Ich freue mich, dass ihr alle da seid und so eng zusammensitzt, sodass der Raum richtig voll ist. Wahrscheinlich habt ihr den Nachmittag gemütlich verbracht und euch nicht so viel bewegt. Deshalb dürft ihr jetzt gerne noch einmal aufstehen, denn ich möchte mit uns beten.
Jesus, danke – wirklich danke –, dass du Gnade schenkst und wir so viel Freiheit haben dürfen. Dass wir als junge Menschen zusammenkommen können, um dich zu feiern, dich anzubeten und auch von dir zu lernen.
Herr, ich bitte dich, dass wir diese Freiheit nicht verschwenden. Nicht nur, um unseren Spaß zu haben, Genuss zu leben und locker durchs Leben zu gehen. Sondern dass wir sie nutzen, um für dich zu brennen und für dich zu leben. Wenn wir über diese Freiheit sprechen, dann bitte ich dich, Herr, dass sie sich tief in unser Gedächtnis und in unsere Herzen einprägt. Dass sie uns als Vorbild dient, dem wir nachfolgen können.
Ich bitte dich, Herr, dass dein Heiliger Geist unsere Herzen verändert. Mach uns zu Menschen, die dir mit derselben Radikalität nachfolgen, wie Josia es getan hat.
Danke, Herr, dass wir von dir erwarten dürfen, dass dein Wort zu uns spricht und dein Geist unsere Herzen verändert. Amen.
Ja, ich hätte gerne ein spannendes Bild als tollen Einstieg, zum Beispiel für junge Leute: eine Beerdigung mit offenem Sarg oder offenem Grab. Der Sarg ist jedoch zu.
Ich möchte dich herausfordern, dir vorzustellen, dass du die Person bist, die in dem Sarg liegt – deine eigene Beerdigung. Jetzt stehen die Menschen, die dich gekannt haben, an deinem Grab. Wahrscheinlich werden Reden über dich gehalten. Vielleicht gibt es eine Predigt, aber heutzutage ist es bei Beerdigungen oft so, dass das Leben der Person zusammengefasst wird.
Meine Frage an dich: Was würde an deiner Beerdigung, wenn du jetzt sterben würdest, über dich gesagt werden? Was würdest du selbst in deine Grabrede packen, wenn du ehrlich bist? Wenn auch die Person beerdigt wird, die gestorben ist.
Ich weiß nicht, ob ihr das auch kennt: Bei uns im Dorf ist es manchmal so, dass der Pfarrer jemanden anders beerdigt, als die Person, die im Sarg liegt. Wenn der Lebenslauf zusammengefasst wird, weiß jeder im Dorf, dass das Leben anders war.
Mir geht es darum, dass ihr wirklich ehrlich seid – mit dem, was euer Leben ausmacht und kennzeichnet. Was würde über dir stehen? Was würden andere sagen? Was bleibt da, wenn du deinen letzten Atemzug machst, egal wie alt du bist?
Sei radikal ehrlich zu dir selbst. Was würdest du über dich als Grabrede halten?
Josia, ich darf das Bild wieder wegnehmen, war einer der letzten Könige Israels. Er starb sehr jung, mit nur 39 Jahren. Ich habe nicht mehr lange, wenn ich das hinlege. Ihr vielleicht noch ein bisschen länger, aber glaubt mir, das Leben ist ziemlich schnell vorbei.
Der Autor der Königsbücher, der über diese Könige Israels schreibt, zoomt kurz vor dem Ende von Josias Leben heraus und gibt eine Zusammenfassung über sein Leben. Mit dieser Zusammenfassung möchte ich starten, denn sie ist sehr spannend.
In 2. Könige 23,25 gibt es eine Zusammenfassung über das Leben von Josia, kurz bevor sein Tod geschildert wird. Dort schreibt der Autor: „Vor Josia gab es keinen König wie ihn, der zum Herrn umgekehrt wäre, mit seinem ganzen Herzen, mit seiner ganzen Seele, mit seiner ganzen Kraft nach dem Gesetz des Mose. Und auch nach ihm ist seinesgleichen nicht aufgestanden.“
Lass das kurz wirken. Vielleicht liest du darüber hinweg, wenn du dir die Geschichte von Josia durchliest. Aber hier steht ein König, dessen Tod gleich berichtet wird, der gerade einmal neununddreißig Jahre alt wurde. Das Urteil über diesen König lautet, dass es vor ihm und nach ihm keinen gab, in der ganzen Linie der Könige Judas. Und zu dieser Linie gehörten David, Hiskia und andere, die wirklich herausstechen. Sie haben sich, genau wie Josia, ihr ganzes Leben lang zu Gott hingewandt und bekehrt.
„Hingewandt“ heißt es. Wow, das ist ein Urteil. Das ist, in meinen Worten, die Grabrede, die der Autor der Königsbücher über Josia hält.
Wer die Bibel gut kennt, weiß, dass dies an das höchste Gebot anknüpft. Jesus fasst dieses Gebot zusammen, das bereits im 5. Mose 6,5 steht: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft.“ Später wird Jesus gefragt, was das höchste Gebot sei. Er nennt genau dieses Gebot. Man könnte also sagen: So wie Josia gelebt hat, darauf kommt es an. Das ist die Zusammenfassung seines Lebens.
Ich möchte dich herausfordern, dein Leben genauso zu leben wie Josia, sodass man über deine Grabrede Ähnliches sagen kann. Josia gibt uns das Muster dafür vor. Er zeigt uns, wie wir dahin kommen können, dass selbst wenn wir vielleicht jung sterben, so ein Urteil über unser Leben stehen kann.
Ich habe nicht die Zeit, mit euch ganz Josias Leben durchzulesen. Das schaffen wir heute nicht. Deshalb gibt es jetzt einen kurzen Zeitraffer. Wahrscheinlich haben einige von euch den Namen gehört, wissen aber nicht genau, worum es geht.
Josia wird mit acht Jahren König, was ziemlich jung ist. Wahrscheinlich haben zunächst Berater regiert oder Ähnliches. Der Bericht nennt das nicht genau, aber es ist davon auszugehen. Mit sechzehn Jahren heißt es in 2. Chronik 34,3, dass Josia anfängt, Gott zu suchen und sein Leben auf ihn auszurichten.
Im achtzehnten Regierungsjahr, also mit 26 Jahren, beginnt Josia, den Tempel wieder herzurichten. Sein Vater hatte den Tempel ziemlich zerstört und Götzendienst darin zugelassen. Ein Götzenaltar war dort aufgestellt worden und Ähnliches.
Während der Tempel hergerichtet wird, findet der Hohepriester Hilkija das Gesetzbuch. Man weiß nicht genau, was es war – wahrscheinlich das fünfte Buch Mose oder vielleicht die gesamten Mosebücher. Das wissen wir nicht mehr genau.
Josia wird daraus vorgelesen. Als er dieses Gesetz hört, zerreißt er seine Kleider, wie es heißt, und weint. Er schickt seine engsten Vertrauten zu einer Prophetin namens Hulda, um sie zu befragen. Sie soll klären, ob das Urteil, das in den Mosebüchern über ein Volk steht, das sich von Gott abwendet, eintreten wird.
Hulda bestätigt das Urteil über Juda, verheißt Josia aber, dass er selbst dieses Schicksal nicht erleben wird. Josia setzt sich danach nicht bequem zuhause auf die Couch und denkt, sein Leben sei sicher. Stattdessen versucht er, das ganze Volk auf diesen Weg mitzunehmen.
Er veranstaltet ein großes Fest im Tempel, bei dem er dem Volk das Gesetz noch einmal vorliest und den Bund zwischen dem Volk und Gott erneuert. Außerdem reinigt er das Land von allem Götzendienst.
Was heißt reinigen? Er reißt Altäre ab, räumt im Tempel gründlich auf und entfernt alles, was seine Vorfahren an Götzentempeln dort untergebracht hatten. Er beseitigt sogar die Höhen in Israel.
Wenn man die Königsbücher liest, erfährt man oft, dass manche Könige zwar gut waren, aber die Höhen bestehen ließen. Josia räumt auch damit auf. Die Höhen waren Berge, auf denen Götzendienst betrieben wurde.
Josia geht sogar so weit, dass er Leichenasche auf diesen Orten verstreuen lässt, um sie total zu entweihen. So soll niemand mehr auf die Idee kommen, dort Götzendienst zu treiben. Außerdem beseitigt er die Priester des Götzendienstes und lässt einige hinrichten.
Das wird im Königsbuch ziemlich deutlich beschrieben, in der Chronik nur kurz erwähnt. Danach feiert er mit dem Volk ein riesiges Passafest, wie es seit der Zeit Samuels nicht mehr gefeiert worden war.
Nachdem dieses Passafest gefeiert wurde, zieht der Pharao Necho von Ägypten am Rand Israels auf. Er will das Land in der sogenannten Megiddo-Ebene durchqueren, um gegen die Babylonier zu kämpfen – zusammen mit den Assyrern.
Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, weiß, dass dies auf die Schlacht von Karkemisch hinausläuft, bei der der Pharao eine Niederlage erleidet. Josia aber fühlt sich berufen und fragt sich: Was macht der Pharao hier in meinem Land?
Er tritt dem Pharao entgegen und will gegen ihn kämpfen. Der Pharao sagt: „Geh mir aus dem Weg, ich bin im Auftrag Gottes unterwegs.“ Er fordert Josia auf, nicht gegen ihn zu kämpfen.
Josia hört nicht darauf. Vielleicht wäre es klug gewesen, sich zurückzuziehen. Er zieht in den Krieg gegen den Pharao, wird tödlich verwundet und stirbt an den Folgen.
Das ändert jedoch nichts an dem Urteil, das über sein Leben gefällt wird.
Wir wollen uns jetzt einige Punkte anschauen, die zeigen, was Josia wirklich gut gelebt hat und warum der Autor der Königsbücher zu diesem positiven Urteil über sein Leben kommt – obwohl Josia so jung stirbt.
Schlagt mit mir 2. Chronik 34,3 auf. Zur Erinnerung: Josia wurde mit acht Jahren König. Nun lesen wir vom achten Jahr seiner Herrschaft:
„Im achten Jahr seiner Herrschaft fing er an, obwohl er noch jung war, den Gott seines Vaters David zu suchen.“ (2. Chronik 34,3)
Die meisten von euch, wenn ich euch so anschaue und halbwegs realistisch einschätzen kann, sind älter als acht Jahre.
Jetzt geht es weiter im zwölften Jahr seiner Herrschaft. Zwölf Jahre sind acht plus vier. Macht also zwanzig. Mit zwanzig Jahren fängt Josia an, Juda und Jerusalem zu reinigen von den Opferhöhen, den Bildern der Aschera, von den Götzen und gegossenen Bildern.
Das heißt, mit zwanzig Jahren beginnt Josia, im Land aufzuräumen und alles zu entfernen, was Götzendienst ist.
Man könnte sagen: „Ja gut, er war König.“ Aber Josia war erst zwanzig Jahre alt. Sein Vater ist durch einen Putsch des Volkes ums Leben gekommen – das könnt ihr euch kurz anschauen. Es ist also nicht so, dass Josia ganz sicher im Sattel saß.
Es kostet viel, gegen das Volk aufzustehen und ihnen ihre Lieblingsgötzen und ähnliches wegzunehmen. Josia tut genau das.
Und er tut noch mehr: Er fängt an, sich nach Gott auszustrecken und ihn zu suchen.
Darauf möchte ich zuerst hinaus: Suchst du in deinem Leben Gott? Und ich meine wirklich suchen. Hast du tief in deinem Herzen das Verlangen, Gott näher kennenzulernen?
Klar, du bist heute hier, aber vielleicht ist es ja wegen der Snacks nachher oder weil deine Freunde dich mitgeschleppt haben – oder aus einem anderen Grund.
Willst du wirklich Gott kennenlernen? Ist dieser Wunsch bei dir da? Oder ist er vielleicht eingeschlafen und muss wieder geweckt werden?
Das ist der Startpunkt zu einer guten Grabrede: dass du anfängst, Gott zu suchen – und zwar jeden Tag deines Lebens.
Das ist der Anfang bei Josia. Das lesen wir sowohl im Königsbuch als auch im Chronikbuch: Josia beginnt, Gott zu suchen.
Ich möchte dir Mut machen, Gott zu bitten, dieses Verlangen bei dir zu wecken. Dass du wirklich Lust hast, Gott mehr kennenzulernen, dass du Lust hast, ihn besser zu verstehen.
Und dass du diese Lust und dieses Verlangen nicht nur hast, wenn es dir gerade schlecht geht und du jemanden brauchst, der dich wieder aufrichtet, sondern jeden Tag deines Lebens.
Dass du eine tiefe Sehnsucht nach Gott hast.
Bei Josia führt das dazu, dass er den Tempel wieder herrichten lässt. Dabei passiert etwas Besonderes: Gottes Wort wird gefunden, nämlich dieses Gesetzbuch. Das habe ich vorhin kurz erwähnt. Ihr könnt das auch in 2. Könige 22,1-20 lesen, wo Josia den Tempel herrichten lässt, das Gesetzbuch gefunden wird und es ihm vorgelesen wird.
Ich möchte mit euch die Reaktion lesen, die Josia darauf zeigt. Gott lässt sich durch sein Wort finden. Es wird Josia vorgelesen, und Josia reagiert darauf. In 2. Könige 22,11 heißt es: „Als der König die Worte des Gesetzbuches hörte, zerriss er seine Kleider.“
Diese Reaktion von Josia wird in den Königs- und vor allem in den Chronikbüchern besonders hervorgehoben. Wenn ihr das Alte Testament durchlest, begegnet ihr oft Situationen, in denen Propheten zu Königen kommen und ihnen Gottes Wort verkünden. Die Reaktion der Könige ist jedoch meist, dass sie die Propheten einkerkern, hinrichten, lächerlich machen oder ignorieren.
Das, was Josia tut, ist eine totale Ausnahme bei den Königen Judas und Israels. Josia zerreißt seine Kleider, als er Gottes Wort hört. Wahrscheinlich hat er dort gehört, was Gott eigentlich von Israel fordert. Wenn ihr das 5. Mosebuch gelesen habt – manche hören ja leider nach dem 3. Mosebuch auf, aber das 5. Mosebuch ist total spannend –, dann könnt ihr dort lesen, dass Gott verheißt, wenn Israel sich an den Bund hält, wird er sie segnen. Wenn Israel jedoch nicht gehorsam ist, wird er sie in Verbannung führen, das Land wird öde liegen und so weiter.
Josia liest und hört das wahrscheinlich und weiß, wo Israel unterwegs ist. Es hängt eben an diesen ganzen Götzen, an genau den Dingen, von denen Gott gesagt hat, wenn das geschieht, dann mache ich Schluss mit euch. Josia hört das und beugt sich darunter.
Mehr noch: Er lässt jetzt sogar nachforschen, ob dieses Urteil feststeht. Er schickt zu der Prophetin Hulda. Das könnt ihr dort weiterlesen. Diese Hulda lässt den Männern dann dem König etwas ausrichten. Das möchte ich mit euch auch noch kurz lesen. Dafür wechseln wir jetzt ins Chronikbuch, 2. Chronik 34,26-28.
Ich hoffe, das wisst ihr. Sorry, das habe ich gar nicht erklärt: Die meisten Königsgeschichten der Könige Judas sind sowohl in den Königsbüchern als auch in den Chronikbüchern irgendwo notiert. Deswegen nehme ich jetzt aus beiden Büchern immer etwas zusammen.
In 2. Könige 34,26 gibt die Prophetin eine Antwort, die wirklich von Gott kommt. Sie sagt zu den Männern, die zum König von Juda gesandt wurden, um den Herrn zu befragen: „So sollt ihr sagen.“
Sie hat vorher erst das Urteil über Juda bestätigt, dass es in die Verbannung geführt wird. Jetzt kommt das Wort über Josia selbst: „So spricht der Herr, der Gott Israels, bezüglich der Worte, die du gehört hast: Weil du im Herzen betroffen bist und dich vor Gott gedemütigt hast, als du seine Worte hörtest gegen diesen Ort und seine Einwohner, und dich vor mir gedemütigt hast, indem du deine Kleider zerrissest und vor mir geweint hast, so habe ich dich auch erhört, spricht der Herr. Sieh, ich will dich versammeln zu deinen Vätern, dass du mit Frieden in dein Grab kommst und deine Augen nicht sehen all das Unheil, das ich über diesen Ort und seine Einwohner bringen will.“
Die Männer sagten es dem König wieder. Das Urteil über Juda wird bestätigt, aber Josia muss es nicht mitansehen. Warum? Weil Josia jetzt irgendetwas Tolles geleistet hätte? Nein, das hat er zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Sondern weil Josia sich vor Gott gedemütigt hat und dieses Wort Gottes an sein Leben herangelassen hat.
Josia weint über die Sünde des Volkes. Ich denke auch über seine eigene Sünde. Er stellt sich unter das Urteil Gottes und demütigt sich vor ihm. Deswegen ist Gott ihm ein Stück weit gnädig.
Wenn ihr die Geschichte genau lest, werdet ihr merken, dass das Volk selbst wohl nie richtig umkehrt zu Gott. Es macht zwar äußerlich mit, wahrscheinlich weil der König sagt, es muss jetzt so sein. Aber es ist nie wirklich dabei. Josia steht dann im Kontrast zu diesem Volk.
Der Punkt ist auch für dich: Wenn du Gott suchst und Gott dir durch sein Wort antwortet – und das führt jetzt ein bisschen zu weit –, aber ich denke, das ist seine Hauptantwortquelle –, dann stehst du vor derselben Entscheidung: Wo gehörst du hin?
Gehörst du zu Josia oder zu dem Volk? Zu jemandem, der schön nickt und sagt: „Ja, ja, die Bibel hat schon Recht, das ist wichtig und richtig“, und vielleicht im Kopf sogar alle Antworten perfekt hat? Oder gehörst du zu jemandem wie Josia, der, wenn er Gottes Wort liest und es an sich heranlässt, vor Gott zerbricht, sich demütigt und sich darunter stellt?
Darf Gottes Wort in deinem Leben dazu führen, dass es dir aufzeigt, wo du falsch liegst? Darf Gottes Wort in dein persönliches Leben hineinsprechen, und zwar so, dass es an den Stellen, wo es wehtut, bohrt und bricht? Und wie reagierst du darauf?
Wir haben einen Riesenvorteil: Wir müssen Gottes Wort nicht erst durch einen vermeintlichen Zufall finden wie Josia. Du kannst es in vielen Versionen aufschlagen und lesen. Tust du das und lässt es an dich heran?
Wenn du ein Leben leben willst, das am Ende zu so einem Urteil kommt wie das Leben Josias, dann brauchst du Gottes Wort. Und du brauchst es so in deinem Leben, dass es dich wirklich verändert, dass du dich wirklich darunter demütigst.
Das ist die zweite Startbasis: Du musst Gott suchen und das Verlangen haben, dass er dein Leben regieren darf. Wenn er durch sein Wort in dein Leben spricht, musst du dich darunter stellen und darauf reagieren. Dazu musst du dich auch mit dem Wort auseinandersetzen und beschäftigen.
Darf Gott die sensiblen Punkte deines Lebens treffen, oder blockst du ab? Oder bist du schon abgeschwächt? Du sollst nicht Ehe brechen – wie sieht es mit deinem Browser-Verlauf aus? Du sollst nicht falsch Zeugnis reden – wie sieht es in den WhatsApp-Gruppen aus, wenn über Leute gesprochen wird, die nicht Mitglieder sind? Seid von Herzen sanftmütig und demütig – wie hast du das letzte Mal reagiert, als dir jemand auf den Fuß getreten ist? Und so weiter.
Wer sich aber vor Gott demütigt wie Josia, der darf von ihm auch erwarten, dass er ihn erhört. Gott erhört Josia nicht wegen irgendwelcher Leistung, sondern weil Josia sich vor Gott demütigt.
Dasselbe könnt ihr in Psalm 51,18-19 lesen. Dort hat David eine große Botschaft, als er aus einer tiefen Sünde herauskommt. David trifft eine Aussage, bei der man sich fragt: Wie passt die ins Alte Testament? Die gehört doch ins Neue Testament, denn er sagt: „Schlachtopfer gefallen dir nicht, du gibst sie nicht aus; Brandopfer machst du dir nichts.“
Und man denkt: Moment mal, David lebt doch zur Zeit des Alten Testaments. Er träumt gerade davon, einen Tempel zu bauen, in dem es die ganze Zeit darum geht, dass Opfer gebracht werden. Aber er erkennt etwas: Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerbrochener Geist, ein gebrochenes und zerschlagenes Herz verachtest du nicht.
Weißt du was? Wenn Gott in deinem Leben Sünde aufdeckt und du merkst, du kannst vor ihm nicht bestehen, wenn du ihn an dich heranlässt, dann kannst du anfangen zu rennen und Gott irgendwelche Opfer auf den Tisch legen. Er wird damit nichts anfangen können. Und er wird dir deswegen nicht gnädig sein.
Warum? Weil das immer noch viel zu billig ist. Das reicht ihm nicht.
Aber wo Gott einfach nicht widerstehen kann, wo er echt nicht widerstehen kann, ist, wenn du zu ihm kommst und sagst: „Herr, ja, du hast Recht, ich habe dieses Urteil verdient. Herr, ich bin selbst nicht in der Lage, gerecht zu werden. Ich brauche deine Gerechtigkeit, ich brauche deine Hilfe. Du musst in meinem Leben etwas Neues machen.“
Wenn du zerbrochen bist vor Gott, da kann er nicht widerstehen.
Und wir wissen mehr als David, wir wissen, warum er da nicht widerstehen kann: Weil er uns dank seiner Gerechtigkeit anrechnen kann, was Jesus für uns gestorben ist und bezahlt hat.
Zweite Stadtbasis für dein Leben – oder eigentlich schon die dritte.
Du brauchst die Gnade Gottes, wenn Gottes Wort dein Leben anpackt. Sonst wird keine Veränderung passieren und du wirst vor Gott auch nicht bestehen können.
Es ist spannend, wie David den Psalm 51 weiterführt. Das passt nämlich auch wieder zu Josias Leben und dem, was Josia jetzt tut.
Psalm 51,20-21:
„Tue sie und Gutes in deiner Güte, baue die Mauern Jerusalems auf!
Dann wirst du dich an rechten Opfern freuen, an Brandopfern, die Ganzopfer sind.
Dann wird man Stiere opfern auf deinem Altar.“
Und jetzt wird es spannend: Zwei Verse zuvor sagt David noch, dass Gott keine Freude an Opfern hat. Und jetzt sagt er, dass Gott sich daran freuen wird. Warum?
Weil jemand, der vor Gott zerbrochen ist, jetzt mit seiner Handlung Gott dankt. Und solche Opfer hat Gott gerne.
Genau das passiert bei Josia. Als Josia dieses Urteil bekommt, legt er sich nicht bequem auf die Couch, hebt die Füße hoch und sagt: „Jetzt schaue ich mir mal an, wie dieses Volk vor die Hunde geht, meine Zukunft ist sicher.“
Nein, er geht aufs Ganze.
Vielleicht hast du manchmal auch die Einstellung: „Ja, ich weiß ja, wo ich die Ewigkeit verbringen werde, das passt ja alles. Jetzt lege ich mich mal bequem zurück.“
Doch Josia macht zwei radikale Dinge – wie kein anderer. Und mit diesen will ich uns herausfordern.
Das Erste: Josia wirft alle Götzen hinaus. Das könnt ihr in 2. Chronik 34,3-7 nachlesen. Im Buch der Könige wird dies noch ausführlicher im Kapitel 22 geschildert. Lest das zu Hause nach, denn die Texte sind zu lang, um sie hier vollständig wiederzugeben.
Josia packt wirklich alles an, was irgendwo in Juda vorhanden ist. Scheinbar, weil die Assyrer sehr schwach sind, kann er sogar bis nach Bethel vordringen und reißt dort alte Altäre nieder. Das war israelisches Gebiet. Das Nordreich und das Südreich waren damals getrennt, und Israel war schon längst in der Verbannung.
Ich möchte dich fragen: Wenn du Gottes Gnade erfahren hast und sein Wort in dein Leben lässt, bin ich überzeugt, dass er dir deine Götzen aufzeigt. Auf Englisch heißt das so schön "idols". Bist du bereit, genauso radikal wie Josia die Götzen aus deinem Leben zu entfernen? Josia macht keine Kompromisse. Alles, was im Volk den Platz Gottes eingenommen hat, wird von ihm radikal vernichtet. Ich möchte dich herausfordern, dasselbe zu tun.
Vielleicht fragst du dich: Was ist ein Götze? Die kurze Antwort: Alles, von dem du dir Glück, Erfüllung und Freude im Leben versprichst. Vor allem das, wovon du dir durch dein Handeln und Leben mehr versprichst als von Gott.
Vielleicht sind es deine Freunde oder deine Clique, die dir mehr wert sind als Gott, die du vergötterst. Vielleicht ist es deine Karriere oder deine Schulbildung. Manche träumen von finanzieller Freiheit. Vielleicht ist es auch der nächste Urlaub, im Zweifel sogar getarnt als Missionstrip, das schöne Wellnesswochenende oder die nächste Netflix-Staffel. Ein ruhiges und bequemes Leben, in dem dich niemand stresst oder herausfordert. Vielleicht sind es deine Hobbys, Sport oder etwas anderes.
Was sind deine Götzen? Was steht eigentlich an Gottes Platz in deinem Leben?
Ich stelle dir jetzt eine harte Prüfungsfrage, die ich selbst nicht immer bestehe: Du hast einen Abend freie Zeit. Was denkst du, wird dich an diesem Abend am meisten zufriedenstellen und dir am meisten Ruhe und Entspannung geben? Ist es die nächste Netflix-Folge oder eher ein gutes theologisches Buch, vielleicht Bibellesen oder Ähnliches? Du kennst die Antwort wahrscheinlich gut, oder?
Sei radikal! Ich glaube wirklich, dass wir diese Radikalität brauchen, die Josia an den Tag legt – den Schlussstrich unter diese Götzen zu ziehen.
Woran hängt dein Herz, deine Seele? Eine zweite Prüfungsfrage: Worin investierst du deine Kraft, dein Geld und deine Zeit? Ihr seid hier wahrscheinlich eher solche, bei denen Geld nicht das große Thema ist, weil der Budgettopf vielleicht noch nicht so gut gefüllt ist. Aber ihr seid in der Kraft eures Lebens. Die meisten von euch haben noch zehn bis zwanzig Jahre, dann werdet ihr kraftmäßig nachlassen.
Ihr habt die Zeit eures Lebens. Auch wenn ihr vielleicht etwas anderes erzählt, garantiere ich euch: So viel Zeit, wie ihr gerade im Leben habt, werdet ihr nie mehr haben – so viel Zeit und Kraft. Die Frage ist: Worin investiert ihr sie?
Hast du eine Antwort im Kopf? Glückwunsch, es sind wahrscheinlich deine Götzen. Sei radikal und wirf sie raus!
Von Josia lernen heißt, Radikalität zu lernen. Im Umgang mit unseren Götzen müssen wir kurzen Prozess machen, sie wegzuräumen und den Platz freizumachen.
Und das Zweite, was Josia tut: Er feiert ein großes Passafest. Dabei nutzt er die Gelegenheit, um den Tempel wieder für Gott zu weihen und die Priester erneut in den Dienst zu stellen. Das ist der nächste Schritt.
Wo Platz geschaffen wurde, weil Götzen entfernt wurden, und Kraft, Zeit sowie Geld zur Verfügung stehen, soll dieser Raum mit Dingen gefüllt werden, die Gott dienen. Man könnte allein über dieses große Passafest viel sprechen. Es wird in 2. Könige 23,21-23 kurz beschrieben und im Chronikbuch 33,34 sehr ausführlich.
Das bedeutet, ich gehe nur kurz darauf ein: Sein Leben Gott hinzugeben, sich auf ihn auszurichten und die freigewordenen Ressourcen – die das Volk damals hatte und die auch du hast, wenn du Götzen entfernst – in den Dienst Gottes zu stellen.
Was passiert dann? Dann wirst du wirkungsvoll für Gott.
Mit was könntest du dein Leben füllen, damit Gott darin mehr sichtbar wird? Wie sieht es mit Gottes Wort aus? Wäre da vielleicht noch ein bisschen Zeitbudget übrig, um dich mehr damit auseinanderzusetzen?
Und wie sieht es mit deiner Gemeinde aus? Reicht der Sonntagspflicht-Besuch, oder bist du wirklich Teil der Gemeinde? Damit meine ich nicht nur deine Clique innerhalb der Gemeinde, sondern die ganze Gemeinde.
Wie sieht es mit deinen Diensten im Reich Gottes aus? Musst du vielleicht mal von der Couch aufstehen? Bist du jemand, der regelmäßig alles ablehnt und unzuverlässig ist, ständig absagt, wenn es darum geht, zu unterstützen?
Wie sieht es mit deinem Zeugnis vor Gott aus? Wissen deine Freunde und Kollegen, dass du Christ bist? Lebst du sonntags anders als an den restlichen Tagen der Woche?
Das wären alles Bereiche, in denen du ansetzen und Zeit, Kraft sowie Geld investieren könntest, um Gott zu dienen. Und ich bleibe dabei: Vielleicht fühlst du dich total jung und denkst dir: „Ja, jetzt habe ich zehn Jahre, da habe ich doch das volle Recht, sie zu genießen.“
Wie gesagt: Nie wirst du wieder so viel Zeit und Kraft haben wie jetzt. Und ich garantiere dir, wenn du deine Zeit und Kraft jetzt nicht einsetzt, wirst du später auch dein Geld nicht für sein Reich einsetzen, wenn du es hast, sondern für dich selbst.
Josia war nicht irgendein alter Mann, sondern er hatte dein Alter, als er so radikal lebte und die ganze Sache mit Gott machte: Ihn suchen, auf sein Wort hören, sich demütigen, Götzen entfernen und den freigewordenen Platz mit Dienst für Gott füllen.
Bist du bereit, die Jahre, die Gott dir schenkt, für sein Reich zu opfern und alles andere hintenanzustellen? Ich möchte dich dazu herausfordern. Und wenn dir Josia nicht als Vorbild reicht, dann werde ich auf weitere eingehen.
Den Josia nur vorwegnehmend, ist Jesus Christus derjenige, der alles daran setzt, Gottes Willen zu tun. Sein ganzes Leben ist darauf fokussiert, und sein Eifer für das Haus Gottes ist so groß, dass er sich regelrecht verzerrt – wie es einmal heißt. Josia kämpfte leidenschaftlich für den Tempel, doch Jesus geht noch viel radikaler vor.
Dabei verzerrt sich Jesus vor allem für das nicht aus Steinen gebaute Haus Gottes, für seine Gemeinde, und gibt sein Leben für sie hin. Er ist auch der König, der es schafft, die Herzen seines neuen Volkes ihm zuzuwenden – etwas, das Josia nicht gelang.
Wir dürfen auf der Grundlage seiner Vergebung und Liebe stehen, auf seinem vollkommenen Opfer. Gleichzeitig sind wir in seiner Nachfolge, wenn wir ihn kennen, und ein Leben führen, das ganz auf Gott ausgerichtet ist.
Josia scheint ein tragisches Ende zu nehmen mit seinem frühen Tod. Vielleicht war er zu selbstsicher und glaubte, im Auftrag Gottes zu handeln, ohne zu erkennen, dass Gott das nicht so vorgesehen hatte. Das mag eine Gefahr sein.
Ich habe viel darüber nachgedacht und zunächst gedacht, dass dies ein wichtiger Punkt ist. Doch dann fiel mir auf, dass es in den biblischen Berichten eigentlich nicht so dargestellt wird. Alle trauern, weil dieser gute König weg ist, was auch ein Gericht über das Volk damals bedeutete. Aber für die Menschen war es kein Problem, dass Josias Zeugnis dadurch irgendwie in Frage gestellt würde.
Warum? Ich glaube, dass es nicht dramatisch ist, aufs Ganze zu gehen und vielleicht dabei jung zu sterben oder nicht den größten Spaß gehabt zu haben – zumindest aus Gottes Sicht. Viel dramatischer ist es, 80 Jahre zu leben, sein Leben zu verschwenden und dann vor Gott zu stehen und ein anderes Urteil zu erhalten.
Davon gibt es genug Beispiele bei anderen Königen, die ihr euch einmal durchlesen könnt. Einige habt ihr bereits kennengelernt.
Such Gott, such ihn in seinem Wort. Lass sein Wort an dein Leben heran. Schiebe es nicht einfach beiseite, sondern demütige dich davor. Wirf die Götzen raus, die Gott dir zeigt. Frag dich, was deine Zeit, Kraft und dein Geld kostet, aber nicht Gott dient – und wirf es weg.
Brenne für das Reich Gottes. Geh aufs Ganze und führe diese Dinge für Gott aus. Setze alles für ihn ein. Vielleicht wird das ein hartes Leben, vielleicht ein kurzes Leben, aber eins, das sich lohnt. Vielleicht ein Leben, bei dem Gott eines Tages ein ähnliches Urteil sprechen kann wie über das von Josia.
Ich darf das Bild gerne noch einmal als Erinnerung bringen, dass bei eurer Beerdigung einmal gesagt werden kann, dass ihr mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Gemüt Gott nachgefolgt seid. Bist du dazu bereit?
Arthur hat vor zwei Wochen schon über Jim Elliot gesprochen. Ich möchte nur eine Sache von ihm zitieren, die er eines Tages in sein Tagebuch geschrieben hat und die gut zu seinem Leben passt: „Herr, zünde an den toten Reisighaufen meines Lebens. Gib, dass ich aufflamme und für dich verbrenne.“
Die meisten wissen wahrscheinlich nicht mehr, was Reisig ist. Reisig ist sehr, sehr trockenes Holz, das, wenn man es anzündet, kurz aufflackert – es brennt ziemlich hell und heiß, und dann ist es vorbei. Davon schreibt er: „Verzehr mein Leben, denn es ist dein.“
Ich möchte dir Mut machen: Auch wenn diese Jugendgottesdienste jetzt vorbei sind, geh hinaus und lass dein Leben von Gott verzehren. Das ist das Beste, was du tun kannst. Amen.