Begrüßung und Einstimmung auf das Thema
In Jesu Namen, Amen!
Als Gastarbeiter aus dem Württembergischen grüße ich Sie heute Morgen aufs Herzlichste. Es ist mir eine Ehre und Freude, mit Ihnen diesen Gottesdienst zu erleben und zu feiern.
Gestatten Sie mir, zu Beginn die Frage zu stellen: Was ist denn heute dran?
Die einen sagen: Bildung ist dran. Mit ein bisschen Herzensbildung ist kein Blumentopf zu gewinnen. Es braucht eine neun- bis dreizehnjährige Schulbildung, dazu eine drei- bis sechsjährige Berufsausbildung. Und wer dann meint, am Ziel seiner Träume zu sein, der täuscht sich gewaltig. Dann kommt Fortbildung, Weiterbildung. Nur der Fortgebildete und Weitergebildete ist im Sinne des modernen Bildungsangebots der Gebildete und liest die Bildzeitung. Bildung, Bildung ist dran.
Die anderen sagen: Bewegung ist dran. Mit ein bisschen Spaziergang ist dem Kreislauf kein Schnippchen zu schlagen. Es braucht morgens ein paar Kniebeugen, auch mittags ein paar Züge in der frischen Luft und abends ein Jogging durch den Wald. Sportausrüstung, Turnschuhe und ein richtiger Sportanzug gehören nicht zum Luxus. Bewegung ist einfach dran.
Die Dritten sagen: Erholung ist dran. Relaxing, richtig sich ausruhen, sich fallen lassen. Am besten zieht man die Vorhänge zu, legt eine Isomatte auf den Boden, legt sich flach hin, atmet tief durch und legt eine Disc-Zor mit Musik zum Ruhestil auf. Relaxing ist dran.
Und die Vierten sagen: Nein, Ernährung ist dran. Mit einer Schlachtplatte ist das Gewicht nicht zu halten. Es braucht mehr Vitamine und weniger Kalorien, einfach Vollwertkost, richtige Vollwertkost. Am besten Morgenskörner, Mittagskörner, Abendskörner. Man muss nur aufpassen, dass man am Schluss nicht Kikriki schreit, sehen Sie.
Die wahre Bedeutung der Begegnung
Was ist denn heute eigentlich dran? Nichts gegen Bildung und Bewegung, gegen Erholung und Ernährung, aber heute geht es um etwas ganz anderes.
Diese Herbstkonferenz sagt es deutlich: Das Thema ist Begegnung. Begegnung – nicht mit Buddha, der in der Lüneburger Heide von den Zeltwänden herablächelt, nicht Begegnung mit Maharishi Mahesh Yogi, dem Mann mit der roten Rose, der sogar von unseren Landesregierungen empfangen wurde.
Es geht nicht um Begegnung mit Allah, der immer mehr Menschen in seinen Bann zieht, und auch nicht um Begegnung mit Hare Krishna, der immer noch unter jungen Menschen aktiv ist. Sondern es geht um Begegnung mit Jesus.
Die Begegnung mit Jesus ist es wert. Alles andere bringt nichts, außer es bringt uns durcheinander. Die Begegnung mit Jesus ist wertvoll, weil sie neue Werte in unser Leben hineinbringt.
Und das ist mein Wunsch für diese Stunde, das ist mein Wunsch für diesen Tag: dass wir neue Werte und neue Koordinatensysteme auch in unser Glaubensleben bekommen – so wie bei der Begegnung des Petrus mit Jesus.
Die Begegnung von Petrus mit Jesus in Caesarea Philippi
Die Erzählung findet sich im Markus-Evangelium, Kapitel 8. Dort heißt es:
Jesus fiel in Angst, als er die Jünger lehrte. Das geschah bei Caesarea Philippi. Er sagte: „Der Menschensohn muss viel leiden, verworfen werden von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten, getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.“
Jesus sprach dieses Wort frei und offen aus. Petrus nahm ihn beiseite und begann, ihn zu widersprechen. Doch Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus. Er sagte: „Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“
Dann sprach Jesus weiter: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meines Willen und um des Evangeliums willen, der wird es erhalten.
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und dabei an seiner Seele Schaden nähme? Was kann der Mensch geben, womit er seine Seele erlösen könnte?“
Parallele zum Leben Dietrich Bonhoeffers
Man schrieb das Jahr 1939. Ort der Handlung war Manhattan, dieses berühmte Handels- und Geldzentrum an der Ostküste Amerikas. Drüben am Kai stand das letzte Schiff, das noch vor dem Weltkrieg zurückfuhr nach Europa.
Auf diesem Campus, diesem Universitätsgelände, stand ein Mann, 33-jährig, umringt von seinen Freunden. Sie redeten wild gestikulierend auf ihn ein: „Du kannst auf keinen Fall zurück nach Berlin! Dort ist die Gestapo, dort wirst du bespitzelt, dort wirst du verhaftet, dort erleidest du den Tod.“ Ein anderer sagte: „Du musst hier bleiben. Hier hast du die Freiheit zur Lehre und zur Forschung.“ Und der Dritte fügte hinzu: „Du kannst nach Rom oder nach London oder nach Paris, aber auf keinen Fall nach Berlin!“
Dieses Trommelfeuer von Argumenten ließ diesen Mann keineswegs unberührt. Er überlegte noch einmal: Hier die Freunde, dort die Feinde. Hier die Fesseln, dort die Freiheit. Hier das Leben, dort der Tod!
Nach einigen Sekunden der Überlegung sagte er – übrigens war es Dietrich Bonhoeffer, der sagte: „Ich muss, ich kann nicht anders, ich gehe nach Berlin.“ Und dann fuhr er. Und dann wurde er bespitzelt. Und dann wurde er verhaftet. Und dann wurde er getötet.
Seither fragen sich viele: Warum eigentlich das? Warum dieser Leidensweg? Warum dieser Todesweg? Warum dieser Weg nach Berlin? Warum diese Lösung?
Liebe Freunde, ich weiß, dass das nur ein schwacher, ein ganz schwacher Vergleich ist zu dem unvergleichlichen Weg unseres Herrn Jesus Christus. Aber vielleicht kann er uns den Einstieg in unser Thema erleichtern.
Jesu Weg nach Jerusalem als bewusste Entscheidung
Man schrieb das Jahr 33. Ort der Handlung war Caesarea Philippi, ein gut besuchter Tempelort an den Quellen des galiläischen Jordan.
Von dort führte die Straße hinunter nach Jerusalem. An diesem Ort stand ein Mann, 33 Jahre alt, umringt von seinen Freunden. Wild gestikulierend redete Petrus vor allem auf ihn ein: „Du kannst nicht nach Jerusalem. Dort sind die Schriftgelehrten und Pharisäer, dort wirst du getötet. Und du kannst hierbleiben. Hier hast du Freiheit zum Predigen, zum Lehren und zum Heilen. Du kannst nach Milet oder Smyrna, du kannst überall hingehen, aber nicht nach Jerusalem.“
Dieses Trommelfeuer an Warnungen prallte sicher nicht an Jesus ab wie der Regen an einer Ölhaut. Noch einmal mag er sich überlegt haben: Hier die Freiheit, dort die Fesseln; hier die Freunde, dort die Feinde; hier das Leben, dort der Tod. Nach kurzer Zeit der Überlegung sagte er: „Ich muss, ich kann nicht anders, ich gehe nach Jerusalem.“
Und dann ging er. Dann wurde er verhaftet, und dann wurde er getötet.
Viele fragen sich, warum dieser Gang nach Jerusalem? Warum diese Entscheidung? Heute wird in Dialogen oft behauptet, dass es dieses Kreuz eigentlich gar nicht bräuchte. Warum also das Kreuz überhaupt? Warum der Kreuzweg? Warum diese Lösung?
Liebe Freunde, der Markus gibt uns eine dreifache Antwort, die ich ihm weitergeben und unterstreichen möchte.
Erster Wert: Erlösung aus der Schuld
Einmal – das ist der erste neue Wert in unserer Werteskala. Diese Lösung ist die Erlösung aus der Schuld.
Petrus wollte Macht. Er hatte das Kommando über einen Fischerkan. Unter seinen Kumpanen ließ er manchmal ein paar Kraftsprüche ab. Den Fischen gegenüber konnte er schon seine Muskeln zeigen, aber eine Machtposition in unserem Sinne war das nun wahrlich nicht. Deshalb sagte er: Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann habe ich Macht. Dann habe ich vielleicht Macht auch über meine Kameraden, und wir könnten im Team bessere Fangquoten erzielen.
Wenn ich Macht hätte, dann würde ich diese Zöllner unter die Knute nehmen und die Korruption auslöschen in unserem Land. Wenn ich Macht hätte, dann würde ich diese Römer aus dem Land jagen, und wir hätten ein freies Land. Wenn ich Macht hätte, dann sähe es in unserem Land anders aus – so, wie wir „mickrigende Macht“ auch sagen. Wenn ich Macht in der Familie hätte, dann würden die Enkel anders spuren. Wenn ich Macht in der Verwandtschaft hätte, dann würde das Erbe anders verteidigt. Und wenn ich Macht in unserem Volk hätte, dann würde nicht das Geld immer von unten nach oben fließen. Wenn ich Macht hätte, dann sähe es anders aus.
Und wenn Jesus, der Mensch, der Sohn Gottes göttlicher Machtfülle ist, deshalb sagt Petrus ihm: Herr, bei dir laufen doch die Fäden zusammen, bei dir bin ich auf der Seite der starken Bataillone, bei dir bekomme ich Macht.
Liebe Freunde, wenn Weltproblem Nummer eins die Macht wäre, dann müssten wir uns in der Tat nach einem starken Mann umschauen – einem, der sich mit einer republikanischen Garde umgibt und der mit einer Politik der Stärke alle anderen in die Knie zwingt.
Nun aber ist Weltproblem Nummer eins nicht die Macht, sondern ein falscher Wert. Weltproblem Nummer eins ist nicht die Macht, sondern die Schuld.
Weil Schuld in unseren Familien ist, lösen sich die Familienbande. Weil Schuld in unserem Volk ist, wird ungeborenes Leben dauernd getötet. Weil Schuld in unserer Welt ist, wird immer die Kriegsposaune geblasen. Weil Schuld in meinem Leben ist, sieht es so aus, wie es aussieht.
Sie kennen doch jene Szene in Jerusalem, dort, wo diese mit der weißen Weste, diese Schriftgelehrten und Pharisäer, diese Frau vor ihn, vor ihn hinstellen – vor diesen von ihm ernannten Kadi, vor Jesus. Und sie sagen: Herr, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Darauf steht doch die Todesstrafe, oder nicht?
Und dieser Herr schaut auf den Boden. Und als er wieder aufschaut, sagt er zu denen mit der weißen Weste: Wer unter euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Und dann beugt er sich wieder.
In diese Stille hinein hört man das Getrappel fortgehender Füße. Und als er aufschaut, da war nicht einer mehr da, da war keiner, der sich im Angesicht dieses Jesus ohne Flecken sah, da war keiner, der vor diesem Herrn eine weiße Weste trug, da war nicht einer, der ohne Sünde war.
Ich frage heute Morgen in diesem Raum bis in die letzte Reihe: Ist ein einziger hierher gekommen, eine einzige, die sagen könnte: Ich warf den ersten Stein, ich habe eine weiße Weste, in meinem Leben war alles recht und richtig; ich kann an alles denken, ohne rot zu werden?
Das ist doch die Auferstehung der Schuld – unsere unbewältigte Vergangenheit. Karl Heim, der große Professor aus Tübingen, hat wohl Recht gehabt, wenn er sagte: Weltproblem Nummer eins ist die Schuld.
Musil hat einen Roman geschrieben. Und in diesem Roman kommt eine Szene, die ich nicht mehr vergessen kann. Der Vater ist gestorben. Sohn und Tochter haben die Aufgabe, den Haushalt aufzulösen. Eine schwere Aufgabe, alle, die sie schon einmal gemacht haben, wissen das.
So kommen sie auch an den großen alten Schreibtisch des Vaters. Dort legen sie die Bücher und Schriften weg und finden zufällig ein Geheimfach. Sie ziehen es auf, und aus diesem Fach ergießen sich Bilder, Schriften und Ausschnitte aus dunklen Zeitungen. Der ganze Schmutz eines Lebens kommt ihnen entgegen. Und dann heißt es: Angesichts dieses Faches erstarb ihre Liebe zu ihrem Vater.
Nicht jeder hat seine Sachen im Schreibtisch versteckt, aber wir haben genug Fächer – auch in unserem Herzen und im Gewissen, wohin wir es gesteckt haben.
Liebe Freunde, wenn das, was wir versteckt haben, unsere Kinder wüssten, wenn das unsere Frau wüsste, wenn das unsere Nachbarn wüssten – jeder hat sein Fach. Und auf dieses Fach zielt dieser Herr.
Schuld ist an allem schuld. Das ist der Punkt: Schuld ist an allem schuld.
Und weil dem so ist, brauchen wir keinen Kraftmeier, sondern wir brauchen einen Sündenbock – so wie im Alten Testament – auf den wir diesen ganzen Schutt unseres Lebens packen könnten.
Und Jesus ist sich für diesen Drecksding nicht zu schade. Er hält den Buckel hin und sagt: Dein Dreck, da drauf, deine Lüge, da drauf, deine Undurchsichtigkeit, da drauf, deine Betrügerei, da drauf, alles drauf – ich will’s für dich tragen.
Ich weiß bis heute, ich kann es nicht fassen. Mit meinem Verstand ist es unfasslich. Aber Luther hat gesagt: Es muss nicht gehen nach deinem Verstand, sondern über deinen Verstand. Senk dich in Unverstand, so gebe ich dir meinen Verstand. Er sagt: So geht’s, so geht’s.
Die Lösung ist die Erlösung aus der Schuld. Gott sei Dank ging dieser Herr nach Jerusalem, Gott sei Dank.
Der erste Wert im Wertesystem, den wir erneuern müssen, ist die Erlösung aus der Schuld.
Zweiter Wert: Erlösung aus dem Leid
Der zweite Wert: Diese Lösung ist die Erlösung aus dem Leid.
Petrus wollte nicht nur Macht, sondern auch Freude – so wie wir alle. Sein Job am See war nicht nur Sonnenschein. Die Fischerei war eine alte und harte Plackerei. Den großen Fisch hat er nie gefangen, immer nur kleine Fische. Und auch in der Familie war sicher nicht alles nur Honig. Schon damals gab es Schwiegereltern, Schwiegerkinder und Schwiegermütter. Einer sagte mir einmal, die Liebe zu den Verwandten wächst proportional mit der Entfernung.
Verstehen Sie, in dieser damaligen Welt gab es auch nicht nur Sonnenschein. Deshalb sagte Petrus sich: Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann habe ich die ganze Plackerei vom Hals. Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann kann mich meine Familie gern haben. Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann geht es von Gipfel zu Gipfel zur letzten Höhe. So sagen wir, die wir immer wieder am Leid leiden, wenn wir nach Freude gieren.
Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann habe ich den beruflichen Stress los. Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann habe ich all die Spannungen zu Hause nicht mehr. Und wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann habe ich den Höhenweg von Gipfel zu Gipfel. Weil Jesus der Sohn himmlischer Freude ist, sagt Petrus zu ihm: Herr, bei dir bin ich doch richtig, bei dir stimmt die Richtung. Bei dir komme ich zur endgültigen Freude. Wenn ich dir gehöre, dann bin ich high und happy.
Liebe Freunde, mit diesem happy Christentum ist noch keiner ans Ziel gekommen. Mit diesem high Christentum ist noch keiner in den Himmel gekommen. Zu viele, gerade heute junge Menschen, die meinen, dass man mit Jesus nur happy wird, haben mit ihrem Glauben Schiffbruch erlitten.
Deshalb sagt Jesus in seltener Eindeutigkeit und Schärfe: Wer mir nachfolgen will – es wird niemand gezwungen. Wer mir nachfolgen will – es wird niemand geboxt. Wer mir nachfolgen will – es ist eine völlig freie Entscheidung. Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich.
Liebe Freunde, wir sind sehr verschieden. Wir sind Männer und Frauen, groß und klein. Wir haben verschiedene Glaubenstraditionen und unterschiedliche Gaben. Wir sind ganz verschiedene Menschen hier. Ein einziges verbindet uns: Jeder hat sein Kreuz, und jeder hat sein Kreuz mit hierher gebracht. Es wäre sträflich zu behaupten, ich habe kein Kreuz. Ich habe mein Kreuz.
Diese Kreuze sind aus verschiedenem Holz geschnitzt. Doch sie sind nach einem einzigen Maßstab gearbeitet: dem Maßstab von Römer 8. Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen – auch ihr Kreuz.
Weil dem so ist, kann ich mein Alterskreuz auf mich nehmen. Und weil dem so ist, können Sie Ihr Berufskreuz, Ihr Familienkreuz und Ihr Krankheitskreuz auf sich nehmen. Alles muss zum Besten dienen.
Franz von Sales hat jenen Satz geschrieben, den ich Ihnen gerne ins Stammbuch schreiben möchte: Gott hat dieses Kreuz, bevor er es dir schickte, mit seinen allwissenden Augen betrachtet, es durchdacht, mit seinem göttlichen Verstand geprüft, mit seiner neuen Gerechtigkeit geprüft, ob es einen Millimeter zu groß oder zu schwer ist. Und er hat noch einmal auf deinen Mut geschaut.
So kommt schließlich dein Kreuz aus dem Himmel zu dir als ein Gruß an dich – als ein Geschenk der barmherzigen Liebe. Haben Sie das verstanden? Ihr Krankheitskreuz als ein Gruß des Himmels.
Liebe Freunde, Kreuzträger sind nicht vor unserem Herrn her, auch nicht links und rechts als Träger des Erlösungskreuzes neben ihm. Nein, nein, nein, sie gehen hinter ihm her. Der Weg hinter Jesus her ist ein Kreuzweg. Alles andere sind Illusionen.
Die Lösung ist die Erlösung aus dem Leid, weil ich neu Ja sagen kann zu meinem Kreuz im Leben.
Dritter Wert: Erlösung hin zum Heil
Aber auch dieses Dritte noch, liebe Freunde: Diese Lösung ist die Erlösung, die Erlösung hin zum Heil.
Petrus wollte ja nicht nur Macht und Freude, er wollte noch eines – und darin verstehen wir ihn: Er wollte auch Sieg. Er hatte zu viele Rückschläge erlebt, zu viele Niederlagen, zu viele Dinge, die ihn niedergedrückt haben, so wie sie auch. Immer wieder diese Rückschläge, immer wieder diese Pleiten, mit denen wir fertigwerden müssen.
Deshalb sagte er sich: Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann gehöre ich zur Treppe hinauf. Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann gehöre ich zur Siegermannschaft. Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann werde ich Weltmeister. So wie wir ja, wir Gierigen nach Sieg, auch sagen: Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann habe ich meine Verliererrolle abgegeben. Wenn ich diesem Herrn nachfolge, dann gehöre ich zu seiner Siegermannschaft. Wenn ich ihm gehöre, dann gehört auch mir dieser Weltpokal.
Und deshalb sagt Petrus zu ihm: Herr, bei dir wird doch gejubelt, gefestet, gefeiert – so wie ich es heute immer wieder höre: Herr, bei dir wird doch gejubelt, gefestet, gefeiert.
Liebe Freunde, das ist wahr, nur der Zeitpunkt ist falsch. Der Zeitpunkt ist falsch. Gefeiert wird erst nach diesem Leben, gefeiert wird erst vor dem Thron Gottes, gefeiert wird erst im Kreis der erlösten Gemeinde. Das Halleluja ist dem Himmel vorbehalten.
Solange wir auf dieser Erde gehen, müssen wir das Kyrie eleison singen: Herr, erbarme dich! Gemeinde Jesu ist Kreuzgemeinde – oder sie ist es nicht.
Deshalb: Wer einmal Sieger mit der Krone werden will, der werde heute Nachfolger mit dem Kreuz. Dazu lade ich Sie ein – zum Nachfolger und zur Nachfolgerin, die ihr Kreuz auf sich nimmt und sich freut auf den Tag, an dem wir vor dem Thron Gottes miteinander das große Halleluja singen werden.
Bildhafte Darstellung: Das Fischerdorf und die offene See
Ein letztes Bild: Vor einem Felsenriff liegt ein armes kleines Fischerdorf. Dort gehen die Menschen ihrem harten und einfachen Gewerbe nach.
Wenn in diesem Ort dunkle Wetterwolken aufziehen, wenn es immer dunkler wird, wenn die Stürme blasen und giftgrüne Wellen die Boote schaukeln lassen, dann ist etwas Eigenartiges zu beobachten. Die Männer laufen schnell zu ihren Booten, setzen sich hinein – aber nicht, um sie fester zu vertäuen. Sie machen die Boote los, um hinauszurudern auf die offene See.
Warum? Dieses Wetter würde die Boote gegen die Felswand drücken, wo sie jämmerlich zerschmettert würden. Nur die offene See bietet die Chance des Überlebens.
Daran muss ich denken, liebe Freunde: Wenn dunkle Wolken in unserem Leben aufziehen und dunkle Wolken über diese Welt ziehen, wenn Stürme immer gewaltiger blasen und Wellen unser Lebensboot gefährlich schaukeln lassen, dann sollten wir uns nicht festmachen an irgendeinem Hafen dieser Welt. Dort würden wir zugrunde gehen.
Es kommt darauf an, sich loszumachen – sich zu lösen von Geld, Besitz und Familie. Sich zu lösen und hinauszufahren in die offene Zukunft Gottes. Dort liegt die Chance.
Jesu Kurs führt uns dorthin, wo wir eines Tages, wo der Blinde es erkennen wird, Gott und seinen Sohn Jesus Christus als den Wert sehen, für den es sich zu lieben lohnt. Amen.
Nachklang und persönliche Worte
Du hast dich nicht an meiner Art gestört, hast deine Liebe mir nicht aufgedrängt und meine Freiheit vorsichtig bewahrt.
Wie kann ich sie brauchen? Du lässt die Freiheit langsam in mir reifen, und ich gewöhne mich allmählich an dein Licht.
Nichts Dramatisches passierte, als du kamst. Es war, als sei ich da.
Da standest du vor mir wie ein guter Freund, der seine Hand ausstreckt und herzlich mit mir lacht.
Wie kann ich verschlossen sein? Doch du gibst einen Freund nicht so schnell auf.