Besinnung in der Tiefe

Jürg Birnstiel
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Serie | 5 Teile

Widerstand gegen Gott - Der Fall Jona

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Einleitende Gedanken

Jona war am Ende seines Lebens angekommen. Jeder auf diesem Schiff wusste, dass es für Jona den Tod bedeutet, wenn sie ihn über Bord werfen. Gerne hätten sie es vermieden, aber sie hatten keine andere Möglichkeit. Der gewaltige Sturm liess ihnen keine andere Wahl. Sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Sofort wurde es ruhig. (Jona 1, 15) Man könnte vielleicht noch einen Hoffnungsschimmer sehen, dass Jona, wenn sich das Meer sofort beruhigte, sich schwimmend retten konnte, aber er konnte kaum schwimmen, so musste er ertrinken.

I. Das Zeichen des Jona (Tod u. Auferstehung)

Weder Jona noch ein der Seeleute dachten nur ansatzweise daran, dass Jona irgendeine Chance zum Überleben hätte. Jonas Tod war sozusagen beschlossene Sache, ausser Gott würde eingreifen und ER tat es! Der HERR aber liess einen grossen Fisch kommen, der verschlang Jona. Drei Tage und drei Nächte lang war Jona im Bauch des Fisches. (Jona 2, 1) Niemand weiss um welchen Fisch es sich handelte. Hauptsache, Jona wurde gerettet. Drei Tage und drei Nächte verbrachte er im Bauch des Fisches. Das wird keine gemütliche und angenehme Situation gewesen sein. Ich jedenfalls verzichte gerne auf solche Abenteuer. Bevor wir uns Jona im Fisch zuwenden, müssen wir noch eine wichtige Besonderheit betrachten. Jona ist nämlich der einzige alttestamentliche Prophet, mit dem sich Jesus vergleicht. Interessant, dass beide, Jesus und Jona aus Galiläa stammten, obwohl die Pharisäer gegenüber Nikodemus behaupteten, dass kein Prophet aus Galiläa gekommen sei. Forsche in der Schrift nach, dann wirst du sehen: Aus Galiläa kommt kein Prophet.” Johannes 7, 52. Fehlanzeige! Aus Galiläa kam ein Prophet und zwar Jona. Was mit Jona geschah, bezeichnete Jesus selbst als Wunder. Ein Wunder, das zeichenhaft auf seinen eigenen Tod und die Auferstehung hindeutet. So erklärte er es den Schriftgelehrte und Pharisäer, als sie ihn provozieren wollten. Sie sagten Jesus: Meister, wir möchten ein Zeichen von dir sehen!” Matthäus 12, 38. Jesus wusste, dass sie selbst dann nicht glauben würden, wenn er ein Wunder bewirken würde. Er antwortete: Ein Zeichen verlangt diese Generation, die doch böse ist und sich von Gott abgewandt hat! Aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden, nur das des Propheten Jona.” Matthäus 12, 39. Und nun machte Jesus deutlich, auf welche Begebenheit er im Leben Jonas Bezug nimMatthäus Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des grossen Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte in der Tiefe der Erde sein.” Matthäus 12, 40. Somit weist Jona auf nichts Geringeres, als auf den Tod und die Auferstehung von Jesus hin. Die Juden, die Jesus ablehnten, sollten an der Auferstehung Jesu erkennen, dass er der Sohn Gottes ist. Sie würden Jesus für Tod halten, denn eine Kreuzigung kann niemand überleben, doch Jesus wird auferstehen. Dieses Wunder soll ihnen genügen. Aber eben, sie wollten das nicht glauben. Sie liessen das Grab schwer bewachen und als Jesus auferstanden war und trotz der Bewachung das Grab verlassen hatte, gaben die Ältesten den Soldaten sehr viel Schweigegeld und verlangten dafür: Sagt, seine Jünger seien in der Nacht gekommen, während ihr schlieft, und hätten den Leichnam gestohlen.” Matthäus 28, 13. Sie wollten die Auferstehung von Jesus einfach nicht wahrhaben. Sie glaubten dem Zeichen Jonas nicht. Für uns gilt heute dasselbe Zeichen. Jesus, der für unsere Schuld am Kreuz starb. Er, der den Tod durch seine Auferstehung besiegte. Das hat für unser Leben grundlegende Bedeutung. Paulus schrieb nach Rom: Wenn du mit deinem Munde bekennst, das Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden. Römer 10, 9. Der Tod und die Auferstehung von Jesus sind die Grundlage unseres Glaubens und unseres Lebens. Ein junger Mann betätigte sich in einem Flughafen als Evangelist. Er verteilte ein kleines Büchlein mit dem Titel: Die vier geistlichen Gesetze. Im Wartebereich sass ein älterer Mann, ein würdiger Herr mit grauem Haar und einem modisch geschnittenen Anzug. Er war auf seinem Sessel eingenickt und schlief ganz fest, doch der junge Evangelist liess sich davon nicht beeindrucken. Er tippte dem älteren Herrn aufs Knie. Der schreckte hoch und fragte völlig verwirrt: Was? Wo bin ich? Was ist los?” Mein Herr! Sind sie gerettet?”, fragte der energische junge Mann ganz direkt und unverblüMatthäus Ja”, meinte der ältere Herr. Ja, doch. Ich denke schon! Ich denke ich bin gerettet!” Das reicht aber nicht!” erwiderte der junge Mann. Können Sie mir den genauen Zeitpunkt nennen, wann Sie gerettet wurden?” Genau nicht”, meinte der ältere Herr, es ist so etwa 2000 Jahre her!”[1] Genau, am Kreuz im Tod und Auferstehung von Jesus liegt unsere Rettung begründet. Wenn wir uns heute bekehren, werden wir nur deshalb gerettet, weil Jesus damals den Preis bezahlt hatte. Ich finde es eine Ehre für diesen ungehorsamen Jona, dass sein Erlebnis auf diese grossartige Tat von Jesus hinweist! Also, wenden wir uns nun dem Jona im Bauch des Fisches zu. Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 12, 38-42; Matthäus 16, 1-4; Matthäus 27, 46; Matthäus 28, 13; Lukas 11, 29-32; Apostelgeschichte 2, 27, Römer 6, 4; Römer 10, 9

II. Ausweglosigkeit lehrt flehen

Auch wenn Jona den Seeleuten selbst vorschlug, ihn ins Meer zu werfen und somit zu ermorden, war das für ihn eine ganz grauenhafte Situation. In seinem Gebet drückte er aus, wie schlimm es ihm erging. Übrigens ist praktisch das ganze Gebet des Jona eine Zitatensammlung aus den Psalmen und ein Wort bezieht sich auf eine Aussage in den Klageliedern. Das zeigt wie tief Jona im Wort Gottes beheimatet war. Jona sah selbstverständlich sein Ende gekommen, denn so sagte er Gott: Du hattest mich mitten ins Meer geworfen, die Fluten umgaben mich; alle deine Wellen und Wogen schlugen über mir zusammen.” (Jona 2, 4) Sterben, das wäre noch gegangen, das wäre geradezu harmlos gewesen. Wir werden nämlich noch sehen, dass sich Jona später zweimal den Tod wünschen wird. Sterben war für ihn nicht das Schlimmste. Das Schlimmste für Jona war die Tatsache, von Gott verstossen zu sein. Ich dachte schon, du hättest mich aus deiner Nähe verstossen, deinen heiligen Tempel würde ich nie mehr sehen.” (Jona 2, 5) Sterben ist das Eine, aber aus der Gemeinschaft mit Gott verstossen zu sein, das ist das Schrecklichste, was einem Menschen je geschehen kann. Jona hatte unbeschreibliche Angst vor dieser ewigen Gottesferne. Vom Schöpfer verstossen, in der Ewigkeit zu leben. Die Aussichtslosigkeit seiner Lage, schilderte er sehr eindrücklich. Das Wasser ging mir bis an die Kehle. Ich versank im abgrundtiefen Meer, Schlingpflanzen wanden sich mir um den Kopf.” (Jona 2, 6) Ich sank hinunter bis zu den Fundamenten der Berge, und hinter mir schlossen sich die Riegel der Totenwelt”. (Jona 2, 7) Diese Ausweglosigkeit und die grauenhafte Ängste, die ihn überfielen, liessen ihn den Herrn suchen und ihn anflehen. Als mir die Sinne schwanden, dachte ich an dich, und mein Gebet drang zu dir in deinen heiligen Tempel.” (Jona 2, 8) Jetzt erst kam er auf die Idee, er könnte Gott anrufen. Vielleicht würde er sich über ihm erbarmen. Er wusste ja: Du bist voll Liebe und Erbarmen, du hast Geduld, deine Güte kennt keine Grenzen. Das Unheil, das du androhst, tut dir hinterher leid.” (Jona 4, 2) Auf dieser Gewissheit konnte er diesmal für seine eigene Situation aufbauen. Jona ging es ja nicht darum, am Leben zu bleiben, sondern er wollte von Gott, trotz seines Ungehorsams, angenommen werden und in seiner Gemeinschaft leben. Man muss sich schon fragen, ob diese Katastrophe wirklich nötig war, dass Jona wieder zurück zu Gott fand? Natürlich wäre das nicht nötig gewesen, doch ist leider oft so, dass uns Gott in ausweglose Situationen laufen lassen muss, damit wir ihn endlich wieder von Herzen suchen und anrufen. Nicht einfach beten, dass wir das Gebet erledigt haben, sondern Gott von Herzen bitten und ihn anflehen, weil wir seine Nähe suchen und sehnlichst wünschen. Warum sind wir nur so? In einem Psalm heisst es sogar: Immer wenn Gott einige tötete, begannen die anderen, nach ihm zu fragen, sie wandten sich ihm zu und suchten ihn. (Psalm 78, 34) Wenn Gefahr lauert, die wir nicht mehr selber im Griff haben, dann suchen wir Zuflucht beim Herrn, oft leider erst dann! Es ist wie mit meiner Frau. Wenn ich möchte, dass sie ganz nahe zu mir kommt und mich hält, wie wenn es niemand anderen auf der Welt gäbe, der sie beschützen kann, dann muss ich mit ihr an einem Ort spazieren gehen, wo viele Hunde frei herumlaufen. Sie wird nicht mehr von mir weichen. Sie hält mich so fest, wie sie mich sonst selten hält. Ja, leider ist das in unserem geistlichen Leben genau so. Erst wenn wir vor einer ausweglosen Situation stehen, lernen wir zu flehen, den Herrn zu suchen. Jona musste zuerst fast ertrinken, bis er zu flehen begann. In meiner Not rief ich zu dir, HERR, und du hast mir geantwortet. Aus der Tiefe der Totenwelt schrie ich zu dir, und du hast meinen Hilfeschrei vernommen.” (Jona 2, 3) Jesus ist für uns das beste Vorbild, von ihm wird berichtet: Als Christus hier auf der Erde war – ein Mensch von Fleisch und Blut –, hat er mit lautem Schreien und unter Tränen gebetet und zu dem gefleht, der ihn aus der Gewalt des Todes befreien konnte, und weil er sich seinem Willen in Ehrfurcht unterstellte, wurde sein Gebet erhört. Hebräer 5, 7. Beten wir in dieser Haltung? Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 31, 23; Psalm 42, 7-8; Psalm 69, 2; Psalm 78, 34; Psalm 88, 5; Psalm 107, 25; Klagelieder 3, 54; Hosea 6, 1-3; Hebräer 5, 7

III. Rettung führt in die Anbetung

Dann geschah das Unvorstellbare, was kein Mensch sich ausdenken könnte - ein Wunder! Ein grosser Fisch verschluckte Jona. Gott kann eine Situation plötzlich ändern, denn eines müssen wir uns immer wieder vor Augen halten: Für Gott ist nichts unmöglich!” Lukas 1, 37. Jona kann nun Hoffnung schöpfen, dass er lebend aus seiner aussichtslosen Lage herauskommt, das nicht aus eigener Kraft – nein – Gott allein machte dies möglich. Aber du, HERR, mein Gott, hast mich lebendig aus der Grube gezogen.” (Jona 2, 7) Aber was ihn besonders freute, dass er nun erkannte, dass ihn Gott nicht verlassen hatte. Und nun bricht eine tiefe Dankbarkeit auf. Jona bekommt das natürliche Bedürfnis Gott anzubeten. Keinen anderen Gott möchte er je verehren, denn Wer sich auf nichtige Götzen verlässt, bricht dir die Treue.” (Jona 2, 9) Er will sich nicht auf nichtige Götzen verlassen, denn er hatte nun einmal mehr, oder besser gesagt, wie noch nie in seinem Leben erfahren, dass es sich lohnt allein den Schöpfer des Himmels und der Erde anzurufen. Er will IHM danken, IHN von ganzem Herzen anbeten. Ich aber will dir danken und dir die Opfer darbringen, die ich dir versprochen habe; denn du, HERR, bist mein Retter.” (Jona 2, 10) Offensichtlich gab er Gott Versprechen und er war entschlossen, diese Versprechen einzuhalten. Gut wenn wir die Versprechen halten, die wir Gott in unserer Not geben, denn das erwartet er, wie es im Psalm heisst: Nicht Opfer will ich von dir, sondern Dank: Löse deine Versprechen ein, die du mir in Bedrängnis gegeben hast, mir, dem Höchsten, deinem Gott! (Psalm 50, 14) Wir haben selber allen Grund, Jesus täglich unsere Dankbarkeit für die Rettung auszudrücken. ER hat uns für Zeit und Ewigkeit gerettet. Im selben Psalm heisst es: Dank ist die Opfergabe, an der ich Freude habe; und wer auf meinen Wegen geht, erfährt meine Hilfe. (Psalm 50, 23) Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 50, 14+23; Lukas 1, 37

Schlussgedanke

Jona erlebte, wie Gott in einer aussichtslosen Situation helfen kann. Leider müssen wir, wenn wir halsstarrig und ungehorsam sind, enorm tief fallen. In der Tiefe, kommen wir dann hoffentlich zur Besinnung. Jona kam am tiefsten Punkt seines Lebens zur Besinnung und suchte den Herrn von ganzem Herzen. Nach drei Tagen im Fisch wurde er endlich befreit und konnte wieder frische Luft atmen. Der HERR befahl dem Fisch, ans Ufer zu schwimmen und Jona wieder auszuspucken. (Jona 2, 11) Leider muss uns Gott oft in ausweglose Situationen laufen lassen, gerne würde er vorher helfen, würden wir IHN nur früher suchen und um Hilfe bitten! Vielleicht befindest Du Dich selber in einer schwierigen Situation. Vielleicht weisst Du weder aus noch ein. Vielleicht warst Du Gott ungehorsam. Warte nicht, bis Du daran zerbrichst. Gott wartet auf Dich. Er lädt dich geradezu ein, IHM Deine Not zu bringen. Im Psalm 50 sagt er Dir: Bist du in Not, so rufe mich zu Hilfe! Ich werde dir helfen, und du wirst mich preisen.” (Psalm 50, 15)

Amen


[1] Tony Campolo: Party auf Zimmer 210, S. 35-36.