Einführung in die Bedeutung von Psalmen als Gebete und Lieder
Gebete als Lieder – Fünf besondere Psalmen
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Psalm 84,11. In dieser Woche möchte ich mit euch über fünf unterschiedliche Psalmen sprechen. Diese Psalmen haben eines gemeinsam: Sie sind Gebete. Damit meine ich, es sind vertonte Gebete.
Psalmen sind Lieder. Manchmal wird behauptet, dass Psalmen auch Gebete sind, aber das stimmt so nicht ganz. Psalmen sind Lieder. Und Lieder werden gesungen. Gebete hingegen werden nicht gesungen, sondern gesprochen.
Wenn die Jünger zum Herrn Jesus kommen und ihn bitten: „Herr, lehre uns beten“, wie auch Johannes seine Jünger lehrte, dann antwortet Jesus mit dem Vaterunser und sagt: „Wenn ihr betet, so sprecht.“ Gebete werden gesprochen. Lieder werden gesungen.
Es ist wichtig, dass wir diesen Unterschied im Leben mit Gott erkennen, denn beides ist wichtig: Beten und Singen.
Der Heilige Geist fordert uns auf, viel zu beten, und er fordert uns auch auf, viel zu singen. Deshalb darf man Lieder und Gebete nicht verwechseln. Sonst bleibt ganz leicht eines davon auf der Strecke.
Gebete sind keine Lieder, aber natürlich kann ich ein Gebet nehmen und es in einen Psalm, also in ein Lied, verwandeln.
Bei fünf Psalmen in der Bibel steht explizit, dass sie ein Gebet sind. Diese fünf Psalmen möchte ich mir diese Woche anschauen.
Ich werde aus jedem dieser Psalmen einen Gedanken entnehmen, der mir besonders aufgefallen ist und der für unser eigenes Gebetsleben wichtig werden darf.
Psalm 86: Davids Gebet in der Not
Anfangen möchte ich mit Psalm 86, Vers 1, einem Gebet von David: „Neige, Herr, dein Ohr, erhöre mich, denn ich bin elend und arm.“ Psalm 86 ist ein Gebet, das David gesprochen hat, als es ihm richtig schlecht ging – elend und arm.
Liest man weiter, bittet er Gott um Rettung, Gnade, Freude und darum, dass Gott sein Gebet erhört. David kennt seinen Gott. In Vers 10 lesen wir: „Denn groß bist du und tust Wunder, du bist Gott, du allein.“
Es geht David richtig schlecht. Wir wissen nicht, was er hat, aber er ist am Ende. Nur gut, dass David weiß, wohin mit seinen Sorgen – nämlich zu Gott. „Groß bist du und tust Wunder, du bist Gott, du allein.“
Aber David kennt nicht nur seinen Gott, er kennt auch sein Herz. Deshalb schließt er im Gebet eine doppelte Bitte an. Psalm 86, Vers 11: „Lehre mich, Herr, deinen Weg, ich will wandeln in deiner Wahrheit. Fasse mein Herz zusammen zur Furcht deines Namens.“
Die Bedeutung von Psalm 86, Vers 11 in schwierigen Zeiten
Es sind die schwierigen Zeiten in unserem Leben, die Zeiten, in denen wir am Ende sind und nicht mehr weiterwissen, für die dieser Vers gedacht ist. David kennt seinen Gott, aber er kennt auch die hässliche Tendenz in seinem Innern: dass Angst uns offen macht – für falsche Wege und für ein Verdrehen der Wahrheit.
Dabei ist es umso wichtiger, gerade in brenzligen Situationen auf Gott zu hören. Deshalb spricht David dieses Gebet ganz bewusst und verwandelt es dann in ein Lied: „Lehre mich, Herr, deinen Weg.“ Es ist wirklich wichtig, dass wir das beten: Lehre mich deinen Weg.
Wenn die Not kommt und ich unter Druck Entscheidungen treffen muss, passiert es leicht, dass mir der leichtere Weg als der richtige erscheint. Dann habe ich Gottes Wahrheit nicht mehr vor Augen, sondern meine eigenen falschen Gedanken werden plötzlich zur Wahrheit.
Deshalb muss ich beten, um nicht auf meine Gefühle oder innere Eindrücke zu hören. Ich darf auch nicht auf Lösungen hereinfallen, die mir die Gesellschaft oder der Zeitgeist anbieten. Dabei kann die Stimme in mir, die mich dazu verführen will, das Falsche zu tun, sich als Stimme der Vernunft, des gesunden Menschenverstandes oder der Meinung der Mehrheit tarnen. Aber Vorsicht! Es ist trotzdem nichts anderes als die Stimme der Dummheit und des Unglaubens.
David ist schlau. Er weiß um diese Gefahr, und deshalb gibt es Psalm 86,11: „Lehre mich, Herr, deinen Weg.“ Wenn ich am Ende bin und wie David bete: „Bewahre mein Leben, rette deinen Knecht, sei mir gnädig, höre mein Gebet“, dann muss ich genau in diesem Moment auch beten: Lehre mich, Herr, deinen Weg. Ich will wandeln in deiner Wahrheit.
Gott selbst muss mir helfen. Er muss mich belehren und mir seine Wahrheit zeigen.
Der innere Wandel und die Furcht Gottes als Schutz
Schauen wir uns den zweiten Teil dieses Verses noch einmal genauer an: „Fasse mein Herz zusammen zur Furcht deines Namens.“ Was ist damit gemeint?
Im Alten Testament steht das Herz für unser Denken und Wollen. Es geht also darum, dass mein Denken zusammengefasst und fokussiert wird. Worauf? Natürlich auf Gott.
Wir können uns das gut vorstellen: Wenn das Leben richtig schwierig wird, stehen wir in der Gefahr, alles Mögliche zu fürchten. Vielleicht haben wir Angst davor, was Menschen über uns sagen könnten, also Angst um unsere Reputation. Oder wir fürchten uns davor, was sie uns antun könnten. Vielleicht fürchten wir auch, welche Auswirkungen unsere Entscheidungen auf unsere Familie haben. In solchen Momenten, die uns überfordern, kann man vor ganz vielem Angst bekommen.
Diese Angst ist mächtig und manipulativ. Sie vernebelt uns den Blick für Gottes Weg und Gottes Wahrheit. Aber genau das darf nicht sein. Denn es ist sein Weg und seine Wahrheit, die ich brauche – gerade dann, wenn ich im Chaos versinke. Gerade dann darf ich mich nicht irren.
Deshalb betet David: „Fasse mein Herz zusammen zur Furcht deines Namens.“ Der Name ist in der Bibel ein Synonym für die Person. Ich kann den Vers also auch so lesen: Herr, fokussiere meine Gedanken darauf, dich zu fürchten.
Wichtig ist: Es ist nicht schlimm, Gott zu fürchten. Das ist einfach nur vernünftig. Gott ist mein Vater, der es gut mit mir meint. Deshalb ist es klug, auf ihn zu hören und vor ihm Respekt zu haben. Er will mich leiten, aber er ist auch bereit, mich zu strafen, wenn ich vom Weg abkomme und ungehorsam lebe.
Wenn ich Gott genug fürchte, um auf seine Gebote zu hören, dann ist das für mich das Beste – einfach immer. Wenn wir schon etwas fürchten, dann am besten Gott.
Lasst uns als Kinder Gottes immer so leben, dass wir ihn nicht enttäuschen. Und damit wir das nicht tun, beten wir am besten mit David: „Fasse mein Herz zusammen zur Furcht deines Namens.“
Abschluss und praktische Anregungen zum Gebet mit Psalm 86
Gebete, die zu Liedern wurden – heute Psalm 86
Mir ging es um Vers 11, ein Gebetsanliegen, das wir uns merken müssen, weil wir es mitten im Chaos immer wieder brauchen werden.
Psalm 86, Vers 11:
Lehre mich, Herr, deinen Weg; ich will wandeln in deiner Wahrheit. Fasse mein Herz zusammen zur Furcht deines Namens.
Was könntest du jetzt tun? Lies Psalm 86 in Ruhe durch. Denke und fühle dich in Davids Situation hinein und lerne Vers 11 auswendig.
Das war's für heute?
Ich setze mich gern am Sonntagabend hin und schreibe mir auf, womit Gott mich in der zurückliegenden Woche gesegnet hat. Wäre das vielleicht auch etwas für dich?
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.