Ja, Nathanael hat eine spannende Frage gestellt: Was ist unser Auftrag? Die Antwort darauf finden wir bereits in Römer 16. Dieses Kapitel ist sozusagen die Ziellinie, die wir heute Morgen überschreiten. Wir sind nun lange im Römerbrief unterwegs gewesen, und jetzt erreichen wir den Endspurt.
Ich habe dieses Kapitel Römer 16 sogar mit dem Satz überschrieben: „Du hast einen Auftrag“. Diesen Auftrag habe ich nicht von irgendjemandem bekommen, sondern Gott selbst hat ihn mir gegeben. Und diesen Auftrag muss ich ernst nehmen.
Wenn wir das Leben des Paulus betrachten, besonders in Römer 16, sehen wir, dass er diesen Auftrag in seinem Alltag umgesetzt hat. Sein Leben soll uns durch sein Vorbild motivieren. Es war zwar nicht geplant, aber ich habe erst heute Morgen erfahren, dass Hans-Peter Reuer heimgegangen ist. Für mich war er jemand, der wirklich seinen Auftrag gelebt hat. Er hat gesagt, es sei besser, mit vierzig Jahren erfüllt und für den Herrn unterwegs zu sein und zu sterben, als mit achtzig Jahren nur noch sich selbst gelebt zu haben.
Das, was er gesagt hat, war ungefähr seine Aussage, und sein Leben hat dies auch unterstrichen. Auch Paulus betont dies hier in Römer 16.
Wir lesen zunächst den Text aus Römer 16, Vers 1 bis Vers 27, das ganze Kapitel.
Dort heißt es:
Ich empfehle euch aber unsere Schwester Phöbe, die eine Dienerin der Gemeinde in Kenchreä ist, damit ihr sie im Herrn aufnehmt, der Heiligen würdig, und ihr beisteht, worin immer sie euch braucht. Denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst.
Grüßt Prisca und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren eigenen Hals riskiert haben. Nicht nur ich danke ihnen, sondern auch alle Gemeinden der Nationen und die Gemeinden in ihrem Haus.
Grüßt Epinetus, meinen Geliebten, welcher der Erstling Asiens für Christus ist. Grüßt Maria, die viel für euch gearbeitet hat.
Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und meine Mitgefangenen, die unter den Aposteln ausgezeichnet sind und schon vor mir in Christus waren.
Grüßt Amplias, meinen Geliebten im Herrn. Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und Stachys, meinen Geliebten. Grüßt Apelles, den Bewährten in Christus.
Grüßt die vom Haus des Aristobulus. Grüßt Herodion, meinen Verwandten. Grüßt die vom Haus des Narzissus, die im Herrn sind.
Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die im Herrn arbeiten. Grüßt Persis, die Geliebte, die viel im Herrn gearbeitet hat. Grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine Mutter und meine Mutter.
Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen. Grüßt Philologus und Julian, Nereus und seine Schwester, Olympas und alle Heiligen bei ihnen.
Grüßt einander mit heiligem Kuss. Grüßen euch alle Gemeinden Christi.
Ich ermahne euch aber, Brüder, dass ihr achtgebt auf die, welche entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, Zwistigkeiten und Ärgernisse anrichten, und wendet euch von ihnen ab. Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch. Durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.
Denn die Kunde von eurem Gehorsam ist zu allen gekommen, daher freue ich mich eurer wegen. Ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, doch einfältig zum Bösen.
Der Gott des Friedens aber wird in Kürze den Satan unter euren Füßen zertreten. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.
Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Lucius, Jason und Susipater, meine Verwandten. Ich, Tertius, der diesen Brief geschrieben habe, grüße euch im Herrn.
Es grüßt euch Gaius, mein Gastfreund und der ganzen Gemeinde. Es grüßen euch Erastus, der Schatzmeister der Stadt, und der Bruder Quartus.
Dem aber, der euch zu stärken vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen war, jetzt aber offenbar und durch prophetische Schriften nach Befehl des ewigen Gottes zum Glaubensgehorsam an alle Nationen bekannt gemacht worden ist, dem allein weisen Gott durch Jesus Christus sei die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Hier geht es um den Auftrag, den Paulus lebt. Sein Auftrag ist es, für den Herrn Jesus mitten in seiner Gemeinde zu leben. Diesen Auftrag hat Gott dir ebenfalls gegeben. Und diesen Auftrag darfst du leben.
Wie das praktisch aussieht, entdecken wir hier am Leben des Paulus. Paulus gibt uns mit seinem Leben, das er im Römerbrief zeigt, drei Herausforderungen. Über diese möchte ich heute Morgen sprechen.
Wenn ich bei Punkt drei angekommen bin, weißt du, dass die Predigt bald zu Ende ist, denn dieser Punkt ist der kürzeste.
Die erste Herausforderung lautet: Diener aus Liebe. Das sieht man bei Paulus sehr deutlich.
Die zweite Herausforderung: Lebe in der Einheit.
Die dritte Herausforderung: Staune über Jesus.
So beendet Paulus das Kapitel: Diener aus Liebe, lebe in der Einheit, staune über Jesus.
Du hast den Auftrag, für Gott in seiner Gemeinde zu leben.
Christen gehören verbindlich zu einer Gemeinde. Randsiedler und Solochristen sind nicht im Plan Gottes. Verbindlich zu einer Gemeinde zu gehören, bedeutet für mein praktisches Leben genau das, was Paulus hier sagt: Diene aus Liebe. Davon sprechen die ersten sechzehn Verse dieses Kapitels.
Wer diese Grußliste liest, dem wird sehr schnell klar: Für Paulus war Gemeinde nicht ein Gebäude. Für Paulus war Gemeinde auch nicht nur eine Organisation. Sondern für Paulus waren Gemeinde Menschen. Das zählt er nämlich hier auf. Er schreibt an mindestens sechsundzwanzig Mitarbeiter. Jetzt müsst ihr nicht im Gottesdienst mitzählen, ihr könnt das zu Hause nachzählen. Diese nennt Paulus mit Namen. Dann hat er noch zwei Ungenannte, und außerdem redet er von verschiedenen Gemeinden, denen er ebenfalls Grüße sendet.
Als ich mich auf die Predigt vorbereitet habe, dachte ich, das ist mal spannend: So eine Liste für uns als Gemeinde zu schreiben. Denn wir kennen diese Namen ja überhaupt nicht. Aber wenn man Namen einsetzt, die wir kennen, wird es ganz persönlich. Zum Beispiel könnte hier stehen: Ich grüße den Dietmar, dessen Freundlichkeit es manchem leicht gemacht hat, in der Gemeinde zu bleiben. Dahinter lacht einer, der auch noch dran kommt.
Da könnte stehen: Ich grüße den Horst, dessen Liebe zum Herrn an seiner großen Dienstbereitschaft und an seinem unermüdlichen Einsatz deutlich wird. Oder: Der fehlt jetzt, das könnt ihr ihm erzählen. Ich grüße den Andreas, der über viele Jahre dafür gesorgt hat, dass der Gemeindegesang einigermaßen zur Ehre Gottes ist. Nein, so nicht. Ja, er hat sich wirklich sehr stark dafür eingesetzt und viele Jahre investiert.
Oder hier würde vielleicht stehen: Ich grüße die Schwestern vom Deko-Team, die durch den Schaukasten schon manchen entscheidenden Impuls weitergegeben haben. Da bleiben immer wieder Leute vorne stehen. Oder ich freue mich über alle, die sich für den Herrn in der Hauswirtschaft einsetzen.
Paulus würde schreiben: Grüßt alle Mitarbeiter im Kinderdienst. Ihr erfüllt einen so wichtigen Auftrag. Dann könnte man diese Liste endlos fortsetzen. Dann wäre diese Predigt zu Ende.
Aber es ist eine gute Übung, sich mal so eine Gemeindeliste vorzunehmen und sich zu überlegen: Wofür bin ich dankbar, wenn ich an diese Person denke? Wenn ich die Namen dieser Personen in der Gemeindeliste sehe? Das hilft, dass wir dankbar und achtsam miteinander umgehen und nicht nur den anderen sehen.
Ich würde es auch euch als Teens oder Jugendliche empfehlen: Einfach mal nachzudenken, was das Besondere an dem anderen ist, der mit mir im Jugendkreis ist. Und nicht nur zu denken, ob der da ist oder nicht. Ist mir ziemlich egal, ob die Nervbacke da ist oder nicht?
Also: Paulus war sehr dankbar für den anderen.
Und es gibt noch etwas, das an dieser Liste auffällt: Ein Wort wird sehr häufig erwähnt. Dieses Wort heißt „Mitarbeiter“. Manchmal wird es auch als Verb verwendet, zum Beispiel „Ihr habt mitgearbeitet“.
Das bedeutet, dass diese Menschen bereit waren, ihr Leben als Christen etwas zu kosten. Das ist auch eine Herausforderung für uns. Was kostet mich meine Beziehung zum Herrn Jesus? Kostet mich dieser Dienst etwas?
Wenn du eine Kinderstunde vorbereitest, kannst du dich nicht mit deinen Freunden treffen. Das ist in gewisser Weise ein Opfer. Wenn du von Jesus redest, kostet dich das vielleicht Überwindung. Das machst du nicht einfach so, mit links.
Oder wenn du für das Reich Gottes finanzielle Hilfe gibst, kannst du dir manchen Wunsch selbst gar nicht erfüllen. Was kostet mich der Weg mit Jesus? Was heißt es für mich, mitzuarbeiten?
Du hast einen Auftrag. Nimm diesen Auftrag ernst. Diene aus Liebe! Wenn du das tust, wirst du wissen, dass es manchmal anstrengend sein kann. Aber Jesus hat nicht gesagt, wenn du mit ihm unterwegs bist, gehst du luftgefedert durch dein Leben. Es kann manchmal sehr schwierig sein.
Jesus will, dass ich sage: Herr Jesus, hier hast du mein Leben. Nimm dieses Leben und gebrauche es für dich. So haben die Leute hier mitgearbeitet.
Es gibt natürlich auch den bequemen Weg, eine Entscheidung für Jesus zu treffen und dann für sich selbst zu leben. So jemanden finden wir in den Evangelien. Dieser hatte viele Gaben von Gott erhalten, doch er stellte sie nur schön in den Schrank, ohne sie einzusetzen.
Der Hausherr begegnet ihm dann sehr deutlich und sagt: „Du hättest diese Gaben einsetzen sollen.“ Vielleicht sitze ich im Gottesdienst und denke: „Mann, war der dumm, der hätte sie einsetzen sollen.“ Dabei frage ich mich gar nicht, ob ich selbst wirklich bereit bin, mich für Jesus hinzugeben. Vielleicht stehe ich eines Tages vor Jesus und höre genau denselben Satz. Dann wäre ich dumm im Quadrat, weil ich das vorher hätte wissen können.
Ich wünsche mir das von euch und auch von mir. Paulus konnte jeden, dem er schrieb, als seinen Mitarbeiter bezeichnen. Dabei diente dieser nicht nur Paulus, sondern war Mitarbeiter am Evangelium Gottes.
Wenn ich den bequemen Weg suche, wird sich in meinem Leben kaum etwas verändern. Ich werde anderen auch nicht helfen können, Jesus ähnlicher zu werden, denn ich kann andere nicht weiterführen, als ich selbst bin.
Paulus stellt hier viele Menschen vor, die ihr Leben nicht geschont haben. Diese könnt ihr noch einmal für euch selbst nachlesen. Sie wussten, dass der Weg mit Jesus Zeit, Geld, Kraft, Ansehen und vieles mehr kostet. Das spürt man bei Priska und Aquila. Das merkt man auch, wenn man von Maria oder Urbanus liest. Das waren Menschen, die für Jesus gelebt haben und denen Gottes Sache wichtig war.
Ich kann schnell sagen: Ich bin Christ. Dabei fällt mir noch einmal Hans-Peter Reuer ein. Von ihm hörte ich, dass er kürzlich sagte, er habe aufgehört, die Frage zu stellen: „Bist du Christ?“ Denn viele antworten sehr schnell mit „Ja, ich bin Christ.“
Er sagt, er stellt jetzt lieber die Frage: „Was hat Jesus in deinem Leben verändert?“ Ich glaube, das ist die bessere Frage.
Man sieht hier an den Mitarbeitenden, dass es wirklich Menschen sind, in deren Leben Jesus etwas verändert hat. Diese große Liste zeigt aber auch, dass ich die anderen brauche.
Wir lesen von Aquila und Priscilla, die ihr Leben für Paulus eingesetzt haben. In Vers 13 wird von der Mutter des Rufus berichtet, die sich mütterlich um Paulus kümmerte. Er sagt: „Es ist wie meine eigene Mutter.“ In Vers 1 lesen wir von Vögel, die eine Hilfe für die Gemeinde in Kenchria war.
Wenn ich in Gemeinschaft bin, verändere ich mich und werde Jesus ähnlicher.
Wir waren letzte Woche hier in Luxemburg und haben ein geistliches Beispiel gelernt. Wir waren im Wald, und der Förster hat uns erklärt, was „astrein“ bedeutet. Das sagen wir ja manchmal: „Hey, das ist astrein!“ Astrein heißt, dass ein Baum keine Äste hat. Und das ist gewünscht auf einer Länge von acht Metern.
Wenn du nämlich einen Baum verkaufst, der keine Äste hat, kannst du ihn für das beste Furnier verwenden. Hat er Äste, ist das ein bisschen ungünstig, weil dort immer Löcher sind, wo der Ast war.
Aber wie schafft man es, dass Bäume keine Äste haben? Die Förster laufen ja nicht ständig durch den Wald und sägen an den kleinen Ästen herum. Er sagt, im Grunde genommen ist es ganz einfach: Man achtet darauf, dass die Bäume sehr eng zusammenstehen. Wenn die Bäume sich am Licht orientieren, investieren sie keine Kraft in die unteren Äste.
Ein Baum, der alleine steht, wird immer unten mit Ästen beginnen und viel Kraft in diese Äste stecken. Es wird niemals so sein, dass man einen acht Meter astfreien Baum bekommt, wenn er allein steht.
Wenn jemand also astrein sein will, muss er, wie Paulus es hier gelebt hat, in einer geistlichen Gemeinschaft leben. Dadurch wird er Jesus ähnlicher. Wer sich dagegen abkapselt und nur für sich selbst lebt, wird seine eigenen Äste treiben, aber er wird Jesus nie wirklich ähnlicher werden.
Solche Leute stellt Paulus hier vor. Ich habe eben von Vöbe gesprochen. Vöbe hat Paulus mit dem Römerbrief gesandt. Sie hatte den Brief entweder unter ihrem Kleid, in ihrem Rucksack oder irgendwo bei sich.
Hier ist auch von Kenchrea die Rede. Kenchrea ist der Hafen von Korinth. Deshalb weiß man, dass dieser Römerbrief wahrscheinlich aus Korinth geschrieben wurde. Paulus war dort mit all den Mitarbeitern, die er in den Versen 21 und 22 aufzählt.
Wenn ich das so lese, wünsche ich uns als Gemeinde, dass wir diese Verbundenheit haben, die diese Geschwister in Korinth, für die dieser Brief geschrieben ist, einfach gehabt haben. Man merkt, sie hatten einen sehr vertrauten Umgang miteinander.
Sie waren sicher sehr verschieden, das steht außer Frage. Aber sie haben nicht ihre eigenen Interessen in den Mittelpunkt gestellt. Das haben wir ja auch in diesem einen Lied gesungen. Die Leute auf dieser Grußliste haben verstanden: Es geht hier um Jesus. Es geht nicht um meine Interessen, es geht nicht zuerst um mich.
Das ist wie das Bild einer Fahrradfelge: Je näher ich am Mittelpunkt, also an Jesus, bin, desto näher bin ich auch zu den anderen. Je weiter ich von Jesus entfernt bin, desto größer wird auch der Abstand zwischen den Speichen.
Wenn Gottes Kraft es schafft, dass ich meine Feinde liebe, dann müsste das doch auch für die Freunde möglich sein, oder?
Warum funktioniert das oft nicht? Das ist für mich eine echte Frage, nicht nur eine rhetorische. Warum gibt es so viel Streit in evangelikalen Gemeinden? Ich habe darauf nicht die einfache Antwort, dass es an diesem oder jenem liegt. Aber ich glaube, es hat damit zu tun, dass man verstanden hat: Ich habe einen Auftrag, ich diene diesem Herrn und setze mich für ihn ein. Das kann auch Opfer kosten.
Wenn man sich die Grußliste anschaut, merkt man diese tiefe Verbundenheit. Paulus drückt es sogar so aus, dass er sagt: „Grüßt einander mit dem heiligen Kuss.“ Er will damit nicht sagen, dass das die neue Begrüßungsform sein soll, die wir einführen müssen. Vielmehr zeigt er, dass es damals einen ganz herzlichen Umgang gab. Und in diesem herzlichen Umgang sollt ihr weiter miteinander umgehen.
Kommen wir zum zweiten Gedanken: Nachdem er deutlich gemacht hat, lebt diese Liebe, folgt der zweite Gedanke: Lebe in der Einheit. Auch die Christen in Korinth machen das im Brief an die Römer deutlich. Einheit ist nichts, das ich erzwingen muss.
Mein Leitvers dazu ist 1. Johannes 1,7: „Wenn wir im Licht wandeln, haben wir Gemeinschaft miteinander.“ Oder: „Wer im Licht ist, hat Gemeinschaft miteinander.“ Das Blut Jesu Christi reinigt uns von jeder Sünde. Es heißt also nicht: Bemühe dich zuerst, Gemeinschaft zu leben. Sondern: Lebe im Licht. Dulde keine Sünde in deinem Leben, auch nicht zwischen dir und anderen.
Wenn du das tust, wirst du automatisch Gemeinschaft haben. Der Fokus liegt hier ganz anders, als man ihn heute oft setzt. Konzentriere dich darauf, im Licht zu leben. Wenn du dich darauf konzentrierst, wird die Einheit mit anderen, die ebenfalls so leben, automatisch folgen.
Übrigens bedeutet Einheit nicht, dass der andere genau so tickt wie ich. Es heißt auch nicht, dass der andere alles genauso sieht wie ich.
Es geht hier nicht um die Einheit gleicher Interessen oder Einstellungen, sondern um die Einheit, die Jesus uns geschenkt hat. Das wird in Römer 16 deutlich. Wir haben denselben Herrn und dasselbe Ziel: Jesus kennenzulernen, ihm ähnlicher zu werden und schließlich im Himmel anzukommen. Das ist es, was uns verbindet.
Es ist interessant, dass der Herr Jesus in seinem letzten Gebet auf dieser Erde um Einheit ringt, weil er weiß, dass Einheit notwendig ist. Das ist es, was in der Gemeinde oft schwierig ist. Wenn ich merke, dass jemand versucht, diese Einheit zu zerstören, kann ich nicht tatenlos zusehen.
Paulus schreibt den Ephesern in Epheser 4,3: "Befleißigt euch, die Einheit zu halten." Das hat etwas mit Einsatz zu tun. Die Einheit des Geistes soll bewahrt werden durch das Band des Friedens. Ab Vers 17 thematisiert Paulus die Einheit noch einmal, wenn er sagt: "Mahnt euch aber, Brüder, dass ihr achtgebt auf die, welche entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, Zwistigkeiten und Ärgernisse anrichten."
Ich glaube, es ist kein Zufall, dass Paulus in Vers 20 vom Gott des Friedens spricht. Denn wo die Einheit gefährdet ist, ist logischerweise auch der Friede gefährdet. Wenn du also Streit mit jemand anderem in der Gemeinde duldest, ist das nicht nur deine Privatsache, sondern es betrifft die ganze Gemeinde und die Einheit.
Deshalb sehe ich hier nicht nur vordergründige Attacken, sondern letztendlich ist es Satan selbst, der hinter diesen Leuten steht, die Paulus in Vers 17 erwähnt. Menschen werden benutzt, um die Einheit einer Gemeinde zu zerstören.
Denn es ist klar: Wenn eine Gemeinde mit ihren Konflikten beschäftigt ist, hat sie keinen Blick mehr für Menschen, die Jesus nicht kennen. Und sie hat auch keinen Blick mehr dafür, diejenigen zu fördern, die mit Jesus weitergehen wollen.
Paulus sagt zunächst: Ihr kennt die Lehre. Dazu gehören natürlich Tatsachen, wie wir sie in der Bibel lesen. Zum Beispiel in 1. Korinther 15,3 heißt es: Jesus ist für meine Sünden gestorben, er ist leiblich auferstanden. Das ist der Kern des Evangeliums, und das ist nicht verhandelbar.
Denn hier verstehen wir uns: Wenn ich Gottes Geschenk der Vergebung empfangen will, dann muss ich als verlorener Sünder zu Jesus kommen. Auch das ist nicht verhandelbar, weil die Bibel es immer wieder bezeugt. Und ich darf glauben, dass Gott mir vergeben hat und will, dass ich zu seiner Ehre lebe.
Doch hier, in diesen Dingen, geht es nicht um die großen Heilstatsachen. Es geht um diesen neuen Lebensstil, von dem die Bibel immer wieder redet. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.
Jetzt spricht Paulus eben von Leuten, die etwas anderes betonen. Er sagt, ihre Themen führen zu Zwistigkeiten. Man könnte das auch mit Spaltungen übersetzen oder mit Ärgernissen. Das könnte man als Abfall von Jesus verstehen. Nicht mehr Jesus ist der Mittelpunkt, sondern diese Themen.
Manchmal sind das ganz persönliche Dinge. Ich beginne, gegen jemand anderen zu hetzen, weil er vielleicht begabter ist als ich. „Der will sich doch nur wichtig machen.“ Oder es ist meine Empfindlichkeit: Da gibt mir jemand nicht die Hand, und dann redet er noch mit jemand anderem. Ganz klare Sache, die reden über mich. Und der hat mich schon immer so schief angeguckt, der mag mich nicht. Und das muss sich gleich mal der Bertha erzählen, dass er mich nicht mag. Das wusste ich nämlich schon immer.
So entstehen Zwistigkeiten. Worte können so viel ausrichten. Wenn jemand dir etwas Schlechtes über jemand anderen erzählt, dann frag dich: Wem bringt das eigentlich jetzt etwas? Und frag vielleicht auch mal nach: Hast du es der Person selbst schon gesagt? Wenn du es nicht gesagt hast, dann geh doch hin, oder wir beide gehen hin. Dann hast du es relativ schnell abgestellt, dass man hinten herum redet.
Paulus sagt hier, dass es den Friedensstörern um ihren Bauch geht. Man könnte auch sagen, es geht ihnen um ihre eigenen Interessen. Sie werden dir immer erzählen, wer sie alles übersehen hat und wer sie schlecht behandelt hat. Das ist ein typisches Muster: Die anderen sind immer schuld. Schade, dass es die anderen gibt – oder vielleicht auch gut, denn sonst hätte man niemanden, dem man die Schuld geben kann.
Diese Personen beklagen sich ständig darüber, wie schlimm die evangelikale Gemeindelandschaft doch ist. Sie sind jedoch gar nicht daran interessiert, Konflikte zu lösen. In Vers 18 lesen wir, dass sie süße Worte und schöne Reden verwenden. Man könnte das übrigens auch übersetzen mit „durch schöne Reden und Lob“. Ihr Reden klingt so plausibel und schmeichelt mir: „Du bist der Einzige, der mich versteht. Du hörst mir wenigstens zu, und du verstehst mich. Wenn doch alle so verständnisvoll wären wie du!“
Das klingt natürlich toll, aber letztendlich zerstört es die Einheit. Paulus sagt hier sehr deutlich: „Ich ermahne euch.“ Er informiert euch nicht nur, sondern ermahnt euch. „Habt Acht auf solche Leute, die Streit in die Gemeinde hineinbringen.“
Hier geht es nicht um wesentliche Heilstatsachen, sondern um bestimmte Konflikte. Paulus spricht von arglosen Christen, also vielleicht von naiven Gläubigen, die alles glauben und sich so vom Weg Jesu abbringen lassen. „Seid einfältig zum Bösen, lasst euch nicht vom Bösen beeinflussen.“ Wenn mein Christsein nur noch daraus besteht, gegen bestimmte Dinge zu sein – gegen bestimmte Filme, Musik oder Lebensstile – dann werde ich von Jesus weggeführt.
Manche sagen, man dürfe nur die Schlachter- oder die revidierte Elberfelder-Bibel lesen. Die Entrückung finde nur dort statt und nirgendwo anders. Wehe, du sagst es anders! Das sind solche Themen, die die Menschen bewegen.
Lest noch einmal: Paulus sagt: „Ich ermahne euch, Brüder, dass ihr Acht habt auf die, welche entgegen der Lehre Ärgernisse anrichten.“ Wenn ich die Einheit der Gemeinde leichtfertig aufs Spiel setze, dann bin ich falsch gewickelt. Die Einheit ist dem Herrn Jesus so wichtig. Das wird mir an diesem Text noch einmal sehr deutlich. Es ist kein Spiel.
Paulus sagt weiter: Wenn solche Leute in der Gemeinde auftreten, dann wende dich von ihnen ab. Beschäftige dich nicht länger mit den Giftspritzen. Wenn du dich anfängst, mit ihnen zu beschäftigen, bekommst du erst einmal eine zehnseitige Ausarbeitung über irgendein Randthema. Und wenn du die zehn Seiten durch hast, bist du das gefundene Fressen. Dann kommen die nächsten zwanzig Seiten.
Und dann bekommst du irgendwelche Videos zugeschickt und sollst drei verschiedene Bücher lesen. So verbringst du deine Zeit. Überlege dir sehr gut, womit du deine Zeit verbringst. Paulus sagt: Jage der Einheit nach!
Ich finde es schön, dass die Römer dafür bekannt waren, ihren Gehorsam ganz praktisch zu leben. In Vers 20 heißt es: „Der Gott des Friedens wird Satan zertreten.“ Hier geht es also um das ganz große Ziel.
Noch versucht Satan, Menschen zu benutzen, um Streit in die Gemeinde Jesu zu bringen – also völlig unnützen Streit. Das ist ein ganz ernstes Wort: Gott wird Satan zertreten. Satan und Gott stehen nicht auf einer Stufe, sondern da besteht ein riesiger Unterschied. Am Ende wird Gott der Sieger sein.
Im Leben seiner Kinder zeigt sich das schon jetzt, wie Jesus es einmal in der Bergpredigt ausdrückt: „Glücklich sind die, die Frieden stiften.“ Ihr wisst, wie es weitergeht, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Das ist ein Kriterium der Kindergottes: Sie stiften Frieden und machen deutlich, dass sie zu diesem Gott des Friedens gehören.
Friede in der Gemeinde ist sehr kostbar – zerstöre ihn nicht! Dazu brauche ich die Gnade des Herrn, weil ich mein Herz kenne und weiß, wie schnell ich mich selbst zu wichtig nehme.
Gemäß dem Wort aus Hebräer 12,14 heißt es: „Jage dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“ Das ist so ein Bibelvers, der immer nur halb zitiert wird. Ich habe ihn selten ganz zitiert gehört, meistens nur die zweite Hälfte. Aber es geht darum, dem Frieden wirklich nachzujagen. Und dazu brauche ich Gottes Gnade.
Sei weise zum Guten, betont Paulus hier. Setze deine Energie darein, die guten Lehren im Gedächtnis zu behalten.
Und damit gelangt Paulus zum letzten Teil seines Auftrags. Ich habe ihn hier genannt: Staune über Jesus.
Wir haben es schon zweimal im Römerbrief erlebt, dass Paulus von seinen Ausführungen tief ergriffen war. So geht es ihm auch am Ende des Briefes. Man nennt diesen Abschnitt seine Doxologie – etwas, das Gott die Ehre gibt, was er hier ausspricht.
Paulus bleibt also nicht beim Streit stehen. Er macht nicht einfach einen Punkt und sagt: „Jetzt ist der Römerbrief zu Ende.“ Er hat viel mehr zu sagen und bleibt auch nicht bei den Büchern stehen, die Zwistigkeiten hervorrufen. Paulus war jemand, der immer wieder von Jesus fasziniert war. Wenn er über Jesus nachdachte, kam er aus dem Staunen nicht heraus. Das wünsche ich mir für euch ebenso.
Paulus gehörte nicht zu denen, die die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie darüber nachdenken, in welchen Gefahren die Gemeinde Jesus steht. Er wusste, und so formuliert er es auch: „Gott kann mich stärken.“
Ich weiß nicht, in welcher Situation du gerade im Alltag stehst. Vielleicht herrscht bei dir gerade Land unter. Dann möchte ich dir diesen fünfundzwanzigsten Vers mitgeben: Gott kann auch dich stärken – gerade dann, wenn du keine Kraft mehr hast.
Bleib nicht bei deinen Gedanken stehen. Bleib nicht bei den Dingen hängen, die vielleicht in den letzten Monaten schiefgelaufen sind. Denke darüber nach, was Gott dir geschenkt hat, wenn du Christ bist.
Mensch, du bist sein Kind! Du gehörst zu diesem lebendigen Gott. Auf dich wartet der Himmel! Mit der Bibel hast du ein göttliches Navigationssystem, mit dem Gott dich durch dieses Leben führt. Du darfst dich ihm anvertrauen und darauf vertrauen, dass er wirklich nur das Beste für dein Leben möchte.
Er darf dir Halt und Stütze sein – gerade dann, wenn du sie vielleicht auch von Menschen nicht bekommst. Wir lesen im Wort Gottes, dass du teuer erkauft bist, sehr teuer – mit dem Blut dessen, der Jesus ist. Er hat sein Leben für dich gegeben.
Das musst du dir einmal bewusst machen: Für dich hat jemand sein Leben gegeben. Das sagen wir oft so schnell. Aber vielleicht denkst du heute vor dem Einschlafen noch einmal darüber nach, wenn du dich auf die Bettkante setzt: Was bedeutet es, dass für mich jemand sein Leben gegeben hat?
Das ist das, was die Bibel mir bezeugt. Du kannst eine Liste schreiben über das, was Gott dir geschenkt hat und was er dir in seinem Wort versprochen hat. So kannst du immer wieder sagen: Danke, das darf ich alles haben!
In Vers 25 entdecken wir, dass der Herr Jesus Mittelpunkt der Predigt des Paulus war. Die Predigt von Jesus Christus schreibt Paulus der Offenbarung des Geheimnisses zu. Dieses Geheimnis, von dem er spricht, ist Jesus selbst.
Paulus legt sich selbst aus. In Kolosser 2,2 heißt es: „Erkenne das Geheimnis Gottes, das ist Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen.“ Mit anderen Worten: Staune über Jesus. Und das ist die Kraftquelle, aus der du leben kannst.
Ich denke, wir laufen Gefahr, uns zu schnell im Netz von dogmatischen Richtigkeiten zu verfangen. Es ist ja richtig, dass ich auch weiß, was Gottes Wort sagt. Richtige Lehre ist wichtig, denn wer falsch gelehrt wird, verfehlt das Ziel. Aber versteht ihr: Ich kann die Lehre zum Mittelpunkt machen und dabei Jesus aus der Mitte verlieren. Es geht mir nur noch um Richtigkeiten, aber nicht mehr um diesen Herrn.
Ich wünsche mir, dass der Herr Jesus mir immer mehr von sich selbst zeigen kann, von ihm, der Gottes Geheimnis ist. Das entdecke ich, je mehr ich auf ihn eingehe, indem ich auf sein Wort eingehe.
Deshalb hilft mir am Schluss auch diese Aussage: Es geht um den allein weisen Gott, der mich schließlich zu dem führen wird, in dem alle Weisheit verborgen ist. Mein Kirchengeschichtslehrer sagte einmal: „Schade, dass sie verborgen ist. Ich hätte sie so gern offenbart.“ Aber manchmal muss ich einfach betend und mit Zeitaufwand Gottes Wort lesen, um manches davon zu entdecken.
Dieser allein weise Gott hat mir einen Auftrag gegeben. Ich habe es am Anfang gesagt: Für ihn in seiner Gemeinde zu leben. Das kann ich tun, indem ich heute Morgen bei Paulus abschaue, wie er das gemacht hat.
Wir haben dieses Kapitel unter den Überschriften zusammengefasst: „Diener aus Liebe, lebe in der Einheit, staune über Jesus.“ Denn du hast einen Auftrag – einen Auftrag von dem allein weisen Gott, zu seiner Ehre in seiner Gemeinde zu leben.
Da sagt Paulus: „Diesem Gott sei die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Ich möchte noch beten.
Herr Jesus, wir wollen dir danken für die Beziehung, die Paulus deutlich macht zu diesen einzelnen Mitarbeitern, die ihm wichtig waren. Er hat deine Hand in ihrem Leben gesehen.
Ich möchte dich bitten, dass du uns hilfst, auch so miteinander umzugehen und deine Hand im Leben der anderen zu erkennen.
Danke, dass du Menschen aus ihrer Verlorenheit herausrufst, um dir zu dienen. Danke, dass du sie gebrauchen willst, um dich großzumachen.
Wir bitten dich: Hilf uns, das auch in unserem persönlichen Leben umzusetzen. Amen.