Einführung in das Thema der Predigt
In unserer Predigtreihe haben wir die zweitletzte Predigt zum Thema „Das Einzigartige an Jesus“. Heute geht es um das Thema „Die überwundene Finsternis“.
Als Grundlage dient uns das Wort aus Johannes 8,12: Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Herr, öffne uns jetzt die Augen dafür. Amen!
Die holländische Uhrmacherin Corritin Boom, die bereits weit über achtzig Jahre alt ist, hat ein neues Buch geschrieben: „Mit Gott durch dick und dünn“. Darin erzählt sie von ihren Reisen, die sie im Alter im Auftrag Gottes unternommen hat. Besonders berichtet sie davon, dass sie in Afrika gerne Gefängnisse besucht hat, weil sie selbst einige schwere Jahre in einem Konzentrationslager erlebt hat.
Begegnung im Gefängnis und die Kraft der Vergebung
Sie erzählt, wie sie in einer afrikanischen Stadt Schwierigkeiten hat, weil der Chef eines örtlichen Gefängnisses sie nicht hineinlassen will. Kurz zuvor gab es dort eine Meuterei, einen Aufstand der Gefangenen.
Doch Corrie drängt, und schließlich gibt der Gefängnisleiter nach. Er schickt drei schwer bewaffnete Soldaten mit ihr. So gelangt sie in eine Zelle, in der ein junger Afrikaner auf einer Pritsche sitzt. Sie weiß nicht, wie sie das Gespräch mit ihm beginnen soll, denn er schweigt vor sich hin.
Schließlich fragt sie ihn: „Kennen Sie Jesus?“ Daraufhin zieht er sich auf und antwortet: „Ach ja, das ist schon lange her. Damals habe ich als junger Mensch mein Leben Jesus hingegeben und wollte für ihn leben. Aber dann kam die Politik, die mich immer stärker gefangen nahm.“
Er schaut die Evangelistin an und sagt: „Wenn ich jetzt mein Leben überschauen könnte, dann kann ich nur sagen: Es ist alles zu spät. In dieser Woche werde ich noch hingerichtet. Wenn ich könnte, wollte ich ja noch einmal von vorne anfangen.“
Daraufhin schlägt die Evangelistin Corrie ten Boom die Bibel auf und fragt ihn vorher noch: „Wer ist denn dafür verantwortlich, dass Sie hier im Gefängnis sitzen und hingerichtet werden?“ Da bricht es aus dem Gefangenen heraus. Er erzählt aufgeregt und sagt: „Ich kann eine ganze Liste nennen.“ Der ganze Hass kommt in ihm hoch.
Dann sagt Corrie ten Boom dieses Wort: „Wenn wir den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergeben, dann kann uns der himmlische Vater unsere Sünden auch nicht vergeben.“ Sie erzählt ihm, wie es bei ihr war, als sie nach dem Krieg in Berlin einem ihrer schikanösen KZ-Wächter begegnet ist, der sie um Verzeihung bat.
Wie das in ihr hochkam, das könne man doch gar nicht vergeben. Dann stand vor ihr ihre verstorbene Schwester, die unter den Schikanen umkam. Das erzählt sie diesem jungen Inhaftierten in Afrika noch und lässt ihn dann allein, nachdem sie noch mit ihm gebetet hat.
Später hört sie, dass er einen Brief an seine Frau geschrieben hat: „Liebe Frau, hasse nicht mehr. Vergeben müssen wir und lieben unsere Feinde. Du kannst es nicht, ich kann es nicht, aber Jesus in uns kann es.“
Die zentrale Botschaft: Neues Leben durch Jesus
Jetzt bin ich beim Thema vom Bußtag. Dieses Thema möchte ich Sonntag für Sonntag predigen. Ich will Ihnen von Jesus erzählen und davon, dass man in jeder Lage ein neues Leben beginnen kann. Jesus will uns herausreißen aus Hass, Streit und Kampfesgedanken. Er möchte uns zu Kindern des Lichts machen.
Wenn jetzt jemand denkt, dass ich immer wieder dasselbe Thema anspreche, dann haben Sie Recht. Genau dieses Thema will ich Sonntag für Sonntag behandeln. Jesus macht ein dunkles Leben strahlend hell. Darüber möchte ich zuerst predigen.
Vielleicht denkt jetzt jemand: Am Bußtag geht es doch um ein anderes Thema. Da geht es doch um die Schuld unseres Volkes, um die Reue in meinem Leben, um die Zerknirschung und die ganze Not, die entsteht, wenn ich gegen Gott gesündigt habe. Sicher, auch darum geht es.
Es ist interessant, dass alle Religionen davon eigentlich wissen. Die Inder, die Hindus, haben das Bußwesen zu einer Perfektion entwickelt. Wenn dort ein Hindu unter großen Schmerzen auf einem Bett mit Nägeln liegt, dann ist dies nichts anderes als seine von der Religion bestimmte Bußgesinnung. Er will sich unter die Schuld seines Lebens beugen.
Man muss einmal lesen, wie Menschen dort dieses Leiden durchleben. Wie Körperteile, Hände an ihrem lebendigen Leib verfaulen und sie verdorren lassen. Wie sie jahrelang schweigen, um sich unter ihre schreckliche Schuld zu stellen. Wie Menschen stundenlang mit dem Kopf nach unten aufgehängt werden.
Nein, wenn wir Christen dasselbe machen – und tatsächlich gibt es christliche Gruppen, die dieses schreckliche Missverständnis der Religionen über Buße übernommen haben – und nicht weiterkommen als bis zu dem Punkt, dass sie sich beugen, schreien, sich anklagen und sich vor Gott unter diese Schuld stellen, aber mehr nicht, dann haben wir die neutestamentliche Buße nicht verstanden.
Die wahre Bedeutung von Buße im Neuen Testament
Das meistgelesene Erbauungsbuch nach der Bibel ist das Buch des englischen Kesselfliegers John Bunyan. Er erzählt das Leben eines Christen in einer Geschichte über die Wanderung eines Mannes, der eine große Last auf seinem Rücken trägt. Dieser Mann wird von einem Mann namens Evangelist auf den Weg geschickt. Er soll zur himmlischen Heimat wandern.
Doch er hat diesen furchtbar schweren Rucksack auf seinem Rücken. Dieser drückt ihn sehr und ist äußerst strapaziös. In diesem Rucksack sind all die Untaten seines Lebens enthalten: versäumte Gelegenheiten, Unrecht, Lieblosigkeit und Gemeinheit.
Evangelist weist ihn weiter und sagt, dass es einen Punkt geben wird, an dem er seine Last loswerden wird. So wandert der Mann weiter und kommt an ein Kreuz. Als er dort steht und zu diesem Kreuz aufblickt, fällt ihm plötzlich von allein die Last von den Schultern. Er dreht sich um, und das große Grab ist leer – die Last ist verschwunden.
Das ist Buße im Neuen Testament. Ein englischer Kesselflicker hat erkannt, wie man dies bildhaft beschreiben kann. Die Sünde ist nicht mehr das Thema unseres Lebens. Jesus will sie wegnehmen. Wenn wir auf sein Kreuz blicken, dann ist die Sünde schon verschwunden.
Diese Geschichte zeigt eindrücklich, wie durch den Glauben an Jesus Christus die Last der Sünde abfällt und das Leben neu beginnen kann.
Das Licht Jesu als Befreiung aus der Finsternis
Ich bin das Licht der Welt, sagt Jesus. Und wo man in sein Licht tritt, geht es uns wie den Hasen, die bei Nacht auf der Straße in unsere Autoscheinwerfer geraten. Für die Hasen ist das ein aufregendes Abenteuer: Sie rennen und hüpfen, was sie können, und schlagen Haken, nur um aus dem Scheinwerferkegel wieder herauszukommen.
So geht es uns, wenn wir von Jesus erfasst werden und von seinem Wort. Dann schlagen wir manchmal unsere Haken, um dieses Wort loszuwerden. Kein Wunder, denn es geht uns wie mir: Oft finden wir morgens keine Stille, um im Wort der Bibel zu lesen. Das sind die Haken des Hasen, der aus dem Licht will.
Wenn wir in sein Licht treten, ist das oft erschreckend. Plötzlich sehen wir alles, das Schmutzige und das Dreckige, das uns vorher im Dunkeln gar nicht sichtbar war. Aber man muss aufpassen: Das Licht Jesu ist deshalb so strahlend hell, weil es uns seine Vergebung zeigen will.
Alles, was Jesus uns in jedem Wort der Bibel zeigen will, ist seine Vergebung, seine Liebe und sein Erbarmen. Merkwürdigerweise wird gerade durch sein Erbarmen die Sünde oft erst richtig groß. Oft erschrecken wir erst, wenn Jesus uns seine Liebe und seine Güte entfaltet.
Wenn Jesus zu uns käme wie ein brummiger Polizist, könnten wir das wahrscheinlich gut ertragen. Aber es geht uns so wie damals Petrus, der in seinem Schiff steht, die Netze hochzieht und plötzlich merkt: So unverdient beschenkt mich Jesus. Er stürzt aus seinem Boot, geht zu Jesus und sagt: „Herr, geh von mir weg, ich bin ein sündiger Mensch. Ich kann nicht zu dir, in deinem Licht geht das nicht.“
Das hängt zusammen: Dieses Licht hat ein Doppelwort, wie es im Psalm 36 beschrieben ist. „In deinem Licht sehen wir das Licht.“ Dort, wo dieses Licht uns bestrahlt und erleuchtet, entdecken wir erst unsere ganze Schuld. Gleichzeitig sehen wir aber auch Jesus in seiner großen Liebe, in seiner Vergebung und in seinem Erbarmen mit uns.
Die reformatorische Sicht auf das Licht und die Buße
Man hat oft so getan, als sei es ein besonderer Einfall der Pietisten, wenn sie davon sprachen, dass ein Mensch in der Bekehrung unter der Last seiner Sünden zerbricht. Diese Erkenntnis stammt jedoch nicht von den Pietisten allein. Sie war bereits den Reformatoren bekannt. Wenn man ins Licht Jesu tritt, wird das Leben gerichtet.
Lassen Sie mich einfach aus der Augsburger Konfession und aus der Apologie dieses großen, wichtigen reformatorischen Bekenntnisses eine Lehre mitgeben: Die ganze Lehre, die ganze Theologie muss auf jenen Kampf des erschrockenen Gewissens bezogen werden. Ohne diesen Kampf ist sie überhaupt nicht zu verstehen. Für die Betroffenen bleibt Jesus ein totes Wort, ein bloßer Spruch, ein Dogma, wenn er sie nicht in ihrem eigenen Leben an ihre Sünde überführen kann.
Man sollte nicht ausweichen! Es gibt Menschen, die einfach wegdrängen, weil ihnen plötzlich unter der Verkündigung Dinge im Leben wach werden, die sie längst vergessen glaubten. Sie können nur zum Glauben kommen, wenn ihr Leben im Licht Jesu bereinigt wird.
Niemand kann sich herzlich über den großen Schatz freuen oder die überschwänglichen Reichtümer der Gnade erkennen, ohne zuvor dieselbe Last zu fühlen: unser angeborenes großes Elend und unseren Jammer. Dann wird aber die Decke vom Herzen genommen. Der Irrtum und Wahn werden weggenommen, wenn Gott uns im Herzen unseren Jammer zeigt und uns Gottes Zorn sowie unsere Sünde fühlen lässt.
In seinem Licht sehen wir das Licht. In einem dunklen Leben wird es strahlend hell. Das ist Buße, wo uns Jesus seine Liebe zeigt und wir unser Elend erkennen.
Das Licht Jesu als Wegweiser in der Lebenswanderung
Nun komme ich zum zweiten Punkt. Er zeigt uns den sicheren Weg. Theologen haben sich den Kopf zerbrochen, warum Jesus gerade das Bild vom Licht gewählt hat. Auch ich habe diesmal ziemlich gestrampelt, als ich versuchte, das ihnen in Bildern zu erklären.
Man kann lange über Licht und Finsternis reden, aber man kommt nicht über das Bild hinaus. Einige Theologen meinen, Jesus hätte das sicher gesagt mit Bezug auf den großen Leuchter. Dieser siebenarmige Leuchter stand ja beim Laubhüttenfest im Tempel. Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Damals muss offenbar eine Festlichkeit stattgefunden haben, bei der selbst würdige Herren eine Nacht lang um diesen goldenen Leuchter herumtanzten vor Freude.
Wenn dieser Leuchter angezündet wurde, gingen Rabbiner sogar so weit zu sagen, er hätte ganz Jerusalem in der Nacht überstrahlt. Vielleicht knüpft Jesus an diese Dinge an.
Ich fand aber einen anderen Ausleger, der sagt: Das Laubhüttenfest gehört von alters her zum Wüstenzug des Volkes Israel. Deshalb diese Hütten, die man kurzfristig aufbaut und wieder abbaut – ein Bild der Wanderschaft des Volkes durch diese Welt.
Deshalb gebraucht Jesus beim Laubhüttenfest zwei Bilder. Das eine Bild ist das vom Wasser. Es erinnert an das Wunder, als der Herr Wasser aus dem Felsen gab. Jesus sagt: „Ich will lebendiges Wasser geben. Wer an mich glaubt, dem werden Ströme des lebendigen Wassers aus seinem Leib fließen.“
Das andere Bild, das Jesus gebraucht, ist das vom Licht. Dieses bezieht sich wieder auf die Wüstenwanderung, so meint dieser Ausleger, nämlich auf die Wolken- und Feuersäule.
Ich muss gestehen, dieser Gedanke hat mir gefallen. Jesus will hier in diesem Bild davon reden und daran anknüpfen, wie unser Leben mit dem Volk Israel auf dem Marsch durch die Wüste vergleichbar ist.
Was haben wir im Lauf der Woche für müde Wegstrecken zu absolvieren – im Beruf, was man abstrampeln und abtrotten muss. Dann schlägt man sein Zelt irgendwo auf mit ein paar Weggefährten. Das Schlimme ist, dass man auf diesem Weg so vielen Versuchungen ausgesetzt ist, dass man eines Tages plötzlich um das goldene Kalb herumhüpft und sich seinen eigenen Gott errichtet.
Man wird müde, kann die Lieder nicht mehr singen und ist verdrossen, weil die Wanderschaft so beschwerlich ist und man Gott nicht mehr sieht. Wo ist er denn? Dann ist man verzweifelt, weil man meint, nichts mehr zu bekommen, man käme um, und die Versorgung Gottes sei nicht mehr da.
Dann sagt Jesus: „Ich bin das Licht.“ Wer mir nachfolgt... Und er zeigt uns am Bußtag, was Buße eigentlich bedeutet. Das biblische Wort meint Bekehrung, Umkehren, eine Wendung einschlagen.
Das ist nicht nur ein Gefühl, sondern heute umkehren, neue Schritte tun und diesem Jesus nachgehen. Auch wenn das Leben wirr ist, sieht man plötzlich in der Wüste einen Weg, wo die Wolken- und Feuersäule bei Tag und bei Nacht den Weg weist.
Ich kann Ihnen nichts anderes geben, keinen Pfarrer und keinen Sozialarbeiter, der Sie begleitet und berät, als dass ich Sie an diesen Herrn Jesus hinweise. Er hat versprochen, uns als guter Hirte zu führen.
Der Bußtag ist ein Tag, an dem uns bewusst wird, dass wir uns in eigenen Wegen verrannt haben. Der einzige Weg, der zum Heil führt, ist der Weg, den er uns zeigt.
Da sitzt ein Afrikaner in seiner Zelle und merkt plötzlich: Es war alles falsch die letzten Jahre. Ich habe geglaubt, ich müsste das tun, und das wäre der Weg der Verheißung – aber es war es nicht.
Dann sind plötzlich die Wolken- und Feuersäule da: Jesus sagt: „Ich bin das Licht. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis.“ Heute nimmt er dich mit auf seine Wanderung.
Im 1. Petrusbrief wird dieses Bild noch einmal aufgenommen. Jesus hat uns mit seinem ganzen irdischen Leben ein Vorbild gegeben, dem wir nachfolgen können. Er hinterließ uns konkrete Bilder für viele Entscheidungen im Verhalten.
Wie hat Jesus sich vor Pilatus verhalten? Wie hat er sich verhalten, als die Leute ihn anschrieen? Er schlug nicht zurück, als er gescholten wurde, er drohte nicht, als er litt.
Petrus sagt, Jesus hat uns Fußstapfen hinterlassen – Spuren seines Laufens durch die Wüste. Du kannst ihm nachgehen und wirst den Weg finden, auch wenn du noch nichts am Horizont siehst. Er ist schon durch die Wüste gegangen, und du kannst ihm folgen.
Er zeigt den sicheren Weg, wenn man sich an Jesus bindet. Werden Sie das erfahren? Hoffentlich sehen Sie die Bezüge in der Predigt: Der erste Teil nahm Bezug darauf, dass dieses Licht im Dunkeln scheint, in der Nacht der Sünde.
Der zweite Teil: „Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis.“ Vielleicht haben Sie jetzt gemerkt, warum wir zu Beginn das Lied mit dem zweiten Vers gesungen haben: „Ich bin das Licht, ich leuchte euch mit heiligem Tugendleben.“
Wo genau dieser Vers, Johannes 8,12, ausgelegt wird, kann man nicht im Finstern schweben. Wer sich an Jesus bindet, dem wird das Berufsleben, die Einsamkeit und die wirren Fragen, die man im Leben nicht versteht, in der Nachfolge Jesu klar werden.
Der Bruch zwischen Licht und Finsternis als Wendepunkt
Und das Dritte: Ein Bruch muss geschehen.
Ich habe versucht, drei Aspekte aus diesem Wort herauszustellen. Erstens, wie dieses Licht, das Jesus selbst ist, in der Finsternis leuchtet. Man kann es erst erkennen, wenn man sein zerbrochenes Leben sieht – mit all seinen Fehlern und seiner Schuld.
Zweitens zeigt Jesus den Weg und lädt ein, ihm nachzufolgen.
Drittens möchte ich betonen, dass es einen Bruch zwischen Licht und Finsternis gibt. Es ist ein Unterschied zwischen Tag und Nacht. Bei uns gibt es die Dämmerung, das langsame Übergehen vom Tag zur Nacht.
Je näher man dem Äquator kommt – ich habe das dieses Jahr selbst erlebt – ist es eindrucksvoll, wenn die Nacht plötzlich dem Licht weicht. Wenn der Morgen in wenigen Minuten anbricht und es Tag wird.
Jesus hat dieses Bild gebraucht, um den Weg zu beschreiben, wenn jemand mit ihm geht. Wenn sich jemand umdreht, Buße tut und umkehrt, dann ist das Himmelreich nahe herbeigekommen. Man kann aus der Dunkelheit ins Licht treten.
Das Beispiel des Fürsten Mischkin als Bild für das Leben im Licht
Dostojewski hat einen Roman geschrieben, in dem er einen Fürsten namens Mischkin beschreibt. Dieser wird von seinen Mitmenschen sehr verlacht. Er kommt in die Schweiz und nimmt dort ein Straßenmädchen auf. Er versorgt sie, um die letzten Tage ihres Lebens mit Freude zu erfüllen, obwohl selbst die Schulkinder diesem Mädchen Steine nachwerfen.
Dieser Fürst Mischkin kann, wenn er in einem Salon wartet, so teilnahmsvoll mit den Dienern sprechen, wie es zuvor niemand getan hat. Er bezahlt einem anderen Menschen seine ganze Schuld, verwischt aber alle Spuren, damit derjenige nie merkt, wer die Schuld beglichen hat. So will er ihn nicht demütigen, als wäre er ein Almosenempfänger.
Er ist der Fürst, der einen General aus dem Gefängnis freikauft. Dieser Mann wird zum Spott seiner Adelsgesellschaft. Sie nennen ihn und jetzt kennen Sie den Roman: „Der Idiot“. Dostojewski will nichts anderes beschreiben als einen Menschen, der ins Licht Jesu tritt.
Vielleicht haben wir Angst, vor unseren Mitmenschen als Idioten zu gelten. Doch Jesus will, dass wir so ins Licht treten, dass wir auch vor unseren Mitmenschen ruhig die Idioten sind. Wir sollen nicht mitmachen bei der Finsternis, sondern anders sein, ganz anders.
Auf dass ihr Kinder des Lichtes seid.
Abschlussgebet und Segenswunsch
Ich weiß nicht, was Ihnen Jesus jetzt jeweils ganz persönlich vor Augen stellt. Vielleicht ist es etwas anderes, das in Ihrem Leben anders wird. Vielleicht gibt es eine Stelle, an der wir zu ihm umkehren. Vielleicht rückt jetzt plötzlich eine ganz konkrete Sache in sein Licht.
Ich möchte, dass wir das Licht des Kindes sind und so handeln, wie er gehandelt hat.
Ich möchte schließen mit dem Lied: „Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschaffenen Lichte, schick uns diese Morgenzeit deine Strahlen zu Gesicht und erquicke uns durch deine Macht immerdar. Gib das deiner Liebe Glut unsere kalten Werke, töte und erwecke unser Herz und unseren Mut.“ Amen!