Einführung in die Geschichte Nehemiahs
Wir haben heute zum Abschluss unserer Predigtreihe über Menschen, die mit Gott rechneten wie mit Zahlen, den Nehemia.
Ich lese zuerst den Anfang aus dem ersten Kapitel, als er noch ein hoher Beamter am Hof des persischen Königs war.
Es geschah im Monat Kislev des zwanzigsten Jahres der Herrschaft des Artaxerxes: Als ich in der Festung Susa war, kam Hanani, einer meiner Brüder, mit einigen Männern aus Juda zu mir. Ich fragte sie, wie es den Juden ginge, den Entronnenen, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, und wie es Jerusalem erging.
Sie antworteten mir: Die Entronnenen, die aus der babylonischen, siebzigjährigen Gefangenschaft zurückgekehrt sind, befinden sich im Land in großem Unglück und in Schmach. Die Mauern Jerusalems sind zerbrochen, und alle seine Tore sind mit Feuer verbrannt.
Als ich diese Worte hörte, setzte ich mich nieder und weinte. Ich trug Leid tagelang, fastete und betete vor dem Gott des Himmels und sprach:
„Ach, Herr, Gott des Himmels, du großer und furchtbarer Gott, der du der Held bist, der den Bund und die Treue denen hält, die ihn lieben und seine Gebote befolgen: Lass doch deine Ohren aufmerken und deine Augen offen sein, damit du das Gebet deines Knechtes hörst, das ich jetzt vor dir bete, Tag und Nacht, für die Kinder Israel, deine Knechte.
Ich bekenne die Sünden der Kinder Israel, die wir an dir getan haben. Auch ich und meines Vaters Haus haben gesündigt. Wir haben übel an dir getan, weil wir die Gebote, Befehle und Rechte nicht gehalten haben, die du deinem Knecht Mose geboten hast.
Ach Herr, lass deine Ohren aufmerken auf das Gebet deines Knechtes und auf das Gebet deiner Knechte, die von Herzen deinen Namen fürchten. Lass es deinem Knecht heute gelingen und gib ihm Gnade vor diesem Mann, vor dem König der Perser.“
Nehemiahs Rückkehr und der Wiederaufbau Jerusalems
Nehemia erhielt eine Vollmacht vom persischen König und reiste nachts nach Jerusalem. Er wollte mit seinem Maultier um die Stadt reiten, doch es lagen so viele Trümmer herum, dass er das Maultier bei der Hand führen musste. Über die Trümmer kletternd, erkannte er, dass es keinen Sinn macht, Jerusalem aufzubauen, wenn nicht zuerst die Mauern errichtet werden.
Daraufhin begannen sie mit dem Bau der Mauern. In einer Hand hielten sie die Waffe – bis heute ein Vorbild für das Volk Israel – und in der anderen die Kelle, um die Mauer zu errichten. Als die Mauern fertiggestellt waren, versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann auf dem Platz vor dem Wassertor.
Sie baten Esra, den Schriftgelehrten, das Buch des Gesetzes Mose zu holen, das der Herr Israel geboten hatte.
Die Verlesung des Gesetzes und die Reaktion des Volkes
Und Esra, der Priester, brachte das Gesetz vor die Gemeinde – Männer und Frauen und alle, die es verstehen konnten – am ersten Tag des siebten Monats. Er las daraus auf dem Platz vor dem Wassertor vom lichten Morgen an bis zum Mittag. Es war ein langer Gottesdienst vor Männern und Frauen und allen, die es verstehen konnten. Die Ohren des ganzen Volkes waren dem Gesetzbuch zugewandt.
Ezra, der Schriftgelehrte, stand auf einer hölzernen Kanzel, die extra dafür gemacht worden war. Neben ihm standen Matityah, Shema, Anaya, Uriah, Hilkiah und Masseiah zu seiner Rechten. Zu seiner Linken standen Pedaya, Mischail, Malkiah, Haschum, Haschbadana, Sacharja und Meshulam. Diese mussten darauf achten, dass er das Gesetz richtig vorlas.
Es wäre gut, wenn wir diese Tradition des Volkes Gottes fortführen würden! Wir brauchen nicht hierzustehen, sondern sollten vielmehr darüber wachen, dass nur das verkündet wird, was Gott geredet hat.
Und Esra tat das Buch vor aller Augen auf, denn er überragte das ganze Volk. Als er es auftat, stand das ganze Volk auf. Esra lobte den Herrn, den großen Gott, und das Volk antwortete mit Amen, Amen. Sie hoben ihre Hände empor, neigten sich und beteten den Herrn an, mit dem Angesicht zur Erde.
Die Leviten Jeshua, Bani, Scherepja, Jamin, Akub, Schabtei, Hodja, Masseja, Kelita, Asarja, Josabat, Hanan und Pelaja unterwiesen das Volk im Gesetz. Das Volk stand an seinem Platz, und sie legten das Buch des Gesetzes Gottes klar und verständlich aus.
So ein großer Wunschtraum! Die hatten es wirklich drauf. Sie konnten dem Volk so erklären, dass es begriff, was gelesen worden war.
Die Ermutigung des Volkes und die Bedeutung des Tages
Nehemia, der Statthalter, Esra, der Priester und Schriftgelehrte, sowie die Leviten, die das Volk unterwiesen, sprachen zu allem Volk:
„Dieser Tag ist heilig dem Herrn, eurem Gott. Darum seid nicht traurig und weint nicht.“
Denn das ganze Volk weinte, als sie die Worte des Gesetzes hörten. Darauf sprach Nehemia zu ihnen:
„Geht hin und esst fette Speisen und trinkt süße Getränke. Sendet davon auch an diejenigen, die nichts für sich bereitet haben. Denn dieser Tag ist heilig unserem Herrn. Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“
Die Leviten trösteten das ganze Volk und sagten:
„Seid still, denn der Tag ist heilig. Seid nicht bekümmert.“
Dann ging das ganze Volk hin, um zu essen, zu trinken und davon auszuteilen. Sie feierten ein großes Freudenfest, denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte.
Herr, wirke auch in uns ein solches Verstehen! Amen!
Die Rolle des Glaubens im Alltag und in der Politik
Das Missverständnis unter Christen besteht darin, dass man Gott nur dann recht dienen könne, wenn man hauptamtlicher Funktionär ist. Dazu möchte ich noch ein Wort sagen.
Wenn ich die Bibel aufschlage, fällt mir auf, dass unser Dienst – sei es der der Schriftgelehrten oder der Pharisäer – oft unter einer sehr kritischen Würdigung Jesu steht. Schlägt man das Alte Testament auf, so wird dort bei dem Propheten Hesekiel von den Hirten gesprochen, die sich selbst bereichern und ihre Aufgabe vernachlässigen. Das ist bedrückend.
Auf der anderen Seite zeigt die Bibel, dass Menschen in den verschiedensten Berufen und ganz alltäglichen Aufgaben gehorsame Diener ihres Gottes sind. Heute haben wir als Beispiel Nehemia, einen Mann der großen Politik. Er war ein Karrierediplomat geworden, obwohl er eigentlich aus einem fremden Volk stammte. Dennoch hatte er es am persischen Königshof bis zu den höchsten Ämtern gebracht.
Was erforderte das für einen Spürsinn und welche Gaben brauchte er? Was musste er für Sprachen sprechen können und über welche Intelligenz verfügen? Nehemia ist in seiner Rolle als Politiker ein treuer Diener seines Gottes.
Wir verfallen oft in Extreme: Manche haben rechts ausgefallene Ansichten über die Politik und meinen, sie sollte möglichst jeden Sonntag Predigtthema sein. Andere fallen ins andere Extrem und sagen, Politik verdirbt den Charakter, und ein Politiker könne bestimmt kein Christ sein.
Ich bin froh, dass uns heute Nehemia als ein Mann der hohen Politik gezeigt wird, der in seinem Leben sucht, wie er Gott dienen kann. Er wird uns heute zum Wegweiser, was richtige Buße bedeutet.
Drei Erkenntnisse über Buße aus dem Leben Nehemiahs
Ich möchte wieder drei Dinge herausnehmen, die wir als Sätze mit nach Hause nehmen können.
Das Erste, was Nehemia zeigt, ist, dass Buße eine Last ist, die auf uns liegt.
1. Eine Last liegt auf uns
Nehemia hatte bestimmt ein großes Büro im Königspalast des Artaxerxes in Susa, der großen persischen Festung. Eines Tages kommt plötzlich jemand mit einem schäbigen Anzug, wie wir sagen würden, verdreckt von der langen Reise. Nehemia schämt sich nicht, sich als hoher Beamter zu seinen Brüdern zu bekennen und zu sagen: „Der Jude gehört zu mir. Er ist Teil des auserwählten Volkes. Komm, setz dich her, erzähl, wie geht es den Brüdern?“
Man könnte bei diesem menschlichen Zug schon stehenbleiben, wenn man sieht, wie sie hier miteinander reden. Nehemia interessiert sich, neben seinen großen Geschäften als Politiker am persischen Königshof, auch für das Schicksal des Volkes Gottes. „Erzähl doch, was passiert!“ Und dann berichtet Hanani: „Es geht furchtbar zu. Die Leute werden fortwährend von Räuberhorden überfallen. Das ist kein Leben mehr. Sie können nachts nicht mehr schlafen. Es gibt Verschleppung, Erpressung, alles geschieht. Unser Volk, das zurückgekehrt ist, geht dort in Jerusalem zugrunde.“
Nun hätte man erwartet, dass Nehemia sofort handelt. Er hätte sagen können: „Warte mal, ich rufe die Sekretärin, dann gebe ich euch einen Brief mit. Wir gehen zum König und leiten eine Aktion ein. Wir holen ein paar Soldaten, und dann wird Ordnung geschaffen.“ So brennen wir doch alle darauf, in dieser Welt unsere Probleme zu lösen. Doch bei Nehemia ist es ganz anders.
Als er diese Worte hörte, setzte er sich nieder, weinte und trug Leid tagelang. Er fastete und betete vor dem Gott des Himmels. Nehemia weiß, dass es keinen Wert hat, jetzt große Aktionen einzuleiten. Was dort geschieht, ist ein Stück des Gerichts Gottes, wie er später sagt: „Du großer, heiliger und schrecklicher Gott.“
Sehen Sie, wenn wir heute einen Bußtag haben, dann geht es nicht nur darum, ob wir selbst bei Gott Buße tun und unser Leben bereinigen. Wir erinnern uns auch an die ganze Last, die auf unserem deutschen Volk und auf unserer Welt liegt. Wenn wir sehen, wie in diesen Zeiten die Wirtschaftslage unsicher wird, wie die Inflation zunimmt – das ist doch noch nicht alles. Wie Moralmassstäbe verloren gehen, wie in unserem Volk eine Unsicherheit um sich greift: Wofür lebt man eigentlich? Wie Menschen resignieren, wie immer mehr Ehen zerbrechen und wie junge Leute nicht mehr in ihr Leben hineinfinden.
Da können wir sagen, wir haben Lösungen parat. Nehemia würde sagen: „Geht mir doch weg mit euren Lösungen! Spürt ihr denn nicht, dass auf unserem Volk das Gericht Gottes lastet? Merkt ihr nicht, wie über uns etwas zerbrochen ist?“ Nehemia hätte sagen können: „Das geht mich nichts an, ich habe in meinem Leben den Segen Gottes.“ Aber er stellt sich unter die Last seines Volkes.
Er betet dann in diesem großen Bußgebet: „Herr, es ist meine Sünde gewesen!“ Es stimmt ja gar nicht, dass das Volk Israel so leiden muss. Das Leid geht doch zurück auf die babylonische Gefangenschaft siebzig Jahre zuvor. Das waren doch seine Vorväter gewesen. Und doch ist es ein Zeichen, wie gläubige Menschen Buße tun.
Es ist nicht christlich, zu sagen: „Schau mal, in der Welt passiert so viel Schlimmes, die Menschen sind weit von Gott entfernt.“ Es ist christlich, an einem Bußtag zu sagen: „Herr, das ist unsere Schuld, dass wir nicht mehr Zeugnis von deiner Größe geben konnten und dein Wort nicht besser weitergegeben haben. Herr, wir stellen uns unter diese große Last.“
Unter all dem, was heute geschieht, unter dem Leiden der Menschen um uns herum in ihrer ganzen Not, geht es nicht darum, von der Kanzel große Sprüche zu erzählen und hier und dort auf Missstände hinzuweisen. Sondern: „Herr, es ist unsere Schuld. Herr, es ist deine harte Hand, dass das geschehen konnte in unserem Volk. Uns ist bange, was noch geschehen wird.“
Wenn wir die weltpolitische Entwicklung um Israel sehen und all die Spannungen in der Welt bedenken, sagen wir: „Herr, es ist meine Schuld, es ist unsere Schuld. Du allein kannst heilen, du allein kannst den Weg weisen.“
Das war mein erster Punkt, den uns Nehemia zeigt: Was Buße heißt. Es ist eine Sache, mit Gott ins Reine zu kommen. Aber stehen Sie auch so für Ihr Volk? Stehen wir so für unsere Stadt, für unsere Mitmenschen vor Gott? „Herr, das ist unsere Schuld! Für unsere Verwandten, für unsere Kinder, für unsere Freunde und Kollegen. Herr, es ist unsere Schuld!“ Eine Last liegt auf uns.
Das war mein erster Punkt.
2. Buße wird durch das Wort Gottes angestoßen
Der zweite Bußakt wird vom Wort Gottes angestoßen. Nehemia hat all das für sich getragen. Er gab sein Amt beim Perserkönig auf und ließ sich als Statthalter für das Gebiet um Jerusalem aussenden, um seinen Brüdern beizustehen. Dann schmiedete er Pläne, wie die Stadt wieder aufgebaut werden kann.
Es ist interessant, wie er nun unter seinen Brüdern lebt. Er ist der Einzige, der offenbar diesen Bußgedanken für sein Volk hat. Es kann trotzdem sein, dass wir beim Aufbau und bei den Aufgaben, die vor uns liegen, mithelfen. Doch Nehemia verfolgt nur ein Ziel: Er arbeitet auf den Tag hin, an dem sie sich vor dem Wassertor versammeln und das Gesetz verlesen wird.
Er weiß, dass Buße nicht einfach gemacht werden kann. Buße bricht erst auf, wenn das Wort Gottes verlesen wird. Menschen müssen plötzlich erkennen: Ich habe gegen den lebendigen Gott gesündigt. Ich habe ihn getreten, von mir gestoßen und gelästert. Darum geht es: Dieses Verständnis muss einmal da sein.
Nehemia hat auf mich einen starken Eindruck gemacht. Er hat sich nicht damit abgegeben, seinen Zeitgenossen zu beweisen, dass es einen Gott gibt. Er hat nicht versucht, die Überreste der Religion bei ihnen zu bewahren oder zu sagen, es sei noch wichtig, ein Stück Christentum zu erhalten. Er wusste, dass es im Leben eines Menschen darauf ankommt, seine Beziehung zum lebendigen Gott zu finden. Und das geht nur durch die Erkenntnis der Schuld.
Dazu bauten sie eine Kanzel für den Schriftgelehrten Esra, der dort das Gesetz Gottes verlas. Plötzlich brach es aus den Menschen heraus: Ich habe gesündigt, ich habe Unrecht getan, ich habe mich gegen Gott vergangen. Das ist Buße – eine Erkenntnis von Sünde und Schuld.
Wo lebendige Zeiten der Gemeinde Jesu waren, da gab es Zeiten der Erkenntnis und der Schuld. Wenn wir heute vom weiten Missionsfeld hören, ist es immer so: Erweckung entsteht dort, wo Menschen anfangen, ihr Leben vor Gott in Ordnung zu bringen.
Ich war sehr froh, dass in den Evangelisationsabenden der Trunder Leonhardskirche so deutlich gesagt wurde: Wenn ich Gott nicht erkennen kann, dann liegt eine große Not zwischen mir und Gott, die ich einmal von Gott ausräumen lassen muss.
So war es auch in der Reformationszeit. Luther hat keine Kirchenstrukturen entwickelt und keine Tagungen abgehalten, wie man Kirche bauen muss. Stattdessen schlug er seine Thesen an die Tür von Wittenberg. Darin erklärte er, wie Buße auszusehen hat und wie Umkehr und Bekehrung in unserem Leben sein müssen, wenn Gott uns noch einmal retten will.
Sie standen dort vor dem Wassertor, lasen das Gesetz, und das Volk erschrak. Es ist eine Sache des Erschreckens, wenn Gottes Wort uns trifft und uns unsere Schuld aufdeckt.
3. Wahre Buße mündet in Freude
Noch ein letztes: Rechte Buße mündet immer in Freude.
Ich habe Ihnen drei Dinge zeigen wollen. Erstens: Eine Last liegt auf uns – die Last unseres Volkes, die Last der ganzen Welt. Es ist der Unfriede, das Verlieren der Wertmaßstäbe, die Einsamkeit der Menschen, die Verzweiflung. Es ist unsere Schuld.
Zweitens: Nur durch das Wort Gottes kann die Schuld erkannt und aufgedeckt werden. Nur eine rechte Buße mündet immer in Freude. Wenn die Leute unter der Last ihrer Schuld losschreien, dann geschieht etwas.
Da springt Nehemia von seinem Statthalterstuhl herunter und fängt an, die Leute zu trösten.
Es bricht ja hier und da immer wieder durch, auch in unseren Tagen, die Menge der Schulden. Ich weiß es aus vielen Gesprächen, wie plötzlich Dinge in unserem Leben anfangen zu reden, dass wir sie gar nicht mehr stillen können. Manche meinen, das sei ein Stück der Krankheit.
Wenn schwere Dinge der Vergangenheit auf uns drücken und wir vergessen, dass das ein Reden Gottes ist, dann brauchen wir kein Psychopharmaka, sondern Vergebung Gottes, wenn wir an alte Schuld erinnert werden. Oft brauchen wir lange den Zuspruch Gottes, bis wir den Frieden finden.
Deshalb springt Nehemia hinein unter das Volk und sagt: Es ging Gott nicht um die Tränen. Es ging Gott nicht darum, dass ihr jetzt als zerschlagene Leute durch die Welt lauft, sondern darum, dass ihr seine Hand fasst.
Buße heißt umkehren und die Hand des lebendigen Gottes fassen. „Bekümmert euch nicht, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“
Es ist doch ein riskantes Wort, wenn er sagt: „Ich soll mich nicht bekümmern?“ Ich muss mich doch bekümmern! Soll ich denn so gleichgültig sein? Er meint: Lass das doch nicht in Schwermut und quälende Sorge ausarten. Lass das, was in deinem Leben aufbricht, jetzt einmal bereinigt sein bei Gott.
Ich darf noch mehr sagen: Wir dürfen selbst die Last unseres Volkes in dieser Buße fortwährend zu unserem Gott hintragen und sagen: Herr, du hast noch Wege und Mittel, um diese ganze Not zu lösen.
Unser Herr will nicht, dass wir uns bekümmern, sondern dass wir ihn bekümmern und ihm die Sorge hinlegen, die uns so bedrängt. Darum hat Jesus so viel gelitten, darum hat er die ganzen Schmerzen durchgemacht, auf dass wir Frieden hätten.
Er will, dass Menschen fröhlich werden unter ihrer Umkehr, unter ihrer Buße. Am Bußtag geht es tatsächlich um ein großes Freudenfest.
Es wird dort in allen Einzelheiten geschildert, wie Nehemia sagt: Geht nach Hause, richtet einen guten Braten hin und stellt guten Wein auf den Tisch. Jetzt macht er ein Fest.
Denn Buße ist auch eine Sache, die man in der Freude des Leibes genießen darf, in den Festen dieser Welt. Wenn gilt, dass Gott diese furchtbare Gottferne unseres Lebens durchbricht.
Er lässt sich doch finden von uns. Und Sie machen ein Fest. Er sagt: Lasst auch die anderen daran teilhaben.
Es geht Gott darum, dass endlich ungeklärte Dinge geklärt werden.
Ich freue mich heute an diesem Bußtag, dass jetzt bei uns diese Freude anbrechen kann und anbrechen muss, wenn das wirklich eine Sache wird, die bei uns Neues schafft.
Nehemia war ein Politiker und ein Evangelist der Freude. Er hat seinen Beruf gelebt und doch erkannt: Es gibt eine Sache, die macht die Welt erst neu und das Leben erst neu. Erst auf dieser Basis kann ich meinen weltlichen Beruf überhaupt erst treiben, wenn ich weiß: Gott ist bei mir, er rüstet mich aus, er hat mir vergeben, er hat mich angenommen.
Ich wünsche Ihnen diese große Freude, die verlorene Söhne empfinden, wenn sie heimkehren zum Vater und sagen können: Ja, Herr, dir gehöre ich ganz!
Amen!