Einführung in die Reihe und Rückblick auf das Problem des Menschen
Also, für die Gäste: Wir sind im dritten Teil einer Reihe über das Christsein. Die Reihe heißt „Christsein – Umkehr zu Gott“.
Beim ersten Mal haben wir uns Gedanken gemacht, was eigentlich das Problem des Menschen ist. An dieser Stelle haben wir gesagt: Der Mensch ist ein Sünder.
Heute möchte ich gerne über das Angebot sprechen, das wir beim letzten Mal angeschaut haben. Es geht um die Frage: Was heißt eigentlich, zu Gott umzukehren? Wie mache ich das richtig?
Wenn ihr euch erinnert: Letzten Sonntag hat Gott uns ein Angebot gemacht, sozusagen ein Geschenk. Heute geht es um die Frage, wie ich dieses Geschenk auspacke.
Bevor ich jedoch darüber rede, wie man das Geschenk auspackt – und keine Sorge, die Auflösung gibt es heute, ich werde euch nicht länger vertrösten – mache ich noch einmal einen kleinen Sprung zurück. Ich möchte die Frage beantworten: Was ist eigentlich Sünde?
Ich habe dazu drei Antworten.
Erstens: Sünde ist das, was herauskommt, wenn der Mensch einfach so lebt, wie er will. Der Mensch lebt sein Leben einfach so, und am Ende kommt Sünde daraus. Das wäre die einfache Antwort.
Man könnte auch sagen: Sünde ist der persönliche Beitrag jedes Einzelnen zu einer kaputten Welt. Eine Welt, in der Ellenbogen regieren, in der Schwache unterdrückt werden und in der man für Profit über Leichen geht.
Man könnte noch etwas anderes sagen. Man könnte sagen: Sünde...
Sünde als Mängelbericht im Leben eines Menschen
Und jetzt, wer hatte das Problem mit eurer Leuchte im Auto, nicht wahr? Also, mit der Lichtmaschine.
Da dachte ich daran, wie das eigentlich beim TÜV abläuft. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt: Ich bin ja immer der Endnutzer. Ich bekomme meine Autos meistens geschenkt und fahre deshalb mit einer gewissen Erwartungshaltung zum TÜV. Die Erwartung ist meistens, beim ersten Mal nicht durchzukommen.
Dann fährt man hin und trifft diesen freundlichen Herrn im Kittel, der sich das Auto anschaut. Manchmal kennt er das: Du machst das Fernlicht an – und es funktioniert nicht. Noch schlimmer ist es, wenn er unter das Auto geht und an den Roststellen mit so einem Hämmerchen herumklopft.
Das ist total unangenehm, weil es gerade im Schwellerbereich oft so ist, dass man selbst gar nicht so genau wissen will, wie groß der Rostfleck eigentlich ist und ob man da durchstoßen kann.
Auf jeden Fall ist es so: Wenn aus dem TÜV-Bericht ein Mängelbericht wird, dann ist so etwas ein Mangel. Und das ist eigentlich das, was Gott Sünde nennt.
Ihr könnt euch vorstellen, Gott ist ein bisschen wie dieser TÜV-Mensch. Er kommt und sagt: „Jetzt lass uns mal in deinem Leben ein bisschen abklopfen und schauen, ob da, wo nur notdürftig drüberlackiert ist, etwas runterbröselt.“ Und wenn das passiert und man merkt, dass es eigentlich ganz leicht durchstoßen ist, dann ist das Sünde.
Das eine Gebot, das den Menschen als Sünder entlarvt
Eigentlich bräuchte man nur ein einziges Gebot, um dem Menschen zu zeigen, dass er Sünder ist. Das wollen wir uns einmal anschauen.
Im Matthäusevangelium, in der Bergpredigt, Kapitel 7, Vers 12, heißt es: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ Anders gesagt: Wenn du weißt, wie du behandelt werden möchtest, dann behandle andere genauso.
Du wirst feststellen, dass der Mensch an diesem Anspruch scheitert. Schon dieses eine, alles zusammenfassende Gebot kann der Mensch nicht wirklich halten. Wenn wir noch einen Schritt weitergehen, wollen wir uns später auch die Zehn Gebote anschauen.
Diese Zehn Gebote sind wie ein geistliches Fieberthermometer. Stellt euch ein großes Thermometer vor, das man unter die Achsel klemmt. Wenn man krank ist, zeigt es eine erhöhte Temperatur an – zum Beispiel 39,5 Grad – und man versteht, warum man sich so fühlt.
Ein Fieberthermometer dient dazu, festzustellen, ob man Fieber hat, ob man krank ist. Genauso gibt Gott Gebote, zum Beispiel die Zehn Gebote im Alten Testament, damit der Mensch sich selbst prüfen kann: Bin ich moralisch gesund oder krank? Bin ich gut drauf oder schlecht?
Ihr könnt das nachlesen in 2. Mose 20. Der Mensch kann die Gebote durchgehen und sich überlegen, wo er steht. Gott gibt uns sozusagen sein moralisches Fieberthermometer unter die Achsel.
Das erste Gebot lautet: „Du sollst keine anderen Götter haben.“ Gibt es in meinem Leben etwas, das mir wichtiger ist als Gott? Etwas, worüber ich mehr nachdenke, in das ich lieber mein Geld oder meine Zeit investiere? Gibt es etwas, das mein Leben bestimmt, aber nicht Gott?
Wenn Gott das sagt, dann ist das schon das erste Minus. Es tut mir leid, aber meist ist es gleich das erste Gebot, an dem die meisten Menschen scheitern. Sie sagen: „Herrgott, Herrgott, der ist schon nicht unsichtig, aber andere Götter? Nein, das nicht.“
Das zweite Gebot lautet: „Du sollst dir kein Götterbild machen.“ Das klingt heute nicht mehr so dramatisch. Wir neigen nicht dazu, in den Wald zu gehen, einen Holzstamm zu schnitzen und ihn zu vergolden.
Allerdings gibt es auch subtilere Götterbilder. Das werden wir in der Reihe sicher noch behandeln. Es gibt Idole, denen wir nachjagen, Ideale, die einen Götzenbildcharakter haben. Wir versuchen, Gott in eine Form zu pressen, die uns passt, anstatt ihn wirklich Gott sein zu lassen.
Vielleicht sagst du: „Nein, das ist nicht mein Problem.“ Gut, dann weiter.
Das dritte Gebot lautet: „Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen.“ Im Bayerischen gibt es viele Floskeln wie „Gott, mein Gott“ oder „Jesses Maria“. Da merkt man, dass manche mit Gottes Namen so leichtfertig umgehen, als wäre das nichts Besonderes.
Haben wir uns das schon einmal bewusst gemacht?
Das vierte Gebot lautet: „Denke an den Sabbattag.“ Wie steht es um den Ruhetag und die Schöpfungsordnung? Hält man sich daran? Bist du dafür? Vielleicht sagst du: „Nein, damit habe ich Schwierigkeiten.“
Das fünfte Gebot lautet: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Wie ist dein Verhältnis zu deinen Eltern? Hast du sie geehrt? Hast du das getan?
Das sechste Gebot lautet: „Du sollst nicht morden.“ Jesus erweitert das noch und sagt, dass Mord schon dort anfängt, wo ich zornig auf jemanden bin.
In Volkshochschulkursen höre ich oft: „Mord habe ich noch keinen begangen.“ Aber warst du schon einmal zornig? Jesus sagt: „Das ist auch Mord.“
Damit sind alle Menschen Sünder. Es ist relativ einfach. Gott macht es uns nicht schwer. Du musst kein Genie sein, um die Zehn Gebote zu verstehen. Gott stellt die Frage: Wo fängt Mord eigentlich an? Dort, wo ich zornig bin.
Wenn ich jemanden mag und liebe, dann würde ich ihm auch kein Messer zwischen die Rippen rammen. Das ist ganz einfach. Wenn ich aber zornig bin und denke, ich könnte jemanden umbringen, dann ist das die erste Stufe dahin, dass ich es auch wirklich tue.
Wenn ich das tue, bin ich ein Sünder.
Das siebte Gebot lautet: „Du sollst nicht ehebrechen.“ Jesus sagt, das fängt viel früher an, nämlich dort, wo man zum ersten Mal über eine andere Frau oder einen anderen Mann nachdenkt und denkt: „Das wäre eigentlich auch schick, das wäre nett, ein bisschen Abwechslung.“
Wenn solche Gedanken hochkommen, dann ist das schon Ehebruch, sagt Jesus.
Das achte Gebot lautet: „Du sollst nicht stehlen.“ Das ist heute besonders spannend, wenn man an das Internet denkt und an all die Dinge, die man dort herunterladen kann – oft in einer Grauzone, die eigentlich illegal ist.
Natürlich gibt es auch die richtige Form des Stehlens, wenn man etwas einfach mitnimmt. Aber man kann sich überlegen: Wo stehe ich da?
Das neunte Gebot lautet: „Du sollst nicht lügen.“ Bist du jemand, der gern die Wahrheit sagt? Oder sagst du nur das, was du für die Wahrheit hältst? Ob das immer die Wahrheit ist, ist dann vielleicht zweitrangig.
Auch da muss man sich prüfen.
Das zehnte Gebot ist vielleicht das schwierigste: „Du sollst nicht neidisch sein.“ Im Alten Testament heißt es: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Weib, Knecht, Magd, Vieh oder irgendetwas, das dein Nächster hat.“
Manche sagen: „Das habe ich nie gebrochen, ich habe nie den Esel meines Nächsten begehrt.“ Stimmt, den Esel nicht. Aber wie sieht es aus mit dem neuen BMW oder dem neuen PC, den der Nachbar hat?
Neid heißt, jemandem etwas nicht gönnen zu wollen und zu sagen: „Ich möchte das haben.“
So haben wir die Zehn Gebote.
Wie gesagt, ihr bekommt noch eine ganze Reihe dazu, um euch tiefer prüfen zu können. Heute nur mal so ein Überblick.
Wenn das Gottes Standard ist – und ich habe mir das nicht ausgedacht, das sind nicht die Zehn Gebote von Jürgen Fischer, sondern die Zehn Gebote von Gott – dann bin ich tatsächlich ein Sünder.
Die Konsequenz des Gesetzes und die Realität der Sünde
Jakobus beschreibt in seinem Brief, dass ein Mensch, der ein Gebot übertritt, aller Gebote schuldig geworden ist. Das ist ein ungewöhnliches Konzept. Man kann sich die Gebote wie eine Strickleiter im Himmel vorstellen. Wenn du eines der Gebote brichst, ist die ganze Leiter plötzlich durchtrennt, und du fällst ab.
Lest euch das mal vor: Er sagt, wenn jemand das ganze Gesetz hält, aber in einem einzigen Punkt strauchelt, ist er aller Gebote schuldig geworden. Gott verlangt entweder vollkommene Gerechtigkeit oder erklärt dich zum Sünder.
Jetzt wissen wir natürlich, dass viele von uns Actionfilme mögen. Wir kennen die Situation aus Filmen wie Indiana Jones: Er gerät in Gefahr, scheint zu sterben, aber gerade noch rechtzeitig hält er sich irgendwo fest und überlebt. Oder Spider-Man, der es immer noch schafft, sich irgendwie zu retten.
Deshalb glauben manche Menschen vielleicht, dass sie auch im echten Leben irgendwie noch „die Kurve kriegen“. Sie denken: „Ich bin zwar ein bisschen Sünder, aber es wird schon nicht so schlimm sein, dass ich restlos abstürze.“
Doch Gott sagt: Nein, du bist nicht Indiana Jones und nicht Spider-Man. Wir sind hier nicht im Film, sondern im echten Leben. Eine Sünde ist eine Sünde zu viel. Die eine Sünde ist die Sünde, die dich moralisch von Gott trennt.
Auf der einen Seite steht ein heiliger Gott, der dich liebt und nach dir sucht. Auf der anderen Seite stehst du, getrennt von ihm. Dazwischen liegt ein Leben voller Sünde.
Gottes Angebot der Errettung und die Frage der Umkehr
Beim letzten Mal haben wir uns das Angebot angesehen, das Gott macht. Gott ist bereit, den Schuldschein meines Lebens zu nehmen und an ein Kreuz zu schlagen – an jenes Kreuz, an dem Jesus für mich gestorben ist.
Das ist das Weihnachtsgeschenk Gottes, das er uns und der ganzen Welt an Ostern gibt. Heute bleibt die Frage: Wie packt man dieses Weihnachtsgeschenk aus? Wie kehrt ein Mensch wirklich praktisch zu Gott um? Christsein bedeutet Umkehr zu Gott. Die Reihe trägt den Titel „Umkehr zu Gott“, weil es genau darum geht.
Mir ist wichtig zu betonen, dass die Form dabei eine untergeordnete Rolle spielt. Ich werde also nicht behaupten, es gäbe ein hundertprozentig wirksames Umkehrgebet.
Ich wurde einmal eingeladen, in einer Gemeinde, zusammen mit Boris, falls du dich erinnerst. Dort sollte ich eine Bibelstunde zum Thema „Wie man ein Umkehrgebet macht“ halten. Jemand wollte wissen, wie man sich bekehrt und wie man umkehrt. Ich fragte mich: Was soll ich da sagen? Denn ich hatte darüber nachgedacht und in der Bibel steht nichts Konkretes dazu.
Man nimmt solche Einladungen leichtfertig an und überlegt auf dem Weg dorthin, was man sagen könnte. Die Wahrheit ist: Jeder Mensch bekehrt sich auf seine eigene Weise.
Ein Freund von mir hat sich so bekehrt: Wir haben gemeinsam in der Bibel gelesen, und eines Morgens las er erneut darin. Er hatte den Impuls, sich hinzuknien, die Hände zu falten und zu sagen: „Herr Jesus, ich möchte jetzt mit dir leben.“ Mehr nicht.
Er kam dann wieder zum Hauskreis, ein, zwei, drei Wochen später fragte ihn jemand: „Sag mal, wie sieht es eigentlich zwischen dir und Gott aus?“ Er meinte: „Na ja, ich habe mal so gebetet.“ Und als man ihn fragte, ob er sich bekehrt habe, antwortete er: „Wenn das eine Bekehrung ist, dann habe ich das wohl gemacht.“
Er wusste das gar nicht so genau. Es war einfach so, dass er sein Leben Gott gegeben hatte, fast ohne es bewusst zu merken.
Dann gibt es Menschen, die an einem bestimmten Tag, in einer bestimmten Stunde oder Minute auf die Knie gehen, ihre Hände falten und ihr ganzes Leben Gott anvertrauen.
Man denkt dann oft: „Huh, das ist es.“ Aber was ist, wenn man das nicht so klar sagen kann? Die Form ist nicht wirklich entscheidend.
Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner als Bild für Umkehr
Ich möchte mit euch einen Text aus dem Lukasevangelium lesen. Das war auch meine Antwort auf diese Bibelstunde. Ich habe also mit der Gemeinde das Lukasevangelium aufgeschlagen und Kapitel 18 gelesen: das Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner. Ich glaube, dass uns dieses Gleichnis sehr deutlich einige Prinzipien vor Augen führt.
Was heißt es denn, zu Gott umzukehren? In Lukas 18,9 heißt es: Er sprach aber auch zu einigen, die auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, also selbstgerechte Leute, und die übrigen für nichts achteten.
Dieses Gleichnis erzählt von zwei Menschen, die in den Tempel gingen, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, also ein selbstgerechter, ganz strenggläubiger Jude. Der andere war ein Zöllner. Das war die andere Seite der sozialen Leiter – ziemlich übel angesehen. Man konnte kaum schlimmer sein. Ein Zöllner war ein Kollaborateur mit den Römern, jemand, der eigentlich mit Glauben nichts zu tun hatte. Er war ausgeschlossen aus der Synagoge, jemand, dem man nicht die Hand gab, den man nicht einlud und den man nicht als Schwiegersohn haben wollte. Das waren sozusagen die sozialen Außenseiter der Gesellschaft.
Die beiden gehen also in den Tempel. Der Pharisäer steht und betet bei sich selbst: „Oh Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe von allem, was ich erwerbe, den Zehnten.“
Der Zöllner aber stand von fern, wollte nicht einmal die Augen zum Himmel erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: „O Gott, sei mir Sünder gnädig!“
Ich sage euch, dieser, also der Zöllner, ging gerechtfertigt hinab in sein Haus – im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, der aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Hier ist es im Gleichnis zugegebenermaßen eine Bekehrungsgeschichte. Dabei werden, denke ich, vier Prinzipien klar, die wir für eine echte Umkehr zu Gott ein Stück weit begreifen müssen.
Vier Prinzipien echter Umkehr zu Gott
1. Glaube an einen persönlichen Gott
Erstens: Es gibt keine Bekehrung ohne den Glauben an einen persönlichen Gott. Eine unpersönliche kosmische Kraft oder ein pantheistisches Denken – Gott ist irgendwie in allem, steckt überall drin – wird mich niemals dazu bringen, Gott wirklich zu begegnen oder ihn als ein geeignetes Gegenüber für mich als suchenden Menschen zu verstehen.
Im Hebräerbrief heißt es: „Wer Gott naht, muss glauben, dass er ist.“ Ganz banal: Um Gott zu begegnen, muss ich zuerst glauben, dass es Gott überhaupt gibt. Erinnert euch noch einmal daran: Gott offenbart sich. Warum tut er das? Ganz am Anfang brauchen wir die Idee, dass tatsächlich ein persönlicher Gott da draußen ist.
Deshalb zeigt sich Gott auf verschiedene Weisen: In der Schöpfung, in der Geschichte und drittens – das habe ich letztes Mal nicht erwähnt – im persönlichen Leben von Gläubigen. Im Johannesevangelium, ganz am Anfang, gibt es einen Satz, über den selten gepredigt wird. Dort heißt es über Jesus: „In ihm war Leben“, und weiter: „Und das Leben war das Licht der Menschen.“
Das ist zunächst einmal merkwürdig: In Jesus ist Leben – übernatürliches, ewiges Leben. Dieses Leben in Jesus wird zum Licht für die Menschen. Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie das funktioniert? Die Antwort ist ganz einfach: Dadurch, dass Jesus dieses Leben anderen Menschen gibt. Wenn diese Menschen dieses Leben ausleben, werden sie für andere zu Lichtträgern, zu Leuchttürmen, zu Menschen, an denen man sich orientieren kann.
Man kann dann sagen: „Sag mal, ich kenne dich noch von vor zehn Jahren, Flo. Ich kenne dich heute. Warum lebst du heute anders? Warum?“ In dem Moment, in dem jemand antwortet: „Weißt du, in mein Leben ist eine neue Kraft gekommen, ein neues Wollen. Da lebt jetzt Jesus, und ich möchte für diesen Jesus leben“, wirst du, Flo, an dieser Stelle zum Licht für andere. Du bist wie eine Berghütte in der Dunkelheit, in der Licht brennt. Menschen, die sich am Berg verlaufen haben und nicht wissen, wo sie Schutz finden, sehen dieses Licht. Sie laufen darauf zu und hoffen, dort Unterschlupf zu finden.
Jesus gibt sein Leben, und das ist auch eine Form der Offenbarung Gottes. Gott offenbart sich als ein lebendiger, persönlicher Gott, den man suchen und finden kann, der sich zeigen möchte.
Also: Keine Bekehrung ohne Glauben an einen persönlichen Gott. Ich brauche ein Gegenüber – ein Persönliches.
2. Ehrlichkeit vor Gott
Zweitens: Es gibt keine Bekehrung ohne Ehrlichkeit. Im Lukasevangelium heißt es in Kapitel 5, Vers 31, es geht um die Berufung des Levi. Levi ist ein anderer Zöllner, den wir im Neuen Testament auch unter dem Namen Matthäus kennenlernen. Er ist ein Zöllner, also wirklich einer von diesen Außenseitern, der dazu berufen wird, Jünger Jesu zu werden.
Dieser Levi veranstaltet dann eine große Feier bei sich zu Hause, weil er sich so sehr darüber freut. Er lädt alle seine Freunde ein. Die Pharisäer sehen das und murren. Sie fragen: „Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern? Wie kann das sein? Was habt ihr mit denen zu schaffen?“
Dann heißt es in Lukas 5, Vers 31: Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen.“ Hier sind die Selbstgerechten gemeint, denn wirklich Gerechte vor Gott gibt es nicht. Jesus sagt weiter: „Ich bin nicht gekommen, die einzuladen in mein Reich, die sich für gerecht halten.“
Solange das dein Thema ist und du denkst, du bist gerecht, solange kann Gott dir überhaupt nicht helfen. Jesus sagt: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.“ Buße ist das Wort für Umkehr. Gott lädt Sünder ein – und zwar nur Sünder –, ihm nachzufolgen und Buße zu tun, also auf ihn zuzukommen.
In den Psalmen heißt es einmal, und diese Stelle finde ich unglaublich schön: Gott wird ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz nicht verachten. Lest mal die ganze Stelle in Psalm 51, Vers 19: „Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist, und ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.“
Ein Mensch, der vor Gott zerbricht, ist ein Mensch, der überhaupt erst brauchbar für Gott wird. Wir singen ein Lied, in dem es in einer Strophe heißt: „Bettler, Schnorrer und Schmarotzer sind die Menschen allzumal, stehen da mit leeren Händen, sind verarmt, null Kapital, geistlich pleite, bleibt nur Sünde und kein Weg führt mehr zurück.“ Gemeint ist: Es gibt keinen Weg mehr zurück in die Gemeinschaft mit Gott.
Doch dann kommt der entscheidende Punkt: Wer diese Einsicht hat, wer das begriffen hat, dass er wirklich ohne Hoffnung und geistlich pleite vor Gott ist, der findet Rettung, Frieden und Glück.
Ehrlichkeit ist eine Voraussetzung. Erst wenn ich begriffen habe, dass ich tatsächlich zu den Verlorenen zähle, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin, kann Gott mich retten. Das ist das, was der Zöllner im Tempel tut. Er geht nicht nach vorne und sagt: „Schau mal, was ich alles tue, ich bete und faste und zehnt(e).“ Nein, er kann einfach nur dastehen und sagen: „Ich habe nichts.“
Und er weiß auch, dass er nichts hat. Deshalb bittet er: „Sei mir, Sünder, gnädig.“
3. Das Anrufen Gottes im Glauben
Und das ist der dritte Punkt: Erstens keine Bekehrung ohne Glauben an einen persönlichen Gott, zweitens keine echte Bekehrung ohne Ehrlichkeit und drittens keine Bekehrung ohne Regen mit Gott. Dabei muss das nicht unbedingt hörbar sein; es kann ein lautloses Schreien der Seele zu Gott sein. Das ist wichtig – zu Gott.
Schlagen wir einmal den Römerbrief auf, Kapitel zehn, Vers dreizehn. Es ist ein Vers, der oft zitiert wird, genau zu diesem Thema Errettung: Wie kann ein Mensch zu Gott umkehren? Gott sagt in Römer 10,13: „Denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.“
Hier sind zwei Begriffe, die wir erklären müssen. „Jeder“ verstehen wir einfach als jeden Menschen. Aber „jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird“ – wir müssen uns über den Begriff „Herr“ unterhalten. Was bedeutet „anrufen“?
Man denkt natürlich sofort an einen Telefonanruf. Fast, aber nicht ganz, denn Gott hat keine Telefonnummer. Dennoch ist es die richtige Richtung. „Anrufen“ bedeutet, ich rede mit Gott. Es reicht nicht, das Evangelium nur im Kopf zu haben oder jemand anderem erklären zu können, worum es beim Christsein geht.
Es reicht nicht, auf einer rein intellektuellen und vernünftigen Ebene zu sagen: „Ja, Christsein heißt das und das, hier ist das Glaubensbekenntnis, das musst du glauben.“ Das reicht nicht. Es geht darum, dass ich Gott anrufe, dass ich bete und das ehrliche Eingeständnis ausspreche: „Ich kann mir nicht selbst helfen, sondern ich brauche deine Hilfe, Gott.“
Der Zöllner sagt: „Bitte sei mir Sünder gnädig.“ Das ist ganz wenig, aber es ist dieses „Bitte, ich stehe hier, ich sehe dich und ich rufe dich an.“ Ich sehe niemanden, der mir sonst helfen kann.
In dem Lied heißt es dann: „Denn mit Arbeit, guten Werken, Ritual und Religion findet niemand echte Ruhe, alles Fehlinvestition.“ Jetzt kommt es: „Tritt vor Gott und fleh ihn an, alles aus, ich kann nicht mehr, sei doch mir dem Sünder gnädig, ich habe Angst, wenn Hoffnung leer.“
Wo ein Mensch das tut, wirklich anruft, sagt: „Ich möchte umkehren“ und mit seinem Leben zu Gott kommt, da beginnt neues Leben.
4. Die Bedeutung des Namens des Herrn
Und dieses Anrufen, denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird – den Namen des Herrn –, das ist für uns ein bisschen schwerer zu fassen. Was heißt das, Herr?
In der Bibel sind mit dem Begriff "Herr" eigentlich zwei Dinge verbunden. Zum einen, wenn ich sage: Jesus ist mein Herr – und das ist das kürzeste und älteste Glaubensbekenntnis, das wir haben – dann bringe ich damit zum Ausdruck, dass ich zu Jesus gehöre. Jesus ist der Chef in meinem Leben.
Herr war der Kaiser, die Nummer eins im Staat, derjenige, der über alles das Sagen hatte. Wenn ich mich hinstelle und sage: Jesus ist Herr, wenn ich den Namen des Herrn anrufe, dann bitte ich Gott um Rettung und sage gleichzeitig: Du bist mein Herr, Du bist mein Gott.
Wir bringen dadurch zum Ausdruck, dass wir mit unserem ganzen Leben eine Kehrtwendung vollziehen. Wer sagt: Jesus ist Herr, der sagt eigentlich, dass er eine Entscheidung getroffen hat, sein ganzes Leben mit all seinen Aspekten Jesus, dem Herrn, zu gehören. Dass ich mich unter diesen Herrn stelle, zu Jesus als meinem Gott und Retter bete und als Geschöpf neu dem Schöpfer begegne. Ich bitte ihn, mich zu retten, meine Rebellion aufzugeben und mich wirklich zurückzuflüchten in die Arme eines liebenden Vaters.
Darum geht es. Den Namen des Herrn anrufen heißt, im Gebet vor Gott zu zerbrechen und zu sagen: Bitte werde du in meinem Leben Retter und Gott. Lass mich mit dir leben, lass mich in eine echte, tiefe Beziehung zu dir treten. Ich vertraue einhundert Prozent auf dich.
Und jetzt merkt ihr schon: Es geht an dieser Stelle nicht um die richtigen Worte. Das kann man so oder so formulieren. Es geht eigentlich um eine rechte Herzenseinstellung.
Eine Bekehrung ist nicht dann echt, wenn jemand sagt: Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden usw. Irgend so eine Litanei, die ich spreche, und wenn ich die immer wieder nur lange genug spreche, dann muss sie doch in meinem Leben irgendetwas bewirken.
Nein, das tut sie nicht. Bevor ich mit zwanzig Christ wurde, bin ich jahrelang in die Kirche gegangen und habe immer solche Bekenntnisse gesprochen. Sie haben überhaupt nichts bewirkt, weil sie am eigentlichen Ziel vorbeigegangen sind, weil sie tief in meinem Herzen nichts verändert haben.
Wenn die Bibel von einer echten Bekehrung spricht, dann erinnert ihr euch, was ich letztes Mal gesagt habe: Apostelgeschichte 16,31, wo der Kerkermeister sagt: "Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden." Die Bibel kennt echten, rettenden Glauben.
Ich denke, dass in diesen echten, rettenden Glauben drei Dinge zusammenfließen. Zum einen: Ich weiß, was ich glaube. Ich glaube nicht mit Charlie Brown an den großen Kürbis, der an Halloween kommt – kennt ihr vielleicht –, sondern ich glaube an Jesus, Mensch und Gott. Geboren, gestorben und auferstanden für mich, der wiederkommen wird auf diese Erde, zu richten die Lebenden und die Toten und mich abzuholen, um in die Ewigkeit zu bringen.
Das ist mein Glaube. Ich weiß, woran ich glaube. Das gehört einfach zu echtem Glauben dazu, dass der Glaubensinhalt stimmt.
Zweitens: Ich vertraue. Ja, Glauben heißt Vertrauen. Ich vertraue wirklich. Ich bin diesen Schritt gegangen.
Stellt euch vor, ein Hochhaus brennt innen. Auf dem Fenster steht eine Frau und schaut runter. Unten steht die Feuerwehrmannschaft mit einem Sprungtuch.
Ich habe mal eine Weile im sechsten Stock bei der BVG gearbeitet und dachte immer: Wenn es hier wirklich brennt, habe ich auf mein Fenster geschaut und mir die Frage gestellt: Würde ich mich trauen zu springen? Ich habe tierische Höhenangst, ich kann da fast nicht runterschauen. Und dann dachte ich mir: Würde ich im Zweifel springen? Du siehst da unten so ein etwa fünf Mark großes Stück Sprungtuch. Würde ich springen?
Deshalb dachte ich immer: Ach, ich muss das nie berühren.
Du siehst da so eine Frau. Was rettet diese Frau? Nicht wenn sie alles über Sprungtücher weiß oder über die Ausbildung von Feuerwehrleuten oder über die Physik des freien Falls. Das rettet sie noch kein Stück. Sie muss springen. Bevor sie nicht springt, ist sie nicht gerettet.
Im Glauben ist es genauso. Den richtigen Glaubensinhalt zu haben, ist eine Sache. Aber du musst springen, irgendwann dein Vertrauen wirklich auf Gott setzen, die Hände falten und sagen: Hier stehe ich vor dir, ich weiß nicht weiter und bitte, hilf mir.
Also echter Glaube: das richtige Wissen, dann der Sprung – ich vertraue mein Leben Gott an – und dann gehört etwas Drittes dazu, das seltener gepredigt wird, aber heute hier eine Rolle spielt.
5. Ein echtes Glaubensleben als Folge der Bekehrung
Ein echtes Glaubensleben
Zu einer echten Bekehrung gehört ein verändertes Leben. Schauen wir dazu im Lukasevangelium nach, Kapitel 8. Dort findet sich ein Gleichnis, das im Altdeutschen als das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld bekannt ist. Ein Mann geht hinaus und sät Samen aus, der dann unterschiedlich gut wächst. In Lukas 8,13 heißt es: „Die aber auf dem Felsen sind...“ Bitte lest diesen Vers heute Nachmittag noch einmal nach, wenn ihr ihn besser verstehen wollt.
Es geht hier um Samen, das Wort Gottes, das in das Herz der Menschen gesät wird. Diejenigen, die auf dem Felsen sitzen, sind Menschen, die das Wort mit Freude aufnehmen. Sie haben aber keine Wurzel. Für eine Zeit glauben sie, doch in Zeiten der Versuchung fallen sie ab.
Diese Menschen hören das Evangelium, gehen vielleicht in den Gottesdienst, sind berührt, laufen begeistert und mit Tränen in den Augen hinaus, voller Begeisterung: „Boah, was habt ihr hier? Das ist ja super!“ Sie starten wie Sprinter. Doch dann kommen die ersten Probleme. Der Glaube wird teuer. Sie fangen an zu überlegen und sagen: „Lieber nicht, das ist mir zu teuer. Ich will nicht.“ Vielen Dank, aber wenn das der Glaube sein soll, dann lieber nicht.
Echter Glaube kann spontan passieren. Jemand kann sagen: „Ich will glauben!“ und tut es. Trotzdem warnt Jesus vor unüberlegten Glaubensentscheidungen. An dieser Stelle möchte ich das klar predigen: Jesus stellt sich nicht hin und sagt: „Mir geht es nur um Masse, kommt alle herein!“ Nein, Jesus sagt: „Vorsicht!“
Echter Glaube bedeutet, dass du ein Jünger Jesu wirst, dass du in Jesu „Armee der Liebe“ eintrittst. Das wird nicht jeder in deinem Umfeld mögen. Echter Glaube heißt, dass du ein Mensch mit neuen Prioritäten wirst. Du bekommst ein neues Verhältnis zur Sünde. In dir entsteht der Wunsch, dich mit Gemeinde, Bibel und Kirche auseinanderzusetzen und mehr zu erfahren.
Veränderungen werden in deinem Leben passieren, so dass du sagst: „Ich möchte nicht mehr weitersündigen.“ Aber die anderen wollen weitersündigen, und du wirst in den Augen der Menschen suspekt. Echter Glaube bedeutet, dass du Ablehnung erfahren wirst.
Echter Glaube wird dich dein selbstbestimmtes Leben kosten, weil Gott dir dafür ewiges Leben schenken möchte. Deshalb sagt Jesus: „Pass auf, mir geht es nicht um Zahlen, mir geht es darum, dass du gut überlegst, was du tust.“
Ich finde das großartig. Jesus ist an dieser Stelle so stark, weil er dich ernst nimmt. Er will dich nicht über den Tisch ziehen. Er möchte nicht, dass du dich aus einer Laune heraus bekehrst. Nicht, weil du für deine Frau oder deinen besten Freund glaubst, weil im Gottesdienst eine heilige Stimmung war oder du ein wohliges Gefühl im Bauch hattest. Auch nicht, weil du Angst vor der Hölle bekommen hast. Das sind nicht die richtigen Gründe.
Jesus möchte, dass du wirklich umkehrst zu Gott. Das kann dir nichts Besseres passieren. Aber er möchte, dass du die Kosten überschlägst: Bin ich bereit, den Preis der Bekehrung zu bezahlen? Das ist der Preis für ein Leben in der Nachfolge Jesu. Will ich das?
Jemand hat einmal gesagt: „Das Evangelium ist frei, aber es ist nicht billig.“ Errettung ist umsonst, aber sie kostet uns unser Leben.
Viele erleben das am Anfang ihres Christseins mehr oder weniger dramatisch. Einige erleben es sehr dramatisch. Sie erkennen, dass Gottes Angebot der Errettung ein freies Geschenk aus Gnade ist. Gleichzeitig wissen sie, dass sie, wenn sie es annehmen, in Bezug auf Karriere, Freunde, Familie und viele kleine Dinge etwas verlieren werden.
Sie merken, dass hier eine Entscheidung zu treffen ist: Auf der einen Seite Christus, auf der anderen Seite der ganze Rest. Sie verstehen intuitiv, was in Lukas 14 von Jesus gesagt wird: Bekehrung ist ein Moment, in dem ich Jesus an erste Stelle setze und alles andere auf die zweite.
Ich möchte diesen Jesus. Ich bin bereit, alles einzusetzen, so wie im Gleichnis vom Schatz im Acker. Ich setze alles auf Nummer eins oder ich setze alles andere auf Nummer zwei.
Die Kosten der Nachfolge und die Entscheidung für Jesus
Jetzt leben wir in einer Kultur, in der man Dinge oft dramatischer ausdrückt als früher. Ein gewisses Schwarz-Weiß-Denken prägt die Sprache. Wenn man also sagen möchte, dass man etwas weniger gern hat, sagt man manchmal „hassen“. So würden wir das heute nicht ausdrücken.
Wenn Jesus in Lukas 14,26 sagt: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und seine Kinder, seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein“, dann meint er natürlich nicht „hassen“ im Sinne von „Wie kann ich meiner Frau das Leben möglichst schwer machen?“ – auch wenn das manchmal vorkommt.
Vielmehr meint Jesus: Wenn du mich an erste Stelle setzt, stehen alle anderen auf Platz zwei. Dann folgst du mir. Das ist für die anderen das Beste, was ihnen passieren kann. Trotzdem ist das eine bewusste Entscheidung, die du triffst. Auf Platz eins steht Jesus, auf Platz zwei der Rest. Jesus sagt: Sei dir darüber im Klaren, dass das dazugehört. Niemand kann ein Jünger wie Jesus sein, der nicht bereit ist, das Kreuz zu tragen.
In Vers 27 heißt es: „Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein.“ Das Kreuz ist natürlich ein Bild für die Feindschaft der Welt, die einem entgegenwirkt. Wenn ich also diesem Jesusweg folge, werden Leute sagen: „Ich mag dich nicht mehr, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.“ Und ich werde sagen müssen: Ja, dazu bin ich bereit, das in Kauf zu nehmen.
Es geht noch weiter. Wenn du zur Zeit Jesu in Jerusalem an einer Hauptstraße gewohnt hättest und draußen Johlen hörst, dann vom Fenster herunterblickst und siehst, wie jemand mit einem etwa fünfzig Kilo schweren Querbalken über der Schulter vorbeiläuft, weißt du: Das ist jemand, der sein Kreuz trägt. Es ist zwar nicht das ganze Kreuz, sondern nur der Querbalken, aber du weißt, dass er unter diesem Gewicht zur Hinrichtungsstätte wankt und dort getötet wird.
Vor dir steht ein Mensch, der ein verurteilter Sünder ist, ohne Recht. Das ist das, was Kreuztragen eigentlich bedeutet: Ich bin ein verurteilter Sünder ohne eigene Rechte. Jesus sagt: Das möchte ich von dir. Ich möchte, dass du in dieser Haltung zu mir kommst und mich zur Nummer eins in deinem Leben machst. Das ist der Preis der Jüngerschaft.
Jesus fordert uns auf, das vorher zu überlegen. Umkehr ist nicht nur eine einmalige Entscheidung, nach der alles beim Alten bleibt. Umkehr bedeutet eine Hinwendung zur Nachfolge. Das heißt: Ich lese weiter in Lukas 14, Vers 28: „Denn wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung habe, damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und nicht vollenden kann, alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten und sagen: ‚Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte nicht vollenden.‘“
Wenn du irgendwo eine Bauruine siehst, denkst du oft: Was ist da passiert? Schlechte Planung, dem ist das Geld ausgegangen. Jesus sagt: So etwas möchtest du nicht erleben. Du möchtest ein Leben mit Gott anfangen und nicht mittendrin sagen: „Nein, ich möchte nicht mehr, tschüss.“ Darum: Überlege dir das gut.
In Vers 33 heißt es: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ Dabei geht es nicht darum, dass Jesus uns verbietet, Besitz zu haben. Es geht ganz grundsätzlich darum, dass er die Nummer eins sein will, die Autorität in unserem Leben.
Er verspricht uns, dass er uns durch dieses Leben hindurch in die Ewigkeit führen wird. Er wird diesen Weg nutzen, um uns zu erziehen und uns beizubringen, wie man sich im Himmel verhält. Aber es gibt unverhandelbare Bedingungen: Niemand kann Jesu Jünger sein, wenn er nicht bereit ist, allem zu entsagen.
Wenn ich mein eigenes Leben führen will, der Chef über meinen Besitz, meine Talente, meine Familie und meine Zeit sein möchte, wird Jesus sagen: „Okay, dann kann ich dir nicht helfen. Dann bist du bei mir falsch.“ Du willst dich wie Baron Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen – das funktioniert nicht.
Wenn du aber wirklich umkehrst, dann ist das eine Umkehr in die Jüngerschaft, in die Nachfolge. Das heißt: Jesus nachfolgen, sehen, was Jesus tut, und dasselbe tun. Wenn wir das tun, können wir nur gewinnen. Aber wir müssen uns vorher überlegen, ob wir dazu bereit sind.
Jetzt wird vielleicht jemand sagen: „Das ist ja wie einen Blankoscheck ausfüllen. Da steht man und sagt: ‚Hier hast du mein ganzes Leben, kannst einsetzen, was du willst.‘“ Die Antwort lautet: Ja. Bekehrung bedeutet, Gott einen Blankoscheck über das eigene Leben auszustellen. Das ist Umkehr zu Gott.
Lass mich das noch etwas provokativer sagen: Nur das ist Umkehr zu Gott. Die Frage war: Wie kehrt ein Mensch zu Gott um? Die Antwort beginnt damit, dass er überhaupt an Gott glaubt. Das ist der erste Schritt.
Dann kommt zur Ehrlichkeit echter Glaube hinzu, der weiß, wer Jesus ist, der Jesus als Herrn anruft und sich in einem Leben der Nachfolge als echt erweist.
Ausblick auf die nächste Predigt
Bleibt eine letzte Frage: Woher weiß ich, ob meine Umkehr wirklich echt ist?
Angenommen, ich habe all das getan, was ich hier gepredigt habe. Kann ich dann sicher sein, dass ich wirklich am Ziel bin und ewiges Leben habe?
Dieses Thema werden wir nächste Woche behandeln.