Einführung in die Begegnung mit Pharao
Der Chefbuch hat mich gebeten, heute Abend zum Thema aus 2. Mose 5 den Text vorzulesen.
Danach gingen Mose und Aaron zum Pharao und sagten: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, damit sie in der Wüste ein Fest für mich feiern können.“
Der Pharao antwortete ihnen: „Wer ist der Herr, dass ich auf seine Stimme hören und Israel ziehen lassen sollte? Ich kenne den Herrn nicht und werde Israel auch nicht ziehen lassen.“
Sie erwiderten: „Der Gott der Hebräer ist uns begegnet. Lass uns doch drei Tage weit in die Wüste reisen, um dem Herrn, unserem Gott, Opfer darzubringen. Sonst könnte er uns mit Pest oder Schwert schlagen.“
Der König von Ägypten entgegnete: „Wozu, Mose und Aaron, wollt ihr das Volk von seinen Arbeiten abhalten? Geht an eure Lastarbeiten!“
Weiter sagte der Pharao: „Siehe, das Volk des Landes ist jetzt schon zahlreich, und ihr wollt sie von ihren Lastarbeiten abhalten?“
Die Verschärfung der Arbeit und die Reaktion des Volkes
Der Pharao befahl am gleichen Tag den Antreibern des Volkes und seinen Aufsehern: „Ihr sollt dem Volk nicht mehr wie bisher Häcksel zur Anfertigung der Ziegel liefern. Sie sollen selbst hingehen und sich Häcksel sammeln.
Aber ihr sollt ihnen dieselbe Anzahl Ziegel auferlegen, die sie bisher angefertigt haben. Ihr sollt nichts daran kürzen, denn sie sind faul. Darum schreien sie: ‚Wir wollen hinziehen, wir wollen unserem Gott opfern.‘ Die Arbeit soll schwer auf den Männern lasten, damit sie daran zu schaffen haben und nicht auf trügerische Reden achten.“
Da gingen die Antreiber des Volkes und seine Aufseher hinaus, redeten zum Volk und sagten: „So spricht der Pharao: Ich gebe euch kein Häcksel mehr. Geht selbst hin, holt euch Häcksel, wo ihr es findet! Doch von eurer Arbeit wird nichts gekürzt.“
Darauf zerstreute sich das Volk im ganzen Land Ägypten, um Stroh und Stoppeln für Häcksel zu sammeln. Und…
Die Klage der Aufseher und die Anklage gegen Mose und Aaron
Die Antreiber drängten sie und sagten: „Vollendet eure Arbeiten, die Tagesleistung, an ihrem Tag wie früher, als noch Häcksel da war.“
Dazu wurden die Aufseher der Söhne Israels und die Antreiber des Pharao über sie gesetzt. Diese wurden geschlagen und man sagte zu ihnen: „Warum habt ihr weder gestern noch heute euer Maß an Ziegeln erfüllt wie bisher?“
Daraufhin gingen die Aufseher der Söhne Israels hinein und schrien zum Pharao: „Warum verfährst du so mit deinen Knechten? Häcksel wird doch von deinen Knechten nicht gegeben, und doch sagt man zu uns: ‚Stellt Ziegel her!‘ Siehe, deine Knechte werden geschlagen und dein Volk wird schuldig.“
Der Pharao antwortete: „Faulenzer seid ihr, Faulenzer! Darum sagt ihr: ‚Wir wollen hinziehen, wir wollen dem Herrn opfern.‘ Aber jetzt geht und arbeitet. Häcksel wird euch nicht gegeben, aber die bestimmte Anzahl Ziegel sollt ihr abliefern.“
Da sahen sich die Aufseher der Söhne Israels in einer üblen Lage, weil man sagte: „Ihr sollt nichts an euren Ziegeln kürzen, die Tagesleistung an ihrem Tag.“
Mose und Aarons Begegnung mit den Aufsehern und Mose klagt bei Gott
Als sie nun von Pharao herauskamen, trafen sie Mose und Aaron, die ihnen entgegentraten. Sie sagten zu ihnen: „Der Herr sehe auf euch und halte Gericht darüber, dass ihr unseren Geruch beim Pharao und bei seinen Hofbeamten stinkend gemacht habt, indem ihr ihnen das Schwert in die Hand gegeben habt, uns umzubringen.“
Da wandte sich Mose an den Herrn und sagte: „Herr, warum hast du so übel an deinem Volk gehandelt? Wozu hast du mich denn gesandt? Seitdem ich nämlich zum Pharao hineingegangen bin, um in deinem Namen zu reden, hat er an diesem Volk übel gehandelt, aber errettet hast du dein Volk keineswegs.“
Der Herr jedoch sprach zu Mose: „Nun sollst du sehen, was ich dem Pharao antun werde, denn durch eine starke Hand gezwungen wird er sie ziehen lassen, ja, durch eine starke Hand gezwungen wird er aus seinem Land hinausjagen bis hierher.“
Das ist ganz großartig. Ihre Bibelstunde – das finde ich ganz toll. Das Kennzeichen einer lebenden Gemeinde ist immer die Bibelstunde. Im Gottesdienst wird heute viel Unterhaltung geboten, aber in der Bibelstunde sind wir am Kern dran, weil das Bibelwort die Verheißung hat, weil es vom Heiligen Geist getrieben ist. Das verändert, das schafft, das wirkt. Deshalb finde ich es ganz wunderbar.
Jetzt haben wir aber ein Thema, es ist ein unangenehmes Thema. Normalerweise sprechen wir nicht darüber: über unser Scheitern! Wissen Sie, dass Christen auch oft scheitern? Gemeinden scheitern, Missionswerke scheitern, Missionsaktionen scheitern, gläubige Leute erleben Misserfolg. Das können Sie in der Apostelgeschichte nachlesen, das können Sie in der ganzen Bibel nachlesen.
Viele Menschen sind schweren Erlebnissen oft nicht gewachsen. Manche werden bitter, manche hören auf ihrem Glaubensweg auf und sind resigniert. Andere jubeln sich in hohen Stimmungen hoch und sagen, alles ist wunderbar, ganz toll – aber das stimmt gar nicht.
Was wollen Sie denn einer Mutter sagen, die Kinder erzogen hat, die alle weg vom Herrn gelaufen sind und andere böse Wege gehen? Und sie haben auch in ihrem Leben Enttäuschungen erlebt. Es gibt doch keinen Verkündiger, der nicht sagt, es komme nicht an, was ich tue. Da bin ich so froh, dass in der Bibel immer von Menschen berichtet wird, die gescheitert sind.
Mose war der Genialste überhaupt im ganzen Alten Testament, ein ganz großer Mann, Vorläufer von Jesus, ein Typ von Jesus, erfüllt später noch einmal. Aber interessant: Wir machen ja in den Krisen unseres Lebens gerne den Versuch, noch einmal unsere Herkunft zu erklären. Das ist ja heute in der Psychologie wichtig: Was ist mein Leben? Wer bin ich eigentlich? Und dann suchen wir, was sind die Schäden, die ich in meiner Kindheit bekommen habe, was habe ich an negativen Einflüssen von meinen Eltern mitbekommen, und was war in meiner Jugend schiefgelaufen?
Bei Mose ist alles schiefgelaufen, was man sich nur denken kann. Er wurde in einem Sklavendorf geboren, schon bei der Geburt war er ein unerwünschtes Kind, sollte ja getötet werden durch die Mutter. Die Jochebed war eine geniale Frau, die hat dieses Kind einfach versteckt. Das ist ja ein mutiger Akt, den nur Frauen tun können. Und dann muss sie dieses Kind hergeben – das Allerschwerste, wenn einem Kind die Mutterliebe fehlt. Psychologen würden sagen, da weiß man alles, warum es bei Mose von seiner Jugend her nicht stimmen kann.
Wenn man solche Liebe der Mutter entbehren muss und dann wird er adoptiert – das ist normalerweise auch ein Schock. Ich habe viele Kinder erlebt, die adoptiert wurden und später im Leben immer sagen: Wer bin ich eigentlich? Und dann suchen sie ihren Vater und sind ganz verzweifelt, wenn sie ihn nicht finden können, weil sie gar nicht wissen, wer ihr Vater ist.
Nun kann man sagen, Mose hatte Glück. Er hatte eine ganz, ganz tolle Umgebung, wurde von der Tochter Pharaos adoptiert, denn Luxus und die Macht des Hofes Pharaos kann man ja nicht übersetzen. Das ganze ägyptische Leben gipfelte im Prunk Pharaos. Stephanus hat in seiner Verteidigungsrede gesagt, sonst wissen wir das gar nicht, dass Mose alle Künste der Ägypter gelernt hat. Er hat in allen Fächern studiert: in der Eisenverhütung, in der Architektur, in der Diplomatie, im Jura – überall war er gebildet. Er war ein ganz großes Genie, hat das alles gehabt, also ein kometenhafter Aufstieg.
Jetzt würde man sagen: Ganz toll! Und dann entdeckt er plötzlich, dass das alles nichts ist. Er will die Schmach des Volkes Gottes tragen. Es ist ja für uns ganz wichtig als Jünger Jesu, dass wir merken: Mit der Welt ist das nicht unser Stück. Auch wenn wir erfolgreich sind in der Welt, dient das nicht dem Weg Jesu. Die Gemeinde Jesu wird einen anderen Weg geführt – einen armen und verachteten Weg.
Das ist eine ganz große Gefährdung. Das sehen wir an unseren Tagen, wo die Christenheit sich verbündet mit der Welt und sich an die Welt anpasst. Die Bibel nennt das Hurerei. Wenn man sich mit dem Denken der Welt vermischt, erkennt Mose: Nein, ich möchte einen anderen Weg gehen.
Dann setzt er sich ein für sein unterdrücktes Volk, für sein unterdrücktes Volk Israel, und er schlägt diesen KZ-Wächter tot, der einen seiner Mitbrüder so schindet. Aber darüber gerät er in Verruf, denn Gott will nicht, dass wir mit unseren fleischlichen Mitteln für ihn Siege erringen. Gott hat andere Wege.
Das ist ganz deutlich auch im Alten Testament: Die Faust, die Rache und die Gewalt sind nicht der Weg Gottes. Und dann bleibt ihm nur ein Weg, und das ist das Scheitern. Er flieht nur noch weg und wird ein Viehhirte in der Wüste Midian.
Da müssen Sie wissen: Für Sie ist das Hirtenbild etwas Schönes. In der Bibel steht, dass für die Ägypter ein Viehhirte das Allerschlimmste war, die unterste Stufe des Menschseins. Und Mose wird so gedemütigt. Das sage ich Ihnen, damit Sie mit Ihren Niederlagen fertig werden.
So fängt die Geschichte dieses ganz großen Mose an, der Führer des Volkes Israel wurde. Es ist ganz wichtig, dass unsere natürlichen Eigenschaften eben nicht wichtig sind. Es ist ein Irrweg, wenn wir immer wieder fragen: Was sind deine Gaben? Gott begabt doch die Unbegabten und die Gescheiterten.
Immer war das so: Was nichts ist vor der Welt, das hat Gott erwählt. Darum hat er uns erwählt – was verachtet ist vor der Welt, nicht die Großen. Er braucht nicht die Klugen. Es ist eine ganz große Versuchung, dass wir auch in der Gemeinde Jesu immer meinen, wir müssten von der Welt her irgendjemanden holen, der Eindruck macht und Ansehen hat in der Welt, und dann könnten wir in der Welt auftreten.
Nein, Gott geht ganz andere Wege.
Dann spricht Gott in das Leben Moses hinein, eines völlig gescheiterten Menschen, der ganz allein ist, der niemand hat, der am Horeb steht, am Berg Sinai, mit seinen Schafen. Und Gott redet mit ihm: „Ich bin.“
Das ist wunderbar, wenn man zum Glauben kommt. Ich weiß: Der Herr ist da, und der Herr hat einen Plan für mich. Er kennt meine Schwäche, mein Versagen, meine Ohnmacht. Das ist ja für uns, jetzt für die Älteren rede ich – ich bin ja auch im Uralter –, dass man das einfach merkt: Da hat Gott noch was vor mit einem Leben. Das ist ja interessant.
Was hat Gott mit dir vor? Herr, ich will hören auf deine Stimme. Das Allerwichtigste ist nicht, wie groß deine Kraft ist und wie groß dein Vermögen ist, sondern: Herr, was willst du mit meinem Leben? Jeden Tag neu fragen: Ich stelle mich dir zur Verfügung.
Und dann dieses herrliche Wort: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Und dann sagt Gott: „Ich will durch dich reden.“ Mose sagt: „Nein, es geht nicht. Wie soll ich für Gott eine Stimme sein?“ So wie Sie sagen: Ich kann das doch nicht.
Ich möchte Ihnen ja immer wieder Mut machen mit Ihren ungelenkten Worten. Sagen Sie nicht irgendwo: Ich drücke mich. Sondern das Zeugnis, das Sie von Gott weitergeben, ist das allerwirksamste.
Wissen Sie das? Ganz schlecht, wo Sie reden, beim Alten in der Schlange oder irgendwo mit jemandem und ihm ein Zeugnis des lebendigen Gottes geben – ganz wunderbar. Das wird gesegnet.
Mose sagt: „Ich habe einen Sprachfehler, ich kann doch gar nicht reden.“ Also sogar noch eine körperliche Behinderung. Und Gott macht das zu seiner Methode, dass er die Unbegabten begabt, die Unbrauchbaren tüchtig macht.
Das ist ganz wichtig, das ist Ihre Lebensgeschichte. Darum ist der Lebenslauf des Moses so wichtig.
Ich kann immer nur bitten: Hören Sie auf die Stimme! Fangen Sie nie einen Tag an, ohne zu sagen: Herr, jetzt will ich dein Wort aufschlagen und hören, was du in meinem Leben machen willst.
Und wenn Sie im Alter zurückblicken müssen, dann sagen Sie: Das war eigentlich wunderbar, wie oft habe ich in meinem Leben das erlebt.
„Ich werde sein, der ich sein werde“, sagt der lebendige Gott. Er war da.
Er hatte ganz unerwartet jetzt auch zwei Operationen. Eine war verunglückt und musste dann noch einmal wiederholt werden. In diesen Stunden, fast der größte Schreck, als ich morgens aufwachte und alles voller Blut war und die Wunde aufgebrochen war.
Der Herr hat alles in seiner Hand. Sie können es gar nicht größer sagen. Mein ganzes Leben ist doch nur dieses Warten: Herr, was willst du mit meinem Leben machen? Ich bin gespannt, was du machst und was du tust.
Wir haben vorhin dieses Lied gesungen, und ich wollte doch noch ein Wort dazu sagen. Es war so schön, unsere Klavierspielerin hat es ausgesucht. Wissen Sie, ich finde den Text immer so toll.
Und jetzt muss ich anknüpfen: Ich wusste es ja nicht, was ich Ihnen am Sonntag erzählt habe von Johannes Gosner, einem katholischen Priester, der die Gosner-Mission begründet hat. Das ganze Volk der Kohls in Indien geht auf Johannes Gosner zurück.
Der war drüben Prediger in dieser Bethlehemskapelle, wo man nur dieses Stahlrohrgerüst wiederhergestellt hat, gleich von uns aus gesehen links hinter dem Checkpoint Charlie, wo die Mauer stand. Wir haben noch den Boden eingelassen und das Eisengerüst drüber gebaut.
Dort war früher der Pastor Jenecke, der hat die ersten Missionare ausgesandt. Die jungen Leute sagten: „Ich habe doch keinen Abiturnachweis.“ Im Blauen Anton. Das waren die großen Missionsboten. Jenecke war ein großer Evangelist in Berlin.
Aber Gustav Knack war der Nachfolger von Gosner, von Johannes Gosner, diesem katholischen Priester, der extra evangelisch wurde und dort gewirkt hat. Gustav Knack war ein pommerscher Erwecker.
Das Lied „Lass mich gehen, lass mich gehen, dass ich Jesus möchte sehen“ ist ein Gustav-Knack-Lied. In Bublitz hatten sie Missionsfest, und da war ein junger Gutsverwalter mit zwanzig Jahren aus einem alten Adelsgeschlecht, ein Freund vom späteren Kaiser Friedrich.
Der hat dort Guts verwaltet, in Bublitz, Pommern, wo Gustav Knack gewirkt hat. Da hat er gerade noch mitbekommen: Die Ernte ist krumm, es gibt wenige Arbeiter. Es war Friedrich von Bodelschwing.
Er hat den Ruf in die Mission bekommen. Gustav Knack ist dann an die Bethlehemskapelle gegangen, an diesem Mann, und er hat dort die Lieder herausgegeben. Er hat uns dieses herrliche Lied geschenkt. Er hat auch andere ermutigt, die Julia von Hausmann ihr wunderbares Lied auch in die Öffentlichkeit weiterzugeben.
Und das ist ja interessant: Sie haben von dem alles wahrscheinlich wenig gehört, aber Gott hat seine Spuren gemacht. Das ist doch toll, wie Gott im Leben eines Menschen seine Spuren macht, wie die Lieder auf einmal weitergehen und uns noch etwas bedeuten.
Mose hat jetzt die Aufgabe gesehen, das Volk Israel aus dieser ganzen schrecklichen Gefangenschaft herauszuführen. Er will das Volk dorthin führen, wo Gott es vorgesehen hat: ins Land Kanaan.
Dort ist die ganze Zwangsherrschaft der Ägypter. Wie soll das gehen, dass er das Volk befreit?
Dann geht er zu Pharao. Eigentlich hätte er ja sagen können: Ich kann das, ich kenne mich dort aus, ich bin dort aufgewachsen, ich habe Diplomatie studiert, ich weiß, wie man bei Hof reden muss.
Interessant: Alles gescheitert. Das denken wir immer wieder, das sei der Weg, wie Gott arbeitet.
Herr Pharao will doch nicht!
Es ist ja ganz interessant: Manche beschäftigen sich immer mit der Verstockung des Pharao. Wissen Sie, dass das ein bewusstes Stück der Kultur Ägyptens war? Sie haben sich ja auch immer ganz bewusst geweigert.
Da steht in den Totenbüchern Ägyptens, das haben die Ägyptenforscher herausgebracht, dass man dort seine Schuld geleugnet hat.
Pharao macht das ganz bewusst. Er hat nicht Gott etwas getan, sondern lässt ihn nur in seiner Gottlosigkeit weiterleben.
Aber Mose erreicht gar nichts. Die Bedrückung wird nur noch schlimmer.
Sehen Sie vor sich: Sie machen einen Auftrag für Gott, und am Ende sehen Sie, es war ein Misserfolg. Es wird alles nur noch schlimmer.
Das Tollste war, dass die Brüder von Mose, seine Glaubensbrüder, die Israeliten, sagen: Mose, geh du bitte nie mehr zu Pharao. Alle können es, aber du kannst es nicht.
Wissen Sie, wie das ist in der Gemeinde, wenn alle sich abkehren und sagen: Du bist der Versager, lass du bitte die Finger davon und mach du bitte nimmer weiter.
Und Mose sagt: Aber du, Herr, hast doch mich geheißen.
Das finde ich so toll, wenn Sie eine Bibel haben, dass Sie noch einmal aufschlagen in Kapitel 5: „Herr, warum tust du so übel an mir?“ So dürfen Sie mit Gott reden.
„Herr, warum tust du so übel mit mir?“ Im menschlichen Verständnis begreifen wir das überhaupt nicht.
Warum lässt uns Gott scheitern? Ich bin doch in deinem Namen losgezogen.
Wissen Sie, ich habe in meinem Leben auch in Dingen sehr viele Niederlagen erlebt, gescheitert, Misserfolg. Herr, warum ist das denn gut?
Luther hat in der alten Bibel das Psalmwort übersetzt, Sie kennen es auch an dem Wortlaut: „Wenn du mich demütigst, machst du mich groß.“
Unsere Stärke, unser Stolz ist Gott immer weg.
Der Berliner Heinrich Heine hat ja gesagt: „Demut sei eine Hundetugend.“
Demut ist ein Wort, das nur Christen kennen. Sie können drüben im Bundestag nicht existieren mit Demut. Da kommen sie nicht weit.
Sie müssen der Welt sagen: Ich bin jemand. In allem wirtschaftlichen Leben, überall müssen Sie auftreten.
Einzelpunkt ist, wo Sie demütig sein können.
Jesus war von Herzen demütig, der Gottessohn vor dem heiligen Gott, der der Wirkende und der Tätige sein will.
Darum ist es ganz wichtig, dass Sie die Niederlagen Ihres Lebens nicht in Bitterkeit ertränken, sondern sagen: Herr, ich danke dir, auch wenn du mich demütigst, denn du machst mich groß.
Es ist ganz wunderbar, dass ich erst in der Demut, im Zerbrechen meines Stolzes, merken kann, der Herr will etwas aus meinem Leben machen.
Sehen Sie, in unseren Tagen bedauere ich immer wieder, dass wir so wenig biblische Seelsorge unter uns üben.
Das können wirklich Seelenärzte nicht leisten, dass wir Menschen, die zusammengebrochen sind unter der Not ihres Lebens, helfen sollen: „Jetzt will Gott an deinem Leben etwas ganz Besonderes wirken.“
Ich habe in meinem Leben Situationen gehabt, wo ich wirklich sagte: Ich glaube nicht mehr, dass ich von Gott geführt werde.
Wissen Sie, was ich heute sage? Das waren Segenswege.
Wir haben oft den Blick gar nicht. Sie haben das gar nicht verstanden. Sie haben gedacht, das sind Sackgassen.
Wenn der Herr Ihr Leben führt, können Sie auch Momente und Tiefen durchstehen, von kranken Zeiten so, das sind auch Dinge, wo Ihnen alles weggenommen wird, wo Sie beruflich plötzlich nicht mehr weitersehen, wo Sie gemobbt werden, wo Schwierigkeiten kommen.
Aber dort will der Herr seine Kraft entfalten und ganz besonders mit Ihnen reden.
Sie dürfen zu Gott sagen: „Warum tust du so übel mit mir?“ Und er wird Ihnen sagen: „Ich werde es tun.“
Dann heißt es im Kapitel 6: Durch eine starke Hand wird Pharao gezwungen sein, das Volk Israel ziehen zu lassen.
Das war überhaupt undenkbar. Wie soll das geschehen?
Gott will durch uns Dinge tun, die wir gar nie machen können.
Keiner von uns kann einen anderen zum Glauben führen. Wie wollen Sie das machen? Sie können reden wie ein Weltmeister. Das kann Sie nicht.
Aber Gott will es tun, und er will Sie dazu gebrauchen.
Und das ist immer nicht richtig, wenn Sie so tun und sagen: Ich kann das nicht, das kann niemand.
Keine Corrie ten Boom hat es gekonnt, und kein Billy Graham hat es gekonnt. Der Herr tut es.
Diesen Blick des Glaubens ist immer ein Wunder Gottes.
Und der Bau der Gemeinde – ach, ich kann das gar nicht mehr hören, wenn man heute so viel von Gemeindebau redet.
Der Herr baut Gemeinde. „Ich will meine Gemeinde bauen“ – es braucht immer wieder dieses Warten: „Herr, wir warten auf dein Tun, jetzt komm du.“
Und wir sind am Ende, wir wissen nicht immer, wie es weitergehen soll.
Das sind auch die Augenblicke, wo wir ganz intensiv anfangen zu beten, so wie Mose da vor dem Herrn steht, und wo seine Glaubensbrüder ihm sagen: „Mose, du bist der Versager, du bist eine Niete.“
Sehen Sie mal vor sich: Ein Apostel Paulus hat gesagt: „Ich will mich am allerliebsten meiner Schwachheit rühmen.“ Sie haben ein ganz anderes Bild von Paulus.
„Ich will mich am allermeisten meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft von Christus in mir wirksam wird.“
Darum macht Gott seine Leute oft ganz, ganz schwach.
Ich war ja über vierzig Jahre in der Gemeinde und habe immer entdeckt, die größten Segnungen haben wir durch die Schwerleidenden empfangen, wo wir oft an die Krankenbetten hingetreten sind und nicht wussten, was wir tun sollen und wie wir trösten sollten.
Dann haben uns die Kranken die großen Worte der Kraft und Macht unseres Herrn Jesus gezeigt.
Das ist auch immer wieder eine Geschichte der Christenheit gewesen.
Deshalb hat am Sonntag jemand gesagt: Ich müsste mit Ihnen mal eine Führung durch Berlin machen.
Das ist interessant: Es war ja nicht am Kaiserschloss, wo die großen Erweckungen waren, sondern drüben an der Wilhelmstraße mit dem Baron von Schlümbach – Aufbruch des Zivils.
Irgendwo ist das alles passiert, die großen Aufbrüche.
Ganz schlichte Gestalt war es: Eberhard von Rotkirch, der vom Siebenjährigen Krieg damals zurückkam. Er wollte Förster werden.
Dann hat er ein Bein verloren und war so zerbrochen: „Ich bin Krüppel, und so kann ich doch Gott nicht dienen.“
Er wurde in die Innenverwaltung der Forsterei versetzt.
Es gab in Berlin keinen solchen Seelsorger unter jungen Menschen wie Eberhard von Rotkirch.
Man hat davon gesagt, eine Villa in der Straße drüben, im Hause Sieverdem, nach zwei Sätzen war er im seelsorgerlichen Gespräch mit jungen Menschen, weil er so tief zerbrochen war.
Das müssen Sie einmal lernen, dass das bei Gott Methode hat, wie er seine Leute aufbaut und wie er sie führt.
Durch diese schweren Erfahrungen, dass man überhaupt mitleiden und mitempfinden kann mit dem, was die Menschen bewegt.
Ich will es tun.
Und das ist das Allerwichtigste auch in Ihrer Gemeinde: dass Sie die Kraft des lebendigen Gottes erfahren.
Was sind denn all unsere Worte, die wir tun, wenn Gott nicht zu Ihnen redet, der Herr?
Und das ist das Allerwunderbarste.
Dann sagt Gott dort im Kapitel 6: „Ich bin erschienen Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott.“
Ist Mose das bewusst, was das heißt, der allmächtige Gott, der Gott, der alles allein in seiner Macht hat?
Was war denn Abraham? Ein Nomade.
Was war denn Jakob? Ein sehr komplizierter Mensch mit seinen Tricksereien. Es war ja nicht gut, wie er seinen Vater belogen hat und alles, was im Leben Jakobs drin war.
Aber Gott hat sich in diesem Leben dieses Jakobs so wunderbar verherrlicht und sagt Mose: „Du, ich bin immer der gewesen, der im Leben so wie mit den Vätern bei Abraham, bei Isaak und bei Jakob als der allmächtige Gott gewirkt habe.“
Aber mit meinem Namen Herr habe ich mich noch nicht offenbart.
Ein ganz wunderbares Wort: Herr!
Wissen Sie, dass dieses Wort Herr das schönste Wort ist, das wir zu Jesus sagen können?
Es kommt sechstausendmal im Alten Testament vor: der gebietende Herr, der die Macht hat, dem alles untertan ist, der unser schwaches, versagendes, schmutziges Leben füllen will.
Deshalb ist jede Stunde unseres Lebens kostbar und wertvoll.
Dann sagt Gott noch einmal: „Jetzt will ich dich senden.“
Warum hat Mose so tiefes Durchmischen durch dieses Scheitern?
Zunächst war er am Sinai gestanden, barfuß wie ein Viehhirte – das war unwürdig.
Dann sagt Gott: „Ich bin in deinem Leben der Wirker.“
Und dann noch einmal die Schmach derer, die ihn verraten haben.
Dann hat Gott gesagt: „Ich will reden.“
Und das ist das Größte, was Gott zu uns sagt und zuspricht: „Ich will mit dir sein.“
Sie dürfen das erfahren, auch in den ganzen dunklen Lebenswegen, in den finsteren Tälern, durch die Sie gehen, in den Enttäuschungen.
Sie dürfen das erleben in der Gemeinde, die Offenbarungen unseres Herrn, der mächtig wirken kann.
Aber entscheidend wichtig ist, dass Sie den Ruf Gottes hören, der immer ganz persönlich ist.
„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Darum will Gott sein Volk herausführen aus Ägypten.
Gott braucht nicht die Künste am Hofe Pharaos, Gott braucht nicht die Macht der Kriegsheere.
Die Gemeinde Jesu ist immer anders gebaut worden.
Ganz anders waren jetzt wieder gepackt – wir haben ja durch den schönen Aufenthalt, den wir hier genießen dürfen, in dieser wunderbaren Gastwohnung, das benutzt im Geschichtsmuseum.
Wir sind dort wieder stehen geblieben, wie die Salzburger vertrieben wurden.
Zwanzigtausend sind nach Preußen gegangen, vertrieben.
Dann steht der Spruch unten drunter: Alles aufgegeben – Höfe, Besitz, Äcker, Vieh – alles aufgeben.
Aber als die Reichen und Gesegneten Gottes nichts gehabt, als der Soldatenkönig sie hier empfangen hat, was haben sie vorausgetragen? Die Bibel.
Dass es geheim ist, der Bibel, dass Gott durch sein Wort redet.
Diesen Schatz haben wir, und jeder von uns erlebt, dass wenn er in der Bibel liest, wie Gott redet, das ist mehr als alle Schätze dieser Welt, die wir haben können.
Diesen Schatz hatte Mose noch gar nicht. Er hatte ja da erst ein bisschen Erfahrung mit der Gottesbegegnung gehabt.
Aber wie Gott ihn dann hindurchgeführt hat und wie Gott ihm das gezeigt hat, als er die ganzen Plagen über Ägypten geschickt hat, dass er der Wirkende ist.
Das war ja für die Ägypter ganz wesentlich, dass der Nil Hochwasser bringt und damit die Felder befruchtet.
Das sind die Geheimnisse gewesen und was sie alles an ihrem damaligen Götzenglauben hatten.
Mose kam im Namen des lebendigen Gottes her und hat es gewusst: „Ich habe einen Auftrag und ich habe einen Dienst, den ich tun darf. Im Namen Gottes bin ich gesandt.“
Sie dürfen vor Gott Ihr Herz ausschütten.
Sie finden das überall. Sie finden das bei Elija.
Elija war ein ganz großer Mann, der stand vor dem gottlosen Ahab.
Es war damals ein König in Israel, der die ganzen schrecklichen Gottheiten, die schrecklichen Dianakulte, die später in Ephesus waren, die ganzen schrecklichen Prostitutionskulte Israels eingeführt hat mit seiner Isebel, der phönizischen Kultur.
Elija stand vor Ahab, der ihn auslöschen und töten wollte.
„Der Herr, vor dem ich stehe“, das war sein Motto, und er stand.
Aber als das auf dem Karmel eine Niederlage wurde mit dem Gottesurteil, mit den Baalspriestern, da ist er in die Wüste gerannt und hat gesagt: „Herr, es ist genug, ich will jetzt nicht mehr.“
Aber der Herr hat ihn nicht losgelassen.
Das ist die wunderbare Geschichte: Der Herr lässt keinen los und sucht sie.
Man darf das erfahren, wie er hilft.
Ich habe mal in Nairobi auf einer Reise, wo ich unterwegs war, unsere Mitarbeiter besucht habe.
Wir sind dort in ein Lokal gegangen, das dort ein beliebtes Lokal ist, wo ein Deutscher, der Horstmann genannt wird, die afrikanischen Tiere anbietet, was man da essen kann – Zebras und was weiß ich.
Dann haben Sie mir erzählt, dieser Horstmann, der dieses Lokal hat, kam in ein paar Wochen an unseren Tisch und sagte: „Sie sind aus Stuttgart. Da bin ich in ein paar Wochen zur Krebsoperation.“
Ich bin dann dort ins Hospital gegangen und habe gesagt: „Ich werde Sie besuchen, sagen Sie mir den Termin.“
Man wollte ihm etwas von dem erzählen, was man erlebt, wenn man Jesus kennt, wo man auf ihn vertrauen darf.
„Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
Dann sagte er zu mir, und es war für mich richtig erschütternd: „Wissen Sie, ich bin Polospieler. In Nairobi macht mir das so Spaß, mit dem Pferd den Ball zu treiben. Ich bin kein Loser, ich bin immer ein Sieger.“
Es war für mich ganz schwer, wie ich mich von ihm verabschiedet habe.
Es sind so viele Menschen, die sagen: „Ich bin doch der Sieger, ich mache das schon, ich werde auch mit der Krankheit fertig.“
Wir sind die Loser, wir sind die Verlierer, immer.
Mit unserem kurzen Leben.
Und so etwas Herrliches: Dass wir sagen, du kennst meine Schwäche, und vor dir ist es nicht verborgen, meine Ohnmacht.
Aber ich kenne dich, und du hast mich gerufen.
Ich habe mein Leben dir zur Verfügung gestellt.
Und das, was wir in der Demosi sehen, ist so groß, wie der Herr ihn durchs Schilfmeer führt.
Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.
Ihr werdet die Ägypter nicht mehr sehen, vor denen ihr jetzt Angst habt.
Wissen Sie, dass das Glauben eine ganz wunderbare Erfahrung ist mit Jesus?
Jeden Tag genau, wie er uns hindurchführt, wie wir ihm unsere Sorgen sagen dürfen.
Wie er zusammenbricht unter der Schuld des gottlosen Volkes, als sie das goldene Kalb aufrichteten – furchtbar, das untreue Volk.
„Herr, ich mach das nimmer, ich kann doch das Volk nicht führen, so ein störrisches Volk.“
Dann sagt Gott zu ihm: „Ich werde dich in die Felskluft stellen und werde meine Hand über dich halten. Meine Gnade wird mit dir mitgehen.“
Wo gibt es Größeres?
Ein wunderbarer Blick auf das, was uns Jesus eröffnet hat, dass er bei uns ist und dass wir mit ihm fröhlich ziehen können.
Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht Ihren Blick richten auf die Niederlagen Ihres Glaubens und die schweren Wege, die Sie gehen, sondern Sie aufblicken auf Jesus und sagen: „Danke, Herr Jesus, du hast den Sieg errungen. Keiner wird zu Schanden, welcher Gott hat.“
Er hat ja immer wieder eine Rolle gespielt, dieses Wort, wenn Leute mutlos waren und sagten: „Jetzt geht es doch nicht mehr weiter.“
Als die Neukirchner Mission gegründet wurde in Neukirchen-Flünd, hat der Gründer damals auch gesagt: „Wir schaffen das nicht, finanziell geht das nicht.“
Dann kam sein Freundlicher und sagte: „Streichen wir einfach einen Buchstaben aus dem Alphabet raus.“
Welchen denn?
Das K.
Warum denn?
Dann heißt es eben: „Einer wird zu Schanden, der Gottes hat.“
Nein, da wird uns erst bewusst, eine solche Verheißung: Der, der auf den lebendigen Gott traut, der seine Hoffnung auf Jesus setzt, wird nie enttäuscht.
Es gibt diesen falschen Blick auf unser Können, unser Vermögen.
Das ist ein Irrblick, falsch, verfehlt.
Ein Mose kann doch nichts ausrichten.
Aber was der Herr tut, ist doch so groß.
Ich wollte Ihnen das einfach sagen: Gescheitert und von Gott brauchbar gemacht.
Das ist die Geschichte all der großen Gotteszeugen, die wir in lesenden Biografien finden.
Als Bodelschwing sein erstes Haus gebaut hat – ich habe Ihnen vorher erzählt, wie er eigentlich in die Außenmission wollte, dann in die arbeitenden Gassenkehrer nach Paris ging, bis er dann in die Arbeit geführt wurde an Geisteskranken.
Wissen Sie, was geschehen ist, als er eben das Haus für die Geisteskranken in Bethel gebaut hat?
Die Bielefelder Bevölkerung hat sich empört: „Der holt uns die Blöden und die Kranken nach Bethel!“ und hat das Haus angezündet.
Solche Widerstände haben glaubende Leute zu erleben.
Er stand da, und das Werk war am Zerbrechen.
Aber der Herr hat ihn weitergeführt.
Und das ist so wichtig, dass man Erfahrungen mit Gott macht.
Wer auf ihn sieht, wird aufgerichtet, erquickt und mutig.
Das war der Weg von Mose, wie er zugerüstet wird aus dem Scheitern zu dem, was Gott tut.
Ich möchte Ihnen das immer wieder zusprechen im Blick auf liebe Menschen.
Es ist schön, wenn Sie das im Gebet bewegen, aus der Familie, besonders auch aus der jungen Generation, Ihrer Enkel, wo Sie sagen: „Sie haben nichts abgenommen von dem, was mir wichtig war, aber Gott ist doch noch nicht am Ende.“
Wissen Sie das?
Keiner wird zu Schanden, der deiner hat.
Und das ist so groß, dass wir es bei Mose lernen dürfen: von Gott gebraucht, gesegnet.
Sie werden im Himmel mal Augen machen, welch eine Segensspur des Glaubens aus Ihrem Leben herausging.
Gut, dass Sie es nicht gemerkt haben, sonst wären Sie stolz geworden.
Aber es war nicht Ihr Verdienst, sondern die Gnade Gottes hat es gewirkt aus uns.
Ich habe mich so gefreut, wieder in Ihrer Mitte sein zu dürfen.
Ich will Ihnen einfach dieses Zeugnis mitgeben als eine Ermutigung, dass das Scheitern erst uns die Augen öffnet, dass das bei Gott Methode hat und sein Weg ist, wie er mit uns umgeht.
Wir wollen beten.
Lieber Herr, wir wollen dir danken, dass du Herr bist, wir nicht die Herren sind.
Verzeih uns unseren Hochmut und unseren Stolz, auch unseren frommen Stolz, auch manche Heuchelei.
Wir leiden an unserem Unglauben, an unseren Zweifeln, an unserem Eigensinn.
Aber das ist so groß, dass du eine Heilsgeschichte mit uns vorhast und einen Plan, dass du auch in diesem Berlin, diesem gottlosen Berlin, deine Gemeinde baust.
Wir wollen dir danken für diese Städte, die du über so viele Jahre gesegnet hast.
Wir möchten dich bitten, dass du auch hier weiter wirkst in diese Stadt hinein.
Du bist der, der wirkt und der Menschen zum Glauben führt und der redet und der unbrauchbare und untüchtige Leute zum Dienst brauchbar macht.
Herr, das gibt uns Mut: Keiner wird zu Schanden, der deiner hat.
Und wir beten dich jetzt auch für alle, die krank liegen, die mutlos sind, wenn sie zur Untätigkeit ausgesondert sind.
Aber dass du ihnen das zeigst, dass auch dort noch ein Segenstrom ausgeht, wo wir dich wirken lassen in unserem Leben.
Amen.
Moses Herkunft und frühe Lebensumstände
Aber interessant ist: In den Krisen unseres Lebens versuchen wir oft, unsere Herkunft noch einmal zu erklären. Das ist heute in der Psychologie ein wichtiges Thema. Wir fragen uns: Was ist mein Leben? Wer bin ich eigentlich?
Dabei suchen wir nach den Schäden, die wir in unserer Kindheit erlitten haben. Wir überlegen, welche negativen Einflüsse wir von unseren Eltern mitbekommen haben und was in unserer Jugend schiefgelaufen ist.
Bei Mose ist wirklich alles schiefgelaufen, was man sich nur vorstellen kann. Er wurde im Sklavendorf geboren und war schon bei der Geburt ein unerwünschtes Kind. Seine Mutter sollte ihn töten. Doch Jochebed war eine geniale Frau. Sie hat das Kind einfach versteckt. Das ist eine mutige Tat, die nur Frauen vollbringen können.
Dann musste sie dieses Kind hergeben – das Allerschwerste. Wenn einem Kind die Mutterliebe fehlt, sagen Psychologen, versteht man, warum es bei Mose in seiner Jugend nicht gut laufen konnte. Wenn man auf solche Liebe verzichten muss, ist das ein großer Verlust.
Später wurde Mose adoptiert. Das ist normalerweise auch ein Schock. Ich habe viele Kinder erlebt, die adoptiert wurden und später im Leben immer wieder fragen: Wer bin ich eigentlich? Sie suchen ihren Vater und sind oft ganz verzweifelt, wenn sie ihn nicht finden können. Denn sie wissen gar nicht, wer ihr Vater ist.
Moses Aufwachsen am Hof Pharaos und seine Bildung
Nun kann man sagen, wo sie Glück gehabt hat. Sie hatte eine ganz, ganz tolle Umgebung und wurde von der Tochter Pharaos adoptiert. Denn Luxus und die Macht des Hofes Pharaos kann man kaum übersetzen. Das ganze ägyptische Leben gipfelte im Prunk Pharaos.
Stephanus hat in seiner Verteidigungsrede gesagt – sonst wüssten wir das gar nicht –, dass Mose alle Künste der Ägypter gelernt hat. Er hat in allen Fächern studiert: in der Eisenverhütung, in der Architektur, in der Diplomatie, im Jura. Überall war er gebildet. Er war ein ganz großes Genie und hatte all das Wissen. Es war also ein kometenhafter Aufstieg.
Heute würde man sagen, das sei ganz toll. Doch dann entdeckt Mose plötzlich, dass das alles nichts ist. Er will die Schmach des Volkes Gottes tragen.
Für uns als Jünger Jesu ist es ganz wichtig zu merken, dass die Welt nicht unser Stück ist. Auch wenn wir in der Welt erfolgreich sind, dient das nicht dem Weg Jesu. Die Gemeinde Jesu wird auf einem anderen Weg geführt.
Der Weg des Leidens und Scheiterns bei Mose
Einen armen Weg und einen verachteten Weg zu gehen, ist eine große Gefährdung. Das sehen wir an unseren Tagen, in denen sich die Christenheit mit der Welt verbündet und sich an sie anpasst. Die Bibel nennt das Hurerei.
Wenn man sich mit dem Denken der Welt vermischt, erkennt Mose: Nein, ich möchte einen anderen Weg gehen. Er setzt sich für sein unterdrücktes Volk, Israel, ein. Er schlägt den KZ-Wächter tot, der einen seiner Mitbrüder so schindet.
Doch dafür gerät Mose in Verruf, denn Gott will nicht, dass wir mit unseren fleischlichen Mitteln für ihn Siege erringen. Gott hat andere Wege. Das wird auch im Alten Testament ganz deutlich: Faust, Rache und Gewalt sind nicht der Weg Gottes.
So bleibt Mose nur ein Weg: das Scheitern. Er flieht in die Wüste Midian und wird ein Viehhirte.
Die Demütigung als Hirte und Gottes Erwählung der Schwachen
Und da müssen Sie wissen: Für Sie ist das Hirtenbild etwas Schönes. In der Bibel jedoch war es für die Ägypter das Allerschlimmste, ein Viehhirte zu sein – die unterste Stufe des Menschseins.
Mose wird auf diese Weise gedemütigt. Das sage ich Ihnen, damit Sie mit Ihren Niederlagen besser umgehen können. So beginnt die Geschichte dieses großen Mose, der später zum Führer des Volkes Israel wurde.
Es ist ganz wichtig zu verstehen, dass unsere natürlichen Eigenschaften nicht entscheidend sind. Es ist ein Irrweg, immer wieder zu fragen: Was sind deine Gaben? Gott begabt gerade die Unbegabten und die Gescheiterten. So war es immer: Was vor der Welt nichts ist, das hat Gott erwählt. Darum hat er auch uns erwählt – was vor der Welt verachtet ist, nicht die Großen. Er braucht nicht die Klugen.
Es ist eine große Versuchung, dass wir auch in der Gemeinde Jesus immer meinen, wir müssten von der Welt her jemanden suchen, der Eindruck macht und Ansehen hat, damit wir in der Welt auftreten können. Nein, Gott geht ganz andere Wege.
Gottes Berufung am Horeb und Mose’ Zweifel
Und dann spricht Gott in das Leben von Mose hinein, einem völlig gescheiterten Menschen, der ganz allein ist, der niemanden hat. Mose steht am Horeb, am Berg Sinai, mit seinen Schafen, und Gott redet mit ihm: „Ich bin.“
Das ist wunderbar, wenn man zum Glauben kommt. Man weiß: Der Herr ist da, und der Herr hat einen Plan für mich. Er kennt meine Schwäche, mein Versagen, meine Ohnmacht.
Das ist besonders wichtig für uns Ältere, ich spreche da aus eigener Erfahrung, denn auch im hohen Alter merkt man, dass Gott noch etwas vorhat mit einem Leben. Das ist ja interessant! Was hat Gott mit dir vor? Herr, ich will auf deine Stimme hören. Das ist das Allerwichtigste – nicht, wie groß meine Kraft ist oder wie viel Vermögen ich habe, sondern: Herr, was willst du mit meinem Leben? Jeden Tag neu diese Frage stellen und sich zur Verfügung stellen.
Und dann dieses herrliche Wort: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Gott sagt weiter, dass er durch Mose reden will. Mose antwortet: „Nein, das geht nicht. Wie soll ich für Gott eine Stimme sein, so wie Sie sagen? Ich kann das doch nicht.“
Ich möchte Ihnen immer wieder Mut machen, auch wenn Ihre Worte ungelenk sind. Sagen Sie nicht irgendwo, Sie drücken sich, sondern geben Sie das Zeugnis weiter, das Sie von Gott empfangen haben. Das ist das allerwirksamste Zeugnis. Wissen Sie das? Es ist ganz wertvoll, wenn Sie beim Alten in der Schlange oder irgendwo einem Menschen ein Zeugnis vom lebendigen Gott geben. Das ist ganz wunderbar und wird gesegnet.
Mose sagt, er habe einen Sprachfehler, er könne doch gar nicht reden – also sogar noch eine körperliche Behinderung. Doch Gott macht das zu seiner Methode: Er begabt die Unbegabten und macht die Unbrauchbaren tüchtig.
Das ist ganz wichtig, das ist Ihre Lebensgeschichte. Darum ist der Lebenslauf des Mose so bedeutend.
Die Bedeutung des Glaubens und des täglichen Hörens auf Gott
Ich kann immer nur bitten: Hören Sie auf die Stimme. Fangen Sie nie einen Tag an, ohne zu sagen: Herr, jetzt will ich dein Wort aufschlagen und hören, was du in meinem Leben machen willst.
Und wenn Sie im Alter zurückblicken, müssen Sie sagen: Das war eigentlich wunderbar. Wie oft habe ich in meinem Leben das erlebt. „Ich werde sein, der ich sein werde“, sagt der lebende Gott. Er war da.
Er hatte ganz unerwartet jetzt auch zwei Operationen. Einer war verunglückt und wurde dann noch einmal kompliziert. Deshalb musste die Operation wiederholt werden. In diesen Stunden, die fast die allergrößten waren, hat der Herr alles getimt, wie man heute sagt. Er hat alles in seiner Hand, so wie es auch geht, wohin er es lenkt und was er tut.
Es war ein Schreck, als ich morgens aufwachte und alles voller Blut war. Die Wunde war aufgebrochen. Der Herr hat alles in seiner Hand. Man kann es gar nicht größer sagen.
Mein ganzes Leben ist doch nur dieses Warten: Was willst du mit meinem Leben machen? Ich bin gespannt, was du machst und was du tust.
Die Bedeutung von Liedern und Mission in der Gemeindegeschichte
Wir haben vorhin dieses Lied gesungen, und ich wollte doch noch ein Wort dazu sagen. Es war so schön, unsere Klavierspielerin hat es ausgesucht. Wissen Sie, ich finde den Text immer so toll.
Jetzt muss ich anknüpfen. Ich wusste es ja nicht, als ich Ihnen am Sonntag von Johannes Gosner erzählt habe, einem katholischen Priester, der die Gosner-Mission begründet hat. Das ganze Volk der Kohls in Indien geht auf Johannes Gosner zurück. Er war dort Prediger in der Bethlehemskapelle, wo man nur dieses Stahlrohrgerüst wiederhergestellt hat. Das liegt gleich von uns aus gesehen links hinter dem Checkpoint Charlie, wo die Mauer stand.
Wir haben noch den Boden eingelassen und das Eisengerüst darüber gebaut. Früher war dort Pastor Jenecke, der die ersten Missionare ausgesandt hat. Die jungen Leute sagten damals: „Ich habe doch keinen Abiturabschluss.“ Sie wurden im Blauen Anton ausgesandt. Das waren die großen Missionsboten. Jenecke war ein großer Evangelist in Berlin.
Aber Gustav Gnack war der Nachfolger von Johannes Gosner, diesem katholischen Priester, der extra evangelisch wurde und dort gewirkt hat. Gustav Gnack war ein pommerscher Erwecker. Das Lied „Lass mich gehen, lass mich gehen, dass ich Jesus möchte sehen“ ist ein Lied von Gustav Gnack.
In Bublitz hatten sie ein Missionsfest. Dort war ein junger Gutsverwalter mit zwanzig Jahren aus einem alten Adelsgeschlecht, ein Freund vom späteren Kaiser Friedrich. Er verwaltete das Gut in Bublitz. Dort hat er seinen Gaul angebunden und ist morgens ganz früh aufgestanden, weil er noch zum Missionsfest in Bublitz sein wollte. Das war in Pommern, wo Gustav Gnack gewirkt hat.
Dort hat er gerade noch mitbekommen: „Die Ernte ist krumm, es sind wenige Arbeiter da.“ Es war Friedrich von Bodelschwing, der den Ruf in die Mission bekommen hat. Gustav Gnack ist dann an die Bethlehemskapelle gegangen, an diesen Mann, und hat dort die Lieder herausgegeben. Er hat uns dieses herrliche Lied geschenkt und auch andere ermutigt, wie Julia von Hausmann, ihr wunderbares Lied in die Öffentlichkeit weiterzugeben.
Das ist ja interessant. Sie haben wahrscheinlich wenig von all dem gehört, aber Gott hat seine Spuren hinterlassen. Das ist doch toll, wie Gott im Leben eines Menschen seine Spuren macht, wie die Lieder auf einmal weitergegeben werden und uns noch etwas bedeuten.
Moses Auftrag zur Befreiung Israels und die Herausforderung vor Pharao
Mose hat nun die Aufgabe, das Volk Israel aus der schrecklichen Gefangenschaft zu führen. Er will das Volk dorthin bringen, wo Gott es vorgesehen hat: ins Land Kanaan. Doch dort herrscht die ganze Zwangsherrschaft der Ägypter. Wie soll es gelingen, das Volk zu befreien?
Mose geht zu Pharao. Eigentlich hätte er sagen können: „Ich kann das, ich kenne mich dort aus, ich bin dort aufgewachsen, ich habe Diplomatie studiert, ich weiß, wie man am Hof reden muss.“ Interessanterweise scheitert alles. Wir denken oft, das sei der Weg, wie Gott arbeitet. Aber Pharao will nicht nachgeben.
Es ist interessant: Manche beschäftigen sich immer mit der Verstockung des Pharao. Wussten Sie, dass das ein bewusster Teil der ägyptischen Kultur war? Die Ägypter weigerten sich ganz bewusst, ihre Schuld anzuerkennen. In den ägyptischen Totenbüchern, wie Ägyptenforscher herausgefunden haben, steht, dass man dort seine Schuld leugnete.
Pharao handelt ganz bewusst. Er macht Gott nichts, sondern lässt ihn nur in seiner Gottlosigkeit weiterleben. Doch Mose erreicht nichts, stattdessen wird die Bedrückung nur noch schlimmer.
Stellen Sie sich vor: Sie erfüllen einen Auftrag von Gott, und am Ende sehen Sie, dass es ein Misserfolg war. Es wird alles nur noch schlimmer.
Die Ablehnung durch das Volk und Mose’ Klage an Gott
Und das Tollste war, dass die Brüder von Mose, seine Glaubensbrüder, die Israeliten, zu ihm kommen und sagen: „Mose, geh bitte nie mehr zu Pharao. Alle können es, aber du kannst es nicht.“
Wissen Sie, wie das in der Gemeinde ist, wenn sich alle abwenden und sagen: „Du bist der Versager. Lass bitte die Finger davon und mach bitte nicht weiter.“
Und Mose sagt: „Aber du, Herr, hast mich doch berufen.“ Das finde ich so beeindruckend, wenn sie eine Bibel haben und noch einmal aufschlagen im Kapitel 5, wo es heißt: „Herr, warum tust du mir so übel?“ So dürfen sie mit Gott reden. „Herr, warum tust du mir so übel?“
Im menschlichen Verständnis begreifen wir das überhaupt nicht. Warum lässt uns Gott scheitern? „Ich bin doch in deinem Namen losgezogen.“
Wissen Sie, ich habe in meinem Leben auch sehr viele Niederlagen erlebt, bin gescheitert, hatte Misserfolge. Dann frage ich: „Herr, warum ist das denn gut?“
Die Bedeutung der Demut und das Wirken Gottes in Schwachheit
Luther hat in der alten Bibel das Psalmwort übersetzt: „Wenn du mich demütigst, machst du mich groß.“ Dieses Wort kennen Sie auch aus dem Wortlaut. Unsere Stärke und unser Stolz sind Gott immer ein Dorn im Auge.
Der Berliner Heinrich Heine hat gesagt, Demut sei eine Hundetugend. Demut ist ein Wort, das nur Christen wirklich kennen. Im Bundestag zum Beispiel können sie nicht mit Demut existieren, denn dort kommen sie damit nicht weit. Sie müssen der Welt zeigen, dass sie jemand sind. Im gesamten wirtschaftlichen Leben und überall müssen sie auftreten.
Einzig in bestimmten Situationen können sie demütig sein. Jesus war von Herzen demütig – er war der Gottessohn vor dem heiligen Gott, der der Wirkende und Tätige sein will.
Darum ist es ganz wichtig, dass Sie die Niederlagen Ihres Lebens nicht in Bitterkeit ertränken, sondern sagen: „Herr, ich danke dir, auch wenn du mich demütigst, denn du machst mich groß.“ Es ist ganz wunderbar, dass ich erst in der Demut, im Zerbrechen meines Stolzes, merken kann, dass der Herr etwas aus meinem Leben machen will.
Die Notwendigkeit biblischer Seelsorge und Gottes Führung in Krisen
In unseren Tagen bedauere ich immer wieder, dass wir so wenig biblische Seelsorge unter uns praktizieren. Das können wirklich Seelenärzte nicht leisten – dass wir Menschen, die unter der Not ihres Lebens zusammengebrochen sind, helfen sollen. Gott will an deinem Leben etwas ganz Besonderes wirken.
Ich habe in meinem Leben Situationen erlebt, in denen ich wirklich dachte, ich werde nicht mehr von Gott geführt. Wissen Sie, was ich heute dazu sage? Das waren Segenswege. Oft haben wir den Blick dafür gar nicht. Ihr habt das nicht verstanden. Ihr dachtet, das seien Sackgassen. Aber wenn der Herr dein Leben führt, kannst du auch Momente und Tiefen durchstehen – auch kranke Zeiten. Das sind Situationen, in denen einem alles weggenommen wird, beruflich plötzlich kein Weiterkommen mehr da ist, man gemobbt wird oder Schwierigkeiten kommen. Doch gerade dann will der Herr seine Kraft entfalten und ganz besonders mit dir reden.
Du darfst zu Gott sagen: „Warum tust du mir so übel?“ Und er wird dir antworten: „Ich werde es tun.“ Im Kapitel 6 heißt es, dass Pharao durch eine starke Hand gezwungen wird, das Volk Israel ziehen zu lassen. Das war damals undenkbar. Wie soll das geschehen? Gott will durch uns Dinge tun, die wir niemals selbst vollbringen können. Keiner von uns kann einen anderen zum Glauben führen. Wie willst du das machen? Du kannst reden wie ein Weltmeister, aber das allein reicht nicht. Gott will es tun, und er will dich dazu gebrauchen.
Es ist niemals richtig zu sagen: „Ich kann das nicht.“ Das kann niemand aus eigener Kraft. Weder Corrie ten Boom noch Billy Graham haben es aus eigener Kraft geschafft. Der Herr tut es. Dieser Blick des Glaubens ist immer ein Wunder Gottes.
Und der Bau der Gemeinde – ich kann es kaum noch hören, wie heute so viel vom Gemeindebau geredet wird. Der Herr baut Gemeinde. „Ich will meine Gemeinde bauen“ – das braucht immer wieder das Warten: „Herr, wir warten auf dein Tun. Jetzt komm du!“ Wir sind oft am Ende und wissen nicht, wie es weitergehen soll. Das sind die Augenblicke, in denen wir intensiv anfangen zu beten, so wie Mose vor dem Herrn stand, während seine Glaubensbrüder ihm sagten: „Mose, du bist ein Versager, du bist eine Niete.“
Sehen Sie, ein Apostel Paulus hat gesagt: „Ich will mich am allerliebsten meiner Schwachheit rühmen.“ Sie haben ein ganz anderes Bild von Paulus. Er sagte: „Ich will mich am allermeisten meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft von Christus in mir wirksam wird.“ Darum macht Gott seine Leute oft ganz, ganz schwach.
Ich war über vierzig Jahre in der Gemeinde und habe immer wieder entdeckt: Die größten Segnungen haben wir durch Schwerleidende empfangen. Oft sind wir an Krankenbetten gewesen und wussten nicht, was wir tun oder wie wir trösten sollten. Doch die Kranken haben uns die großen Worte der Kraft und Macht unseres Herrn Jesus gezeigt. Das ist immer wieder eine Geschichte der Christenheit gewesen.
Deshalb hat am Sonntag jemand gesagt, er müsste mit mir mal eine Führung durch Berlin machen. Das ist interessant. Die großen Erweckungen fanden nicht am Kaiserschloss statt, sondern drüben an der Wilhelmstraße, mit dem Baron von Schlümbach – dem Aufbruch des Zivils.
Irgendwo ist das alles passiert, die großen Aufbrüche? Ganz schlichte Gestalten waren es, wie Eberhard von Rotkirch, der vom Siebenjährigen Krieg zurückkam. Er wollte Förster werden, verlor aber ein Bein und war so zerbrochen, dass er dachte: „Ich bin ein Krüppel und kann Gott doch nicht dienen.“ Er wurde in die Innenverwaltung der Forsterei versetzt.
In Berlin gab es keinen solchen Seelsorger unter jungen Menschen wie Eberhard von Rotkirch. Man sagte, in der Villa drüben, im Hause Sieverdem, war er nach zwei Sätzen im seelsorgerlichen Gespräch mit jungen Menschen, weil er so tief zerbrochen war. Das müssen Sie lernen: Das hat bei Gott Methode, wie er seine Leute aufbaut und führt. Durch schwere Erfahrungen lernt man, mitzufühlen und mitzuleiden mit dem, was die Menschen bewegt. „Ich will es tun.“ Das ist das Allerwichtigste, auch in Ihrer Gemeinde: dass Sie die Kraft des lebendigen Gottes erfahren.
Was sind all unsere Worte, wenn Gott nicht zu uns redet? Das ist das Allerwunderbarste. Im Kapitel 6 sagt Gott: „Ich bin erschienen Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott.“ Ist ihm bewusst, was das heißt: der allmächtige Gott, der alles in seiner Macht hat?
Was war Abraham? Ein Nomade. Was war Jakob? Ein sehr komplizierter Mensch mit seinen Tricksereien. Es war nicht gut, wie er seinen Vater belogen hat und was in seinem Leben alles vorgefallen ist. Aber Gott hat sich in diesem Leben Jakobs wunderbar verherrlicht.
Gott sagt zu Mose: „Ich bin immer der gewesen, der im Leben der Väter Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott gewirkt hat.“ Doch mit meinem Namen „Herr“ habe ich mich noch nicht offenbart. Ein ganz wunderbares Wort: „Herr“. Wissen Sie, dass dieses Wort „Herr“ das schönste Wort ist, das wir zu Jesus sagen können? Es kommt sechstausendmal im Alten Testament vor – der gebietende Herr, der die Macht hat, dem alles untertan ist und der unser schwaches, versagendes, schmutziges Leben füllen will.
Deshalb ist jede Stunde unseres Lebens kostbar und wertvoll. Dann sagt Gott noch einmal: „Jetzt will ich dich senden.“ Warum war Mose so tief durch das Scheitern geprägt? Zunächst stand er barfuß am Sinai, wie ein Viehhirte – das war unwürdig. Dann sagt Gott: „Ich bin in deinem Leben der Wirker.“ Und noch einmal die Schmach derer, die ihn verraten haben. Doch Gott sagt: „Ich will mit dir reden.“ Das ist das Größte, was Gott zu uns sagt: „Ich will mit dir sein.“
Sie dürfen das erfahren, auch in den dunklen Lebenswegen, in den finsteren Tälern, durch die Sie gehen, in den Enttäuschungen. Sie dürfen erleben, wie unser Herr in der Gemeinde offenbart wird und mächtig wirkt. Entscheidend wichtig ist, dass Sie den Ruf Gottes hören, der immer ganz persönlich ist: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Darum will Gott sein Volk aus Ägypten herausführen. Gott braucht nicht die Künste am Hofe Pharaos, nicht die Macht der Kriegsheere. Die Gemeinde Jesu ist immer anders gebaut worden.
Wir sind jetzt wieder ganz neu gepackt durch den schönen Aufenthalt in dieser wunderbaren Gastwohnung, die im Geschichtsmuseum genutzt wird. Dort sind wir auch stehen geblieben, als die Salzburger vertrieben wurden. Zwanzigtausend wurden nach Preußen vertrieben. Sie mussten alles aufgeben: Höfe, Besitz, Äcker, Vieh. Als die Reichen und Gesegneten Gottes nichts mehr hatten, nahm sie der Soldatenkönig auf.
Was haben sie vorausgetragen? Die Bibel. Das ist ihr Schatz, denn Gott redet durch sein Wort. Jeder von uns erlebt, dass wenn er in der Bibel liest, wie Gott redet, das mehr ist als alle Schätze dieser Welt. Diesen Schatz hatte Mose damals noch nicht. Er hatte erst wenig Erfahrung mit der Gottesbegegnung. Doch Gott führte ihn hindurch und zeigte ihm, wie er die Plagen über Ägypten schickte und dass er der Wirkende ist.
Für die Ägypter war es ganz wesentlich, dass der Nil Hochwasser bringt und damit die Felder befruchtet. Das waren Geheimnisse ihres damaligen Götzenglaubens. Mose kam im Namen des lebendigen Gottes und wusste: „Ich habe einen Auftrag und einen Dienst, den ich tun darf. Im Namen Gottes bin ich gesandt.“
Sie dürfen vor Gott ihr Herz ausschütten. Das finden Sie überall in der Bibel. Zum Beispiel bei Elija. Er war ein großer Mann, der vor dem gottlosen Ahab stand. Ahab war damals König in Israel und führte mit seiner Frau Isebel die schrecklichen Gottheiten und Kulturen ein, wie den Diana-Kult, der später in Ephesus bekannt wurde, und die schrecklichen Prostitutionskulte Israels.
Elija stand vor Ahab, der ihn auslöschen und töten wollte. Sein Motto war: „Der Herr, vor dem ich stehe.“ Er stand fest. Doch als auf dem Karmel das Gottesurteil mit den Baalspriestern eine Niederlage wurde, rannte er in die Wüste und sagte: „Herr, es ist genug, ich will nicht mehr.“ Aber der Herr ließ ihn nicht los. Das ist die wunderbare Geschichte: Der Herr lässt niemanden los, sondern sucht ihn.
Man darf erfahren, wie er hilft. Ich habe einmal in Nairobi auf einer Reise, bei der ich Mitarbeiter besucht habe, ein Lokal betreten, das dort beliebt ist. Ein Deutscher namens Horstmann betreibt es. Er bietet afrikanische Tiere an, wie Zebras und andere. Er erzählte mir, dass er in ein paar Wochen eine Krebsoperation haben wird.
Ich ging ins Krankenhaus und sagte ihm, ich würde ihn besuchen. Er sollte mir den Termin sagen. Er wollte etwas von dem hören, was wir leben: Wenn man Jesus kennt und auf ihn vertrauen darf. „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
Dann sagte er zu mir, und das war für mich sehr erschütternd: „Ich bin Polospieler. In Nairobi macht mir das so viel Spaß, mit dem Pferd den Ball zu treiben. Ich bin kein Verlierer, ich bin immer ein Sieger.“ Es war schwer für mich, mich von ihm zu verabschieden.
So viele Menschen sagen: „Ich bin doch der Sieger. Ich mache das schon. Ich werde auch mit der Krankheit fertig.“ Aber wir sind die Verlierer – immer. Mit unserem kurzen Leben. Es ist herrlich, sagen zu können: „Du kennst meine Schwäche. Vor dir ist meine Ohnmacht nicht verborgen. Aber ich kenne dich, und du hast mich gerufen. Ich habe mein Leben dir zur Verfügung gestellt.“
Das, was wir in der Demosi sehen, ist so groß – wie der Herr ihn durchs Schilfmeer führt. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein. Ihr werdet die Ägypter, vor denen ihr jetzt Angst habt, nicht mehr sehen.
Wissen Sie, dass Glauben eine wunderbare Erfahrung mit Jesus ist? Jeden Tag dürfen wir erleben, wie er uns führt und wie wir ihm unsere Sorgen sagen dürfen. Mose brach unter der Schuld des goldgierigen Volkes zusammen, als sie das goldene Kalb aufrichteten – ein furchtbares, untreues Volk. Er sagte: „Herr, ich mache das nicht mehr. Ich kann das Volk nicht führen, so ein störrisches Volk.“ Doch Gott antwortete ihm: „Ich werde dich in die Felsluft stellen und meine Hand über dich halten. Meine Gnade wird mit dir sein.“
Wo gibt es Größeres? Ein wunderbarer Blick auf das, was uns Jesus eröffnet hat: dass er bei uns ist und wir mit ihm fröhlich voranschreiten können.
Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht auf die Niederlagen Ihres Glaubens und die schweren Wege blicken, die Sie gehen. Schauen Sie auf Jesus und sagen Sie: „Danke, Herr Jesus, du hast den Sieg errungen. Keiner wird zuschanden, der Gott hat.“
Dieses Wort spielte immer wieder eine wichtige Rolle, wenn Menschen mutlos waren und sagten: „Jetzt geht es nicht mehr weiter.“ Als die Neukirchner Mission in Neukirchen-Flünd gegründet wurde, sagte der Gründer damals: „Wir schaffen das nicht, finanziell geht das nicht.“ Da kam sein Freund und sagte: „Streichen wir einfach einen Buchstaben aus dem Alphabet.“ Welchen denn? Das K. Warum? Dann heißt es: „Einer wird zuschanden, der Gottesherz.“ Nein! Da wird uns erst bewusst, welche Verheißung darin liegt: Wer auf den lebendigen Gott vertraut und seine Hoffnung auf Jesus setzt, wird nie enttäuscht.
Es gibt einen falschen Blick auf unser Können und Vermögen. Das ist ein Irrtum, ein Verfehlen. Ein Mose kann doch nichts ausrichten. Aber was der Herr tut, ist groß.
Ich wollte Ihnen das einfach sagen: Gescheitert und von Gott brauchbar gemacht – das ist die Geschichte all der großen Gotteszeugen, deren Biografien wir lesen.
Als Bodelschwing sein erstes Haus baute – ich habe Ihnen erzählt, wie er eigentlich in die Außenmission wollte, dann in die Arbeit mit Straßenkehrern in Paris ging, bis er zur Arbeit an Geisteskranken geführt wurde – wissen Sie, was geschah, als er das Haus für Geisteskranke in Bethel baute? Die Bielefelder Bevölkerung empörte sich. Sie sagten: „Der holt uns die Blöden und Kranken nach Bethel!“ und zündeten das Haus an.
Solche Widerstände erleben gläubige Menschen. Doch er stand da, als das Werk am Zerbrechen war, und der Herr führte ihn weiter. Es ist so wichtig, Erfahrungen mit Gott zu machen. Wer auf ihn sieht, wird aufgerichtet, erquicket und mutig.
Das war der Weg von Mose: wie er aus dem Scheitern zugerüstet wurde zu dem, was Gott tut.
Ich möchte Ihnen das immer wieder zusprechen, besonders im Blick auf liebe Menschen und im Gebet für die Familie – besonders auch für die junge Generation, Ihre Enkel, die vielleicht nichts von dem übernommen haben, was Ihnen wichtig war. Aber Gott ist noch nicht am Ende. Wissen Sie das? Keiner wird zuschanden, der Gottesherz hat.
Es ist groß, dass wir bei Mose lernen dürfen, von Gott gebraucht und gesegnet zu werden. Sie werden im Himmel einmal staunen, welche Segensspur des Glaubens aus Ihrem Leben hervorgegangen ist.
Gut, dass Sie es nicht gemerkt haben, sonst wären Sie stolz geworden. Aber es war nicht Ihr Verdienst, sondern die Gnade Gottes, die es gewirkt hat.
Ich habe mich sehr gefreut, wieder in Ihrer Mitte sein zu dürfen. Ich möchte Ihnen dieses Zeugnis als Ermutigung mitgeben: Das Scheitern öffnet uns erst die Augen. Das hat bei Gott Methode und ist sein Weg, wie er mit uns umgeht.
Wir wollen beten:
Lieber Herr, wir danken dir, dass du Herr bist und nicht wir. Verzeih uns unseren Hochmut und Stolz, auch unseren frommen Stolz und manche Heuchelei. Wir leiden an unserem Unglauben, an Zweifeln und Eigensinn.
Doch es ist so groß, dass du eine Heilsgeschichte mit uns vorhast, einen Plan, dass du auch in diesem gottlosen Berlin deine Gemeinde baust. Wir danken dir für die Städte, die du über viele Jahre gesegnet hast, und bitten dich, dass du auch hier weiterwirkst.
Du bist der, der wirkt, der Menschen zum Glauben führt, der redet und untüchtige Leute zum Dienst brauchbar macht. Herr, das gibt uns Mut: Keiner wird zuschanden, der Gottesherz hat.
Wir beten auch für alle, die krank liegen und mutlos sind, wenn sie zur Untätigkeit ausgesondert sind. Zeige ihnen, dass auch dort noch ein Segen ausgeht, wenn du in unserem Leben wirkst. Amen.
Beispiele von Glaubenszeugen und die Kraft des lebendigen Gottes
Deshalb hat am Sonntag jemand gesagt, ich müsste mit Ihnen mal eine Führung durch Berlin machen. Das ist interessant, denn es war nicht am Kaiserschloss, wo die großen Erweckungen stattfanden, sondern drüben an der Wilhelmstraße, beim Baron von Schlümbach. Dort begann der Aufbruch des Zivils. Irgendwo ist das alles passiert, die großen Aufbrüche.
Ganz schlichte Gestalt war es, Eberhard von Rotkirch, der vom Siebzigjährigen Krieg damals zurückkam. Er wollte Förster werden. Doch dann verlor er ein Bein und war so zerbrochen: „Ich bin Krüppel, und so kann ich doch Gott nicht dienen.“ Er wurde in die Innenverwaltung der Forsterei versetzt.
In Berlin gab es keinen solchen Seelsorger unter jungen Menschen wie Eberhard von Rotkirch. Man sagte, er habe eine Villa in der Straße drüben, im Hause Sieverdem. Nach zwei Sätzen war er im seelsorgerlichen Gespräch mit jungen Menschen, weil er so tief zerbrochen war.
Das müssen Sie einmal lernen: Bei Gott hat das Methode, wie er seine Leute aufbaut und führt – durch diese schweren Erfahrungen. So kann man überhaupt mitleiden und mitempfinden mit dem, was die Menschen bewegt. „Ich will es tun.“
Und das ist das Allerwichtigste auch in Ihrer Gemeinde: dass sie die Kraft des lebendigen Gottes erfahren. Was sind denn all unsere Worte, die wir tun, wenn Gott nicht zu ihnen redet, der Herr? Und das ist das Allerwunderbarste.
Gottes Selbstoffenbarung und der Auftrag an Mose
Im Kapitel sechs sagt Gott: „Ich bin erschienen Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott.“ Ist ihm bewusst, was das bedeutet? Der allmächtige Gott, der Gott, der alles allein in seiner Macht hat.
Was war denn Abraham? Ein Nomade. Was war Jakob? Ein sehr komplizierter Mensch mit seinen Tricksereien. Es war nicht gut, wie er seinen Vater belogen hat und alles, was im Leben Jakobs vorgefallen ist. Doch Gott hat sich in diesem Leben dieses Jakobs so wunderbar verherrlicht.
Gott sagt zu Mose: „Ich bin immer der gewesen, der im Leben, so wie bei den Vätern Abraham, Isaak und Jakob, als der allmächtige Gott gewirkt habe.“ Aber mit meinem Namen „Herr“ habe ich mich noch nicht offenbart.
Ein ganz wunderbares Wort: „Herr“! Wissen Sie, dass dieses Wort „Herr“ das schönste Wort ist, das wir zu Jesus sagen können? Es kommt sechstausendmal im Alten Testament vor. Der gebietende Herr, der die Macht hat, dem alles untertan ist, der unser schwaches, versagendes, schmutziges Leben füllen will.
Deshalb ist jede Stunde unseres Lebens kostbar und wertvoll. Und dann sagt Gott noch einmal: „Jetzt will ich dich senden.“
Mose’ Demütigung und Gottes Zusage
Warum ist Mose so tief durch diese Erfahrungen hindurchgegangen? Zunächst stand er am Sinai, barfuß wie ein einfaches Tier, was unwürdig erschien. Dann sagte Gott: „Ich bin der Wirker in deinem Leben.“
Dazu kam noch die Schmach durch diejenigen, die ihn verraten hatten. Doch Gott sprach erneut: „Ich will mit dir reden.“ Das ist das Größte, was Gott zu uns sagt und zuspricht: „Ich will mit dir sein.“
Sie dürfen das auch in den dunklen Lebenswegen erfahren, in den finsteren Tälern, durch die Sie gehen, und in den Enttäuschungen. Sie dürfen das in der Gemeinde erleben, in den Offenbarungen unseres Herrn, der mächtig wirken kann.
Entscheidend wichtig ist, dass Sie den Ruf Gottes hören, der immer ganz persönlich ist: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Deshalb will Gott sein Volk aus Ägypten herausführen.
Gott braucht nicht die Künste am Hofe Pharaos, und er braucht nicht die Macht der Kriegsheere. Die Gemeinde Jesu ist immer anders gebaut worden.
Die Bedeutung des Wortes Gottes und der Glaubensweg
Ganz anders waren wir jetzt wieder gepackt. Wir haben ja durch den schönen Aufenthalt, den wir hier in dieser wunderbaren Gastwohnung genießen dürfen, das Geschichtsmuseum besucht. Dort sind wir wieder stehen geblieben, als es um die Vertreibung der Salzburger ging.
Zwanzigtausend wurden nach Preußen vertrieben. Darunter stand der Spruch: „Alles aufgegeben – Höfe, Besitz, Äcker, Vieh, alles aufgegeben.“ Aber als die Reichen und Gesegneten Gottes nichts mehr hatten, als der Soldatenkönig sie hier empfing, was hatten sie vorausgetragen? Die Bibel. Das Geheimnis der Bibel ist, dass Gott durch sein Wort redet. Diesen Schatz haben wir. Jeder von uns erlebt, dass wenn er in der Bibel liest, wie Gott redet, das mehr wert ist als alle Schätze dieser Welt, die wir haben können.
Diesen Schatz hatte Mose noch gar nicht. Er hatte damals erst wenig Erfahrung mit der Gottesbegegnung. Doch wie Gott ihn hindurchgeführt hat und ihm zeigte, wie er die Plagen über Ägypten schickte, dass er der Wirkende ist, das war für die Ägypter von großer Bedeutung. Denn der Nil brachte Hochwasser und befruchtete damit die Felder. Das waren die Geheimnisse ihrer damaligen Götterwelt und ihres Götzenglaubens.
Mose kam im Namen des lebendigen Gottes und wusste: „Ich habe einen Auftrag und einen Dienst, den ich tun darf. Im Namen Gottes bin ich gesandt.“ Sie dürfen vor Gott ihr Herz ausschütten. Das findet man überall in der Bibel.
Man findet es bei Elija. Elija war ein großer Mann, der vor dem gottlosen Ahab stand. Ahab war damals König in Israel. Er führte mit seiner Frau Isebel die schrecklichen Gottheiten und Kulturen ein, wie den Diana-Kult, der später in Ephesus bekannt wurde, sowie die schrecklichen Prostitutionskulte Israels, die aus der phönizischen Kultur kamen.
Elija stand vor Ahab, der ihn auslöschen und töten wollte. Sein Motto war: „Der Herr, vor dem ich stehe.“ Und er stand fest.
Doch als das Gottesurteil auf dem Karmel mit den Baal-Priestern eine Niederlage wurde, floh Elija in die Wüste und sagte: „Herr, es ist genug, ich will jetzt nicht mehr.“ Aber der Herr ließ ihn nicht los.
Das ist die wunderbare Geschichte: Der Herr lässt niemanden los, sondern sucht sie. Und man darf erfahren, wie er hilft.
Zeugnis aus Nairobi und die Kraft des Glaubens
Ich habe auf einer Reise nach Nairobi, wo ich unterwegs war, unsere Mitarbeiter besucht. Wir sind dort in ein beliebtes Lokal gegangen, das ein Deutscher betreibt. Es heißt Horseman. Dort bietet er afrikanische Tiere als Speisen an, zum Beispiel Zebra und ähnliches.
Einige Zeit später kam dieser Horseman an unseren Tisch und sagte: „Sie sind aus Stuttgart? In ein paar Wochen habe ich eine Krebsoperation.“ Ich bin dann ins Krankenhaus gegangen und habe ihm gesagt, dass ich ihn besuchen werde. Er sollte mir den Termin nennen.
Ich wollte ihm etwas von dem erzählen, was man erlebt, wenn man Jesus kennt und auf ihn vertrauen darf. „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
Dann sagte er zu mir etwas, das mich sehr erschütterte: „Wissen Sie, ich bin Polospieler. In Nairobi macht es mir so viel Spaß, mit dem Pferd den Ball zu treiben. Ich bin kein Verlierer, ich bin immer ein Sieger.“
Es fiel mir schwer, mich von ihm zu verabschieden. Es gibt so viele Menschen, die sagen: „Ich bin doch der Sieger, ich mache das schon, ich werde auch mit der Krankheit fertig.“ Aber oft sind wir die Verlierer, immer.
In unserem kurzen Leben ist es etwas Herrliches, wenn wir sagen: „Du kennst meine Schwäche, und vor dir ist sie nicht verborgen, meine Ohnmacht. Aber ich kenne dich, und du hast mich gerufen.“
Ich habe mein Leben dir zur Verfügung gestellt.
Gottes Führung durch das Schilfmeer und die Ermutigung zum Glauben
Und das, was wir in der Demosi sehen, ist so groß, wie der Herr ihn durchs Schilfmeer führt. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein. Ihr werdet die Ägypter nicht mehr sehen, vor denen ihr jetzt Angst habt.
Wissen Sie, dass Glauben eine ganz wunderbare Erfahrung mit Jesus ist – jeden Tag genau so, wie er uns führt. Wir dürfen ihm unsere Sorgen sagen. Er trägt sie mit uns.
Unter der Schuld des gottlosen Volkes, als sie das goldene Kalb aufrichten – furchtbar, dieses untreue Volk – sagt Mose: „Herr, ich mache das nicht mehr. Ich kann das Volk nicht führen, so ein störrisches Volk.“ Dann sagt Gott zu ihm: „Ich werde dich in die Felsluft stellen und meine Hand über dich halten. Meine Gnade wird mit dir mitgehen.“ Wo gibt es Größeres?
Das ist ein wunderbarer Blick auf das, was uns Jesus eröffnet hat: dass er bei uns ist und wir mit ihm fröhlich ziehen können.
Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht auf die Niederlagen Ihres Glaubens und die schweren Wege, die Sie gehen, schauen, sondern Sie sollen aufblicken auf Jesus und sagen: „Danke, Herr Jesus, du hast den Sieg errungen. Keiner wird zu Schanden, der Gott hat.“
Ermutigung aus der Geschichte der Neukirchner Mission
Er hat ja immer wieder eine Rolle gespielt, dieses Wort, wenn Leute mutlos waren und sagten: Jetzt geht es doch nicht mehr weiter.
Als die Neukirchner Mission gegründet wurde, in Neukirchen-Flünd drüben, hat der Gründer damals auch gesagt: Wir schaffen das nicht, finanziell geht das nicht. Dann kam sein Freund und sagte: Streichen wir einfach einen Buchstaben aus dem Alphabet raus. Welchen denn? Das K. Warum denn? Dann heißt es eben: „Einer wird zu Schanden, der Gottesherz.“
Nein, da wird uns erst bewusst, was für eine Verheißung das ist: Der, der auf den lebendigen Gott traut und seine Hoffnung auf Jesus setzt, wird nie enttäuscht. Es gibt diesen falschen Blick auf unser Können, unser Vermögen – das ist ein Irrblick, falsch, verfehlt.
Ein Mose kann doch nichts ausrichten, aber was der Herr tut, ist doch so groß. Ich wollte Ihnen das einfach sagen: Gescheitert und von Gott brauchbar gemacht – das ist die Geschichte all der großen Gotteszeugen, deren Biografien wir lesen.
Beispiele aus dem Leben von Bodelschwing und anderen Glaubenszeugen
Als Bodelschwing sein erstes Haus baute – ich habe Ihnen zuvor erzählt, wie er eigentlich in die Außenmission gehen wollte, dann aber als Straßenkehrer in Paris arbeitete, bis er schließlich in die Arbeit mit Geisteskranken geführt wurde – wissen Sie, was geschah, als er eben das Haus für die Geisteskranken in Bethel errichtete?
Die Bevölkerung in Bielefeld war empört. Sie sagten: „Der holt uns die Blöden und Kranken nach Bethel!“ und zündeten das Haus an. Solche Widerstände müssen gläubige Menschen erleben.
Er stand da, und das Werk drohte zu zerbrechen. Doch der Herr führte ihn weiter. Es ist sehr wichtig, dass man Erfahrungen mit Gott macht. Wer auf ihn sieht, wird aufgerichtet, erquicket und mutig.
Das war auch der Weg von Mose, wie er aus dem Scheitern heraus zugerüstet wurde für das, was Gott tut.
Ermutigung für die Gemeinde und das Gebet zum Abschluss
Ich möchte Ihnen immer wieder Mut zusprechen, besonders im Blick auf liebe Menschen. Es ist schön, wenn Sie im Gebet für Ihre Familie eintreten, insbesondere für die junge Generation Ihrer Enkel. Vielleicht sagen Sie, sie hätten nichts von dem übernommen, was Ihnen wichtig war. Doch Gott ist noch lange nicht am Ende. Wissen Sie das? Keiner wird zu Schanden, der auf Dein Herz vertraut.
Das ist so groß, dass wir es bei Mose lernen dürfen: Von Gott gebraucht, gesegnet zu sein. Sie werden im Himmel einmal erstaunt sein, welche Segensspur des Glaubens aus Ihrem Leben hervorgegangen ist. Gut, dass Sie es nicht bemerkt haben, sonst wären Sie stolz geworden. Aber es war nicht Ihr Verdienst, sondern die Gnade Gottes, die in uns gewirkt hat.
Ich habe mich sehr gefreut, wieder in Ihrer Mitte sein zu dürfen. Ich möchte Ihnen dieses Zeugnis mitgeben als Ermutigung: Das Scheitern öffnet uns erst die Augen. Bei Gott hat das Methode, so ist sein Weg, wie er mit uns umgeht.
Wir wollen beten: Lieber Herr, wir danken dir, dass du Herr bist und wir nicht. Verzeih uns unseren Hochmut und unseren Stolz, auch unseren frommen Stolz und manche Heuchelei. Wir leiden an unserem Unglauben, an unseren Zweifeln und an unserem Eigensinn. Aber du hast eine große Heilsgeschichte mit uns vor und einen Plan. Du baust auch in diesem Berlin, diesem gottlosen Berlin, deine Gemeinde.
Wir danken dir für die Städte, die du über viele Jahre gesegnet hast, und bitten dich, dass du auch hier weiter wirkst in diese Stadt hinein. Du bist der, der wirkt, Menschen zum Glauben führt, der redet und unbrauchbare und untüchtige Leute zum Dienst brauchbar macht. Herr, das gibt uns Mut: Keiner wird zu Schanden, der auf dich vertraut.
Wir beten jetzt auch für alle, die krank sind, die mutlos sind, wenn sie zur Untätigkeit ausgesondert sind. Zeige ihnen, dass auch dort noch ein Segen ausgeht, wenn wir dich in unserem Leben wirken lassen. Amen.
