Vom schnellen Wandel der Träume und der Illusion des Geldes
Ja, so schnell platzen Träume. Die Familie Ablützel hat es wahrlich nicht einfach, das sehen wir. Zuerst erfüllt sich ein großer Traum, doch dann wird daraus plötzlich ein Albtraum.
Zuerst herrschte die große Freude über die wundersame Vermehrung ihres Aktienpakets und darüber, was sie alles damit machen wollten. Endlich waren sie in der Lage, ihre Träume zu verwirklichen.
Doch es ist sehr fraglich, ob sie, wenn sie all das umgesetzt hätten, was sie sich mit diesen 50 Franken vorgenommen hatten, nicht genau wieder am selben Punkt gelandet wären wie jetzt.
Hier wird eine Verhaltensweise deutlich, die man bei vielen Menschen beobachtet, die unverhofft zu viel Geld bekommen. Sie geben sich der Illusion hin: „Jetzt können wir uns alles leisten.“ Dann kaufen sie und kaufen sie, machen Ferien – und plötzlich stehen sie vor einem riesigen Schuldenberg. Die gewonnene Million verwandelt sich öfter, als man denkt, in einen großen Schuldenberg.
Die Ablützels waren wenigstens für einen Moment außerordentlich glücklich. Sie hatte plötzlich den besten Mann des Universums – nicht nur der Welt, nicht nur der Schweiz.
Soll mir auch niemand sagen, dass Geld nicht glücklich macht! Natürlich kann Geld zum Glück beitragen. Meistens sind es die Leute, die viel Geld haben, die sagen: „Geld bedeutet mir nichts.“ Warum sagen sie das? Weil sie genug haben. Von dem, was ich genug habe, bedeutet mir das nicht mehr so viel.
Mir ist natürlich auch bewusst, dass man mit Geld nicht alles haben kann.
Die Grenzen des Geldes und seine wahre Bedeutung
Ein Freund schrieb mir folgendes Mail:
Mit Geld kannst du ein Haus kaufen, aber kein Heim. Du kannst ein Bett kaufen, aber keinen Schlaf. Du kannst eine Uhr kaufen, aber keine Zeit. Du kannst ein Buch kaufen, aber kein Wissen. Du kannst Medikamente kaufen, aber keine Gesundheit. Du kannst Blut kaufen, aber kein Leben.
Also siehst du, Geld ist nicht so bedeutungsvoll. Im Gegenteil: Geld verursacht Opfer, Schmerzen und Leid.
Ich sage dir das, weil ich dein Freund bin. Und als dein Freund möchte ich dich von diesem Schmerz und Leiden befreien. Also schick mir all dein Geld, und ich werde für dich die Schmerzen und Leiden ertragen.
Das war doch ein netter Freund von mir, der mir wirklich unter die Arme greifen wollte. Aber ich habe dann gedacht, ich behalte doch mein Geld lieber selber. Das habe ich ihm natürlich nicht geschickt.
Denn wer wenig Geld zur Verfügung hat, weiß wohl, dass Geld einen Beitrag zum Glücklichsein leisten kann, nicht aber zum ewigen Glück. Es ist ein vergängliches Glück, aber es ist ein Glück.
Wie alles im Leben hat das Geld seine Sonnen- und Schattenseiten. Geld ist sehr begehrt und kann auch sehr begierig machen. Wer mehr hat, will oft noch mehr.
Was wir oft gar nicht begreifen, ist: Wenn Leute Millionenbeträge verdienen und plötzlich sieht man, dass sie noch Geld unterschlagen, dann denken wir: Die haben doch genug. Aber dann sehen wir das auch bei denen, die wenig Geld haben – die unterschlagen auch.
Diese Leute haben dann nicht nur viel Geld, sondern sie sind dem Geld verfallen. Das ist das Problem.
Die Gefahr, dem Geld zu dienen statt es zu nutzen
Das Geld dient ihnen nicht zu einem guten und sinnerfüllten Leben, wie wir in diesem Bibelabschnitt gehört haben. In Wirklichkeit dienen sie dem Geld. Je mehr sie haben, desto besser.
Im Alten Testament steht in dem Abschnitt, den wir gehört haben, dass derjenige, der am Geld hängt, nie genug davon bekommt. Wer Reichtum liebt, will immer noch mehr. Das ist ein eigenartiges Prinzip, das sich mit Geld abspielt.
Übrigens hat diesen Text ein sehr wohlhabender Mann geschrieben: Salomo, einer der reichsten Könige jener Zeit. Er schrieb weiter: Wer hart arbeitet, schläft gut, egal ob er viel oder wenig gegessen hat. Der reiche Faulenzer dagegen wälzt sich schlaflos im Bett, weil ihn der Hunger quält.
Dass viel Geld Menschen negativ verändern kann, ist allgemein bekannt.
Ein Mann, den ich persönlich kenne, hatte eine große Geldsumme von einer Versicherung in Aussicht. Er war schwer verunfallt, und die Versicherung hatte ihm einen riesigen Betrag zugesagt. Ich hatte mit ihm einige Kontakte und wir haben viel gesprochen. Dann sagte er mir plötzlich, wie er seine Frau findet: Er sei so knauserig geworden.
Jetzt, wo sie eigentlich viel Geld in Aussicht hätten, sei er viel weniger großzügig und freigiebig als zu der Zeit, als sie noch gar nicht so viel Geld hatten. Und er wehrte sich gar nicht dagegen, sondern sagte, eigentlich habe sie Recht.
Das ist etwas ganz Eigenartiges: Plötzlich hat jemand viel Geld, und plötzlich wird er geiziger.
Das trifft nicht auf alle Menschen zu, aber es ist interessant, dass es oft geschieht. Geld kann Menschen tatsächlich verändern.
Charakter und Geld: Eine dynamische Beziehung
In einer Zeitschrift las ich einen interessanten Satz: „Geld verdirbt nicht den Charakter, es entlarvt ihn.“ Das klingt zwar sehr clever und mag vielleicht auch stimmen. Dennoch glaube ich eher, dass unser Charakter keine feste, unabänderliche Größe ist.
Ich denke, dass Geld unseren Charakter durchaus verändern kann. Charakter ist nicht etwas Statisches, das man entweder hat oder nicht hat. Charakter ist etwas, das sich entwickeln lässt. Das ist sehr hoffnungsvoll – besonders für Menschen, die sich als charakterlos empfinden. Denn wer charakterlos ist, ist nicht hoffnungslos. Charakter kann man bilden. Er ist keine feststehende Eigenschaft.
Entweder entwickelt man seinen Charakter oder man tut es nicht.
Im Alten Testament finden wir ein Gebet von einem Menschen, der sich seiner eigenen Schwächen bewusst war. Er wusste, dass äußere Einflüsse des Lebens negative Auswirkungen auf ihn persönlich, auf seinen Charakter und auf sein Verhalten haben können. Deshalb formulierte er in einem Gebet: „Lass mich weder arm noch reich sein, gib mir nur, was ich zum Leben brauche. Habe ich zu viel, sage ich vielleicht: ‚Wozu brauche ich den Herrn?‘ Habe ich zu wenig, fange ich vielleicht an zu klagen und bringe deinen Namen in Verruf.“
Er bittet also darum, dass das, was er hat, so bemessen ist, dass er ein Leben führen kann, das sinnvoll und segensreich ist.
Ein Beispiel für gelebte Genügsamkeit
Einer, der so lebte und sich bewusst war, wie wichtig das sein kann, war Rabbi Jechiel Michal. Er lebte in bitterer Armut, war aber stets voller Freude.
Eines Tages wurde er gefragt: „Rabbi, wie kannst du Tag für Tag beten: ‚Gesegnet seist du, der alles sieht, was ich brauche‘, wo du doch nichts von dem hast, was ein Mensch braucht?“
Der Rabbi antwortete: „Offensichtlich ist es die Armut, die ich brauche, und an der hat es mir all die Jahre nie gemangelt.“
Er war sich bewusst, dass er das offenbar brauchte. Es ging ihm nicht darum, möglichst reich zu werden, sondern ein möglichst gutes Leben zu führen.
Geld als Konfliktquelle in Familien und Gesellschaft
Der Haussegen im Haus Hablützl hing ziemlich schief. Das ist übrigens nichts Ungewöhnliches, denn in vielen Familien gibt es Streitigkeiten über das Liebesgeld.
Dieses Thema gehört zu den Hauptstreitpunkten in Familien und unter Ehepaaren. Oft ist es das Geld, das Familien über Jahre hinweg auseinanderbringt. Geschwister, die nicht mehr miteinander verkehren, kommunizieren manchmal nur noch über Anwälte, weil sie sich über die Erbschaft zerstritten haben.
Auch aus der Arbeit mit Singles weiß ich, dass selbst Menschen, von denen man denkt, sie hätten genug, weil sie nur für sich selbst sorgen müssen, oft mit ihrem Geld zu kämpfen haben. Sie stehen häufig auf Kriegsfuß mit ihren Finanzen.
Geld kann unser Leben sehr kompliziert machen und negativ beeinflussen.
Praktische Tipps für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld
Ich werde euch jetzt vier Tipps geben, die dem einen oder anderen vielleicht helfen können. Es sind ganz praktische Tipps.
Vorab möchte ich sagen: Einige sind etwas länger, andere kürzer. Falls jemand denkt, dass wir nie fertig werden, weil ein Punkt so lang ist, keine Sorge. Der letzte Tipp ist zum Beispiel ganz kurz. Zwischendrin kommt auch ein längerer Tipp. Der erste Tipp ist ebenfalls kurz, damit ihr eine Vorstellung davon habt, wie kurz ein kurzer Tipp sein kann.
Also, erster Punkt, erster Tipp: Lebe verhältnismäßig.
Tipp 1: Lebe verhältnismässig
Eigentlich ist es ein banaler Tipp, zugegeben. Doch die Verschuldung in unserem Volk ist leider nicht nur bei Privathaushalten sehr hoch, sondern auch in politischen Gemeinden, Kantonen und beim Bund.
Weiß jemand, wie hoch die Verschuldung der Gemeinden, der Kantone und des Bundes im Jahr 2007 war? Das wäre eine Schätzfrage. Vielleicht weiß es jemand, dann muss man nicht schätzen. Wie hoch ist die Verschuldung der Schweiz, der Gemeinden und der Kantone? Niemand darf in den Laptop schauen, weil dort die Antwort steht.
Schätzung? 50 Millionen, 100 Millionen, eine Milliarde, 18 Milliarden? Nein, tausend Milliarden? Es wird immer besser – oder besser gesagt, schlimmer. Tatsächlich liegt die Verschuldung bei sage und schreibe 234 Milliarden. Man muss erst überlegen, wie man diese Zahl lesen soll. So hoch sind wir verschuldet.
Jetzt schauen wir uns noch eine andere Zahl an. Was denkt ihr, was das für eine Zahl sein könnte? Wer gut rechnen kann, findet es schnell heraus: Das ist der jährliche Zins, der bezahlt werden muss, wenn man die gesamte Schuld mit drei Prozent verzinsen muss. Ich weiß nicht, wie hoch das Steuereinkommen in der Schweiz ist, aber sieben Milliarden Zinsen müssen jährlich bezahlt werden.
Ich weiß nicht, wie der Bund und die Städte diesen Betrag steuern, aber drei Prozent sind nicht unrealistisch. Und jetzt noch die letzte Frage: Wie hoch ist die Verschuldung durch Konsumkredite, also die private Verschuldung ohne Hypotheken? Nur Konsumkredite, bei denen man einen Kredit aufnimmt, um ein Auto, eine Stereoanlage oder eine Möbeleinrichtung zu kaufen.
Wie hoch schätzt ihr die Privatverschuldung Ende 2006? Eine halbe Milliarde oder so? Man muss sich vorstellen: Eine Milliarde sind tausend Millionen, oder? Das kann man sich vorstellen – es ist gigantisch.
Ich wage mich nicht, jemanden zu raten, weil ihr Angst habt, falsch zu liegen. Aber die Privatverschuldung ohne Hypotheken, die ja im Idealfall mit Liegenschaften abgedeckt sind, liegt bei fast sieben Milliarden.
Wir sehen also, dass es ein aktuelles Thema ist, ob wir über unsere Verhältnisse leben oder nicht. Unsere Wirtschaft funktioniert nach dem Prinzip, dass Geld im Umlauf sein muss. Deshalb ist Werbung so wichtig: Sie weckt in uns Wünsche, die wir vorher gar nicht hatten. Sie weckt unser Begehren nach Dingen, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass wir sie brauchen.
Wir sollen kaufen, damit die Wirtschaft floriert. Und wenn die Wirtschaft floriert, profitieren wir alle. Es gibt genügend Arbeitsplätze, wir bekommen unseren Lohn, und die Senioren ihre Renten.
Es ist auch sinnvoll, Geld auszugeben. Wir sollen unser Geld in unser System investieren, denn wir leben alle davon. Für mich ist das manchmal wie ein Stammtischgespräch, wenn jemand sagt: „Ich kaufe gar nichts.“ Woher denkt ihr, kommt dann euer Geld? Ihr habt euer Geld, weil es rollt. Jemand produziert etwas, ein anderer kauft es, dann hat er Arbeitsplätze, bekommt seinen Lohn, hat Geld und kann wieder etwas kaufen. So funktioniert unser System.
Wenn wir alle sparen und nichts mehr kaufen, kollabiert unser ganzes System. Dann gibt es keine Arbeitsplätze mehr, die Arbeitslosenkasse muss zahlen, aber sie hat kein Geld mehr, weil zu wenig Arbeit da ist, und so weiter. Wir sind in diesem System irgendwie gefangen.
Unser System verleitet uns dazu, unkontrolliert Geld auszugeben. „Das muss ich noch haben“, „Das brauche ich unbedingt“ – viele können der Verlockung nicht widerstehen und landen in der Schuldenfalle.
Übrigens, wenn viel gebaut wird, sagen viele Leute: „Das ist verrückt, dass da wieder gebaut wird, dass eine neue Straße gebaut wird“, und viele kennen die Kosten nicht. Ich sage immer: Super, das gibt Arbeit. Da haben Leute Arbeit, es wird investiert, das braucht unser System.
Aber es ist etwas anderes, wenn ich auf Pump lebe. Dann ist die Luft bald raus und ich bin der Dumme. Dann stecke ich in der Schuldenfalle. Ich sollte also nur ausgeben, was ich habe.
Pause. Das ist für unsere Zeit ganz wichtig, in unserer Konsumgesellschaft. Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, sollte uns das genügen. Es propagiert ein genügsames Leben, in dem ich mit dem zufrieden bin, was ich habe.
Wenn ich eine Stereoanlage zuhause habe, die gut läuft, warum muss ich eine neue kaufen, wenn ich dafür Schulden machen muss? Dann warte ich, bis ich das Geld habe. Wenn ich sie unbedingt haben muss, kaufe ich sie. Und dann ist die Stereoanlage, die ich wollte, später oft günstiger. Danach gibt es noch bessere Modelle, und ich kann sie mit Geld bezahlen.
Das Problem ist, dass wir meinen, wir müssen Dinge sofort haben. Unsere Jugend hat hier eine große Herausforderung zu bewältigen, weil sie ständig umworben wird, Dinge zu kaufen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten kann: „Kaufe jetzt, zahle später.“
Wir müssen lernen, nach unseren Verhältnissen zu leben. Hier beginnt die Entwirrung meiner Finanzen, die einschneidende Maßnahmen zur Folge haben kann.
Es kann sogar bedeuten, dass ich eine günstigere Wohnung suchen muss, die vielleicht kleiner ist. Oder dass ich mein Auto aufgeben muss, weil ich es mir einfach nicht leisten kann, wenn ich es rechne. Oder dass ich Abonnements kündigen muss.
Ich muss auch einmal über die Bücher gehen. Dann merke ich, dass wir einfach nicht mit dem Geld zurechtkommen. Dann habe ich alles durchgesehen, die Tageszeitungen gekündigt und so weiter. All solche Dinge, die zwar keine riesigen Beträge kosten, aber viele kleine Beträge summieren sich am Ende zu großen.
Also müssen wir lernen, nach unseren Verhältnissen zu leben.
Tipp zwei: Bezahle bar.
Tipp 2: Bezahle bar
Man hat festgestellt, dass ein Kunde im Durchschnitt doppelt so viel ausgibt, wenn er im Laden mit einer Karte bezahlt – sei es Kreditkarte oder Ladenkarte. Deshalb sind alle so darauf bedacht, euch Karten anzudrehen, damit ihr mit der Karte bezahlt.
Diese Erkenntnis wurde durch Studien bestätigt: Man kauft im Schnitt doppelt so viel mit der Karte, wie man mit Bargeld bezahlt. Der Spareffekt kann also enorm sein, wenn man sich angewöhnt, meist bar zu bezahlen.
Dann kann man sogar einmal riskieren, dass das Portemonnaie geklaut wird. Mit 200 Franken Bargeld hat man immer noch mehr gespart, als wenn man unkontrolliert mit Karten bezahlt. Wenn das Portemonnaie leer ist, ist eben nichts mehr drin und man kann nichts mehr kaufen.
Zudem hat das einen guten Nebeneffekt: Wenn das Portemonnaie voll ist – zum Beispiel auch mit vielen Münzen – hat man immer das Gefühl, Geld zu besitzen. Bei Karten hat man nur Plastik dabei, aber mit Bargeld hat man richtiges Geld in der Hand.
Man denkt: „Du hast Geld, du kannst dir etwas kaufen.“ Das ist ebenfalls ein schöner Effekt.
Tipp drei: Verschaffe dir einen Überblick.
Tipp 3: Verschaffe dir einen Überblick
Viele haben das Problem, dass ihnen die Übersicht über ihre Finanzen fehlt. Wenn jemand gut verdient und relativ bescheiden lebt, ist das kein Problem. Wer das aber nicht kann und eher knapp verdient, muss irgendwie dafür sorgen, dass er den Überblick über sein Geld behält.
Das fängt schon damit an, dass man seine verschiedenen Konten und „Kasseli“ auf ein sinnvolles Maß bringt. Mit der Zeit kann es passieren, dass man eine Art Kontenexplosion erlebt: Man hat ein Konto bei der Kantonalbank, dann noch eines bei der Post, vielleicht auch bei der Migrosbank, weil dort die Zinsen nicht schlecht sind. Am Schluss hat man viele Konten, aber eigentlich wenig Geld. Und jedes Konto, das man eigentlich nicht benötigt, verschlingt Gebühren.
Das ist wie der Schleichstrom im Haus, diese Standby-Geräte, die Energie ziehen, ohne dass man es merkt. So gibt es auch in unseren Finanzen „Standby-Geld“, das einfach nutzlos verschwindet, weil wir die Dinge nicht ordnen.
Viele leben nach dem Eintopfprinzip: Der Lohn kommt auf ein Konto, und dann nimmt man das, was man braucht, heraus. Dabei häuft sich das Geld an. Wenn mein Lohn immer auf dieses Salärkonto kommt, kann es sein, dass am Ende des Monats plötzlich 20 oder 30 Franken darauf sind. Das ist natürlich wunderbar. Dann denke ich: „Jetzt muss ich unbedingt ein Auto haben.“ Ich überlege, wie viel ich für das Auto ausgeben kann, schaue schnell auf mein Konto und sehe: „Ah, 30 Franken sind da, da kann ich gut 18 investieren.“ Dann kaufe ich das Auto, freue mich riesig, fahre heim und leere meinen Briefkasten. Was ist drin? Eine Steuerrechnung über 8 Franken. Oh mein Gott, das habe ich vergessen! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht so viel für das Auto ausgegeben.
Das ist das Problem: Ich kann nicht immer präsent haben, welche Rechnungen noch kommen, wenn ich etwas kaufe. Wenn mich jemand fragt, wie hoch die Krankenkassenrechnung ist, kann ich das nicht aus dem Effeff sagen. Ich habe so viele Zahlen und Ausgaben, dass ich nicht einfach sagen kann: „Ja, genau, das und das kommt noch.“ Deshalb muss ich das Geld auf die Seite legen.
Wir vergessen oft, welche Rechnungen noch kommen, die nicht monatlich, sondern vielleicht einmal im Jahr anfallen – zum Beispiel Krankenkasse oder Musikschule für die Kinder. Wer diese Rechnungen nicht ständig präsent hat, gerät sehr schnell und überraschend in Schulden, selbst wenn er das nicht wollte.
Also muss man sich hinsetzen und die Fixkosten einmal notieren. Gehen wir mal von einem Lohn von 5.000 Franken aus – ich habe hier einfach runde Zahlen gewählt, es sind nicht genau 5.000 Franken. Jetzt muss ich sehen: Die Miete ist fix, da kann ich nichts ändern, außer ich ziehe um. Sie beträgt 1.450 Franken. Strom kann man auch nicht viel ändern, höchstens Geräte abschalten, aber das macht den Braten nicht fett.
Dann das Essen: Da kann man natürlich sparen, und Gaben. Wenn jemand Gaben weitergibt, sind das dann 2.380 Franken, die einfach mal weggehen. An diesem Betrag kann ich nicht viel ändern.
Dann gibt es noch die sporadischen Kosten – und das sind die gemeinen Kosten: Die Krankenkasse. Ich rechne aus, was ich für die Krankenkasse im Jahr bezahle: 3.600 Franken. Ich teile das durch zwölf, das macht 300 Franken im Monat. Steuern teile ich auch durch zwölf, Versicherungen ebenso – nicht, dass mich jetzt jemand auf die Zahlen festnagelt, ob alles genau stimmt, aber es geht ums Prinzip. Auch Abonnemente teile ich durch zwölf, ebenso das Auto – ein Betrag ohne große Reparaturen, dann die Regenbogenkarte, die man auch einmal kauft.
Wenn man das alles zusammenzählt, sind das hier vorne rechts Beträge, die im Monat 1.130 Franken ausmachen. Diese Ausgaben gebe ich nicht jeden Monat aus, sondern irgendwann im Jahr fallen diese Rechnungen an.
Gehen wir weiter: Dann überlege ich noch, was ich sparen will. Vielleicht etwas für Ferien zurücklegen, Anschaffungen und noch etwas sparen für etwas, das ich mir später leisten möchte. Das sind nochmals 650 Franken.
Jetzt können wir weiterschauen. Das sind Rückstellungen pro Monat von 1.780 Franken. Wenn ich das ein Jahr lang stehen lasse, sind das über 16.000 Franken, die dann zurückgelegt sind.
Gehen wir weiter: Wenn wir das alles eingerechnet haben, mit den Rückstellungen, bleibt uns schlussendlich noch ein Betrag von 600 Franken, den wir nicht zugeteilt haben. Damit kann man dann machen, was man will – Kaffee trinken oder sonst etwas.
Diese Rückstellungen muss man jetzt vom Konto wegnehmen. Darum geht es mir eigentlich: Dieses einfache Prinzip. Wir haben hier diese zwei „Körbchen“. Man legt das Geld wie in Körbchen, sodass es dann, wenn die Rechnung kommt, zur Verfügung steht. Das ist wichtig, damit ich nie denken muss: „Wenn die Steuern kommen, habe ich das Geld nicht.“ Sondern ich weiß: „Doch, ich habe das Geld, ich habe es auf die Seite getan.“
Das mit den Körbchen ist natürlich ein bisschen umständlich, deshalb mache ich das folgendermaßen: Ich habe ein Salärkonto und ein Sparkonto. Der Lohn kommt bei mir immer aufs Salärkonto. Dann gehen per Dauerauftrag all diese Fixkosten weg: die Miete, einfach alles, was man per Dauerauftrag bezahlen kann und was jeden Monat weg muss. Auch die Gaben gehen sofort vom Konto weg.
Dann geht automatisch – per Dauerauftrag – der Betrag der Rückstellungen auf das Sparkonto. Nun habe ich den Effekt, dass ich auf dem Salärkonto eigentlich das Geld habe, das mir zur Verfügung steht. Wenn ich etwas kaufe, sehe ich: „Aha, da habe ich jetzt 600 Franken drauf, und mit denen kann ich jetzt etwas machen.“ Und das andere Geld muss ich mir nicht ständig im Kopf behalten, weil es auf dem anderen Konto ist.
Dann führe ich natürlich ein Buch. Ich schreibe das auf Zetteln auf, damit ich weiß, wie viel ich habe. Ich mache das am Computer, aber man kann es auch von Hand machen. Ich teile das Sparkonto auf, und wenn ich diese Beträge zusammenzähle, habe ich den Gesamtbetrag.
So könnte das auch auf einem Blatt aussehen. Ich mag das ganz schnell. Wer sich genauer interessiert, kann mich fragen, wir können mal zusammen einen Kaffee trinken.
Hier habe ich diesen Übertrag. Wir sehen Januar, Februar, März, April. Es zahlt jetzt im Jahr 2022, aber das ist egal. Es sind immer diese 300 Franken, die regelmäßig auf dieses Konto kommen als Rückstellung. Hier ist die Prämienzahlung des Quartals, die kann ich dann eintragen. Dann weiß ich wieder: Jetzt sind wir wieder auf Null, aber das Geld kommt fortlaufend auf dieses Konto.
Das hilft mir, den Überblick zu behalten und sicher zu sein, dass ich genug Geld zur Verfügung habe. Das bringt eine enorme Entwirrung.
Viele, die in Geldnöte kommen, geraten gerade deshalb in Schwierigkeiten, weil sie meinen, sie hätten mehr Geld, als sie tatsächlich haben. Dann kommen die Steuerrechnungen, und sie sagen: „Oh, jetzt habe ich die Steuern bekommen, und ich weiß nicht, wie ich sie bezahlen soll.“ Oder eine Zahnarztrechnung kommt dazu.
Tipp vier: Notiere, was du ausgibst.
Tipp 4: Notiere, was du ausgibst
Das ist etwas ganz Entscheidendes: Seit Jahren schreibe ich mir auf, wofür ich mein Geld ausgebe. Vielleicht haben mich schon einige Beobachter gesehen, wenn wir unterwegs sind. Dann nehme ich mein Portemonnaie heraus, habe so ein Zettelchen dabei und schreibe schnell auf, wenn ich keinen Kassenzettel bekomme, was ich ausgegeben habe.
Anschließend zähle ich das zusammen und trage es zu Hause ein. Das macht meine ganze Familie so. Meine Frau steckt die Einkaufszettel in einen Behälter, meine Kinder schreiben auf, wenn sie etwas für die Schule brauchen, und ich nehme dann den Zettel und trage die Ausgaben in unsere Buchhaltung ein.
Viele Streitereien in Familien entstehen nämlich daraus, dass der Mann der Frau am Ende des Jahres vorwirft, sie hätte zu viel Geld für den Haushalt und für Kleider ausgegeben. Die Frau wiederum wirft dem Mann vor, er hätte zu oft auswärts gegessen und zu viel Geld für sein Hobby investiert. Daraus entstehen unsägliche Streitereien, weil niemand mehr die Übersicht hat, was eigentlich finanziell im Jahr gelaufen ist.
Ich selbst habe oft am Ende des Jahres gedacht: Wo ist das viele Geld hingegangen, das ich verdient habe? Dann habe ich nachgesehen, warum wir so viel Geld gebraucht haben, und ich konnte mich nicht mehr erinnern. Dabei stellte ich oft fest, dass wir eine teure Zahnarztbehandlung hatten oder eine große Autoreparatur, die ich schon lange vergessen hatte, aber weil ich es aufgeschrieben hatte, konnte ich es nachverfolgen.
So sieht man zum Beispiel: Dieses Jahr müssen wir 4 Franken fürs Auto ausgeben oder 6 Franken für eine Zahnbehandlung. Dann ist mir sofort klar, wo der Hase im Pfeffer liegt. Einmal habe ich sogar festgestellt, dass man bei den Beträgen nichts ändern kann.
Aber einmal habe ich auch bemerkt, dass ich noch unterscheide: Wir gehen nicht allzu oft auswärts essen, aber ich unterscheide bei meinen Aufzeichnungen, was wir für Essen kaufen und verkochen, und was wir auswärts essen. In einem Jahr habe ich festgestellt, dass wir zu viel Geld ausgegeben haben, weil wir zu oft auswärts gegessen haben. Auch einige Male McDonald's zählen sich im Jahr zusammen.
Ich habe gesehen, der Betrag ist einfach viel zu hoch, das geht nicht. Im nächsten Jahr haben wir dann weniger McDonald's gehabt, was ja auch nicht schadet – ich meine, es ist auch für die Gesundheit nicht schlecht. So kann man das ein bisschen steuern und sehen, wo man einsparen kann. Sonst weiß man das ja gar nicht.
Im Internet fand ich ein hilfreiches Formular von einer Budgetberatung, das ich empfehlen kann. Wenn man das mit dem Konto nicht machen will oder nicht weiß, wie, sollte man wenigstens das nutzen. Es ist ein A4-Blatt, und wer einen Computer hat, kann es herunterladen. Es ist eine Excel-Datei.
Diese Excel-Datei ist programmiert. Man stellt oben im Formular ein Budget auf, also überlegt, wie viel man brauchen kann. Dann teilt man das auf den Monat auf. Danach schreibt man einfach monatlich auf, wofür man Geld ausgegeben hat.
Das Formular rechnet sofort die Differenz aus. Wenn man zu viel ausgegeben hat, zeigt es eine negative Differenz an, bei weniger Ausgaben eine positive Differenz. Wenn man das über das ganze Jahr macht, kann man es ausdrucken und mitnehmen und hat immer den Überblick.
Wer Excel hat, für den ist das natürlich super. Er kann das herunterladen und hat auf einem A4-Blatt eine komplette Übersicht über die Finanzen. Das ist doch perfekt.
Ich habe das Blatt für diejenigen ausgedruckt, die keinen Computer haben oder die Adresse möchten. Das liegt hinten auf. Man kann das natürlich auch von Hand machen, nur muss man dann selbst rechnen.
Die Krise der Familie Hablützel als Anlass zur Reflexion
Kommen wir zum Schlussgedanken: Die Krise in der Familie Hablützel führte zu grundlegenden Überlegungen. Von daher können sogar finanzielle Krisen hilfreich sein.
Zuerst schauen wir aber, wie es mit der Miss-Tini-Wahl gelaufen ist. Sie hat es bis ins Finale geschafft, doch dann war leider Schluss. Sie belegte nur den zweiten Platz. Seit einer Stunde fühlt sie sich ununterbrochen niedergeschlagen. Wir haben ihr versucht zu erklären, dass es im Leben etwas viel Wichtigeres gibt als eine verlorene Miss-Tini-Wahl. Aber im Moment sieht sie das leider anders.
Du, sag mal, was ist denn für uns im Leben so viel wichtiger? Also ich meine, in unserem Leben?
Ja, jetzt wo du fragst, ich weiß auch nicht genau. Ich müsste erst mal ein bisschen darüber nachdenken.
Ja, das müssen wir wirklich machen. Denn wenn wir erst mal wissen, was in unserem Leben wirklich wichtig ist, dann ...
Was denn?
Ja, dann können wir Aktien davon kaufen, sie investieren und reich werden.
Ah Mann, du bist unverbesserlich. Wie schnell sagen wir, dass etwas wichtig ist! Aber was ist denn wirklich wichtiger?
Manchmal denke ich, gibt es Dinge, die wir einfach so dahinsagen. Und alle finden: Ja, das stimmt, es gibt Wichtigeres. Aber was ist denn wirklich wichtiger?
Haben Sie sich das schon mal überlegt? Was ist wichtiger als Geld in Ihrem Leben? Wichtiger als Erfolg im Beruf, wichtiger als der Gewinn bei einer Teenie-Wahl, bei Mr. Schweiz oder Mr. Universum oder was man sonst alles werden kann?
Was ist denn wichtiger?
Und Herr Hablützel, Sie haben ganz recht: Wenn man das entdeckt hat, was wirklich wichtiger ist, dann sollte man davon Aktien kaufen – wenn man das kann.
Jesus sagte nämlich einmal etwas Ähnliches: „Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie zerfressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Macht das nicht! Das hat keine Zukunft. Sammelt euch stattdessen Reichtümer, von mir aus Aktien im Himmel, Himmelsaktien, wo weder Motten noch Rost sie zerfressen, kein Kurssturz passiert und wo keine Diebe einbrechen und stehlen.“
Es gibt Aktien, die wir nicht an der Börse erwerben, sondern Reichtümer, die wir im Himmel anlegen können. Jesus spricht hier von einem Reichtum, der nicht vergänglich ist – unvergänglich und für den es sich lohnt zu leben.
Also, Herr Hablützel, wo auch immer Sie jetzt sitzen: Hier sollten Sie Aktien kaufen. Jesus hat die Aktie, die wir brauchen.
Freiheit durch geordnete Finanzen und himmlische Werte
Wenn wir unsere Finanzen geordnet haben und nicht mehr vom Geldleben bestimmt werden, sind wir frei für die wichtigen Dinge des Lebens. Dann muss ich nicht ständig überlegen, wann ich die nächste Rechnung bezahle oder ob ich genug Geld habe. Auch die Frage, wo ich mein Geld verstecke, damit es mir niemand nimmt, entfällt.
Wenn ich meine Finanzen im Griff habe, bin ich frei, mich den wesentlichen Dingen dieses Lebens zuzuwenden. Dann kann ich auch das, was ich habe – sei es viel oder wenig – auf die richtige Weise genießen, wie wir es am Anfang im Buch Prediger gehört haben. Es gibt wichtige Dinge, wichtigere Dinge und Dinge, die über unseren Tod hinaus von größter Bedeutung sind. Darüber werden wir am nächsten Sonntag mehr hören – über die Frage nach dem Ziel und den wichtigen Werten des Lebens.
Wenn wir jedoch ein Durcheinander in unseren Finanzen haben und das Geld unser Denken beherrscht, dann ist unser Kopf oft nicht frei für das, worauf es wirklich ankommt. Jesus sagt: "Sammelt euch stattdessen Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie zerfressen, und wo keine Diebe einbrechen und sie stehlen."
Ich bete mit uns: Ja, Herr Jesus, wir sind in diese Welt hineingestellt, die Du erschaffen hast, in der wir leben, arbeiten und mit Geld und Gütern umgehen müssen und dürfen. Doch wir stehen in der Gefahr, dass uns das auffrisst und uns den Blick verstellt für das, was wirklich Bedeutung hat, für das, was wirklich wichtiger ist.
Wir sagen manchmal leichtfertig: Es gibt Wichtigeres. Doch oft wissen wir gar nicht, was das ist. Du aber weißt es: Es ist das Sammeln von Schätzen im Himmel. Schenke uns, dass wir dies entdecken – beim Lesen der Bibel, im Gespräch mit Dir. Lass in uns eine Sehnsucht wachsen, wenn wir diesen Reichtum noch nicht gefunden haben, damit wir ihn entdecken können: einen Reichtum, der über das Leben auf dieser Erde hinaus Bedeutung hat.
Danke, Herr Jesus, dass Du in diese Welt gekommen bist und uns die Augen geöffnet hast für das, was viel besser und viel wichtiger ist. Amen.