Eröffnung und Gebet um göttliche Macht
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unser Gott spricht: Wendet euch zu mir, alle Völker der Welt, so werdet ihr selig. Denn ich bin Gott, und keiner ist mehr neben mir!
Wir wollen beten.
Ewiger Vater im Himmel, du hast deinem Sohn Jesus Christus alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden. Lass ihn seine Macht auch über uns ausüben.
Herr, vieles in uns ist unkontrolliert, es gibt so viel, worüber du traurig bist. Lass den Heiland Macht bekommen über uns, über unser Verlangen, unser Denken und Planen. Lass ihn auch Macht bekommen über diese Erde, auf der so viel Dämonisches ist, so vieles, was die Völker dieser Erde nach unten zieht.
Lass uns zu dir gezogen werden und zu deinem ewigen Reich. Benutze auch diesen Tag und diesen Gottesdienst dafür. Amen!
Wir beten weiter füreinander und miteinander in stiller Andacht.
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Amen!
Bekenntnis des Glaubens und Schriftlesung
Wir wollen gemeinsam unseren dreieinigen Gott preisen, indem wir das Bekenntnis unseres Glaubens sprechen.
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn. Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben. Hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen!
Die Gemeinde wird gebeten, sich zu setzen.
Wir hören als Schriftlesung Worte Gottes durch den Propheten Jesaja, wie sie aufgezeichnet sind in Jesaja 53:
Ich dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott ist. Aber nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und dass Israel bei ihm gesammelt werde.
Er spricht: Es ist mir zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen. Sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.
Lob sei dir, o Christus! Amen!
Lied und Einführung in die Missionsthematik
Wir wollen nun vom Lied 216, Strophen eins bis vier, singen: „Wach auf, du Geist der ersten Zeugen“.
Neulich wurde in einer Wochenzeitschrift einmal gesagt, man könne dieses Lied nicht mehr singen, wenn der Theologenberg vor der Tür der Kirche stehe. So gibt es ein Wort in großen Scharen.
Wir werden heute bei dieser Jugendmissionskonferenz in Stuttgart hören, wie Menschen in aller Welt gebraucht werden. Wir sind froh über jeden Theologen und Laien, der bereit ist, als Evangelist der guten Botschaft in die weite Welt zu gehen.
Lied 216, die ersten vier Strophen.
Liebe Gemeinde, alle Welt soll sein Wort hören. „Let the Earth Hear His Voice“ – das war die Losung seit dem Jahr 1949 vom Lausanner Kongress. Damals wurde aller Schutt über der Weltmission weggeräumt, und das Feuer der evangelistischen und weltmissionarischen Verantwortung begann neu zu lodern. Lasst alle Welt sein Wort hören!
Darum geht es uns auch heute bei diesem Jugendmissionstag. Aus den anderen Versammlungssälen sind junge Leute schon zu uns hereingeströmt, weil über 400 junge Menschen heute Morgen in Stuttgart sind. Alle Versammlungssäle sind weit überfüllt.
Dass junge Menschen noch einmal in unserem Volk daran interessiert sind, dass Jesu Wort sein gutes Wort in alle Welt getragen wird, liebe Brüder und Schwestern, das bewegt uns. Wir freuen uns, das heute Morgen auch bei uns im Gottesdienst zu erleben.
Pfarrer Karl Johannsen, der Exekutivdirektor des Lausanner Komitees für Weltevangelisation, wird nachher im Rahmen der Predigt ein Zeugnis geben.
Gleichnis vom Sämann als Grundlage der Mission
Aber jetzt hören wir den ganz normalen Predigttext für den heutigen Tag, denn er ist die beste Illustration aus dem Mund unseres lieben Herrn Jesus zu dem Wort: „Alle Welt soll sein Wort hören, alle Welt soll es hören“ aus Lukas 8.
Damals war viel Volk beieinander, und die Menschen eilten aus den Städten zu Jesus. Da sprach er zu ihnen in einem Gleichnis:
Ein Sämann ging aus, um seinen Samen zu säen. Während er säte, fiel ein Teil des Samens an den Weg. Dort wurde er zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen ihn auf.
Ein anderer Teil fiel auf Felsen. Als er aufging, verdorrte er, weil er keine Feuchtigkeit hatte.
Wieder ein anderer Teil fiel mitten unter die Dornen. Die Dornen gingen mit auf und erstickten die Saat.
Doch ein Teil fiel auf gutes Land. Es ging auf und trug hundertfältige Frucht.
Als Jesus das sagte, rief er: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Der Same ist das Wort Gottes. Die, die am Wegesrand sind, das sind diejenigen, die es hören. Danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden.
Die aber auf dem Felsen sind diejenigen, die das Wort mit Freuden annehmen, wenn sie es hören. Doch sie haben keine Wurzel. Eine Zeit lang glauben sie, aber zur Zeit der Anfechtung fallen sie ab.
Das aber, was unter die Dornen fällt, sind diejenigen, die es hören und dann unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens gehen und so ersticken sie das Wort und bringen keine Frucht.
Die aber auf dem guten Land sind diejenigen, die das Wort hören, es in einem reinen, guten Herzen behalten und Frucht bringen in Geduld.
Bedeutung des Wortes Gottes für die Weltmission
Was auf den ersten Blick so bieder klingt, wie das Bild eines fröhlichen Landmanns, der sät, ist im biblischen Gesamtzusammenhang voll von Dynamik – ja, es ist wie Dynamit auf der ersten Seite der Bibel. Im Schöpfungsbericht heißt es, die Erde lasse Gras und Samen hervorgehen. Aus der Erde kommt also der Same, den wir aussäen.
Jesus spricht deutlich davon, dass der Same des Wortes Gottes nicht aus dem Acker selbst stammt, sondern erst hineingelegt werden muss. Wo immer Missionare in aller Welt zu den entlegensten Stämmen kamen, fanden sie keinen Glauben, der auch nur annähernd dem Christentum ähnlich war – nicht einmal durch Träume überliefert.
Das Wort Gottes muss in die Welt hineingetragen werden. Das gibt uns, die wir das Wort kennen, eine große Dringlichkeit. „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!“ Wenn ich es wüsste und es dennoch unterließe, wäre ich schuldig gegenüber denen, die es noch nicht kennen. Das Wort muss in den Acker der Welt hinein.
Wir Menschen machen uns gern Vorstellungen darüber, dass die Welt ihre Macken und Eigenheiten hat. Doch das Wort Gottes sagt uns etwas anderes: Die Welt ist dahingegeben, unter dem Zorn Gottes.
Wir denken oft, wenn wir uns nur ein bisschen anstrengen und Jesus als Vorbild nehmen, könnten wir ihm nachfolgen und ihn nachahmen. Aber Jesus sagt: Aus deinem Herzen können nur böse Gedanken kommen, wenn ich nicht für dich der Heiland und Erlöser bin, der dich armseligen Menschen mit seinem Blut erkauft hat.
Wir setzen unsere Hoffnung darauf, dass die Menschen sich richtig anstrengen, um die Welt zu retten. Das gute Wort Gottes aber sagt uns, dass wir auf die Welt Gottes warten, die jenseits aller Katastrophen kommt, eine Welt, in der Gerechtigkeit wohnt.
Wir sagen: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“ Das Wort Gottes sagt uns hingegen, dass wir unsere Hoffnung nicht auf uns selbst setzen sollen, sondern auf den Gott, der Tote auferweckt (2. Korinther 1).
Die Welt sagt spätestens seit Lessing Ende des 18. Jahrhunderts: „Alle Religionen haben ja ein Stückchen Wahrheit, nicht? Keiner soll so vermessen sein, zu glauben, er habe die volle Wahrheit.“ Das gute Wort Gottes, das in unsere Welt hinein muss, sagt jedoch: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ohne mich kommt niemand zum Vater, auch ihr nicht, ihr erst recht nicht.“
Dieses Wort von der alleinigen Rettung durch Jesus muss in die Welt hinausgetragen werden. Es muss allen Menschen gesagt werden: Lasst alle Welt sein Wort hören!
Unvorhersehbare Orte der Fruchtbarkeit für das Evangelium
Das Zweite: Lasst alle Welt sein Wort hören.
Wenn es nach uns gegangen wäre, wäre es so gewesen, dass für den Apostel Paulus fruchtbarer Boden für die Evangeliumsverkündigung an anderen Orten lag. Wir hätten gesagt: Paulus, du musst nach Athen gehen, denn dort gibt es religiös aufgeschlossene Leute. Eine Art permanente Volkshochschule, in der sie religiöse Themen diskutieren – da bist du genau richtig. Aber doch nicht im kleinen Provinzkasernenstädtchen Philippi! Dort ist alles von römischen Legionärsstiefeln zertrampelt, da gibt es keine Chance.
Und es war der gnädige Wille Jesu, dass gerade in Philippi eine Gemeinde entstand und nicht in Athen.
Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir gesagt: Oh, Hafenstadt Korinth, mit all dem Sankt-Pauli-Leben – oh Paulus, das muss ganz unten auf deiner Tagesordnung stehen. Das ist schwierig, da kann man höchstens einen Dankmachfischer von der Heilsarmee hinschicken, aber sonst niemand. Paulus, gehe lieber nach Antiochien, Lystra oder Anderbe, dort gibt es fromme Leute, die auf den Gott warten, der vom Himmel kommt. Pfeifendeckel! Jesus hat seine Gemeinde in Korinth gebaut.
Weil es unserer Beurteilung entzogen ist, wo fruchtbarer Boden ist, muss aller Welt das Evangelium gesagt werden.
Geschichte der Herrnhuter Mission und Herausforderungen
Als 1782 der Gedenktag der Aussendung der ersten Missionare aus Herrnhut gefeiert wurde, stand dies immer in unserem Herrnhuter Losungsbüchlein. Im August 1782 wurden Dobo und Nitschmann von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf ausgesandt.
Vorher hatten sie recherchiert, wo die Ärmsten der Armen sind. Sie fanden heraus, dass es die Negersklaven sind, die von Afrika in die Südstaaten der Vereinigten Staaten verschifft wurden. In Sankt Thomas in der Karibik und Saint Croix wurden sie umgeladen.
Die vornehme Welt Europas hielt sich den Bauch vor Lachen, wie man so eine Torheit begehen könne. Man sagte: „Ihr wisst doch gar nicht, welche Sprachen sie sprechen.“ Das königlich dänische Missionskollegium verfasste ein Gutachten, in dem es als unsinnig bezeichnet wurde, Menschen das Evangelium zu bringen, in deren Sprache der Begriff „Gott“ noch nicht einmal vorkomme.
Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf nahm dieses Gutachten, breitete es vor dem Herrn Jesus aus und betete: „Herr, nun antworte du selbst auf den Spott deiner Feinde.“ Das Gebet ging weiter: „Ich sehe Türen vor mir aufgetan, sodass, wenn sich hier in den Ländern, wo das Christentum zu Hause zu sein scheint – in Europa – das Christentum immer mehr vergessen sein wird, sich Türen öffnen in Asien, Afrika und Amerika.“
Hat Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf geahnt, wo sich bei uns die Türen schließen? Im Land der Reformation – dass Jesus aus einem Boden, der uns steinig und dornig zu sein scheint, plötzlich fruchtbarer Boden wird?
In diesen Gemeinden der Negersträflinge und Negersklaven entstand lebendige Gemeinde. Sie nahmen ihren Glauben mit auf ihre Plantagen nach Texas, Alabama und Georgia.
Wir haben heute noch die Lieder, die wir singen, von jenen frommen Negersklaven. Ihre Lieder sind voll Hoffnung und Glauben, trotz allem, was sie mit weißen, getauften Christen in Anführungszeichen erlebt hatten – trotz aller Bitterkeit des Lebens.
Erkenntnisse über Fruchtbarkeit und Vorurteile
Es ist, wie wir beurteilen können, wo fruchtbarer Boden ist, nicht allein am äußeren Erscheinungsbild erkennbar. Entscheidend ist nicht, ob das Land der Reformation Kindergottesdienste, christliche Verlagshäuser, Gemeindeblätter, Bibelanstalten, Gottesdienste, Konfirmandenunterricht, Religionsunterricht sowie christliche Sendungen im Fernsehen und Radio bietet. All dies könnte nur ein Haufen von Dornen sein.
Ob Gottes Wort gedeiht oder untergeht, zeigt sich vielmehr in der Anfechtung, im Reichtum, in den Freuden und Sorgen. Es zeigt sich daran, ob Menschen da sind, denen man das Menschsein abgesprochen hat, die dennoch ein feines, empfindsames, weiches und tiefes Herz besitzen.
Einer der ersten Afrikamissionare, Rebmann aus Gerlingen, schrieb in seinem Tagebuch: „Fast bin ich so weit, das Urteil der Holländer zu übernehmen, dass der Afrikaner keine menschliche Seele hat.“ Er glaubte, es werde große weltgeschichtliche Umwälzungen brauchen, bis aus der afrikanischen Seele fruchtbarer Boden werde.
Welche Fehleinschätzung dieses große Missionswerk! Dieselbe Fehleinschätzung hatten wir zu Beginn der 1950er Jahre, als nach der Machtübernahme von Mao in China viele glaubten, Amerika müsse nun energisch dagegenhalten und Mao zurückweisen. Man meinte, wenn nicht weltgeschichtlich etwas geschieht, dann sei die Gemeinde verloren.
Doch es zeigte sich, dass in China fruchtbarer Boden vorhanden ist, trotz aller Anfechtungen. Das erwies sich in den Schrecken der Kulturrevolution und den grausamen Verfolgungen, aus denen die chinesische Christenheit gestärkt und tief verwurzelt hervorging.
Alle Welt soll sein Wort hören, denn wir haben es nicht in der Hand zu wissen, wo der fruchtbare Boden tatsächlich ist.
Zeugnis aus Nepal: Verfolgung und Glaubenstreue
Der Leiter der Vereinigten Mission in Nepal und jetzige Exekutivdirektor des Lausanner Komitees für Weltevangelisation kann ein Zeugnis darüber geben, wie die verfolgte Gemeinde in Nepal erlebt hat, dass das Wort Gottes in einem feinen und guten Herzen Frucht bringt.
In Offenbarung heißt es: „Sei treu bis zum Tod, und ich will dir die Krone des Lebens geben.“ Frauen und Männer in Nepal müssen einen hohen Preis dafür bezahlen, Jesus Christus zu folgen. Es ist gegen das Gesetz Nepals, die Religion des Vaters zu verändern. Wer die Religion seines Vaters wechselt, wird gesetzlich verfolgt.
Wenn ein Nepali von einem anderen Nepali getauft wird, ist das eine Straftat. Vor 1952 gab es in Nepal überhaupt keine Christen. Danach begannen sich die Türen für Missionare allmählich zu öffnen. Als Missionare haben wir jedoch eine Vereinbarung getroffen, dass wir als von außen kommende Missionare keine Nepali taufen.
So werden alle Männer und Frauen, die getauft werden, von einheimischen nepalesischen Christen getauft. Wenn überhaupt Taufen in Nepal stattfinden, dann werden sie durch nepalesische Christen vollzogen. Das geschieht oft unter schwierigen Umständen.
Ein junger Mann konvertiert zu Jesus Christus. Vielleicht ist er der älteste Sohn in der Familie. In diesem Fall kann niemand die hinduistischen Beerdigungsriten ausführen. Wir wissen von der Beerdigung Indira Gandhis, dass der älteste Sohn diese Rituale übernehmen muss. Verständlich, dass der Vater dann sehr wütend wird.
Er ruft die Polizei und lässt seinen Sohn verhaften, weil dieser vom Hindu zum Christen geworden ist. Der Vater sagt: „Holt meinen Sohn ab, er hat seinen Glauben gewechselt. Er ist nicht mehr Hindu, sondern Christ geworden.“
Diese Situation unterscheidet sich eigentlich nicht sehr von anderen Teilen der Welt. Als Pastor in den Vereinigten Staaten habe ich viele Jahre gebetet, dass Gott Männer und Frauen in alle Welt aussendet. Wenn dann ein junger Mensch sein Herz Jesus schenkt und ihm dienen möchte, kommen oft die Eltern zu mir ins Büro und bitten: „Bitte haltet unser Kind davon ab, ins Ausland zu gehen.“
Auch hier gibt es also keinen großen Unterschied zu dem, was einen Hinduvater in Nepal bewegt.
Zeugnis von Glaubenstreue trotz Verfolgung
Es ist ein Vorrecht, einer leidenden Gemeinde dienen zu dürfen. Seit 1952 sind Christen in Nepal immer wieder im Gefängnis. Dabei verfolgt die Regierung nicht das Ziel, möglichst viele Menschen einzusperren. Vielmehr geschieht es häufig so, dass die Anklage von der Familie ausgeht. Meist sind es die Eltern oder andere Familienangehörige, die ihre eigenen Verwandten, wie es im Neuen Testament beschrieben wird, bei der Regierung anzeigen. Die Regierung muss dann nach ihren eigenen Gesetzen handeln.
Die Verantwortlichen der christlichen Kirche in Nepal bitten nicht darum, von Gefängnisstrafen verschont zu bleiben. Sie wenden sich auch nicht an andere christliche Länder, um Resolutionen zu erwirken, die die Lage in Nepal verbessern sollen. Stattdessen beten sie: „Herr, hilf uns, dass wir unser Zeugnis sowohl im Gefängnis als auch außerhalb geben können.“ Wir können Gott dankbar sein, dass durch dieses Zeugnis im Gefängnis viele Nepalesen zum Glauben gefunden haben.
Genau wie der Apostel Paulus sagte: „Obwohl ich in Ketten liege, ist das Evangelium nicht gebunden.“ (vgl. 1. Korinther 9,16) In Nepal ist es anders als anderswo: Wenn jemand Christ werden und getauft werden möchte, wird ihm diese eine Frage gestellt: „Bist du bereit, auch für Jesus ins Gefängnis zu gehen?“ Wenn die Person nicht bereit ist, ins Gefängnis zu gehen, wird die Taufe nicht vollzogen.
Ich möchte diese Frage auch an uns alle richten. Vielleicht sind unsere Gefängnisse keine Zellen mit Gittern, vielleicht sind die Gefängnisse, in die wir geworfen werden, anders gestaltet. Aber überall auf der Welt ist ein Preis zu zahlen, wenn man Jesus nachfolgen will. Wir beten, dass Gott uns ein Herz schenkt, das bereit ist, für unseren Retter Opfer zu bringen.
Beispiel eines jungen Engländers und Aufruf zur Opferbereitschaft
Ein junger Mann in England sagte Folgendes, als er das Evangelium hörte: Wenn Jesus Christus wirklich Gott ist und für mich gestorben ist, dann gibt es kein Opfer, das zu groß für ihn wäre.
Ihr habt Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt, die den Preis dafür zahlen, Christen zu sein. Und zu uns sagt Jesus Christus: „Ich habe vor dir eine offene Tür gegeben.“
Gott hat eine unglaubliche Menge unerledigter Arbeit in unserer Welt. 2,7 Milliarden Menschen sind ohne das Evangelium. 2,7 Milliarden Menschen haben das Evangelium noch nie in ihrer Heimatsprache gehört.
Herausforderung für die Kirche bei religiöser Freiheit
Eines Tages – und das soll mein letzter Beitrag sein – wurde ich zu den verantwortlichen Männern der Kirche von Nepal gerufen. Genau das war der Anlass: Sie wollten mit mir über Folgendes sprechen.
Wenn wir einmal religiöse Freiheit erhalten und wirklich Jesus verkündigen können, was sollen wir dann tun, damit die Kirche nicht plötzlich einschläft? Diese Frage gilt auch uns. Was können wir tun, damit die Gemeinde Jesu nicht einschläft?
Wir haben große Freiheit für unseren Glauben. Doch Freiheit, die wir nicht dazu nutzen, das Evangelium in alle Welt weiterzugeben, ist eigentlich keine genutzte Freiheit.
Ich bin sehr dankbar, dass ich heute in diesem Land und in dieser Stadt bei Ihnen sein darf.
Wir danken Gott für die Kirche von Württemberg. Ihr Zeugnis reicht in alle Welt. Nachdem Gott das gute Werk begonnen hat, möge er euch die Gnade geben, es auch zu vollenden.
Vielen Dank für dieses Privileg, mit Ihnen das zu teilen, was Gott mir für Nepal aufs Herz gelegt hat.
Mahnung zur Offenheit für Gottes Wort und Gebet um Herzensveränderung
Alle Welt soll sein Wort hören. Das Wichtigste ist, dass bei uns nicht ein hartes Herz vorherrscht, in das nichts mehr hineingeht.
Wir haben zu Hause die Übung, mittags am Tisch zu fragen, was denn heute Morgen die Losung war. Oft heißt es dann bei uns: „Da war doch irgendwas mit Gott oder so.“ Hoffentlich nicht. Das ist keine Vergesslichkeit. Wir haben sonst keine Mattscheibe für die nebensächlichsten Dinge.
Das harte Herz – die Emmaussünder haben später gesagt: „Brannte nicht unser Herz?“ Euer törichtes, träges Herz hat gebrannt, als Jesus gewirkt hat.
Wir können nur bitten: Herr Jesus, mach unser hartes, für dein Wort so unempfindliches Herz weich. Mach es weich für die weltweite Aufgabe, dass alle Welt dein Wort hören soll. Amen!
Abschlusslied und Fürbitte für das Wort Gottes
Wir wollen singen vom Lied 129: „Mache mich zum guten Lande“, die Strophen vier und fünf.
Herr, du heiliger Gott, nun vergibst du uns, wenn wir so oft dein Wort missachtet haben. Du schaffst unser träges, oft so hartes Herz um, damit der Same deines Wortes eindringen kann. Lass dein Wort in uns wohnen und Frucht bringen.
Dich bitten wir für alle Verkündigung deines Wortes: bei Religionsunterrichtsstunden und an Krankenbetten, im Konfirmandenunterricht, wo in Bibelstunden dein Wort bezeugt wird, und in Jugendkreisen. Herr, lass es doch nicht umsonst sein! Du hast uns dein Wort so in Fülle anvertraut. Lass uns nicht hartherzig dafür werden.
Sei du in der weiten Welt, wo Missionare, Missionarinnen, Ärzte und Schwestern im Dienst der Mission dein Wort bezeugen. Lass im Bereich der Unwahrheit und der Verirrung das Licht werden, das vielen zurechthilft.
Erhalte uns bei deiner Gemeinde, bis wir dich einmal hören, dass du auch über uns sagst: „Kommt her, ihr Gesegneten des Herrn, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ Amen!
Vaterunser und weiteres Lied
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun lassen wir uns singen vom Lied 145. Wir nehmen dazu noch einmal Platz.
Herr, für dein Wort sei hoch gepreist, die Strophen vier und sechs. Ach hilf, Herr, dass wir werden gleich dem guten, fruchtbaren Lande.
Und dein Wort, o Herr, lass allweg sein die Leuchte unseren Füßen.
Hinweise zur Kollekte und Dank für Gastfreundschaft
Der Gemeinde noch bekannt zu geben: Das heutige Opfer ist landesweit für die Arbeiterdiakonie in unserem Land bestimmt. Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Gabe.
Es war mir eine große Ehre und Freude, hier predigen zu dürfen – als alter Stuttgarter, der noch miterlebt hat, wie die alte, schöne Stiftskirche zerstört wurde.
Neben meiner Tätigkeit in Schorndorf als Dekan bin ich Vorsitzender des Synodalausschusses für Diakonie, Ökumene und Mission. Heute habe ich die große Freude, dass in unserem Land ein solches Interesse an Mission besteht.
Herzlichen Dank für Ihre Gastfreundschaft und dafür, dass wir gemeinsam auf Gottes Wort hören konnten.
Informationen zu weiteren Veranstaltungen und Einladung zur Teilnahme
Zwölf Minuten Gottesdienst finden von Montag bis Donnerstag jeweils um 17.15 Uhr statt. Die Stunde der Bibel ist am Dienstag um 20 Uhr in der Schlosskirche im alten Schloss. Der Feierabendkreis trifft sich am Donnerstag um 15 Uhr im Gemeindehaus Urbanstraße.
Wie bereits erwähnt, sind alle Versammlungsräume überfüllt. Deshalb werden wir im Rahmen des Jugendmissionstages eine Sonderveranstaltung einschieben. Diese beginnt um 11.30 Uhr. Karl Johansen und ich werden diese Stunde gemeinsam gestalten. Dabei geht es um die Erfahrungen von Karl Johansen: Was ist heute in der Weltmission wichtig? Wo sind offene Türen? Wo liegen die Aufgaben? Und wo brauchen wir besonders junge Menschen? Diese Themen wollen wir miteinander besprechen.
Die Arbeitsgruppen am Nachmittag finden an den gleichen Orten statt, wie im Sonderprogramm angegeben. Zusätzlich wird von 13.30 Uhr bis 15.00 Uhr eine Arbeitsgruppe hier in der Stiftskirche angeboten. Wer dort sprechen wird, ist noch nicht bekannt – es bleibt wie an Weihnachten eine Überraschung.
Bruder Johannsen spricht in einem der Säle, der auf den Liedblättern angegeben ist. Die übrigen Versammlungsräume befinden sich alle in der Zepat im Haus, im Hospitalhof, in der Hospitalkirche, bei der Evangelischen Gesellschaft, im Karl-Adam-Haus und im Sankt Agnes Gymnasium. Wenn Sie sich also in diese Richtung begeben, finden Sie vielleicht noch einen Stehplatz. Sitzplätze und Wärme gibt es hier.
Deshalb herzliche Einladung: Wir bekommen nirgends so gute Informationen wie von Karl Johansen. Wir wollen diesen Tag nutzen, um uns in Sachen Weltmission zu informieren.
Ich war ein junger Stipendiat und saß im Jahr 1938 auf der alten Empore, als Karl Hartenstein von der Weltmissionskonferenz in Tambaram, Madras, erzählte. Das hat Feuer für Mission in mein Leben gebracht. Wenn Sie bisher noch nicht das helle, brennende Feuer haben, dann nutzen Sie diesen Tag richtig aus.