Dankbarkeit und Einstimmung auf den Gottesdienst
Nun danken wir dem Jugendchor, dass er heute so viel Rücksicht genommen hat und uns auch jetzt am Anfang unseres Gottesdienstes noch so reich beschenkt.
Heute haben wir den Konfirmanden zugerufen: Christus spricht, ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt – und das gilt jetzt für uns alle – wird nicht in der Finsternis wandeln, weil Jesus lebt, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Nun singen wir gemeinsam das Lied 440. Unser Programm unterscheidet sich vom Konfirmationsgottesdienst, denn diese Lieder sind nicht dieselben. Das Lied 440 ist ganz frisch und neu. Es stammt von Johannes Zwick, dem Reformator von Konstanz. Er starb, als er die Pestkranken pflegte, wohl bewusst, dass es sein Tod bedeuten würde. Doch in großer Hingabe war er ein großer Liedersänger vor dem Herrn.
Das Lied 440 heißt: Du bist das Licht der Welt. Es will auch heute Morgen unsere Finsternis erleuchten. Du weißt, wo es dunkel ist bei uns – wo Sorgen und Ängste, aber auch Sünde und Ungehorsam alles verdunkeln.
Wir möchten dir, lieber Herr Jesus, nachwandeln. Das, was wir den Konfirmanden heute eingeschärft haben, soll auch für uns gelten: dass du uns auf deinem Weg und innerhalb der Schranken deiner Führung erhältst. Dass wir nicht abirren, nicht ungehorsam sind und uns nicht von dir wegtreiben lassen durch irgendwelche Versuchungen.
Stattdessen wollen wir Hörer und Täter deines Wortes sein – auf dem festen Grund deines Redens, deiner Gebote, Herr, und deiner Gnade.
So sind wir gespannt, Herr, was du uns heute an neuer Ausrichtung, neuer Orientierung, Hilfe und Ermutigung schenken willst. Wir wollen jetzt in der Stille mit dir weiterreden.
Bei dir, Herr, ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht. Amen!
Lied und Übergang zur Predigt
Nun wollen wir das Lied 620 singen: „Gott will es machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist.“ Das führt uns schon hin zur Predigt. Das Lied stammt von Herrn Schmidt, den wir verschiedentlich immer wieder erwähnt haben. Herr Schmidt war Pfarrer in Popfingen. Damals, in einer schweren Kriegsnot, hatte er die Typhuskranken gepflegt. Das hat er durch sein Handeln bewiesen: Aus Glauben heraus hat er sich mutig in Gefahr begeben.
Wir singen die Verse 1 bis 4. Dabei machen wir einen Einschnitt. Wir singen oder lesen alle Verse, aber zunächst einmal 1 bis 4, Lied 620.
Mein Großvater Kaufmann hatte die Angewohnheit – wahrscheinlich hat er das irgendwo in einer Evangelisation gehört – einen kleinen Dreher in den Vers einzubauen. Er hat aus dem ersten Vers gesagt: „Wenn nur du bei Jesus bist.“ Das ist mir seitdem hängen geblieben. Es ist eine persönliche Sache, die man klären muss.
Ich will es Ihnen heute noch einmal eindringlich sagen: Bringen Sie Ihr Leben ganz unter den vollen Segen Jesu, und dann können Sie fröhlich bleiben.
Daniel Herrnschmid war später Professor in den Halleschen Stiftungen bei August Hermann Francke. Dieses Lied „Der Glaubenszuversicht“ ist ganz besonders schön.
Jetzt singen wir die weiteren Verse 5 bis 9: „Glaub nur feste, dass das Beste über dir, über dich beschlossen sei.“
Kleine Glaubenshilfen und Einführung zum Predigttext
Es gibt kleine Hilfen im Glauben, die nicht unbedingt wichtig sind und auch keine heilsnotwendigen Dinge darstellen. Dazu zähle ich zum Beispiel das kniende Gebet.
Vor dreißig Jahren, als ich nach Hova gekommen bin, hätte ich es gern eingeführt, auch für unsere Gebetstunden. Aber ich hatte nicht den Mut dazu. Das kniende Gebet ist eine biblische Sache, doch ich empfehle, es in Ihrem privaten Gebet zu verwenden. Dadurch wird Ihre Sammlung zunehmen.
Eine andere Hilfe ist, laut Lieder zu lesen. In dunklen Stunden der Schwermut und Traurigkeit lesen Sie doch laut. Das kann Sie zu Ihrem Gott aufschwingen. Oder hier: „Lass die Wellen höher schwellen! Wenn du nur bei Jesus bist.“
Dann wird er es unversehens tun, wenn er seine Hilfe bringt und seine Lösung offenbart. Er wird diejenigen beschämen, die daran zweifeln. Es ist schön, wenn man das auch durchs Ohr hört, wie der Kämmerer aus dem Morgenland, der laut auf seinem Wagen gelesen hat. So geht viel mehr ins Herz hinein.
Dieses Lied passt gut zu dem Wort, das unserer heutigen Predigt zugrunde liegt. Einige wenige haben mich immer gefragt: Warum bist du vom Text abgewichen? Die Ordnung unserer Kirche ist keine heilsverpflichtende Ordnung für mich gewesen. Es gibt immer wieder Texte, über die man nie predigt.
Ich habe zum Beispiel in meinem ganzen Leben noch nie über den sehr wichtigen, Ihnen bekannten Abschnitt vom sinkenden Petrus gepredigt. Deshalb will ich heute diesen Text zugrunde legen. Er ist so wichtig für unser Glaubensleben.
Es handelt sich um Matthäus 14, Verse 22-33. Nur im Matthäusevangelium steht von dem sinkenden Petrus. Die anderen Teile der Geschichte vom Sturm finden sich auch in den anderen Evangelien.
Die Geschichte vom sinkenden Petrus
Und alsbald trieb Jesus seine Jünger an, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren, bis er das Volk gehen ließ. Nachdem er das Volk hatte gehen lassen, stieg er allein auf einen Berg, um zu beten. Am Abend war Jesus dort allein.
Das Boot war schon weit vom Land entfernt und geriet durch die Wellen in Not, denn der Wind stand ihm entgegen. Aber in der vierten Nachtwache, also gegen vier Uhr morgens, kam Jesus zu ihnen und ging auf dem See.
Als die Jünger ihn sahen, wie er auf dem See ging, erschraken sie und riefen: „Es ist ein Gespenst!“ und schrien vor Furcht. Ich habe oft Diskussionen gehört, vor allem naturwissenschaftliche, ob das möglich sei. Aber wissen Sie, wenn Jesus mich aus dem Grab lösen soll, aus dem Tod befreien soll, sodass er nach meiner Beerdigung sogar die Knochen noch herausgraben kann, dann ist das ein viel größeres naturwissenschaftliches Wunder, als wenn Jesus auf dem See gehen kann.
Wenn Jesus der Herr des Himmels und der Erde ist, von Anbeginn der Welt da war, dann ist das alles viel, viel größer. Und darum geht es: Dass er Herr des Himmels und der Erde ist. Und ich mit meinen Augen, die so wenig von der Welt Gottes verstehen, kann Gott sowieso nicht sehen und gar nichts begreifen. Wir sind bloß Gespenster und haben nichts von der Herrlichkeit Jesu.
Doch sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: „Seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht!“ Petrus aber antwortete ihm und sprach: „Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser.“ Jesus sprach: „Komm her!“
Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser, um auf Jesus zuzugehen. Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken. Er schrie: „Herr, hilf mir!“ Das ist wahrscheinlich das kürzeste Gebet in der Bibel, ein Gebet, das Jesus erhört hat.
Jesus aber streckte sogleich die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: „Du Kleingläubiger!“ Ich sage immer gern „Du Kurzgläubiger“, denn der kleinste Glaube, so klein wie ein Senfkorn, versetzt Berge. Du hast also nur kurz geglaubt, ein paar Minuten oder oft nur Sekunden, und dann riss dein Glaube wieder ab.
„Du Kurzgläubiger, warum hast du gezweifelt? Hältst du nicht auch vor den Wellen noch stand? Es reicht der erste Schritt oder auch der zweite.“
Dann traten sie in das Boot, und der Wind legte sich. Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: „Du bist wahrhaftig Gottes Sohn.“
Gedanken zur Bootsfahrt und zum Sturm des Lebens
Ich würde gerne mit Ihnen eine Bootsfahrt machen. Das war immer noch so ein Traum, ob es einmal klappen würde. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, mit dem Boot auf dem Neckar nach Marbach fahren – an einem herrlichen Maienabend mit dem Posaunenchor an Bord – wäre doch herrlich und muss etwas Schönes sein.
Auf dem See Genezareth war es auch immer touristisch schön. Ich hoffe, dass Ihr Leben etwas hat von einer vergnügten Bootsfahrt, mit netten Freunden unterwegs, bei der man den schönen Blick genießt. Wie herrlich ist das im Frühling! Dort am See Genezareth sind die Wiesen über und über voll mit diesen herrlichen, gelb leuchtenden Blüten, ein Meer, wie wir es auch schon oft erlebt und erfahren haben.
Und dann passiert das Unfassbare: Ein ganz schreckliches Unwetter bricht los. Wir haben das auch einmal auf einer Touristenreise am See Genezareth erlebt. Die Leute im benachbarten Kibbutz sagten, seit 50 Jahren hätten sie so etwas im Juni nie erlebt. Unser Boot konnte nicht mehr in den Hafen hineinfahren. Wir saßen noch außen auf der Reling des Schiffs und waren im Nu durchnässt. Wir lachten noch über das kleine Wölkchen und sahen, wie dieser See Genezareth aufgewühlt wurde.
Aber die Männer in diesem kleinen Boot waren erfahrene Männer, die sich schon durch manche schwierige Stunde hindurchgekämpft hatten. Jetzt schrieen sie: „Jetzt sind wir verloren, jetzt hört alles auf!“ Sie ruderten verzweifelt, kamen aber nicht gegen diese schrecklichen Wellen an.
Es ist an unserer Zeit, einer gottlosen Zeit, und sie wird immer gottloser. Interessant ist, dass fast alle Leute plötzlich eine religiöse Frage stellen, wenn sie in einer Krise sind. Wie heißt die religiöse Frage? „Warum, Gott? Wie kannst Du das zulassen, Gott?“ Können Sie eine Antwort darauf geben? Sagen Sie: „Gott wollte das“, sonst kommen Sie nie dahinter.
Es steht am Anfang da: Jesus trieb seine Jünger ins Boot. Wusste er wirklich nicht, was in dieser Nacht auf sie zukommt? Natürlich wusste er es. Er wollte, dass seine Jünger im Sturm die tollste Glaubenserfahrung ihres Lebens machen. Das möchte ich Ihnen sagen für die Krisen, durch die Sie gehen.
Es ist das Zeichen unserer Gottlosigkeit heute, dass wir immer wieder Gott anklagen und sagen: „Warum, Gott?“ Statt damit zu rechnen, dass Gott uns auch durch finstere Täler führt. Aber er führt, und er lässt uns nicht umkommen. Keiner wird zu Schanden, der auf ihn traut. Im Gegenteil, wir erfahren die Herrlichkeit Gottes – überwältigend groß und immer weiter, viel besser und wunderbarer, als wir es je hatten.
Darum endet diese fröhliche Bootsfahrt auf dem See Genezareth so schrecklich in diesem schlimmen Sturm. Darum werden diese starken Männer in ihrer ganzen Ohnmacht offenbar. Sie drücken an den Rudern und werfen sie hinein. Mit der letzten Kraft versuchen sie, alles zu schaffen, aber sie kommen nicht vom Fleck – weil das wahr ist.
Persönliche Erfahrungen mit Krisen und Gottes Führung
Immer wenn ich in der Kirche bin, denke ich daran, wie alles in Staub und Asche gesunken ist, als unser Stuttgart im Krieg in Rauch aufging. Das gehört zu den unvergesslichen Lebenseindrücken für mich.
Wie über Nacht sind bei der Währungsreform alle Guthaben zusammengeschmolzen. Plötzlich wurde all das, was uns im täglichen Leben so wichtig war, unwichtig. Ich weiß, wie furchtbar das auf Sie wirken kann. Sie müssen ganz real auf Ihr Leben blicken und wissen: Ja, ich werde nicht mehr ganz gesund, denn die Ärzte können mir auch nicht helfen. Ich stehe mit meinem Leben in der Hand Gottes.
Und dann gibt es die vielen Krisen: Der Handwerksmeister, dessen Betrieb zusammenbricht, weil ein Kunde nicht pünktlich zahlt. Warum muss er das durchmachen? Warum passieren solche Dinge? Warum bricht jemand mit einer labilen seelischen Verfassung zusammen und verliert den Lebensmut? Gott will, dass das wackelt, was uns so wichtig ist, was wir als normal ansehen und wo wir uns bewegen. Auf einmal merken wir, dass es ein Abgrund ist, in den wir stürzen.
Nein, gerade das ist am Ende eben doch nicht so. Das ist kein Abgrund. Aber wir müssen es einmal fühlen. Wir müssen durch die großen Erschütterungen hindurch. Es muss sein, dass wir in diese Krisen kommen, wo wir fragen: Was hält mich eigentlich? Vielleicht sind wir manchmal viel zu oberflächlich in unserer Zeit, weil wir sagen: Uns geht es doch gut, wir haben keine Sorgen. Ist das alles? Ist das nicht ein gottloses Christentum?
Wenn wir meinen, wir müssten die Wunder Gottes darin erleben, dass alle Probleme sich im Nu lösen und alle Krankheiten mit einer Heilung enden, dann ist das nicht die Weise unseres Herrn, wie er uns führt. So ist das nicht im Neuen Testament beschrieben. Jesus treibt seine Jünger in den Boden und sagt: Jetzt sitzt ihr hinein! Und Jesus betet. Das wissen wir, dass Jesus vor dem Vater für seine Jünger eintritt. Er lässt sie nicht allein im Sturm.
Was brauchen sie mehr, als das zu wissen? Der Geist Gottes vertritt sie mit unaussprechlichem Seufzen. Lass die Wellen höher schwellen, wenn nur du bei Jesus bist.
Wenn unsere Konfirmanden heute ihren Glauben festmachen wollen, dann ist damit ja irgendwo mehr gemeint, als wir oft denken. Wo will ich ihn denn festmachen? Indem ich auf Jesus blicke, der Herr ist auch über ein tobendes Meer, der Herr ist auch über Tod und Hölle, dem alles gehört und bei dem nichts unmöglich ist. Es gibt in dieser Welt überhaupt keine andere Geborgenheit, kein anderes Ziel.
Reden Sie doch mit den Menschen darüber, über Ihre Nöte und was Sie erleben. Erzählen Sie das weiter! Es ist ein aufregendes Evangelium, das Sie weitergeben können: Nur Du hältst mich.
Und da machen die Jünger plötzlich die Erfahrung, dass sie nie allein sind. Sie waren völlig allein in diesen tosenden Wellen. Das ist im Evangelium so bewegend, wie ehrlich Sie das beschrieben haben. Es ist ja fast ein Spott, dass Sie meinen, Jesus wäre ein Gespenst.
Sie müssen nur Jesus erkennen, weil er ganz ähnlich auferstanden war, wie Sie meinen, Jesus sei ein Gärtner. Also müssen Sie nur wissen, wer Jesus war. Sie hatten Schwierigkeiten, Jesus mit ihren Augen zu erkennen. Das ist ja bei uns ähnlich.
Jeder von Ihnen hat schon verschiedene Begegnungen gehabt, stille Geheimnisse, die er mit sich trägt. Vielleicht eine wunderbare Rettung bei einem schweren Autounfall, ein Erlebnis, bei dem ein Wort sie getroffen hat, und sie spürten: Gott ist ganz nah. Man erschrickt und fragt sich: Wer ist das? Was ist das? Man kann das oft nie richtig deuten, bis man das Wort Jesu hört.
Es ist ein Geheimnis, und das kennen wir aus vielen anderen Stellen der Schrift. Sie dachten, es wäre ein Gespenst oder irgendeine Erscheinung. Glauben Sie doch nicht, dass irgendwelche visionären Dinge ihren Glauben fester machen können. Was soll an Visionen fest sein?
Was Sie festmacht, ist die Stimme Jesu. Keine übernatürliche Stimme, sondern die Stimme, die man mit den Ohren vernehmen kann, so wie Abraham den Ruf Gottes vernommen hat, wie Mose und David, und wie die Jünger, die getragen wurden von den Worten: Folge mir nach! Seid getrost, ich bin’s.
Zeugnisse und Ermutigungen im Glauben
Gestern waren wir mit einigen Leuten bei einer Hochzeitsfeier. Am Tisch sprachen wir darüber, und ich sagte: Wisst ihr, dass es nichts Herrlicheres gibt als Krankenbesuche? Wenn man das immer wieder erleben darf – ich vertraue ja auch nicht immer darauf und denke manchmal: „Weh, das!“ – und dann kommt man zu Menschen, denkt darüber nach, wie man sie aufrichten kann, sagt ein Gotteswort, und plötzlich wird einer fröhlich. Da weicht sogar die Angst vor dem Sterben. Jesus offenbart sich durch sein Wort, und ich habe das so oft erlebt. Doch es bleibt ein Geheimnis.
Wenn man das erlebt hat bei jungen Menschen, die man zum Sterben begleiten musste, bei alten Menschen, aber auch gesehen hat, wie Menschen das Wort verworfen haben und im Unfrieden starben – das Wort Jesu: „Ich bin’s, ich bin doch da, auch wenn du mich nicht siehst, ich umgebe dich von allen Seiten, sei getrost.“ In dem Augenblick, in dem wir Angst empfinden, wenn wir denken: „Ich stürze in bodenlose Tiefen, ich weiß gar nicht, wie alles weitergehen soll“ – dann sagt Jesus: „Lass mich doch machen!“ Und das ist so einfach!
Wissen Sie, das sehen die Menschen heute im 21. Jahrhundert. Und ich bitte immer wieder: Reden Sie über Menschen, aber nie über etwas anderes. Reden Sie nie über Kirchen, Pfarrer, theologische oder ökumenische Fragen. Sagen Sie den Menschen: Jesus, der Herr des Himmels und der Erde, ist bei dir. Kümmern Sie sich nicht darum, wenn Leute das nicht annehmen.
Es gibt viele Dinge in unserem Leben, die uns erst nach Jahren klar und bewusst werden, die aufgehen und Frucht bringen. Sagen Sie das! Das Einzige, was Menschen hält und trägt, ist diese Botschaft. Und wir haben es unseren Konfirmanden als eine Bringschuld mitzugeben: In welche Krisen ihr auch kommt, ihr werdet erleben, wie Jesus da ist. In den dunkelsten Wolken, im Windsturm sagt er: „Seid getrost, fürchtet euch nicht.“
Dabei geht es nicht nur darum, ob man über Wasser gehen kann. Es geht sogar darum, ob man die Schrecken des Todes nicht mehr fürchtet. Ob man plötzlich schwere Schuld, die uns im Gewissen oft erst hinter Todesnot schrecklich bewusst wird, fröhlich wegwerfen darf, weil man weiß: Jesus hat vergeben und ausgelöscht. Ich bin von ihm angenommen. Ist das wirklich wahr? Gibt es Raum bei ihm, wo ich mein Leben in seine Hände legen darf? Und er wird mich hindurchtragen zu seiner Herrlichkeit.
Ja, es ist nötig, dass wir erschüttert werden in unserer stumpfen Sicherheit. Wir, die wir uns so eingerichtet haben in dieser Welt, die doch vergeht, wo nichts Bestand hat – in unserer reichen Welt der Sattheit. Wie gut ist es daher, dass wir erschüttert werden! Das muss sein, sonst würden wir nie eine neue Jesuserfahrung machen.
Und das ist herrlich, wenn wir dann zusammenstehen und sagen: Da wollen wir dabei sein, wenn einer in der Krise ist. Da wollen wir dahinterstehen, fürbitten, Besuch machen. Es ist gar nicht viel zu reden, aber das wollen wir sagen: Das sollst du wissen, Jesus vergisst dich nicht. Jesus wird die schwere Krankheitszeit zur Segenszeit machen.
Ja, wir hatten heute auch einen Konfirmanden, der gestern wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden musste und nicht konfirmiert werden konnte. Das ist besonders schwer für ihn, denn er hatte sich so auf seine Taufe gefreut. Aber ich dachte: Wenn es nur zum Segen wird, dass er gerade merkt: Jesus führt mich und nimmt mich besonders an. Vielleicht hat er sich das selbst gewünscht, nicht die Eltern. Er hat sich selbst gewünscht, konfirmiert zu werden, war in keiner Jungschar gewesen.
Aber es ist doch schön, wenn ich weiß: Auch die Krisen haben bei Jesus ihren Sinn. Sie bringen mich dahin, dass ich ihn neu erfahre. Und das wollen wir Jesus jedem wünschen: Sei getrost in deinen Ängsten! Obwohl das manchmal schwer ist – wenn man zweimal durch das Examen fällt und weiß: „Jetzt ist dieser Weg mir verschlossen.“ Das ist schwer, auch in der Krankheit.
Aber das Lied von Herrn Schmidt hat das als Glaubenszeugnis umgesetzt: „Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilfe mit Macht herein, um dein Krämen zu beschämen, wird es unversehens sein.“
Der Mut des Petrus und die Bedeutung des Glaubens
Hält das wirklich, was Jesus sagt? Wer ist Petrus, der hinaus aufs Wasser geht und sagt: „Herr, sag mir doch, was ich tun soll“? Man kann bei der Schriftauslegung immer auch eigene Gedanken haben. Ich lese zum Beispiel gerne alte Predigten.
Traugott Hahn, der Märtyrer, der 1919 im Baltikum von den Bolschewiki erschossen wurde, hat in einer seiner Predigten gesagt, er sei nicht sehr glücklich darüber, dass Petrus dies getan hat. Er hatte immer Angst, dass Christen etwas Außerordentliches wollten, ein Kunststück wagen. Er war immer dafür, gerade als Märtyrer, der auch gesagt hat, man solle sich nicht zum Martyrium drängen, dass es viel wichtiger sei, im Kleinen treu zu sein und im Alltag den Glauben zu bewähren.
Erlauben Sie mir, trotzdem zu sagen: Bei Petrus war das eine große Sache. Er war immer derjenige, der mit Jesus etwas Neues wagen wollte. Er war bereit, auch schwere Wege zu gehen. Es war kein leichtsinniges Risiko, das er einging. Er sagt: „Ja, Herr, wenn du es mir befiehlst, auf dein Wort hin will ich wagen. Ich will keine Kunststücke machen, um mich groß zu tun, sondern ich will für dich etwas wagen. Ich will mich dir ganz zu eigen geben.“
Ich glaube auch, dass wir es so sehen dürfen: Als ein Zeichen des Glaubensmutes, dass Gott von ihnen erwarten kann, auch schwere Wege zu gehen. Sie suchen Erfüllung, und Gott hat ihnen im Leben nicht die Erfüllung gegeben, die sie sich erhofft hatten. Ein Ehepaar, dem Gott die Kinder versagt hat, anderen hat er den Beruf versagt, wieder andere sind durch Bosheiten von Mitmenschen nicht zu ihrem richtigen Platz gekommen. Ich habe oft den Eindruck, die meisten Menschen sind im Leben zu kurz gekommen, und sie tragen schwer daran.
Aber das gilt nicht, wenn ich ihm glaube: „Herr, ich will mit dir etwas Großes wagen. Und wenn du mich diesen schweren Weg gehen lässt, dann will ich wenigstens das erfahren, dass es dein Siegesweg ist und dass ich große Dinge mit dir daraus mache.“ Ich will nichts Eigenes, will mich auch nicht von meinen Gefühlen treiben lassen, von meinen Wünschen und Begierden, die oft genug mich in die Sünde hinunterreißen. „Herr, ich will doch mit dir gehen, und wenn du willst, dann kann ich das tun. Dann kann ich den Triumph des Glaubens erleben.“
So geht Petrus hinaus und bricht ein. Nicht, weil das Wort Jesu nicht trägt, sondern weil unser Glaube so schwach ist. Deshalb ist es gerade so groß, dass der Felsenmann Petrus auch der zweifelnde Petrus ist – der einzige. Und das ist wieder gut, denn so dürfen wir uns nie etwas auf unsere Glaubenskraft einbilden und stolz sagen: „Ich, mit meinem Glauben.“ Der starke Glaube hat auch seine schwachen Stunden.
Und schauen Sie nicht so sehr auf sich. Wir haben das schon im Letzten gesagt: Schauen Sie nicht dauernd auf sich, nicht dauernd auf Ihre Schwäche. Es gibt Christen, und das gehört in unserer individualistischen Zeit dazu, die dauernd über ihre Glaubensprobleme reden, über ihre Anfechtungen und Nöte.
In uns ist ein Sumpf, und unter uns ist ein Abgrund und ein Sog dorthin. Aber dann geht mein Blick auf Jesus. Und wenn ich ihn sehe, dann weiß ich: Er hilft mir. Dann kann ich nicht untergehen. „Oh, du kurzsichtiger Simon, warum schaust du denn auf die Welle?“ So haben sie in ihrem Leben gar nie weitergemacht. Sie werden bis zu ihrem Lebensende humpelnde Christen bleiben. Grämen Sie sich nicht darum. Aber Sie haben einen starken Heiland, der einen starken Arm hat – das ist das Letzte.
Ich weiß nicht, wie das überhaupt möglich ist, wie Jesus in diesem tobenden Unwetter einen so starken Mann hält. Ich stelle mir Petrus nicht als Leichtgewicht vor. Wie kann er denn wirklich halten in diesem untergehenden Meer? Ich bin auch Rettungsschwimmer und weiß, wie schwierig es überhaupt ist, im Wasser Menschen zu retten. Die Gefahr ist ja immer, dass der Ertrinkende den anderen mit runterzieht.
Das einzige Mal, wo es richtig funktioniert, ist bei Jesus. Seine Hand ist so stark, dass er sie trägt. Und das Geheimnis eines starken Glaubens ist, dass wir in unserer Schwachheit durch die Gnade Jesu getragen werden. So herum ist es richtig. Und da darf ich ganz fröhlich sein. Das ist ein Grund, warum auch Konfirmanden fröhlich werden können und sagen: „Das ist fest.“
Darum kann ich ein Ja dazu sagen, weil ich ein ganzes Leben lang ein humpelnder, versagender und schwacher Christ bin. Ich weiß nicht, wie die anderen das fertigbringen mit dem großen Leuchten und Strahlen und so. Wir haben einen strahlenden Heiland, und seine Hand ist stark. Das ist die Erinnerung daran, warum sie so stark ist.
Es ist sein Triumph, dass er Unwürdige rettet, Zweifelnde, Schwache, und dass ihm keiner zu tief ist, schon hineingezogen in diesen Schock, den er nicht retten könne – nicht meine Glaubenskraft.
Lassen Sie mich von der gottlosen Welt sprechen: Man muss sich nur um den Glauben einbilden, was man will, und muss fest daran glauben, als ob man das könnte. Wenn die Krisen kommen, zittert mein Glaube auch. Aber das Herrliche ist, dass Gott Verheißungen wahrmacht, dass Gebet erhört wird, dass der Zuspruch von Freunden und Seelsorgern wirkt, weil der Heilige Geist durch das Wort wirkt und die Worte Gottes Geist und Leben sind.
Wir leben nicht aus irgendeiner heimlichen Kraft, nein, nur aus dem Blick auf Jesus – das ist der Glaube. Und es ist herrlich, dass das in dieser Geschichte des sinkenden Petrus am Ende dasteht und die Jünger alle sagen: „Wer ist der?“ Ja, das können nur die verstehen, die hindurchgegangen sind und sagen: „Was ist das für ein Wunder, dass der Herr Jesus mich bis heute hindurchgetragen hat, dass er mich nicht losgelassen hat und dass er mich durchbringen will.“
Wer an ihn glaubt, wird nicht zu Schanden. Nur der, dessen Hand so stark ist, blickt nicht auf die Nebensachen. Die Wellen sind Nebensachen, der Sturm ist Nebensache, auch die Krisen sind Nebensache. Sie sind nicht die Hauptsache meines Lebens. Die Hauptsache ist Jesus, der Herr. Amen.
Abschlusslied und Gebet
Und nun singen wir noch das Lied „Stark ist meines Jesu“. Ich dachte, wir singen alle Verse 617.
Wir wollen beten: Danke, Herr, dass du uns auch erschüttern kannst. Danke, dass du unsere Selbstsicherheit zerbrichst, unseren Hochmut und unsere Überheblichkeit, unsere Rotzerei und unsere Angeberei. Herr, es fällt uns oft nicht leicht.
Wir wollen dich anklagen, aber wir merken, dass ein Segen darin steckt. Und danke, dass das jeder erleben darf. Dass du keinen hinausstößt, der zu dir schreit – und wie kurz das Gebet auch ist. Und wenn es vom Zweifler kommt, wirst du keinen hinausstößen.
Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben. Danke, dass du der Heiland und der Retter bist und dass du mit unserem Leben durchkommst. Darum bitten wir dich, Herr: Bewahre unsere Herzen und Sinne in dir, in deiner Nachfolge.
Wir können so schlechte Zeugen von dir sein. Wir können nur erzählen, wie überwältigend deine Gnade erfahren haben. Und das wollen wir allen sagen. Herr, gib diesem Zeugnis doch Nachdruck, damit Menschen dich erkennen können, zum Glauben an dich kommen und gerettet werden.
Vielen Dank, dass keine Dunkelheit, kein Abgrund uns verschlingen kann, weil deine durchbohrte Hand uns hält. Und weil keine Schuld so groß ist, dass sie nicht vergeben werden könnte. Du bist der Retter und Heiland für die ganze Welt, damit niemand verloren geht, sondern das Heil in dir findet.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigen.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Einladung zum Abendmahl und Abschiedsworte
Nur kurz sei noch erwähnt: Heute Abend findet die Abendmahlsfeier nicht nur für die Konfirmanden statt. Gerne sind alle eingeladen, die an einem schlichten Abendmahl teilnehmen möchten.
Kai, wir möchten dich dazu einladen. Allerdings brauchen wir noch einen Platz für dich. Kai Hofendi, ein wichtiger Vertreter der Jugend im Kirchengemeinderat, verlässt uns. Er wird uns jetzt noch ein Wort sagen. Kai, komm bitte hierher!
Ja, wir ziehen beruflich um. Ich bin schon seit einigen Jahren in Karlsruhe tätig. Deshalb ziehen wir jetzt um, da das tägliche Pendeln viel Zeit in Anspruch nimmt. So bleibt für die Gemeinde nicht mehr viel Zeit übrig.
Ich möchte mich einfach noch einmal bedanken. Wir sind hier in der Jugend aufgewachsen, hier zum Glauben gekommen und haben hier unsere geistliche Heimat gefunden. Das bedeutet natürlich viel, wenn man nun geht. Man verlässt seine Heimat, sein Zuhause.
Ich möchte mich nochmals bei der Gemeinde bedanken für das, was wir hier erfahren durften. Wenn man in der neuen Heimat ankommt, ist man sicher auch auf der Suche nach einer Gemeinde. Man weiß noch nicht, wo es dort geistliches Leben gibt. Doch wir wissen, wie wir gehört haben: Jesus ist stark, auch wenn er arm war. Er wird auch dort für uns sorgen.
Für Sie stehen ja auch Umbrüche und neue Dinge an, die im Sommer bevorstehen und Veränderungen mit sich bringen. Da ist es gut, dass wir wissen, wie Paulus es gesagt hat: Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen (Römer 8,28).
Gott segne Sie. Vielen Dank, auch deiner lieben Astrid herzliche Grüße und großer Dank für all die Dienste, die ihr bei uns geleistet habt. Sei es bei den Newcomer-Treffen oder anderswo – überall war eure Handschrift zu spüren.
Wir halten euch in guter Erinnerung und freuen uns, wenn man sich wieder trifft.
Hinweise zu kommenden Gottesdiensten und Missionstag
Jetzt haben wir zum dritten Mal keinen zweiten Gottesdienst. Das steht zwar auf dem Zettel, aber ich möchte es noch einmal in Erinnerung rufen.
Am nächsten Donnerstag, an Himmelfahrt, ist der Missionstag. Dort findet der erste Gottesdienst mit Fernsehübertragung statt. Anschließend gibt es eine Einheit, in der aus der Arbeit der Hilfe Brüder berichtet wird. Wir erhalten einen Bericht aus Nordkorea und anderes.
Auch Frau Wollenberg vom Massai-Landwirt wird dabei sein. Es handelt sich um ein Treffen von christlichen Fachkräften und Missionaren. Sie laden herzlich ein. Es ist ein schönes Mittagsfest geplant, bei dem nette Begegnungen möglich sind. Dort können Sie Kontakte knüpfen und vor allem erfahren, was Gott heute in aller Welt tut.
Um elf Uhr gibt es dann den Bericht. An Pfingsten und Pfingstmontag haben wir keinen zweiten Gottesdienst, da in den Schulferien die Gestaltung oft anders ist. An Pfingsten und Pfingstmontag entfällt der zweite Gottesdienst also. Der Sonntag vor Pfingsten, auch wenn er in die Schulferien fällt, ist jedoch ein regulärer Gottesdienst.
Nun zum vierten – wann ist das genau? Ja, der vierte. Es ist etwas ungewöhnlich, aber wir machen nur an Pfingsten und Pfingstmontag frei. An diesen Tagen finden die großen Pfingsttreffen statt, an denen wir teilnehmen.
Das heutige Opfer ist für unsere Konfirmanden und für die Kinder in dem Heim in Nordkorea. Dort sorgen wir für tausend Kinder mit. Auch die Hungerflüchtlinge, die in der Chilin-Provinz in der Mandschurei versorgt werden, sind Teil unserer Unterstützung. Ich war noch im Dezember dort und konnte mit diesen Kindern sprechen.
Es ist ein wunderbares Liebeswerk, das dort über die Janschi-Universität geleistet wird – trotz der unvorstellbaren Not und Christenverfolgung in Nordkorea.
Der Missionstag ist auf dem Programm hinten noch aufgeführt. Dort können Sie sich noch informieren.
Schlusssegen
Wollen wir um den Segen Gottes bitten?
Herr, segne uns und behüte uns. Erhebe dein Angesicht, leuchte über uns und sei uns gnädig. Richte dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
