Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 38: Ein gerechter Joseph
Ein besonnener Charakter in schwieriger Lage
Gestern haben wir Matthäus Kapitel 1 mit einem Blick auf den Charakter von Joseph beendet. Was für ein großartiger Mensch! Überrascht von der Untreue seiner Ehefrau entscheidet er sich, zumindest eine Nacht über die Sache zu schlafen.
Er ist nicht darauf aus, zurückzuschlagen, es seiner Frau heimzuzahlen oder seinem Ärger freien Lauf zu lassen. Joseph ist der gerechte und besonnene Typ, der sich beherrschen kann.
So heißt es in den Sprüchen: „Besser ein Langmütiger als ein Held, und besser, wer seinen Geist beherrscht, als wer eine Stadt erobert“ (Sprüche 16,32). Oder in Sprüche 25,28: „Eine aufgebrochene Stadt ohne Mauer, so ist ein Mann ohne Selbstbeherrschung.“
Ohne Selbstbeherrschung bin ich verwundbar. Ohne Selbstbeherrschung bestimmen mich die Umstände, und ich werde zum Spielball meiner Gefühle und Erfahrungen. Genau das war Joseph nicht.
Gottes Auswahl eines Vorbildes für Jesus
Wir können davon ausgehen, dass Joseph als Zimmermann in den Augen der Leute nicht viel galt. Er war nicht mehr als ein einfacher Handwerker mit wahrscheinlich geringem Einkommen.
In Gottes Augen jedoch war er ein Großer. Gott hatte sich genau überlegt, wem er seinen Sohn anvertraut und von wem sein Sohn lernen sollte. Familie ist ja immer auch ein Lernumfeld.
Joseph wird für Jesus zum Vorbild dessen, was ein Vater ist. Jesus erlernt das Konzept der Vaterschaft von seinem Stiefvater. Und Joseph scheint dabei einen ganz tollen Job gemacht zu haben.
Jedenfalls hat sich Gott für seinen Sohn einen Mann ausgesucht, der gerecht war, nicht schnell zornig wurde und nicht auf Vergeltung aus war. Joseph war ein besonnener, selbstbeherrschter, langmütiger und sanftmütiger Mann – ein echtes Vorbild, ein Vater, wie er sein sollte.
Die Herausforderung der Schwangerschaft vor der Ehe
Aber auch so ein Mann hat seine Grenzen. Eine solche Grenze war bei Joseph überschritten, als er erfuhr, dass seine Frau schwanger war. Schwanger vor der Hochzeitsnacht – also nicht von ihm. Schwanger vom Heiligen Geist. Doch das war wohl selbst für Joseph eine zu ungewöhnliche Vorstellung.
Aber Gott weiß, wie man ihn überzeugt.
In Matthäus 1, Verse 19 und 20 heißt es: Joseph aber, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht öffentlich bloßstellen wollte, gedachte, sie heimlich zu entlassen. Während er dies überlegte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn das in ihr Gezeugte ist vom Heiligen Geist.“
Die göttliche Bestätigung und Josephs Gehorsam
Gehen wir ruhig einmal davon aus, dass Maria ihrem Mann von dem Engel und der Schwangerschaft durch den Heiligen Geist erzählt hatte.
Nun kam eine göttliche Bestätigung hinzu. Ein Engel erschien, ähnlich wie bei Maria, jedoch diesmal im Traum. Dieser Engel forderte Joseph auf, Maria zu sich zu nehmen. Die Begründung lautete: Das in ihr Gezeugte stammt vom Heiligen Geist.
Maria war also nicht untreu geworden. Es hatte keine Affäre gegeben, und sie hatte Joseph nicht hintergangen. Dieses Wissen muss für Joseph eine enorme Erleichterung gewesen sein.
Für ihn war nach dem Traum alles klar. In Matthäus 1,24 heißt es: „Joseph aber, vom Schlaf erwacht, tat wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte und nahm seine Frau zu sich.“
So handeln Gerechte. Sie tun, was Gott ihnen sagt. In diesem Fall bedeutete das, dass Joseph sich nicht scheiden ließ, sondern Maria zu sich nahm – das heißt, mit ihr zusammenzog.
Die gesellschaftliche Herausforderung und Gottes Furcht
Und ja, das ließ ihn nicht gut dastehen. Für die Leute gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder war der gerechte Josef gar nicht so gerecht und hatte bereits vor der Heimholung und der Hochzeitsnacht intimen Verkehr mit seiner Frau gehabt, oder er war gerecht und dumm, weil er eine ehebrecherische Frau heiratete.
Aber auch hier gilt natürlich: Es ist den Gerechten immer egal, was die Gesellschaft denkt, solange sie ihrem Gott treu bleiben dürfen. Genau das zeichnet die Gerechten aus. Sie fürchten Gott mehr als das Urteil der Menschen. Sie haben mehr Angst vor der Sünde als davor, ihren guten Ruf zu verlieren.
Die Bedeutung des Namens Jesus und seine Rettung
Aber kommen wir zurück zu dem Engel. In Matthäus 1,21 heißt es: „Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden.“
Vielleicht ganz kurz zum Namen Jesus: Jesus bedeutet übersetzt „Gott rettet“. Jesus ist die lateinische beziehungsweise deutsche Übertragung des griechischen Namens Jesus. Dieses griechische Jesus findet sich in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, wo im Hebräischen der Name Josua oder Joshua steht.
Also sind Joshua und Jesus derselbe Name in unterschiedlichen Sprachen. Joshua ist hebräisch, Jesus ist lateinisch. Jesus bedeutet „Gott rettet“.
Der Engel macht zudem klar, wovon er rettet: Er wird sein Volk retten von seinen Sünden. Das wissen wir bereits, und darüber haben wir in anderen Episoden schon ausführlich gesprochen.
Die doppelte Bestätigung für Maria und Joseph
Was mir hier gefällt, ist ein kleines Detail: Der Engel gibt Joseph den Auftrag, seinen Sohn Jesus zu nennen. Maria hatte denselben Auftrag erhalten.
In Lukas 1,31 sagt Gabriel zu Maria: „Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Du sollst seinen Namen Jesus nennen.“
Warum tut Gott das? Warum sagt er Maria und Josef dasselbe? Es hätte doch völlig gereicht, wenn Josef als Adoptivvater gewusst hätte, wie das Kind heißen soll.
Das stimmt, aber es ist eine zusätzliche Bestätigung für beide. Sie erhalten von einem Engel sehr ähnliche Botschaften, sogar bis hin zum Geschlecht und Namen des Kindes.
Stellt euch die Überraschung vor, wenn sich beide über den Namen des kleinen Messias unterhalten. Plötzlich sagt der eine zum anderen: „Er muss Jesus heißen. Weißt du, da war dieser Engel, und er hat gesagt, dass ich ihn Jesus nennen soll.“
Dann schauen sie sich an, lächeln und wissen, dass Gott mit ihnen ist – als gläubiges Ehepaar, das für Gott lebt.
Momente der Gnade und Josef als Vorbild des Gehorsams
Man hat manchmal nicht viel mehr als sich selbst. Es sind dann solche besonderen Momente, die Gott schenkt – Momente der Gnade, die Kraft geben, weiterzumachen.
Das Kind soll Jesus heißen. Wieder zeigt Josef Gehorsam. In Matthäus 1,25 heißt es: „Und er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn geboren hatte. Und er nannte seinen Namen Jesus.“
Er erkannte sie nicht. Josef nimmt Maria zu sich. Das entspricht der Heimholung, denn sie leben jetzt unter einem Dach. Doch eine Sache fehlt noch: Er erkannte sie nicht, bis sie ihren Sohn geboren hatte.
Die biblische Umschreibung für Intimität
Einander erkennen ist ein Euphemismus. Ein Euphemismus ist eine beschönigende Formulierung.
Wenn ich zum Beispiel nicht „Gebiss“ sage, sondern „dritte Zähne“, oder wenn ich Stillstand als „Nullwachstum“ bezeichne, oder eine Bilanzfälschung als „kreative Buchführung“ darstelle, dann handelt es sich um einen Euphemismus.
Die Bibel ist zwar nicht zurückhaltend, wenn es um das Intimleben geht, aber sie ist auch nicht vulgär. Deshalb werden in der Bibel keine Ausdrücke wie „gefügelt“ oder „gefickt“ verwendet, und ein Mann legt eine Frau auch nicht einfach „flach“.
Beschreibt die Bibel das Intimleben eines Ehepaares, dann geschieht das entweder sehr poetisch – wie im Hohelied, wo Liebende zu Gärten und Quellen werden – oder es wird eine Umschreibung, also ein Euphemismus, benutzt.
So steht „einander erkennen“ in der Bibel für „miteinander intim werden“. Schon in 1. Mose 4,1 heißt es: „Und der Mensch, Adam, erkannte seine Frau Eva, und sie wurde schwanger und gebar Kain.“
Einladung zur Selbstreflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob Gott dich als gerecht bezeichnen würde. Frage dich, woran du dein Urteil über dich festmachst.
Das war's für heute.
Übrigens: Wenn ich Urlaub habe oder an anderen Orten Vorträge halte, läuft der Podcast weiter. In diesen Zeiten veröffentliche ich jedoch eine alte Predigt als Fortsetzungsreihe.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.