Dank für die Zeit der Stille und Gemeinschaft mit Gott
Dafür wollen wir dir danken, treuer Vater, dass wir uns nicht um das irdische Gut sorgen und kümmern müssen. Stattdessen dürfen wir jetzt hier ein paar Tage verbringen, in denen du uns in die Stille vor dich führen willst.
Diese Stille vor dir ist nicht einfach nur Ruhe. Ruhe darf dabei sein, aber es geht vor allem um ein inneres Einkehren zu dir hin, ein Berührtwerden von dir und ein Wiederneu-Aufgeladen-Werden durch deinen Geist. Das möchten wir erleben und erfahren. Dazu gehört auch die Freude, von der wir gerade gesungen haben. Sie ist verbunden mit der Haltung des Wartens und Empfangens. Schenk uns diese Freude!
Wir haben nicht mehr viel Zeit bis Weihnachten. Dabei wollen wir keine bloßen Stimmungen kultivieren, sondern die Gemeinschaft mit dir vertiefen. Danke für unseren Bruder, der uns nun dein Wort bringt, auslegt und erläutert – und das auf eine Weise, dass wir es verstehen können. Danke dafür!
Wir bitten dich jetzt auch für Manfred Mössinger, der unterwegs ist. Bewahre ihn, du Dank, Herr! Amen!
Bruder, Schäfer, Frau, bitte! Ich freue mich ganz besonders, dass Frau Meiergerber heute wieder am Klavier begleiten kann. Nach ihrer schweren Krankheitszeit freuen wir uns alle ganz besonders darüber. Das ist eine ganz besonders schöne Sache.
Noch im Sommer war es sehr kläglich, wenn man hier ohne Begleitung musizieren und singen musste. Überhaupt ist es eine große Sache, hier auf der langen Steinbacher Höhe mit diesen Bibelkonferenzen zusammenzukommen.
Wir erleben heute in der Christenheit viel Begeisterung, viele Formen und viel, worüber man in Gemeinden spricht. Aber es gibt viel zu wenig Beschäftigung mit dem Wort Gottes. Das Wort Gottes ist immer die einzige Weise, wie Gott reden kann und wie das Leben Gottes in unser Leben eindringt. Das ist hier so herrlich, und darüber freuen wir uns sehr.
Die Adventserwartung im Segen Jakobs
Ich habe heute Morgen aus dem ersten Mosebuch, Kapitel 49, aus den Segensworten Jakobs ausgewählt. Es geht um den Segen über Juda: „Es wird das Zepter von Juda nicht weichen, noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.“
Jetzt haben Sie verschiedene Bibeln dabei. Was steht dort? Wo gibt es Unterschiede? Ich habe nach Luther gelesen. Wo hat es anders gestanden? Vers 10, 1. Mose 49,10. So weit war es gleich. Ja, das ist Luther, den habe ich gelesen. Genau so steht es dort.
Wer hat eine andere Übersetzung? Aha, Schilo – was ist das? Wer kennt denn die Bedeutung von Schilo? Sie sind doch schon lange Christenkenner. Schilo wird oft als „der Ruhebringende“ oder „der Friedenschaffende“ übersetzt. Ruder Eppler schlägt auch „Ruhebringer“ und „Friedenstifter“ vor. Wer hat noch weitere Vorschläge? „Der Herrscher“ vielleicht?
Was ist mit unserer Bibel los? Lassen Sie mich mit der schönen Advents- und Weihnachtszeit beginnen. Ist Ihnen überhaupt bewusst, dass es kaum etwas gibt, was die Menschen so sehr in Erregung versetzt wie Weihnachten – selbst in unserer gottlosen Welt? Die Gottlosen und Skeptiker machen mit. Gehen Sie mal durch die Fußgängerzone: Die kaufen ja nur, weil sie nichts Besseres wissen.
Wir Christen schweigen oft. Doch die Menschen sind innerlich berührt und spüren: Weihnachten muss etwas ganz, ganz Besonderes sein. Angela Merkel ist eine tolle Kanzlerin, aber was sie mit Programmen zur Ankurbelung der Wirtschaft bewirkt, ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem, was das Christfest anstößt. Ganze Industriezweige profitieren davon – das kann man gar nicht in Worte fassen.
Schauen Sie mal, was dahintersteht: Es gelingt der Christenheit nie, alle Menschen – auch die Gottlosen und Kirchenfernen – so anzusprechen wie durch die alte Weihnachtsbotschaft. Da spotten manche Christen und sagen: „Ja, da kommen sie halt in die Kirche.“ Aber stellen Sie sich vor, da kommen viele gottferne Menschen zu den Gottesdiensten.
Jetzt müssen wir ihnen sagen, worum es wirklich geht: Was der Grund aller Freude ist, was der Inhalt ist, was sich lohnt. Dabei wollen wir nichts schlecht machen. Es macht sich nie gut, wenn wir Leute kritisieren oder ihnen sagen, sie sehen komisch aus. Wir wollen sie auch nicht tadeln und sagen, so wie sie Weihnachten feiern, sei alles Mist.
Stattdessen wollen wir zeigen, wo die entscheidende Freude liegt, was das Wichtigste an der Freude ist. Wenn wir das schaffen, können sie zum Beispiel ihrer Nachbarin ein kleines Blumenstöckchen schenken – und dabei sagen: „Wissen Sie, Jesus ist bei Ihnen.“
Da müssen wir das Wort Jesus in den Mund nehmen und es einem Menschen zusprechen – einem Kranken, einem Gelähmten. Denn der ganze Inhalt der großen Freude, die die Hirten verkündet haben, ist: Der Heiland ist geboren.
Die meisten Menschen denken, das sei nur eine Geschichte. Aber nein, es ist wirklich so. Das habe ich in meinem Leben schon vielfach erlebt. Das dürfen Sie wissen, gerade in den Nöten, die Sie bedrücken.
Ich halte es für das größte Versagen der Christenheit, dass sie es nicht schafft, an das anzuknüpfen, was da ist. In unserer Gemeinde haben wir eingeführt, schon am Vorabend des ersten Advents einen großen Adventsabend zu feiern. Und selbst die kirchenfernen Leute kommen, weil sie gerne bei den Christen lernen wollen, wie Advent gefeiert wird.
Es gibt ja nirgendwo auf der Welt das Adventsfeiern so wie in Deutschland. Der Adventskranz ist ja relativ jung. Es geht aber nicht um die Formen, sondern darum, dass wir sagen: Da ist ein Inhalt drin. Und dann entdecken wir, dass wir lange warten auf den kommenden, verheißenden Gottessohn, den Messias, Jesus.
Die Sehnsucht nach dem Heiland in der Welt
Ich war kürzlich mit einem Geschäftsmann aus Jerusalem zusammen, einem Juden. Er sagte zu mir: „Wenn du irgendwo hinkommst, sag allen Christen, dass sie nicht nur für den Frieden Jerusalems beten sollen. Sonst würden sie das Wichtigste versäumen. Das Problem der Juden ist, dass über neunzig Prozent gottlos sind. Es gibt nur etwa fünftausend Juden, die Jesus kennen. Betet nie für Israel, ohne zu bitten: Herr, tu ihnen die Augen auf, damit sie Jesus erkennen.“
Das war Schmuls Madja, der größte Tourismusmanager in Israel, der jährlich 40.000 Touristen durch Israel führt – ein jesusgläubiger Jude. Aber ich möchte genauso beten: Herr, tu doch auch den Menschen in Karlsruhe die Augen auf! Dabei sollten wir nicht alles schlechtreden oder schimpfen, weil die Leute alles falsch machen. Das bringt nichts, sondern wir müssen in diesen Tagen den Mund aufmachen und allen erzählen, wie es wirklich ist.
In der Dritten Welt gibt es, Gott sei Dank, keine Weihnachtsgeschenke. Wissen Sie das? Und das ist gut so. Ich möchte auch gar nicht, dass man jetzt Päckchen in die Dritte Welt schickt. Dort ist Weihnachten der größte Evangelisationstag. Christen gehen auf die Plätze, singen ihre Lieder und predigen: Jesus ist da. Das ist für uns wichtig, dass wir das erkennen.
Jetzt ist es eigentlich erschütternd: Die Juden hatten es doch in der gesamten Geschichte schon in den herrlichen Adventsverheißungen. Sie kennen doch den alten Adventskalender von Larding, bei dem an jedem Fenster eine Adventsverheißung aus dem Alten Bund steht. Das hat mir als Kind schon sehr gefallen. Deshalb möchte ich jetzt eine Adventsverheißung nehmen, die ganz zurückreicht bis zum Jakob.
Man sagt zu Recht, die Adventsverheißungen beginnen schon in 1. Mose 3. Ich will das jetzt gar nicht auslegen, aber das können Sie anderswo noch hören. Heute sind wir bei Jakob, einer Adventserwartung auf den kommenden Heiler. Dabei geht es nie um Gefühle, Formen oder Zeremonien. Es ist schlimm, dass in unseren Gemeinden heute oft gedacht wird, neue Methoden und Formen würden Leben bringen. Das Leben kommt aber durch Jesus, durch die Erkenntnis von Jesus.
Wenn wir verkünden, freuen wir uns darüber. Sie sehen, da vorne liegen die Bücher – das ist schön, dass es Bücher gibt. Deshalb wollen meine Frau und ich an Weihnachten etwas an die Leute weitergeben: ein paar Beispiele, Bibelworte, Liedverse, die den Menschen wieder sagen, worum es an Weihnachten geht. Das Entscheidende ist: Fröhliche Weihnachten! Ja, das ist angebrochen und da.
Schauen wir mal, was Jakob über das Kommen von Jesus sagt. Wenn Jakob damals gewusst hätte, was wir heute wissen, sage ich mal salopp, er wäre ausgeflippt: Der Heiland ist wirklich geboren, es gibt Versöhnung für die Schuld. Er konnte das damals nur aus der Ferne ahnen. Wir dürfen uns noch einmal zurückversetzen, wie groß die Sehnsucht der Völker bis zu den Propheten war: Wann kommt er denn endlich?
Es ist so schön, dass wir jetzt diese Zeit haben, um die Adventserwartung noch einmal lebendig werden zu lassen. Jakob war zu seiner Zeit in Ägypten. Ägypten ist ein Land großer Kultur, Touristen reisen hin, fotografieren die Pyramiden von Gizeh oder gehen nach Luxor. Was Jakob in Ägypten an Kultur sah, war deprimierend. Ägypten hatte nur eine Kultur des Todes. Die Pyramiden, die größten Bauwerke, sind letztlich nur Grabsteine. Es gab keine Hoffnung über den Tod hinaus.
Jakob war ein geistlich gereifter Mann und ließ sich nicht von den Schätzen dieser Welt blenden. Es wäre gut, wenn auch wir so gereift wären und uns nicht vom Luxus und Glanz dieser Welt blenden ließen. Eine Todeskultur wie die unserer Welt hat keine Hoffnung. Es kann doch nicht wahr sein, dass heute gesagt wird, wir müssten mehr einkaufen, nur damit die Wirtschaft lebt. Das ist doch nicht mein Lebenszweck.
Liebe Leute, was ist denn unsere Kultur, in der wir leben? Abraham und Jakob haben alles gesehen. Wenn Sie Vers 18 anschauen, richten sie sich sterbend noch einmal auf und sagen mit letzter Kraft: „Herr, ich warte auf dein Heil.“ Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitchristen, seid stolz darauf, dass wir Christen noch die einzigen sind, die in dieser Welt eine Botschaft haben. Die Welt hat doch gar keine Botschaft, keine Hoffnung, keine Zukunft!
Heute steht in der Zeitung ein kleiner Artikel über einen Mann, der einer der angesehensten Leute an der New Yorker Börse war. Er hat 50 Milliarden verzockt, ohne dass es jemand bemerkt hat. Ich rede von Milliarden, ich weiß nicht mehr, was eine Million ist, ich hatte das noch nie im Geldbeutel, aber 50 Milliarden – das wundert einen gar nicht mehr.
Und dann geht es ganz einfach: Der Heiland Jesus ist da. Das sieht Jakob im Sterben und sagt: „Herr, ich warte auf dein Heil.“ Auf welches Heil wartet er? Er hat die hoffnungslose Welt gesehen. Jakob tat mir immer leid. Wissen Sie, was die Hoffnungslosigkeit der Welt ist? Es sind nicht nur Kriege und Unrecht, sondern ganz persönliches Leid.
Ich glaube, jeder Mensch empfindet es am bedrängendsten bei dem Unrecht, das ihm geschieht. So hat Jakob Leid erfahren. Er hat ein Mädchen liebgewonnen. Mein Schwiegervater hat das, als ich meine Frau kennenlernte, immer gern zitiert: vom alten Laban. Meine Frau war die Jüngste von vier Schwestern und die Erste, die geheiratet hat. Laban sagte, es sei nicht fair, dass die Jüngere vor der Älteren weggegeben wird. Erst in der Hochzeitsnacht merkte er, dass er die Falsche geheiratet hatte.
Er nahm das Tuch weg, und statt der netten Rachel, die er liebte, kam die blöde Lea zum Vorschein. Er war betrogen worden. Jeder, der den Betrug dieser Welt erlebt, empfindet das als furchtbar. Mir bricht das Herz, wenn ich einen Handwerker treffe, der insolvent wird, weil ein Kunde nicht bezahlt hat. Ich leide mit, wenn Menschen Unrecht erfahren.
Ich leide mit, wenn Paare sich trennen, weil einer untreu ist. Das ist furchtbar, da hat man vertraut und gehofft, und dann bricht alles auseinander. Diese Welt in ihrer ganzen furchtbaren Not hat Jakob erlebt. Aber dann wendet sich der Spiegel zu ihm selbst. Er war ja auch einer, der seinen Bruder auf übelste Weise ausgetrickst hat.
Liebe Schwestern und Brüder, es ist schlimm, wenn wir die Übel der Welt beurteilen und sagen: „Ich bin ja genau so einer.“ Es gibt keine böse Sache, zu der wir nicht fähig sind. Im Heidelberger Katechismus heißt es: Wir sind von Natur geneigt, Gott zu hassen. Jakob konnte nicht mehr sagen: „Man muss es nur wollen, dann wird alles besser.“ Er wusste: „Ich bin ein verlorener Mensch.“
Wie beschämt war er, als Esau ihm später entgegenkam und ihm nicht gerecht wurde. Aber Jakob wusste in dieser Welt: Wann wird es neu werden? Wann wird etwas kommen? Wenn der Held kommt, der eine Held! Oben in der Bibliothek habe ich extra nachgeschaut, wie die Juden das übersetzen. Martin Buber hat eine gute Übersetzung der fünf Bücher Mose gemacht. Er war ein großer orthodoxer Jude und Philosoph.
Er übersetzt es ein bisschen anders und sagt: „Bis der kommt, dem es zusteht, dem die Völker botmäßig sind, der alle Völker der Welt unter seiner Herrschaft vereint.“ Und „dem es zusteht“ schreibt er mit großen Buchstaben. Die Juden wissen, was vom Messias zu erwarten ist. Sie ahnen, dass die ganze Offenbarung Gottes immer war: Es kommt einer.
Manche sagen, das war doch David. Aber mit David hat erst die Herrschaft angefangen. Wenn Sie den Zusammenhang lesen, wissen Sie, dass David schon auf den kommenden Messias, Heiland und Retter schaut. Er ist der Einzige, der Hoffnung gibt in dieser Welt. Andere Hoffnung gibt es nicht.
Deshalb ist es so wichtig: Wir können in diesen Adventstagen zu den Entmutigten, Enttäuschten und Traurigen gehen und ihnen sagen: Jesus ist da! Der Heiland ist gekommen, der Messias. Davon hat Jakob nur geahnt und sich gesehnt. Wir dürfen es ihnen sagen – die größte Botschaft.
Sie merken, dazu brauchen Sie keine langen Worte. Sagen Sie es mit Ihren eigenen Worten, und plötzlich erleben Sie, dass das Wort Gottes kräftig ist, durchdringt und tröstet. Das sagen uns auch die Menschen, wenn wir mit ihnen am Grab sind: Es gibt keinen Trost wie den einen, den Jesus Trost.
In all den Betrügereien der Welt und Enttäuschungen über die eigene Sünde hilft nur der Heiland Jesus, der gekommen ist – der Held, von dem Jakob spricht, die große Sehnsucht.
Es ist vielleicht ein Fimmel von mir, lassen Sie es, wie Sie wollen, aber ich behaupte: Wir haben den größten Schatz in unseren Advents- und Weihnachtsliedern, wo das so wunderbar ausgedrückt wird. Behalten Sie das, denn Ihr ganzer Glaube lebt davon.
Ich war gestern in einer Gemeinschaftsstunde der Altpietisten. Dort haben wir den Lobgesang der Maria gesungen. Der ist auch alt, aber schöner kann man es kaum sagen. Wie Maria trotz aller Probleme den Herrn in einem Lob besingt, wie wunderbar er alles macht – das ist der Grund unserer Advents- und Weihnachtsfreude.
Meine Frau und ich schenken uns schon lange nichts mehr. Wenn wir etwas brauchen, kaufen wir es miteinander. Wir brauchen keine Überraschungen. Aber wir freuen uns, dass wir den Heiland haben. Das ist die Freude der Christen, von der wir leben.
Dann kommen die Lichter, wir dürfen sie aufstecken und Adventssterne aufhängen. Aber das Herrliche daran ist, dass sie ihren Grund und ihre Mitte im Heiland haben.
Die Bedeutung des Messiasnamens Schilo und die Hoffnung auf den Friedensfürsten
Da kommt gerade das schöne Lied „Es war ein Mann“, das von einem liberalen Christen handelt, der zu Christus überhaupt keine Beziehung hatte. Der berühmte Menschenfreund Albert Schweitzer, der im Elsass geboren ist und dann zum Ogowe-Fluss nach Gabun ging, wo er in Lambarene sein Hospital gründete, hat gesagt: Es ist ganz schwierig, das Evangelium für Afrikaner zu übersetzen. Aber eins versteht jeder Afrikaner: „Ich lag in schweren Banden, du kommst und machst mich los. Ich stand in Spott und Schand, und du kommst und machst mich groß.“
Wer einmal diesen Okkultismus erlebt hat – den Fetischglauben, den Aberglauben an Dämonen – und das Wissen, dass Jesus die Macht hat, diese finstere Welt zu besiegen, hat es gemerkt. Selbst Albert Schweitzer, der nicht einmal an Jesus glaubte, hat das erkannt. Wie viel mehr müssen wir es weiter sagen!
Ich liebe so ein Lied. Wir haben es heute nicht singen können, weil es nicht in den Liederbüchern enthalten ist. Es hat einen etwas ungewöhnlichen Anfang, aber es ist gar nicht so dumm von Paul Gerhardt:
„Warum willst du draußen stehen, du Gesegneter des Herrn,
dass Christus einkehren will?“
Dann sagt Paul Gerhardt: In der Welt ist alles nichtig, nichts hat Kraft. Habe ich Hoheit, die ist flüchtig. Habe ich Ehre oder Macht, habe ich Reichtum – was ist das mehr als ein Stückchen arme Erde?
Wie geht es weiter? „Habe ich Lust, was ist sie mehr? Was ist das, was mich heute erfreut, das mich morgen nicht bereut?“
Was ist das, was mich heute erfreut, das mich morgen nicht bereut?
Aller Trost und alle Freude ruht in dir, Herr Jesu Christ!
Kann man es besser sagen? So konzentrieren wir uns wieder auf die Botschaft. Die Leute der Welt fangen wir nicht ein, indem wir mit ihnen belanglos reden. Wir müssen ihnen wieder sagen, was Sache ist. In wenigen Worten sagen: Das ist es! Und diesen musst du suchen. Du musst bloß den Namen Jesus anrufen, dann wirst du seine Kraft erfahren.
Der Held kommt. Es ist gut, dass uns Jakob auf diesen Held aufmerksam macht, der kommt, der auf dem Weg ist.
Wir machen ein bisschen weiter: Was ist denn mit dem Wort „Schilo“? Sie haben schon gemerkt, dass die Übersetzer das wissen. Kein Mensch weiß genau, was „Schilo“ bedeutet. Es gab einen originellen Prediger, vielleicht den originellsten von allen, der Spörcken, der gesagt hat: Wahrscheinlich hat Jakob ein eigenes Wort dafür erfunden. So wie Verliebte für ihren Schatz manchmal Kosenamen haben, hat Jakob „Schilo“ gesagt.
Welche Idee! Aber es ist tatsächlich richtig, was unser Bruder Eppler gesagt hat, zum Beispiel zum Begriff „Ruhepringer“. Das hängt ja mit „Schalom“ zusammen. Im Hebräischen zählen nämlich nur die Konsonanten, nicht die Vokale. Darum haben wir die Buchstaben ein bisschen verändert. Man muss oft nur einen Buchstaben ändern, und schon ergeben sich ganz verschiedene Bedeutungen. Das hat viele Bibelausleger immer dazu gereizt, das zu erforschen.
Ich finde, es ist gut, wenn Dinge in der Bibel nicht ganz klar gesagt sind. Dann brauchen wir es auch nicht besser zu wissen, als es in der Bibel steht. Aber Gott hat in seiner Offenbarung den nachfolgenden Generationen das Geheimnis enthüllt.
Paulus sagt: Das Geheimnis, das von Anfang der Welt verborgen war, ist jetzt offenbart. Und ich darf es weitersagen. Er sagt, dass auch die Heiden daran teilhaben werden. Auf jeden Fall: Der, der kommt, ist der Messias. Messias heißt ja „der Gesalbte“, der Gottgesandte. Dieser Gottgesandte ist die große Erfüllung aller Sehnsüchte.
Es gibt in dieser Welt keine Hoffnung, die den Menschen nicht enttäuschen müsste, muss man immer bedenken. Was haben die Leute gehofft? In China dachte man, der Kommunismus würde Gerechtigkeit für alle bringen. Heute ist die ganze Generation der Chinesen enttäuscht.
In Stuttgart gibt es eine chinesische Gemeinde von Studenten. Es gibt 1,4 Millionen Studenten an der Universität. Es bekehren sich fortlaufend Chinesen, weil sie ein so leeres Herz haben. Und wir sind ja blind, wir kümmern uns kaum um diese Studenten. Aber die chinesischen Gläubigen gehen ihren Mitstudenten nach und sagen: Da ist so eine Not drin, diese enttäuschte junge Generation, die vom Kommunismus betrogen wurde.
Natürlich haben unzählige Leute bei uns an die Naziparolen geglaubt und meinten, mit dem deutschen Wesen für die Welt genesen zu können. Aber diesen enttäuschten Menschen muss die große Hoffnung gebracht werden, die nicht enttäuscht. Dass der Held komme, der Held, der Verheißene.
Das Bild des Löwen von Judah und die Offenbarung des Siegers
Jetzt lesen wir noch einmal den Vers davor: Judah ist ein junger Löwe, du bist hochgekommen, mein Sohn vom Raube. Wie ein Löwe hat er sich hingestrickt, wie eine Löwin sich gelagert – wer will ihn aufstören?
Einige von ihnen waren schon in Jerusalem und haben die Schagallfenster gesehen. Der Schagall hat sie gemalt. In der Klinikapelle sind diese Fenster zu finden, und auch das Fenster mit Judah und dem Löwen stammt von ihm.
Der Löwe ist der König der Wüste. In Israel hat er jedoch eine ganz besondere Bedeutung. In Jerusalem gibt es das Löwentor. Der jüdische Generalstab hatte der Armee verboten, die Eroberung Jerusalems durch das Löwentor vorzunehmen. Dort standen die Araber besonders dicht. Dennoch ging die Armee im Ungehorsam durch das Löwentor.
Für Juden ist der Löwe aus Judah das höchste Symbol. Erinnern Sie sich an die Offenbarung, Kapitel 5? Johannes steht dort vor einem Buch, das nicht geöffnet wird – das Buch mit den sieben Siegeln. Dann kommt die Stimme: „Es hat überwunden der Löwe aus Judah.“
Wer ist der Löwe aus Judah? Die Erfüllung des Löwen aus Judah ist Jesus. Die Bilder sind für uns oft schwer zu deuten, doch die Juden leben stärker mit solchen Bildern. Johannes dreht sich um und weint, weil das Buch nicht geöffnet werden kann. Doch es hat überwunden – der Löwe ist Jude. So sieht er das geschlachtete Lamm.
Jesus ist der Löwe, der Sieger, und zugleich das Lamm, das für unsere Sünden geschlachtet ist. Wunderbar, wie die biblischen Bilder hier ineinander übergehen. So dürfen wir erkennen, dass der, auf den wir warten, der Heiland der Welt ist, der die Weltsünde wegträgt.
Wir können keine Schuld besänftigen. Das werden Sie im Leben merken, besonders wenn Sie älter werden. Dann könnten Sie sich nachträglich ohrfeigen über alle törichten Fehler und Dummheiten. Warum habe ich mir in meinem Leben so viel selbst kaputtgemacht? Schuld lässt sich nicht wiedergutmachen. Nur Jesus kann Schuld total heilen und wegschaffen, sodass niemand sie mehr vorholt.
Ich hoffe, Sie fahren in diesen Tagen mit dem Wissen nach Hause, dass alles erlassen und vergeben ist. Und es wird auch am jüngsten Tag nie mehr zur Sprache kommen. Ich bin befreit, weil der Heiland Jesus für mich gestorben ist. Das ist die Erwartung, die wir an Weihnachten haben.
Ganz schlimm ist es, wenn wir nur von einem Baby in der Krippe hören. Manchmal höre ich Verkehrsnachrichten im Radio, und da war einmal ein Wort zum Tag von einem Pfarrer aus Karlsruhe. Er erzählte, dass ein Kind in der Straßenbahn an seinen Fußbeinen hing und ihn so lieb anschaute. Das sei ja schön, sagte er, und das sei Weihnachten.
Ich freue mich auch über Kinder, die mich lieb anschauen – ich habe 23 Enkel. Aber das ist nicht Weihnachten. Weihnachten ist das Lamm, das geschlachtet ist. Sagen Sie den Menschen: Es gibt eine Verschönerung für alle Schuld, egal wie groß oder schlimm sie ist.
Vor 14 Tagen im Bibelkreis in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim sagte ein Mann, ein Mörder: „Ach, das können die Menschen gar nicht verstehen mit Jesus. Wir haben doch ganz anders gelebt – viele Frauen, viel Geld, das ist doch Leben.“ Neben mir saß ein junger Moslem, der nicht wusste, warum er dort war. Zum ersten Mal sagte er nachher, die Begleiter hätten es zum anderen gesagt: „Hör auf! Die wissen alle, dass das nichts ist. Frauen sind nicht das Leben, Geld ist nicht das Leben.“
Seitdem sagt auch einer im Gefängnis: „Wenn wir Jesus kennen, wissen wir, was Leben ist.“ Wenn wir diese große Hoffnung ergreifen und Zeugen davon werden, dass er gekommen ist – der Heiland der Welt, der sich zu uns herniederbeugt und die Sünden wegträgt, der Löwe aus Judah, der aber so schwach und verborgen kommt.
Stoßen Sie sich nicht daran, dass die Welt über Jesus spottet und lästert! Natürlich herrscht Menschenhochmut, doch am Ende sehnen sie sich nach dem Heiland, nach der Liebe. Und das ist der Sieg des Lammes, des geschlachteten Lammes.
Der Friedensbringer in einer turbulenten Welt
Aber wir dürfen ruhig noch ein bisschen weitermachen. Die verschiedenen Bedeutungen haben alle ihren Sinn: Der Löwe aus Juda, aber auch der Ruhebringer. Das finde ich toll, diese Beschreibung – der Ruhebringer, der Friedensfürst. Er bringt den Frieden ganz anders, als es zum Beispiel die UNO tut.
Wissen Sie, diese Friedenstruppen haben ja oft gar keinen Wert. Und er wird ja gar keinen Frieden bringen – ich will das nicht lächerlich machen. Aber wir sehen, wie wehrlos man ist. Selbst mit Waffen kann man keinen Frieden schaffen, wie man etwa in Afghanistan sieht. Ist das nicht schlimm in dieser Welt? Wie sollen wir denn Frieden bekommen? Es wird keinen Frieden geben, weil das Böse in unserem Herzen wohnt.
An der Weihnachtsgeschichte kann man das so wunderbar zeigen. Direkt hinter Bethlehem gibt es einen ganz spitzen Kegel. Dort hatte Herodes einen seiner schlimmsten Trutzbögen. Dort ist er auch beerdigt, etwa sieben Kilometer hinter Bethlehem – der Kindermörder von Bethlehem, der Tausende von Kindern umgebracht hat. Herodes war einer der Schurken ohne Gleichen in der Weltgeschichte. Und so nah liegt das doch beieinander.
Die ganze Weihnachtsgeschichte ist voll davon, dass auch die Hirten keinen Frieden haben, wegen ihrer sozialen Ungerechtigkeit. Es geht nicht um das Äußere. Aber im Stall von Bethlehem ist der Frieden angebrochen, weil Jesus da ist. Wo Jesus ist, da ist Frieden.
Maria hat diesen Frieden, obwohl sie gleich nach Ägypten fliehen muss. Sie hat den Frieden, weil sie weiß: Gott führt mein Leben. Diesen Frieden ergreift man nur, wenn man ein Ja zu Jesus sagt. Sie sagt: Ich lege mein Lebensschicksal in seine Hand. Das ist der Friedensbringer, der Ruhebringer, der absolute Ruhebringer in einer turbulenten Welt.
Ich finde es ganz wunderbar, dass unser Bruder Dr. Meier Gerber das so schön auch macht mit der Beratung bei Krankheit. Wir alle tragen einen kranken Leib, aber lassen Sie sich nicht von der Krankheit beherrschen. Jesus will doch in den Grenzen Ihrer Kraft Heiland und Retter sein. Und Sie werden es erleben – Sie werden es viel mehr erleben als in gesunden Tagen.
Sie hören das immer wieder aus dem Mund der Kranken und der Trauernden: „So nah habe ich Jesus noch nie erlebt wie dort.“ Die sagen: „Kommt herbei, ihr Armen und Elenden, füllet euch an der Freude eures Glaubens.“ Das erleben nur die, die ganz unten sind, in der Friedlosigkeit der Welt. Aber er ist der Friedensbringer, der Ruhebringer, der mitten in diese Welt kommt und uns beschenkt.
Da können Sie alle Worte einsetzen: der Erbarmer, der Heiland, der Retter, der Tröster. Sie können jedes Wort nehmen, das Sie wollen. Aber das Wort Heiland lieben wir ganz besonders – der zurechtbringt und heilt, der weiß, wie Seele und Körper zum Frieden kommen. Und wir, die wir nur die Durchreisenden sind, auf dem Weg zur vollendeten Gemeinde.
Die weltweite Sehnsucht nach Jesus und die Vollendung der Völker
Aber noch das Letzte, was hier enthalten ist: Die Zeit rennt dahin, und die Völker werden ihm anhangen. Ja, die Völker – ein brodelnder Hexenkessel. Die Völkerwelt beschreibt die Offenbarung als ein tosendes Meer.
Und was haben die Völker? Sie haben nur eine Sehnsucht: Porsche und Mercedes. Je ärmer sie sind, desto größer ist ihre Sehnsucht nach Geld, Reichtum, Macht und Ehre in dieser Welt.
Jetzt vollzieht sich heute etwas ganz Wunderbares: Ein Aufbruch ohnegleichen zu Jesus in der Welt. Ich war vor ein paar Tagen mit Missionaren von der Indianer Pionier Mission, DIPM, zusammen und habe gesehen, was sich dort in der Indianerwelt tut. Dort hat über Jahrhunderte niemand das Evangelium verkündet, so wie bei uns die Zigeuner, die man einfach vergessen hat.
Aber der Zigeuner erlebt auch so eine tolle Erweckung. Von Pakistan über Rumänien, den Balkan bis hinauf in die Pfalz und nach Hamburg sind die Gemeinden überfüllt. Die Völker ahnen, was Jesus ist. Doch wir, die wir die Offenbarung von Jesus am schönsten erlebt haben – von Generationen her in Kunst, Musik, Weihnachtsoratorien, Motetten, Liedern und Predigten – werfen das Jesus-Evangelium weg.
Ich kann Ihnen sagen: In jedem Versammlungssaal, in jeder Freikirche, in jeder Landeskirche – wenn nur Jesus gepredigt würde, bin ich überzeugt, würden die Menschen kommen und suchen, denn sie suchen den Heiland. Es gibt gar keine andere Hoffnung mehr.
Wir wollen es auch wieder dort, wo wir sind, weitertragen. Wir wollen Zeugen sein: Die Völker werden ihm anhangen. Es ist ganz wunderbar, dass Jesus erst wiederkommen kann, wenn die Schar aus allen Nationen und Völkern vollendet ist.
Was die Zahl ist, wissen Sie ja nicht. Zinzendorf meinte, es seien nur jeweils ein paar wenige Vertreter aus jedem Volk. Jetzt sind ja die entferntesten Länder erreicht. Aber wir wissen: Die Vollzahl der Heiden muss erfüllt sein.
Darum liegt ein ganz besonderer Segen auf dieser Weltmission. Natürlich ist das Wichtigste – das hat die Mission immer getan –, dass sie mit allen äußeren Hilfen hilft. Aber das Wichtigste ist die Jesusverkündigung in der Mission. Achten Sie darauf, dass der Name von Jesus unter den Völkern verkündet wird.
Die Sehnsucht ist so groß. Bruder Eppler berichtet über die Karmelmission und die Muslime – das ist wahnsinnig. Sagen wir Indonesien, das größte muslimische Land: Zehntausende auf Java kommen jedes Jahr. Sie verlieren ihren Job, werden aus der Familie ausgestoßen, machen alles mit, und sie sagen: Was uns Jesus bringt, ist viel, viel mehr.
Jakob hat es von ferne geahnt. Noch im Sterben richtet er sich auf und sieht mit Schrecken, wenn Sie sich die Segensworte anschauen, was seine Söhne alles für Unheil anrichten. Da steht geschrieben, ihre Schwerter sind mörderische Waffen.
Auch Israel wollen wir nicht verklären, liebe Freunde. Wir haben ja so viel Liebe zu Israel. Aber das Erschütternde ist, dass Israel, so wie es ist, auch nicht Gottes Offenbarung ist. Sie brauchen den Messias, den Heiland, den Friedefürsten und den Retter.
Wir brauchen ihn am allermeisten – und all die Menschen, mit denen wir zusammenkommen. Ich wünsche nur, dass wir Zeugen dieses Heilands sind.
Es ist gut, wenn wir schon von den Jahrtausenden her sehen, wie groß die Sehnsucht war. Wie viel mehr dürfen wir staunen über das, was wir haben! Die Engel haben es einst gelüstet zu sehen, was uns heute im Evangelium offenbart ist: was wir alles wissen über Jesus, seine Macht, seinen Beistand, seine Größe und sein Heilswerk.
Möge es unser Auftrag sein, das zu verkündigen und selbst in dieser Freude zu leben. Amen!