Die Herausforderung des Todes in der modernen Gesellschaft
Das ist also ein Thema in Psalm 90, das uns alle betrifft – „totsicher“, wie wir so sagen: Wer lässt die Menschen sterben?
Vorgestern gab es im Fernsehen ein Gespräch, in dem eine österreichische Soziologin erklärte, dass es seit etwa 250 Jahren in Europa üblich geworden ist, den Tod nicht mehr als etwas aus der Hand Gottes zu akzeptieren.
Seitdem versuchen wir, mit dem Tod fertigzuwerden, und leben in einer Todesangst, wie sie keine Generation vor uns kannte. Mit einem Lebenshunger, so sagte sie, wollen wir die Jahre unseres Lebens füllen, um zu vergessen, dass Gott uns eines Tages rufen wird.
So aktuell ist es also, den Tod nicht mehr aus der Hand Gottes anzunehmen. Daraus entsteht ein Hunger danach, unser Leben sinnvoll zu gestalten.
Gottes Wirken erkennen statt eigenes Tun
Und Mose sagt: Zeige deinen Knechten deine Werke, nicht das, was wir ins Leben hineinstopfen, sondern das, was du wirken kannst.
Kirchenpräsident Betzel von Bayern hat gesagt, man muss oft an den Punkt kommen, an dem man selbst gar nichts mehr wirken kann, um zu begreifen, was Gott wirkt.
Persönliche Erfahrung mit Gottes Wirken in Krankheit
Vor ein paar Wochen war ich bereit und aufgebrochen. Ich freute mich wie selten auf eine Reise nach Amerika. Doch dann landete ich dort im Krankenhaus.
Ich konnte einfach nicht mehr. Es war eine Wundrose und eine Blutvergiftung, die über Nacht gekommen war, als ich aufwachte. Ich konnte kaum noch sprechen und fragte nur, wo das nächstgelegene Krankenhaus sei. Man sagte mir, es sei etwa eine Meile entfernt.
Warum gerade dort? Es war ein presbyterianisches Krankenhaus, ein christliches Haus, mit wunderbaren Christen als Pflegern, Schwestern und Ärzten. Zeige deinen Nächsten deine Werke. Ich habe mir das nicht ausgesucht. Er hat es so geschaffen.
Dann folgten sechs Wochen Krankheit. Ich danke für alle Anteilnahme. Es war eine gesegnete Zeit, in der mein Herr auch unerkannte Sünden aufdecken konnte – musste. Du stellst sie ins Licht, vor dein Angesicht. Die Bibel sprach wieder neu zu mir: Zeige deinen Knechten deine Werke.
Gottes Taten vor Augen führen
Im Rundfunk sagte einmal ein amerikanischer Prediger, die Größe der Bibel liege darin, dass sie viel erzählt, ohne dabei nur Gedanken zu vermitteln. Stattdessen zeigen sich die Taten Gottes vor unseren Augen.
Wir sollten diese Erfahrungen auch an die Kinder weitergeben. So heißt es: „Zeige deinen Knechten und Mägden deine Werke.“ Es gibt also etwas, das es wert ist, angesehen zu werden.
Weisheit durch das Leben der Gerechten
Ein anderer hat das Buch der Sprüche ausgelegt. Ich dachte zunächst, dass dabei nicht viel herauskommen würde. Er sagte jedoch: Wer die Weisheit Gottes lernen will, der muss das Leben der Gerechten betrachten. So steht es, glaube ich, in Sprüche 39.
Die Lebensbeschreibung von Prälat Kapff als Beispiel
Ich habe dann, als ich hier im Krankenhaus lag, die große Lebensbeschreibung von Prälat Kapff gelesen. Er war erst zwei Jahre Prälat und hat gemerkt, dass man dort nichts ausrichten kann. Daraufhin bewarb er sich als Pfarrer in der Stiftskirche, als Nachfolger von Konrad Eisler. Dort hat er 27 Jahre lang gewirkt und in Württemberg die sogenannte Ära Kapff geprägt.
Man spricht von dieser Ära Kapff, und ich habe mich gefragt, worin sie bestand. All die Reformvorschläge, die er gemacht hat – zum Beispiel zur Reform des Sonntags, der Konfirmation und des Theologiestudiums – wurden alle nicht umgesetzt. Was blieb also?
Er war vor allem ein Mann des Betens. Man sagte, er habe täglich vier Stunden gebetet. Jeden Hausbesuch, den er in der Stiftskirchengemeinde machte, brachte er – ähnlich wie Mose, der Knecht Gottes – vor Gott und widmete ihm sein ganzes Leben. Von diesem Leben gingen Wirkungen aus, die bis ins evangelische Stuttgart und in unser ganzes Land hineinwirkten.
Ermutigung, Gottes Werke zu erkennen
Herr, zeige deinen Knechten und deinen Mägden deine Werke. Dieser Satz möchte Mut machen, in der Bibel und in großen Lebensbeschreibungen die Werke Gottes zu erkennen.
Es gibt vier Bände „Württembergische Väter“. Ich lese sie ebenfalls. Wenn ich im Ruhestand noch Zeit habe, möchte ich fünf Bände über „Württembergische Mütter“ schreiben. Denn all die Väter hatten auch Mütter.
Diese Mütter waren entscheidend. Bei ihnen hat Gott seine Werke gewirkt. Jetzt werden die Menschen hellhörig und bekommen offene Augen in unserem Leben, das auf den Tod zurennt. Sie erkennen, was Gott in einem Menschenleben an Werken gestalten kann.