Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es ums Gebet.
Die Bedeutung des Betens im Namen Jesu
Früher gab es diese Bändchen mit der Aufschrift „What would Jesus do“ – gibt es die noch? Ja, die gibt es tatsächlich noch! Das sind Sachen, die einfach nicht aussterben.
„What would Jesus do“ bedeutet, im Namen Jesu zu beten. Es heißt: Was hätte Jesus getan, wenn ich bete und in seiner Autorität auftrete? Wofür gibt er mir eigentlich Autorität im Gebet? Das ist das Beten im Namen Jesu.
Dabei merken wir schnell: Eigenwille ist tatsächlich Gift für ein erhörtes Gebet. Es geht darum, dass wir nach seinem Willen bitten. Das ist vielleicht am Anfang schwierig, wenn man gerade ins Gebetsleben startet. Dann muss man erst einmal überlegen: Was will Jesus eigentlich?
Die Antwort darauf lautet: Bibel lesen. Du musst erst einmal schauen, was er überhaupt möchte. Möchte Jesus, dass jeder Christ einen Sechser im Lotto gewinnt? Vielleicht denkst du das am Anfang, weil du überzeugt bist, dass alles gut wäre, wenn alle viel Geld hätten. Doch irgendwann stellst du fest, dass das nicht die Strategie der ersten Christen war. Da war es eher so, dass viele von ihnen von den Löwen gefressen wurden.
Also betest du vielleicht nicht mehr für den Sechser im Lotto.
Gebet in der frühen Gemeinde: Ein anderes Verständnis von Anliegen
Übrigens seht ihr so etwas, wenn ihr in der Apostelgeschichte lest. Dort gibt es Verfolgung, und man sieht sich an, wofür die Gemeinde betet. Ihr werdet feststellen, dass sie nicht darum betet, dass die Verfolgung aufhört. Das ist ganz spannend.
Sie betet um Freimut, damit sie Zeugnis geben kann. Außerdem bittet sie Gott darum, Wunder zu tun, damit Menschen aufmerksam werden. Das ist toll, oder? Wir hätten vielleicht gebetet: „Herr, schenke uns, dass die Verfolgung aufhört.“ Die Gemeinde tut das nicht. Warum? Weil sie begriffen hat, dass das nicht im Namen Jesu wäre. Das wäre nicht das, was Jesus gebetet hätte.
Wir werden die Verfolgung nicht los. Der Herr Jesus sagt: „Ihr werdet verfolgt werden. Ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe.“ Du brauchst nicht dafür zu beten, dass die Verfolgung aufhört. Aber bete dafür, dass du in der Verfolgung aus der Kraft Gottes seinen Willen tust. Bete darum, dass du Freimut hast, Zeugnis zu geben, und dass Gott Wunder tut, damit die überwunden werden, die dich verfolgen.
Bete dafür, dass möglichst viele, so wie Paulus, ein Damaskuserlebnis haben und gewonnen werden. Dafür darfst du gerne beten.
Dafür brauchen wir wahrscheinlich etwas mehr Bibelwissen. Aber das kriegen wir schon hin, vor allem ihr, weil ihr eine Gemeinde seid, die noch Bibel liest. Das ist irgendwie gut.
Die Bedeutung von Gottes Wort für das Gebet
Ein fünfter Punkt ergibt sich aus dem, was ich eben gesagt habe: erhörliches Gebet oder wie man mit Interesse an Gottes Wort betet. Warum sage ich das? In den Sprüchen steht, Sprüche 28,9: Wer sein Ohr abwendet vom Hören des Gesetzes, dessen Gebet ist sogar ein Gräuel.
Wenn ich also aufhöre, mich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen, wenn mich nicht mehr interessiert, was Gott mir zu sagen hat, dann ist dieses Desinteresse an Gottes Wort Gift für erhörliches Gebet (Sprüche 28,9).
Ich habe das ja schon gesagt: Ich bin ein großer Freund davon, Bibelverse auswendig zu lernen. Die Verse, die wir jetzt hatten, sind alle solche, die ihr lernen solltet. Zum Beispiel gehören Jakobus 4,3, 1. Johannes 3,22 und Jakobus 1,5-6 auf die Liste. Ebenso Johannes 14,13, den wir schon hatten, und natürlich Sprüche 28,9 – das sind Klassiker. Lernt sie, denn wenn ihr sie auswendig könnt, werdet ihr euch an der Stelle weiter Gedanken darüber machen.
Der Clou ist: Wenn ihr irgendwann mal in die Verlegenheit kommt – nehmen wir an, ihr habt so eine Frauenstunde oder werdet irgendwo eingeladen – und jemand fragt: „Hast du ein Wort für uns?“ Natürlich hat selten jemand spontan ein Wort parat. Wo soll man das auch herbekommen?
Aber wenn du solche Verse auswendig gelernt hast und dich daran erinnerst – ich gebe dir noch einen sechsten Vers, der nur die Männer betrifft: 1. Petrus 3,7 – dann kannst du nach vorne gehen und sagen: „Ja, natürlich habe ich ein Wort für euch. Ich möchte euch gerne in das Geheimnis erhörlichen Gebets hineinnehmen. Lasst mich einfach mal fünf Verse vorlesen.“
Du hast sie auswendig gelernt, du hast sie vor Augen, du nimmst deine Bibel und sagst einfach: „Hier sind fünf Punkte.“ Dann gibst du sie weiter. Das ist der Trick hinter denen, die nach vorne gehen und ein Wort haben. Das kommt nicht spontan in dem Moment, sondern sie haben das irgendwann mal auswendig gelernt und durchdacht. So haben sie einen Schatz.
Der Herr Jesus sagt ja: Ein guter Bibellehrer ist jemand, der einen Schatz hat, altes und neues. Ja, da gibt es so einen alten Schatz, den bringe ich mit, dann werfe ich ihn rein – und dann ist es gut.
Die Rolle von Sanftmut und Ehrbarkeit im Gebet
Gut, also habt ihr verstanden: letzter Punkt – erhörliches Gebet mit Sanftmut und Ehrbarkeit. Ich lese euch das mal vor, 1. Petrus 3,7:
„Ihr Männer, wohnt ebenso verständnisvoll mit ihnen, den Ehefrauen, zusammen als dem schwächeren, dem weiblichen Gefäß, und gebt ihnen Ehre als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden.“
Hier steht, dass Lieblosigkeit im Umgang mit dem Ehepartner – formuliert von der Seite der Männer aus – die Gebete verhindert. Aber ihr lieben Schwestern, wenn ihr glaubt, ihr dürft mit euren Männern umgehen, wie ihr wollt, und Gott würde eure Gebete dennoch erhören, dann seid lieber gewarnt: Glaubt mir, das wird auch nicht funktionieren.
Wie wir miteinander umgehen und ob wir einander Liebe zeigen, ob ein liebevoller Umgang mit unseren Ehepartnern da ist oder nicht, entscheidet darüber, ob Gott unser Gebet erhört. Unsere Gebete werden verhindert, wenn Gott merkt, dass wir nicht liebevoll miteinander umgehen.
Liebe ist eine Voraussetzung für erhörliches Gebet.
Zusammenfassung der Bedingungen für erhörliches Gebet
Das sind also sechs Punkte, die ihr euch merken könnt. Ich gehe sie jetzt noch einmal durch.
Ich hatte gesagt: mit einer reinen Gesinnung, also als solche, die gehorsam leben. Ohne Zweifel im Sinne von: Ich muss wissen, dass ich auf der Seite Gottes stehe. Man darf nicht hin und her schwanken und unsicher sein, ob man schon bekehrt ist oder noch nicht.
Im Namen Jesu, das heißt in seinem Auftrag, so wie er es tun würde. Mit einem grundsätzlichen Interesse an dem, was Gott sagt, und dem Wunsch, sich auch daran zu halten.
Dann habe ich es mal genannt: mit Sanftmut und Ehrbarkeit. Das bedeutet einen liebevollen Umgang miteinander. Denn lieblose Menschen – warum sollte ein Gott der Liebe lieblose Menschen erhören? Das macht einfach keinen Sinn.
Wenn wir nun verstehen, dass erhörtes Gebet an Bedingungen geknüpft ist, dann darf Gott diese Bedingungen auch festlegen. Gott darf sagen: „Ich möchte gerne eure Gebete erhören, aber es gibt eine Einschränkung.“
Jetzt möchte ich mit euch einen Sachverhalt betrachten, über den ihr vielleicht noch nie nachgedacht habt.
Die Unterscheidung zwischen Erhörung und Erfüllung im Gebet
Ich möchte den Unterschied zwischen Erhöhung und Erfüllung betrachten. Für den einen oder anderen mag das jetzt vielleicht eine Spitzfindigkeit sein, für mich ist es jedoch sehr wichtig.
In der Bibel finden wir zum Beispiel im Markus-Evangelium, Markus Kapitel 10, Vers 24, folgendes:
„Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.“
Solche Verse sind wichtig. Ich wiederhole: alles – natürlich immer mit den Einschränkungen, die wir bereits kennen. Aber es heißt tatsächlich: alles, um was ihr auch betet und bittet. In Markus 11, Vers 24 steht:
„Alles, worum ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.“
Merkt ihr diese Spannung? „Glaubt, dass ihr es empfangen habt“ – das ist Vergangenheit, und „es wird euch werden“ – das ist Zukunft. Das ist eine ganz eigenartige Formulierung. Ich glaube, jeder, der beim Bibellesen zum ersten Mal darauf stößt, denkt sich erst einmal: „Hä, muss ich später noch mal darüber nachdenken.“
Solche „Hä“-Stellen sind das Salz in der Suppe. Sucht euch so viele „Hä“-Stellen wie möglich. Ich kann euch das nur dringend raten. Das sind die Punkte, an denen man tiefer ins Wort eintaucht. Man muss diese Stellen nicht sofort erklärt bekommen. Es ist auch wichtig, dass man nicht aufhört, die Bibel zu lesen, nur weil man viele „Hä“-Stellen findet und denkt, man verstehe gar nichts. Das stimmt nicht – du verstehst viel mehr, als du denkst.
Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll, sich solche Stellen wenigstens einmal an die Seite zu schreiben, zum Beispiel mit einem Fragezeichen, damit man merkt: „Ich habe solche Stellen, über die ich noch nachdenken möchte.“
Einladung zur weiteren biblischen Vertiefung
Und jetzt möchte ich mit euch etwas Besonderes tun. Wir steigen gemeinsam in Daniel ein, und zwar in Daniel Kapitel 10. Schlagt bitte Daniel Kapitel 10 im Alten Testament auf.
Das war es für heute. Die Predigt wird in der nächsten Episode fortgesetzt.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
