Gottes Beständigkeit in der Vergänglichkeit der Zeit
Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und bleibt es auch in alle Ewigkeit. Dieses Wort gilt an diesem Abend, dem letzten Abend in diesem Jahr. Das Wort Gottes spricht zu uns und zeigt uns in der Vergänglichkeit der Zeit, was wirklich bleibt.
Du, Herr, hast vor Zeiten die Erde gegründet, und die Himmel sind das Werk deiner Hände. Sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie werden alle veralten wie ein Gewand. Wie ein Kleid wirst du sie wechseln, und sie werden verwandelt werden. Du aber bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende.
Wir wollen nun miteinander zuerst ein Danklied singen: „Bis hierher hat mich Gott gebracht“ (236, alle drei Verse). Danach wollen wir dem Herrn im Gebet danken.
Du treuer Gott, lieber himmlischer Vater, wir haben Grund zum Danken, wenn wir zurückblicken auf diese vielen Tage dieses Jahres. Oft haben wir geklagt und waren voller Sorge. Doch dann hast du uns beschämt. Du hast zu uns gesprochen in dunklen Stunden, hast uns den Weg gewiesen, wenn wir nicht mehr weiterwussten. Du hast uns aufgerichtet, wenn wir verzweifelt waren. Dafür wollen wir dir danken, dass deine Güte mit uns ging.
Wenn das neue Jahr vor uns steht, wollen wir mit dir in dieses neue Jahr gehen. Du gehst mit uns und stehst am Anfang dieses neuen Jahres. Wir wollen nur dich anbeten und uns freuen, dass du alle Tage bei uns bist – bis an das Ende der Welt.
Herr, wir wollen uns in dieser Nacht in deine starken Hände geben. In der Stille wollen wir dir jetzt auch all das sagen, was uns bekümmert und bedrückt. Wir beten in der Stille.
Wir danken dir, Herr, dass du allen nahe bist, die dich anrufen, allen, die dich von Herzen anrufen mit Ernst. Amen.
Gemeinschaft und Gemeindeleben als Ausdruck des Glaubens
Ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, vor der Predigt noch ein paar Gedanken zu teilen – so, wie ich es manchmal an diesem letzten Abend des Jahres getan habe.
Wir haben in der Gemeinde so viel miteinander erlebt. Das erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit: die Liebe, die Bruderschaft, die Hilfsbereitschaft, Ihre Geduld und Ihre Nachsicht. Ich möchte alle einschließen, denn Gemeinde zeigt sich für uns immer im Glauben und nicht im Wohngebiet, aus dem man gerade kommt, sondern dort, wo wir hier zusammengehören.
Drei Dinge sind mir auch für das neue Jahr wichtig. Ich beobachte, wie um uns herum bei den Menschen, denen wir begegnen, immer mehr eine große Leere entsteht. Sie wissen nicht mehr, was Glauben bedeutet. Sie suchen, sie wollen unbedingt die Nähe zur christlichen Gemeinde haben und bringen große Opfer dafür.
Darum ist es besonders wichtig, dass wir im neuen Jahr andere Menschen zu Jesus führen. Es geht in unserer Gemeindearbeit nicht darum, wie viele Kreise wir halten. Diese sind alle nur Mittel zum Zweck. Das Ziel ist, dass Menschen Jesus kennenlernen – sei es bei Gottesdiensten oder Bibelstunden. Es geht uns nicht um Traditionen oder Formen, sondern darum, Menschen darauf hinzuweisen: Kennst du Jesus, der dich im Sterben noch zur Ewigkeit trägt? Denn sonst kann das niemand tun.
Wir sind sehr froh, dass im nächsten Jahr wieder eine große Evangelisation in Stuttgart stattfinden wird – mit Ulrich Parzany vom 6. bis 9. Juni. Unter dem Motto „Stadtgespräch Jesus“ wird es auf dem Schillerplatz und an vielen weiteren Orten in der Fußgängerzone Veranstaltungen geben.
Das bewegt mich heute am Ende des alten Jahres. Man denkt auch immer wieder an viele versäumte Gelegenheiten, an Momente, in denen man geschwiegen hat, obwohl man hätte reden sollen. Deshalb wollen wir uns ganz neu vornehmen: Wir wollen andere zu Jesus führen.
Dabei ist es normal, dass man selbst oft lau, träge und müde im Glauben wird. Dann ist alles nur noch Gewohnheit. Es wundert uns nicht, dass auch um uns herum so viel im Glauben abstirbt.
Darum ist es wichtig, dass wir selbst immer wieder aus der unmittelbaren Nähe der Begegnung mit Jesus kommen. So können wir in diese Welt hinein eine Botschaft tragen, die wir ganz frisch und lebendig erzählen können. Wir berichten davon, was wir gerade aus dem Wort von Jesus empfangen haben, was wir mit ihm erlebt haben, was uns auf den Nägeln brennt und was uns wichtig ist.
Die Suche nach Frieden und die Herausforderung der Nüchternheit
Ein weiteres Thema bewegt mich sehr. In unserer heutigen Zeit besteht ein großes Bedürfnis nach Harmonie und Frieden. Auch unter den Menschen sehnt man sich nach Nähe.
Trotzdem wundere ich mich immer wieder, selbst heute Morgen bei meinen Hausbesuchen, wie schwer es ist, in unseren Hochhäusern überhaupt jemanden an der Tür zu erreichen. Die meisten öffnen gar nicht mehr, wenn man klingelt, weil sie denken, es sei ein lästiger Werber, den man schnell abschütteln muss. Es ist so schwer, noch Kontakte zu knüpfen. Und doch haben die Menschen Sehnsucht nach Harmonie und Frieden. Das ist fast ein Zeichen unserer Zeit, wie alle modernen Strömungen irgendwo diese innige Gefühligkeit zeigen. Plötzlich sieht man bei Managertreffen, wie man sich zärtlich die Hände hält, die Hände zusammenlegt und die Augen schließt. Was ist das für eine Zeit, in der man nach dem Wesen des Lebens sucht?
Ich möchte Sie immer wieder bitten, in dieser Zeit nicht in die Gefühligkeit zu verfallen, auch wenn das ein Modetrend ist, der sich bis in die Psychologisierung des christlichen Glaubens ausgebreitet hat. Wir sind dankbar für den Frieden, den wir haben. In vielen Jahrhunderten, die zurückliegen, hat es so etwas noch nie gegeben: vierzig Jahre Frieden, unserem Land geschenkt aus lauter Güte Gottes.
Aber in diesen Tagen wollen wir nüchtern bleiben. Wir wollen das Wort „Nüchternheit“ bewusst gegen allerlei Gefühligkeit setzen, die uns umgibt – auch im Raum der christlichen Gemeinde. Wir erinnern uns daran, dass Jesus uns zur Wachsamkeit aufgerufen hat. Auch heute gilt noch, was Jesus sagt: „Da werden sie kommen und sagen: ‚Sieh, da ist Christus!‘ – lauft nicht dorthin, dort ist er nicht.“
Wie Paulus kämpft leidenschaftlich gegen die Verdrehung des Glaubens. Was bleibt dann allein? Gottes Wort! Ich möchte Sie bitten, bleiben Sie allein bei diesem Maß und bei dieser Richtschnur. Nur das kann Ihre Gefühle kontrollieren. Natürlich haben wir Gefühle. Aber nur das, was aus dem Wort Gottes kommt, ist wahr und trügt nicht. Es hält gewiss, was es verspricht – im Tod und auch im Leben.
Daran soll man sie erkennen können, wenn sie sagen: „Ich traue dem Wort Gottes in der Bibel, ich will ein Bibelchrist sein.“ Lasst das Wort Gottes reichlich in eurer Mitte wohnen! Nicht nur morgens in der Losung lesen, sondern es auf dem Nachttisch liegen haben. Im Wort Gottes studieren, arbeiten und sich im Wort Gottes korrigieren lassen.
Allein durch das Wort Gottes können wir unseren Weg finden, auch durch die letzte betrübte Zeit. Deshalb meine ich, dass es gar keine Zeit des Friedens ist, sondern eine Zeit des geistigen Auseinandersetzens und des Ringens um den Weg der Gemeinde Jesu.
Wir wollen uns fernhalten von allen politischen Eifrern, auch in der Gemeinde Jesu. Wir halten das für einen Irrweg. Wir freuen uns für alle, die in der Politik ihren Auftrag sehen, und wir freuen uns, dass auch ein Gemeindeglied von uns als Landtagsabgeordneter Dienst tut. Aber die Kanzel ist nicht der Ort des Streits um politische Wege und politische Lösungen.
Es geht um eine viel größere Auseinandersetzung: um das anbrechende Reich Gottes in einer Welt, die vergeht. Bring du dein Leben mit Gott in Ordnung! Wir tragen die Last mit uns herum, dass wir wissen, dass Menschen verloren gehen unter dem Zorn Gottes.
Und auch in einer Zeit, in der das oft selbst unter Christen schier vergessen scheint, wollen wir das Wort Gottes allein hören und uns in all unseren Versammlungen unter diesem Wort Gottes sammeln.
Die weltweite Gemeinde Jesu und ihre Bedeutung
Ich möchte Ihnen danken, dass Sie als Gemeinde immer wieder auch weltweit einen weiten Blick gehabt haben. In diesem Jahr konnten wir unsere beiden Werke, Hilfe für Brüder und christliche Fachkräfte international, verstärken und ausweiten.
Es sind viele Freunde, die diesen Dienst in ganz Deutschland mittragen. Ich denke auch jetzt in dieser Stunde an so viele, die diesen Gottesdienst am Kassettenrekorder miterleben – nicht nur die Kranken, sondern auch Menschen in allen Teilen der Welt, an die wir ausgesandt wurden und mit denen wir in Verbindung stehen. Ob sie nun in Peru sind, in Benin, in Uganda, in Papua-Neuguinea oder im Jemen – viele, viele dienen im Namen Jesu.
Neulich wollte ich für unseren Notizenzettel die Länder nur aufzählen, doch ich habe eine ganze Reihe von Ländern vergessen. Dabei sind es viele, die Sie mittragen und die Sie im Gebet alle bedenken sollen. Es ist ein großes Geheimnis, wie weit die Gemeinde Jesu reicht.
Warum tun wir das? All die Menschen, die wir dort tragen und unterstützen, wurden bislang von unserer evangelischen Christenheit in Deutschland vergessen. Es gab keine Brücke zu ihnen. Ich finde es so großartig, dass Sie mit Ihrem Opfer und Ihrer Liebe diesen Dienst mittragen – auch mit dem Verständnis, wenn ich einmal nicht da sein sollte.
Morgen Nacht, etwas später, möchte ich in Delhi sein. Dort habe ich verschiedene Begegnungen geplant – vom hohen Norden in den Bergen an der tibetischen Grenze bis nach Bombay, in die Slums, wo Christendienste tätig sind, und auch in Madras und Pune. Es ist etwas ganz Großes, dass wir zusammengehören – mit all denen, ganz gleich welcher Konfession sie angehören, die Jesus lieben und allein dem Wort Gottes folgen.
Von dieser weltweiten Christenheit bekommen wir so viel Ermutigung. Wir gehören mit dazu und sind hineingestellt in diese weite Gemeinschaft. Das bereichert uns sehr. Ich freue mich, dass Sie das mittragen.
Heute Abend möchte ich gar nicht von den vielen Hauskreisen sprechen. Suchen Sie Gemeinschaft in dieser weltweiten Gemeinde Jesu! Sie müssen Menschen um sich haben, die Ihnen raten und denen Sie Hilfe geben können. Es gibt so viele Möglichkeiten, auch in unserer Gemeinde Gemeinschaft zu erleben und Freunde zu finden, um dann in schweren Stunden Beistand zu haben.
Ich möchte Ihnen danken für alle Bruderschaft und für alle Gemeinschaft in diesem zurückliegenden Jahr.
Vorbereitung auf die Predigt und Einführung in das Thema der Wanderschaft
Wir wollen nun miteinander das Lied 42, die Verse 1 bis 7, singen. Danach wollen wir gehen und treten zum Predigttext für heute Abend nach der Ordnung unserer Landeskirche: 2. Mose 13.
Der Predigttext lautet 2. Mose 13,20-22: Bevor die Israeliten durch das Schilfmeer gezogen sind, zogen sie aus von Sukkot in Ägypten und lagerten sich in Etham am Rande der Wüste. Der Herr zog vor ihnen her, am Tag in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten. So konnten sie Tag und Nacht wandern. Niemals wich die Wolkensäule bei Tage von dem Volk, noch die Feuersäule bei Nacht.
Heute Abend halten viele Menschen inne. Es wird gefeiert und gelacht. Doch das, was wir an diesem Abend tun, ist etwas Besonderes. Christen wissen, dass hinter dem Flug der Zeit, die so rasch vorübergeht und uns oft auch wehmütig stimmt, ein Ziel steht. Ein Ziel, dem jeder Tag ihres Lebens sie ein Stück näherbringt – auf das große Ziel Gottes.
Das Bild der Wanderschaft ist so schön und packend. Wandern kann schön sein. Ich denke zurück an manche Wanderungen, die man gemacht hat – über die Berge der Schwäbischen Alb oder in der Schweiz, und den herrlichen Ausblick genossen hat. Vielleicht können Sie heute Abend auch so zurückschauen. Es gab doch viel Schönes in diesem zurückliegenden Jahr.
Und dann blickt man voraus: Was kommt? Planungen werden gemacht. Aber Wanderungen können auch schwer sein. Ich bin immer so froh, dass die Bibel heute Abend ein Wort hat, das alle anspricht. Wir werden dahin geführt, wie das Volk Israel in Etham am Rande der Wüste Zelte aufschlägt.
Waren es überhaupt Zelte, die sie mitgenommen hatten? Oder hatten sie sich nur einfach dort zwischen die Felsen gekauert? Man kann von diesem Gelände nicht mehr sagen, als dass es unbewohnbar war. Da sollen wir hin? Nein, nein, das geht nicht. Vielleicht graut es Ihnen auch, wenn Sie daran denken, was vor Ihnen liegt.
Dort waren die heißen Felsen, wo die Sonne herniederbrannte und sich richtig in diesen Steinen speicherte, um nachts wieder abzustrahlen. Da wurden die Füße wund über diese Spitzen, über diese spitzigen Röller, über die man laufen musste und die so beschwerlich waren. Da gab es kein Wasser, nein, da kann kein Mensch wohnen.
Und doch führt Gott sie hindurch. Das gilt auch für Sie heute Abend. Das ist der Weg Gottes mit seinen Leuten. Und da steht ein ganz wichtiges Aber über dieser Wüste dieser Welt: Aber der Herzog ist mit ihnen. Das ist der Grund, warum sie gehen können. Und das ist der Grund, warum dieses neue Jahr ein wunderbares Jahr in der Führung des Herrn wird, in dem Sie nur staunen können.
Das ahnen Sie überhaupt nicht, was Gott da vorhat mit Ihnen.
Die Einladung zur Führung und das Vertrauen auf Gottes Weg
Drei Punkte: Lass dich, lass dich führen.
Nein, ich lasse mich nicht gerne führen, so wie viele auch sagen: „Ich habe es noch nicht nötig. Wenn ich klappriger bin, dann lasse ich mich vielleicht führen.“ Oder: „Wenn es glatter ist.“ Meist lassen wir uns erst führen, wenn wir tüchtig hingefallen sind und die Füße nicht mehr richtig gehen. Dann sind wir froh, wenn wir jemanden haben, auf den wir uns stützen können.
Geht es Ihnen auch so mit der Führung Gottes? Ich meine nicht, dass Sie das oft in den Mund nehmen. Es ist ein missbrauchtes Wort, die Führung. Man sagt so oft: „Gott führt mich.“ Und das stimmt ja gar nicht. Lassen Sie sich wirklich führen?
Diese Israeliten waren böse gefallen und litten unter der Zwangsherrschaft der Ägypter. Dann schrien sie zum Herrn, und bei Mose heißt es: „Das Geschrei ist vor den Herrn gekommen.“ Lassen Sie sich führen! Lassen Sie sich führen! Fragen Sie zu Beginn dieses neuen Jahres danach. Es ist doch ein Angebot Gottes.
Wir können oft mit unserer eigenen Tatkraft so viel selbst bestimmen. Sie haben schon Ihren Kalender weit voll geschrieben und große Gedanken, was alles geschehen soll. Sind Sie überhaupt noch bereit, Ihre Planungen ändern zu lassen? Lassen Sie sich führen!
Man staunt, wenn man in der Konkurrenz, in diesem Nachschlagewerk der Bibelworte, einmal unter dem Wort „Führung“ nachschaut, wie oft es vorkommt. Viele Worte, die Sie alle kennen, zeigen, dass der Herr die Seinen wunderbar führt. Er führt mich auf rechter Straße. Der Herr wird mich immer da führen und sättigen. Oder selbst wenn ich mich von Gott losreißen wollte, so würde doch deine Hand mich führen.
Wirklich will ich mich führen lassen – nicht gegen meinen Willen. Und es genügt nicht, dass man es immer wieder hört oder vielleicht auch noch in der Kirchenbank nickt und sagt: „Jawohl, jawohl, das ist schön, dass der Herr mich führt.“ Sondern Sie müssen sich aufmachen und den Weg betreten, den der Herr Sie führen will.
Er ist der Hirte – dieses schöne Bild –, der vorangeht in diesem neuen Jahr, auch durch die Wüste von Etham. Wenn Sie wieder zurückkommen in Ihre Wohnung und ganz allein sind und die Tür schließen, wissen Sie, dass der Herr da ist.
Wenn die Besprechungen bei Ihnen im Geschäft so schwierig sind und Sie nicht wissen, wie Sie durch all die Probleme hindurchkommen, wissen Sie, dass Sie augenblicklich sagen können: „Herr, Sekretär, ich will kein Telefon haben, ich will mit dem Herrn allein sein.“ Er wird mich führen über diese dunkle Wegstrecke.
Lass dich führen, lass dich führen.
Den richtigen Weg erkennen und Gottes Willen folgen
Zweitens: Wie findet man den richtigen Weg? Das ist die Schwierigkeit. Wie findet man den richtigen Weg? Die meisten Menschen meinen, das geschehe zufällig, einfach so. Aber in der Bibel lesen wir von vielen eigenen Wegen, die Gott nicht gefallen haben. Oft merkten die Menschen erst Jahre später, dass sie auf dem falschen Weg waren. Das wurde deutlich, wenn die Schwierigkeiten so groß wurden, dass der ganze Weg nicht mehr weiterführte.
Vor ein paar Tagen hatte ich eine nette Begegnung in Bad Homburg mit einem christlichen Liebeswerk, das im Orient arbeitet. Sie erzählten von schwierigen Planungen mit der Baurechtsbehörde. Manche von Ihnen kennen das ja. Besonders beeindruckt hat mich, wie der Geschäftsführer berichtete, dass die Behörde ihnen kategorisch das Bauen verweigert hatte. In diesem Moment war in ihrem Komitee ganz klar: Gott hat viel bessere Lösungen bereit, wenn er uns hier die Türen verschließt.
Zwei Jahre später mussten sie verstehen, warum das so war. Wie kann jemand überhaupt so sprechen? Das kann man wirklich nur, wenn man seine Lebenswege gehorsam unter Jesus stellt und sagt: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Sie waren mutig und sprachen in allen Entscheidungen freimütig: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“
Wir haben oft Angst, dass Gott uns auf einen unbequemen Weg führt. Doch alle Wege, die er führt, sind Segenswege, auf denen er seine Wunder tut. Es ist jetzt so wichtig, dass wir uns von unseren eigenen Wegen lossagen – von unserem Kopf, unseren Ideen, Gefühlen und Neigungen. Heute spielt oft eine große Rolle, worauf wir Lust haben. Was uns gerade wichtig erscheint, ist oft gar nicht wichtig.
Ich will mich von Gott leiten lassen. Wie kann das geschehen, dass ich den Weg entdecke? Dazu haben wir sein Wort. Aus dem Wort Gottes und dem Lesen darin wird uns vieles klar, besonders wenn der Herr uns schwierige und dunkle Wege führt – so wie damals bei den Israeliten.
Dann brauchen wir Freunde, die mit uns die Bibel lesen. Das kann man nicht allein. Diese Freunde können die Bibel deuten und seelsorgerlich beraten: „Was heißt das jetzt konkret bei mir? Ich will das doch wissen.“ Interessant ist, dass in Sprüche 3 eine Warnung steht, die wir an dieser Stelle bedenken sollten. Es lohnt sich, in der Bibel nachzuschlagen. Dort heißt es:
„Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen“ (Sprüche 3,5) und „verlass dich nicht auf deinen Verstand.“
Hat die Bibel etwas gegen das Denken? Nein, gar nicht. Sie sagt vielmehr: „Gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ Unser Verstand wird oft durch eigene Gefühle und Überlegungen irritiert und orientiert sich nicht an den klaren Weisungen des Wortes Gottes.
Die Israeliten haben das auf ihrer Wüstenwanderung machtvoll erlebt. Der Herr ging vor ihnen her, und dieser Weg durch eine grausame, unbarmherzige, heiße und dürre Wüste wurde zu einem Segensweg Gottes.
„Folge mir nach“, sagt der Herr. „Folge mir nach!“ So gehen wir offen in dieses neue Jahr und folgen den Wegen, die uns der Herr weist. Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.
Ich habe ein schönes Wort zur Konfirmation bekommen, einen Denkspruch, der vom Geist Gottes getragen wird und die Sinne Gottes Kinder leitet. Wenn Sie mich kennen, wissen Sie, dass bei mir oft viele Ideen sprühen. Ich muss mich zügeln, das zu tun, was der Herr will. Dann bin ich oft überrascht, wenn ich bei einem Besuch gerade im richtigen Augenblick dort geläutet habe, wo es notwendig war.
Herr, leite meine Gedanken und gib mir deinen Geist, dass ich deinen Willen tue. Deinen Willen tue ich gerne.
Das erfordert ein ganz entschlossenes Umdenken und ein Ja-Sagen – auch zu den Wegen, die Gott uns führen will.
Gottes Zeichen und Schutz auf dem Weg
Was war denn das mit dieser Wolkensäule und mit dieser Feuersäule? Manche meinen, es sei ein Naturphänomen gewesen. Damit wäre eigentlich recht wenig erklärt, denn Naturphänomene können mir nicht den Willen Gottes deuten. Aber es ist doch schön, dass Gott auch durch äußere Zeichen reden kann.
Wir hatten es neulich in der Predigt, dass Gott sogar durch einen Esel reden kann. Gott kann die verschiedensten Mittel benutzen, um uns auf Dinge aufmerksam zu machen, die wir nicht verstehen. Doch bin ich froh, dass Gott uns sein klares und verständliches Wort gegeben hat. Das hatten die Menschen damals noch nicht, die Bibel.
Wenn ich auf Esel hören müsste, wäre ich doch betrogen. Und wenn ich auf Naturphänomene, Wolken und Feuerschein achten müsste, wäre das schwierig. Ich bin so froh, dass das Wort Gottes klar, deutlich und vernehmbar ist und auch in diesem neuen Jahr sie leitet und führt – auch durch die Wüstengebiete, durch die sie durchwandern müssen.
Es war mir wichtig: Lass dich führen. Sie müssen den richtigen Weg erkennen, den richtigen. Dann kann man sich auch nicht verlaufen. Aber noch etwas: Sie standen unter seinem Schutz, unter Gottes Schutz. Die Wüste war so grausam, weil die Leute wussten, was alles geschehen kann. Da sind die Schlangen, da sind die Feinde, die Ägypter jagten ihnen nach. Man kann verdursten, so viel kann geschehen.
Heute entdecken die Leute immer wieder andeutungsweise, welche Gefahren in der Luft liegen. Wir fahren auf die Umwelt zu, auf die Vergiftung. Manchmal möchte ich den Menschen sagen: Oh, rechnet ihr auch damit, dass die Zeit eures Lebens begrenzt ist? Dann steht ihr vor Gott. Die größte Gefahr unseres Lebens ist doch, dass wir Rechenschaft vor dem Richter ablegen müssen.
Dieses neue Jahr soll doch ein Jahr sein, das wir füllen mit Frucht für Gott. Es war schön, dass dieses Zeichen, das Gott gegeben hat – die Wolkensäule und die Feuersäule – diesem Volk in der Wüste Schutz gegeben hat. Wir lesen kein Wort von Angst. Wer sich von Gott führen lässt, wer spricht: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“, braucht keine Angst zu haben. Auch keine Angst vor Krebs, vor Untreue von Menschen oder vor Gefahren, die hier und da drohen.
Herr, du gehst voran, auch durch die dunklen Gebiete. Diese Wolkensäule gab dem Volk Schatten in der stechenden Hitze der Wüste. Da waren sie beschützt vor den stechenden Strahlen. Und das Licht in der Nacht leuchtete, und die Angst war weg, weil die Dunkelheit sie nicht mehr überwältigte. Dieses Licht trat zwischen sie und ihre Feinde.
Wenn man diese Geschichte weiterliest, war eigentlich nur schlimm, wie rasch der Glaube dieser Israeliten erstorben war. Kaum waren sie ein paar Schritte gelaufen, da meinten sie, Gott sei von ihnen gewichen. Sie schrien zum Herrn und wussten nicht, dass Gott auch durch diesen heißen, abweisenden Felsen Wasser geben konnte. Dass er Brot hatte in der dürren Wüste, wo es nichts zu essen gab.
Aber der Herr zog mit. Es ist ein Geheimnis. Ich war heute Morgen noch bei unseren Schwerkranken. Bevor ich ihnen predige, möchte ich es immer denen übersetzen: Ein gesegnetes neues Jahr! Der Herr zieht mit. Auch wenn beide Beine amputiert sind und man keine Hoffnung auf Besserung hat, aber der Herr zieht mit – für ein großes Ziel, zu Jesus entgegen und seinem ewigen Reich.
Ein gutes, ein gesegnetes neues Jahr. Der Herr zieht mit. Amen.
Gebet und Ausblick auf das neue Jahr
Nun singen wir Jesu geh voran, alle vier Verse, und beten.
Jesus Christus, du Herr auch dieses neuen Jahres! Das ist das schönste Zeichen, das über diesem neuen Jahr stehen kann: Deine Güte und Gnade! Du hast es so deutlich gemacht mit deinem Tod für uns, dass nichts uns mehr trennen kann von deiner Liebe. Du bist für uns – wer kann jetzt noch gegen uns sein? Keine Macht des Todes, keine Krankheit, kein Sorgenberg kann uns von dir trennen, und keine Einsamkeit.
Wir gehen mit dir und an deiner Hand. Herr, bewahre uns davor, dass wir irgendwo wehmütig hängen bleiben am Vergangenen, das doch zurückliegt, an den schönen Stunden, die du uns geschenkt hast in deiner Güte. Wir nehmen das alles dankbar aus deiner Hand.
Und doch wollen wir uns führen lassen, auch in das Neue, im Bewusstsein, dass du uns deine Wunder erfahren lässt, dass du uns machtvoll begegnen wirst, dass du uns den Weg erhältst, den wir gehen können. Und dass all deine Worte, die wir lesen, auch wahr werden über unserem Wandern. Dass du keine Last auflegst, die schwerer ist, als wir sie tragen können.
Dann wollen wir mit Loben und Danken in dieses neue Jahr hineingehen und jetzt auch in diese Welt blicken, die doch deinen Frieden nicht kennt, die sucht und sucht und nichts findet, was diese hungrige Seele sättigt. Erweise dich doch, dass wir anderen den Weg zu dir weisen können.
Wir möchten dich bitten, dass in diesem neuen Jahr überall in der Welt, wo dein Wort gepredigt wird, Menschen es verstehen können. Wir wollen dich bitten für alle, die wir ausgesandt haben, auch durch unsere Werke und Dienste, die draußen Dienst tun in der Mission, dass sie deine Nähe erfahren und deine Wegweisung. Dass du alles wunderbar führst nach deinem Plan.
Und wir bitten dich auch für deine verfolgte und leidende Gemeinde, wo Menschen um deines Namens willen leiden. Herr, sei ihnen nahe in deiner Güte.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Hinweise zum Gemeindeleben und Ausblick auf kommende Veranstaltungen
Wir singen noch die Liedstrophe einhundertvierzig. Am Ausgang möchten wir Ihnen wieder ein Bibelwort mitgeben, das ein persönlicher Schatz sein soll und Sie auch an diesen Gottesdienst erinnern kann. Dieses Wort können Sie zu Hause festhalten. Wir haben dafür gebetet, dass Gott durch dieses Wort besonders in Ihr Leben hineinredet.
Ich möchte Sie einladen, die Gottesdienste, die in den Notizzetteln verzeichnet sind, zu beachten. Die Termine stehen hinten aufgelistet. Morgen findet ein Gottesdienst zum Neujahr statt, bei dem die Jahreslosung „Kehrt um, glaubt an das Evangelium“ im Mittelpunkt steht.
Am Sonntag, dem 3. Januar, wird Reinhard Höhne am Erscheinungsfest predigen. Dieses Fest ist auch ein Gedenktag der Mission. Jetzt bitte ich den Bruder Klapproth, sich zu erheben. Er ist ein ganz treues Gemeindeglied. Sie kennen ihn vielleicht kaum von der Vereinigten Deutschen Missionshilfe. Er war viele Jahre als Missionar auf den Philippinen tätig und ist in der Jugendarbeit hier aktiv. Er ist ein sehr engagiertes Mitglied unserer Gemeinde. Vielen Dank für seinen Predigtdienst am Erscheinungsfest.
Am 10. Januar hält unser Vikar Immanuel Reiser seine Examenspredigt zum zweiten Examen. Das ist ein Ausblick auf die kommenden Sonntage.
Dann folgt die Allianz-Gebetswoche. Die Programme liegen hinten aus, und ich möchte Sie auch dazu herzlich einladen. Während der Allianz-Gebetswoche finden keine Bibelstunden und kein Jugendbibelkreis statt, weil wir im Zivert-Haus an dieser großen Gemeinschaft vieler Baptisten, der Heilsarmee und der Methodisten teilnehmen. Es ist schön, gemeinsam auf das Wort Gottes zu hören.
Der neukommende Landesbischof Theosorg wird sprechen, ebenso Präsident Neukamp vom Diakonischen Werk. Danach treffen sich die Gebetsgruppen, was eine schöne Gelegenheit ist, Fürbitte für die Dienste in unserer Stadt zu tun.
Zum Schluss noch etwas Wichtiges: Wir haben nie viel über die Gaben gesprochen, weil wir Ihnen nur sagen wollen, wo wir es für wichtig halten. Wir möchten teilen mit denen, die in großer Not sind. Es war immer schön, dass wir dennoch die Dienste in unserer Gemeinde weiterführen konnten, ohne große Probleme. Das betrifft die Bauvorhaben, die diakonischen Dienste und die Altenarbeit. Gleichzeitig tragen wir immer wieder in den Gottesdiensten die Nöte der weltweiten Gemeinde Jesu mit.
Es gibt wohl kaum ein Volk der Welt, das so viele finanzielle Mittel anvertraut bekommen hat wie unser deutsches Volk nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. Und es gibt viele Regionen der Welt, in denen Menschen nicht wissen, wie sie einen Pfennig durch einen Tag Arbeit verdienen können. Wenn man sich das immer wieder bewusst macht, erkennt man die Bedeutung unserer Arbeitshilfe.
Wir haben durch diese Arbeitshilfe in 94 Ländern der Erde Kontakt mit kleinen einheimischen Christengemeinden. Im September war ich in den USA und habe an einer großen Missionskonferenz teilgenommen. Die Amerikaner haben es vielleicht noch nicht so im Blick, wie wichtig es ist, auch selbständige Kirchen zu unterstützen. Dabei geht es darum, ihnen an einer Stelle Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, damit sie ihren Dienst weiterführen können.
Wenn man das weiß, versteht man, wie schwierig die Situation für Pastoren in Angola ist. Seit Jahren können sie keine Bücher mehr kaufen, besonders in portugiesischer Sprache. Diese Bücher können sie nirgendwo anders bekommen, wenn wir sie nicht aus Brasilien beschaffen und zur Verfügung stellen. Solche Dienste leisten wir, und ich danke Ihnen herzlich für Ihr bisheriges Mittragen.
Neue Aufgaben ergeben sich auch im sozialistischen Birma. Dort erhalten zum ersten Mal Theologiestudenten die Möglichkeit, sich im Ausland auf Bibelseminaren in Asien weiterzubilden. Natürlich können sie ihre Währung nicht transferieren. Hier dürfen wir mit unserem Werk Hilfe für Brüder unterstützen.
Vielen Dank auch für die Unterstützung unserer 30 Entwicklungshelfer, die wir aussenden konnten und die in verschiedenen Ländern Dienst tun.
Dafür ist heute Abend noch einmal unser Opfer bestimmt.
Segenswunsch zum Abschluss
Nun wollen wir uns unter den Segen Gottes stellen. Der Herr zieht mit Ihnen in die Dunkelheit dieser Nacht und in das neue Jahr.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
