Einführung in das Thema Gebet
Guten Abend, Geschwister! Heute haben wir den ersten Abend zum Thema Gebet, und das ist sehr wichtig. Es wird keine Predigt geben, sondern wir machen eine Art Bibelschule. Wir haben viele Bibelstellen vor uns, und ich möchte zunächst mit einer biblischen Begründung des Gebets beginnen. Dabei geht es um einige grundlegende Punkte ganz am Anfang.
Was ist Beten? Das verstehen wir alle: Beten ist das Reden zu Gott, zu dem einen und einzigen Gott. Natürlich beten auch die Heiden zu ihren Götzen, aber in der Bibel ist Beten das wahre Reden zu dem wahren Gott, zu dem, der tatsächlich die Gebete erhört.
Gebet ist also kein Dialog, sondern ein Monolog. Das heißt, es geht beim Beten nicht hin und her, sondern es hat nur eine Richtung: Wir sprechen zu Gott. Es ist also kein Zwiegespräch. Gott redet zu uns, das heißt, Gott hat bereits zu uns Menschen gesprochen. Dieses deutliche Reden Gottes ist überhaupt erst die Grundlage. Es ist das Wort Gottes, das uns schriftlich überliefert wurde.
Gott hat durch die Propheten gesprochen, Gott hat durch die Apostel gesprochen. Wir haben das Alte Testament und das Neue Testament – das ist Gottes Reden zu uns. In gewissem Sinn kann Gott auch in der Geschichte sprechen. Durch Taten oder Handlungen, durch das Wetter oder durch bestimmte Umstände kann er uns etwas klarmachen. Das ist schon klar.
Aber das eindeutige, klare Reden Gottes ist bereits geschehen, und wir haben es in der Bibel. Wir hören Gott nicht nur in der Stille, wenn wir über das Wort Gottes nachdenken, sondern wir können überall etwas von Gott wahrnehmen, auch in der Schöpfung. Das ist das Reden Gottes.
Unser Reden zu Gott ist das Beten. Es hat also nur eine Richtung.
Die Bedeutung und das Wesen des Gebets
Das Beten ist eines der größten Vorrechte, die es überhaupt gibt. Es bringt die Abhängigkeit des Menschen zum Ausdruck. Gott hat den Menschen so geschaffen, dass er abhängig ist. Und das Beten zeigt, dass wir von ihm abhängig sind.
In der Bibel steht in Jakobus 4,8: "Naht euch zu Gott, so wird er sich euch nahen." Naht euch zu Gott, also kommt in seine Nähe. Dann werdet ihr seine Gebetserhörung erleben und erfahren, wie der Herr auf euch eingeht.
Beten ist eine der zwei wichtigsten Tätigkeiten, die der Mensch tun kann. In Apostelgeschichte 6,4 lesen wir: "Wir werden beharrlich bleiben im Gebet und im Dienst des Wortes." Hier werden zwei Dinge genannt: Gebet und Dienst des Wortes. Da es um Dienst geht, wird das Gebet zuerst genannt.
Was den Dienst betrifft, ist Beten das Wichtigste, und danach kommt die Verkündigung des Wortes Gottes als das Zweitwichtigste. Beten ist deshalb an erster Stelle genannt.
Es gibt jedoch noch etwas Wichtigeres: Bevor wir überhaupt dienen, müssen wir auf Gott hören. Das wird hier nicht erwähnt, weil es um den Dienst geht. Die Reihenfolge lautet also: Erstens auf Gott hören, das heißt Gottes Wort lesen, zweitens beten und drittens das Wort Gottes verkündigen. Das sind die wichtigsten Tätigkeiten des Christen.
"Ein Schuster macht Schuhe", hat Luther gesagt, "ein Bäcker backt Brot und ein Christ betet." Das gehört zum Leben des Christen – gut ausgedrückt. Halsby sagt: "Beten ist das Atmen der Seele."
Beten und Verkündigen des Wortes gehören also zu den wichtigsten Tätigkeiten. Gerade dabei werden wir natürlich stark angefochten. Es gibt einen Feind, der uns daran hindern möchte.
Grundlagen des Gebetes
Jetzt einige Grundlagen des Gebets. Falls ich zu schnell spreche, heben Sie einfach die Hand. Dann weiß ich, dass ich langsamer sprechen soll. Ist das in Ordnung?
Ich habe viele Bibelstellen vorbereitet. Die meisten davon werde ich auf die Folie schreiben und vorlesen. Sie können diese Stellen gerne mitverfolgen oder mitschreiben, um sie später zu Hause nachzuschlagen.
Hier geht es um die Grundlagen des Gebets. Das sind ganz grundlegende Dinge, die ich am Anfang in der Einleitung erläutere.
Jesus Christus als Grundlage des Gebetes
Die Grundlage des Gebets in Bezug auf Gott ist Jesus Christus. Das heißt, das Fundament, warum wir beten können, ist der Herr Jesus Christus. Er hat einen Zutritt für uns geschaffen, sodass wir jetzt hinzutreten können.
In Epheser 2,17-18 lesen wir: „Und nachdem er gekommen war, kündete er die gute Botschaft: Frieden euch, den Fernen und den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide in einem Geist den Zutritt zum Vater.“
Wir haben also durch Christus im Heiligen Geist den Zutritt zum Vater. Deshalb können wir beten.
Wenn wir beten, geht es um zwei Personen: Gott, der eine Person ist, und uns, jeder von uns als eine Person. Wir nähern uns Gott. Aber das können wir nur, weil der Herr Jesus durch sein Blut den Zutritt geschaffen hat. Ohne das Blut des Herrn Jesus wären unsere Gebete sinnlos.
Der Herr hat uns diesen Zutritt verschafft. Eigentlich hat er uns deshalb erlöst, damit wir beten können. Darum ist der Herr Jesus gestorben: damit wir beten können und zwar so, dass wir eine ganz enge Gemeinschaft mit Gott haben können.
Jesus Christus als Hohepriester und Helfer
Wir erhalten die nötige Hilfe durch sein Hohepriesteramt. Der Herr Jesus Christus ist als Hohepriester im Himmel für uns da. Er ist der himmlische Hohepriester.
Im Hebräerbrief heißt es in Kapitel 4, Verse 15 und 16:
„Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht mitempfinden könnte mit unseren Schwachheiten. Er ist einer, der in allem versucht worden ist – und zwar auf gleiche Weise –, ausgenommen die Sünde. Lasst uns also mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden für rechtzeitige Hilfe.“
Wohin treten wir also hin? Zu einem Thron, an dem ein König regiert. Es ist ein Thron der Gnade. Gnade bedeutet hier Geschenk. Er gibt uns Hilfe und alles, was wir brauchen.
Er ist ein Herr, und wir dürfen zu ihm treten, weil er auch ein Helfer ist. Er ist Herr und Helfer zugleich. Das ist wirklich das, was ein Gott ist: Ein Gott ist ein Herr und ein Helfer. Der wahre Gott ist der wahre Herr und der wahre Helfer.
Wie treten wir hinzu? Der Text sagt: mit Freimütigkeit. Das bedeutet, wir müssen uns nicht scheuen. Wir dürfen direkt in sein Angesicht kommen, direkt ins Büro stürmen. Wir müssen nicht einmal anklopfen. Wir kommen nicht nur zur Sekretärin, die uns dann sagt: „Nein, der Chef hat keine Zeit.“ Nein, wir kommen direkt zu ihm.
Diese Freimütigkeit haben wir durch Jesus Christus. Und mit welchem Ziel treten wir hinzu? Der Text sagt: damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden für rechtzeitige Hilfe.
Barmherzigkeit setzt voraus, dass wir hilfsbedürftig sind, dass wir Hilfe brauchen. Wir kommen also zu einem barmherzigen Helfer, der mitfühlen kann mit uns. Er fühlt wirklich mit uns mit und gibt uns Hilfe genau zur rechten Zeit.
Die Hilfe ist immer rechtzeitig. Manchmal kommt sie vorher, manchmal später, aber sie kommt rechtzeitig – wenn wir beten.
Das Beispiel Jesu im Garten Gethsemane
Im Garten Gethsemane war der Herr Jesus im Gebet. Zu den Jüngern sagte er, sie sollten ebenfalls beten, doch sie schliefen ein, während er betete.
Als dann die große Schlacht begann – die Schlacht der Wahrheit gegen die Lüge, die größte Schlacht der Weltgeschichte – war Jesus vorbereitet. Die Jünger hingegen waren nicht vorbereitet. Petrus hatte zuvor geschlafen, und als keine Zeit mehr zum Beten war, verlief alles sehr schnell. Er handelte immer wieder falsch.
Als er still sein sollte, nahm er das Schwert und schlug zu. Damit richtete er nur Unfug an, den der Herr Jesus wieder ausbügeln musste. Als Petrus ein Bekenntnis für Christus ablegen sollte, sagte er: „Ich kenne ihn nicht“ und verwünschte und verfluchte sich sogar.
Petrus war nicht vorbereitet auf diese große Schlacht der Wahrheit gegen die Lüge. Der Herr hatte gebetet, Petrus nicht.
Manchmal gibt es Zeiten, da weiß man, dass man noch Zeit zum Beten hätte. Doch dann denkt man: „Ich erledige noch schnell dies und das.“ Gerade wenn man beten will, kommen einem viele Gedanken in den Sinn, was man noch tun möchte oder tun muss. Dann betet man nicht. Später merkt man, dass es die Gelegenheit gewesen wäre, zu beten. Doch dann ist es zu spät, und man ist nicht vorbereitet für den Kampf.
Das ist wichtig.
Wir haben einen Hohen Priester, was ein großer Trost ist. Er kann mitfühlen mit uns und hilft uns. Wenn wir schreien oder rufen, ist er zur Stelle.
Beten im Namen Jesu
Eine weitere Grundlage für das Gebet
Der Herr Jesus ist gekommen und hat uns einen Weg zu Gott gebahnt. Deshalb beten wir jetzt in seinem Namen. In Johannes 14,14 lesen wir: „Wenn ihr etwas bittet in meinem Namen, dann werde ich es tun.“
Das bedeutet nicht, dass man einfach betet und am Ende des Gebets sagt: „Wir beten alles im Namen Jesu, Amen.“ So ist es nicht gemeint. Wenn ich in Amerika oder England bin, höre ich das oft. Dort betet man und sagt am Schluss: „Und wir beten das im Namen Jesu, Amen.“ Dabei merke ich, dass etwas nicht stimmt. Das ist eine Formel, die jeder sagt – oder fast jeder. 99 Prozent der Gebete enden mit „und wir beten im Namen Jesu, Amen.“ Irgendetwas stimmt da nicht.
Es ist nicht so gemeint, dass man einfach „im Namen Jesu“ sagt. Wir sollen im Namen Jesu beten. Das heißt, wir kommen zu Gott im Auftrag von Jesus Christus. Manchmal beten wir aber nicht im Auftrag von Jesus Christus, sondern im eigenen Auftrag. Dann haben wir kein Anliegen von Jesus Christus, sondern ein eigenes Anliegen. In diesem Fall beten wir nicht wirklich in seinem Namen.
Wir beten im Namen Jesu, wenn wir in seinem Willen beten. Wenn mich jemand auf die Bank schickt und mir seine Karte gibt mit der Anweisung: „In meinem Namen hebst du von meinem Konto diesen Betrag ab“, dann handle ich im Auftrag dieser Person. So ist es auch beim Gebet: Wenn wir zu Gott kommen, dann als solche, die vom Herrn Jesus geliebt und reingewaschen sind. Wir sind vom Herrn Jesus beauftragt und kommen in seinem Auftrag zum Vater.
Wir beten also in Verbindung mit Jesus Christus zum Vater. Dabei dürfen wir auch zum Herrn Jesus Christus selbst beten. Gott ist nicht getrennt in dem Sinne, dass man zum Herrn Jesus betet und der Vater nicht zuhört. Ebenso hört der Herr Jesus zu, wenn wir zum Vater beten. Der Geist Christi ist der Geist des Vaters, und der Geist des Vaters ist der Geist Christi.
Die göttlichen Personen sind nicht so getrennt, wie wir Menschen es sind. Sie sind auch nicht völlig vermischt – ein etwas schwieriges Thema. Die Bibel sagt es klar: Es gibt den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, und doch ist es ein Gott.
Wir beten also zu diesem einen Gott, aber im Namen Jesu, weil der Herr Jesus uns den Weg gebahnt hat. Er schickt uns gewissermaßen mit seinem Auftrag zum Vater.
Voraussetzung: Wiedergeburt und Glaube
Die Grundlage für unser Beten ist, dass wir wiedergeboren sind. Die Sünde hat die Gemeinschaft mit Gott zerstört oder zumindest stark beeinträchtigt. Sie trennt den Menschen von Gott. Deshalb muss der Mensch von Neuem geboren werden, um wieder eine Begegnung mit Gott haben zu können.
In Hebräer 11,6 heißt es: „Ohne Glauben ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn mit Fleiß suchen, ein Vergelter wird.“ Wir lernen daraus, dass die Bedingung für die Gemeinschaft mit Gott der Glaube ist. Erst wenn ich an den Herrn Jesus Christus als meinen Herrn und Retter glaube, erfülle ich die Voraussetzung, zu Gott kommen zu können.
Weiterhin muss ich die Tür offenhalten. Das bedeutet, ich muss den Herrn Jesus in mein Leben aufgenommen haben. Nachdem ich ihn angenommen habe, soll ich die Tür offen halten, also darauf achten, dass ich ihm die Gemeinschaft nicht verwehre. Der Herr möchte mit mir Gemeinschaft pflegen und wartet oft auf diese Gemeinschaft. Wir müssen die Tür öffnen oder offen halten.
Es darf nicht so sein, dass wir den Herrn von der Gemeinschaft ausschließen. Manchmal gibt es Christen, die den Herrn von der Gemeinschaft ausschließen. Sie sagen: „So, Herr, das ist jetzt nichts für dich. Bitte bleib du jetzt einmal draußen, das passt nicht zu dem, was ich jetzt tue, und da will ich keine Gemeinschaft mit dir haben.“ Dann steht der Herr draußen, klopft an die Tür und möchte gern wieder hereinkommen.
In Offenbarung 3,20 spricht der Herr zu solchen Christen. Diese Botschaft richtet sich an die Christen von Laodizea. Es waren echte Christen, die wiedergeboren waren. Es steht deutlich, dass der Herr sie liebt und sie auch züchtigt. Der Herr züchtigt nur seine Kinder, die er liebt, heißt es dort. Sie sind ein goldener Leuchter, ein Leuchter, der für Gott leuchtet. Sie sind also Christen, keine Nichtchristen.
Der Herr wünschte sich die Gemeinschaft mit diesen Christen. Er sagt: „Ach, dass du doch kalt oder heiß wärest, dann könnte ich dich genießen.“ Das verstehen wir oft nicht, weil wir nicht so große Hitze kennen. Menschen, die Hitze kennen, wissen es besser. In der Hitze trinkt man entweder kaltes Wasser, das erfrischt, oder heißen Tee. Beides ist wichtig. Für die Hitze ist es manchmal sogar wichtig, einen heißen Tee zu trinken.
Der Herr verwendet hier ein Bild: Damals gab es in Laodizea eine heiße Quelle. Das heiße Wasser wurde in die Stadt geleitet, kam aber lauwarm an. Die Leute tranken lauwarmes Wasser, das nicht gut schmeckte. So sagt der Herr: „Ihr schmeckt mir nicht, ihr seid Christen, aber ihr schmeckt mir nicht. Ich kann die Gemeinschaft mit euch nicht genießen.“ Das war das Problem in Laodizea. Die Christen dort waren sehr selbstzufrieden und hatten den Herrn Jesus draußen gelassen.
Der Herr steht in Bezug auf die Gemeinschaft draußen und klopft an die Tür. Offenbarung 3,20 sagt: „Siehe, ich habe mich vor die Tür gestellt und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich zu ihm hineingehen und mit ihm Mahl halten und er mit mir.“ Was will der Herr? Er möchte Gemeinschaft genießen. Früher hat man das oft beim Essen getan, heute tun wir das auch noch so. Wenn man Gemeinschaft genießt, trifft man sich zum Essen, und dabei genießt man nicht nur das Essen, sondern auch die Gemeinschaft.
Der Herr Jesus möchte gerne Gemeinschaft genießen. Manche Christen haben ihn jedoch in Bezug auf die Gemeinschaft ausgesperrt. Der Herr zeigt uns hier, dass wir die Tür immer wieder offen halten und ihn in die Gemeinschaft hineinnehmen sollen.
Der Herr hat die Initiative ergriffen und einen Weg gebahnt, damit er mit uns Gemeinschaft haben kann. Jetzt wartet er auf diese Gemeinschaft mit uns. Deshalb sollten wir ihn hereinbitten und sagen: „Herr, gerne möchte ich mit dir Gemeinschaft haben.“
Wie tut man das? Indem man zu ihm kommt im Gebet und sagt: „Herr, ich möchte jetzt mit dir Gemeinschaft haben. Gehst du mit mir spazieren?“ Dann kann man mit dem Herrn spazieren gehen oder auch sonst etwas mit ihm machen. Wichtig ist, dass man einfach mit ihm spricht und sich mit ihm austauscht.
Hiob wandelte mit Gott, Henoch wandelte mit Gott. Es heißt, Henoch ging „hin und her“ mit Gott, Schritt für Schritt, jeden Schritt mit Gott. Das bedeutet, die Tür offen zu halten und die Gemeinschaft zu pflegen.
Im Heiligen Geist beten
Im Heiligen Geist beten
Wenn wir wiedergeboren sind, können wir im Heiligen Geist beten. Der Heilige Geist wird in der Bibel als ein Geist des Gebetes bezeichnet. Zum Beispiel wird er in Sacharja 12,10 ein Geist des Gebetes und Geist des Flehens genannt.
Der Heilige Geist selbst betet. In Offenbarung 22,17 lesen wir: „Der Geist spricht: Komm!“ und „die Braut spricht: Komm!“ Der Geist und die Braut sprechen also gemeinsam: „Komm!“ Das zeigt, dass der Geist beten kann.
In Galater 4,6 heißt es: „Gott sandte den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der ruft: Vater!“ Der Heilige Geist kommt also bei der Wiedergeburt, bei der Bekehrung in unser Leben und spricht zu Gott: „Vater.“ Es steht ausdrücklich, dass der Geist spricht, nicht wir.
In der Parallelstelle Römer 8,15 lesen wir: „Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, der euch wieder zur Furcht bringt, sondern den Geist der Sohnschaft, durch den wir rufen: Abba, Vater!“
In Galater 4 ruft der Geist „Vater“, in Römer 8 rufen wir im Geist „Vater“. Das bedeutet, hier beten zwei: Wir beten und der Geist betet. Der Heilige Geist und unser Sprechen sind im Einklang und nennen Gott jetzt Vater. Das ist ein wunderschöner Gedanke.
Der Heilige Geist, den Gott uns bei der Wiedergeburt gibt, ist also ein Geist des Betens. Er drängt uns zum Beten und weil der Geist betet, möchten auch wir beten. Betet im Geist, betet zusammen mit dem Geist, betet in Verbindung mit dem Geist. Der Heilige Geist führt uns ins Gebet.
Es wird berichtet, dass der Herr Jesus vom Heiligen Geist in die Wüste geführt wurde. Dort hat Jesus gebetet (Matthäus 4,1). Der Heilige Geist führte Jesus in die Stille und zum Gebet – und das gilt auch für uns.
Wenn wir den Wunsch verspüren: „Ich möchte jetzt in die Stille, ich möchte jetzt beten“, dann ist das ein Wunsch, den der Heilige Geist in uns weckt. Manchmal haben wir nicht die Möglichkeit zur Stille. Dann können wir beten: „Herr, ich möchte keine Stille, bitte schenke mir irgendwo eine Gelegenheit zur Stille und zum Beten.“ Das dürfen wir ruhig beten.
Irgendwann schafft der Herr uns einen Freiraum. Dann wissen wir: Jetzt kann ich beten. Die Kinder sind im Bett, die Nachbarn sind weg, das Telefon ist still – jetzt ist Zeit zum Beten. Wenn das Telefon klingelt, muss man nicht unbedingt rangehen, man kann trotzdem weiter beten.
Der Heilige Geist führt uns zum Beten und hilft uns dabei. In Römer 8 wird gesagt, dass er mit uns betet und seufzt. Manchmal ist das Leben schwer, dann seufzen wir. Der Heilige Geist seufzt mit, aber mit ungesprochenen Seufzern. Unsere eigenen Seufzer sind gesprochen, seine sind ungesprochen. Er versteht uns sehr gut.
Wir beten also im Heiligen Geist, wir beten mit dem Heiligen Geist. In Epheser 6,18 heißt es: „Betet im Geist zu allen Zeiten.“ Das bedeutet, zu allen möglichen Zeiten: am Abend, am Morgen, zwischendurch, am Tag, zu Mittag, bei der Arbeit, sogar auf der Toilette – egal wo. Betet im Geist, das heißt im Heiligen Geist.
Der Heilige Geist ist bei unserem Beten dabei. Es ist nicht so, dass wir den Heiligen Geist immer spüren oder fühlen. Der Heilige Geist wirkt hauptsächlich in unserem Denken, nicht so sehr in unseren Gefühlen. Manchmal merken wir gar nicht, dass ein Gedanke, den wir haben, vom Heiligen Geist stammt. Wir sind es einfach gewohnt, im Rahmen der Bibel zu denken, aber dieser Gedanke kommt doch vom Heiligen Geist.
Der Heilige Geist wirkt sehr viel in unserem Leben, oft unbemerkt. Er ist eine große Hilfe. Wir sind Menschen, die von Neuem geboren sind und den Heiligen Geist empfangen haben. Deshalb können wir beten.
Das Wort Gottes als Grundlage zum Beten
Drittens: Eine weitere Grundlage zum Beten ist das Wort Gottes. Wir lesen das Wort Gottes, und oft lenkt es uns zum Beten. Ich denke, das haben Sie sicher schon erlebt. Sie lesen die Bibel, und dann sind Sie entweder aufgelegt zum Beten oder Sie fühlen sich gedrängt zu beten. Der Herr hat Ihnen etwas gezeigt, und jetzt wollen Sie beten.
Das Wort Gottes ist ein wunderbares Mittel, durch das wir zum Beten kommen. Wir denken über etwas aus dem Wort Gottes nach, und wir beten dann gleich auch. Das ist keine gefühlsmäßige Erfahrung, und wir warten nicht auf irgendwelche Gefühle, wenn wir das Wort Gottes lesen. Nein, wir sollen ganz nüchtern sein und einfach über das Wort Gottes nachdenken. Das ist biblisch. In Psalm 1 heißt es: „Glückselig ist der Mensch, der nachsinnt über das Gesetz des Herrn.“
Manchmal lesen wir etwas, manchmal lernen wir etwas auswendig, manchmal denken wir über eine Bibelstelle nach. Manchmal denken wir über einen Satz nach, den wir aus dem Wort Gottes gehört haben und der uns noch im Kopf hängt. Wir denken darüber nach. Manchmal wachen wir am Morgen mit einem Gedanken auf, den wir noch von der Bibel haben. Wir denken darüber nach, und das führt uns zum Beten.
Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wenn Sie sich nicht alles merken können von einer Predigt oder von Ihrer stillen Zeit. Es gibt Menschen, die morgens in der stillen Zeit lesen, und wenn man sie am Mittag fragt: „Was haben Sie gelesen?“, dann sagen sie: „Ich weiß es nicht mehr, aber ich habe etwas gelesen, und es hat gut geschmeckt, ich bin satt geworden. Aber ich weiß nicht mehr, was es war.“ So geht es uns ja auch beim Essen. Was haben Sie vorgestern am Abend gegessen? Sie wissen es nicht mehr, aber Sie sind satt geworden. Verstehen Sie? Sie denken nicht darüber nach: „Ah, das sind jetzt die Radieschen, die gerade in meinem Bauch wirken.“ Nein, es ist einfach so: Sie sind satt geworden.
Sie waren in der Versammlung, haben das Wort Gottes gehört, und Sie sind satt geworden. Sie gehen nach Hause und wissen nicht mehr, worüber der Prediger gesprochen hat, aber Sie sind satt geworden. Das passiert manchmal. Und das führt uns zum Beten. Es führt uns wieder in die Nähe Gottes.
Georg Steinberger schreibt in seinem Buch „Kleine Lichter auf dem Weg zur Nachfolge“: „Beten kann nur, wer Gottes Wort in sich aufnimmt. Wer das nicht tut, hat bald keine Bestimmtheit mehr in seinem Beten und auch keine Worte mehr zum Beten. Gottes Wort und Gebet gehören zusammen wie das Einatmen und Ausatmen. Jedes Gebet muss aus dem Wort Gottes geboren sein und sich in den Linien des Wortes Gottes bewegen.“
Es steht geschrieben, dass ein Beter vor allem von diesem Fels gedeckt sein muss, wenn ihn die giftigen Pfeile des Feindes nicht treffen sollen. Gut ausgedrückt: Beten kann nur, wer das Wort Gottes aufnimmt – dann betet er richtig.
Die menschliche Beschaffenheit als Grundlage zum Gebet
Viertens: Eine weitere Grundlage für das Gebet ist unsere Beschaffenheit. Was bedeutet das? Nun, wir Menschen sind so geschaffen, dass wir beten müssen. Das ist interessant. Gott hat den Menschen als ein Wesen geschaffen, das beten muss, sonst funktioniert es nicht. Es ist faszinierend, wie Gott den Menschen gemacht hat.
Gott hat es so gewollt: „Ich schaffe ein Wesen in meinem Bilde, das nur dann wirklich gut funktionieren wird, wenn es betet und in Abhängigkeit zu Gott bleibt.“ Der Mensch ist ein abhängiges Gesellschaftswesen, das von Gott abhängig ist. Weil er abhängig ist, muss er das durch Beten ausdrücken. Er spricht sogar dieselbe Sprache wie Gott. Das ist bemerkenswert. Es braucht keinen Übersetzer dazwischen. Gott hat den Menschen so geschaffen, dass Gott und Mensch dieselbe Sprache sprechen.
Das ist wunderbar. Gott versteht uns, auch wenn wir manchmal grammatikalisch nicht ganz korrekt beten. Das macht nichts. Der Herr ist kein Lehrer, der uns Fehler in der Grammatik vorhält. Wir dürfen einfach beten, auch wenn die Worte nicht grammatisch richtig sind. Deshalb sind wir betende Wesen.
Weiterhin hat Gott den Menschen so gemacht, dass er ein Mitarbeiter Gottes werden sollte. Das war von Gott so vorgesehen. Deshalb sagte Gott zu Adam: Du bist mein Stellvertreter, du bist der König der Erde. Du sollst über alles regieren, was ich gemacht habe.
Das Erste, was Gott zu Adam gesagt hat – und was in der Bibel steht –, ist: „Ihr sollt herrschen, ihr sollt regieren über alle Werke der Schöpfung.“ Der Mensch ist also als Mitarbeiter Gottes geschaffen.
Hier ein paar Bibelstellen dazu: Zum Beispiel steht der König in Israel als Gottes Stellvertreter und Mitarbeiter da. In 5. Mose 17,14-20 lesen wir, ich zitiere aus Vers 17: „Er soll sich nicht viele Frauen anschaffen, nicht Silber und Gold.“ In Vers 18: „Er soll sich eine Abschrift des Gesetzes machen, in einem Buch schreiben.“ Vers 19: „Es soll bei ihm sein, und er soll alle Tage seines Lebens darin lesen, damit er Jachwe, seinen Gott, fürchten lerne, um alle Worte dieser Weisung und Satzungen zu beachten und zu tun, damit sein Herz sich nicht über seine Brüder erhebe und damit er vom Gebot weder zur rechten noch zur linken abweiche.“
Man merkt, wie Gott hier dem König klar macht: „Du wirst nur funktionieren können in völliger Abhängigkeit von mir. Deshalb brauchst du das Buch des Gesetzes die ganze Zeit vor dir und musst es lesen.“
Das Nächste ist, dass der König mit Gott spricht. Wenn er das Buch des Gesetzes liest, wird er auch mit Gott sprechen.
Ein weiteres Beispiel finden wir in Apostelgeschichte 17,26-28. Dort lesen wir: „Gott machte aus einem Blut jedes Volk der Menschen, damit sie über die ganze Erde wohnen. Dabei hatte er Zeiten und Grenzen ihres Wohnens festgelegt, damit sie den Herrn suchten, ob sie ihn wohl auch finden würden. Und er ist sogar nicht fern von einem jeden von uns, denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, denn wir sind sein Geschlecht.“
Gott hat den Menschen also so auf der Welt verteilt, dass es Grenzen gibt – Sprachgrenzen, Landesgrenzen und so weiter. Es gibt Grenzen, und der Mensch kann nicht mit allen anderen Menschen der Welt zusammenarbeiten. Aber er ist auf Hilfe angewiesen und soll sich an Gott wenden.
Gott hat es so gedacht: Die Menschen sind verteilt, damit sie sich an Gott wenden, ihn suchen und finden, denn er ist ja da. In seiner Nähe leben wir. Ohne Gott funktioniert das Menschsein nicht. Deshalb beten wir.
Der Mensch ist geschaffen zum Beten – das muss uns ganz klar sein. Das ist unsere Hauptaufgabe. Wir beten uns durchs Leben, bis wir bei ihm sind. Jeder Mensch bestimmt selbst, wie eng seine Beziehung zu Gott ist.
Frucht als Ziel des Gebetslebens
Ein weiterer Punkt als Unterpunkt: Frucht.
Gott möchte, dass der Mensch Frucht bringt, dass aus seinem Leben etwas entsteht und geschieht. Das wünscht sich jeder Mensch. Jeder, der auf der Welt lebt, möchte sinnvoll gelebt haben und Frucht sehen – also irgendeinen Ertrag seines Wirkens.
Der Herr Jesus hat zu den Jüngern gesagt: Ihr könnt nur dann Frucht bringen, wenn ihr von mir abhängig bleibt, so wie die Rebe nur dann Frucht bringen kann, wenn sie am Weinstock bleibt. Genauso könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht an mir bleibt (Johannes 15,5-8).
Frucht entsteht also durch Jesus Christus, und wir müssen von ihm abhängig bleiben. Dann entsteht Frucht aus unserem Leben. Das zeigt, dass wir Menschen geschaffen sind als Mitarbeiter Gottes.
Das Vorbild Jesu Christi
Das Vorbild des Herrn Jesus zeigt uns, wie man mit Gott zusammenarbeitet. Es ist besonders wichtig, wenn wir das Leben des Herrn Jesus betrachten, zum Beispiel so, wie er uns im Johannesevangelium vorgestellt wird. Dann sehen wir, dass er ein absolut vollkommenes Leben eines Menschen gelebt hat. So stellt man sich das vor: Er war so Mensch, wie Gott sich Menschsein vorgestellt hätte. Der Herr Jesus hat das vorgelebt.
Er sagte in Johannes 5,19-20: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich selbst tun, als nur was er den Vater tun sieht.“ Erstaunlich! Der Sohn kann nichts aus sich selbst tun, sondern nur das, was er den Vater tun sieht. Denn was immer der Vater tut, diese Dinge tut gleicherweise auch der Sohn. Er war so abhängig und hat sich alles vom Vater abgeschaut. „Vater, ich möchte keinen Schritt ohne dich machen.“ So hat er gelebt.
Der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut. Der Vater hat eine Liebesbeziehung zum Sohn und zeigt ihm Schritt für Schritt, was er tun soll. Wir sollen auch so leben – ganz abhängig von Gott. In Johannes 5,30 sagt Jesus: „Ich kann nichts von mir selbst aus tun. Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters, der mich schickte.“ Das ist absolute Abhängigkeit.
In Johannes 8,28 sagt er: „Ich tue nichts aus mir selbst, sondern so, wie mein Vater mich lehrte, das rede ich.“ Sogar beim Reden spricht er kein Wort aus sich selbst. Jedes Wort, das er spricht, hat er vom Vater gehört und gibt es weiter.
In Johannes 12,49-50 heißt es: „Ich rede nichts von mir selbst aus, sondern der Vater, der mich schickte, gab mir Anweisung, was ich sagen soll und was ich reden werde. Was ich also rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat.“ Der Vater hat ihm gesagt, was er sagen soll, und auch gezeigt, wie er es sagen soll. Das ist erstaunlich – so eine tiefe Abhängigkeit.
Für uns ist das eine große Hilfe, denn wir wollen ja genauso leben. Jesus sagt, das ist das Vorbild, und es ist möglich. „Ich habe dir den Geist des Gebetes gegeben.“ Der Geist des Gebetes war im Herrn Jesus, und der Geist des Gebetes ist in jedem Gläubigen – nur durch den Heiligen Geist möglich.
Positive Auswirkungen des Gebetslebens
Der Mensch ist zu positiven Auswirkungen bestimmt. Er soll aus seinem Leben einen positiven Ertrag bringen, nämlich, dass Gott geehrt wird.
Ich lese jetzt nicht alle Stellen, sondern nur Johannes 15, Vers 8. Darin wird gesagt: „Darin wird mein Vater geehrt oder verherrlicht, darin wird mein Vater verherrlicht, dass er viel Frucht trägt.“ Gott hat jeden Menschen so geschaffen, dass er durch ihn geehrt wird – ganz egal, welche Stellung wir in der Gesellschaft haben. Gott wird durch ein solches Leben geehrt.
Der Mensch ist also bestimmt zu wunderbaren Auswirkungen.
Noch etwas: Der Mensch ist bestimmt zu Freude, zu hoher Freude. Johannes 15, Vers 11 sagt: „Dieses habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude voll werde.“ Welch ein herrlicher Satz!
Die Freude dieses Gottes soll zum Ausdruck kommen in dem Menschen, den Gott geschaffen hat und der jetzt mit Gott lebt. Das gibt uns viel, viel Mut. Gott ist ein Gott der Freude, und diese Freude darf durch uns zum Ausdruck kommen.
Veränderung ins Bild Gottes
Er darf in das Bild Gottes verwandelt werden. Der Mensch, als erlöster Mensch und erlöst durch Jesus Christus, darf nun in Gottes Bild verändert werden.
In 2. Korinther 3,18 lesen wir: „Wir alle schauen mit aufgedecktem Angesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn an und werden in dasselbe Bild umgestaltet, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, gleich wie vom Herrn, dem Geist.“
Das geschieht auch durch das Gebet. Wir sprechen mit ihm, vertrauen ihm, schauen in das Wort Gottes hinein und werden so charakterlich verändert.
Wir haben nun viele Bibelstellen betrachtet. An diesem Punkt möchte ich eine kurze Unterbrechung vorschlagen. Anschließend wollen wir im Stehen ein Lied singen.
Das Geheimnis des Gebetes
Zum Schluss noch einige Gedanken über das Geheimnis des Gebets. Das gehört ebenfalls zur Einleitung.
Ich habe hier einige Überlegungen aus einem Buch von Watchman Nee, das „Der Gebetsdienst“ heißt. Ich weiß nicht, ob es noch erhältlich ist; ich glaube, es ist vergriffen, denn es ist ein älteres Buch. Darin hat er sehr gute Gedanken über das Gebet festgehalten.
Schauen wir uns diese Gedanken einmal an.
Gottes Wirken durch Gebet
Also, wir denken jetzt darüber nach, wie das Gebet wirkt und wie Gott wirkt. Es ist ja nicht das Gebet selbst, das wirkt, sondern es ist Gott, der wirkt. Aber Gott wirkt über das Gebet.
Es ist interessant: Wenn wir die Bibel ein wenig untersuchen, lernen wir Erstaunliches. Der erste Satz lautet: Gott wartet darauf, dass der Mensch betet. Zum Beispiel – oder vielleicht sage ich zuerst ein paar Gedanken: Gott möchte in dieser Welt etwas Bestimmtes tun. Er hat einen Wunsch, einen Willen; er wünscht sich ganz konkrete Dinge, die auf Erden geschehen sollen.
Aber er wird es nicht allein tun. Er will es nicht alleine tun. Das ist interessant. Gott hat entschieden, sehr, sehr viel von dem, was er eigentlich gerne tun möchte, nicht zu tun, wenn der Mensch nicht mitmacht. Er will es nicht allein tun.
Es ist eine erstaunliche Tatsache, dass Gott überhaupt will, dass wir beten. Denn er weiß ja, was wir brauchen. Er ist allwissend. Er weiß von vornherein alles, was wir brauchen.
Und er braucht uns eigentlich auch nicht. Er hat uns nicht nötig. Er kann selbst machen, was er will. Aber das macht er nicht. Er wartet darauf, dass der Mensch betet. Und dann handelt er, wenn die Menschen das beten, was er gerne möchte.
Er möchte etwas tun und wartet mit dem, was er tun möchte, bis die Menschen beten. Ich sage ein paar Beispiele.
Beispiel: Elia und das Gebet um Regen
Elia
Übrigens, ich habe einen Satz vergessen zu sagen: Wenn wir Bedürfnisse haben, ist das übrigens auch so. Wenn wir etwas brauchen, ist das genauso. Nicht, dass Gott nicht wüsste, was wir brauchen, aber er versorgt uns erst, nachdem wir gebetet haben. Das haben Sie sicher schon erlebt.
Da ist jemand, ein junger Mann, der braucht eine Frau. Dann denkt er sich: „Was mache ich jetzt? Ich suche mir einfach eine Frau.“ Aber dann funktioniert das nicht. Gott möchte ja so gerne demjenigen helfen, dass er eine Frau bekommt. Was macht er? Er wartet, bis der junge Mann anfängt zu beten: „Herr, ich brauche dich jetzt. Ich brauche eine Frau. Und ich brauche dich, dass du mir hilfst, dass ich die richtige Frau bekomme, die zu mir passt. Du bist ja viel besser, du bist viel klüger, du hast den Überblick über die Geschichte, du weißt, welche Frau ich brauche. Kannst du mir nicht helfen, mir nicht zeigen, welche Frau ich heiraten könnte?“
Und dann kommt man zu Gott und bittet ihn. Dann sagt Gott: „Okay, dann schauen wir uns jetzt gemeinsam um.“ Und dann hilft der Herr. Dann geht die Sache voran, es gibt Schritte. Aber da muss man ein bisschen Geduld haben. Das geht nicht von heute auf morgen. Klar, Gott wartet ja auch. Er möchte, dass wir gründlich dafür beten und dass wir uns auch Gedanken machen. Er will ja auch, dass wir denken, nicht nur beten und so weiter.
Es braucht ja dann auch noch jemand anderen, der ja sagen muss. Der muss auch noch gefragt werden, und das muss dann auch noch eine Zeit brauchen, bis derjenige bereit ist, der dann ja sagt. Aber dennoch: Der Herr wird helfen.
Jetzt zu der Bibelstelle, die ich zeigen wollte. Das ist in Jakobus 5,17-18. Da geht es um Elia, da heißt es: „Elia war ein Mensch, geartet wie wir, mit gleichen Empfindungen, und er betete.“ Im Griechischen steht hier „Er betete Gebet“, das heißt, er betete und betete. Er betete inbrünstig, er betete fortwährend, er betete immer wieder. Das wird hier ausgedrückt mit diesem Satz.
„Und er betete und betete, dass es nicht regnen solle, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate.“ Sehr interessant: Elia betet, dass es nicht regnen soll. Warum eigentlich?
Nun, die Situation war so, dass Israel böse gesündigt hat. Der König und nicht nur der König, das ganze Volk lief dem Baalskult nach, dem Götzen. Elia kannte die Bibel. Elia wusste: Wenn das Volk Israel Götzen anbetet, dann wird der Herr das Volk züchtigen. Er wird den Himmel verschließen, er wird keinen Regen schicken. Und sie werden wimmern um Regen und werden erkennen müssen, dass sie ihre Wege falsch sind. Gott wird sie züchtigen.
Was hat also Elia gemacht? Er hat das getan, was Gott wollte. Was wollte Gott? Gott wollte das Volk züchtigen. Also bitteschön, Herr, könntest du nicht das Volk jetzt züchtigen? Und dann begann er zu beten, und er betete und betete und betete. „Herr, züchtige doch das Volk! Verschließe den Himmel, dass sie aufwachen von ihrem Götzendienst!“
Was hat der Herr gemacht? Er hat genau gehandelt, wie Elia gesagt hat. Warum? Weil der Herr das ja tun wollte. Er wollte ja das Volk züchtigen. Und da hat der Herr den Himmel verschlossen – drei Jahre und sechs Monate.
Ja, und dann? Dann heißt es in Jakobus 5,18: „Und wieder betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde ließ ihre Frucht sprießen.“ Also nach dreieinhalb Jahren.
Wieso betete jetzt Elia für Regen? Warum? Nun, inzwischen war etwas geschehen. Der Herr hatte… sie waren jetzt bereit für eine Lektion, das Volk. Nun, wir kennen die Geschichte: Am Karmel haben sie sich versammelt und so weiter, und Elia hat sie herausgefordert, die Baalspriester und so weiter.
Jedenfalls lesen wir in 1. Könige 18,1: „Es vergingen viele Tage, da geschah das Wort Jachwes an Elia im dritten Jahr, in dem er sagte: Gehe hin, zeige dich dem Ahab. Ich will Regen geben auf dem Erdboden.“
Ah, jetzt wissen wir, warum Elia gebetet hat. Elia hat nicht gedacht: „Aha, Herr, du willst wieder Regen geben. Schön, schön, dass du das willst. Also ich setze mich jetzt her und warte, bis der Regen kommt.“ Hat er nicht gemacht.
Was hat er gemacht? Er hat gebetet, er ist auf die Knie gegangen, dann schickt er seinen Knecht hoch und sagt: „Schau auf den Berg, ob die Wolken kommen.“ Er schaut – nichts, keine Wolken. Da hat er gebetet.
Er schickt den Knecht noch mal: „Schau, ob die Wolken kommen.“ Dann hat er noch mal gebetet, viermal, fünfmal, sechsmal, siebenmal gebetet: „Herr, schenk jetzt Regen, wie du gesagt hast, es ist ja dein Wille.“
Was macht Elia? Er betet für etwas, was Gott tun möchte. Und weil er für etwas betet, was Gott tun möchte, ist sein Gebet so wertvoll, deshalb ist es wirksam.
Er betete wieder, und der Herr gab Regen, und die Erde ließ ihre Frucht sprießen.
Beispiel: Daniel und das Gebet um Gottes Handeln
Daniel macht ein Bibelstudium und stellt dabei fest, dass Gott in Jeremia 29,10 versprochen hat, dass siebzig Jahre vergehen werden, bevor er sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft zurückführt.
Daniel hat also Jeremia gelesen und erkannt, dass die siebzig Jahre nun vorbei sind. Was tut Daniel nun? Er wendet sich an den Herrn und sagt: „Herr, handle!“
In Daniel 9 betet er ein ergreifendes Gebet, in dem er sich demütigt. Er bekennt: „Herr, wir haben gesündigt.“ Dieses gesamte Kapitel ist geprägt von Daniels demütigem Gebet. Er sagt: „Herr, unser Volk, aber auch ich und wir alle haben gesündigt.“ Dann bittet er Gott: „Handle jetzt!“ Das bedeutet, tu das, was du versprochen hast. Tu das, was du möchtest. Du hast doch gesagt, dass du dein Volk nach siebzig Jahren zurückführen willst.
Und wie reagiert Gott? Er hört das Gebet von Daniel und führt das Volk tatsächlich zurück. Daraufhin beginnt das Land wieder zu blühen.
Daniel weiß aus der Bibel, was Gott tun möchte. Deshalb betet er genau das, was Gott tun will. Deshalb ist sein Gebet so wirksam. Er arbeitet mit Gott zusammen.
Beispiel: David und Salomon beten um Gottes Verheißungen
Oder David in 2. Samuel 7, Vers 25: Dort wird die Geschichte von David erzählt, wie er durch den Propheten Nathan großartige Verheißungen über sich und seine Nachkommen erhalten hat.
Daraufhin betet David: „Und nun, Yahweh, Gott, das Wort, das du über deinen Knecht und über dein Haus geredet hast, halte es aufrecht ewiglich und tue, wie du geredet hast.“ Er bittet also: „Tu, wie du geredet hast.“ David sagt: „Herr, jetzt weiß ich, was du tun willst, jetzt bitte tu es.“
Oder 1. Könige 8, Verse 25 und 26: Der Sohn Davids, Salomo, betet: „Und nun, Yahweh, Gott Israels, halte deinem Knecht David, meinem Vater, was du ihm geredet hast; in dem du gesprochen hast, es soll dir nicht an einem Mann fehlen von meinem Angesicht, der sitze auf dem Thron Israels usw.“
Er betet: „Herr, du hast doch meinem Vater versprochen, dass sein Sohn auf dem Thron sitzen soll. Jetzt handle so, tu so, wie du gesagt hast.“ Das heißt, er betet genau das, was Gott in der Geschichte Israels tun möchte. Sein Gebet wird erhört.
Beispiel: Gebet um Arbeiter in der Ernte
Oder ich kann nicht alle Stellen lesen, aber nehmen wir Matthäus 9, Vers 36. Eine ganz schöne Stelle: Der Herr sieht das Volk verschmachtend ohne einen Hirten. Er sagt hier: „Als er die Mengen sah, wurde er von Erbarmen bewegt über sie, weil sie ermattet und verschmachtet waren.“
In Vers 37 sagt er zu seinen Jüngern: „In der Tat, die Ernte ist groß, aber die Arbeiter sind wenige. Fleht also zum Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte hinausschaffe.“
Interessant ist, dass Gott gerne Arbeiter in seiner Ernte haben möchte. Die Ernte ist schon voll, es ist Zeit zum Ernten. Jetzt brauchen wir Arbeiter. Gott will Arbeiter haben.
Und was macht er jetzt? Jetzt sagt der Herr Jesus: „Ihr müsst jetzt beten.“ Die Jünger werden ihn angeschaut haben und sich gefragt haben: Was soll das? Wenn Gott Arbeiter braucht, dann hat er keine Kraft, dann hat er nicht die Macht, sich Arbeiter zu holen. Wenn er Arbeiter braucht, dann soll er welche rausschicken. Er ist ja Gott!
Nein, Gott arbeitet nicht, ohne dass die Jünger gebetet haben. Der Herr Jesus zeigt hier den Jüngern: „Wisst ihr was? Ihr sollt mitarbeiten. Ihr seid die Mitarbeiter Gottes, und ihr sollt jetzt beten für Arbeiter, für die Ernte.“
Und dann beten sie. Hier steht nichts weiter, aber der Herr Jesus hat gesagt, sie sollen beten. Sie werden also gebetet haben. Und dann gab es Arbeiter. Danach hat der Herr Arbeiter hinausgesandt.
In Kapitel 10 lesen wir von Arbeitern, die hinausgesandt werden in die Ernte. „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter sende.“
Manchmal, wisst ihr, frage ich mich: Ist das der Grund, warum wir so wenige Arbeiter haben? Vielleicht hätten wir mehr beten sollen. „Herr, schenke Arbeiter in die Ernte.“
Hudson Taylor betete für tausend Missionare für China. Wisst ihr, was er bekommen hat? Tausend Missionare für China. Der Herr wollte nämlich tausend Missionare für China. Sein Land ist groß genug. So entstand die China Inland Mission.
Aber wenn Hudson Taylor nicht gebetet hätte: „Herr, schenke tausend Arbeiter“, glaubt ihr, dass es tausend Arbeiter gegeben hätte? Der Herr hat gehandelt, der Herr wollte handeln, aber er wollte nicht ohne Hudson Taylor handeln.
Hudson Taylor hat das erkannt, dann hat er gebetet, und dann gab es die Arbeiter. Der Herr konnte sie ausrüsten. Sie waren nicht alle sofort da, aber sie kamen, und dann wurde China evangelisiert.
Wir brauchen wieder solche Leute wie Hudson Taylor, die sagen: „Gott, ich möchte mit dir zusammenarbeiten. Ich möchte so beten, wie du gebetet haben möchtest.“
Ich bete für einen Parkplatz, ich bete für meinen Bauchweh, ich bete für schönes Wetter. Das ist nicht verboten. Aber merkt ihr den Unterschied? Der betet für tausend Arbeiter für China. Dort geht Gottes Wirken hin. Gott möchte handeln. Dann betet doch um Arbeiter für seine Ernte.
Das ist das Interessante: Gott wartet darauf, dass der Mensch betet.
Gebet um den Heiligen Geist
Eine Stelle noch: In Lukas 11,13 lesen wir, dass der Herr Jesus zu den Jüngern sagt: „Wenn also ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel ist, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“
Also, der Vater wird den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten. Nun, was hatte der Vater vor? Der Vater wollte doch den Heiligen Geist zu Pfingsten aussenden. Er wollte, dass die Menschen den Heiligen Geist empfangen.
Und dann kam Pfingsten. Glaubt ihr, zu Pfingsten kam der Geist einfach so? Nein, ich glaube das nicht. Denn im gleichen Evangelium nach Lukas lesen wir, dass der Herr Jesus den Jüngern gesagt hat: „Ihr bleibt in der Stadt und wartet, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“
Dann blieben sie zehn Tage in der Stadt. Was glaubt ihr, haben sie in dieser Zeit getan? Haben sie die Daumen gedreht und gewartet, bis der Heilige Geist kommt? Was haben sie gemacht?
Die Apostelgeschichte sagt uns, was sie getan haben. Sie haben gebetet. Jeden Tag haben sie sich zum Gebet versammelt und gebetet. Es werden sogar die Namen der Personen aufgeführt, die gebetet haben, darunter auch Frauen (Apostelgeschichte 1,14).
Ja, wofür meint ihr, haben sie gebetet? Der Herr Jesus hatte gesagt: „Wartet, bis die Kraft, der Heilige Geist, kommt. Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist gekommen ist.“
Ja, wofür haben sie gebetet? Für mich ist die Sache klar. Dann kam der Heilige Geist zehn Tage später, aber sie hatten dafür gebetet. Das heißt: Gott will handeln.
Gott will – und Gott wartet darauf –, dass etwas getan wird, und zwar etwas ganz Konkretes. Er macht es den Jüngern klar, die Jünger beten dafür, und dann geschieht es.
Gottes Wunsch nach freiwilligem Gehorsam
Zweiter Punkt: Gott wartet darauf, dass der Mensch freiwillig gehorcht.
Gott hat das Anliegen, dass seine Kinder ihm aus freien Stücken gehorchen. Deshalb geschieht nicht alles, was er tun möchte, sofort. Er wartet, weil er ein Geschöpf sehen will, das seinen freien Willen einsetzt, um ihm freiwillig zu gehorchen.
Gott hat den Menschen als ein Wesen mit freiem Willen erschaffen. Dabei hat Gott sich selbst eingeschränkt. Er könnte vieles tun, aber er tut es nicht. Er möchte, dass der Mensch seinen freien Willen benutzt, um zu Gott zu sagen: „Gott, ich möchte das tun, was du möchtest. Und jetzt bete ich dafür.“
Ist das nicht genau das, was wir als Väter auch wollen? Hier sind viele Väter, die Kinder haben. Was erfüllt einen Vater? Wenn die Kinder klein sind, sagt man ihnen zum Beispiel: „Du mähst jetzt den Rasen.“ Dann wird erklärt, wie man den Rasen mäht. Irgendwann sagt der nächste vielleicht einfach: „Geh und mäh den Rasen!“ Der Junge geht hin und mäht den Rasen. Aber ist das die größte Freude für einen Vater? Nein, das ist es nicht.
Weißt du, was die größte Freude für einen Vater ist? Der Junge kommt von selbst und sagt: „Papa, es ist höchste Zeit, den Rasen zu mähen. Ich gehe jetzt Rasen mähen.“ Der Junge hat gelernt, so zu denken wie der Vater. Er weiß, dass der Vater möchte, dass der Rasen gemäht wird, und handelt aus eigenem Antrieb, ohne dass der Vater es ihm sagt. Das erfüllt einen Vater mit Glückseligkeit.
Gott, der Vater im Himmel, wartet darauf, dass der Mensch sich freiwillig für seine Wünsche interessiert und sagt: „Vater, es muss etwas geschehen. Ich weiß, was du willst, und jetzt bete ich dafür.“
Gottes Wunsch ist, dass der Mensch seinen freien Willen nutzt, um aus freien Stücken gehorsam zu sein. Das ist für Gott eine Herrlichkeit.
Ohne Gebet geschieht Gottes Wunsch oft nicht
Ohne Gebet kann Gottes Wunsch oft nicht geschehen. Wenn wir beten, kann Gott uns eine Last auferlegen. Dann beten wir weiter, und es geschieht etwas. Wenn wir nicht beten, gibt es keine Last, und es geschieht nichts.
Wenn wir auf Gottes Last, die er uns auferlegt, reagieren und beten, wird Gott etwas tun. Etwas, was er sonst nicht getan hätte, wenn wir nicht gebetet hätten.
Was wäre passiert, wenn Mose nicht gebetet hätte? Am Sinai kommt Mose vom Berg herunter. Zuvor, noch vor dem Sinai, nehmen wir die Sache mit den Amalekitern. Diese greifen das Gottesvolk von hinten an, und dann kämpfen sie. Aber was macht Mose? Mose geht auf den Berg und betet, während Joshua kämpft. Mose hebt den Stab hoch – das bedeutet, er betet.
Im zweiten Buch Mose, Kapitel 32, haben sie am Sinai ein goldenes Kalb gemacht. Mose kommt vom Berg herunter, mit der Steintafel in der Hand, und sieht das goldene Kalb. Gott sagt zu Mose: „Geh weg, Mose, geh auf die Seite. Ich werde sie jetzt vernichten und nur dich und Joshua übriglassen.“
Was macht Mose? Er sagt zu Gott: „Das kannst du nicht machen, das kannst du nicht machen.“ Was werden die Amalekiter sagen? Was werden die anderen Völker sagen? Mose stellt sich in den Riss und fleht zu Gott.
Was meint man, wenn Mose nicht gebetet hätte? Was hätte Gott gemacht, wenn Mose gesagt hätte: „Na ja, schaden, schaden“? Dann hätte Gott das ganze Volk mit Ausnahme von Mose und Joshua vernichtet.
Mose hat gebetet, und Gott wollte das eigentlich nicht wirklich. Gott ist ein barmherziger Gott, aber er erwartet, dass Mose betet. Als Mose dann gebetet hat, ließ sich Gott erreichen und sagte: „Also gut, dann lassen wir das. Dann will ich noch weitermachen mit euch.“
Dasselbe gilt für Joshua. Joshua steht im Kampf gegen eine Koalition der Könige des Nordens. Er merkt, dass der Kampf lang wird und sie es nicht bis zum Abend schaffen. Sie können die Feinde nicht besiegen, wenn der Tag nicht länger wäre.
Was macht Joshua? Er sagt zu Gott: „Verlängere den Tag.“ Gott hört auf die Stimme eines Menschen. Das ist beeindruckend, wie es in Joshua 10,12-14 steht: Damals redete Joshua zu Jachwe an dem Tag, als Jachwe die Amoriter den Söhnen Israels dahingab: „Sonne, stehe still in Gibeon, und du Mond im Tal Ajalon.“ Die Sonne stand still.
Vers 14 sagt: „Und es war kein Tag wie dieser vor ihm und nach ihm, dass Jachwe auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn Jachwe kämpfte für Israel.“ Gemeint ist, dass Gott so auf Joshua hörte, dass er sogar den Tag länger werden ließ.
Was wäre gewesen, wenn Joshua nicht gebetet hätte? Der Sieg wäre nicht vollständig gewesen, die Feinde wären davongekommen. So aber kamen sie nicht davon. Der Sieg war vollständig.
Jakobus 4,2 sagt: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Die Leute, an die Jakobus schreibt, hatten Streit und viele Probleme. Es gab offensichtlich viele schlechte Dinge unter den Christen. Er sagt: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Hätten sie gebetet, hätte sich die Situation anders entwickelt.
Ich habe notiert: Wir können Gott nicht bewegen, etwas zu tun, das er nicht tun möchte. Aber wir können ihn durch Gebetslosigkeit daran hindern, zu tun, was er gerne tun würde.
Wie oft habe ich Gott daran gehindert, in meinem Leben etwas zu tun – Werke, die er vorausbereitet hatte, damit sie getan werden – und sie sind nicht geschehen, weil ich nicht gebetet habe.
Ich sitze in einem Zugabteil auf dem Weg nach Saalfelden. Ich hatte viel zu tun mit meinen Vorbereitungen. Dann sitzen ein paar Schülerinnen im Abteil. Ich denke mir: Eigentlich bräuchten diese Leute das Evangelium, aber ich habe keine Zeit, ich muss arbeiten.
Dann steigt eine der Mädchen aus, und es sitzt nur noch eine da. Der Heilige Geist sagt mir, dass er etwas tun möchte. Ich sage: „Ich habe keine Zeit, ich muss arbeiten.“ Ich habe mich vorbereitet, aber hier sitzt ein Mädchen, das auf das Evangelium wartet.
Es ist nichts geschehen, weil der Prediger so viel zu tun hatte. Das Mädchen hat das Evangelium nicht gehört. Gott hätte gerne etwas getan, wenn der Prediger gebetet hätte.
Der Herr hat Werke vorbereitet, dass wir in ihnen wandeln sollen.
Vier Schritte zum wirksamen Gebet
Ich habe hier zum Schluss vier Schritte aufgeschrieben.
Der erste Schritt: Gott hat das Verlangen, etwas Bestimmtes zu tun. Wir wissen genau, was er tun möchte. Das steht in der Bibel. Zum Beispiel gibt es einen Nachbarn, der schon längst das Evangelium hören sollte, und ich bete nicht dafür.
Würde ich beten: „Herr, schenke mir die Gelegenheit, immer mal ein Büchlein oder ein Traktat zu geben“, dann schenkt der Herr mir diese Gelegenheit, und ich kann ihm ein Traktat geben.
Wenn ich dann bete: „Herr, hilf mir, dass er das Traktat auch liest. Bitte erinnere ihn daran, was ich ihm gegeben habe, damit er es nicht in den Papierkorb wirft, sondern es liest“, dann hätte der Herr ihn daran erinnert, das Traktat zu lesen.
Ich könnte auch beten: „Herr, schenke mir noch ein Gespräch mit ihm. Ich möchte gern mal mit ihm reden, ihm zeigen, dass ich mich für seine Welt interessiere. Schenk mir eine Beziehung. Ich möchte ihm gern etwas von dir vorleben. Schenke mir eine Gelegenheit, vielleicht eine Situation, in der ich ihn brauche, dann kann ich ihn mal um etwas bitten, und so entsteht eine Beziehung.“
Wenn ich bete, dann tut der Herr es. Wenn ich nicht bete, geschieht nichts.
Verstehen wir das? Es sind lauter Schritte: Der Herr hat das Verlangen, etwas zu tun, und er tut uns sein Verlangen kund. Wir kommen mit seinem Verlangen in Berührung, wir wissen es aus der Bibel oder durch das Gewissen.
Dann drittens: Wir sprechen zu Gott, reagieren auf sein Verlangen und bringen es im Gebet zum Ausdruck.
Viertens: Gott handelt.
So geschieht etwas, und unser Gebet wird mächtig wirksam.
Mit diesem Gedanken wollen wir schließen. Ich habe schon genug gesprochen. Jetzt schließen wir mit Gebet. Vielleicht beten einige von uns. Ich mache den Abschluss, wir stehen dazu auf.