Einleitung: Gebet und Einladung zum Hören
Ich möchte mit uns beten, wir neigen uns zu. Vater, du mögest reden – das war unser Gebet, unser Lied eben gerade. Das wollen wir dir auch noch einmal sagen.
Wir wollen dich bitten, dass du zu uns sprichst durch dein Wort. Hilf mir, treu das zu sagen, was du uns sagen willst. Gib uns Ohren, um zu hören, und gib uns Herzen, die bereit sind, dein Wort aufzunehmen und sich verändern zu lassen. Baue du so deine Gemeinde heute Morgen hier.
Und darum bitten wir in Jesu Namen. Amen!
Wir treffen uns hier in einem etwas modernen Gebäude, vielleicht eher untypisch für eine Kirche. Wie sollte eigentlich eine richtig schöne Kirche aussehen? Woraus sollte sie bestehen und zu welchem Zweck? Und was hat das alles ganz konkret mit dir persönlich zu tun?
In unserer Predigtreihe durch den ersten Petrusbrief kommen wir heute zu einem Abschnitt, der uns aufzeigt, was eine schöne, eine wirklich schöne Kirche ausmacht. Wir sehen in diesem Text, woraus sie besteht und wozu sie da ist.
Es ist meine Hoffnung für uns alle heute hier, dass wir erkennen, dass wir Teil dieses Baus sein sollten. Dass wir zu ihrer Schönheit beitragen, auch wenn viele das nicht erkennen und nicht wertschätzen werden.
Meine Hoffnung ist es, dass wir gerade für diese Menschen ein helles Licht sind. Dass wir etwas zeigen von dem, was Kirche wirklich ausmacht. Dass wir eine Kirche mit Strahlkraft werden – immer mehr.
Kontext und Überblick über den Predigttext
Unser Predigttext findet sich im ersten Petrusbrief. Wir wollen unsere Predigtserie „Auf der Durchreise“ damit fortsetzen. Der heutige Predigttext ist zu finden in Kapitel 2, ab Vers 4 bis Vers 10.
Und obwohl das kein klassischer Pfingsttext ist, hoffe ich doch, dass wir erkennen, wie bedeutend das Pfingstfest und der an Pfingsten ausgegossene Heilige Geist für das, was in diesen Versen beschrieben wird, sind.
Ich möchte kurz den Kontext herstellen und zurückblicken auf das, was wir bisher im ersten Petrusbrief gelesen haben. Gleich zu Beginn, in Kapitel 1, schreibt Petrus die Christen an und bezeichnet sie als auserwählte Fremdlinge. Er nennt sie so, weil sie einst in der Welt lebten, aber von Gott wiedergeboren wurden zu einem neuen Leben. Deshalb gehören sie nun nicht mehr zur Welt, sondern zu Gott.
In dieser Welt sind sie jetzt Fremdlinge, nur auf der Durchreise hin zu ihrem eigentlichen Bestimmungsort. Auf dem Weg dorthin werden sie, wenn nötig, Leid erleben, aber sie werden mit Sicherheit das Ziel ihres Glaubens erreichen: die Herrlichkeit Gottes. Petrus beschreibt dies als ein herrliches Erbe, das wir eines Tages in Besitz nehmen werden.
Auf dem Weg dorthin sollen wir dieser Welt etwas von Gott widerspiegeln. So wie Gott heilig ist, sollen auch wir heilig sein. Das soll sich ganz konkret zeigen – und das hatten wir in der Predigt letzte Woche gesehen – in unserem Miteinander. Wir sind Menschen, die immer mehr in ihrer Liebe zueinander gestärkt werden und zueinander hinwachsen. Wir sind durch Gottes Wort wiedergeboren und werden durch Gottes Wort immer mehr verändert.
So werden wir immer mehr von der Liebe Gottes regiert, die in unseren Herzen wirkt. Diese Liebe führt dazu, dass wir Bosheit, Betrug, Heuchelei, Neid und üble Nachrede ablegen. Gemeinsam gehen wir dem Ziel unseres Glaubens entgegen – in brüderlicher, in geschwisterlicher Liebe.
Aufbau des Predigttextes: Drei zentrale Abschnitte
Und das bringt uns wirklich zu unserem heutigen Predigttext, den Versen vier bis zehn in Kapitel zwei. Wir wollen diesen Text in drei Abschnitten betrachten. Vielleicht hilft es, das so vor Augen zu haben, um klarer zu erkennen, wohin wir gehen und was der Text uns vor Augen stellen will.
Zuerst wollen wir in den Versen vier und fünf einen Aufruf hören: den Aufruf, zu einem lebendigen Stein zu kommen und sich dann selbst als lebendige Steine in ein geistliches Haus einbauen zu lassen, das für Gott lebt. Das ist der Aufruf in den Versen vier und fünf.
In den Versen sechs bis acht sehen wir, dass dieses geistliche Haus auf einem Eckstein erbaut ist, an dem sich die Geister scheiden. Für die einen ist er herrlich, für die anderen ein Stolperstein.
In den Versen neun und zehn wollen wir dann sehen, dass diejenigen, die diesen Eckstein erkannt haben und sich auf ihm erbaut haben, nun den Auftrag haben, diesen Eckstein zu verkünden. So sollen noch viele Menschen nicht mehr über ihn stolpern, sondern ihn erkennen und Teil des geistlichen Hauses werden, Teil des Volkes Gottes, und die Gnade Gottes erfahren.
Das ist die Struktur: Vers 4 und 5 – ein lebendiger Stein und lebendige Steine sollen sein. Dann Vers 6 bis 8 – ein Eckstein, an dem sich viele stoßen und andere sich auf ihm erbauen. Und in den Versen 9 und 10 – diesen Eckstein gilt es zu verkünden, damit noch viele zu ihm kommen und selbst lebendige Steine werden.
Bild der Gemeinde als lebendiger Bau
Das Bild, das ich uns mitgeben möchte, ist das einer Gemeinde, die aus Menschen erbaut ist. Wir müssen dieses Bild nicht unbedingt genau so nachahmen, denn das könnte gefährlich werden. Aber ich hoffe, wir können dieses Bild mitnehmen.
Stellen Sie sich vor: Eine Gemeinde, erbaut aus Menschen, und in der Mitte – das Bild ist nicht perfekt – steht Jesus Christus. Er ist das Haupt, der Eckstein dieser Gemeinde.
Diese Gemeinde hat Füße. Das bedeutet, sie geht durch diese Welt, sie ist auf der Durchreise und auf dem Weg zu einem Ziel. Das Bild ist, wie gesagt, nicht perfekt, aber man sieht, dass es ganz weiß ist und strahlt. Es strahlt etwas aus.
Wir haben also eine Gemeinde mit Füßen, die strahlt, und in deren Zentrum, als Eckstein und Haupt, Jesus Christus steht.
Wenn Sie dieses Bild mitnehmen und ansonsten relativ müde sind, dann haben Sie zumindest schon den Großteil der Predigt verstanden. Ich möchte Sie dennoch einladen, weiter zuzuhören.
Aufruf zu lebendigen Steinen (Verse 4-5)
Also kommen wir zu den Versen 4 und 5 und wollen nun auf Gottes heiliges Wort hören. Ich lese uns die Verse 4 und 5 vor:
„Zu ihm kommt, als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft zu Opfern geistlicher Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“
Bei diesem Aufruf stellt sich sofort die Frage: Wer ist denn dieser von Gott auserwählte, kostbare, lebendige Stein, der von Menschen verworfen ist und zu dem wir kommen sollen? Und warum sollen wir zu ihm kommen?
Wir sehen, dass Vers 4 einen direkten Bezug zu dem hat, was davor kommt. Deshalb hilft uns ein Blick zurück auf die vorherigen Verse, um diese Fragen zu beantworten. In den Versen 2 und 3 davor sehen wir, dass Petrus die Gläubigen aufgerufen hat und ihnen gesagt hat:
„Seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch, wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmend zu eurem Heil wachst, die ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.“
Hast du das geschmeckt? Wie würdest du das beschreiben? Wenn du etwas geschmeckt hast, das freundlich, also richtig gut ist, was machst du dann? Dann bist du begierig nach mehr, oder? Zumindest ist das bei mir so.
Weißt du, wenn du dein Lieblingsessen kennst, bestellst oder kochst du es dann immer wieder? Oder sagst du: „Na ja, ich weiß ja schon, dass es lecker schmeckt, ich muss es nicht ständig essen“? Nein, wenn wir geschmeckt haben, dass etwas gut ist, dann wollen wir mehr davon.
Und genau das ist hier die Aussage. Ist Jesus also köstlich für dich? Ist er für dich kostbar, so wie er hier in unserem Vers 4 beschrieben wird?
Die Kostbarkeit Jesu Christi im Kontext
Was macht ihn eigentlich so wertvoll, so kostbar?
Dazu müssen wir noch ein Stück weiter zurückschauen, nämlich in Kapitel 1, ab Vers 18. Dort hatte Petrus nämlich schon betont, wie gut und kostbar Jesus Christus ist. Er wurde von Gott für etwas ganz Wichtiges und Wertvolles erwählt. Ich lese uns die Verse 18 und 19 aus Kapitel 1 vor:
„Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väterweise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.“
Was im lutherdeutschen „nichtigen Wandel“ genannt wird, beschreibt die etwas modernere Neue Genfer Übersetzung als ein sinn- und zielloses Leben. Genau das war das Leben, wie es die Menschen von Natur aus führen – nach der Väterweise.
Von Natur aus leben Menschen ein Leben ohne echten Sinn, ohne ein wirklich dauerhaft lohnendes Ziel. Auf der Erde ist alles vergänglich. Die Dinge, nach denen wir uns ausstrecken können, die wir erstreben, die Ziel unseres Lebens sein können, werden irgendwann nicht mehr sein. Wir werden irgendwann nicht mehr sein. In dieser Welt hat nichts ewig Bestand.
Doch hier geht es um ein Ziel, das Bestand hat. Dieses Ziel wird im ersten Petrusbrief gleich zu Beginn als ein herrliches Erbe beschrieben – ein Erbe, das für uns aufbewahrt, behütet und beschützt wird. Eines Tages werden wir es in Besitz nehmen und es für alle Ewigkeit erleben.
Um an dieses Erbe zu kommen, braucht es also eine Veränderung. Wir müssen erlöst werden von unserem früheren sinn- und ziellosen Leben, um dieses neue Ziel zu erreichen.
Das können wir nicht aus eigener Kraft schaffen, nicht einmal, wenn wir alle Reichtümer dieser Welt hätten. Gold und Silber können das nicht erwerben. Nein, es braucht etwas viel Kostbareres als alles Gold und Silber – es braucht das teure Blut Jesu.
Denn er allein hat das Leben gelebt, das wir hätten leben sollen: ein Leben, das Gott gefällt, ein Leben, das vor Gott bestehen kann, ein Leben, das den Zugang zu Gott ermöglicht.
Und nicht nur das: Er hat sein Leben gegeben, sein Blut vergossen, um Schuld zu bezahlen – Schuld, die wir alle auf uns geladen haben. So hat er die gerechte Strafe für alles Böse auf sich genommen.
Jeder, der ihn anerkennt und zu ihm kommt, erhält durch ihn einen Sinn im Leben. Nämlich ein Leben für Gott, ein neues Leben für Gott. Ein Ziel, das nicht in dieser Welt zu finden ist, sondern auf das wir zukommen, indem wir durch diese Welt hindurchreisen – hin zur Ewigkeit, zum ewigen Erbe.
Gott hat uns erlöst durch sein teures Blut, das so viel kostbarer ist als Silber und Gold.
Hast du das erlebt? Hast du geschmeckt, wie freundlich der Herr ist? Wenn du das noch nicht erkannt hast, dann lade ich dich ein: Probier es mal aus. Lies Gottes Wort, fang an in einem der Evangelien, lass dich auf Gottes Wort ein. Lies es und bitte Gott jetzt, dir zu zeigen, wie köstlich es ist, wie gut es ist, dass du erkennst, dass Jesus wirklich kostbar ist und es sich lohnt, zu ihm zu kommen.
Und wenn du das erkannt hast, wenn du es eigentlich weißt, es aber vielleicht ein bisschen vergessen hast – so wie bei einem Gericht, das man früher sehr gerne gegessen hat, dann viele andere Sachen ausprobiert hat und es lange nicht mehr gegessen hat – dann denk daran: „Mensch, das war immer so lecker!“ Komm wieder dahin zurück. Dann schmeckst du wieder, wie gut und köstlich Christus ist.
Der Aufruf ist, zu ihm zu kommen – einmal und immer wieder zu ihm zu kommen, als zu dem lebendigen Stein, der von Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar.
Herausforderung durch Ablehnung und die Gemeinschaft der lebendigen Steine
Eins ist auch klar: Der Text sagt uns ganz deutlich, dass viele Menschen nicht erkennen, wie kostbar, wie gut und wie freundlich der Herr ist. Das war schon zu Jesu Lebzeiten so. Er wurde von den Menschen verworfen. Auch heute lehnen ihn noch viele ab.
Das stellt für uns, die wir ihn kennen, in gewisser Weise eine große Herausforderung dar. Denn uns wird von Menschen gesagt: „Ja, kostbar, aber eine Fiktion, eine seltsame Gestalt.“ Doch das ist vergleichbar mit dem Urteil von Menschen, die dein Lieblingsgericht noch nie probiert haben und behaupten, es schmecke bestimmt nicht. Was diese Menschen sagen, spielt keine Rolle – du weißt es besser.
Besinne dich wieder neu darauf: Komme immer wieder neu zu Jesus! Doch wie kommen wir zu Jesus? Wir kommen zu ihm, indem wir uns ihm zuwenden – im Gebet, im Hören auf sein Wort. Vor allem aber, und ich denke, das ist der Fokus dieses Textes, indem wir uns hineinbegeben in seine Gemeinde.
Wir kommen zu dem lebendigen Stein als Menschen, die selbst von Gott verwandelt wurden und jetzt Christusähnlich geworden sind – nämlich als lebendige Steine. Wir kommen zu ihm, um uns miteinander zu erbauen. So schreibt Petrus in Vers 5: „Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause, unserer heiligen Priesterschaft, zu Opfern geistlicher Opfer, die Gott wohlgefällig sind, durch Jesus Christus.“
Wir Christen sind also eine Ansammlung von lebendigen Steinen. Das mag ein seltsames Bild sein, aber es ist ein biblisches Bild. Gott nimmt diese lebendigen Steine und baut sie zusammen, Stein um Stein, und errichtet damit sein geistliches Haus. Die Gemeinde ist also nicht primär ein Gebäude, etwas Physisches, sondern etwas Geistliches. Er baut nicht mit Steinen aus Stein, sondern mit lebendigen Steinen.
Petrus macht hier deutlich, dass du deinen Glauben nicht für dich allein leben solltest. Lebendige Steine gehören zueinander. Glaube ist keine Privatsache. Man kann nicht zu Christus gehören und sich von seiner Gemeinde fernhalten.
Steine, die sich nicht in das geistliche Haus einbauen lassen, sind für Gott letztendlich nutzlos und ehren ihn nicht. Du sollst also als lebendiger Stein Teil einer Gemeinde sein. So ehrst du den Eckstein, den lebendigen Stein, der so wertvoll ist, indem du zu ihm kommst – zu dem geistlichen Haus, das er seit Pfingsten baut und weiterhin baut, damit Menschen sich einfügen.
Und dieser Gemeindebau, dieses Bild, fasst es, glaube ich, ganz gut zusammen: Er ist nicht fertig. Wir sind keine perfekte Gemeinde, und eine solche findet man auf dieser Welt nicht. Dieser Bau geht immer weiter, bis wir eines Tages beim Herrn ankommen. Dann erst wird der Bau vollendet sein.
Das heißt: Bilde dir nicht ein, dich brauche man nicht. Auch du wirst gebraucht in diesem großen Bauprojekt. Jede Gemeinde hat Baustellen, und du darfst dich einbringen und helfen, die Baulücken mehr und mehr zu schließen.
Praktische Ermutigung zur Mitarbeit in der Gemeinde
Diejenigen, die die FEG München Mitte ihre geistliche Heimat nennen, möchte ich ermutigen. Wenn du noch kein Mitglied der Gemeinde bist und dich noch nicht wirklich dazu bekannt hast, Teil dieses geistlichen Hauses zu sein, dann warte nicht länger. Werde Mitglied, werde Teil – und zwar nicht nur pro forma, sondern auch ganz praktisch.
Vielleicht darf ich einige Baulücken aufzeigen, in die du dich als lebendiger Stein einbringen kannst. Sonntags früh haben wir Baulücken. Hier im Gottesdienst, teilweise – danke an die Herren, die da oben in der Technik sitzen – könnten wir noch einige Männer gebrauchen, die sich dort einbringen, damit diese Gottesdienste gut funktionieren können.
Danke an unsere Musiker! Aber auch dort könnten wir einige Männer gebrauchen, die uns musikalisch begleiten. Danke auch an die, die man nie sieht: diejenigen, die unten in den Kellerräumen die vielen, vielen Kinder der Gemeinde betreuen.
Besonders dringend brauchen wir Mitarbeiter in fast allen Klassen des Kindergottesdienstes. Das Schöne ist, man kann sich morgens dort einbringen, sich einbauen lassen als lebendiger Stein und sich dann abends im Abendgottesdienst erbauen lassen. So hat der Stein wieder genug Substanz.
Es gibt viele weitere Orte, an denen du deinen Platz finden kannst. Lass dich einbauen als ein lebendiger Stein. Komm immer wieder in die Gemeinschaft der lebendigen Steine. Komm zu dem lebendigen Stein, der bei Gott auserwählt und kostbar ist, auch wenn die Welt ihn verwirft.
Die heilige Priesterschaft und geistliche Opfer
Unser Auftrag ist es nun, in diesem von Gott gebauten Haus eine heilige Priesterschaft zu sein – eine heilige Priesterschaft zu Opfern, geistlichen Opfern, die Gott wohlgefällig sind, durch Jesus Christus.
Jetzt wechselt Petrus hier für einen Moment die Metapher. Es geht nicht mehr um lebendige Steine, sondern um eine Priesterschaft, um eine heilige Priesterschaft, die in einem Tempel, in einem geistlichen Haus, geistliche Opfer bringt. Das ist typisch für Petrus: Viel alttestamentliche Sprache finden wir durch den ganzen Petrusbrief hindurch. Er baut hier auf das Bild des physischen Tempels in Jerusalem auf.
Dort gab es in diesem physischen Tempel eine begrenzte Anzahl von Menschen, die in besonderer Weise berufen waren, als Priester Dienst zu tun. Sie sollten Tag um Tag Tier um Tier opfern. Petrus sagt nun, dass dies ein Bild für das ist, was wir sein sollen. Wir sollen jetzt so ein Tempel sein – ein geistliches Haus, nicht aus Stein gebaut wie der Tempel in Jerusalem, sondern aus Menschen.
Wir haben jetzt nicht mehr eine Priesterschaft von Menschen, die in besonderer Weise dazu berufen sind. Nein, wir alle sind dazu berufen, in diesem geistlichen Haus geistliche Opfer zu bringen als eine heilige Priesterschaft. Wir müssen keine lebendigen Tieropfer mehr bringen, denn Jesus Christus hat als das ein für alle Mal vollbrachte Opfer getan, was die Opfer teilweise ausdrücken sollten, nämlich die Notwendigkeit, dass Blut fließen musste für die Schuld der Menschen.
Andere Opfer waren dafür da, Gott zu ehren. Und dieser Aspekt lebt fort. Das heißt, wir sollen nun in diesem geistlichen Haus als eine heilige Priesterschaft geistliche Opfer bringen – also unser Leben einbringen auf eine Art und Weise, die das Haus erbaut, die Gott ehrt und die ihm wohlgefällig sind.
Ich hoffe, wir sehen, dass das Geistliche viel bedeutender ist als das Physische. Das Physische ist nur ein Bild des Geistlichen. Deswegen ist Pfingsten so ein froher Tag. Ein physisches Volk konnte Gott nie so ehren, wie es sollte, weil etwas fehlte.
In dem geistlichen Haus aber wirkt nun der Heilige Geist. Der Heilige Geist wurde ausgegossen, der Heilige Geist hat uns wiedergeboren zu einem geistlichen, zu einem ewigen Leben. Er rüstet uns aus und befähigt uns zum Gehorsam, wie es ja hier am Anfang des Briefes heißt. Er rüstet uns zu jedem guten Werk aus und begabt uns.
So ist es dieser Geist, der uns zu einer heiligen Priesterschaft macht und uns befähigt, geistliche Opfer zu bringen, die Gott wohlgefällig sind. Das geschieht, indem wir für ihn leben, in der Gemeinschaft leben, die er gestiftet hat, indem wir uns unter sein Wort begeben in aller Demut, indem wir uns mit anderen zusammen vor ihm verneigen und ihn anbeten in Liedern und Gebeten.
Außerdem bringen wir uns mit den Gaben, die er uns gegeben hat, in sein geistliches Haus ein – zu seiner Ehre und zum Wohle der Gemeinschaft, die er gestiftet hat.
Ich hoffe, wir verstehen, was es bedeutet, lebendige Steine in einem geistlichen Haus zu sein. Das war der erste Punkt dieser Predigt und zugleich der mit Abstand längste.
Der Eckstein Jesu Christi: Ein Stein des Anstoßes und der Hoffnung (Verse 6-8)
Wir lesen im Fortgang, wie Petrus anhand eines Zitats aus dem Propheten Jesaja erklärt, dass es wirklich alles entscheidend ist, wie wir uns zu diesem lebendigen Stein stellen – diesem auserwählten und kostbaren Stein, der hier als Eckstein beschrieben wird.
Dazu heißt es: „Darum steht in der Schrift: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden.“ Für euch, die ihr glaubt, ist er kostbar. Für die Ungläubigen aber ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses. Sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind.
Jesus wird hier als der von Jesaja angekündigte, auserwählte und kostbare Eckstein beschrieben, an dem sich alles entscheidet. Für die einen, die an ihn glauben, ist er kostbar. Für die Ungläubigen aber ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses.
Das heißt: Jesus lässt keine Neutralität zu. So müssen wir uns alle immer wieder die Frage stellen: Wie stehe ich zum Herrn Jesus? Wir müssen uns immer wieder neu positionieren. Ist er für dich kostbar? Glaubst du an ihn, kommst du zu ihm, fügst du dich in seine Gemeinde ein, die sich auf ihm erbaut? Oder lehnst du ihn ab? Hast du ihn und vielleicht den christlichen Glauben insgeheim verworfen?
Ist Jesus – zumindest wenn er klar und deutlich verkündigt wird mit allen Worten, die er sagt – für dich anstößig und ein Ärgernis? Die Frage kann nicht unbeantwortet bleiben. Du kannst sie nicht auf Ewigkeit vor dir herschieben. Du musst dich früher oder später positionieren.
Und es ist alles entscheidend: Die, die an ihn glauben, sollen nicht zu Schanden werden, heißt es hier – oder in moderneren Übersetzungen: Wer ihm vertraut, wird vor dem Verderben bewahrt werden. Aber wer sich an ihm stößt, der wird zu Fall kommen.
Jesus Christus ist der Eckstein, auf dem die Gemeinde erbaut wird. Ohne ihn ist alles, was wir hier tun, sinnlos. Wer nicht auf Jesus, den auserwählten, kostbaren Eckstein baut, der baut auf keinem zuverlässigen Fundament.
Es gibt in dieser Welt viele Baumeister, die ohne diesen lebendigen Stein, ohne diesen Eckstein bauen – die ihn verworfen haben. Die Welt baut nicht auf Jesus. Die Welt baut auf Kommerz, auf Karriere, auf Sex, Drugs und Rock’n’Roll oder was auch immer. Und wehe, du bringst dann Jesus ins Gespräch. Das erregt Anstoß, das ist ein Ärgernis.
Das war schon damals so, als Jesus auf einmal in diese Welt hineinkam. Da war das anstößig, das war ärgerlich. Für eine Zeit war es noch ganz gut, als er Wunder getan hat und irgendwie ganz nett war. Aber als er dann auch mal Dinge angesprochen hat, als er klar Position bezogen hat, da haben sich die Menschen an ihm gestoßen. Sie haben ihn verworfen, sie haben ihn an ein Kreuz genagelt, sie haben ihn umgebracht.
Aber der Stein ist lebendig. Jesus Christus ist von den Toten auferstanden. Er baut seine Gemeinde. Und nichts und niemand kann ihn daran hindern.
Ihr Lieben, lasst uns darauf bedacht sein, dass er der Eckstein unserer Gemeinde ist und dass wir unsere Gemeinde auf nichts anderes bauen. Seid euch bewusst, dass an diesem Eckstein immer wieder gerüttelt wird. Es wird immer wieder Versuche geben, diesen Eckstein – diesen anstößigen, für viele so ärgerlichen Stein – zur Seite zu schieben.
Wenn das geschieht, dann wird auf einmal das Evangelium von Jesus Christus, der stellvertretend für Sünder gestorben ist und Herr sein will, nicht mehr klar gepredigt. Denn das ist anstößig.
Wenn dieser Eckstein weggeschoben wird, dann wird Gott nicht mehr verherrlicht in Gottesdiensten. Dann wird nur noch eine christlich angehauchte Party gefeiert, bei der sich die Menschen um sich selbst drehen.
Wenn Christus nicht mehr der Eckstein ist, dann wird die Bibel nicht mehr verkündigt als das vollkommen vertrauenswürdige und autoritative Wort des heiligen Gottes, auf das wir zu hören haben. Sie weist uns den Weg zu einem wahrhaft gesegneten Leben.
Nein, wenn dieser Eckstein weggenommen wird, dann bestimmt bestenfalls noch der Zeitgeist, wie wir Gottes Wort heute – wenn überhaupt – lesen und verstehen. Nicht mehr der Heilige Geist, den Gott uns gegeben hat, damit er uns in alle Wahrheit führt und uns verändert.
Ich glaube, wir wissen alle, was geschehen kann, wenn es Bauleute gibt, die ohne Jesus Christus Gemeinde bauen. Dann bleiben vielleicht noch ein paar schöne alte Gebäude übrig, aber ein geistliches Haus ist dort nicht mehr zu sehen. Der Untergang ist vorprogrammiert.
Und wir sollten uns im Klaren darüber sein, dass die Gefahr nicht nur irgendwo bei den anderen da draußen ist, sondern dass das für uns ganz persönlich, für uns als Freie Evangelische Gemeinde München Mitte, eine echte Herausforderung ist. Wir müssen immer wieder darauf achten, dass Jesus Christus der Eckstein ist, auf dem sich alles erbaut.
Wir müssen sein Wort im Zentrum der Gemeinde haben, auf ihn hören, damit er uns sagt, wie wir seine Gemeinde bauen sollen und damit er darin geehrt wird – auch wenn die Ungläubigen sich daran stoßen, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind, wie es hier heißt.
Unsere Bestimmung ist eine andere. Das sollten wir niemals vergessen: Wir sind auserwählte Fremdlinge in dieser Welt. Wir sind auf der Durchreise hin zu einem Ziel – dem Ziel unseres Glaubens.
So erbauen wir uns als lebendige Steine in ein geistliches Haus, erbaut aus dem Eckstein Jesus Christus. In diesem Haus, in dieser Gemeinschaft können wir uns bergen inmitten einer uns feindlich gesinnten Welt.
So sollte Gemeinde sein: eine Gemeinschaft von Menschen, von lebendigen Steinen, die unterwegs ist auf ein Ziel zu, das hell in diese Welt hineinleuchtet und wo man sich bergen kann – Arm in Arm, wie sie hier stehen. Das ist das biblische Bild von Gemeinde.
Und das soll der Welt dann auch Zeugnis sein.
Das auserwählte Volk und der Auftrag zur Verkündigung (Verse 9-10)
Und darum geht es in den letzten zwei Versen: Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft.
Liebe Geschwister, hört das jetzt nicht als irgendwelche fernen Worte. Das sagt Petrus dir, wenn du Christ bist. Das sagt er uns als Gemeinde: Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, das ihr verkünden sollt, die Wohltaten dessen, der euch berufen hat – von der Finsternis zu einem wunderbaren Licht.
Ihr, die ihr einst nicht ein Volk wart, seid nun Gottes Volk. Und ihr, die ihr einst nicht in Gnaden wart, seid nun in Gnaden.
Wiederum greift Petrus hier alttestamentliche Begrifflichkeiten auf. Die Worte – so selten sie für uns erst einmal klingen – auserwähltes Geschlecht, priesterliche, königliche Priesterschaft, heiliges Volk, Volk des Eigentums, sind Worte aus dem 2. Mose 19. Das sollte Israel eigentlich sein.
Und dann die Worte am Ende – das sind Worte aus dem Propheten Hosea, Worte, die wir vor zwei Wochen hier im Morgengottesdienst bedacht haben.
Petrus zeigt uns hier das immense Privileg, das wir als Christen haben. So wie einst Israel gehören nun auch wir zu Gottes auserwähltem Geschlecht, zu Gottes heiligem Volk. Wir sind auf der Durchreise durch diese Welt hin zu unserer Bestimmung, zu dem Ort, an dem sichtbar werden wird, wer der Herr der Herren ist, der König aller Könige, wo das Reich völlig aufgerichtet sein wird.
Auf dem Weg dorthin sollen wir der Welt Zeugnis geben von unserem Herrn, der uns erlöst hat. Er hat uns errettet von der Finsternis hin zu einem herrlichen Licht, von der Finsternis eines sinn- und ziellosen Lebens hin zu einer herrlichen Bestimmung.
Dieses wunderbare Licht, von dem hier die Rede ist, sollte unsere Gemeinde durchfluten und auch nach außen strahlen.
Dabei ist es gut im Blick zu haben, dass wir ja auch einst, wie es hier heißt, „da draußen“ waren. Wir waren einst nicht in Gnaden und auch nicht Gottes Volk. Wir waren einst Menschen – ob wir das bewusst oder vielleicht nicht so bewusst erlebt haben –, die sich an Christus gestoßen haben.
Aber in Erfüllung der Worte des Propheten Hosea dürfen wir heute sagen, dass wir Gnade erfahren haben, dass wir Gottes Volk sind und so Fremdlinge in dieser Welt.
Wir dürfen darum wissen, dass Gott ein Meister darin ist, seine Gemeinde zu bauen mit Menschen, die einst ihn als Ärgernis gesehen haben und die er genommen und komplett verändert hat. So sind aus diesen eher steinewerfenden Feinden lebendige Steine geworden, die dann in Gottes Haus eingebaut werden.
So ist es unser Privileg, durch diese Welt zu gehen und gemeinschaftlich Zeugnis zu geben von dem herrlichen Licht, das wir erlebt haben, von der Herrlichkeit unseres Herrn.
Und wir dürfen das tun – zum einen in unserem Miteinander, damit die Welt an unserem Zusammenleben erkennen kann, dass wir hier Jünger sind.
Denn das wird die Welt nicht erkennen, wenn wir hier zusammen sitzen und freundlich Gottesdienst miteinander feiern. Es sei denn, die Welt kommt hier hinein – was immer mal wieder geschieht – und das ist wunderbar.
Aber die Gemeinde besteht ja nicht nur daraus, sonntagmorgens hier zusammenzusitzen, sondern daraus, dass wir unsere Gemeinschaft leben und füreinander da sind.
Diakonie als Zeugnis der Gemeinde
Eine weitere wichtige Aufgabe in der Gemeinde ist die Diakonie, das Füreinander-Da-Sein. Wir brauchen vor allem einige starke Männer, die in bestimmten Pflegesituationen mit anpacken können.
Wenn Sie Interesse daran haben, können Sie gerne auf Sigrid Müller zugehen. Sie sitzt dort hinten. Ich stehe jetzt kurz auf, um sie zu zeigen. Das ist Sigrid Müller. Sie können sie gerne ansprechen, besonders wenn Sie jung und kräftig sind und bereit, sich auch auf schwierige Situationen einzulassen.
Wir haben Mitglieder, die am Gottesdienst nicht mehr teilnehmen können, weil ihre Ehepartner pflegebedürftig sind. Wenn wir ab und zu morgens einen jungen Mann schicken könnten, der hilft, könnten die Ehefrauen zum Gottesdienst kommen. Die jungen Männer könnten dann abends am Abendgottesdienst teilnehmen. Das wäre wirklich toll.
So geben wir auch Zeugnis an die Welt. Die Menschen werden sehen, dass wir unser Licht in dieser Welt leuchten lassen. Lasst uns eine Gemeinde sein, die gemeinsam unterwegs ist, den Herrn in Wort und Tat bezeugt und so dem Ziel entgegengeht.
Abschlussgebet: Dank und Bitte um Stärkung
Und dafür möchte ich zum Abschluss beten.
Lieber himmlischer Vater, danke, dass du deine Gemeinde baust. Wenn wir uns selbst anschauen, können wir nur staunen, dass du auf die seltsame Idee gekommen bist, uns als Baumaterial zu benutzen. Du hättest sicherlich etwas viel Besseres finden können. Doch es war dein Plan und deine Weisheit, Menschen wie mich, Menschen wie uns, zu nehmen, um uns als lebendige Steine zusammenzubringen. So können wir als ein geistliches Haus dich ehren und dich in dieser Welt bezeugen.
Ich bete, dass wir Gemeinde nicht nur als etwas sehen, das vor allem mit einem Haus zu tun hat oder mit anderthalb Stunden am Sonntagvormittag. Vielmehr sollen wir erkennen, dass es unsere Lebensbestimmung ist, lebendige Steine zu sein, die sich miteinander erbauen und Zeugnis geben von unserem Baumeister, dem Herrn Jesus.
Herr, danke, dass du in dieses Haus Leben hineingegeben hast durch deinen Heiligen Geist. Dein Geist erfüllt uns mit wahrem Leben, rüstet uns aus, dich wirklich verstehen zu können, und gibt uns Mut, dich in dieser Welt zu bekennen. Herr, tue dies zu deiner eigenen Verherrlichung und zum Wohle deiner Gemeinde. Amen.