Einführung und Anlass zur Ergänzung
Gott wird Mensch
Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 148
Gericht ist nicht gleich Gericht.
Manchmal liest man eine alte Episode, denkt noch einmal darüber nach und wünscht sich, man hätte genauer formuliert. Dann treibt einen dieser Wunsch so lange um, bis man sich hinsetzt und eine ergänzende Episode aufnimmt. So ist es heute.
Deshalb möchte ich noch einmal zurückkehren zu Episode 148 und damit zu Johannes 5,24.
Unterschiedliche Bedeutungen von „Gericht“ im Neuen Testament
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tod ins Leben übergegangen.
Wenn hier steht, dass wir nicht ins Gericht kommen, bedeutet das nicht, dass Gott uns nicht auch einmal nach unseren Werken richten wird. Das Wort „Gericht“ (griechisch Krisis) kann nämlich auf mindestens zwei Arten übersetzt werden.
Man könnte damit die Gerichtsverhandlung meinen oder auch das Urteil, das gesprochen wird. Es wäre also möglich, den Satz so zu übersetzen: „Und kommt nicht in eine Gerichtsverhandlung?“ genauso wie: „Und kommt nicht unter ein Verdammungsurteil.“
Früher dachte ich, dass beides wahr wäre. Heute sehe ich das etwas anders und lege den Schwerpunkt auf die Übersetzung „Urteil“ beziehungsweise „Verdammungsurteil“.
Ich glaube also, dass wir als Christen kein Verdammungsurteil zu fürchten haben, aber sehr wohl noch einmal von Gott für unsere Taten gerichtet werden.
Gottes Gericht über alle Menschen
Warum denke ich so? Erstens gibt es Stellen, die davon sprechen, dass Gott jeden Menschen einmal nach seinen Werken richten wird.
So heißt es zum Beispiel in 1. Petrus 1,17: „Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht.“
Oder im Prediger 12,13-14: „Das Endergebnis des Ganzen lasst uns hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote, denn das soll jeder Mensch tun. Denn Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in ein Gericht über alles Verborgene bringen.“
Gott spricht also davon, dass alle Menschen – Christen wie Nichtchristen – auf ein Gericht zusteuern.
Petrus benutzt dieses Wissen als Begründung für ein gottesfürchtiges Leben, und auch für Salomo ist das Wissen um Gottes Gericht die Grundlage für ein Leben nach den Geboten Gottes.
Der Schreiber des Hebräerbriefes formuliert es lapidar in Hebräer 9,27: „Und wie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“
Merkt ihr, Gottes Gericht ist etwas, auf das jeder Mensch zusteuert, egal ob Christ oder Nichtchrist. Das ist mein erster Punkt.
Das Gericht für Christen: Ein Urteil nach Werken
Ein weiterer Grund, warum ich die Übersetzung "Verdammungsurteil" für besser halte als "Gericht", liegt darin, dass uns Letzteres meiner Meinung nach zu schnell an einen Prozess denken lässt.
Ein zweiter Grund findet sich in den Texten, die ganz klar davon sprechen, dass Gott uns als Christen richten wird.
Schauen wir uns dazu die wohl bekanntesten drei Texte an.
Das Gericht vor dem Richterstuhl Christi
2. Korinther 5,9-10: Deshalb setzen wir auch unsere Ehre darein, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein. Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfängt, was er durch den Leib vollbracht hat – dementsprechend, was er getan hat, sei es Gutes oder Böses.
Hier wird deutlich, dass wir als Christen einmal vor dem Richterstuhl Christi gerichtet werden. Gericht ist, wie ich schon öfter gesagt habe, immer nach Werken. Das, was wir in diesem Leben durch den Leib getan haben, sei es Gutes oder Böses, wird von dem Herrn Jesus gerichtet werden.
Es ist deshalb auch für Christen wirklich wichtig, dass sie das Gute tun.
Das Gericht im Umgang unter Christen
Römer 14,10: Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.
Im Zusammenhang geht es hier um den Umgang unter Geschwistern in der Gemeinde. Christen mit einem schwachen, das heißt engen Gewissen, treffen auf solche mit einem starken, das heißt weiten Gewissen.
Dabei geht es darum, dass wir in der Gemeinde liebevoll miteinander umgehen. Es gibt Dinge, die keine Sünde sind, sondern von Christen einfach nur unterschiedlich bewertet werden.
Im Hinblick auf solche Dinge gilt es, einander nicht zu richten und nicht zu verachten. Warum? Weil wir alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen werden.
Das ist der Grund, warum wir heute liebevoll in der Gemeinde miteinander umgehen sollen. Und
Das Gericht über das Werk in der Gemeinde
Eine letzte Stelle, die besonders eindrücklich ist: Paulus beschreibt zuerst seinen eigenen Dienst in Korinth. Der Apostel hat als Baumeister ein Fundament gelegt. Er hat den Korinthern das Evangelium von Jesus Christus gebracht. Die Korinther müssen nun auf diesem Grund bauen (1. Korinther 3,12-13).
Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu oder Stroh baut, wird das Werk eines jeden offenbar werden. Denn der Tag wird es klar machen, weil er im Feuer offenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer erweisen. Feuer ist hier ein Bild für das Gericht.
Paulus spricht davon, dass die Verantwortlichen in der Gemeinde auf das Fundament, das er gelegt hat, eine Gemeinde bauen. Er betont, dass ihr Werk von Gott im Feuer, das heißt im Gericht, geprüft werden wird. Es ist Gott also wichtig, was wir zum Gelingen und Fortschritt unserer Gemeinde beitragen. Er prüft unser Werk, ob es Gold, Silber oder kostbare Steine sind – oder nur Holz, Heu und Stroh (1. Korinther 3,14-15).
Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, wird er Lohn empfangen. Wenn jemandes Werk verbrennen wird, wird er Schaden leiden. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.
Wer gut mit an der Gemeinde baut – also Dinge, die im Gericht Bestand haben, symbolisch gesprochen Gold, Silber oder kostbare Steine – wird Lohn empfangen. Wer das nicht tut, wird Schaden leiden, was auch immer das genau bedeutet. Aber das ist wichtig: Er selbst wird gerettet werden, wenn auch so wie durchs Feuer.
Er wird also auf ein Leben zurückblicken, dessen Ergebnisse in der Ewigkeit nicht von Bedeutung sind. Wie Holz, Heu und Stroh ist sein Lebenswerk im Gericht Gottes verbrannt. Trotzdem wird er selbst als Person gerettet werden.
Zusammenfassung und praktische Anwendung
Fassen wir zusammen: Wir kommen vor ein Gericht, in dem unsere Werke von Gott beurteilt werden. Dabei erhalten wir entweder Lohn für unsere guten Werke oder erleiden Schaden für das, was wir versäumt haben. Dieses Gericht, das unsere Werke beurteilt und als Richterstuhl Christi oder Richterstuhl Gottes bezeichnet wird, betrifft jedoch nicht unsere Errettung. Unsere Errettung ist und bleibt allein durch den Glauben.
Da für mich inzwischen klar ist, dass wir in einen Gerichtsprozess kommen, Jesus aber in Johannes 5 davon spricht, dass wir nicht ins Gericht kommen, möchte ich eine wichtige sprachliche Unterscheidung treffen. Das griechische Wort, das dort verwendet wird, ist „Krisis“. Ich übersetze es hier mit „Verdammungsurteil“, so wie es auch in einer modernen Bibelübersetzung der Fall ist.
Johannes 5,24 lautet: „Ich versichere euch: Wer meine Botschaft hört und an Gott glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Er wird nicht für seine Sünden verurteilt werden, sondern ist bereits den Schritt vom Tod ins Leben gegangen.“
Was kannst du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wie Gott dein gegenwärtiges Leben als Christ beurteilen würde. Was von all dem, was du tust, hat Ewigkeitswert?
Das war’s für heute. Wenn du es noch nicht getan hast, abonniere doch meinen YouTube-Kanal. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.