Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode neun: Voller Gnade und Wahrheit
Gott wird Mensch – Die Offenbarung göttlicher Herrlichkeit
Gott wird Mensch, damit wir seine Herrlichkeit sehen können, wie sie im einzigartigen Sohn sichtbar wird.
Gott wird Mensch, damit wir Gott erkennen und ihm Vertrauen lernen. Das Licht tritt in die Finsternis, um mit heller Klarheit alles Dunkel auszuleuchten. So befreit es diejenigen aus der Gefangenschaft der Sünde, die im Licht wandeln wollen.
Lasst uns ein letztes Mal einen Blick auf Johannes 1,14 werfen: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Gestern haben wir uns den einzigartigen Sohn angeschaut, heute dreht sich alles um Gnade und Wahrheit. Gott wird was? Mensch. Und er bleibt wer? Er selbst. Gott wechselt die Erscheinungsform, aber er ändert nicht seinen Charakter.
In dem Moment, in dem ich das sage, wird mir klar, dass der Begriff Charakter – also die Idee, dass eine Person unterschiedliche Charakterzüge hat, die sie auszeichnen – mit Vorsicht auf Gott übertragen werden muss. Jeder Mensch hat einen anderen Charakter. Aber ist es legitim, Gott so zu beschreiben?
Das ist keine einfache Frage. Wie ich an anderer Stelle im Themenpodcast schon sagte, geht es nicht anders: Wir können Gott nur mit den Begriffen beschreiben, die uns zugänglich sind und die wir begreifen.
Gottes Selbstoffenbarung in der Geschichte Mose
Und ein wenig tut es Gott selbst, wenn er sich beschreibt. In 2. Mose 33 will Mose die Herrlichkeit Gottes sehen. Gott sagt Nein, weil das zu gefährlich wäre. Aber etwas bekommt Mose dann doch zu sehen.
In einer Felsspalte stehend hält Gott schützend seine Hand über ihn. Er zieht vorüber, und Mose darf Gottes Herrlichkeit von hinten sehen. Das passiert dann in 2. Mose 34. Und während Gott vorüberzieht, beschreibt Gott sich selbst.
2. Mose 34,6: „Und der Herr ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: ‚Jachwe, Jachwe, Gott barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue.‘“
Reich an Gnade und Treue – das ist, was Gott über sich sagt. Schaut man bei dem Wort „Treue“ in der Elberfelder Bibel die Fußnote an, dann steht dort: „Oder Wahrheit.“
Der Jachwe des Alten Testaments offenbart sich seinem Freund Mose als ein Gott, der reich ist an Gnade und Treue beziehungsweise Wahrheit.
Die Bedeutung von Gnade und Wahrheit im Gottesbild
Das hebräische Wort Emet beschreibt, was einen idealen Freund und Verbündeten auszeichnet. Er ist stark, treu und ehrlich. Wo Gott in mein Leben tritt, begegne ich seiner absoluten Zuverlässigkeit. Er wird mich nie im Stich lassen. Sicherheit, Vertrauenswürdigkeit und Wahrheit – all diese Aspekte fließen in dem Begriff Emet zusammen, der sich hinter der deutschen Übersetzung „Treue“ beziehungsweise „Wahrheit“ verbirgt.
Zurück zur zweiten Mose, Kapitel 34: Gott ist also reich an Gnade und Treue. Wenn Gott Mensch wird, dann bleibt das natürlich so. Das ist sein Charakter: gnädig und treu zu sein. Gott will mich beschenken, und Gott will mich stärken.
Das Motiv von der Gnade und Treue oder Wahrheit Gottes zieht sich durch das Alte Testament. Es ist das, was Menschen mit Gott erleben. Wenn der Knecht Abrahams den Gott Abrahams beschreibt, dann spricht er von „dem Gott meines Herrn Abraham, der seine Gnade und Treue gegenüber meinem Herrn nicht hat aufhören lassen“.
Wenn David die Führung Gottes feiert, dann sagt er: „Alle Pfade des Herrn sind Gnade und Treue denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren.“ An anderer Stelle preist David Gott mit den Worten: „Denn groß bis zum Himmel ist deine Gnade und bis zu den Wolken deine Wahrheit.“
Jesus als Verkörperung von Gnade und Wahrheit
Wo Gott in das Leben von Menschen hineinwirkt, da erleben sie seine Gnade und seine Treue beziehungsweise Wahrheit.
Deshalb ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass Johannes Jesus als das Mensch gewordene Wort Gottes genau so beschreibt. In Johannes 1,14 heißt es: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Es kann gar nicht anders sein. Verborgen im Menschsein eines Zimmermanns aus Nazareth betritt die Gnade und die Wahrheit Gottes den Boden der Erde.
Das, was Mose nicht sehen durfte – die Herrlichkeit Gottes – wird für uns durch den Herrn Jesus erfahrbar und begreifbar.
Deshalb schauen wir uns die beiden Begriffe noch einmal genauer an.
Die Bedeutung von Gnade im Leben Jesu
Gnade steht für Gottes Güte, seine Freundlichkeit, seine Barmherzigkeit und seinen Wunsch, uns zu beschenken und zu retten. Jesus ist voller Gnade, weil sich sein ganzes Leben um genau diesen Punkt dreht. Er will für Menschen da sein.
Das zeigt sich schon in seinem Namen: Jesus bedeutet „Gott rettet“. Sein Name ist Programm – bis zum letzten Atemzug und darüber hinaus. Die Jünger haben das wahrgenommen. Sie sahen jemanden, der sein Leben verliert, um Menschen zu dienen und sie aus ihrer Not zu retten. Da ist einer, der sich zum Knecht macht.
Wir haben es vorgestern im Philipperbrief Kapitel zwei gelesen: Er nahm die Gestalt eines Knechtes an, obwohl er der Herr ist. Gott gibt alles, damit Menschen ihr Glück finden. Das bedeutet, voller Gnade zu sein.
Die Bedeutung von Wahrheit im Leben Jesu
Aber Jesus ist nicht nur voller Gnade, sondern auch voller Wahrheit. Du kannst ihm vertrauen. In ihm steckt keinerlei Boshaftigkeit oder Falschheit. Was er sagt, ist wahr. Weil er nicht lügt, hält er auch das, was er verspricht.
Jesus ist treu und wird dich niemals enttäuschen. Die Jünger haben das so erlebt. Manches, was Jesus sagt, klang auf den ersten Blick verrückt. Man denke nur an das Thema Auferstehung.
Wie verrückt klingt es, wenn jemand sagt: „Der Sohn des Menschen muss vieles leiden, verworfen werden von den Ältesten, hohen Priestern und Schriftgelehrten, getötet werden und nach drei Tagen auferstehen“ (Markus 8,31). Wer so etwas sagt, ist entweder verrückt oder er sagt in allen Dingen die Wahrheit.
Wenn er aber immer die Wahrheit sagt, und das noch aus einer ewigen Perspektive, weil der Heilige Geist durch ihn spricht, dann kann ich ihm völlig vertrauen. Das ist vielleicht wichtiger, als wir uns manchmal bewusst machen.
Die menschliche Sehnsucht nach Wahrheit und der Weg zu ihr
Als Mensch fehlt mir im Blick auf das Leben oft der Durchblick. Ich bin in meinem Leben mit meinen Gedanken, meinem Horizont und meinen Erfahrungen gefangen. Ich bin vieles, aber nicht objektiv.
Ohne es zu merken, übernehmen wir meist die Denkweise der Gesellschaft, in der wir leben, oder wir passen uns einer sozialen Gruppe an. Wir denken, was andere denken. Das gilt auch für unsere Werte. Wir halten für richtig, was man für richtig hält.
Und warum tun wir das? Weil wir uns im Grunde unseres Herzens nach Wahrheit sehnen. Niemand will ein Leben führen, das von vornherein dazu verurteilt ist, völliger Pfusch zu werden. In jedem Menschen steckt der Wunsch, ein Leben zu führen, das gelingt.
Dazu braucht es einen Rahmen. In den meisten Menschen steckt die Hoffnung, diesen Rahmen unter Gleichgesinnten gefunden zu haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie als Bäuerin in einer Kommune leben, in der allen alles gehört, oder lieber als CEO kubanische Zigarren in einem Herrenclub rauchen.
Die Lebenskonzepte selbst mögen sehr unterschiedlich sein, aber die Idee dahinter ist dieselbe: Ich weiß, wie Leben gelingt. Das denkt der Punk, der auf der Straße sitzt und bettelt. Das denkt der buddhistische Mönch, der asketisch im Kloster lebt, oder die Herzchirurgin, die sich ganz ihrem Job verschrieben hat.
Es ist die eine Sehnsucht, die alle miteinander verbindet: die Wahrheit gefunden zu haben, die Wahrheit über das Leben zu kennen.
Die Notwendigkeit göttlicher Offenbarung für die Wahrheit
Problematisch ist, dass der Mensch an dieser Stelle keine Chance hat. Wir werden aus uns heraus nicht die Wahrheit finden. Wir bleiben Spielball unserer Ideale, unserer Emotionen und unserer Hoffnungen. Ebenso sind wir Spielball gesellschaftlicher Erwartungen oder zeitgeistiger Trends.
Wir haben keine Chance – es sei denn, der Schöpfer würde von außen zu uns kommen. Er, der genau weiß, wie Leben gelingen kann, weil er es sich ausgedacht hat.
Und was wäre, wenn er nicht nur käme, um uns ein paar zusätzliche Informationen zu geben, sondern wenn er selbst ein Mensch würde, um uns vorzuleben, worauf es im Leben ankommt? Wenn er nicht nur Wahrheit wüsste, sondern Wahrheit selbst wäre. Das wäre großartig.
Und diese großartige Idee wurde mit Jesus Wirklichkeit, so wie es im Johannesevangelium 14,6 aus dem Mund Jesu heißt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“