Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Die Bedeutung des Mitstirbens in der Taufe
Das Wort ist gewiss, und er sagt jetzt verschiedene Dinge, die wir auseinanderklamüsern müssen.
Punkt eins: Denn wenn wir mitgestorben sind, werden wir auch mitleben. Was meint er damit, wenn er sagt „mitgestorben“? Hier bezieht sich Paulus auf die Taufe. Warum bezieht er sich auf die Taufe?
Die Taufe ist der Moment, in dem ich zum Ausdruck bringe, dass ich mit Christus am Kreuz gestorben bin. Wer sich taufen lässt – und man hat dabei die klassische Großtaufe im Blick, am besten mit ordentlich Wasser – der wird mitgenommen, geht unter Wasser und kommt wieder hoch.
Hinter diesem Vorgang steckt nur ein Symbol. Wenn du jemanden fragst, was geistlich bei der Taufe passiert, lautet die richtige Antwort, die ich unseren Täuflingen immer vorher schon sage: Du wirst nass. Das ist das, was bei der Taufe passiert. Es ist ein Symbol.
Die Taufe steht symbolisch für etwas, das vorher passiert ist. In der Taufe wirst du begraben und kommst dann wieder heraus, um in Neuheit des Lebens zu wandeln. Das ist aber nur ein Symbol dafür, dass du vorher bei der Bekehrung gesagt hast: „Ich möchte, Herr Jesus, dass du für mich am Kreuz stirbst.“ Gewissermaßen sterbe ich in dir am Kreuz.
Mein alter Mensch, mit dem ich nichts mehr zu tun haben will, der darf mit dir ans Kreuz. Der darf mitsterben. Und ich möchte, wie du auferstanden bist, mit dir leben. Das ist im eigentlichen Kern die Theologie der Bekehrung.
Ich bin mitgestorben. Den alten Jürgen gibt es nicht mehr. Den habe ich weggetan, der hängt am Kreuz. Glücklicherweise muss er da nicht selbst hängen, sondern ein anderer hat gesagt: „Ich hänge da für dich.“ Aber meine Schuld hängt mit ihm am Kreuz.
Und so wie Jesus aus den Toten auferstanden ist, bin ich derjenige, der Anteil hat an seinem neuen ewigen Leben. Dafür steht die Taufe.
Die Konsequenz des Mitstirbens: Neues Leben in Christus
Wenn das stimmt, dass wir mitgestorben sind, also diesen einen Teil mitgemacht haben, dann werden wir auch mitleben. Das gilt genau dann, wenn du wirklich dein altes Leben hinter dir gelassen hast. Und hier stellt sich die Frage: Ist Bekehrung wirklich das Ende deines alten Lebens? Hast du wirklich mit deinem Egoismus, deinem Eigenwillen und deiner Sünde abgeschlossen? Ist das alles weg?
Wenn das der Fall ist und demzufolge das Symbol der Taufe auch echt ist – denn man kann ja auch etwas vorspielen –, dann ist das entscheidend. Du kannst dich taufen lassen und danach trotzdem machen, was du willst. Dann ist das natürlich einfach nicht wahr. Dann steht da nur ein Zeichen im Raum, während du nicht das lebst, was das Zeichen eigentlich zum Ausdruck bringt.
Aber wenn das stimmt, wenn du sagst: Ja, ich habe mich taufen lassen und mit der Taufe ganz klar gesagt, dass ich das ganze rebellische, eigenwillige „Ich mache mein Ding, ich mache das, worauf ich Lust habe, ich lege mir meine eigenen Regeln fest oder ich bestimme ganz genau, bis zu welchem Punkt Gott mitreden darf und wo dann der Bereich anfängt, in dem er nichts mehr zu sagen hat“ aufgegeben habe, dann ist das entscheidend.
Wenn du sagst: Nein, das ist nicht so, das ist wirklich alles weg. Ich bin „all in“ gegangen, so wie Jesus „all in“ gegangen ist. Er ist für mich gestorben, und ich bin mit ihm gestorben. Was ich jetzt lebe, das lebe eigentlich nicht mehr ich, sondern es lebt Jesus in mir.
Wenn ich das sage, dann kann ich auch wissen: Das ist diese Wahrheit, die Paulus zum Ausdruck bringt – diese geistliche Realität. Dann weiß ich, ich werde auch mit ihm leben. Ich teile sein Schicksal. Das ist eine Notwendigkeit, es geht nicht anders.
Wenn du wirklich mitgestorben bist, dann darfst du wissen, dass du Auferstehungsleben hast. Das ist manchmal wichtig, wenn Leute sich fragen: Bin ich wirklich bekehrt? Die Frage müsste lauten: Bist du wirklich mitgestorben?
Und wenn Leute sagen: Ja, da ist nichts zwischen Gott und mir, dann kannst du ihnen sagen: Dann hast du auch ewiges Leben. Egal, was du gerade fühlst und egal, was du gerade durchmachst.
So ist das einfach mal. Das ist eine Wahrheit, auf der wir stehen.
Die Herausforderung des Glaubens im Leid: Ausharren und Mitherrschen
Und gerade mitten im Leid, wenn wir auch ein Stück überfordert sind, kann schnell die Frage auftauchen: Bin ich überhaupt echt? Ich weiß gar nicht, ich bin jetzt ein bisschen überfordert, habe vielleicht auch etwas Blödsinn gemacht. Ja, mit Sünde ist das ja immer so eine Sache.
Also halten wir fest: Punkt eins.
Punkt zwei: Wenn wir ausharren, werden wir auch mitherrschen. Auch das gilt.
Jetzt sind wir also gläubig, und es geht um die Frage, wie wir mit Leid umgehen. Dieses Mitherrschen ist eine Zukunftsperspektive. Das tun wir noch nicht. Aktuell sind wir noch nicht die großen Herrscher.
Das dachten übrigens die Korinther von sich, wenn man das mal studiert. Paulus schreibt im 1. Korinther 4, dass sie dachten: „Wir sind schon die Könige.“ Das waren die Korinther. Paulus hat das nur noch nicht gecheckt.
Paulus weiß genau, worum es geht: Wenn wir ausharren, dann gibt es eine Beschränkung, eine Bedingung. Wenn wir ausharren, werden wir auch mitherrschen. Das ist etwas, das erst noch kommt.
Im Moment sind wir zum Leiden berufen, noch nicht zum Herrschen. Das wird kommen, Gott hat es uns versprochen. Das ist eine geistliche Bank. Wenn wir ausharren, aber da ist eben diese Bedingung, dann werden wir mitherrschen.
Die Gefahr der Verleugnung und die Treue Gottes
Leider gibt es dazu auch eine Kehrseite, und diese Kehrseite heißt: Wenn wir verleugnen, wird auch er uns verleugnen. Das muss man jetzt genau verstehen, denn in Vers 12 steht: „Wenn wir verleugnen, wird auch er uns verleugnen.“ Und in Vers 13 heißt es: „Wenn wir untreu sind, bleibt er treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“
Wir haben also zwei Fälle, die wir klar voneinander trennen müssen: Auf der einen Seite die Verleugnung, auf der anderen Seite die Untreue. Verleugne ich, wird Gott mich verleugnen. Bin ich untreu, muss ich mir keine Sorgen machen, denn Gott bleibt auf meiner Seite.
Schauen wir uns jetzt den ersten Fall an, das ist der unangenehme Fall. Es ist der Fall, in dem jemand durch sein Verhalten oder seine Worte zum Ausdruck bringt: „Ich habe mit diesem Jesus eigentlich nichts zu tun.“ Vielleicht war das früher mal anders, man war in der Jugendgruppe, auf einem Sola oder in der Jungschar, hatte einen Anfang, aber heute sagt man ehrlich: „Wenn du mich fragst, ich habe mit dem Ganzen nichts mehr zu tun. Die Idee, dass Jesus für meine Sünden gestorben ist, ich weiß nicht, was mich damals geritten hat, aber das lebe ich nicht mehr, das bin ich nicht.“
Wenn so etwas passiert, ist das Verleugnung. Der Begriff „verleugnen“ wird hier stark aus dem Alten Testament heraus verstanden. Ich habe einige Stellen dazu mitgebracht. Zum Beispiel in Jesaja 59, Vers 13, wird der Begriff „verleugnen“ genutzt, um zu beschreiben, dass man eine Beziehung aufgibt. Dort heißt es: „Sie brechen mit dem Herrn, ihn verleugnen und weichen zurück von unserem Gott.“ Das bedeutet, man bricht mit dem Herrn, verleugnet ihn und wendet sich von Gott ab. Das wäre dieses „Ich weiche zurück, ich will mit dem nichts mehr zu tun haben.“
Oder in Jeremia 5, Vers 12, geht man sogar so weit, Gott dadurch zu verleugnen, dass man sagt, es gibt ihn eigentlich gar nicht, er ist nicht da. Dort heißt es: „Sie haben den Herrn verleugnet und gesagt, er ist nicht da.“ Wenn ich das tue, verleugne ich Gott.
Vielleicht meint Verleugnung auch, sich nicht zum Herrn zu stellen, wenn es darauf ankommt. Das finden wir ein wenig in der Apostelgeschichte. Dort heißt es in Apostelgeschichte 3,13: „Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr überliefert und vor Pilatus verleugnet habt.“ Das beschreibt die Menge, die rief: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“ und sagt: „Ich stehe nicht zu ihm.“
Wenn ich so ein Verhalten in meinem Leben finde, also wenn ich von Gott zurückweiche, wenn ich sage, er ist nicht da, oder wenn ich mich nicht zu ihm stelle, wenn jemand mich fragt, dann ist das Verleugnung. Das ist wirklich eine ganz extreme Sache. Wenn ich mich von diesem Gott lossage, dann wird Gott auch mich verleugnen.
Ich hoffe, dass keiner von euch auf diesem Weg ist. Aber wenn du sagst: „Jürgen, da bin ich nicht, aber ich habe manchmal so Momente wie Petrus.“ Bisher nenne ich das den Verleugnungslapsus. Das ist dieser Moment, in dem man in einer Situation ist, wie Petrus im Hof, wo verschiedene Leute kommen und fragen: „Gehörst du zu diesem Jesus?“ Und er verleugnet Jesus.
Mit diesem Verleugnen ist etwas anderes gemeint als in Vers 12. Denn Petrus merkt in dem Moment, in dem er verleugnet, eigentlich schon, dass er das nicht will. Es gibt Verleugnung einmal als eine Haltung, bei der ich mich wirklich von Gott lossage, und es gibt Verleugnung als eine Tatsünde, die ich tue und in dem Moment merke: „Hey, das will ich eigentlich nicht.“
Umgang mit Untreue und Sünde im Glaubensleben
Ich bin schon traurig, wenn ich mit der Sünde anfange. Ich bin entsetzt über mich selbst und frage mich, warum mir das gerade jetzt herausgerutscht ist.
Wenn du das hast – also wenn du dich nicht von Gott lossagst, sondern in eine Situation hineingerätst, in der du merkst: Das bin eigentlich nicht mehr ich – dann ist das bei gläubigen Menschen bei jeder halbwegs groben Sünde so. Du merkst, ich tue jetzt diese Sünde, aber eigentlich bin ich das gar nicht mehr. Etwas in mir will das eigentlich schon nicht, in dem Moment, in dem ich es tue.
Ich höre da auch eigentlich den Heiligen Geist schon sagen. Wenn ich Bibelverse auswendig gelernt hätte, könnte ich mich auch daran erinnern. Ich höre den Heiligen Geist sagen: „Ey, tu das nicht!“ Aber ich kriege es einfach gerade nicht hin, weil ich merke, da steckt die alte Sünde in meinem Körper. Da steckt noch die Sünde drin. Ich habe zwar schon dieses neue Herz, das eigentlich mit Gott leben will, aber da gibt es noch diese „Ratte“, die irgendwo aus dem Keller hochschleicht und dann oben Unsinn macht. Versteht ihr?
Das passiert dann, und die „Ratte“ frisst irgendetwas an, und du stehst daneben und fragst dich: Was ist jetzt eigentlich mit mir los? Das kann doch gar nicht sein, wie kann ich das tun? Kennt ihr das? Sünde mit Ansage – du weißt, jetzt kommt sie gleich, jetzt müsste ich eigentlich … Das kann doch nicht sein, ich schon wieder.
Das ist Vers 13, wenn wir untreu sind. Wir tun Dinge, die falsch sind, wir wissen, dass sie falsch sind, wir wollen sie eigentlich nicht tun. Wir sind wie Petrus, der in Matthäus 26 rausgeht und bitterlich heult. Er heult schon, da kommt der Hahn: „Kikeriki, kikeriki!“ Und dann fängt er an zu weinen.
Wenn du so mit Sünde umgehst, wenn du sagst: Eigentlich bin ich das gar nicht, Paulus sagt das in Römer 7 ganz schön: Nicht mehr ich, sondern die Sünde in mir. Da ist eine Macht in mir, und ich weiß, ich muss diese Macht, das Fleisch, durch den Geist besiegen. Ich muss im Geist wandeln und darf nicht nach dem Fleisch leben. Aber manchmal gibt es Dinge in meinem Leben, die habe ich einfach noch nicht im Griff.
Und das können Dinge sein, die du Jahrzehnte mit dir herumschleppst. Es gibt Sünden in meinem Leben, bei denen ich einfach sagen muss: Ich würde euch gerne sagen, ich habe jede Sünde unter die Füße gekriegt – habe ich nicht. Bei einigen Sünden habe ich noch nicht einmal eine Idee, wie ich sie richtig angehen soll. Ich habe nur die Chance, sie jeden Tag neu zu bekennen. Punkt.
Das ist übrigens Leben aus Gnade – oder mit anderen Worten: 1. Johannes 1, Leben im Licht. Leben im Licht ist nicht Leben in der Perfektion, bei dem du keine Sünde tust. Nein, nein, das ist überhaupt nicht Leben.
Leben im Licht heißt: Ich bin ehrlich. Ich bete jeden Tag und bitte um Vergebung meiner Schuld, so wie ich auch meinen Schuldigern vergebe. Und ich denke jeden Tag darüber nach, was für einen Blödsinn ich gemacht habe. Ich lege ihn jeden Tag einfach wieder auf den Altar und sage: Herr Jesus, dafür bist du gestorben.
Manchmal kann ich wirklich nur schulterzuckend danebenstehen und sagen: Herr, ich weiß überhaupt nicht, wie wir das jemals in den Griff kriegen sollen. Ich habe Hoffnung, weil ich schon viel Sünde überwunden habe – also in meinem Leben schon erlebt habe, dass viel Sünde überwunden wurde. Aber es gibt Sachen, bei denen ich wirklich sage: Man muss mal sehen, wie wir das in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren irgendwie auf die Reihe kriegen.
Das ist Leben aus Gnade.
Okay, seid wenigstens vor euch selbst so ehrlich, zuzugeben, dass wir als gebrochene Menschen in die Ewigkeit hineingehen werden. Niemand von euch wird perfekt sein, wenn er Gott begegnet.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt.
Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele ältere Episoden sind ebenfalls in der App und in den meisten Podcast-Playern verfügbar.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
