbeit, doch ich möchte es auch an dieser Stelle noch einmal tun.

Wir haben nun sehr genaue Berichte über den Prozess erhalten, der gegen Georg Wiens in Kiew stattfand. Dieser Prozess dauerte fünf Tage. Die Mutter von Georg Wiens, Lydia Wiens, eine kranke Frau, die selbst lange Zeit in Haft war, wurde gleich zu Beginn vom Prozess ausgeschlossen. Die Familienangehörigen waren sehr besorgt, wie Georg Wiens nach seinem langen Hungerstreik diesen Prozess durchstehen würde.

Als ihm der Vorsitzende mitteilte, dass der norwegische Rechtsanwalt nicht zugelassen worden sei, erhob sich Wiens und sagte: „Dann verzichte ich darauf, einen sowjetischen Anwalt zu nehmen. Dann lasse ich Gott meine Verteidigung übernehmen.“

Sie wissen ja, dass er zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Die Familienangehörigen berichteten jedoch später, dass sie ihren Vater schon lange nicht mehr so fest und so fröhlich gesehen hätten.

Er zog mich aus der grausamen Grube, und doch glaube ich, dass ein solcher Mann heute in seinem Gefängnis zerschlagen und müde sitzt und kein Lob über seine Lippen bringt, weil es ihm so schwerfällt.

Und dann lernt man dieses Lob in den Chorproben Gottes. Dieses Lob zeigt sich nicht darin, dass ich es selbst hervorbringe, sondern es ist ein Lob, das ich empfange, weil Jesus groß wird, der mich hält und trägt.

Die theologische Grundlage eines Zeugnisses

Und das Zweite, was zu einem guten Zeugnis gehört – das Erste war, dass ich den rettenden Weg zeige, den Weg, wie ich herauskomme, wie ich auf den Grund komme – ist gute Theologie.

Wenn Sie Theologie hören, denken Sie vielleicht an Seminare und Universität, an Fakultäten, Bücherstaub und Bibelkritik. Nein, Theologie ist unser Reden von Gott. Und im Zeugnis, im Reden von Gott über unsere persönlichen Erfahrungen, steckt die beste Theologie.

David sagt in einem Psalm etwas ganz Wichtiges: „Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken.“ Danach sagt er, man kann sie nicht einmal zählen, wie groß Gott ist. Manche Leute sind ganz berauscht, wenn sie über Gott nachsinnen. Wenn sie dann die Größe Gottes theologisch beschreiben sollen, reden sie von der Tiefe des Daseins, vom So-Sein Gottes, von der Allmacht und der Allwissenheit.

Doch sie merken gar nicht, dass sie lauter bla bla bla sagen – lauter Worte, die nichts aussagen. Was heißt denn Allmacht? Das ist doch nur ein Wort, das etwas anderes meint als menschliche Ohnmacht, aber konkret habe ich noch nichts gesagt.

David sagt: „Herr, was ich von deiner Theologie habe, das habe ich alles erfahren. Das ist nämlich das, was du an mir bewiesen hast. Deine Gedanken, die du an mir bewiesen hast.“ Du bist ja ein Gott, der alles, was du bist, den Menschen schenkt. Ich will kein einziges Wort von dir gebrauchen, das ich nicht selber bestätigen kann, das ich nicht praktiziere, das ich nicht durchlebe und erfahre mit dir.

Als Mose einst Gott fragte: „Gib mir doch eine Definition von deinem Gottesbegriff in dieser Welt der Religionen“, da hat Gott ihm diese eine Definition gegeben: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Mose, mach doch die Augen auf. Übermorgen, wenn du vor Pharao stehst, wirst du erkennen, wer ich bin. Du brauchst doch keine Worte von mir. Ich bin ein Gott der Tat.

Dann standen sie am Schilfmeer, schrien zum Herrn, waren verzweifelt und mutlos. Und auf einmal gab Gott sich den Namen, der die Fluten teilt. Wieder Tage später waren sie missmutig und lästerten Gott. Und auf einmal ließ Gott Brot vom Himmel regnen.

Wenn sie dann dieses Wort sagten: Heiland, Retter, König, Herr, dann waren das erlebte Worte. Sie wussten, wer Gott ist. Sie hatten eine Theologie, die sie erfahren hatten. Nicht, dass einer meint: „Gott sei nur das, was ich jetzt mit meinem kleinen Köpfchen verstehe.“ Das meine ich nicht. Gott will uns seine ganze Größe, seine ganze Weite, sein ganzes Wissen darreichen.

Aber gebrauchen Sie doch nicht so dumme Worte wie Allmacht Gottes und Allwissenheit und spekulieren darüber, was denn die Allmacht Gottes sei. Allmacht Gottes kann ich nicht abstrakt denken. Allmacht Gottes bedeutet für mich: Wenn ich am Grab stehe, dann denke ich daran, wie unser Gott einmal ruft und diese Gräber öffnet – so wie er bei Lazarus rief: „Komm heraus!“ Da lag schon der Dunst der Verwesung über dem Grab.

Das ist Allmacht Gottes. Oder wenn eine Maria Magdalena zu Jesus kam, und man sagt: Wie kann man eigentlich so ein Menschenleben noch mal sanieren? Die müsste man ja lebenslang in die Kur stecken, bis sie alle ihre schädlichen Einflüsse abgelegt hat. Und Jesus macht mit einem Wort ein ganzes Leben wieder heil. Allmacht Gottes.

Meine Theologie, die in einem Zeugnis steckt, die man erfahren, erlebt hat, die man kennt, von der man weiß, die Schrift, die man im eigenen Leben praktiziert und bestätigen kann – das gehört zu einem Zeugnis: beste Theologie.

Das lassen wir uns nicht zwischen Buchdeckel hineinstecken. Das gehört ins Leben: gute Theologie, gutes Reden von Gott.

Zeugnisse lenken den Blick auf Jesus

Noch ein letztes: Zeugnisse weisen von uns weg. Zeugnisse weisen von uns weg.

Ich möchte Sie noch einmal daran erinnern, dass wir oft mit Menschen zu tun haben, die sagen: „Geht mir doch weg mit eurem persönlichen Zeugnis, mit diesem direkten und aufdringlichen Reden eurer Erfahrungen.“ David sagt: „Ich will meinen Mund nicht stopfen lassen. Herr, das weißt du, deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen. Von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich. Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde.“

Wie machen sie es denn? Sie verhehlen es doch. Sie sagen: „Ich geniere mich so, und passe das rein. Soll ich erzählen?“ Der andere hat auch keine Lust dazu. Sie geben sich mit lauter unwahren Ausreden ab. Dabei warten um sie herum so viele Menschen, die von ihnen keine Predigtsprüche haben wollen, sondern ihr Zeugnis, ihre Erfahrung mit dem lebendigen Gott, mit Jesus.

David hat gesagt: „Ich muss davon reden.“ Er hat noch einen anderen Ausweg gesehen, eine andere Antwort, die er eigentlich Gott bringen wollte. Es ist ganz interessant zu beobachten, wie er da sagt: „Ich will Gott meinen Gehorsam geben.“ Eigentlich müsste man ja Gott widerschlachten. Es wäre ein Fest, wenn wir da vorne einen zerlegen würden und für Gott abbrennen würden, wie im alttestamentlichen Volk.

Aber auch das sagt David schon selber, obwohl er ja noch nicht einmal den Tempel Salomos kannte: Es ist eine unpassende Art, Gott Opferstiere darzubringen. Es ist irgendwie zu wenig. Eigentlich müsste man Gott das Opfer eines ganzen Lebens bringen – in Gehorsam. Die Worte, die er hier spricht, sind gewaltig.

Aber dann wissen Sie ja, dass David mehrfach an diesem eigenen Wunsch zerbrochen ist. David muss uns ja haushoch überlegen sein. Was sollen wir erst sagen in Sachen Gehorsam? Schon sein Vorgänger Saul ist daran zerbrochen. Nach ihm hat sein Sohn Salomo gebeten, als er sich von Gott so einen freien Wunsch wünschen durfte: „Du wollest deinem Knecht geben ein gehorsames Herz.“ Das ist doch die Not unseres Lebens, dass man gehorsam sein kann. „Gib mir das!“ Und er ist wieder gescheitert.

Deshalb wird genau dieser Psalm 40 in Hebräer 10 noch einmal aufgenommen, und es wird gesagt: Das können Menschen gar nicht Gott versprechen, „Ich will dir gehorsam sein.“ Heute gibt es auch so viele Christen, die sagen: „Ich will für Gott was tun, ich will was machen.“ Es ist ja schön, wenn sie was wollen, aber sie müssen wissen, wie wenig rauskommt aus den Sprüchen und aus den Vorsätzen.

Da steht in Hebräer 10 dann das Wort, dass wir „in seinem Willen“, im Willen Jesu, der gehorsam sein wollte zum Vater, „geheiligt sind, ein für allemal durch das Opfer des Leibes Christi.“ Ihr braucht keine blöden Versprechungen zu geben über eure Treue und was ihr für Gott alles macht. Es wäre unwahr und erlogen.

Er hat uns geheiligt. Wir sind hineingenommen in den Gehorsam Jesu. Da sollen wir gar nichts mehr tun. Brauchen wir nichts mehr tun?

Wenn ihr Zeugnisse gebt, redet nicht viel von euren Vorsätzen. Redet von der großen Liebe Gottes in Jesus, dass sogar Jesus für uns schon den Gehorsam geleistet hat.

Ja, und das macht ja ein sorgloses Leben. Wie heißt es im Heidelberger Katechismus: Das macht nicht sorglose und verruchte Leute. Jetzt werden wieder ein paar sagen: „Das ist so eine Predigt, da geht einer raus und tut nichts.“ Nein, wer das erfahren hat, wie Jesus uns mit einer großen Liebe hier hineinnimmt, nur dass er uns das sagen will: „Ich möchte, dass du bei mir bist. Ich möchte, dass dein Leben auf dem Grund steht. Ich möchte, dass du nicht untergehst wie Salomo und David. Ich möchte, dass du Heilsgewissheit hast.“

Der kann dann mit dem Heidelberger Katechismus sagen: „Nein, denn das ist unmöglich, dass diese Christus durch wahren Glauben sind eingepflanzt, nicht Frucht der Dankbarkeit bringen sollen.“ Wer Jesus erlebt hat, der lebt aus Dankbarkeit.

Den Weg, den Jesus uns weist, und seine Gebote sind uns ganz wichtige Hilfen, Orientierungspunkte. Wo sollen wir denn sonst noch hingehen als da, wo wir leben können?

Das ist nicht das Thema unseres Zeugnisses, was wir alles Großes tun und schaffen wollen. Das Thema unseres Zeugnisses ist, dass wir auf Jesus hinweisen, der alles für uns getan hat, der auch unser Leben so beschenkt hat.

Ich wünsche mir, dass Sie keine stummen Hunde sind, sondern dass Sie reden von dem, was Sie erfahren haben mit Ihrem Herrn Jesus. Amen.