Gott, der Herr, möchte heute Morgen mit uns reden und Ihnen begegnen. Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein heiliger Herr heute unter euch wirken wird.
Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein. Es ist mein Wunsch an Sie alle, dass Sie dies ebenso erleben und erfahren: die Nähe Gottes in Ihrem Leben, der für Sie streitet und für Sie eintritt.
Einladung zum Lobpreis und Gebet
Wir wollen gemeinsam das Lied „Morgenglanz der Ewigkeit“ singen, die Verse 1 bis 3 und 5.
Dann wollen wir beten: Herr Jesus Christus, an diesem Morgen musst du uns richtig aufwecken und munter machen, damit wir diesen weiten Blick haben – bis hinein in deine Ewigkeit. So wird auch das, was uns bedrückt und Not macht, klein vor deinen großen Plänen.
Das ist unsere Bitte: Mach aus unserem Leben etwas Bleibendes und Bedeutsames – zu deinem Lob und zu deiner Ehre.
Wir wollen dir heute Morgen danken, dass du unter uns bist und jetzt bei jedem von uns anklopfst. Du möchtest mit uns reden über so vieles, was nicht in Ordnung ist, wo wir Schuld haben – ja, wo wir uns gegen dich versündigt haben. Du musst uns das alles wegnehmen, du musst es bereinigen und uns ganz frei und los machen.
Wir wollen dir in der Stille alle Not sagen.
Wir danken dir, dass du für alle Schuld gestorben bist und sie mit deinem Tod getragen hast. Amen!
Psalm 107: Gottes rettende Güte in der Not
Wenn wir den einhundertsiebten Psalm aufschlagen, lesen wir dort die Verse 1 bis 16. Überschrieben ist er mit „Erlebte Wunder“ oder „Danklied“.
Der Psalm dankt dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währt ewiglich. So sollen diejenigen, die durch den Herrn erlöst sind, davon erzählen. Er hat sie aus der Not befreit und aus verschiedenen Ländern zusammengebracht – von Osten und Westen, von Norden und Süden.
Die Irrenden gingen in der Wüste auf ungebahntem Weg und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten. Sie waren hungrig und durstig, und ihre Seele verschmachte. In ihrer Not riefen sie zum Herrn, und er errettete sie aus ihren Ängsten.
Jetzt müssen sie all ihre erlebten Gebetserhörungen einsetzen. Sie schrien zum Herrn, und er hörte sie. Er führte sie auf den richtigen Weg, und sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten. Diese sollen dem Herrn danken für seine Güte und für die Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
Denn er sättigt die durstige Seele und erfüllt die Hungrigen mit Gutem. Diejenigen, die in Finsternis und Dunkel saßen, gefangen in Zwang und Eisen, weil sie Gottes Geboten ungehorsam waren und den Ratschluss des Höchsten verachtet hatten, litten sehr. Ihr Herz wurde durch Unglück gebeugt, und sie lagen da, ohne dass ihnen jemand half.
Sie riefen zum Herrn in ihrer Not, und er half ihnen aus ihren Ängsten. Er führte sie aus Finsternis und Dunkel und riss ihre Bande entzwei. Diese sollen dem Herrn danken für seine Güte und für die Wunder, die er an den Menschenkindern tut. Er zerbricht eiserne Türen und zerschlägt eiserne Riegel.
Lied und biblische Erzählung als geistliche Wegweisung
Wir wollen das Trostlied singen, das zugleich ein Jubellied ist: "In dir ist Freude, in allem Leide" (288, beide Verse).
Anschließend setzen wir die Geschichte des Mose fort. Wir lesen aus 2. Mose 2, von Vers 11 bis Kapitel 3, Vers 1.
Es ist hilfreich, das Leben eines bekannten Gotteszeugen genauer zu betrachten. Dabei fällt uns auf, wie lange Gott an diesem Menschen arbeitet.
Das ist auch bei uns so: Gott hat große Mühe, bis er uns überhaupt prägen und formen kann. Die schweren Erlebnisse gehören unbedingt dazu. Ohne sie wären wir nicht bereit, nach Gott zu fragen.
Mose: Ein junger Mann im Kampf mit der Welt
Zu der Zeit, als Mose groß geworden war – jetzt ist er am Ziel, jetzt ist er brauchbar für Gott, jetzt bin ich groß, jetzt habe ich meine Fähigkeiten und mein Können, jetzt kann ich Gott dienen – ging er hinaus zu seinen Brüdern. Er sah ihren Frohdienst und nahm wahr, dass ein Ägypter einen seiner hebräischen Brüder schlug.
Da schaute er sich nach allen Seiten um. Als er sah, dass kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand.
Am anderen Tag ging er wieder hinaus und sah zwei hebräische Männer miteinander streiten. Er sprach zu dem, der im Unrecht war: „Warum schlägst du deinen Nächsten?“ Er aber antwortete: „Wer hat dich zum Aufseher oder Richter über uns gesetzt? Willst du mich auch umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast?“
Da fürchtete sich Mose und sprach: „Wie ist das bekannt geworden?“ Es ist ein Zeichen des Unglaubens, wenn man sich fürchtet. Nur dass man sieht, Mose war hier kein Mann des Glaubens.
Es kam vor den Pharao, der danach trachtete, Mose zu töten. Mose aber floh vor dem Pharao und hielt sich im Land Midian auf. Dort setzte er sich bei einem Brunnen nieder.
Der Priester in Midian hatte sieben Töchter. Sie kamen, um Wasser zu schöpfen und füllten die Rinnen, um die Schafe ihres Vaters zu tränken. Da kamen Hirten und stießen sie weg. Mose aber stand auf, half ihnen und tränkte ihre Schafe.
Als sie zu ihrem Vater Reguel kamen, sprach er: „Warum seid ihr heute so bald gekommen?“ Sie antworteten: „Ein ägyptischer Mann stand uns bei gegen die Hirten, schöpfte für uns Wasser und trieb die Schafe zurück.“
Er sprach zu seinen Töchtern: „Wo ist er? Warum habt ihr den Mann draußen gelassen? Ladet ihn doch ein, mit uns zu essen!“ Mose willigte ein, bei dem Mann zu bleiben. Er gab Mose seine Tochter Zippora zur Frau.
Sie gebar einen Sohn und nannte ihn Gerschom, denn Mose sprach: „Ich bin ein Fremdling geworden im fremden Land.“
Lange Zeit danach starb der König von Ägypten. Die Israeliten aber seufzten über ihre Knechtschaft, schrien, und ihr Schreien kam vor Gott.
Gott erhörte ihr Wehklagen und gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob.
Mose am Berg Gottes: Vorbereitung auf den Dienst
Und Gott sah auf die Israeliten und nahm sich ihrer an. Mose aber hütete die Schafe Jethros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian. Er trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
„Herr, du musst uns auch erst formen, so dass wir hören können, was du willst.“ Dieses Wort klingt uns immer im Ohr, wenn uns Leute erregt fragen: „Wo ist euer Gott? Ich sehe nichts von ihm. Kannst du mir ihn zeigen?“
Wir sollten viel mutiger sein, auch heute wieder zu Menschen zu sagen: Gott kann schweigen. Über diesen ganzen Abschnitt, den ich eben verlesen habe, liegt das große Schweigen Gottes! Kein Wort von Gott wird gehört.
Was man sieht und erlebt, ist nur das, was Menschen machen, die handeln. Und das ist qualvoll. Da wird gelitten und gesäufzt, da wird Unrecht getan.
Heute ist in der Tat das Allerschlimmste, was unserer Zeit passieren kann, noch schlimmer als das wahrlich schon schlimme der Umweltverschmutzung und der Kriegsangst: Noch schlimmer ist es, wenn Gott über allem schweigt, wenn Gott uns allein lässt mit unseren Problemen, die längst keine Lösungen mehr haben. Gott schweigt, lässt uns allein und sagt: „Da seht ihr zu, wie ihr damit fertig werdet.“
Mose als Idealist und sein Scheitern in der Welt
Zunächst erschüttert es, wie selbst ein so großer und begeisterungsfähiger Mann wie der junge Mose völlig scheitert. Wir sollten dies nicht falsch verstehen, sondern begreifen, was hier geschieht. Mose war ein großer Idealist. Man kann ihn bewundern. In unserer Zeit wäre er ein gefeierter Held, von dem alle sprechen.
Er stammt aus großem Hause, aus gutem Stall, aus dem Hause Pharaos, wo er adoptiert wurde. Ihm stand damals der gesamte Luxus offen, und er genoss die höchste Bildung. Doch er wurde solidarisch mit den Armen, vergaß seine Herkunft, setzte sein Leben aufs Spiel und kämpfte für die Entrechteten, die Unterdrückten und die Hoffnungslosen. Er war bereit, sein Leben einzusetzen für diese armen, geknechteten und geknebelten Menschen.
Plötzlich erinnert er sich, dass die Hebräer seine Brüder sind. An dieser Stelle könnten wir eine großartige Predigt über Mose halten: Was bedeutet Solidarität mit den Armen, Mitgefühl mit den Leidenden? Sein Leben nicht zu schonen, sich für Menschenrechte einzusetzen – das ist doch gefragt. Das ist auch nicht falsch.
Was uns die Bibel jedoch zeigt, ist, dass man damit in dieser Welt scheitern kann. Die Welt ist so dunkel. Mir fällt es immer wieder schwer, wenn heute Idealisten schnell entmutigt und frustriert sind, weil sie sagen, man erreicht ja gar nichts. Man gerät unter die Räder, muss mit den Wölfen heulen, das Unrecht einfach mitspielen, sonst kommt man in der Welt nicht weit.
Das musste Mose auf bittere Weise erfahren. Er, der so kühn selbst für die Armen und Entrechteten kämpfte, der sofort eingriff, als ein spontanes Unrecht geschah und die Dinge zurechtrückte, musste erleben, dass nicht einmal bei denen, denen er helfen wollte, seine Tat Anerkennung fand. Die Bibel schildert uns die Welt, wie sie ist, und daraus kann man Lebensweisheit lernen.
Es gibt einen Undank, der zu unserer Welt gehört. Von den Hebräern hätte man erwarten können, dass sie sagen: „Mose, das werden wir nie vergessen.“ Stattdessen reden sie so gemein über ihn. Warum, das kann ich nicht sagen. Es gibt darauf keine Antwort, vielleicht nur die der Skeptiker, die sagen: „Es ist alles verlogen. Kümmere dich nicht mehr darum. Kein Mensch ist es wert, dass du dich für ihn einsetzt. Lass sie doch kaputtgehen und kümmere dich nicht mehr.“
Man könnte erwarten, dass auch Mose bitter wird. Diese Bitterkeit, die so leicht aus solchen schweren Lebenserfahrungen entsteht. Schau dir die Menschen an, wie sie sind: Jeder denkt nur an sich, jeder hat nur seine eigenen Interessen im Kopf. Denken Sie an die Kriegsopfer, die verwundet zurückkamen und oft nur höhnisch sagen können: „Was ist der Dank des Vaterlands?“ So viele andere haben ihr Leben riskiert.
Das macht bitter. Man empfindet Verachtung, Menschenverachtung und Anklage. Man kann sogar gegen Gott die Faust ballen und sagen: „Gott, wo bist du denn?“ Das ist jedoch falsch, weil Gott da ist, auch wenn er nicht redet. Das zieht sich durch die ganze Geschichte hindurch. Man muss sich dessen bewusst sein und aufpassen, dass Gott dennoch da ist, auch wenn man nichts von ihm sieht, auch wenn Menschen eigenmächtig handeln und Unrecht tun.
Wenn die Leute sich so verhalten, wie hier, muss Mose fliehen, nur um sein Leben zu retten. Was das bedeutet, auf der Flucht zu sein, wissen nur diejenigen, die jetzt aus dem Osten kommen, hier keine Wohnung finden und Menschen begegnen, die sie abweisen und kein Mitgefühl zeigen.
Mose muss auf den Sinai, in ein ganz unwirtliches Gebiet. Stellen Sie sich vor, was Mose alles aufgegeben hat: Er kommt aus dem Luxus des Hauses Pharaos und seiner Paläste und wird plötzlich ein heimatloser Viehhirte auf dem Sinai. Er hat nachts keinen festen Schlafplatz, keine Familie und keinen sozialen Anschluss, bis er dort seinen barmherzigen Schwiegervater findet, der ihn aufnimmt. Zuvor schlägt er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch – ein tiefer Abstieg.
In unserer Welt gibt es ja tolle Karrieren – vom Tellerwäscher zum Multimillionär. Aber wenn es rückwärts geht und das nur, weil man sich für Entrechtete eingesetzt hat, für Menschenrechte gekämpft hat, für die Namenlosen gestritten hat – sehen Sie noch, was das war? Das war doch gut!
Da kommen Fragen auf: Was war falsch an meinem Einsatz? Was Mose wollte, war richtig und verstanden. Es ist wichtig, für die Entrechteten einzutreten. Es war gut, überlegt und von jeder Seite betrachtet eine Tat, für die man sich nur begeistern kann.
Nur die Bibel übt Kritik, wenn man die Maßstäbe des Wortes Gottes anlegt: Mose ging einen Weg, der nicht im Gehorsam gegenüber Gott beschritten wurde.
Der Ruf zum Gehorsam und Gottes Schweigen
Und jetzt erschrecke ich, wenn es so ist, dass selbst gut gemeinte Dinge, die man sich überlegt hat, Dinge, die im Urteil unserer Welt wichtig sind und Anerkennung verdienen, dennoch falsch sein können. Denn Gott will Gehorsam und keine Heldentaten.
Es kann ja sein, dass auch Mose noch gebetet hat bei seiner ganzen Unternehmung. Wir wissen es nicht. Aber das hilft alles nichts. Sie können beten, so viel sie wollen, wenn sie ungehorsam sind, nützt alles Beten nichts. Sie müssen in ihrem Leben fragen: Wo will mich Gott haben? Und wenn in ihrem Leben nur ein Stück eigene Wege sind, die sie gegangen sind, dann brauchen sie sich über das Schweigen Gottes nicht zu wundern. Gott kann gar nicht reden.
Mose steht am Höhepunkt seines Jugendlebens. Er hat all die Gaben, die ihm Gott mitgegeben hat, er hat die Weisheit aus einer Studienzeit mitgenommen – und doch ist er blind für den Willen Gottes. Und dieser große Mann, den Gott später gebraucht, der muss zuerst lernen, dass man Gott gehorchen muss. Das steht am Anfang seines Lebens, bevor ihn Gott gebraucht. Man muss die Stimme Gottes hören können.
Es ist gar nicht wichtig, was ich meine, was nötig ist und was heute dran ist. Wichtig ist, was Gott will von meinem Leben, ob ich hören kann. Vielleicht war das eine ganz wunderbare Zeit jetzt für Mose, wo er dort beim Hüten der Ziegen auf dem Sinai mit sich selbst allein war. Er konnte darüber nachdenken, warum sein Leben so verlief.
Mir hat es einmal ein Kranker erzählt, der sagte: „Ich habe bei mir im Geschäft immer wieder gebetet, Herr, löse du das Problem mit meinem Kollegen.“ Er hat mit seinem Chef darüber gesprochen, ob der Kollege nicht versetzt werden kann, denn sie kamen einfach nicht miteinander aus. Er hat darüber gebetet – und dann passiert ein Unfall. Und jetzt sagt der Kranke mir: „Ich habe nie damit gerechnet, dass Gott das Problem so lösen kann, dass er mich auf einmal in die Stille ruft und mich herausnimmt.“
Man kann das nicht übertragen, aber ich bin überzeugt, dass Gott Ihnen Klarheit schenken will, warum auch manches Schwere bei uns geschieht. Warum? Weil Gott mit uns reden will und uns Schuld zeigen will. Schuld, die aus Ungehorsam entsteht, wo wir ihm weggelaufen sind, wo wir eigene Wege gegangen sind. Wege, die sicher uns leuchtend erschienen, die uns gut waren und nach all dem, was wir auch meinten, richtig waren und doch bei Gott falsch.
Da gibt es nur eins: Schuld erkennen, bekennen und vor Gott aussprechen. Und wir können das auch ganz klar sagen: Das ist nicht Gottes Wille. Auch nicht, dass man mit der Faust reinschlägt. Gott will keine Affekthandlungen. Gott will nicht den Tod, auch nicht den Unterdrücker. Gott ist nicht dort, wo gehasst wird, auch nicht im Machtkampf dieser Welt, auch nicht bei allem Verständnis der Auflehnung gegen die Unterdrücker.
Wir können nie damit einstimmen. Aber es können bloß die verstehen, die wirklich nach dem Willen Gottes fragen: Herr, was willst du?
Gott als Helfer für hoffnungslose Fälle
Ich war mein erster Teil, wenn alles bricht im Leben: Mose, ein verzweifelter junger Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht. Er hat keinen Platz mehr, keine Zukunft mehr. Wie soll das denn weitergehen?
Wir kommen zum zweiten Punkt: Solche Leute sucht Gott. Unser Gott ist ein Gott für hoffnungslose Fälle. Und das ist ja das Erregende. Auch wenn es so aussieht, als würde Gott schweigen, ist er doch dauernd auf der Suche. Er läuft Mose nach und ebenso den Israeliten, von denen man ja über Jahrhunderte gar nichts mehr hört, dass sie nach Gott fragen – in ihrer ganzen Not.
Wo ist denn Gott in diesem schlimmen Ablauf der Ereignisse? Wo ist Gott, wenn so viel Krässliches passiert? Die Israeliten seufzen über ihre Knechtschaft im Vers 23 und schreien. Ihr Schreien über ihre Knechtschaft kam vor Gott. Da wird ein deutlicher Unterschied gemacht. Zuerst haben sie geschrien und gesäufzt, und dann ist das Seufzen auch noch vor Gott gekommen.
Warum hat es denn so lange gedauert? Sie wissen es. Bei uns ist es ja auch so: Man kann jahrelang murren, klagen und schimpfen bei allen Leuten. Es ist ein großer Unterschied, bis man all seine Sorgen bei Gott im Gebet niederlegt. So lange hat Israel gebraucht, bis sie Gott gesucht haben. Die Faust geballt haben sie schon lange, gegen Gott gemurrt haben sie immer wieder. Wir wissen es aus der Wüstenwanderung, wo es immer wieder heißt: „Und sie murrten wieder den Herrn.“
Es ist oft so schwierig, seine großen Nöte dem Gott zu sagen, der doch für uns sorgen will. Tun Sie das heute? Ihre Ratlosigkeit, Ihre unlösbaren Schwierigkeiten, die verfahrenen Situationen Ihres Lebens, die Probleme mit den Mitmenschen, mit denen Sie nicht mehr weiterkommen – bringen Sie das vor Gott bei Ihnen? Bringen Sie das bis vor Ihnen selbst? Oder bringen Sie das bloß vor Ihre Mitmenschen und seufzen sich immer nur mit denen darüber?
Und plötzlich bricht das hindurch – und man atmet auf. Wenn Gott schweigt, ist es ja nicht so, dass Gott nicht reden will. Er wartet. Er wartet auf unser Rufen, er wartet auf unser Beten. Und ich möchte Ihnen das heute klipp und klar sagen: Wenn Sie rufen, hört Gott. Er wartet nur auf Ihr Beten.
Warum hat Gott Sie so lange seufzen lassen? Es war ganz wichtig, dass Sie merken, dass Sie selbst keine Lösung mehr haben. Man kann sich ja lange noch einreden: Vielleicht ändern sich die politischen Verhältnisse. Wer hofft da nicht? Und dann sagt man: Vielleicht kann man selber etwas ändern. Und wir werden das irgendwo meistern. Dann denkt man: Ich werde mit meinen Fäusten selber helfen. „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.“
Erst wenn alles versagt war und alles aussichtslos schien, schrien sie zu Gott. Hoffentlich kommen sie früher darauf, dass das Beten das Einzige ist, was notwendig sein kann. Und Gott wartet auf ihr Beten.
Da gedachte Gott Seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Da gedachte Gott daran, dass er es ja geschworen hat. Das war felsenfest verbürgt, das war eine Abmachung. Wissen Sie, dass Gott sich festgelegt hat, dass er denen, die in ihrer großen Not zu ihm kommen, immer ein Heiland und Retter sein will? „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen“, das hat Jesus noch einmal verbürgt.
Wie groß auch die Not und Verzweiflung ihres Lebens ist: Wenn sie kommen, will er hören. Auch wenn wir alles falsch gemacht haben, selbst dann, wenn wir eigene Wege gegangen sind und uns versündigt haben – es war doch immerhin ein Mordgeschehen von Mose –, darf ich denn da noch einmal zu Gott kommen? Größer kann man das Erbarmen Gottes gar nicht zeigen als hier.
Gott gedachte an seinen Bund, weil das Gottes Art ist. So war es schon bei Abraham. Er hat diesen schwachen, durch die Lande ziehenden Beduinen Abraham beschützt, getragen und durch all die Versuchungen hindurchgeleitet. So war es auch bei Isaak und bei Jakob, obwohl Jakob sich doch an Gott versündigt hatte. Immer wenn er zu Gott gerufen hat, war Gott da.
Das ist ein Grundgesetz, eine Abmachung, ein Bund bei Gott, dass er so handeln will. Durch Jesus wurde das noch einmal bekräftigt und festgelegt – für alle Zeiten gültig. „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.“ „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
Da gibt es lauter feste Zusagen Gottes. Es gibt überhaupt keinen Menschen, der das nicht erleben kann, wenn er kommt und ruft.
Gottes Nähe zu den Zerbrochenen und der Beginn eines neuen Weges
Ein Gott für hoffnungslose Fälle – so lange dauert es, bis Mose überhaupt entdeckt, wo Hilfe und Heil zu finden sind. Müssen andere auch so lange warten? Müssen sie sich erst an so vielen Ecken den Kopf blutig stoßen, bis sie erkennen, dass er der Schutz aller ist, die ihm vertrauen?
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, ist wohl behütet. Das wollen wir allen Menschen sagen, die heute fragen: Wo ist denn dein Gott? Dort, wo du ihn anrufst, wirst du erfahren, dass nicht zu Schanden werden, die auf ihn harren.
Rufe ihn an! Und er erbarmt sich der Elenden.
Die Geschichte des Volkes Gottes, der Hebräer, ist wie ihre eigene Lebensgeschichte – eine einzige Kette der unverdienten Güte und Barmherzigkeit Gottes. So handelt Gott.
Gott braucht keinen Mose aus des Pharaos Palast mit all seinen Gaben. Er erbarmt sich der Elenden, der Zerbrochenen, der Gebeugten und der Gedemütigten. Dort ist Gott ganz nah und nimmt sich ihrer an.
Auch wenn alles ganz dunkel ist, Gott ist da und wartet auf dein Rufen.
Ausblick auf die weitere Geschichte und Ermutigung zum Gehorsam
Und jetzt noch das Letzte: So fängt Gott an, so fängt Gott an.
Da hört die Geschichte nicht auf, sondern jetzt geht es erst richtig los. Wir werden am nächsten Sonntag mehr darüber hören, wie Gott das macht, wenn er einen Menschen in seinen Dienst nimmt. Aber das war die Voraussetzung. Mose hat hoffentlich für alle Zeiten den Gedanken verloren, als ob er der Retter und Heiland wäre, als ob seine Fäuste und seine Tat das entscheidende Befreiungsmittel wären.
Dort, im stillen Wandern durch die Felsschluchten des Sinai, war er ganz allein und erkannte die winzige Kleinheit seines Lebens, wie unbedeutend er war und wie wenig er durchsetzen konnte. Er hatte niemanden, auf den er sich stützen konnte, doch er hatte den lebendigen Gott – sonst niemanden. Und das ist genug, um die größten Taten zu vollbringen und für Gott die größten Aufträge durchzuführen.
Was er bloß noch braucht, ist, dass er den Ruf Gottes hört, dass er weiß, was Gott will. Diese lange Zeit des Wartens hat ihn offenbar bereit gemacht, jetzt die Stimme Gottes zu hören. Er hat dort Geduld gelernt. Ich denke, er hat noch viel gelernt, wie er Fremdling war im fremden Land.
Wenn man seinem erstgeborenen Sohn auch noch so einen Namen gibt, dann zeigt dies, wie Mose an dem gelitten hat. Das ist schwer: Ausländer zu sein, verachtet zu sein, kein Land zu haben, wo man leben kann. Und in seiner ganzen Not spricht er das noch einmal über diesen Gersum, über diesen Erstgeborenen aus.
Aber Sie werden später wissen, dass das Mose geholfen hat, auch mitfühlen zu können mit den Ausländern. Wie oft hat Mose im Namen Gottes dem Volk Israel wieder wichtig gemacht: Du sollst den Ausländer in deiner Mitte nicht bedrücken, du sollst ihm kein Unrecht tun.
Wie die Gastfreundschaft das Oberste war für ihn, der so viel gelitten hat in der Fremde, den hat Gott dort zubereitet für seinen künftigen Auftrag. Und das Schwere, das wir erleben, das ist nicht bloß einfach schwer, sondern das hat einen Sinn in der Planung Gottes. Denn er will uns sensibel machen – gerade für den Auftrag, mit dem er uns betraut.
Ein Mose lernt, einsam zu sein, zu hören, auf die Stimme Gottes zu hören und mitfühlen zu können. Er sitzt dort am Brunnen und handelt anders, als er dort das Unrecht erlebt, wie diese Frauen, die Töchter Jethros, die weggestoßen werden von diesen Hirten, die nur mit den Ellbogen regieren. Er schlägt keinen mehr tot, und doch setzt er sich für den Schwachen ein.
Mose hat viel gelernt, auch unter dem Schweren seines Lebens. Das ist für mich wichtig. Ich möchte das Schwere, das Gott in meinem Leben zulässt, tragen und nur fragen: Herr, was darf ich darunter lernen?
Vielleicht haben auch die Gespräche mit Jethro ihm geholfen, die Dinge besser zu verstehen. Jethro, der ja ein Diener des lebendigen Gottes war, konnte ein Seelsorger für diesen verwundeten und fast verbitterten Mose sein. Damit er sich nicht gegen die Welt auflehnt und nicht die Menschen verachtet, sondern offen ist für den Ruf Gottes, der ihm gilt.
Und ich möchte Ihnen das sagen, weil ich überzeugt bin, dass Gott aus Ihrem Leben noch viel tun will. Das gilt für die ganz Alten, die sagen: Ich bin doch jetzt schon so schwach. Gott braucht sie noch. Machen Sie die Ohren weit auf und hören Sie, welche Aufträge Ihnen Gott gibt.
Es gilt für die jungen Leute, die voller Begeisterung die Welt stürzen wollen. Lasst euch nicht entmutigen, sondern lernt, auf die Weisungen Gottes zu hören. Das Wunderbare ist: Gott hört auf die, die zu ihm rufen. Er will gefunden sein, und er neigt sich zu den Zerbrochenen und Verzweifelten, hört ihr Schreien und nimmt sich ihrer an. Amen!
Abschlusslied, Gebet und Gemeindemitteilungen
Und nun singen wir von diesem Lied 553. Das ist eine Antwort auf das, was wir gehört haben – ein Lied von Johann Kaspar Laffater, 553, die Verse zwei, drei und fünf. Es beschreibt eine Erfahrung der Durchhilfe Gottes in großer Not.
Beten.
Du barmherziger Heiland, unser Herr, wir haben uns auch oft versündigt mit Murren und Unglauben. Wir haben nicht mehr fassen wollen, dass du da bist, dass du hier bist, auch in der Nacht, wo wir nichts mehr sehen und den Weg nicht mehr wissen. Vielen Dank, dass du uns heute das alles wieder aus deinem Wort gezeigt hast, dass du jetzt wieder vorangehst und in all den kommenden Tagen vor uns hergehst. Du wartest auf unser Schreien, um dich dann zu uns herabzubeugen und zu uns zu reden.
Du hast damals aus dieser großen Not dein wunderbares Heil gebracht und hast Mose auserwählt, auch durch diese schweren und bitteren Erfahrungen. Hilf uns, dass wir nicht nur über andere reden und andere anklagen, sondern dass wir für dich brauchbar werden. Zeige uns, wie wir dir dienen können, wie wir deine Boten werden.
Darum rede und öffne unsere Ohren für deine Befehle und mach unser Herz gehorsam. Wo wir auf falschem Wege sind, zeige es uns, damit wir umkehren, wieder dorthin, wo du uns segnen kannst und wo du uns zum Dienst gebrauchen willst.
Wir wollen jetzt auch für alle bitten, die im Dunkeln sind, verzweifelt, traurig und ohne Hoffnung. So viele Menschen in unserer Welt wissen nicht mehr, wofür sie leben und was der Sinn ihres Lebens ist. Gebrauche unsere Worte des Zeugnisses von dir, damit du bei ihnen Licht machst. Lass uns bekennen und weitersagen, dass du sie suchst und ihnen den Weg zeigst, den sie wandeln sollen.
Wir möchten auch für die vielen Kranken beten, um die wir Sorge tragen, ebenso für die Alten. Möge dort wieder Freude einkehren, auch in allem Schweren, und sie dich preisen und loben können, auch in dunklen Zeiten. Hilf uns, dass wir Seelsorger für die Menschen um uns herum sein können.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigen.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun singen wir noch von dem Lied „Sollte ich meinem Gott nicht singen“, den zehnten Vers aus dem Lied 232. Das Schönste vom Gottesdienst sind für mich immer die Lieder. Wenn man sie mitnimmt, sind sie so praktisch. Es gibt ja so schöne Verse. Ich wollte eigentlich in der Predigt noch – ich vergesse immer die schönsten Sachen – an diese Formulierung von Paul Gerhard aus diesem Lied erinnern:
„Wenn mein Können, mein Vermögen nichts vermag, nichts helfen kann, kommt mein Gott und hebt mir an, sein Vermögen beizulegen.“
Anders werden wir gar nicht brauchbar für Gott. Zuerst müssen wir merken, dass wir mit unseren noch so gut gemeinten Taten oft gar nichts erreichen. Dann strecken wir die Hände aus und sagen: „Aber jetzt, Herr, du kannst.“ Es braucht oft lange, bis wir da sind.
Nach diesem Gottesdienst beginnt der Grundkurs zum Glauben drüben im unteren Saal. Ich möchte Sie einladen. Sie haben doch den Notizensettel. Wer ihn nicht hat, kann ihn sich noch anschauen. Hinten liegt er, da stehen unsere ganzen Mitteilungen. Es ist gut, dass wir das gleich noch mit dem Gottesdienst verbinden können, diese Schulung im Glauben.
Ich möchte Sie an unsere Wochenendfreizeit erinnern, vom 23. bis 25. September in Friolsheim. Dort liegt der grüne Zettel mit dem Kaktus hinten. Es ist noch Platz für eine Blüte wie Sie. Ich möchte Sie noch einmal einladen, mitzugehen. Geben Sie die Anmeldung bald ab.
Im Gemeindehaus hängen drüben eine ganze Reihe von Wohnungssuchen. Dort sind Zettel angebracht, von Leuten, die unser Vertrauen haben. Am letzten Sonntag war ein Student aus Köln da, aus der gläubigen Gemeinde von Köln-Flittard. Er will hier studieren, ist ein junger Mann und sucht ein Zimmer. Das ist einfach so schwierig. Es gibt eine ganze Reihe ähnlicher Familien, die ebenfalls suchen.
Ich möchte erst denen sagen: Es gibt unter uns vielleicht ein paar, die die Möglichkeit haben, zu vermieten. Wir sind Ihnen immer dankbar, wenn Sie auch Rücksicht nehmen, damit Leute, die zu unserer Gemeinde gehören, unterkommen können. Wir suchen auch für eine Mitarbeiterin von „Hilfe für Brüder“ zum 1. Oktober eine Wohnung. Es ist nicht leicht, etwas zu finden, und darum sind wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns hier helfen können.
Heute ist ein festlicher Tag: In unserer Gemeinde hat Konrad Zinner Geburtstag – und zwar den 50. Das muss ich erwähnen, weil Konrad Zinner in aller Bescheidenheit im Hintergrund einen großen Dienst für uns tut. Er ist in seiner kaufmännischen Tätigkeit hilfreich für unsere Gemeinde tätig. Wo sonst kennen wir Konrad? Wir dürfen dir heute ganz herzlich gratulieren.
Unser Opfer ist heute für unsere Entwicklungshelfer bestimmt – christliche Fachkräfte international. Freitagnacht sind ja zwei ausgereist: eine Lehrerin nach Pakistan und die Familie Oud in den Nordwesten Ugandas mit zwei Kindern. Das ist ein mutiges Stück, dorthin zu gehen, als Schreiner beim Aufbau des Hospitals mitzuwirken.
Heute ist Gunter Kiene unterwegs, weil in zwei Gemeinden Aussendungen stattfinden. Wir sind Ihnen so dankbar, wenn Sie dies mittragen. Da diese Gemeinde das so möglich macht, möchte ich Ihnen allen dafür danken.
Ich halte es für so wichtig, Leute auszusenden. Sie haben sicher auch schon lange nicht mehr alle im Kopf – man kann es gar nicht mehr – weit über vierzig.
Vor 14 Tagen ist Schwester Elfriede Weiss, eine Krankenschwester, in den Sudan ausgereist. Sie soll dort unter den Hochwassergeschädigten in Khartum helfen. Wir wissen gar nicht, wie sie sich dort durchschlägt, aber sie hat schon Sudan-Erfahrung. Es ist so schön, wenn man Menschen vor Ort hat, die helfen und die Gott leiten und gebrauchen kann, auch in ihrem Dienst.
Schlusssegen
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.