Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 548: Rettung ist schwer, Teil 2
Die Frage nach der Rettung und das menschliche Problem
Lukas 13,23: Es sprach aber jemand zu ihm: Herr, sind es wenige, die gerettet werden?
Interessant ist hier vor allem die Frage nach der Rettung. Der Fragesteller geht davon aus, dass der Mensch grundsätzlich ein Problem hat und gerettet werden muss. Für einen Juden scheint das jedoch kein Thema zu sein. Warum nicht?
Die Antwort lautet: Weil er das Gesetz hat. Das mosaische Gesetz konfrontiert die Menschen mit ihrer grundsätzlichen Verlorenheit. Das ist seine Aufgabe. Es macht aus denen, die nur ein komisches Gefühl oder ein schlechtes Gewissen haben, echte Übertreter der Gebote.
Galater 3,19: Was soll nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt.
Das Gesetz öffnet dem Israeliten die Augen für seine Verlorenheit, weil es ihn mit seiner Sündhaftigkeit konfrontiert. Paulus beschreibt seine eigene Erfahrung so:
Römer 7,7: Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: Du sollst nicht begehren.
Hier wirkt das zehnte Gebot als Augenöffner im Leben des Apostels Paulus. Es wird sogar noch schlimmer, denn er schreibt weiter: Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir.
Gebote zu kennen macht das Leben nicht leichter. Vielmehr zeigen sie uns, was wirklich in uns steckt, nämlich Sünde. Sünde als Macht, die versucht, mich zu beherrschen, und die sogar die guten Gebote Gottes gegen mich verwendet.
Die Erfahrung der Sündhaftigkeit und die Notwendigkeit der Rettung
Es ist die Erfahrung der eigenen Sündhaftigkeit, die jedem Juden gut vertraut war. Deshalb war die Idee einer Rettung für ihn auch nicht fremd, zumal dies eine für Gott typische Selbstbeschreibung ist.
So heißt es in Jesaja 43,11: "Ich, ich bin der Herr, und außer mir gibt es keinen Retter." Ebenso steht in Psalm 68,21: "Gott ist uns ein Gott der Rettungen, und bei dem Herrn, dem Herren, stehen die Auswege vom Tod."
Warum sollte Gott sich als Retter vorstellen, wenn es nicht sein Plan wäre, Menschen zu retten? Deshalb stellt sich die Frage: Sind es viele oder wenige, die gerettet werden?
Schauen wir uns die Antwort Jesu an. In Lukas 13,24 heißt es: "Ring danach, durch die enge Pforte hineinzugehen; denn viele, sage ich euch, werden hineingehen suchen und werden es nicht können."
Die Herausforderung des Rettungswegs und die persönliche Anstrengung
Mich erschrickt dieser Vers immer wieder. Er klingt so unfair, was Jesus hier sagt: „Denn viele sage ich euch, werden hineingehen, suchen und werden es nicht können.“
Das heißt doch, dass es Menschen gibt, die gerettet werden wollen, aber es trotz ihres Wunsches nicht schaffen.
Aber fangen wir vorne an. Zuerst wird klar, dass man nicht automatisch, ohne es richtig zu merken, durch diese enge Pforte geht. Das ist wichtig, besonders für alle Juden. Nur weil die Zuhörer zu einem von Gott auserwählten Volk gehören, sind sie nicht automatisch Teil derer, die gerettet werden. Auch sie müssen sich anstrengen.
Dabei ist das „Ringen danach, durch die enge Pforte hineinzukommen“ ein Prinzip, das auch heute noch gilt. Hier spricht Jesus den einzelnen Menschen direkt an. Man könnte auch sagen: Ruh dich bloß nicht auf deiner Kindertaufe, deiner Kirchenmitgliedschaft oder deinem Bibelwissen aus. Kein Ritus, keine Zugehörigkeit und kein theologischer Abschluss kann das Ringen ersetzen, von dem Jesus hier spricht.
Ringen ist persönlich, anstrengend und existenziell. Es wird von dem festen Wunsch begleitet, gerettet werden zu wollen. Das Ringen selbst ist schon Ausdruck unserer Hingabe und Liebe zu Gott, weil Gott ein Rettergott ist. Deshalb ist meine Sehnsucht nach Rettung immer auch eine Sehnsucht nach Gott.
Die Begrenzung der Zeit und die Dringlichkeit der Entscheidung
Was ist nun mit denen, die, obwohl sie es wollen, nicht können? Wenn wir weiterlesen, liegt der Schwerpunkt auf der Kürze der Zeit. Es wird deutlich, dass es für jeden Menschen ein „zu spät“ geben kann.
In Lukas 13,25 heißt es: Sobald der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, werdet ihr draußen stehen und an der Tür klopfen und sagen: „Herr, öffne uns!“ Doch er wird antworten und zu euch sagen: „Ich kenne euch nicht und weiß nicht, woher ihr seid.“
Mit diesem Bild vor Augen können wir den Satz „Denn viele, sage ich euch, werden hineinzugehen suchen und werden es nicht können“ so verstehen: Viele werden hineingehen wollen, aber es wird ihnen nicht mehr möglich sein.
Das ist, denke ich, die Hauptaussage, die Jesus hier vermitteln möchte. Im Leben der Zuhörer wird ein Moment kommen, an dem sie vor der engen Pforte stehen, anklopfen und feststellen müssen, dass es jetzt zu spät ist.
Bereits im Matthäus 7 hat Jesus von solchen Leuten gesprochen. In Matthäus 7,21-23 heißt es: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr, Herr!‘, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: ‚Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?‘ Und dann werde ich ihnen bekennen: ‚Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!‘“
Die endgültige Entscheidung nach dem Tod und die Ablehnung der Allversöhnung
Kommen wir zurück zu unserem Bild. Wenn wir es übertragen, geht es Jesus im Blick auf den einzelnen Zuhörer um die Zeit nach dem Tod.
Mit dem Sterben schließt im Bild der Hausherr die Tür zum Reich Gottes zu. Es gibt eben keine Bekehrung zu Gott, wenn wir erst einmal tot sind. Leider!
Ich habe für die Allversöhnung etwas übrig, aber ich glaube nicht daran, weil Jesus mir keinen Grund gibt, an Allversöhnung zu glauben – ganz im Gegenteil.
Noch einmal zurück zu Vers 24: „Ringt danach, durch die enge Pforte hineinzugehen, denn viele, sage ich euch, werden hineingehen wollen und werden es nicht können.“
Man kann diesen Vers auf die Zukunft hin auslegen, und der Kontext gibt dieser Auslegung Recht.
Die Rolle der Gemeinschaft und die Hindernisse auf dem Weg zum Glauben
Aber leider ist das nur eine Seite der Wahrheit. Dazu möchte ich kurz auf einen anderen Vers eingehen: Matthäus 23,17.
Dort heißt es: „Wehe aber euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler, denn ihr verschließt das Reich der Himmel vor den Menschen. Ihr geht nicht hinein, und die, die hineingehen wollen, lasst ihr auch nicht hineingehen.“
Ich hoffe, ihr versteht, worauf ich hinauswill. Hier verschließen die Schriftgelehrten und Pharisäer das Reich Gottes – also Reich Gottes und Reich der Himmel sind Synonyme – vor anderen Menschen. Und das, obwohl diese eigentlich hineingehen wollen. Das war das, was ich am Ende der letzten Episode angedeutet habe.
Wir leben unser Leben als Teil einer Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft unterstützt uns entweder darin, durch die enge Pforte ins Reich Gottes hineinzukommen, oder sie behindert uns dabei. Deshalb kommen Kinder aus gläubigen Familien leichter zum Glauben.
Wenn jemand hingegen in einer extrem atheistischen Familie aufwächst, in der man sich über den Glauben der Christen lustig macht, hat er es viel schwerer. Ist es für ihn unmöglich, sich zu bekehren? Nein, natürlich nicht. Wir dürfen davon ausgehen, dass der Heilige Geist auch an jedem Heiden wirkt und zieht.
Aber wir sind halt nicht nur rational. Wie Menschen über uns denken, wie sie uns geformt haben und ob wir ihre Erwartungen erfüllen, prägt uns – und eben auch unsere Suche nach Gott – mehr, als uns lieb ist.
So kann es sein, dass ein Wunsch nach der Begegnung mit Gott da ist. Doch der Einfluss anderer Menschen macht diese Begegnung so gut wie unmöglich. Ist das unfair? Total. Aber so ist das Leben.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir Jesus ernst nehmen, wenn er sagt: „Ringt danach, durch die enge Pforte hineinzukommen, denn viele, sage ich euch, werden hineingehen suchen und werden es nicht können.“
Persönliche Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun?
Denke darüber nach, was der Gedanke, dass das Leben nicht fair ist, bei dir auslöst. Hast du diese Erfahrung schon an anderer Stelle gemacht?
Das war es für heute.
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Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
