Schwäbische Erfinder und christliche Pioniere
Liebe Schwestern und Brüder,
wir Schwaben sind ja ein Volk der Dichter, Denker und Erfinder. Die Mehrzahl von uns gehört eher zu den Dichtern und Denkern, aber wir haben auch Erfinder.
Ich war jahrelang mit großer Freude in Schöndorf. Dort waren wir alle stolz auf Gottlieb Daimler. Jetzt wohne ich in Ulm, und hier sind wir stolz auf den Schneider von Ulm, der hundert Jahre vor Otto von Lilienthal das Fliegen erfunden hat.
Zu diesen großen Erfindern gehört auch der von vielen vergessene Christian Friedrich Spittler. Er wurde 1782 in Wimsheim geboren, im hinteren Leonberger Amt. In seinem Leben hat er über fünfzig Einrichtungen der Bibelverbreitung, der Weltmission, der Diakonie und der Sozialarbeit gegründet.
Er hat die ersten Inspektoren an diese Häuser geholt und die Finanzierung gesichert – und das in einer Zeit, als der Staat noch keinen Pfennig für Kinderkrankenhäuser oder Sozialarbeit gab. Die Mittel holte er hauptsächlich aus Württemberg, von den armen Leuten dort, die kleine Opfergaben gaben.
In dem Dreieck Elsass, Schweiz, deutsche Schweiz, Baden, Württemberg bis hinein nach Bayern schuf er ein europäisches Zentrum der Diakonie und der Weltmission. Darauf können wir heute nur noch stolz sein und Gott danken.
Die Bedeutung Basels als Zentrum christlicher Erweckung
Der erste Schritt führt uns nach Basel. Hier sehen wir einen Blick von der Basler Brücke auf das Rheinknie. Oben thront das schöne Basler Münster. Basel lag damals und liegt bis heute an einem interessanten Punkt.
Sie wissen, dass Basel heute wahrscheinlich neben Hamburg die entkirchlichste Stadt ist. Man schätzt, dass es in Basel heute etwa 50 Heiden gibt. Basel hatte immer eine besondere Position. Anfang des letzten Jahrhunderts war Basel ein Zentrum christlicher Kreise und Gruppen, die von Gott mobilisiert wurden für die großen Aufgaben der Diakonie und der Weltmission.
In diesem Basel wirkte um 1750 der Pfarrer Hieronymus Anoni. Er war ein Flüchtling aus Italien, der um seines Glaubens willen fliehen musste. Ich freue mich, wenn heute die Siebenbürger zu uns kommen und auch Menschen aus der DDR, selbst wenn manche andere darüber schimpfen. Gott hat immer durch Flüchtlinge und deren Kinder viel gewirkt. Sie waren wie Abraham beweglich und reisten mit kleinem Gepäck.
So war auch Hieronymus Anoni einer, der auf Gottes Wunder wartete. Sein Lied, das bis heute in unserem Gesangbuch steht, lautet: "Jesu, Jesu, Brun des Lebens". In Basel betete er: "Stell, ach stell dich bei uns ein, dass wir hier jetzt nicht vergebens wirken und beisammen sein. Du verheißt ja den Deinen, dass du willst Wunder tun und in ihrer Mitte erscheinen. Ach erfüll’s, erfüll’s auch nun."
Er selbst erlebte das Wunder nicht mehr, aber wenige Jahre nach seinem Tod brach die Erweckung in Basel aus. Auch hier reichen die Wurzeln zurück nach Württemberg. Samuel Ulzberger, Fachsenior in Augsburg, dessen Vater württembergischer Oberhofprediger war, musste aus Württemberg fliehen, weil er dem württembergischen Herzog zu offen seine Meinung gesagt hatte.
Dieser Ulzberger, ein überaus begabter Mann, hatte um 1780 die genaue Idee: Wir müssen alle sammeln, denen der rechte, alte Glaube noch wichtig ist.
Die Gründung der Christentumsgesellschaft und ihre Wirkung
Wir gedenken in diesem Jahr, nach 210 Jahren, der Gründung dieser deutschen Christentumsgesellschaft. So wurde die Gesellschaft genannt.
Die Mitglieder haben nicht viel unternommen, außer Rundbriefe zu schreiben. Zum Beispiel der Kaufmann Lotter, in dessen Haus hier in Stuttgart die Bibelanstalt gegründet wurde. Oder Philipp Matthäus Hahn, ebenso der Pfarrer im Steintal, der Elsässische, vermutlich Oberlin. Er verfasste einen Rundbrief. Auch Pfarrer Schöner in Nürnberg, der das Lied „Himmel an, nur Himmel an soll der Wandel gehen“ gedichtet hat, war beteiligt.
Der Kaufmann Kissling, der mit seinen Fässern, mit denen er nach Ungarn fuhr, die ersten Bibeln nach Jugoslawien und Ungarn schmuggelte, war ebenfalls Teil dieser Gemeinschaft. Solche Menschen schlossen sich durch einen Briefbund zusammen, um den rechten, alten Glauben in der Christentumsgesellschaft zu bewahren.
Der Ursperger war ebenfalls halb Stuttgarter, doch er meinte, die Gesellschaft müsse in Basel ihren Sitz haben. Dort wurde am längsten die Posaune geblasen. Das heißt: „Herr, du verheißt ja den Deinen, dass du Wunder tun willst, und jetzt tust du es auch!“ Basel war ein Ort der Freiheit, schon damals. Die Eidgenossen, Wilhelm Tell und die Freiheit sind damit verbunden.
In Basel gab es genügend wohlhabende Menschen, die christliche Einrichtungen unterstützen konnten. Es ist immer wichtig, dass der liebe Gott auch die Geldbeutel bekehren kann. Und bei uns gibt es auch genügend Gelegenheit dazu.
Dieser Ursperger hatte die Gabe, als Sekretär der Christentumsgesellschaft begabte Leute zu gewinnen. Der wichtigste von ihnen war Doktor Karl Steinkopf. Er stammte aus Ludwigsburg, aus der Familie, die wir auch vom Verlag Steinkopf kennen.
Ein begabter junger Mann, der in seiner Jugend mit Hölderlin befreundet war. Sie besuchten zusammen das Seminar. Nachdem Steinkopf einige Jahre Sekretär der Christentumsgesellschaft in Basel gewesen war, wurde er als junger Mann nach London berufen, an die Savoy-Kapelle.
Die Savoy Kapelle und die internationale Vernetzung
Wir holen das nächste Bild. Meine Freunde in London haben immer gesagt: Die Savoy-Kapelle gibt es schon lange nicht mehr. Sie stand dort, wo jetzt das große Savoy-Hotel steht. Doch wenn man in den Hinterhof des Savoy-Hotels geht, findet man noch die alte Savoy-Kapelle.
Das war die Kapelle, in der sich die deutsche Gemeinde versammelte. An diese deutsche Gemeinde wurde Dr. Karl Steinkopf gerufen. Er hat lebenslang eigentlich nie richtig Englisch gelernt, wie ein Engländer einmal sagte.
Heute Abend wird bei uns im Abendgottesdienst Dr. Karl Steinkopf predigen. Ihr werdet vermutlich sein Englisch nicht verstehen. Aber schon wenn ihr sein Angesicht seht, werdet ihr unaussprechlich gesegnet sein. Denn er war ein Mann, der ganz und gar von Gott geprägt war.
Als er in dieser Savoy-Kapelle wirkte, gründete Karl Steinkopf überall dort, wo er konnte, Bibelgesellschaften. Das war in der Zeit Napoleons, als Europa eigentlich auseinandergerissen war. Auch die Stuttgarter privilegierte Bibelgesellschaft geht auf Dr. Karl Steinkopf zurück.
Ihm war es wichtig, in der Nähe der englischen Erweckungsbewegung zu sein, also in Ausflüssen der westlichen Erweckungsbewegung. Er sagte: Mein Nachfolger in Basel kann eigentlich nur einer sein – der gerade zwanzig Jahre alt gewordene junge Stadtschreibergehilfe Christian Friedrich Spittler aus Schörndorf.
Dann holte man Spittler aus Schörndorf nach Basel. Viele sagten, er sei viel zu jung. Aber jetzt ist das Interessante der Erfolg.
Christian Friedrich Spittler als Multiplikator der Erweckung
Angestoßen von der englischen Erweckungsbewegung unter Wesley hat Karl Steinkopf deren Ideen aufgenommen. Er hat sie durch seinen Freund Christian Friedrich Schwittler vervielfältigt, damit in der Mitte Europas etwas geschieht.
Liebe Freunde, manchmal bekomme ich einen roten Kopf. Wir stehen vor der Einigung Europas 1992 und sitzen wie gelähmte Karnickel da, ohne etwas zu tun. Es waren einige wenige Menschen, die Europa im Blick hatten. Sie sorgten dafür, dass in Petersburg eine Bibelanstalt entsteht, ebenso in Stockholm, in Dänemark, in Stuttgart, in Nürnberg und in Leipzig. Auch Missionsanstalten wurden gegründet.
All diese Einrichtungen bauten auf den Ideen von Steinkopf auf. Dabei hatte der junge Schwittler eine Art Relaisstation, die plötzlich mit einer Erfindergabe ausgestattet war – eine Gabe, die, entschuldigen Sie, wenn ich das sage, nur wir Schwaben besitzen. Er setzte die Ideen um und gründete im Nu eine Vielzahl von Einrichtungen und Anstalten im Bereich der Mission.
Die Jugendjahre und Ausbildung von Christian Friedrich Spittler
Aber jetzt müssen wir weitermachen, von der Savoy-Kapelle in London.
Gehen wir noch einmal schnell zurück ins Jahr 1782, nach Wimsheim, in dieses schöne alte Pfarrhaus. Die Wimsheimer Kirche wurde erst später renoviert. Wenn Sie mal Richtung Pforzheim auf der Landstraße fahren, kommen Sie durch Wimsheim. Dort wurde Christian Friedrich Spittler geboren. Er hatte einen älteren Bruder, Fritz, der leider als Seminarist bald gestorben ist. Dieser war mit dem Steinkopf befreundet und in der gleichen Klasse wie Hölderlin.
Wir machen weiter mit dem nächsten Bild. Die Spittlers stammten aus einem alten Steiermärkergeschlecht. Sie wurden um ihres Glaubens willen vertrieben und lebten an der Uffkirche in Cannstatt. Wissen Sie überhaupt, was die Uffkirche in Cannstatt ist? Dort fahren Sie meistens nur vorbei. Sie sollten mal aussteigen. Im Uffriedhof an der Uffkirche sind große Tafeln, auf denen Sie immer wieder den Namen Spittler finden.
Die Spittler waren in Cannstatt Kirchenpfleger oder heilige Pfleger, bis der Vater von Christian Friedrich Spittler Pfarrer wurde. Er sorgte dafür, dass sein Sohn Schreiber wurde. Das ist noch einmal das schöne Pfarrhaus in Wimsheim, schön hergerichtet. Wir machen gleich weiter.
Im Garten ist heute noch der Grabstein zu sehen, an dem Christian Friedrich Spittler wenige Stunden nach seiner Geburt getauft wurde. Früher hat man die Kinder in das kalte Wasser getaucht, das meistens ein paar Monate im Taufstein stand. Wer das überstand, galt als lebensfähig.
Nach ein paar Jahren wurde der Vater Spittler versetzt, von der letzten Ecke der württembergischen Kirche in die Mitte unseres Landes, nämlich nach Strümpfelbach. Hier ist die Kirche von Strümpfelbach, das Pfarrhaus. Das müssen wir uns so vorstellen wie heute noch die Pfarrscheuer, mit schönem Fachwerk. Dort hat Christian Friedrich mit seinen beiden Schwestern gelebt. Er hatte eine gelähmte Schwester und eine ältere Schwester, die später den Pfarrer und Professor Bahnmeier geheiratet hat.
Bahnmeier spielt in der württembergischen Kirchengeschichte auch eine große Rolle. Er war der Entdecker von Silcher. Was waren das nur für fromme Pfarrer, die Silcher entdeckt haben? Was wären wir ohne die Silcherlieder? Also, sie hatten eine große Breite.
Der Vater Spittler hat oft über Strümpfelbach hineingebetet: "Lieber Gott, lass doch an diesem Ort kein Haus sein, in dem nicht dein guter Heiliger Geist wirken kann."
Den Osterferien haben hier in diesem Garten der junge Bahnmeier, der Vierzehnjährige, und der ältere Vierzehnjährige Bruder von Spittler und Hölderlin herumgetobt. Sie durften alle dort in den Ferien kommen. Aber mit fünfzehn Jahren ist der ältere Bruder Friedrich Spittler, Fritz, sowie der Vater binnen weniger Tage hintereinander an einer Seuche gestorben. Die Mutter musste ausziehen in eine Witwenwohnung. Man hat den Sohn in eine Lehre gegeben.
Hier in der Kirche von Strümpfelbach, wenn Sie hineinkommen, ist noch der Grabstein von Vater und dem Johann Ludwig Friedrich Spittler, Student der Philosophie im Stift zu Tübingen, zusammen mit dem Pfarrrat.
Schulzeit und frühe Herausforderungen
Wir machen weiter. Zuerst kam Christian Friedrich Spittler in die Lateinschule nach Kirchheim. Die wunderbare Fußgängerzone Kirchheim, gegenüber vom alten Museum, beherbergt die alte Lateinschule. In Württemberg gab es einige Lateinschulen, unter anderem in Schandorf, Kirchheim und Göppingen. Dort wetteiferten die alten Präzeptoren miteinander, wer mehr junge Burschen beim Landexamen durchbringen konnte.
Bei jener Prüfung durften die 36 Besten dann ins evangelisch-theologische Seminar einziehen. Hier kam also Christian Friedrich Spittler in eine harte Schule, mit einem ganz strengen Pädagogen, der hauptsächlich mit Prügel arbeitete. Diese pädagogische Einrichtung war sehr wichtig, deshalb beschäftigen wir uns weiter damit.
Als ich selbst in der Schule war – das ist natürlich schon lange her – war die leichteste Strafe eine Tatze. Die zweit-schlimmste war die Zweitatze, die dritt-schlimmste die Hosenpanne und die viert-schlimmste die Bankneusitzung bei den Mädchen. Deshalb habe ich bis heute einen Frauenkomplex. Aber damals brauchte man den „Stecker“ eben.
Einmal konnte Christian Friedrich Spittler seine lateinischen Vokabeln nicht. Daraufhin schlug ihn der Lehrer so heftig über die rechte Hand, dass drei Finger brachen: der Ringfinger, der Mittelfinger und der Zeigefinger. Er war nicht zuhause, sondern klagte bei den Leuten, bei denen er Kost war, über Schmerzen. Diese sagten nur: „Reiß dich zusammen, Kerle!“ Die drei Finger blieben steif.
Spittler haderte mit Gott: „Lieber Gott, warum hast du mich zum Krüppel werden lassen?“ Bis in die napoleonische Zeit, mitten in der Gründung seiner Anstalten, als alle jungen Leute zu Napoleons Armeen geholt wurden und viele in der Beresina ertranken, wusste er, dass Gott ihn schon in seiner Jugend vorbereitet hatte, damit er nicht mitmusste – weil er ein Krüppel war.
So kann Gott seine Pläne auch haben, und wir verstehen sie lange Zeit nicht, bis sie sich schließlich offenbaren. Das zum Thema Prügel – aber ich bin froh, dass ich meine Finger nur bewegen kann.
Napoleons Europa und Spittlers Berufung
Der Stern ging auf Napoleons Zeit. Napoleon hatte eine grandiose Einigung Europas geplant, wie wir sie heute erst wieder für möglich halten. Wenn Sie an Europa vom Atlantischen Ozean bis nach Moskau denken – so weit sollte das vereinigte Europa reichen. Bis vor wenigen Wochen dachte man noch, dass sich ein vereinigtes Europa nur bis zur DDR-Grenze erstrecken würde. Doch plötzlich öffnete sich auch der Osten.
Napoleon hatte eine beeindruckende Vision: Europa unter einer Herrschaft. Damals gab es nur wenige, die sich dagegen gewehrt haben, wie etwa Andreas Hofer oder der Buchhändler Palme in Nürnberg. Es war eine faszinierende Zeit – die neue Welt begann.
In dieser Zeit war Christian Friedrich Spittler ein kleiner Amtsschreiber, nachdem er die Schule verlassen hatte. Er arbeitete als Grüppel in Steinbach. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an das Pfarrhaus Werner Steinbach, wie es früher hieß. Dort war das Palmsche Amt, wo Spittler ausgebildet wurde. Gleich daneben stand das alte Palmsche Schloss, das wir im nächsten Bild sehen werden. Wenn Sie einmal nach Wernau hineinfahren, können Sie dort seine Ausbildungsstätte besichtigen.
Spittler kam dann als Stadtschreibergehilfe nach Schorndorf. Damals war die Stadtschreiberei hier angesiedelt. Doch ihm war das zu wenig, denn der dicke König Friedrich, König von Napoleons Gnaden, hatte den Stadtschreibereien ihre Bedeutung genommen. Früher waren sie wichtiger als heute selbst Landräte. Doch unter König Friedrich, der die Landesregierung zentralisierte, verloren sie an Bedeutung und wurden bloß noch zu Skribenten.
Christian Friedrich Spittler erkannte, dass diese Position keine Zukunft hatte. Er sagte, man müsse beten und warten, bis man eine klare Weisung Gottes erhalte. An einem Oktobertag 1792 fiel er plötzlich in seinem Bürgerzimmer in Ohnmacht. Seine Kollegen, die Mitskribenten, liefen zum Marktbrunnen, holten Wasser und spritzten es über ihn, bis er aus der tiefen Ohnmacht erwachte.
Der Herr Schmid, der Amtsschreiber, meinte, Spittler mache Unfug und schimpfte heftig. Doch Spittler wusste: Ich war dem Tod nahe. Wenn Gott kein Wunder getan hätte, wäre ich als junger Mann gestorben. Mein Leben soll jetzt wirklich Gott gehören, und ich möchte warten, bis er mir den richtigen Weg zeigt.
Wenige Wochen später erhielt er einen Brief von Karl Steinkopf aus Basel. Darin wurde er eingeladen: Komm zu uns und werde mein Nachfolger als Sekretär der Christentumsgesellschaft. So zog Spittler vom schönen Schorndorf ans Rheinknie nach Basel.
Anfänge in Basel und erste Herausforderungen
Hier ist der Blick wieder von der anderen Seite. Zuvor hatten wir die Ansicht von dieser Brücke aus gesehen. Unten befindet sich das Rheinknie.
Christian Friedrich Spittler musste zuerst eine schwere Demütigung durchmachen. In der christlichen Gesellschaft gab es einen alten Herrn Scheuffelin, der aus Netzingen bei Kirchheim stammte. Es bereitete ihm große Schwierigkeiten, dass der zwanzigjährige Spittler nun sein Vorgesetzter werden sollte. Scheuffelin stellte ihn zu demütigenden Diensten ein, etwa zum Paketepacken.
Schließlich wurde auch der alte Scheuffelin in die große Armee abberufen und in die Herrlichkeit erhoben. Danach konnte Christian Friedrich Spittler das Amt als Sekretär übernehmen.
Eines der ersten Dinge, die er tat, war, sich ein Haus zu kaufen. Er war Schwabe und hatte von Scharja Geld geliehen. Es handelte sich um das Haus Fäckli, ein ehemaliges Augustiner-Eremitenkloster. Wenn Sie einmal in Basel vom Marktplatz aus hinter der Basler Neuen Presse die Gasse hinaufgehen, sehen Sie dieses Haus noch. Die alten Häuser in Basel haben alle einen Namen. Hier ist der Greifvogel, der Falke, und in dieses Feldlichte zog Spittler ein.
Gleich gründete er dort einen Jungmännerkreis, einen Jünglingsverein. Das war einer der ersten Jünglingsvereine, die es überhaupt in Europa gab. Es gab eine Zeit, in der man das noch nicht für nötig hielt, weil die jungen Männer und Mädchen in der Familie blieben. Erst die Großstädte des beginnenden letzten Jahrhunderts sammelten die jungen Leute aus den Dörfern und Familien.
Diese jungen Menschen kamen als Handwerksgesellen oder in der Ausbildung in die Großstadt. Spittler erkannte als Erster, dass man diese jungen Leute sammeln musste. Das Sammeln war eigentlich seine erste Erfindung.
Verlobt hatte er sich noch lange nicht. Er hatte eine tolle Unterschrift, immer mit einem schönen Bogen.
Bis ins neunte Lebensjahrzehnt hinein blieb das einzige Bild, das wir von ihm haben, dasjenige, das immer wieder auftaucht, wenn er bemerkte, dass jemand ihn abmalen wollte. Dann legte er schnell ein Taschentuch über sein Gesicht und sagte: „Mein Gesicht ist weder schön noch wichtig. Wichtig ist, dass der Herr etwas aus uns macht.“ Deshalb ist das Bild aus der Erinnerung gezeichnet.
Spittlers Visionen und weltweite Mission
Napoleon ist immer weiter vorangeschritten mit seinem Feldzug nach Russland. Er hatte die große Einigung Europas vor Augen und plante eine Neuordnung der damaligen Welt.
Auch Christian Friedrich Spittler, der aus dem Haus Zum Falken am Schlüsselberg in Basel stammte, blickte weiter hinaus. Er dachte nicht nur an die Einigung Europas, sondern auch daran, wie das Evangelium zu den Siedlern in Texas gebracht werden konnte, die von dort aus ausgewandert waren, sowie zu den deutschen Siedlern in Ohio, wie Richterwege bemerkte.
Spittler überlegte, wie man Missionare nach Ostafrika und Zentralafrika senden konnte. Es bewegte ihn, Pfarrer zu den deutschen Siedlern in Südrussland zu schicken. Er hatte die Welt im Blick. Seine angenommene Tochter Suzette war ihm sehr wichtig. Er selbst hatte später keine eigenen Kinder. Immer wenn er am Fenster saß und Papierstreifen herunterriss, die er zu Röllchen drehte, wussten die Anwesenden, dass sie ihn nicht stören durften – denn dann betete er. Seine Hände waren stets beschäftigt, während seine Gedanken bei Gott waren: Wo tust du etwas? Wo kannst du mich brauchen? So hatte er die Welt im Auge.
In jener Zeit waren die Heere Napoleons vor Moskau geschlagen worden, und der furchtbare Winterfeldzug forderte viele Opfer, darunter auch zahlreiche Württemberger, die in Russland starben. Nur eine Festung hielt Napoleon noch die Treue: die Festung Hüningen vor den Toren von Basel. Diese Festung blieb loyal, als Napoleon nach seiner Rückkehr von der Insel Elba erneut kämpfte. Sie verteidigte sich heldenhaft bis 1815, als preußische und russische Truppen in Basel einmarschierten.
Vor den Toren von Basel lag die alte französische Festung Hüningen. Hüningen wurde fast vollständig zerstört, doch die Befestigungen sind noch heute rund um den Flugplatz Hüningen-Mühlhausen sichtbar.
Christian Friedrich Spittler gründete in dem von vielen Truppen besetzten Basel eine Traktatgesellschaft. Er bat um Geld und brachte die Drucker dazu, Traktate für die deutschen Soldaten zu erstellen. Dabei entstand eine enge Freundschaft mit Johannes Kulln, der später Institutslehrer in Korntal wurde. Korntal unterstützte später alles, was Spittler unternahm. Diese Freundschaft wurde auf dem Schlachtfeld vor Hüningen geschlossen.
Spittler verteilte nicht nur Traktate, sondern sorgte auch dafür, dass Frauen in Basel kochten und backten – von dem, was sie überhaupt noch hatten. So konnte er den Soldaten etwas zu essen bringen. Er hatte eine ganze Gruppe von Helfern, die zu den Soldaten hinausgingen.
Gründung der Basler Mission und ihre Anfänge
Und wir nehmen das nächste Bild. Als noch Granaten von Hüningen her in Basel einschlugen und die Leute im Keller saßen, hat Christian Friedrich Spittler ein paar Pfarrer und vornehme Ratsleute von Basel in diesem Pfarrhaus zu Sankt Martin in Basel versammelt. Dieses Haus liegt hoch über dem Rhein, und hinten geht es hinunter zum Rhein.
Im Jahr 1815, also vor 175 Jahren, wurde dort die Basler Mission gegründet. Im Jahr 1990 feierten wir ein dreifaches Jubiläum: 210 Jahre Christentumsgesellschaft, 175 Jahre Basler Mission und 150 Jahre Pilgermission St. Chrischona, die ebenfalls von Schmidler gegründet wurde.
Die Idee entstand 1815, als man den Lehrer Blumhardt aus Stuttgart und einen Pfarrer als erste Lehrer an die Missionsanstalt berief. Ich stelle mir immer vor, wie schwierig das damals war. Man wusste kaum, wie man Missionare überhaupt aus Basel oder Mitteleuropa aussenden konnte. Es war noch Kriegszeit, es gab keine offiziell gültigen Pässe, unklar war, welche Währung galt und wohin die Missionare überhaupt geschickt werden sollten.
Christian Friedrich Spittler hatte jedoch schon Ideen. Er sagte, wir müssen die Missionare nach London schicken, dort, wo sein Freund Steinkopf saß. Dort war die Church Mission Society entstanden, die kirchliche Missionsgesellschaft der Anglikaner. So wurden die jungen württembergischen Missionare als anglikanische Missionare eingesegnet.
Anschließend gingen sie in die Missionsgebiete der englischen Kolonien, nach Indien und in andere Gebiete, in denen die Engländer Kolonien in Afrika oder Asien hatten. Das war der geniale Plan von Spittler, und so wurde er auch umgesetzt.
Die ersten Basler Missionare wurden alle hochkirchlich von der großen anglikanischen Church Missionary Society ordiniert.
Herausforderungen und Erfolge der Missionare
In den Kriegszeiten, denke ich, sollten wir uns immer wieder an die heutigen Tage erinnern. Man muss erst abwarten, wie es mit der DDR weitergeht, bevor man etwas unternehmen kann. Früher haben sie gehandelt und gesagt, sie wollen mitbestimmen, was daraus wird – mit Gottes Hilfe und viel mehr Glauben.
Damals herrschte große Unruhe in Basel. Es gab eine Frau von Krünern, die immer sehr ernste Mienen zeigte. Sie hielt viel von der Heiligen Allianz, bei der der König von Preußen, der Kaiser von Österreich und der Zar von Russland zusammenhielten.
Jetzt geschieht das Große, wie manche sagen: Fünfzig Jahre nach den Kriegsereignissen hat Gott die Schmach Deutschlands genommen, die Spaltung ist überwunden. Das Gericht Gottes ist vorbei.
Spittler sagte immer, er lege nicht viel Wert auf diese Spekulationen. Ihm ging es darum, dem Herrn gehorsam zu sein – nicht große Ideen zu entwickeln, was eventuell sein könnte, sondern zu tun, was möglich ist. Er sagte in Basel: „Ihr werdet mir für jedes Fränkli noch dankbar sein, das ich euch abgenommen habe. Im Himmel werdet ihr froh sein, wenn ich sagen kann, ich habe so und so viel Fränkli gegeben.“ Ihm war der Gehorsam wichtig.
Er mietete ein Gießhaus an. Die Säulen davon sind heute die Säulen des Basler Nationalmuseums. Gegenüber befindet sich eine wunderbare Gemäldegalerie. Wenn man dort steht, sieht man, dass das erste Missionshaus am Leonhardsgarten war. Das Münster liegt dahinter.
Die ersten Missionarsschüler kamen aus Württemberg, Baden und dem Elsass. Sie wurden dort vom Missionslehrer Blumhart unterwiesen. Bald kamen als Gehilfen Karl Friedrich Werner, später Pfarrer in Großbach und Fellbach, Christian Gottloh Barth und Christoph Blumhart hinzu. Der alte Blumhart von Möttling war einer der ersten Repetenten am Missionshaus.
Das Missionshaus platzte bald aus allen Nähten, sodass am Leonhardsgarten ein größeres Haus angemietet werden musste. Später baute der Missionsinspektor Josenhans das große Missionshaus, das wir später noch sehen werden.
Unter den ersten Missionaren war Johann Ludwig Grapp, der fünfmal in Afrika war. Von ihm haben Sie sicher schon viel gehört. Seine erste Frau musste er in Mombasa beerdigen. Er sagte jedoch, Gott habe immer über den Gräbern sein Reich gebaut. Er hatte nie ein Gewehr dabei, weil er wusste, dass die Sklavenfänger in Ostafrika Gewehre hatten. Sein Schutz sollte der lebendige Herr Jesus sein.
Er starb in einem Alter in Korntal und zählt zu den großen Pionieren der Basler Mission. Sein Grab ist heute noch auf dem alten Friedhof von Korntal zu finden. Ludwig Grapp, Doktor der Philosophie, erhielt anlässlich seines hundertsten Todestages 1881 die Ehrendoktorwürde der Tübinger Fakultät. Er war Missionar in Ostafrika und ein sehr berühmter Mann.
Seine Schriften bieten noch viel Material. Als er zum ersten Mal den Berggipfel des Mount Kenya sah, stimmte er das Lied „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“ an. Die Menschen in der Heimat hielten es fast für verrückt, dass man einen Schneeberg am Äquator gefunden hatte. Solche großen Pioniere machten weiter.
Als wir mit einer Gruppe der deutschen württembergischen Synode in Ostafrika waren, widmete das Nationalmuseum von Dar es Salaam die erste Abteilung der Mission. Heute wird oft gesagt, die Missionare hätten Fehler gemacht. Doch das sozialistische Tansania widmete gleich am Anfang des Museums der Mission eine große Abteilung, weil man wusste, was man der Mission verdankt.
Die Missionare kauften den Sklavenhändlern, die von Sansibar kamen, die Sklaven ab. Sie zeigten den Afrikanern, wie sie sich selbst Geld beschaffen können, und lehrten sie Industrie.
Hier sind die Karten, die Rebmann und Krapff geschaffen haben. Oben sind große Bilder der Missionare zu sehen: links oben zuerst ein Bild von Krapff, dann eine Lehrerstelle. Ein weiterer großer Missionar war Rebmann. Mit Hilfe von Korntal konnten wir ihnen ein Bild von Rebmann schicken. Jetzt sind sie überglücklich, dass die Bilder der Missionare vollständig sind.
Das ist der Grabstein von Johannes Rebmann, ebenfalls in Korntal beerdigt. Der eindrückliche Grabstein trägt die Inschrift: „Hier ruht Johannes Rebmann, Missionar in Afrika, 1820 bis 1896, gerettet in den Armen Jesu.“
Klar, Krapff hatte später mit Spittler noch eine große, geniale Idee, wie man möglichst ohne Schiffe nach Ostafrika kommen kann, da diese oft wochenlang unterwegs waren.
Hier noch einige Namen der ersten großen Missionare, die damals ausgesandt wurden: Christaller, der etwa vierzig Twi-Sprachen in Ghana erforschte. Als unser Freund Gottfried Osaymenza nach Schorndorf kam, sagte er, bevor er überhaupt Mittagsschlaf machte oder etwas aß, dass er zum alten Friedhof zum Grab von Christaller gehen möchte, der unsere Sprache überhaupt erst zur Stiftsprache gemacht hat.
Johannes Simmermann aus Gerlingen und Elias Schrenk, der später einer der großen Evangelisten in Deutschland wurde und ein bedeutender Missionar in Ghana war.
Soziale Not und die Gründung von Rettungsanstalten
Aber jetzt verlassen wir einmal die Mission. Christian Friedrich Spittler hat gesagt: Wir können doch nicht zulassen, dass bei uns getaufte Christen zu Heiden werden, während wir dafür sorgen, dass aus Heiden Christen werden.
Es war damals eine Zeit großer Not. Im Jahr 1817 gab es das größte Hungerjahr in der Geschichte der letzten 300 Jahre seit dem Dreißigjährigen Krieg. Riesenmissernten hatten verheerende Folgen. Gruppen von Bettelkindern zogen durch die Dörfer, deren Eltern gestorben waren. In vielen schwäbischen Dörfern konnten sich die bürgerlichen Gemeinden keinen Lehrer mehr leisten, weil sie zu arm waren.
Christian Friedrich Spittler sagte, wir brauchen eigentlich Missionare für unser Land: arme Schullehrer, Leute, die bereit sind, unter den primitivsten Bedingungen in unsere Dörfer zu gehen und für die jungen Leute wieder Evangelisten und Lehrer zu sein. Dabei traf er den schwäbischen Christian Heinrich Zeller, einen Schüler von Pestalozzi. Zeller war eigentlich ein ganz theologisch liberaler Mann.
Die beiden gingen 1817 in der Karwoche unter den Bäumen am Münster von Basel auf und ab. Spittler sagte zu Zeller: Du wärst ein richtiger Lehrer, der so eine Lehrerbildungsanstalt für arme Schullehrer aufbauen könnte. Zugleich braucht man ja, wenn man zum Lehrer ausgebildet wird, auch Schulklassen, mit denen man arbeiten kann. Du könntest ein Institut für diese Bettelkinder gründen. Wir machen ein Rettungshaus, wo solche Kinder, die als Bettelkinder herumlaufen, eine Heimat finden. Gleichzeitig entsteht eine arme Schullehreranstalt.
Christian Heinrich Zeller stammte aus Endringen bei Tübingen. Er zögerte lange und sagte zu Spittler, er müsse sich erst bekehren. Spittler fragte, wie man das mache. Er gab ihm ein Predigtbuch eines Herrnhuter Bischofs. Am Karfreitag 1817 bekehrte sich Christian Heinrich Zeller. Denn man kann viel, wenn man will. Gott kann Gnade dazugeben. Wenn man es gar nicht probiert, dann geht es auch nicht.
In diesen Notjahren, als in der Schweiz alles gestöhnt hat, baute Zeller in dem alten Komtureischloss Beuggen am Rhein eine Rettungsanstalt für die vielen armen Kinder auf. Das Schloss ist heute noch eine Einrichtung der badischen Kirche.
Diese Idee der Rettungsanstalt verbreitete sich so stark, dass es schon zehn Jahre später in Europa 50 Rettungsanstalten gab. Sie reichten bis nach Mietau in Esten, hier in Württemberg in Lichtenstern, Tempelhof bei Greilsheim, Korntal und Wilhelmsdorf. Vorher war niemand auf die Idee gekommen, so etwas zu machen. Man gab den Bettelkindern etwas in die Hand und schickte sie weiter.
Einer der ersten Gehilfen von Christian Heinrich Zeller hier in Beuggen am Rhein war Andreas Barner. Er wurde später Lehrer in Korntal und half ebenfalls beim Aufbau der Rettungsanstalt. Das Schloss war damals furchtbar heruntergekommen, vermutlich durch die Napoleonischen Kriege, aber sie bauten es wieder auf.
Christian Heinrich Zeller war ein großer Pädagoge. Alles, was wir an guter christlicher Pädagogik hatten, geht auf ihn zurück. Das Problem war natürlich, dass seine Frau eine Schweizerin war. Wenn er das Glastier zumachte – was selten vorkam – kam er zu seinen vier Töchtern. Dann zeigte er sich als echter Württemberger und sagte seiner Frau, die zu den Töchtern meinte: „Mädle, wenn ihr nicht lieb seid, müsst ihr zur Strafe mal in Württemberg heiraten.“
Also, alle Pädagogik hat auch ihre Seiten, wo mal die Galle überläuft, so geheiligt Christian Heinrich Zeller auch aussieht. Aber er hat uns das schöne Lied geschenkt, hier in Beuggen, man sieht über den Rhein hinweg zu den ersten Schweizer Bergen hinüber.
Wir machen gleich weiter mit Frau Nürnberger und dem schönen Lied „Treuer Heiland, wir sind hier in der Andacht still“. Darin heißt es: „Von dir lernen möchten wir deiner Sanftmut milden, Vater Gottes Brauchter, möchten ähnlich werden dir deinem Demutsbilde, deiner stillen Tätigkeit, deiner armen Niedlichkeit, deines Wohltonsmilde.“
„Zeige deines Wortes Kraft an uns armen Wesen, zeige, wie es uns umschafft, krank gemacht, genesen. Jesu, dein Allmächtigwort, fahr in uns zu Siegen fort, bis wir ganz gemessen.“
Christian Heinrich Zeller, der in der Karwoche 1817 bekehrt wurde, hat dieses allmächtige Wort verinnerlicht: „Fahr in uns zu Siegen fort“, damit wir auch Demut und Sanftmut lernen.
Ja, wir können diesen Vers gerade miteinander singen: „Zeige deines Wortes Kraft an uns armen Wesen, zeige, wie es neu und scharf krank gemacht genesen. Jesu, dein allmächtiges Wort, fahr in uns zu Siegen fort, bis wir ganz gemessen waren.“
Weiterentwicklung der Mission und soziale Einrichtungen
Einer dieser bedeutenden Persönlichkeiten war der erste Missionslehrer Christian Gottloff Blumhard, ein Onkel von Christoph Blumhard. Später wirkte er in Möttlingen und in Bad Hollward.
Wir gehen jetzt etwas schneller voran. Einer der bedeutenden Persönlichkeiten der Basler Mission war der Inspektor Wilhelm Hoffmann. Er übernahm die Leitung der Basler Mission und machte sie sehr wissenschaftlich. Die Missionare mussten Griechisch, Hebräisch und Lateinisch lernen. Das war dem Spittler zu viel. Er sagte, seine Idee war eigentlich, dass Handwerker als Handwerker hinausgehen und abends das Wort Gottes verlesen. Tagsüber sollten sie mit ihrem Handwerk ihren Lebensunterhalt verdienen.
Hoffmann erkannte jedoch, dass auch gelehrte Leute gebraucht werden. Nachdem er kurz Professor in Tübingen war, wurde er Oberhofprediger in Berlin. Er war dreimal verheiratet. Zwei seiner Frauen starben. Nach der ersten Ehe mit einer Schwäbin heiratete er nacheinander zwei Gräfinnen. Sein Freund Christoph Blumhard sagte ihm, als er nach Berlin kam: „Wilhelm, verliere dein F nicht. Werde nicht aus einem Mann des Hoffs, einem Hoffmann, ein Hofmann, ein Höfling, Wilhelm von Wilker Effneth.“
Hoffmann hatte viel Geld, aber die Idee von Spittler war natürlich, dass die Handwerksmission durchgeführt werden muss. Begabte Handwerker sollten bereit sein, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Sie konnten nicht von zu Hause aus finanziert werden. Sie mussten als Schreiner oder Flaschner nach Afrika und Russland gehen, dort auf ihrem Gewerbe arbeiten und abends Menschen zu Hauskreisen versammeln.
Spittler versuchte zuerst, diese Idee in dem Wasserschloss von Inzlingen umzusetzen, doch es scheiterte. Aber so ein Spittler gab nicht so schnell auf.
Der Nachfolger von Hoffmann war der aus Winnenden stammende Pfarrer Josef Josenhans, ein großer General der Mission. Josenhans sagte: „Weh uns, wenn die Mission eine Sache der Kirche wird! Wir müssen unsere Mission auf kleinen Kreisen von Christen gründen, denen die Mission wichtig ist.“
Wenn man in die Kirche hineinwirken wolle, müsse man die kirchlichen Mitglieder in solche einteilen, die für die Mission sind, und solche, die gegen die Mission sind. Er war immer der Ansicht, dass der normale Christ, der nur gelegentlich in die Kirche geht, sagt: „Lass doch die Hindus ihren Glauben. Ich weiß gar nicht, was sie nehmen sollen.“ Nur wer selbst bekehrt ist, könne für Bekehrung sein.
Josenhans verwendete Gelder aus Württemberg. Als die Kirchenbezirks-Synode von Emmendingen beschloss, dass der gesamte Kirchenbezirk Emmendingen der Basler Mission beitritt, sagte Josenhans: „Nein, danke. Wir wollen Einzelne, die unterstützen. Wir wollen keine Kirchenbezirke, sondern Leute, die auch beten, Opfer geben und Anteil nehmen wollen.“
Im Grunde genommen ist das heute in unserer Kirche so, dass die ganze Landeskirche mitgliedische Missionswerke hat. Das wäre gegen ihn gewesen. Sie hatten eine klare Überzeugung, dass nur einzelne Menschen sich engagieren sollten.
Mit dem Opfer dieser einzelnen Menschen wurde das große Missionshaus in Basel gebaut, das bis heute das Flaggschiff der Basler Mission ist. Heute ist dort im schönen Missionsgarten noch immer alles sehr schön. Wenn man die Möglichkeit hat, kann man hineingehen und unten auch ein großes Missionsmuseum besuchen.
Die Idee verfolgte Spittler weiter: Er wollte die Handwerksmission durchsetzen. Im Jahr 1840 weihte er das zerfallene Kirchlein von St. Grischona, oben auf den Höhen über Basel, Gott für eine Pilgermission. Das war immer seine Vorstellung. Das Lied der Pilger aus der Ferne zieht zur Heimat, es stammt von Christian Gottlieb Barth aus Kalf. Die Vorstellung des Pilgers ist, dass wir alle als Pilger unterwegs sind. Im Hebräerbrief wird gesagt, dass wir nicht viel Gepäck mitnehmen dürfen. Unsere Aufgabe ist es, gottgetreu zu sein.
Diese Pilgeridee, ich will auch auf der tiefsten Stufe glauben, dass die Reden rufen, ob ich schon noch Pilger bin. Jesus Christus, Herr Stalski, hier wurde die Pilgermission St. Grischona gegründet, die in diesem Jahr 150 Jahre alt ist.
Heute blickt man vom ersten Seminarhaus auf das schöne neue Kirchlein von St. Grischona. Unten von Bettingen sieht man hinauf nach St. Grischona zum Kirchlein. Inzwischen ist dort oben ein großes Missionshaus entstanden, mit viel Gemeinschaftsarbeit.
In Bettingen entstand auf Betreiben Spittlers auch der erste Kindergarten der Schweiz.
Organisation und Finanzierung der sozialen Arbeit
Das Besondere bei Spittler war, dass er immer sehr schnell Inspektoren für seine neu entstandene Arbeit gefunden hat. Er sagte: „Zehn Jahre lang sorge ich dafür, dass du Geld bekommst. Ich werde das von Württemberg aus besorgen.“ Das waren tolle Ideen.
Nach Korntal vermittelte er eine alte Kutsche und meinte, wenn man mit dieser Kutsche in die Monatsstunde fährt, muss jeder zehn Kreuzer zahlen. Das Geld kommt dann nach Basel zurück, nicht als eine Art Omnibus.
In Glischona berief er den großen Herrn Rappert als ersten Inspektor und sagte, nach zehn Jahren müsse er so viele Freunde der Arbeit haben, dass die Sache von selbst läuft. Die Tochter, Tim Dora Rappert-Gobart, die hier als Rat von Dora Rappert-Gobart bekannt ist, war die Tochter dieses ersten Inspektors von Sankt Lischona.
In Inzlingen bei Basel, im Badischen, in diesem alten Gebäude neben der Kirche, hatte Spittler die Idee, dort eine Griechenanstalt zu gründen. So wie heute in Südafrika oder Indonesien, waren damals in Griechenland die Türken. Spittler kaufte mit europäischem Geld etwa vierzig Griechenkinder aus türkischer Sklaverei frei und brachte sie hier unter. Doch sie vertrugen das Klima nicht. Deshalb musste man sie wieder in Richtung Österreich zu Freunden geben.
Dann versuchte er, eine Judenschule einzurichten. Es gab so viele verarmte Juden, die wie Zigeuner durch Europa zogen. Er sagte, sie dürften ihre Kinder abliefern. Die Entstehung der sogenannten Schweizerischen Judenmission ist sozusagen durch diese Judenanstalt in Inzlingen gelungen.
Sie merken, Herr Spittler sprühte ständig vor Ideen. Bis heute gehört zu einem echten Lichtbildvortrag der Hinweis: „Keine Angst, es ist gleich vorbei, bloß noch 300 Bilder, so etwa.“
Die Idee von Spittler war auch, etwas für die alternden Mägde zu tun. Früher gab es sehr viele Mägde von Bauernhöfen. Die sechsten und siebten Kinder wurden zu den Herrschaften nach Basel gegeben. Aber wenn die Mägde sechzig oder siebzig Jahre alt waren, sagte man: „Jetzt war es schön, hier bekommst du noch hundert Mark, auf Wiedersehen.“ In den Bauernhof konnten sie nicht zurück.
Deshalb baute Spittler Heime für alternde Mägde und Knechte. Die Knechteanstalt auf dem Schoren entstand. Alles, was wir heute in Alten- und Pflegeheimen sehen, war im letzten Jahrhundert noch völlig undenkbar. Das war eine Idee von Spittler, die sich dann schnell vervielfältigte.
In Riehen war plötzlich ein Bauernhof zu haben, den übernahm er. Er sagte, es gibt so viele Taubstumme. Man hatte zwar schon Taubstummenanstalten, in denen man mit Zeichensprache kommunizierte. Aber er meinte, es müsse doch möglich sein, dass Taubstumme wieder sprechen lernen. Wenn wir „M“ und „L“ sagen, bewegt sich doch unser Backenknochen. Es müsse eine Möglichkeit geben, dass auch Taubstumme sprechen lernen.
Er holte den Taubstummenlehrer Wilhelm Arnold aus der Gegend von Karlsruhe und sagte: „Das bringst du raus.“ Wilhelm Arnold schaffte das in der Taubstummenanstalt Riehen. Bis heute gibt es die große badische Taubstummenanstalt in Riehen, heute vom Staat übernommen. Damals war es zugleich auch eine Taubstummen-Lehranstalt.
Wilhelm Arnold war der Ururgroßvater von Ihrem Gemeindepfarrer Winrich Schäffbuch. Er hatte eine Tochter, Lydia Arnold, unsere Urgroßmutter. Sie war zweimal verheiratet, das finde ich wichtig zu sagen.
Spittler sagte zu ihr: „Lydia, dem Hausvater von der Rettungsanstalt in Barmen, dem Hausvater Busch, ist seine zweite Frau gestorben. Er hat nur kleine Kinder. Du musst heiraten.“ Er war schon über sechzig. Von ihm bekam sie noch zwei Kinder. Nach einiger Zeit starb sie, und Lydia stand mit ihren zwei Kindern da.
Spittler sagte: „Komm schnell wieder heim, übernimm du. Ich habe hier ein Haus gekauft, ein altes Schloss in Riehen. Dort machst du ein Altenheim für reiche Schweizer Damen, die hoffentlich ihr Erbe für meine vielen Einrichtungen hinterlassen.“ Nach ein paar Jahren starb auch die zweite Frau vom Hausvater Meier in der Rettungsanstalt im Harthaus.
Spittler sagte wieder: „Lydia, jetzt musst du schnell nach Karlsruhe heiraten, es ist dein Hausvater Meier.“ So war unsere Urgroßmutter zweimal verheiratet, beim zweiten Mal als dritte Frau. In der Verwandtschaft versteht man das nie so richtig, wer da noch zusammenkommt.
Dieser Hausvater Barner erfand die Taubstummensprache und baute eine eigene Taubstummenanstalt auf. Danach war das alte Taubstummenhaus wieder frei. Später entstand dort eine Diakonissenanstalt. Heute gibt es noch das große Diakonissenhaus Riehen.
Eine Fülle von Sozialarbeit entstand. Heute ist das Hauptverwaltungsgebäude der Diakonissenanstalt in Riehen das sogenannte Klösterli, das Spittler aufgekauft hat. Dort war unsere Urgroßmutter die erste Hausmutter für die vornehmen Basler Damen, die ihre Möbel hinterlassen hatten.
Wenn Sie ins Missionshaus von Basel kommen, sehen Sie heute noch diese schönen alten Basler Möbel. Die Hauptfinanzierung geschah natürlich durch Württemberg. Die Freunde in Korntal waren die ganz armen Leute von Korntal, die noch Wilhelmsdorf mitschleppen mussten. Sie waren die Finanziers all der Arbeiten, die dort in Basel und Umgebung entstanden.
Spittler erkannte auch, dass er ins Oberland hineinwirken musste. Als es dort noch gar keine evangelische Kirche gab, wirkte er bei Tegnang mit Herrn Kast. Die Innere Missionseinrichtung war dort, die sogenannten Pfingstweit. Pfingstweit war ein evangelistischer Vorposten der Sozialarbeit mitten im katholischen Oberschwaben.
Der Saal in Korntal und hier in Korntal sind auch all die ersten Zeugen beerdigt, die den Weg von Spittler begleitet haben. Karl Köhler, ein ehemaliger Weinhändler, begann dort die ganze Judenmission.
Christian Gottler Barth dichtete für jedes Basler Missionsfest ein Lied. Nicht nur „Der Pilger aus der Ferne zieht seine Heimat zu sich“ und „Auch zieht fröhlich hinaus zum heiligen Krieg“. Er war Junggeselle und baute in Kalf das große Missionsmuseum, als er den Vers dichtete:
„Und ob auch das Herz sich dunkel umzieht
Mit trübendem Schmerz, der Friede entflieht,
Wenn Missmut und Zagen die Freudigkeit bricht,
So stille die Klagen, wer Jesus schlicht.“
Die ersten Missionsgeschwister aus Indien waren auf dem Missionsfeld und sagten: „Hat hier jemand erzählt, dass es bei uns draußen Krach gibt, dass wir oft einander hinaufgehen in Zorn?“ Er antwortete: „Das kann man sich vorstellen, wenn ihr umgeben seid von so viel Erfolglosigkeit, dass da Missmut und Zagen die Freudigkeit bricht. Niemand hat mir etwas von euch erzählt, aber denkt daran: ‚Oh, stille die Klagen, bei Jesus ist dicht.‘“
Multiplikatoren und Verbreitung der Arbeit
Einer der großen Multiplikatoren der Arbeit von Christian Friedrich Spittler war sein Freund Karl Friedrich Werner, Pfarrer in Fellbach. An den Sommerabenden versammelte er auf dem Kabelberg über Fellbach, dort wo heute das Waldheim steht, sonntagabends immer etwa zweitausend bis dreitausend Menschen. Unter dem Geläut der umliegenden Ortschaften, auch von Untertürkheim, berichtete er ihnen das Neueste aus Mission und Diakonie.
Wenn heute im Remstal in fast jedem Ort eine Einrichtung der Inneren Mission existiert – sei es ein Altenheim oder ein Haus der Diakonie, wie beispielsweise in Beutelsbach oder im Weraheim – dann geht das darauf zurück, dass diese Freunde von Spittler, damals oft bitterarme Weingärtner im Remstal, bereit waren, Sozialarbeit zu leisten, Weltmissionen zu unterstützen und für die Verbreitung der Bibel zu sorgen.
Das Dekanatshaus in Kirchheim war der Wohnort von Dekan Bahnmeier, dem Schwager von Spittler. Auch Bahnmeier setzte sich in Württemberg sehr für die Mission ein. Er stand in Kontakt mit Herzogin Henriette, die in Kirchheim wohnte, um die Arbeit der Mission im alten Königreich Württemberg zu fördern.
Von Bahnmeier stammt das schöne Missionslied in unserem Gesangbuch: „Walte, walte, nah und fern, allgewaltig, waldes Worte sein.“ Ich habe bereits erwähnt, dass Bahnmeier einen Silcher entdeckte und ihn zum Universitätsmusikdirektor machte.
Diesen Vers singen wir vielleicht so:
„Wortes Leben, stark und rein, alle Völker harrend ein,
Walde fort bis aus der Nacht, alle Welt zum Tage wach.
Wortes Leben, stark und rein, alle Völker harrend ein,
Wort verbracht ist aus der Nacht, alle Welt zum Tag erwacht.“
Weitere soziale Einrichtungen und die Apostelstrasse
Noch ein paar Bilder, dann sind wir durch. Auf dem Friedhof in Riehen findet man auch das Grab von Jakob Vetter, dem Erfinder beziehungsweise dem ersten Gründer und Evangelisten der deutschen Zeltmission.
Oben sieht man den Berg Mayenbühl, auf dem sich eine ganz wichtige Einrichtung von Spittler befindet: die Freiwillige Zwangsanstalt Mayenbühl. Viele haben über den Titel gelacht, weil entweder etwas freiwillig oder zwangsweise ist. Doch Spittler wusste, dass bei Trinkern, Alkoholikern und Menschen, die im Leben gescheitert sind, nur geholfen werden kann, wenn sie freiwillig zu ihm kommen, sich aber gleichzeitig freiwillig unter einen strengen Zwang stellen. Fünf Uhr aufstehen, kalt waschen, arbeiten, arbeiten, arbeiten, arbeiten, arbeiten, ein kurzer Mittagsschlaf, dann wieder arbeiten – so funktionierte die freiwillige Zwangsanstalt.
Spittler erzielte die ersten Erfolge mit dem, was wir heute als Suchttherapie und Wiedereingliederung kennen. Ein anderer Blick auf den Mayenbühl zeigt unten die Stadt Basel mit ihrer heutigen Industrie. Doch ich denke, Spittler hat damals viel wichtigere Dinge entdeckt. Eine seiner Lieblingsideen war, eine Apostelstraße durch Afrika zu bauen. Die Missionare, die nach Ostafrika gehen, sollten nicht um Afrika herumfahren müssen, sondern dem Nil entlang nach Äthiopien gelangen können. Wenn alle 50 Kilometer eine Missionsstation gebaut würde, könnte man eine Apostelstraße mit verschiedenen Stationen bis ins Innere Afrikas errichten.
Der Weg war ihm offen, als im Jahr 1841 verzweifelt nach einem Bischof von Jerusalem gesucht wurde. Der englische König und der König von Preußen hatten vereinbart, dass in Jerusalem, einem kleinen verlassenen Nest im Osmanischen Reich, endlich wieder ein christliches Bistum entstehen sollte. Sie beschlossen, dass der erste Bischof Engländer sein sollte, danach ein preußischer Bischof, und so weiter im Wechsel. Der erste Bischof war ein Engländer, der glücklicherweise nach drei Jahren verstarb. Danach kamen die Preußen zum Zug.
Der König von Preußen sagte: „Ich kann doch keinen Berliner nach Jerusalem schicken, das geht nicht. Habt ihr nicht jemanden?“ Da kam Spittler auf die Idee, den Basler Missionar Samuel Gobert aus der französischsprachigen Schweiz vorzuschlagen. Gobert war einst von den Anglikanern mit der anglikanischen Ordination gesegnet worden – die einzige Ordination, die die Engländer anerkennen. So wurde Samuel Gobert, der Vater von Dora Rappart Gobert, Bischof von Jerusalem. Er unterschrieb stets mit „Sankt Anglikanus Hierosolymæ“, also „der heilige anglikanische Bischof von Jerusalem“. Er schrieb nicht einmal seinen richtigen Namen, was zeigt, dass auch fromme Christen furchtbar eitel sein können.
Im Windschatten dieses Bischofs Gobert schickte Spittler sofort aus der Pilgermission St. Chrischona sieben sehr fähige Leute mit, die dort ein Brüderhaus gründeten. Konrad Schick war Maurer und später Baumeister von Jerusalem. Wenn man heute das Gaffengrab in Jerusalem besucht, findet man die Konrad-Schick-Straße. Auch der Bahnhof von Jerusalem, die Straße nach Jebnein und der Überhauptmeister sind von Konrad Schick gebaut worden.
Dann war da noch Johann Ludwig Schneller, der 1861 das große syrische Waisenhaus errichtete. Das waren alles geniale Persönlichkeiten für sich. Frutiger baute das erste Kaufhaus und die erste Bank in Jerusalem und wird dort heute hoch geehrt. Neulich ist eine neunzigjährige Dame in Stuttgart gestorben, Susa Falscher, eine Enkelin des ersten Falscher, die das Werk weiterführte. Das syrische Waisenhaus ist eine große, hilfreiche Einrichtung, die im Grunde auf die Ideen von Spittler zurückgeht.
Das Grab von Schneller befindet sich auf dem schönen Zionsfriedhof in Jerusalem, ebenso das des königlich württembergischen Baurats Konrad Schick. Auf dem Zionsfriedhof findet man überall hebräische, englische und deutsche Inschriften mit schönen Zionsweisungen, wie etwa „Ihr seid gekommen zum Berg Zion, der Stadt des lebendigen Gottes“.
Der Blick von Spittler zieht sich durch alle Bilder. Er ging oft durch die Stapelgasse hinaus, oft in die Enge. Als er älter wurde, wurden viele Geldzusagen, besonders von Grischona, nicht eingehalten. Doch er vertraute immer wieder auf Gott. Er glaubte, dass Gott uns durch die Enge herausführen kann. Wenn Gott Bergwerke öffnet, müssen auch die Goldadern strömen. Er hielt sich an den Vers von Hiller: „Ob ich schon noch Pilgrim bin, Jesus Christus herrscht als König, wir wollen ihm ganz Großes zutrauen.“
Auf dem nächsten Bild sieht man eine von ihm gemalte Kate am Nil entlang. Die Missionsstationen Matthäus, Markus und Lukas reichten bis nach Äthiopien. Als alle Stationen mit Missionaren besetzt waren, brach eine schreckliche Tropenkrankheit aus, und alle Missionare starben. Gott hat auch diesen Zeugen manches zerschlagen.
Noch einmal ein Blick auf das Brüderhaus oben in St. Chrischona und die Todesanzeige: Christian Friedrich Spittler verstarb am zweiten Adventssonntag in aller Frühe. Er ist unter der Herrlichkeit des Herrn eingegangen.
Vermächtnis und Abschluss
Vorletztes Bild, ja, auf dem Irfrütorf. Dort haben wir hinten die Tafel mit dem Namen Spittler. Daneben befindet sich das Grab unseres schwäbischen Otto Riedmüller, des Pfarrers der Mädchenarbeit.
Er hat uns das Zeichen geschenkt: das Kreuz auf der Weltkugel. Dieses Symbol war und ist das Zeichen der evangelischen Jugend. Es gibt kein besseres Symbol für das Leben von Spittler als dieses Kreuz auf der Erdkugel, die von so vielen Kriegen und Eroberungsfeldzügen gezeichnet ist.
Auf dieser Erdkugel wird das Kreuz Jesu errichtet. Von Otto Riedmüller, dessen Grab hier ist, stammt auch das große Lied „Herr, wir stehen Hand in Hand“. Lassen Sie uns noch den letzten Vers singen:
Herr, wir gehen Hand in Hand,
Wanderer nach dem Vaterland,
lass Dein Antlitz mit uns gehen.
Herr, wir gehen Hand in Hand,
Wandermacht dem Vaterland,
lass Dein Antlitz mit uns gehen,
bis wir ganz im Lichte stehen.
Vielen Dank fürs Zuhören und dass ich so lange ausgehalten habe.