Das Zeichen des zerrissenen Vorhangs und seine Bedeutung
Aber Jesus schrie laut und verschied. Dabei zerriss der Vorhang im Tempel in zwei Stücke – von oben bis unten. Diese Worte haben wir zu Beginn des Gottesdienstes bereits gehört.
Matthäus, Markus und Lukas fanden es alle wichtig, in ihrer Schilderung des Todes von Jesus zu erwähnen, dass der Vorhang im Tempel zerriss, als Jesus starb. Matthäus und Markus betonen sogar, dass dies von oben bis unten geschah – also nicht durch einen Menschen.
Warum ist es wichtig für uns zu wissen, dass der Vorhang zerrissen wurde? Die Antwort hat mit dem Zugang zu Gott zu tun.
In dieser Predigt wollen wir darüber nachdenken, was diese Geschehnisse um den Vorhang lehren. Davor möchte ich beten:
Vater, wir danken dir für dein kostbares Wort. Wir danken dir auch für das, was wir heute feiern. Herr, bitte öffne unsere Herzen, damit wir wirklich aufnehmen können, was du zu uns sagen willst. Amen.
Die ungestörte Gemeinschaft mit Gott im Paradies
Kennst du einen ungestörten Zugang zu Gott? Ich auch nicht. Adam und Eva jedoch kannten ihn.
Am Anfang unserer Bibel wird uns ein Garten beschrieben, in dem Adam und Eva wohnten. In diesem Garten genossen sie die schöne Natur, sie herrschten über die Erde und lebten in einer Welt ohne Probleme. Es war das Paradies.
Doch das Beste, was sie hatten, war keines dieser Dinge, sondern die Gegenwart Gottes – die ungestörte Gegenwart Gottes. Obwohl uns das nicht ausführlich beschrieben wird, erhalten wir am Anfang von 1. Mose einige Einblicke in diese ungestörte Beziehung.
Gott besuchte den Garten. Er ging mit Adam und Eva, und sie führten eine Beziehung von Angesicht zu Angesicht. Es gab keine Trennung, kein Verstecken. Sie schämten sich nicht vor ihm. Obwohl sie ehrfürchtig vor ihm waren, hatten sie keine Angst.
Ihre Beziehung war ungestört und frei von jeglicher Sünde. Sie lebten in völliger Harmonie miteinander. Sie hatten ein Privileg, das keiner von uns auf dieser Seite der Ewigkeit kennt.
Die Herrlichkeit und Schönheit von Gottes Gegenwart
Eben weil die Bibel an dieser Stelle so sparsam mit Details ist, fällt es uns schwer – vielleicht sogar unmöglich –, uns wirklich vorzustellen, wie es ist, in Gottes Gegenwart zu leben und ungestörten Zugang zu ihm zu haben.
Tatsächlich würden viele Menschen heutzutage, wenn man sie fragt, wie sie sich das Wohnen in Gottes Gegenwart vorstellen, wahrscheinlich eher eine langweilige Szene beschreiben. Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Es gibt Stellen in der Bibel, die uns erahnen lassen, wie wunderschön Gottes Gegenwart ist. Diese Stellen zeigen uns Gottes absolute Herrlichkeit und seine vollkommene Schönheit.
In Psalm 24 heißt es: Er ist der König der Herrlichkeit, er ist der Herr, der Starke und Mächtige, der Held im Streit. In Jesaja 6 lesen wir, dass Gott auf einem hohen und erhabenen Thron sitzt, und Engel über ihm stehen und einander zurufen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Herrscharen, die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit.“
Im 1. Timotheusbrief 6 wird beschrieben, dass er allein Unsterblichkeit hat und in einem unzugänglichen Licht wohnt. In der Offenbarung 4 lesen wir von lebendigen Wesen, die vor ihm stehen und ihm Herrlichkeit, Ehre und Dank darbringen. Jedes Mal, wenn sie das tun, fallen sie nieder und beten ihn an, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Sie werfen ihre Kronen vor dem Thron nieder und sprechen: „Würdig bist du, o Herr, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht!“
Auch über die endlose Freude und das unermessliche Vergnügen in Gottes Gegenwart lesen wir in der Schrift. Psalm 16 sagt: „Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne, zu deiner Rechten ewiglich.“ In Psalm 84, Vers 4 heißt es: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, o Herr der Herrscharen! Wohl denen, die in deinem Haus wohnen. Sie preisen dich allezeit, denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.“
Psalm 73 berichtet: „Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich; ich habe Gott, den Herrn, zu meiner Zuflucht gemacht, um all deine Werke zu verkünden.“ Psalm 100 fordert uns auf: „Dient dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubeln!“ Und in Psalm 27 heißt es: „Eines erbitte ich von dem Herrn, nach diesem will ich trachten: dass ich bleiben darf im Hause des Herrn mein ganzes Leben lang, um die Lieblichkeit des Herrn zu schauen und ihn zu suchen in seinem Tempel.“
Es ist also keineswegs langweilig vor Gott. Das ist die Gegenwart Gottes – ein Vorrecht, sie zu kennen.
Die Schönheit der Schöpfung als Spiegel von Gottes Herrlichkeit
Vieles genießen wir auf dieser Erde. Gott hat überall Dinge geschaffen, die uns erahnen lassen, wie groß seine Herrlichkeit ist. Solche Hinweise auf seine Herrlichkeit sind zum Beispiel die Größe des Weltalls.
Ich schaue mit meiner Frau Dokumentarfilme über die Welt, und es verblüfft mich immer wieder. Ebenso beeindruckend sind die Pracht der Berge, die Tiefgründigkeit und der Umfang der Ozeane, die Reichtümer der Felder, die Schönheit der offenen Landschaften mit ihren Bäumen, die Verzückung eines guten Essens und der Rausch einer ehelichen Beziehung.
Wenn diese Dinge schon überaus schön sind, kann der Gott, der sie alle geschaffen hat und uns gegeben hat, langweilig sein? Wenn diese Dinge so wunderschön sind, wie viel mehr gilt das für ihre Quelle, von der alles stammt.
Selbst die besten Dinge auf Erden sind nur ein winzig kleiner Vorgeschmack, ein sehr schwaches Abbild von dem Vergnügen, das man vor dem Angesicht Gottes genießen kann. Es gibt ein Glück, das niemand auf Erden je erlebt hat: die ungestörte Gegenwart Gottes.
Die Trennung durch die Sünde und die Bedeutung des Vorhangs
Aber so kennen wir Gottes Gegenwart nicht. Gott hat sie verborgen. Aufgrund von Sünden können wir nicht in die Gegenwart Gottes treten. Das ist es, was der Vorhang im Tempel in Jerusalem uns verdeutlichen soll.
Licht und Finsternis können nicht nebeneinander existieren. Ebenso kann an dem Ort, wo das vollkommen Gute und Heilige ist, nicht zugleich das Böse sein. Deshalb kann Sünde nicht in der Gegenwart des vollkommen guten Gottes bestehen. Das ist das Zeugnis der Schrift.
Ich lese zwei Stellen: In Habakuk 1 heißt es: „Deine Augen sind so rein, dass sie das Böse nicht ansehen können. Du kannst dem Unheil nicht zuschauen.“ Oder in Psalm 5, Vers 4: „Denn du bist nicht ein Gott, dem Gesetzlosigkeit gefällt. Wer böse ist, darf nicht bei dir wohnen.“
Gott verwirft das Böse, weil Gott vollkommen gut ist. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass wir als Sünder Gottes Gegenwart sowieso nicht ertragen könnten.
Viele Beispiele finden wir in der Schrift von Menschen, die nur ein Abbild von Gottes Herrlichkeit gesehen hatten und es unerträglich empfanden. Denn Gottes Güte ist zugleich überwältigend und aufzehrend. Sie ist wie ein Feuer, das alles verzehrt, was nicht gut ist.
Das heißt, sie muss auch alles verzehren, das Böses ist oder Böses in sich trägt. Es ist also die Güte Gottes, die Gott dazu veranlasst, sich von uns und von allen Sündern zurückzuziehen.
Der Vorhang als Zeichen von Gericht und Gnade
Nun, wenn das so ist, dann ist es tatsächlich nicht nur Gericht, sondern auch eine Gnade Gottes, dass er sündigen Menschen den freien Zugang zu ihm verweigert. Wir würden es nicht überleben.
In Sündhaftigkeit konnten Adam und Eva in der Gegenwart Gottes nicht bestehen. Deshalb wurden sie von seiner Gegenwart vertrieben – als Gericht und zugleich in gewissem Maße als Ausdruck der Gnade.
Nachdem die Israeliten in der Wüste Götzendienst betrieben hatten, was wir in 2. Mose 32 lesen, verkündet Gott in Kapitel 33, dass er nicht selbst mit dem Volk gehen werde. Andernfalls müsste er sie wegen ihrer Sündhaftigkeit vernichten. Er sagt zu Mose, dass kein Mensch seine Herrlichkeit sehen und leben könne. Deshalb blockiert Gott den Zugang.
Das konnte das Volk Israel in der Wüste und später in Jerusalem sehr deutlich sehen. In der Stiftshütte und später im Tempel in Jerusalem gab es zwei Räume: Das Heiligtum war der erste und größere Raum, in dem die Priester ihren Dienst verrichteten. Nicht jeder durfte hineingehen, aber die Priester schon.
Innerhalb dieses Raums gab es einen kleineren Raum, das Allerheiligste. Es war würfelförmig, und in diesem Raum befand sich die Bundeslade Gottes. Auf ihr lag der Sühnedeckel, auf dem die Gegenwart Gottes in Form einer Wolke ruhte. Das Allerheiligste war durch einen Vorhang vom Heiligtum getrennt.
Dieser Vorhang riss, als Jesus starb. Der Grund für diesen Vorhang war, dass niemand, wirklich niemand, in das Allerheiligste hineinschauen durfte, geschweige denn hineingehen konnte.
Der Hohepriester durfte diesen Raum nur einmal im Jahr betreten, am Versöhnungstag, um Sühnung für das Volk zu bewirken. Sonst war es verboten. Wer sonst hinter den Vorhang ging oder wenn der Hohepriester außerhalb des Versöhnungstags hinter den Vorhang trat, würde sterben.
Durch den Vorhang sagt Gott: „Kommt nicht zu nah!“ Dieser Vorhang erinnerte das Volk daran, dass sie nicht rein genug waren, um in Gottes Gegenwart zu treten. Der Vorhang verkündete dem Volk, dass sie keinen unmittelbaren Zugang zu Gott haben konnten.
Die Tragödie des verborgenen Zugangs zu Gott
Wie geht es euch damit, dass uns dieser freie Zugang verwehrt ist? In unserer Sündhaftigkeit fällt es uns schwer, die Tragweite dessen zu erkennen. Normalerweise merken wir nicht, was für eine Tragödie es ist, dass dieser Vorhang errichtet wurde.
Es gibt Menschen, zu denen wir aufsehen und mit denen wir uns sehr gerne anfreunden möchten. Als Teenager in meiner alten Gemeinde in England war ich ein Fan von einer coolen Familie dort. Ich wollte mit ihnen eng befreundet sein. Ich habe sogar Geschenke gekauft und mir gedacht, es wäre ein großes Privileg, in ihrem engen Freundeskreis zu sein.
Nun, sie war nett und freundlich zu mir, aber sie war nicht bereit, mich wirklich in ihr Leben zu lassen. Das tat weh. Es tut weh, wenn du jemanden wirklich Tolles kennenlernst und sehr magst, aber dann nicht zu nah kommen darfst.
Wenn es jemanden wirklich Tolles gibt, dann ist das Gott – die absolut schönste, gütigste und vollkommenste Person. Es ist das Privileg der Privilegien, ihn zu kennen und in seinem engen Freundeskreis zu sein. Aber wir dürfen nicht zu nahe kommen. Das ist eine Tragödie.
Wenn wir die Schwere dieser Tragödie nicht empfinden, dann nur, weil die Sünde uns dafür blind gemacht hat. Der Vorhang ist ein Zeichen dafür, dass wir es in uns selbst nicht wert sind, vor Gott zu treten. Der Vorhang sagt: Wir dürfen das absolute Glück nicht kennen. Wir dürfen die kenntniswerteste Person nicht kennen.
Wir dürfen nicht zu dem kommen, der uns für eine glückselige Gemeinschaft mit sich selbst geschaffen hat. Denn in unserer Sündhaftigkeit können wir das weder tun noch dürfen wir es – und ja, wir wollen es auch nicht.
Der Vorhang blockiert den Zugang zu dem, der absolut gut ist. Doch gerade diese Gegenwart, die absolut gut ist, würde uns in einem Moment verzehren. Es ist eine Gegenwart, die für Sünder wie dich und mich absolut gefährlich ist.
Die schlechte Nachricht des Vorhangs
Der Vorhang ist eine schlechte Nachricht. Er bedeutet Trennung von Gott.
Der Vorhang sagt: Ihr seid nicht würdig. Er sagt, ihr verdient Gottes Güte nicht. Er zeigt, dass ihr Gottes Herrlichkeit verfehlt.
Der Vorhang verdammt uns. Ich hoffe, uns ist die Tragweite des Vorhangs klar. Es ist eine schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht von Karfreitag: Der zerrissene Vorhang
Und deswegen ist Karfreitag wunderschön. Der Vorhang wurde von oben bis unten, von Gott, zerrissen. Erkennt ihr die Tragweite dieser Wahrheit?
Jesus starb, um uns den Zugang zu Gott zu erkaufen. Indem er durch seinen Tod ein für alle Mal ein Opfer für Sünder wurde, hat er das beseitigt, was uns von Gott trennt. Er hat jeden, der dieses Opfer annimmt, mit Gott versöhnt.
Wenn wir dieses Opfer annehmen, dürfen wir wissen, dass wir von der Gegenwart Gottes nicht mehr getrennt werden. Jesus nimmt unsere Sünden und unsere Boshaftigkeit weg, sodass die Güte Gottes uns nicht fernhalten muss. Wir dürfen wissen, dass die Herrlichkeit Gottes für uns nicht mehr ein Grund zur Furcht, sondern zur Freude ist.
Im Hebräerbrief 10 lesen wir folgende Worte: Wir haben nun durch das Blut Jesu den Freimut zum Eingang in das Heiligtum, den er uns eröffnet hat, als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang – das ist doch sein Fleisch.
Jesu Tod macht es möglich, dass wir Gott nah kommen dürfen, dass wir ihn kennen dürfen und dass wir in seiner Gegenwart sein dürfen. Er ermöglicht uns intime Gemeinschaft mit ihm. Jesu Tod macht diesen Weg frei.
Und das ist ein absolutes Privileg. Wir dürfen das schönste, herrlichste und glückseligste Wesen, das es gibt, nicht nur kennen, sondern auch Vater nennen.
Die Erfüllung der Verheißungen durch Jesus
Durch Jesus erfüllen sich die wunderbaren Verheißungen, die wir in der Schrift finden. Verheißungen wie diese: Diejenigen, die Jesu Opfer annehmen, werden ein besonderes Eigentum sein – sein besonderes, Gottes besonderes Eigentum. Er wird ihr Gott sein, ihr eigener Gott.
Er wird mit ihnen wohnen, und sie werden mit ihm wohnen. Er nimmt alle, die an ihn glauben, in die Beziehung der Dreieinigkeit auf. Diese Beziehung ist erfüllt von Freude, Liebe und Herrlichkeit.
Jesus hat eine Zukunft für sie vorbereitet, die jedes menschliche Verstehen übersteigt. All das geschieht, weil Jesus starb und der Vorhang im Tempel zerrissen wurde.
Karfreitag ist nicht traurig. Karfreitag eröffnet uns den ungestörten Zugang zu Gott. An diesem Tag wurde die Tür zu dem einen Frieden geöffnet, bei dem es wirklich vollkommen gut ist.
Durch die Versöhnung, die Jesus bewirkt hat, ist es für alle, die glauben, bei Gott nicht mehr gefährlich, sondern glückselig – ewig glückselig. Alle, die wollen und glauben, dürfen hineingehen.
Einladung zum Glauben und zur Gemeinschaft mit Gott
Ich möchte die Frage stellen: Bist du schon hineingegangen? Wenn nicht, wäre heute ein guter Tag, das zu tun, oder?
Vielleicht fragst du dich, wie das geschehen kann. Erstens akzeptierst du, was Gott durch die Bibel über dich sagt: Du kannst wegen deiner Sünde nicht vor ihm bestehen. Du brauchst einen Retter, der dich von der Sünde reinigt, damit du mit diesem guten Gott versöhnt werden kannst.
Zweitens erkennst du, dass Jesus dieser Retter ist. Durch sein Opfer am Kreuz hast du Zugang zu Gott und kannst neues Leben in Gemeinschaft mit ihm genießen.
Wenn du das erkennst, wenn du das glaubst und annimmst, darfst du wissen: Gottes Gegenwart ist für dich kein Grund mehr zur Furcht, sondern zur Freude. Sie ist nicht mehr gefährlich für dich, sondern glückselig.
Sprich mich an, wenn du mehr erfahren möchtest. Nach dem Gottesdienst werde ich an der Tür stehen. Bitte sprich mich an.
Die Segnungen des zerrissenen Vorhangs
Und wenn du das schon glaubst, lieber Chris, möchte ich in den nächsten fünf bis sieben Minuten mit euch über die Segnungen des zerrissenen Vorhangs nachdenken.
Was sind die Segnungen dieses zerrissenen Vorhangs? Erstens: Der Zugang zu Gott ist wieder eröffnet.
Erstens: Der Zugang zu Gott ist wieder eröffnet
Das ist ein großes Privileg, und ich hoffe, dass wir das erkennen können. Ich versuche, euch dabei zu helfen.
Weil ich sonst nie Beispiele aus dem britischen Königshaus benutze, möchte ich das jetzt tun. Man kann nicht einfach so zur Queen gehen. Man muss von ihr persönlich eingeladen werden. Selbst dann darf man ihr nicht zu nahekommen. Es gibt viele Regeln, die man beachten muss. Sogar ihre Kinder müssen sich bis zu einem gewissen Grad an diese Regeln halten.
Es gibt jedoch eine Person, die keine Regeln hat: ihr Ehemann, Prinz Philipp. Er darf ungestört in ihre Intimsphäre treten. Er braucht keinen Termin, sondern hat ungehinderten Zugang. Er darf sie frei ansprechen, jederzeit mit ihr reden und hat direkten Zugang zu ihr.
Können wir das viel größere Vorrecht erkennen, das wir haben? Wir dürfen Gott, den Schöpfer, Erhalter und König des Himmels und der Erde, ganz persönlich kennenlernen. Wir dürfen jederzeit zu ihm kommen und intime Gemeinschaft mit ihm haben.
Der Zugang zu Gott ist ein großes Privileg. Er ist nicht automatisch gegeben. Er ist nur möglich, weil der Vorhang zerrissen ist. Preist ihn dafür und schätzt es. Es ist keine Kleinigkeit, Gott ansprechen und zu ihm beten zu dürfen. Ist uns das wirklich klar?
Lasst uns nicht unterschätzen, was für ein Privileg es ist, Gott als Vater zu haben. Der zweite Segen dieses zerrissenen Vorhangs ist, dass uns die Gegenwart Gottes gegeben ist. Die Gegenwart Gottes ist uns gegeben.
Zweitens: Die Gegenwart Gottes ist uns gegeben
Wegen des zerrissenen Vorhangs haben wir das Vorrecht, Gottes Gegenwart sowohl in diesem als auch im nächsten Leben zu erfahren. Eine der Verheißungen, die in der Bibel immer wieder nachdrücklich betont wird, ist, dass Gott mit seinem Volk wohnen wird. Dieses Thema begegnet uns überall sehr eindringlich.
In der Offenbarung lesen wir das wunderschöne Bild vom neuen Jerusalem. Dort wohnt Gott mitten unter seinem Volk. Sie sehen ihn und genießen seine Gegenwart. Darauf dürfen wir uns freuen.
Es sollte uns aber auch klar sein, dass wir schon jetzt, wenn auch noch nicht in vollem Maße, die Gegenwart Gottes sehr real erfahren dürfen. Sein Geist wohnt in uns, wenn wir seine Kinder sind. Er ist bereits mit uns und in uns.
Die Bibel sagt, wir sind der Tempel Gottes. Gottes Gegenwart ist auch besonders präsent, wenn wir uns als Volk Gottes versammeln. Deshalb sollen wir die Gottesdienste und die Versammlungen der Gläubigen nicht gering achten. Diese sind ein hohes Gut, das nicht durch die Ministerpräsidenten, sondern durch den zerrissenen Vorhang erkauft und ermöglicht wurde. Es ist ein wunderschönes Privileg.
Diese Gegenwart Gottes ist transformativ; sie verändert uns. Im Alten Testament lesen wir, dass Mose, als er auf dem Berg in der Gegenwart Gottes war, mit einem strahlenden Gesicht zurückkam, das die Menschen nicht anschauen konnten.
Der zweite Korintherbrief 3 sagt uns, dass wir besser dran sind als Mose. Die Herrlichkeit und die Gegenwart, die wir genießen dürfen, sind größer. Von Tag zu Tag werden wir von Herrlichkeit zu Herrlichkeit verwandelt, weil wir diese Gegenwart erleben.
Durch die Gegenwart Gottes, die uns reichlich durch Christi Opfer ermöglicht wird, werden wir immer mehr wie Christus. Der zerrissene Vorhang bringt Gottes Gegenwart in einem Ausmaß zu uns, das selbst Mose nicht kannte. Preist den Herrn für den zerrissenen Vorhang!
Drittens: Der dritte Segen vom zerrissenen Vorhang ist, dass die Erkenntnis Gottes möglich wird. Die Erkenntnis Gottes ist möglich.
Drittens: Die Erkenntnis Gottes ist möglich
Mit diesem freien Zugang haben wir die Möglichkeit, Gott immer näher und intensiver kennenzulernen. Gott will sich uns offenbaren, weil wir seine Kinder sind. Er besitzt ein unergründliches Lager an Erkenntnis über sich selbst, das er uns geben möchte.
Jemand hat das mit einem Ozean verglichen: Am Strand können kleine Kinder sich an den kleinen Wellen erfreuen. Doch nicht einmal die modernsten Unterseeboote können die Tiefgründigkeit der Ozeane umfassend erkunden. So viel gibt es über Gott zu wissen, dass Jesus sogar sagt, das ewige Leben bestehe darin.
Es gibt so viel mehr von Gott zu genießen. Lest die Gebete des Paulus: Er bittet ständig dafür, dass die Gemeinden mehr an Erkenntnis wachsen, weil es so viel mehr von Gott zu erkennen gibt. Der Vorhang wurde zerrissen, damit wir Gott immer besser kennenlernen können.
Darum kommt erwartungsvoll zu Gott, egal wer ihr seid. Vielleicht seid ihr ganz frisch bekehrt und erst ein paar Monate im Glauben. Vielleicht seid ihr Opas und Omas im Glauben, schon mehr als fünfzig Jahre mit dem Herrn unterwegs. Die Gotteserkenntnis habt ihr noch lange nicht erschöpft. Es gibt noch mehr.
Die Frage, die man hier stellen kann: Wie kommen wir zu dieser Erkenntnis? Viele meinen, sie bräuchten neue Offenbarungen, Visionen oder Träume. Die Antwort wird euch vielleicht enttäuschen, aber ich meine es wirklich ernst: Schaut nicht weiter als ins Gotteswort. Schaut nicht weiter als in die Bibel – alles ist dort enthalten.
Sagt nicht: „Ich kenne schon die ganze Bibel, ich habe sie schon mehrmals durchgelesen.“ Die Frage ist vielmehr: Liest du die Bibel erwartungsvoll? Gott will sich offenbaren und neue Dinge über sich selbst offenbaren. Wenn du sie schon durchgelesen hast, lies sie noch einmal. Und wenn du fertig bist, lies sie noch einmal. Und dann, wenn wir am Ende unseres Lebens sind und immer noch viel Neues über ihn in seinem Wort lernen, werden wir in seine Gegenwart geholt.
Dort werden wir merken, dass der Ozean der Erkenntnis Gottes, den wir auf der Erde in der Bibel hatten, nur ein Tropfen der Erkenntnis Gottes war. Es gibt noch viel mehr, und wir werden ihn immer besser erkennen. Preist den Herrn für den zerrissenen Vorhang!
Schlussgebet
Ich bete: Vater, wir danken dir so sehr für den Zugang zu dir. Es ist ein großes Geschenk, Herr, dass du uns durch Jesus Christus nahekommen lässt.
Was für ein Privileg, dass du nicht fern bist, sondern ganz nah und dich uns offenbaren willst. Wir preisen dich dafür.
Wir preisen dich auch für den Tod Jesu Christi, der diese Privilegien für uns erworben und erkauft hat. Amen.