Sklaverei und Bibel – einige Informationen aus der Theologie, die im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch: Dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um die Rechte von Sklaven, Teil zwei.
Kritik an der biblischen Haltung zur Sklaverei und Ausgangspunkt der Betrachtung
Als Christ gerät man manchmal in die Kritik, weil die Bibel sich nicht deutlicher gegen Sklaverei ausspricht. Da ich diese Kritik für unausgewogen und im Grunde falsch halte, möchte ich diese Woche etwas zum Thema Sklaverei und Bibel sagen.
Mein Ausgangspunkt sind die Rechte der Sklaven im Alten Testament. Es ist wichtig, ihren rechtlichen Status zu verstehen, um eine Sache klarer zu erfassen. Sklaven in der Bibel sind nicht einfach rechtloser Besitz ihrer Herren. Menschen können nicht wie Gegenstände besessen werden.
Jeder Mensch ist, wenn man so will, unveräußerliches Eigentum Gottes. Im Mutterleib formt Gott den Menschen. Wer sich an diesem Kunstwerk des Schöpfers vergreift, begeht eine schwere Sünde.
Gottes Haltung zum Menschenraub und Menschenhandel
Wie sehr Gott die traditionellen Formen von Sklaverei hasst, wie man sie aus den Medien kennt, möchte ich an zwei vielleicht weniger bekannten Versen zeigen.
Im 5. Mose 24,7 heißt es: Wenn ein Mann gefunden wird, der einen von seinen Brüdern, einen von den Söhnen Israel, geraubt hat und ihn als Sklaven behandelt und verkauft hat, dann soll dieser Dieb sterben, und du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.
Oder im 2. Mose 21,16: Wer einen Menschen raubt, sei es, dass er ihn verkauft, sei es, dass er in seiner Gewalt gefunden wird, der muss getötet werden.
Menschenraub ist in Gottes Augen ein Kapitalverbrechen. Für diese Art von Diebstahl steht die Todesstrafe. Das sollten wir gut verstehen!
In Gottes Augen haben Sklavenhändler, aber natürlich auch ihre Geldgeber und alle, die sich sonst an ihrem Tun beteiligen, den Tod verdient. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
In einer Liste von Sünden nennt Paulus explizit auch den Menschenhändler. Menschenhandel ist Gott ein Gräuel. Es ist eine schwere Sünde, mit der wir nichts zu tun haben dürfen.
Rechte und soziale Integration von Sklaven im Alten Testament
Aber kommen wir noch einmal zurück zu den Rechten von Sklaven im Alten Testament. Es gab für sie zum Beispiel ein Lösungsrecht. Der Sklave konnte sich selbst freikaufen. Für seine engsten Verwandten bestand sogar eine Lösungspflicht. Wenn sie es sich leisten konnten, sollten sie ihn auslösen.
Allein dadurch wird deutlich, dass Sklaverei ein Zustand war, der möglichst schnell beendet werden sollte. Außerdem sehen wir im Alten Testament, dass Sklaven der volle soziale Aufstieg offenstand. Sie konnten als Erben eingesetzt werden oder durch Heirat der Erbtochter zu Herren werden.
Elieser, der Sklave Abrahams, hatte die komplette Verwaltung unter sich und bekam den Auftrag, für seinen jungen Herrn eine Frau auszuwählen. Das zeigt, welche Verantwortung männliche Sklaven tragen konnten. Sklaven wurden nicht beschnitten, und das wiederum zeigt, dass sie voll und ganz in den Bund Gottes integriert waren.
Sie nahmen am Passa teil, und es besteht das explizite Gebot, die Sklaven von religiösen Feierlichkeiten nicht auszuschließen. Sie sollen sich mitfreuen.
Schutz vor Misshandlung und das Recht auf Flucht
Wenden wir uns einem im Alten Orient einzigartigen Gesetz zu, das im 5. Buch Mose, Kapitel 23, Verse 16 und 17, zu finden ist.
Dort heißt es: Einen Sklaven, der sich vor seinem Herrn zu dir rettet, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern. Er soll bei dir wohnen, in deiner Mitte, an dem Ort, den er in einem deiner Tore erwählt, wo es ihm gefällt. Du sollst ihn nicht unterdrücken.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass ein Sklave, der von seinem Herrn schlecht behandelt wird, ein Recht auf Flucht hat. Zudem hat er das Recht auf Unterstützung durch die Gesellschaft.
Ein solches Gesetz zwingt natürlich den Herrn dazu, gut mit seinem Sklaven umzugehen, wenn er dessen Arbeitsleistung behalten möchte.
Gottes Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit
Man kann grundsätzlich sagen, dass Gott nicht den Sklaven will, sondern den freien Mann und die freie Frau. Armut darf nicht ausgenutzt werden, um Menschen in Sklaverei zu bringen. Es ist förmlich ein Kennzeichen eines gottesfürchtigen Menschen, dass er sich um versklavte Menschen kümmert – vor allem um jene, die ungerecht versklavt sind.
In Jesaja 58,6 heißt es: Ist nicht vielmehr das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe, ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und dass ihr jedes Joch zerbrecht?
Oder hören wir Gott selbst, wenn er durch Jeremia Stellung bezieht. In Jeremia 34,8-10 steht: Das Wort, das vom Herrn zu Jeremia geschah, nachdem der König Zedekiah einen Bund mit dem ganzen Volk geschlossen hatte, das in Jerusalem lebte. Er rief ihnen eine Freilassung aus, dass jeder seinen Sklaven und jede seine Sklavin, Hebräer und Hebräerin, als Freie entlassen sollte, sodass niemand mehr seinen jüdischen Volksgenossen als Sklaven hielt.
Und alle Obersten sowie das ganze Volk, das den Bund eingegangen war, hörten, dass jeder seinen Sklaven und jede seine Sklavin als Freie entlassen sollte, ohne sie länger als Sklaven zu halten. Sie gehorchten und entließen sie.
Rückfall in Sklaverei und göttliche Gerichtsandrohung
Das war eine gute Sache: König Zedekia, die Obersten und das ganze Volk taten das Richtige.
Dann lesen wir in Jeremia 38 ab Vers 11: Sie wandten sich um und holten die Sklaven und Sklavinnen zurück, die sie als Freie entlassen hatten. Doch sie unterjochten sie wieder und machten sie erneut zu Sklaven und Sklavinnen.
Da geschah das Wort des Herrn zu Jeremia: So spricht der Herr, der Gott Israels: „Ich habe einen Bund mit euren Vätern geschlossen an dem Tag, als ich sie aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausführte. Ich habe gesprochen: Am Ende von sieben Jahren sollt ihr jeden hebräischen Bruder entlassen, der sich dir verkauft hat. Er soll sechs Jahre dein Sklave sein, dann sollst du ihn als Freien von dir entlassen.“
Aber eure Väter hörten nicht auf mich und neigten ihr Ohr nicht zu mir. Da seid ihr heute umgekehrt und habt getan, was in meinen Augen recht ist. Jeder rief für seinen Nächsten die Freilassung aus und ihr habt einen Bund vor mir geschlossen, in dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist.
Dann aber habt ihr euch wieder umgewandt und meinen Namen entweiht. Jeder holte seinen Sklaven und jede seine Sklavin zurück, die ihr auf ihren Wunsch als Freie entlassen hattet. Ihr habt sie wieder unterjocht, damit sie Sklaven und Sklavinnen für euch sein sollen.
Darum spricht der Herr: Ihr habt nicht auf mich gehört, eine Freilassung auszurufen, jeder für seinen Bruder und für seinen Nächsten. Siehe, so rufe ich für euch eine Freilassung aus, spricht der Herr, für das Schwert, für die Pest und für den Hunger. Ich mache euch zum Entsetzen für alle Königreiche der Erde.
Diese Gerichtsandrohung geht noch weiter bis Vers 22.
Man merkt: Gott will nicht den Sklaven, er will den freien Mann und die freie Frau. Es mag Gründe geben, warum sich jemand als Sklave verkauft oder zum Sklaven wird. Aber wehe, wirklich wehe denen, die diese Notlage ausnutzen und Menschen zu ihrem Vorteil versklaven. Sie haben Gott gegen sich.
Historische und heutige Perspektiven auf Sklaverei
Was könntest du jetzt tun?
Zwischen 1450 und 1900 wurden schätzungsweise 11,7 Millionen Menschen aus Afrika versklavt. Finde heraus, wie viele Sklaven es heute gibt.
Das war's für heute. Ich freue mich immer über gute Bewertungen meiner App oder des Podcasts.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.