
Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts – so lautet ein bekannter Spruch. Das klingt eingängig, und man könnte sagen: Ja, gesund zu sein bedeutet nicht, dass man keine Probleme hat. Es können ja noch viele andere Schwierigkeiten auftauchen. Aber wenn man wirklich krank ist, dann kann man noch so gut leben, noch so gutes Essen haben oder in einer schönen Wohnung wohnen – man kann das alles gar nicht genießen.
Daran ist durchaus etwas dran, das stimmt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sehr viele Menschen, gerade in Europa, wo wir die Möglichkeiten dazu haben, viel Mühe und auch viel Geld darauf verwenden, möglichst gesund zu bleiben und möglichst lange gesund zu sein. In diesem Bereich werden jedes Jahr viele Milliarden umgesetzt – einerseits prophylaktisch, um möglichst gar nicht erst krank zu werden, und andererseits, wenn man krank ist, um relativ schnell wieder gesund zu werden.
Man könnte sagen, das sei eine Sache der Mediziner. Heute würden manche auch sagen, das sei eine Frage der Lebensführung oder der Alternativmedizin. Es gibt ja viele Angebote für ein möglichst gesundes Leben. Das ist heute nicht mehr nur die klassische Medizin.
Aber man könnte auch fragen: Warum ist das eigentlich ein Thema im Gottesdienst in der Kirche? Immerhin, soweit ich weiß, werden hier bisher keine Gesundheitssprechstunden oder medizinischen Behandlungen angeboten. Vielleicht wäre es interessant, das Angebot zu erweitern – nicht nur über geistliche und biblische Themen zu sprechen, sondern auch über Gesundheit.
Und tatsächlich gibt es Christen, die das unterschiedlich einordnen. Manche würden diesem Vorwurf zustimmen und sagen: In der Gemeinde geht es nicht darum, ob du krank oder gesund bist. Vielmehr geht es darum, ob du Kontakt zu Gott hast oder nicht, ob dir deine Schuld vergeben ist oder nicht. Das sind zentrale Themen.
In gewisser Weise ist da auch etwas dran. Denn das zentrale Thema der Bibel oder des Christseins ist nicht die Gesundheit. Aber Gott wendet sich an den Menschen nicht nur auf der Ebene „Ich bin interessiert an deiner Seele“, sondern auch auf der Ebene „Ich bin interessiert an dir als Person“. Deshalb finden wir in der Bibel immer wieder, dass Gott den Menschen als ganze Person sieht. Zu dieser ganzen Person gehören Körper, Seele und Geist.
Deshalb finden wir Aussagen über all diese Bereiche. Es gibt Aussagen über den Körper: Wie geht es dem Menschen gesundheitlich? Wo leidet er? Ebenso finden wir Aussagen darüber, wie es dem Menschen seelisch geht und wo er seelisch leidet. Und auch über seinen Kontakt mit Gott und mit anderen Menschen.
Heute würden auch viele, die sich gar nicht als Christen bezeichnen, dem zustimmen. Sie sagen, es ist zu verkürzt, den Menschen lediglich als Körper zu betrachten, weil unterschiedliche Dinge aufeinander einwirken. Das kennen wir alle: Manchmal gibt es eigentlich keine großen körperlichen Defizite, aber man fühlt sich körperlich schlecht. Zum Beispiel, weil die Beziehung, in der man lebt – die Partnerschaft – schlecht ist. Dort streitet man sich, und plötzlich bekommt man Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und vieles mehr.
Es gibt sogar Forscher im Bereich der Psychosomatik, die sagen, dass solch ein zwischenmenschlicher Stress der letzte Auslöser für eine Krebserkrankung oder Ähnliches sein kann. Mediziner betonen, dass wir den Menschen nicht nur materialistisch als Körper betrachten können. Es gibt eine mentale Ebene, die einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen hat und sogar auf die Auslösung von Krankheiten.
Beispielsweise zeigen Untersuchungen, dass sich Menschen zunächst ganz gesund fühlen. Dann wird ihnen plötzlich gekündigt, oder sie erleben eine Trennung in der Ehe. Danach treten alle möglichen Krankheiten auf. Die Betroffenen bekommen Depressionen, Rückenschmerzen oder Geschwüre. Das sind Auswirkungen dieses mentalen, dieses seelischen Stresses.
Daher ist es gut, wenn wir vor Augen haben: Der Mensch ist – genauso wie Gott ihn in der Bibel beschreibt – eine Einheit von Körper, Seele und Geist. Jeder dieser drei Bereiche kann krank werden oder schieflaufen.
Wir können körperlich krank werden, und nach einer gewissen Zeit fühlen wir uns auch seelisch und geistlich schlecht. Wir denken, Gott ist weit entfernt, weil er nicht antwortet oder zulässt, dass wir leiden. So wird die körperliche Krise auch zu einer geistlichen Krise.
Wir finden in der Bibel und im eigenen Leben aber auch Beispiele, wo Menschen den Kontakt zu Gott vernachlässigen und geistlich krank sind. Da läuft etwas nicht so, wie es laufen sollte. Und dann fallen diese Menschen oft auch in körperliche Krankheiten hinein. Dafür braucht es keinen übernatürlichen Eingriff Gottes – das kommt ganz von selbst. Denn wir brauchen geistliche Gesundheit, sonst äußert sich das irgendwo in unserem zwischenmenschlichen Leben.
Das ist eine der ganz wichtigen Erkenntnisse, die wir vor Augen haben sollten, wenn wir über Krankheit und Gesundheit nachdenken.
Die Frage, ob es hier jemanden gibt, der freiwillig gerne krank ist, halte ich jetzt für vollkommen müßig. Ich möchte keine Handmeldungen, denn sonst würden sich einige wahrscheinlich umdenken und denken: „Ach so, du? Ja!“ Vielleicht käme dann auch jemand und würde sagen: „Okay, tauschen wir, ich gebe dir meine Krankheit, und ich wäre dann gesund.“ Das geht aber nicht, denn Krankheiten kann man nicht einfach abgeben.
Wäre das möglich, gäbe es wahrscheinlich auch deutlich weniger Krankheiten. Ich vermute, die Anzahl derer, die ihre Krankheit abgeben würden, wäre viel größer als die Anzahl derjenigen, die gerne krank sein wollen. Wer gerne krank sein will, hat wahrscheinlich auch ein mentales Problem.
Die meisten Menschen wollen das nicht, mich eingeschlossen. Das gilt ganz unabhängig davon, ob man Christ ist oder nicht – Menschen sind da alle gleich.
Warum wollen wir keine Krankheiten? Weil sie meistens mühsam sind, weil wir darunter leiden. Dann wird vieles andere im Leben plötzlich nicht mehr schön, und wir können es nicht mehr genießen. Deshalb wollen wir keine Krankheiten, sondern lieber gesund sein.
Heute Morgen werden wir uns dem Thema Krankheit und Gesundheit aus verschiedenen Blickwinkeln nähern und unterschiedliche Aspekte ansprechen. Zuerst möchte ich auf eine Sache eingehen, die für den einen oder anderen vielleicht schockierend ist. Es ist gut, das erst einmal zu hören, um es dann zu verdauen und zu sehen, ob es vielleicht halb so schlimm ist oder doch ernster.
Eine ganz wichtige Sache ist, im Kopf zu behalten: Deine Gesundheit ist nicht das höchste Ziel Gottes für dein Leben.
Wenn du eine Art Gesundheitsreligion suchst, findest du solche Angebote oft im Bereich des positiven Denkens oder der Esoterik. Dort spielt alles andere keine Rolle, und es wird dir das volle Glückshorn der Gesundheit versprochen. Meistens wird dieses Versprechen jedoch nicht gehalten, denn auch esoterisch eingestimmte Menschen sterben und werden genauso häufig krank wie andere. Es funktioniert also nicht wirklich, aber zumindest wird es versprochen.
Der christliche Glaube verspricht an keiner Stelle ewige Gesundheit. Warum? Weil das gar nicht das höchste Ziel Gottes ist. Das höchste Ziel Gottes, das wir in der Bibel finden, ist, dass Menschen wieder in Kontakt mit ihrem Schöpfer kommen. Dass sie erkennen, warum sie eigentlich hier auf der Erde sind. Dass das Leben auf der Erde auch eine Vorbereitungszeit für das Leben mit Gott in der Ewigkeit ist.
Wenn wir die Ewigkeit aus dem christlichen Denken herausstreichen, dann streichen wir das Kernelement, worauf es eigentlich ankommt. Der Apostel Paulus sagt: „Ich strecke mich aus nach dem vorgestreckten Ziel“ oder „Ich sehne mich, bei Christus zu sein und abzuscheiden“. Das heißt nicht, dass Christen alle lebensmüde sein müssen und möglichst schnell sterben wollen – das auch nicht. Aber Paulus macht ganz deutlich, und zwar mehrfach im 2. Korintherbrief, Kapitel 4 und Kapitel 5, dass wer auf das Irdische baut, früher oder später enttäuscht wird.
Das Irdische ist vergänglich. Wer auf die Schönheit seines Körpers baut, wird ebenfalls enttäuscht, denn egal, was du tust, du wirst altern und krank werden. Das klingt vielleicht deprimierend, nicht wahr? Manche hätten jetzt vielleicht lieber gehört, dass man nur richtig glauben muss und dann ewige Jugend hat. Dass man mit 90 noch Marathon läuft, wenn man nur genug glaubt. Solche Botschaften gibt es, aber sie finden sich nicht in der Bibel und sind vollkommen unrealistisch.
Wir erleben es in unserem eigenen Leben: Diese Versprechen stimmen nicht. Gott verspricht uns nichts Irreales, nur um Leute einzufangen oder ihnen das zu geben, was sie gerne hören wollen. Nein, die Bibel sagt ganz deutlich: Wenn du auf das Irdische baust, auf das Zeitliche, wirst du früher oder später enttäuscht.
Solange du jung und fit bist, kannst du denken: „Wow, genau das ist es, ich werde alles schaffen.“ Aber du wirst merken, dass du älter wirst und es nicht klappt. Das hat Gott auch nicht versprochen.
Das Wesentliche, worauf es ankommt, ist: Gott will dir Sinn geben, Vergebung schenken, Annahme bieten und ewiges Leben schenken. Solche Dinge sind das Zentrum unseres Glaubens und das, worauf wir immer wieder schauen müssen.
Natürlich kannst du sagen, dass dir das nicht gefällt und dass du etwas anderes wählen möchtest. Aber wo findest du denn die Antwort auf ewige Gesundheit? Die Sterberate in der Schweiz liegt bei hundert Prozent. Meistens wirst du vor dem Tod krank. Die wenigsten werden hundert Jahre alt, kerngesund, und fallen plötzlich um. Das wünschen sich viele, ich auch. Ich würde mir wünschen, bis hundert Jahre richtig fit zu sein und dann plötzlich, zum Beispiel durch einen Herzinfarkt, zu sterben, ohne vorher noch große Beschwerden zu haben.
Aber das passiert relativ selten. Die meisten Menschen müssen, statistisch gesehen, mit Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen kämpfen. In der Schweiz sterben etwa 30 Prozent an Krebs, das ist nicht angenehm. Ungefähr weitere 30 Prozent sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, was auch nicht immer angenehm ist. Und es gibt noch viele andere Krankheiten, die sich hinziehen. Das sind unangenehme Erfahrungen.
Wir sind davon nicht befreit, auch nicht, weil wir Christen sind. Das ist kein Versprechen der Bibel. Manchmal müssen wir sogar akzeptieren, dass Gott Krankheit zulässt oder in Kauf nimmt, weil sie für uns etwas Positives bewirken kann.
Wir sind heute so darauf geprägt, dass Krankheit zu den schlimmsten Dingen gehört, die uns passieren können. Deshalb versuchen wir, sie unbedingt zu verdrängen. Doch wenn wir ehrlich hinschauen, merken wir manchmal im eigenen Leben oder im Leben anderer: Krankheit kann auch ein Segen sein. Das klingt vielleicht verrückt, nicht wahr? Aber ich kann es garantieren. In vielen Gemeinden kenne ich Menschen, die erst durch ihre Krankheit zu Gott gefunden haben.
Solange alles gut lief, dachten sie: „Wow, ich genieße das Leben, mache alles, stampfe auch auf den anderen herum, bin stark, boxe mich durch.“ Ob andere leiden, war ihnen mehr oder weniger egal. Doch plötzlich trifft dich die Krankheit, und du musst ganz anders über das Leben und darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist.
Ich erinnere mich an das Gespräch mit einem erfolgreichen Geschäftsmann. Er kam aus einem christlichen Hintergrund, hatte den Glauben aber über Bord geworfen. Er heiratete, gründete eine Firma, die sehr erfolgreich lief. Auch die Ehe und die Familie schienen perfekt zu sein. Weil alles so gut lief, dachte er, ab und zu eine Party zu machen, sei auch ganz gut. Doch die Partys wurden häufiger und der Alkohol mehr.
Weil das Geschäft so gut lief, konnte er sich das leisten. Doch irgendwann gab es Eheprobleme. Seine Frau beschwerte sich: „Warum bist du schon wieder betrunken? Du kümmerst dich gar nicht um mich. Du bist so materialistisch.“ Die Reaktion darauf war, noch mehr zu trinken. So ging das jahrelang. Plötzlich sagte seine Frau: „Ich verlasse dich.“ Das war ein Schock für ihn. In seiner perfekten Welt hatte er das nicht erwartet.
Die Frau hatte zwar alles – das große Haus, das Geld –, aber sie fühlte sich einsam. Er war distanziert und der Alkohol zerstörte sein Leben. Danach ging auch seine Firma kaputt, weil der Alkohol das Geschäft beeinträchtigte. An diesem Tiefpunkt, als Familie und Beruf weg waren, erinnerte er sich an Gott. Er begann zu beten und suchte Gott.
Ich habe ihn danach kennengelernt. Er reiste mit mir nach Israel und erzählte mir seine Lebensgeschichte. Er fragte Gott ganz ohne Bedingungen. Nicht so: „Gott, ich bete jetzt ein bisschen mehr und dann machst du alles wieder gut.“ Nein, so funktioniert das nicht. Gott lässt sich nicht auf einen Handel ein.
Er sagte: „Ich habe versagt. Was ich gemacht habe, war falsch. Ich habe getan, was viele tun, aber es war nicht richtig.“ Dann erlebte er Befreiung: von Alkoholismus, von Egozentrik, von Materialismus – also davon, nur auf das Materielle zu schauen.
Ich fuhr mit ihm einmal zum Flughafen nach Frankfurt. Er hatte immer noch genug Geld. Auf der Autobahn fuhr er mit einem großen Porsche und nahm mich mit. Ich dachte: „Nettes Auto.“ Doch er sagte mir, dass sein Gehalt kaum für die Tankrechnung reicht. Es ging ihm also noch ganz gut, aber innerlich war er verändert.
Als ich ihn kennenlernte, sagte er: „Ich fühle mich glücklich, trotz kaputter Ehe und Firma. Ich habe eine innere Erfüllung.“ Er fügte hinzu: „Hätte Gott mir diesen Tiefpunkt nicht gegeben, hätte ich weitergemacht – bis ich tot umfalle.“
Ein anderer Mann erzählte mir, dass er sich so in den Beruf gestürzt hatte, dass seine Familie ihn kaum noch sah. Plötzlich erlitt er ein Burnout und musste ein Jahr zu Hause bleiben. Auch mit ihm sprach ich danach. Er hatte eine höhere Stellung in einer großen Firma in Deutschland.
Er sagte: „Der Burnout war ein Geschenk Gottes. Sonst wäre meine Familie kaputtgegangen. Ich hätte das nicht gemerkt. Ich war so im Beruf gefangen, immer zu Sitzungen, zu Terminen. Vielleicht wäre ich sonst tot umgefallen, an einem Herzinfarkt.“ Für ihn war der Burnout ein Segen Gottes.
Natürlich soll es nicht so weit kommen. Ich glaube, heute besteht kaum die Gefahr, dass jemand aus dem Gottesdienst sagt: „Ich will Krankheit, damit mein Leben gelöst wird.“ Nein, so ist es nicht. Aber wir sollten im Blick haben, dass Gottes Ziel ist, dass es uns gut geht. Doch womit es uns gut geht, das sehen wir manchmal nicht.
Wir sehen oft nur die äußeren Dinge, wie Gesundheit. Manchmal sagt Gott aber: „Nein, du brauchst jetzt die Krankheit. Ich lasse das zu, weil du deine Grenzen kennenlernen musst, Geduld lernen oder etwas anderes vor Augen haben sollst.“ Das ist eine unangenehme Wahrheit, zumindest für mich. Ich würde lieber einen anderen Weg wählen und Gott fragen: „Kannst du das nicht anders machen?“
Doch wie lernt man Geduld? Wie lernt man, dass Materialismus nicht alles ist, wenn man immer alles hat? Das ist schwierig und widerspricht sich teilweise.
Das ist eine wichtige Erkenntnis, wenn wir über Krankheit und Gesundheit nachdenken: Wir dürfen nicht die Erwartung haben, ich verrate heute den Schlüssel ewiger Gesundheit. Manche Christen tun das, doch es klappt nicht. Sie sagen: „Lernt dieses Gebet, sprecht es richtig, und ihr werdet immer gesund.“ Nein, Gott lässt sich nicht manipulieren.
Gott ist keine anonyme Energie, die wir mit der richtigen Methode oder Magie zwingen können, das zu tun, was wir wollen. Die Bibel beschreibt Gott als eine Person, die entscheidet, was richtig ist. Wenn du wirklich Christ bist, hast du damit kein Problem, denn du weißt, dass Gott viel weiser ist als du.
Manche Dinge, die du dir wünschst, sind vielleicht gar nicht gut für dich. Manchmal merkst du das erst nach zehn oder zwanzig Jahren. Trotzdem vertrauen Christen darauf. Genau das ist Glaube. Das griechische Wort für Glaube bedeutet Vertrauen: „Ich vertraue darauf, dass Gott besser weiß, was gut für mich ist, als ich selbst.“ Das ist echter Glaube.
Der Glaube, der Gott manipulieren will, der einen Zauberspruch sucht, damit Gott tut, was ich will – so wie bei Aladin und der Wunderlampe –, ist kein echter Glaube. Manche stellen sich das christliche Leben so vor: „Jetzt kommt Gott, was soll ich tun? Ich muss nur die richtigen Knöpfe drücken, dann klappt alles.“ Von so einem Gott spricht die Bibel nicht.
Die Bibel spricht von einem Gott, der viel größer und weiser ist als wir. Er will das Gute für uns, aber das Gute ist nicht immer das, was wir uns wünschen. Manchmal ist es nicht die Gesundheit.
Deshalb finden wir in der Bibel viele Helden des Glaubens, vorbildliche Menschen, die dennoch leiden mussten. Leiden ist nicht nur Krankheit. Zum Beispiel wurde der Prophet Jeremia schuldlos ins Gefängnis geworfen. Joseph tat alles richtig, doch alles lief schief. Seine Brüder wollten ihn umbringen und verkauften ihn als Sklaven. Er wurde zu Unrecht ins Gefängnis geworfen – zweimal.
Am Ende gab es zwar ein Happy End, aber bis dahin war es ein langer Weg. Joseph hat sich sicher gefragt: „Gott, warum lässt du das zu? Ich handle moralisch, und dafür werde ich bestraft.“ Doch Gott hat einen Plan mit den Menschen, den wir nicht immer sehen. Er hat auch einen Plan mit uns, der nicht immer so läuft, wie wir uns das vorstellen.
Joseph war der Lieblingssohn seines Vaters. Er dachte wahrscheinlich, er würde Erbe werden, ein großes Vermögen bekommen und ein angenehmes Leben führen, dabei auch ein bisschen fromm sein. Aber das war nicht Gottes Plan für ihn.
Wenn wir genauer hinschauen, merken wir, dass Gott selbst das Leiden nicht gescheut hat – um unseretwillen. Christen glauben, dass der Höhepunkt der Liebe darin besteht, dass Gott selbst bereit war, für uns zu leiden, ans Kreuz zu gehen und zu sterben.
Das ist der Hauptinhalt des christlichen Glaubens: Jesus sagte, wer hat größere Liebe, als der, der sein Leben für seine Freunde gibt? Wer ist bereit, freiwillig zu leiden, damit es anderen gut geht? Gott hat sich nicht mit einem Zaubertrick aus der Verantwortung gezogen. Sein Leben war voll von Leiden.
Natürlich können wir sagen: „Das war kein Krebs.“ Aber wer will schon gegeißelt werden, bei dem die Haut vom Rücken hängt, das Blut läuft und man von Freunden verspottet wird? Ich weiß nicht, ob das die schöne Variante ist. Doch es war der Weg, uns von Schuld zu befreien, sagt die Bibel.
Wir merken: Gott ist bereit zu leiden. Er leidet auch wegen dir – wenn du falsche Wege gehst, seine Ratschläge ignorierst, eigensüchtig oder materialistisch bist. Gott leidet, weil er will, dass es dir gut geht.
Er verlängert nicht einfach deine Möglichkeiten, indem er dir alles gelingen lässt. Sonst würdest du an vielen Stellen nie einsehen, umkehren oder etwas verändern.
Wenn wir uns mit der Bibel über Krankheit und Gesundheit auseinandersetzen, müssen wir offen sein für die ganze Bandbreite dessen, was Gott anbietet. Wir dürfen nicht erwarten, dass Jesus uns nur einen schnellen Weg zeigt: „Der ist kein Christ und wird krank, du bist Christ und bist immer gesund.“
Das wäre schön, wenn wir alle Mitglied in der Kirche wären und unsere Krankenkasse einsparen könnten. Aber egal, wer das verspricht, es klappt nicht. Ich kenne Christen, die das versprechen, und trotzdem werden sie krank. Das hat Gott nie versprochen. Es gibt keine Gesundheitsreligion.
Manche sagen: Jesus hat doch die Leute immer geheilt – das stimmt. Wenn wir das in den Evangelien nachlesen, ist es wirklich beeindruckend. Die Menschen kommen zu Jesus, und sie werden geheilt und gesund. Das finde ich immer wieder faszinierend.
Wir müssen aber beachten, dass diese Heilungen nur in einer ganz engen Phase der Bibel stattfinden – in den drei Jahren, in denen Jesus aufgetreten ist. Weder vorher noch nachher gibt es eine solche Phase mit so vielen Heilungen. Warum? Das musste so sein. Die Jünger des Johannes kommen zu Jesus und fragen: Woran können wir erkennen, dass du der Messias bist? Die Antwort Jesu zitiert aus dem Alten Testament, wo Propheten schon Jahrhunderte vorher genau vorhergesagt haben: Wenn der Messias kommt, werden Lahme gehen, Kranke gesund, und den Armen wird das Evangelium verkündet.
Diese massive Bündelung von Wundern war also ein Ausweis für alle Menschen in der Umgebung. Sie sollten sehen, dass hier nicht nur etwas irdisch Menschliches passiert. Sonst hätte Jesus ja auftreten können wie manche andere selbsternannte Propheten, die sagen: „Ich bin es.“ Dann hätte man fragen können: Warum du? Warum nicht jemand anderes? Jesus konnte aber ganz klar sagen: Schaut euch an, es ist genau das passiert, was vorhergesagt wurde. Wenn das heute bei uns genauso wäre, könnte ich auftreten und sagen: Ich bin der Messias, ich kann genauso heilen wie Jesus. Nein, eben nicht. Wir können das nicht, und jeder, der es behauptet, kann es auch nicht. Wer es behauptet und meint, er könne es, ist ein Betrüger. Es gibt nur einen Jesus, nur einen Messias, und nur er hat diese Vollmacht.
Auch in der Apostelgeschichte sehen wir, dass Wunder geschehen und Menschen geheilt werden. Aber eben nicht immer und auch lange nicht mehr in dieser Massivität. Manche Mitarbeiter, wie Timotheus, muss Paulus zurücklassen, weil sie krank sind. Dann muss er sie erst einmal auskurieren – nicht durch ein wunderbares Wort, sondern auf normale Weise. Mehrfach leidet Paulus darunter, dass seine Mitarbeiter krank sind.
Timotheus bekommt sogar den Tipp, ein bisschen Wein zu trinken, um seinen Magen zu stärken. Offenbar gab es Leute, die ihm geraten hatten, keinen Wein zu trinken. Paulus ermutigt ihn also nicht, mehr zu glauben, sondern sagt ihm: Trink ein bisschen Wein! Solche Hinweise finden wir immer wieder in der Bibel. Ärzte werden nicht negativ dargestellt.
Manche Christen tun so, als ob man, wenn man gläubig ist, nur auf Gott vertrauen müsse und dann alles glatt läuft – man brauche gar keine Ärzte mehr. Ist das biblisch? Nein. In der Bibel werden Ärzte nicht als negativ dargestellt. Es wird deutlich gesagt, wie bei der Frau mit dem Blutfluss. Körperlich war das vielleicht nicht schlimm, aber sie war von der Gesellschaft isoliert. Sie gab ihr ganzes Geld für Ärzte aus, doch nichts half ihr.
Soll das heißen, Ärzte sind überflüssig? Gar nicht. Man kann auch sagen: Ich habe eine Krebstherapie gemacht oder Verwandte haben eine Krebstherapie gemacht und sind trotzdem gestorben. Heißt das, die Medizin ist unsinnig? Nein, das heißt nur, Medizin hat irdische Grenzen. Sie kann manches erreichen, anderes aber nicht.
Das müssen wir deutlich vor Augen haben. Hier wird nicht kritisiert, dass Medizin schlecht sei, sondern dass Medizin ihre Grenzen hat. Gott ist viel größer als die Medizin. Auch wenn ein Mediziner sagt, hier gibt es keine Aussicht auf Heilung, kann Gott, wenn er will, immer noch eingreifen und heilen. Und manchmal tut er das.
In unserer Gemeinde hatten wir vor etwa drei oder vier Jahren einen jungen Mann, der damals noch nicht Mitte dreißig war. Er hatte eine Familie, arbeitete und engagierte sich aktiv in der Gemeinde. Er war eine große Stütze für uns alle. Plötzlich kam die Nachricht: Leukämie im fortgeschrittenen Stadium. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, es folgten verschiedene Behandlungen, unter anderem auch eine Knochenmarktransplantation.
Die Ärzte sagten schließlich, sie hätten alles versucht, aber nichts half. Sie teilten der Frau und den Kindern mit, dass sie sich von ihrem Mann verabschieden müssten, da es nur noch wenige Tage seien. Laut Lehrbuch breitet sich die Leukämie aus und kann nicht von selbst zurückgehen.
Als Gemeinde haben wir intensiv gebetet und gefastet. Plötzlich riefen die Ärzte die Frau an und teilten mit, dass ihr Mann immer noch lebt. Einige Wochen später ging der Krebs tatsächlich zurück – ohne dass jemand wusste, wie das möglich war. Mittlerweile ist er wieder zu Hause, arbeitet wieder, und die Ärzte sagen, sie wissen nicht, wie das geschehen konnte.
Solche Wunder gibt es also manchmal. Gott zeigt damit, dass er größer ist als die Medizin. Warum das so ist, wissen wir nicht. Gott lässt sich nicht in die Karten schauen und ist nicht zur Rechenschaft verpflichtet. Er handelt, wie er will.
Ein weiteres Beispiel aus unserer Gemeinde betrifft ein Ehepaar, das ein erstes Kind mit angeborenem Diabetes bekam. Für die Eltern war das ein großer Schock, denn das Baby musste von Anfang an Insulinspritzen bekommen. Als sie ein zweites Kind bekamen, beteten sie intensiv darum, dass diesmal alles gut verlaufen möge.
Das zweite Kind wurde geboren, und auch hier stellten drei verschiedene Ärzte angeborenen Diabetes fest. Die Familie war schon für die Diabetesklinik angemeldet, als wir als Gemeinde erneut intensiv beteten. Bei der Untersuchung in der Klinik konnten die Ärzte plötzlich keine Diabetes mehr feststellen.
In der Fachliteratur heißt es, dass angeborener Diabetes normalerweise nicht einfach so verschwindet. Wie das möglich ist, wissen wir nicht. Wir glauben jedoch an einen Gott, der eingreifen und Dinge verändern kann.
Gleichzeitig haben wir auch für andere Menschen gebetet, die dennoch gestorben sind. Bedeutet das, dass wir falsch gebetet haben? Oder nicht die richtigen Worte benutzt haben? Oder nicht intensiv genug gefastet? Nein, das ist nicht der Fall. Bei Gott gibt es keinen Handel im Sinne von „Wenn wir dies tun, dann machst du das“.
Wir müssen als Christen erkennen, dass Gott der Chef ist. Er hat die absolute Übersicht und entscheidet. Die Bibel macht uns deutlich, dass wir zu unserem himmlischen Vater kommen dürfen, um zu bitten. Wir dürfen sagen: „Ich wünsche mir das sehr, ich brauche das.“ Aber letztlich entscheidet Gott.
Manchmal entscheidet er gegen alles Wissen und Verstehen, gegen alle medizinischen Therapien, und greift übernatürlich ein. Doch wir dürfen uns nicht darauf versteifen und nicht sagen, Gott sei nicht da, wenn er nicht so handelt, wie wir es uns wünschen. Wir kennen nicht alle Hintergründe und wissen nicht, warum er bestimmte Wege geht.
Und wieder eine schwere Wahrheit, die wir oft aus den Augen verlieren, weil es uns meistens so gut geht: Das eigentliche Ziel christlichen Lebens ist nicht eine möglichst lange irdische Existenz.
Das eigentliche Ziel himmlischen Lebens ist, die Ewigkeit mit Gott zu verbringen. Deshalb müssen wir auch sagen: Ist der Tod – und das ist ganz entgegengesetzt zu dem, was wir oft empfinden – biblisch gesehen, der irdische Tod nicht das Schlimmste, was uns passieren kann.
Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist die ewige Trennung von Gott, wenn wir die Bibel ernst nehmen. Und genau davon will Gott uns befreien.
Dieser Körper, in dem wir leben, ist geprägt von seiner Gottferne und verfällt langsam. Das sagt uns die Bibel deutlich. Gleichzeitig wird uns hier versprochen, dass wir in der Ewigkeit bei Gott einen Ewigkeitsleib bekommen. Dieser hat keine Probleme mehr mit Krankheit und Altern.
Das ist eigentlich das Ziel, auf das wir hinarbeiten. Wir wollen nicht unbedingt noch ein paar Jahre länger um jeden Preis hier auf der Erde sein und gesund bleiben. Natürlich wollen wir auch nicht krank werden, das ist klar. Aber wir dürfen das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Das eigentliche Ziel christlichen Lebens ist eine Veränderung deines Denkens, deines Wollens, deiner Persönlichkeit und deines Handelns. Du sollst anders sein als Menschen ohne Gott – und zwar im positiven Sinne.
Dazu gehört auch die Überzeugung, dass wir in die Ewigkeit zu Gott gehen. Manche Menschen sagen vielleicht, das sei eine billige Vertröstung aufs Jenseits. So wird manchmal argumentiert.
Das ist es aber nur, wenn es kein Jenseits gibt. Wenn es für dich kein Jenseits und keinen Gott gibt, dann macht Christsein auch keinen Sinn.
Aber wenn du davon ausgehst, dass Jesus Christus tatsächlich lebt, dann stellt sich die Frage: Ist er ein Lügner oder nicht? Wenn er kein Lügner ist, dann sagt er: „Ich gehe hin zum himmlischen Vater, euch Wohnungen zu bereiten.“
Stimmt das oder stimmt das nicht? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Ist Jesus wirklich auferstanden?
Wenn du davon ausgehst, dass das so ist – und es gibt zahlreiche Zeugenaussagen, die das belegen –, dann gibt es ein Leben nach dem Tod. Dann gibt es auch einen neuen Körper, den wir bekommen.
Dann erkennen wir, dass dies das eigentliche Ziel ist, das uns versprochen wurde. Und wenn Gott eingreift und uns hält, ist das wunderbar. Dann darfst du dich darüber freuen. Aber sei auch nicht total verzweifelt, wenn das mal nicht so läuft.
In der Bibel werden deshalb ganz unterschiedliche Ursachen von Krankheit genannt. Manche Ursachen erscheinen mir dabei absurd. Ich frage mich dann, warum das so sein muss. Aber letztlich sage ich: „Okay, Gott, du machst das so. Ich weiß nicht genau warum, aber es ist unangenehm.“
Zum Beispiel lese ich im Johannesevangelium Kapitel 9 die Geschichte mit dem Blindgeborenen – also jemand, der von Geburt an blind ist. Die Jünger fragen sofort: „Wer ist schuld daran? Sind es die Eltern?“ Es wird offenbar vorausgesetzt, dass Krankheit eine Folge von Sünde sein kann. Wenn wir ganz gottlos leben, kann das tatsächlich auch körperliche Erkrankungen zur Folge haben. Die Bibel nennt das an verschiedenen Stellen.
Denken wir an den Oberdiktator Nebukadnezar, der Menschen reihenweise niedermetzelt. Gott sagt ihm, dass das so nicht geht. Daraufhin bekommt er Wahnsinn, kriecht auf einer Weide wie ein Tier herum. Ganz deutlich steht dort, dass dies die Folge seiner Gottlosigkeit war. Solche Beispiele gibt es auch in der Bibel.
In der Geschichte mit dem Blindgeborenen fragen die Jünger: „Wer hat gesündigt?“ Doch niemand sagt, dass die Eltern oder das Kind schuld sind. Stattdessen kommt eine seltsame Antwort: „Der Mann ist blind, damit Gott sich verherrlicht, indem er ihn sehend macht.“
Wenn Gott Freiwillige sucht, würde ich wohl abwägen. Was würdest du sagen? Zwanzig Jahre lang blind zu sein, nur damit du dann ein großes Wunder erlebst und alle in Zürich Beifall klatschen und sagen: „Wow, so etwas haben wir ja nie gesehen, vielleicht werden wir gläubig.“
Warum macht Gott das? Wir würden darauf schauen und sagen: Zwanzig Jahre Blindheit sind nicht toll. Aber für Gott ist es viel wichtiger, dass in seinem ganzen Umfeld sogar bis heute Menschen sagen: „Wow, Jesus ist toll. Er kann Dinge tun, die kein Mensch tun kann.“ Und Gott sagt: „Ja, das ist es wert.“
Hier merken wir, dass Gottes Sichtweise nicht nur individualistisch ist. Es geht nicht nur darum, dass ich etwas Positives erlebe. Gott sieht auch, was das bei anderen bewirkt, in unserem Umfeld, je nachdem, wie wir damit umgehen. Wir sind nicht nur Einzelindividuen, ich und Gott – das ist kein Heilsegoismus. Wir gehören zur ganzen Familie Gottes. In dieser Gemeinschaft gibt es viele Gegenbewegungen.
Manchmal können wir etwas falsch machen, und das kann eine Ursache für Krankheit sein. Manchmal will Gott etwas verherrlichen oder uns etwas beibringen, wie mehr Geduld. Zum Beispiel bei dem Geschäftsmann, den ich erwähnt habe, der umkehren sollte, aber es nicht tat.
In vielen Fällen, egal ob wir beten oder nicht, finden wir keine Lösung. Es gibt keinen fassbaren Grund, und Gott offenbart uns nicht, warum wir gerade an dieser oder jener Krankheit leiden. Gott ist ja auch nicht verpflichtet, uns das zu erklären. Dann brauchen wir Vertrauen auf Gott: Auch wenn Krankheit da ist, ist Gott nicht weg. Er ist immer noch da.
Wenn es mir so geht, sage ich mir oft: „Besser durch die Krankheit mit Gott als durch die Krankheit ohne Gott.“ Das kann man ausprobieren. Als ich vor Jahren Krebs hatte und dreiviertel Jahre im Krankenhaus war, gab es manche verzweifelte Situationen. Aber ich wusste auch: Patienten, die rechts und links neben mir lagen, hatten dieselbe Situation – aber ohne Gott. Für sie war das noch viel schlimmer.
Ich habe nicht erlebt, dass Gott plötzlich ein Wunder getan hat und ich aufgesprungen bin und alles war super. Aber ich habe erlebt, wie Gott die Behandlung der Ärzte gebraucht hat, damit ich wieder gesund wurde.
Mein Nachbar im Bett neben mir hatte dieselbe Krebsdiagnose, war sogar jünger als ich. Er ist gestorben, trotz der gleichen Behandlung. Die Ärzte konnten uns nur sagen, wie viel Prozent überleben und wie viel sterben. Das ist keine große Hoffnung, denn man gehört entweder zu den Überlebenden oder nicht.
Gott kann auch so wirken. Er ist nicht nur der, der übernatürliche Wunder vollbringt, sondern er benutzt auch medizinische Behandlung. Manchmal wirkt Gott durch medizinische Behandlung. In unserer Gemeinde gab es auch Fälle ganz ohne medizinische Behandlung, wie bei einem Kind, das mit Diabetes geboren wurde. Gott kann das machen.
Gott kann auch sagen: „Das ist jetzt das Ende deines Lebens.“ Dann ist es umso wichtiger, dass wir uns an Jesus festhalten. Wir stehen nicht alleine da, sondern wissen, dass Gott uns Kraft gibt in dieser Situation, zum Beispiel im Krankenhaus.
Bis heute ist das so. Falls jemand mal wirklich lange im Krankenhaus war, kann er das vielleicht nachempfinden. Wenn ich heute ein paar Tage Schmerzen habe, ist mein erster Gedanke oft: Krebs. Manchmal gehe ich schnell ins Internet und finde, dass alle Symptome genau dafür sprechen. Dann denke ich: „Ich habe jetzt Magenkrebs oder so.“ Danach muss ich mich wieder beruhigen.
Ich habe Jesus in der Hand und sage mir: „Du hast das in der Hand.“ Manchmal ist das verrückt: Nach ein paar Tagen hören die Schmerzen wieder auf. Dann merke ich: „So ist das eben.“ Oder wenn ich ins Krankenhaus komme und den Geruch von Desinfektionsmitteln rieche, wird mir übel – einfach, weil das Erinnerungen weckt. Obwohl ich ja als Geheilter wieder rausgegangen bin, hinterlässt das Spuren.
So habe ich erlebt, dass Gott eingreift – nicht immer durch ein plötzliches Wunder, sondern indem er mir Kraft, inneren Frieden, Zuversicht und Hoffnung gibt während der Krankheit. Das ist auch ein Eingreifen Gottes.
Wir sollten Gottes Eingreifen nicht von vornherein auf eine bestimmte Art reduzieren, wie wir uns das wünschen. Sondern sehen, dass Gott etwas damit vorhat.
Im Nachhinein würde ich sagen: Ich würde immer noch gerne auf den Krebs verzichten. Aber ich habe an einigen Stellen, wo ich intensiv mit Seelsorgern und schwer krebskranken Menschen zu tun hatte, etwas verstanden. Ich verstehe diese Leute besser. Und diese Leute verstehen, wenn ich etwas sage. Wenn man als völlig Gesunder reinplatzt und sagt: „Alles nicht so schlimm“, merken die Betroffenen sofort, dass man an ihnen vorbeiredet. Man hat keine Ahnung, wie es ihnen wirklich geht.
Manche Dinge kann man nur richtig verstehen, wenn man sie selbst erlebt hat – nicht, wenn man sie an der Uni studiert hat. So sehe ich, dass der Krebs eine Folge war, die mich zum Nachdenken gebracht hat.
Eine andere Folge war, dass ich grundlegend über meine Prioritäten im Leben nachgedacht habe. Wofür setze ich meine Zeit und meine Kraft ein? Ich bin mir viel stärker bewusst geworden, wie endlich mein Leben ist.
Hätte man mich vorher gefragt, hätte ich natürlich gesagt: „Ja klar, jederzeit kann man sterben.“ Aber insgeheim habe ich doch damit gerechnet, zumindest das durchschnittliche Lebensalter zu erreichen. Das war unterschwellig.
Jetzt habe ich deutlich vor Augen, dass es keine Garantie gibt. Das Leben kann ganz plötzlich zu Ende sein. Das ist keine große Katastrophe oder Gottes Ungerechtigkeit. Es ist so.
Was Statistiker sagen, ist nur eine statistische Größe – nicht die Realität des Lebens. Es gibt keine Garantie, weder eine politische, die dir verspricht, du wirst 80 oder 90 Jahre alt, noch eine göttliche. Nein, die gibt es nicht.
Wir können dankbar sein. Bei mir hat das das Gefühl ganz neu geweckt, für jeden Tag dankbar zu sein und die Zeit, die ich habe, gut für Jesus einzusetzen.
Das sind so Nebenwirkungen. Und ich glaube, dass wir für manche Dinge offen sein können, wenn wir sehen, dass Gott da eingreift.
Nachdem ich nun deutlich gesagt habe, dass du krank sein wirst und dass das alles nicht so schlimm ist, bist du vielleicht jetzt ganz deprimiert und denkst: „Das habe ich heute Morgen gar nicht gehofft zu hören.“
Ja, es gibt auch noch andere Wahrheiten der Bibel, und die will ich nicht verschweigen, denn sie sind ganz wichtig. Wir sollten klar sehen: Körperliche Gesundheit ist nicht alles und auch nicht das höchste Ziel biblisch gesehen – auf keinen Fall. Trotzdem ist Gott so liebevoll, dass ihm unsere körperliche Krankheit nicht egal ist.
Deshalb finden wir in der Bibel viele ermutigende Beispiele und viel Zuversicht, wie wir mit Krankheit umgehen können. Wir können zu unserem himmlischen Vater kommen, er hört uns zu und greift immer wieder ein – manchmal häufiger, als wir uns das vorstellen können. Es kann auch falsch sein, Gott kleinzureden.
Manche sagen: „Die Gemeinde ist gut für meine Seele und für den Körper, der Arzt ist da.“ Nein, wenn wir wirklich als Christen leben, dann ist Gott sowohl für meinen Körper als auch für meine Seele und meinen Geist da.
Heißt das nun, dass wir alles andere nicht mehr in Anspruch nehmen sollen? Natürlich sollen wir das! Wenn du eine gute medizinische Therapie hast, dann bete und nimm die Therapie in Anspruch.
Ich habe Leute kennengelernt, auch in unserer Gemeinde, zum Beispiel eine Frau, die etwa in meinem Alter war und plötzlich Krebs bekam – einen anderen Krebs, ich weiß nicht genau welchen. Einige Christen kamen zu ihr und sagten: „Gott hat mir mitgeteilt, du wirst nicht krank werden, alles wird von selbst weggehen.“ Sie wollte weder Chemotherapie noch sonst etwas, obwohl sie Krankenschwester war und wusste, dass es mühsam ist.
Die Krankheit wurde immer schlimmer, schließlich war die ganze Lunge von Metastasen befallen. Weil es nicht mehr anders ging, ging sie dann doch zum Arzt. Hier geschah ein großes Wunder Gottes: Obwohl es schon so schlimm war, konnte durch den medizinischen Eingriff, den Gott segnete, ihr Leben gerettet werden. Sie lebt heute noch.
Aber man muss sagen, dass die Christen, die ihr diese falsche Botschaft gegeben haben, auch zur Verantwortung gezogen werden müssten. Wäre sie früher zum Arzt gegangen, hätte sie viel weniger Schmerzen und Eingriffe ertragen müssen. Hier wurde ihr eingeredet, sie müsse nur genügend glauben, dann werde sie gesund. Wo steht in der Bibel, dass wir Gott nach unseren Vorstellungen manipulieren können?
Glauben in der Bibel bedeutet Gott vertrauen, nicht Gott manipulieren. Vertrauen heißt, dass wir sagen: „Vater, was du machst, ist gut.“ So hat es Jesus im Garten Gethsemane gemacht. Er sagt: „Wenn es möglich ist, Vater, lass dieses Leid an mir vorübergehen.“ Aber dann kommt nicht sein Wille, sondern der Wille des Vaters. Das ist Vertrauen.
Vertrauen heißt nicht: „Ich glaube intensiv genug, ich muss nicht ans Kreuz, und dann muss ich auch nicht ans Kreuz.“ Manche bauen das Vaterunser um, indem sie beten: „Nicht dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden, sondern mein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Sie sagen: „Ich will gesund werden, ich will das so.“ Aber wenn wir das Vaterunser ehrlich beten, heißt es genau andersherum: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille.“
Wir können Gott nicht vorschreiben, was er tun soll. Manchmal will er Dinge, die wir toll finden, und manchmal will er Dinge, die wir nicht so toll finden. Deshalb brauchen wir Offenheit. Aber wir dürfen mit all unseren Sorgen zu Jesus kommen.
Besonders tröstlich finde ich den Vers aus dem ersten Petrusbrief, Kapitel 5: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Sorgen sind ja auch Krankheit. Mir macht Krankheit Sorgen, also darf ich zu Jesus kommen und sagen: „Jesus, das macht mir solche Sorgen, ich habe Angst, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Nimm du das.“
Es wäre schön, wenn es einfach so laufen würde. Bei mir läuft es dann so, dass nach ein paar Minuten die Sorgen wiederkommen. Da muss ich wieder beten: „Herr Jesus, ich will das nicht, das macht mich fertig. Nimm du die Sorgen.“ Ich tue, was ich tun kann, klar, ich besuche einen Arzt und versuche sonst, was nötig ist. Aber dann sage ich: „Diese Sorgen will ich bei Gott abgeben.“
Das finde ich einen ganz schönen Vers: „Alle eure Sorgen werft auf ihn.“ Und das funktioniert nicht nur einmal. Manchmal muss man das zweimal, dreimal, fünfmal am Tag machen. Aber wie ich das erlebe, funktioniert das nach einer Zeit. Dann merke ich, ich bin noch in derselben Situation, aber sie macht mich nicht mehr so fertig, drückt mich nicht mehr nieder. Ich habe plötzlich eine Perspektive, auch in dieser Situation.
Das ist eine Antwort, die wir in der Bibel haben, was Gott machen kann. Dafür sollten wir die Augen offenhalten. Wir dürfen auch unseren himmlischen Vater selbst darum bitten: „Bitte, mach du mich gesund.“
Jetzt könnte jemand sagen: „Ja, aber vielleicht will Gott das nicht.“ Das ist doch nicht deine Sache zu überlegen, ob er das will oder nicht. Willst du gesund werden oder nicht? Wenn ja, dann sag ihm das. So wie kleine Kinder, die machen sich nicht viele Gedanken darüber, ob Mama und Papa das wollen.
Unsere Kinder haben das selten getan. Sie sind manchmal mit Bitten gekommen, bei denen sie eigentlich schon ahnen konnten, dass wir Nein sagen würden. Zum Beispiel morgens: „Ich habe keine Lust zur Schule, kann ich zuhause bleiben?“ Meistens haben wir gefragt: „Bist du krank?“ Nein. Später haben sie dann zugegeben, dass sie doch krank waren. Dann haben wir gesagt: „Gut, dann gehen wir zum Arzt.“ Nein, doch nicht. Dann haben wir entschieden, was das Beste ist.
Wir merken: Wir dürfen alles äußern. Auch die Kinder dürfen sagen, ob sie zuhause bleiben wollen. Aber als Eltern musst du in deiner Verantwortung und hoffentlich zum Wohl des Kindes entscheiden, wann das geht und wann nicht.
Genauso ist es bei Gott. Wir dürfen ihm alles sagen, auch unsere Perspektive. Wenn du nicht krank sein willst, dann komm zu deinem himmlischen Vater und sag: „Bitte, lass mich gesund werden, ich will das nicht.“ Und dann tue ich, was nötig ist – Medikamente nehmen, zum Arzt gehen oder anderes.
Manchmal antwortet Gott so. Manchmal auch nicht. Dann ist Gott aber nicht weg, er ist immer noch da. Er tut nur nicht, was ich mir wünsche. Eure Kinder sagen doch auch nicht: „Mama und Papa existieren nicht“, weil sie nicht das bekommen haben, was sie wollten. Das wäre eine Reaktion, die manche Christen mit Gott zeigen. Sie sagen: „Gott existiert nicht, weil er nicht getan hat, was ich erwartet habe.“
Das ist aber gerade ein Beweis für seine Existenz. Es ist ein Beweis, dass Gott nicht nur ein anonymes, magisches Gesetz ist, das wir richtig anwenden müssen, damit das herauskommt, was wir wollen. Sondern Gott entscheidet.
Ich handle jetzt so in bestem Wissen und Gewissen. Wenn jemand bereit ist, wie Jesus, sein Leben für dich zu geben, dann ist das ganz bestimmt nicht jemand, der mit deiner Gesundheit einfach so spielt. Darauf können wir, glaube ich, vertrauen.
Gott ist nicht jemand, der einfach schläft, dem das egal ist oder der sich freut, wenn wir leiden. Dahinter steckt etwas, auch wenn wir es nicht wissen. Wir müssen es auch nicht immer wissen. Aber dieses Vertrauen: Ich darf zu meinem himmlischen Vater kommen, ich darf ihm mein Herz ausschütten, ich darf das auch nochmal und nochmal machen und darum beten.
Das, was wir auch tun dürfen – und dazu möchte ich auch ermutigen –, ist das Gebet für andere. Es wurde vorhin auf den Gebetskasten Fürbitte hingewiesen. In der Bibel wird ganz deutlich gesagt, dass Fürbitte eine andere Instanz ist, als wenn wir alleine beten. Das wirkt bei anderen ja auch.
Wenn wir für andere beten, müssen wir ein bisschen selbstlos, ein bisschen solidarisch und ein bisschen Nächstenliebe zeigen. Wir beten nicht nur: „Lass mich gesund werden.“ Das ist meistens relativ einfach, weil es uns betrifft. Sondern: „Lass den und den gesund werden.“
Manchmal geht es darum, nicht zu stolz zu sein und zu sagen: „Ach nein, ich bin ja nicht so wichtig, bei mir kommt es nicht so darauf an, oder es passiert sowieso nicht.“ Wie ich euch in unserer Gemeinde gesagt habe: Wir haben als ganze Gemeinde gefastet und gebetet. Die Eltern hatten natürlich auch schon lange gebetet. Dann hat Gott eingegriffen.
Ist das eine magische Methode? Nein, es ist keine magische Methode. Aber wir finden in der Bibel Fürbitte. Paulus, der große Apostel, sagt manchmal: „Betet für mich.“ Auch ein großer Apostel braucht Fürbitte und das Einstehen anderer.
Jesus sagt: „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.“ Offenbar ist das gemeinsame Gebet etwas anderes als das Beten alleine.
Hebt das eine das andere auf? Nein. Alleine beten ist das Normale, das sollen wir tun. Jesus unser Herz ausschütten, alle unsere Sorgen auf ihn werfen. Aber manchmal auch zu sagen: „Ich bin mir jetzt nicht zu stolz, ich nenne meine Anliegen auch anderen.“ Nicht als Druckmittel auf Gott, sondern weil ich ihm vertraue.
Wenn er sagt, wir sollen zu mehreren beten, dann beten wir zu mehreren. Vielleicht nicht nur einmal, sondern zehnmal oder einen Monat, zwei Monate oder ein ganzes Jahr.
Also nennt eure Gebetsanliegen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Vertrauen in Gott. Ich setze ihm keine Frist und sage nicht: „Du musst so handeln.“ Ich sage ihm einfach, und bitte Geschwister, betet mit dafür.
Das ist eine tolle Sache, und manchmal werden wir erleben, dass Gott darauf antwortet.
Es gibt eine ganz besondere und etwas ungewöhnliche Art, wie wir beten und bitten sollen. Diese steht im Jakobus 5. Übrigens habe ich genau das Gleiche gemacht, als ich wegen Krebs im Krankenhaus war.
Im Jakobus 5 steht: Wenn du krank bist, kannst du die Ältesten der Gemeinde rufen, und sie sollen kommen. Dann heißt es weiter: „Einer bekenne dem anderen seine Schuld.“ Zunächst wird also angesprochen, dass man eventuelle Sünden nicht verdrängen, sondern ausräumen soll. Danach sollen die Ältesten für den Kranken beten und ihn mit Öl salben. Und es wird versprochen, dass es dem Kranken besser gehen wird.
Ist das eine magische oder esoterische Methode, mit der wir Gott „in den Griff bekommen“? Nein. Es ist vielmehr eine andere Art, unser Vertrauen zu Gott auszudrücken. Manchmal wirkt Gott auf diese Weise.
Plattmann merkt an, dass es auch in unserer Gemeinde Beispiele gab, bei denen Älteste kamen, beteten, salbten und kurz darauf Menschen gesund wurden. Als ich im Krankenhaus war, dachte ich: „Steht in der Bibel, mache ich auch!“ Also rief ich meine Geschwister aus der Gemeinde, die kamen zum Salben. Einige Mitarbeiter des Krankenhauses fanden das etwas skurril, wenn plötzlich ein paar würdige Männer mit Öl zum Patienten kamen. Aber das ist egal.
Wenn Gott so etwas sagt, dann ist das so. Man kann lange darüber nachdenken. Wir hatten auch die Diskussion, welches Öl man nehmen soll: Muss es Öl aus Israel sein? Geht auch deutsches Öl? Muss es Olivenöl sein oder reicht Rapsöl? Am Ende haben wir festgestellt, dass die Bibel kein Rezept gibt. Es ist nicht das Öl, das heilt, sondern das, was wir im Vertrauen auf Gott tun.
So haben wir es gemacht. Trotzdem bin ich nicht sofort aus dem Bett gesprungen. Aber es steht ja auch nur, dass es besser werden wird. Bei mir war es ein Prozess, bei dem ich das Vertrauen zu Gott nicht verlor und innerlich Trost spürte. Es wurde tatsächlich besser.
Es steht nicht, dass es ein Wundermittel ist, das alle Krankheiten heilt. Das ist es nicht. Aber als Christen sollten wir darauf vertrauen. Wir sollten nicht nur materialistisch denken, also dass allein die Medizin für unseren Körper sorgt. Nein, Gott kann auch eingreifen. Er tut das immer wieder. Manchmal ist es das eigene Gebet, manchmal die Fürbitte anderer, manchmal die Salbung der Ältesten.
Aber ruft die Ältesten eurer Gemeinde nicht bei jeder Kleinigkeit! Sonst haben sie nichts anderes mehr zu tun, als mit Öl durch die Gemeinde zu laufen. Morgens der eine hat Kopfschmerzen, der andere Rückenschmerzen, der nächste Zahnschmerzen – und dann zieht die ganze Gemeinde von Haus zu Haus. Das kann man machen, es ist nicht verboten, aber ich würde sagen: Die erste Stufe ist, erst mal alleine zu beten.
Ich habe erlebt, dass das Alleinbeten oft schon vollkommen ausreicht. Ich spürte, dass alles in Ordnung ist. So etwas habe ich in verschiedenen Situationen erlebt, bei mir selbst und bei anderen.
Ich erinnere mich an eine Situation mit unseren Kindern. Sie waren noch klein, und eine unserer Töchter hatte starke Bauchschmerzen. Es war schon Abend, und wir dachten, wir müssten in die Notaufnahme fahren. Doch dann beschlossen wir, zuerst zu beten. Wir setzten uns als Familie ans Bett des Kindes und beteten.
Nach zehn bis fünfzehn Minuten waren die Schmerzen weg. Das war eine wunderbare geistliche Erfahrung für die Kinder. Es war nicht nur: „Wir nehmen eine Pille, dann geht es besser“ oder „Wir gehen ins Krankenhaus, und es wird besser.“ Sondern es war eine wichtige geistliche Erfahrung. Wenn ich das nur in einer Andacht erzählt hätte, wäre es anders gewesen. Aber die Kinder erlebten selbst, dass wir zu Gott mit unseren Anliegen kommen können – und dass etwas passiert. Das war sehr beeindruckend für sie.
Im Nachhinein dachte ich: Vielleicht hat Gott die Schmerzen nur aus diesem Grund geschickt – um den Kindern zu zeigen, dass sie ihm vertrauen können. Dass er auch in solchen Situationen da ist. Vielleicht war es so. Im Nachhinein gab es keine weiteren Symptome, wir sind auch nicht mehr zum Arzt gegangen, weil nichts Auffälliges mehr war. Und das war in Ordnung.
Solche Erfahrungen können wir machen, wenn wir zu Gott kommen. Wir sollten aber immer im Hinterkopf behalten: Es gibt keine Garantie. Wir haben keine Methode, mit der wir Gott zwingen können. Gott liefert sich uns nicht aus. Aber wir haben ein Versprechen von Gott bekommen: Er ist kein tauber oder gleichgültiger Gott, sondern einer, der Anteil nimmt an unserem Leben. Wir können ihm alles nennen und präsentieren, und er wird darauf antworten.
Unsere Gebete sollten sich aber nicht nur auf unsere körperliche Gesundheit oder die anderer Menschen konzentrieren. Wir sollten nicht egoistisch nur für uns bitten. Vielmehr sollten wir darum bitten, dass wir und andere zu dem Ziel kommen, das Gott für uns vorgesehen hat. Das ist viel wichtiger.
Denn Gesundheit allein ist, wie ich schon mehrfach betont habe, nicht das letzte Ziel. Sie ist nur ein Zwischenziel.
Ich finde es toll, wenn ich Bücher über Medizin lese. Es ist spannend zu sehen, wie viel Weisheit Gott den Menschen heute gegeben hat, um Zusammenhänge von Krankheit und Gesundheit zu erforschen. Viele Dinge, die angewandt werden, kommen uns zugute und tun uns gut. Das ist aus biblischer Sicht nicht falsch.
Geringerer Glaube, wenn wir das anerkennen, ist super. Auch dort hat Gott Weisheit hineingelegt. Aber wir sollten nicht hundertprozentig darauf vertrauen. Medizin ist wie jede andere Wissenschaft zukunftsorientiert. Ich kann garantieren, dass in 20 Jahren viele heute gültige Ratschläge und Methoden überholt sein werden. Dann werden manche Leute den Kopf schütteln über das, was heute empfohlen wird.
Früher wurden Menschen oft falsch behandelt. Zum Beispiel bei Magengeschwüren dachte man lange Zeit, dass keine Bakterien in der Magensäure überleben können. Erst vor Kurzem wurde entdeckt, dass Helicobacter-Infektionen eine große Rolle spielen. Oder beim Cholesterin gab es lange Zeit ein sehr negatives Bild. Heute weiß man, dass es gutes und schlechtes Cholesterin gibt. Und auch bei der Ernährung gab es viele Umstellungen: Lange hieß es, viel Kohlenhydrate zu essen, dann plötzlich, dass Kohlenhydrate gefährlich sind und zu Altersdiabetes führen. Jetzt gibt es wieder neue Regeln.
Deshalb sollten wir uns nicht zu sehr verrückt machen. Tut, was für eure Gesundheit gut ist. Ihr wisst ja selbst, dass Sport gut ist. Auch seelische Gesundheit ist wichtig, denn wenn die Seele krank ist, wird auch der Körper krank.
Wenn ihr Medizin in Anspruch nehmen könnt, dann tut das. Das ist großartig, dass Gott uns diese Möglichkeiten gegeben hat. Aber lasst es nicht dabei bewenden. Seht Gott nicht als Magier oder als magische Methode, sondern als Gesprächspartner. Einen Gott, der klüger, weiser und mächtiger ist als wir.
Wir schütten ihm unser Herz aus, geben ihm unsere Bitten für uns und andere Menschen. Und wir werden erleben, dass er eingreift, heilt, Kraft gibt, Perspektive und Mut schenkt – je nachdem, was gerade nötig ist. Dann können wir auch offen darüber sprechen.
Wir sollten jedoch nicht, wenn wir als Christen auftreten, eine Gesundheitsreligion vertreten. Die christliche Botschaft ist keine Gesundheitsreligion, wie manche sie darstellen. Die christliche Botschaft ist: Wir wissen um einen Gott, der die Welt geschaffen hat, der die Menschen geschaffen hat. Einen Gott, von dem wir uns bewusst distanziert haben, weil wir egoistisch denken – was ganz normal ist.
Gott will uns die Möglichkeit geben, unsere Irrtümer zu erkennen, frei von Schuld zu werden und ewiges Leben zu erhalten. Das ist der Kern des christlichen Glaubens. Alles andere kommt hinzu, aber es ist nicht das Zentrum.
Ja, und da habt ihr sicherlich jetzt einiges in der nächsten Woche umzusetzen: vielleicht zu salben, vielleicht Fürbitte zu machen, vielleicht selbst zu beten oder auch zu überlegen: Habe ich mich jetzt zu stark auf die Gesundheit fixiert? Muss ich vielleicht anders anfangen zu beten? Auch das kann sein.
Wenn du lange Zeit mit Krankheit zu tun hast, könnte es sein, dass du offen bist für Gottes Führung. Er zeigt dir vielleicht, ob in deinem Leben etwas falsch ist, das du korrigieren musst. Das kann sein. Das habe ich auch immer wieder gemacht, wenn ich schwere Krankheiten hatte.
Es kann aber auch sein, dass du einfach anfangen musst zu beten: Gott, gib mir Kraft, dass ich trotz dieser Krankheit glücklich leben kann und dass du mich trotz dieser Krankheit gebrauchen kannst. Denn manchmal kann das zu starke Beharren auf die Krankheit innerlich blockieren. Du siehst gar nicht mehr, was Gott noch mit dir erreichen kann, weil du nur auf die Krankheit fixiert bist. Dann merkst du, dass du vielleicht diese Befreiung davon brauchst.
Also die Herausforderung kann an unterschiedlichen Stellen liegen. Wenn du heute Morgen hier sitzt und sagst: Ja, ich bin eigentlich kerngesund, war gar keine Predigt für mich, dann war es doch auch eine für dich. Denn du weißt, dass rechts und links neben dir Leute sitzen, denen es anders geht. Und du weißt, früher oder später wird dich auch eine Krankheit erwischen. Also bereite dich vor und zeige Nächstenliebe für die Menschen, die alt oder krank sind. Frag doch mal nach, bete mal für sie.
Wir sollen ja nicht nur egoistisch denken: Ich bin gesund und Gott. Nein, wir als Gemeinde, als Brüder und Schwestern, als Menschen sollen uns beistehen. Denn bei Fürbitte braucht es ja den anderen, der Fürbitte macht – nicht nur den, der krank ist.
Wenn es dir gerade gut geht, dann Halleluja, bete zu Gott und sag Danke, dass er dir so viel Gesundheit schenkt. Vergiss das nicht: Es liegt nicht nur an dir, dass du so fit bist, es ist Gottes Geschenk. Da erinnert mich meine Frau: Sie hat letzte Woche erzählt, dass eine Kollegin von ihr, Anfang dreißig, seit zwei Jahren unter Long Covid leidet. Sie kann am Tag nur eine halbe Stunde aufstehen und ist so kaputt und fertig – und das mit Anfang dreißig.
Also nur mal vor Augen geführt: Das ist nicht deine Sache. Du kannst plötzlich ganz anders aussehen. Sei dir nie zu sicher, wie das läuft. Sei Gott dankbar, wenn es dir gut geht. Das ist ein Geschenk Gottes. Fang nicht erst an zu jammern, wenn es schlecht geht, sondern sei dankbar, wenn es gut geht.
Und dann schau dich um: Rechts und links, wo sind Leute, die darunter leiden? Versuche nicht, ihnen zu sagen: Alles nicht so schlimm, Kopf hoch, nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein. Solche Sprüche helfen nicht sehr viel weiter. Fang an, Anteil zu nehmen, mitzubeten, auch mal wieder nachzufragen – auch was körperliche Dinge angeht, ohne das Seelische und Geistliche aus dem Blick zu verlieren.
Damit mache ich einfach mal Schluss, weil ich glaube, das genügt. Auch wenn es jetzt noch ein paar Sachen gäbe, die wir in der Bibel nachlesen könnten. Wenn wir ein ganzes Seminar vom Tag hätten, könnten wir noch einiges nachlesen. Aber ich glaube, das genügt.
Wenn du das mit nach Hause nimmst und umsetzt, wirst du wahrscheinlich in deinem Leben ganz neu erfahren, wie Gott auch in diesem Bereich eingreift und sich verherrlicht. Wie er deine Seele im Blick hat, aber auch deinen Körper oder den Körper von anderen Menschen und da eingreift.
Ich möchte an dieser Stelle gerne mit euch beten:
Vater im Himmel, vielen Dank, dass du dich offenbart hast und dass wir wissen dürfen, dass du ein Gott bist, der Himmel und Erde gemacht hat, der diese ganzen Zusammenhänge kennt, der uns als Menschen kennt – den Zusammenhang von Körper, Seele und Geist. Du weißt genau, wie es mir geht und wie es den anderen Menschen hier heute Morgen geht. Du willst das Gute für uns.
Hilf uns, dass wir unsere eigenen Grenzen erkennen. Hilf uns, dass wir nicht nur auf uns schauen, sondern auf deine Möglichkeiten. Ich möchte dich bitten für die Menschen, denen es heute Morgen richtig gut geht. Gib ihnen Dankbarkeit und Freude darüber. Mach ihnen deutlich, dass es nicht selbstverständlich ist, sondern ein Geschenk von dir.
Ich möchte dich bitten für diejenigen, die heute Morgen mit Krankheit zu kämpfen haben. Lass sie darüber nicht das Vertrauen auf dich verlieren. Hilf ihnen, sich nicht nur auf die Krankheit zu konzentrieren, sondern einen größeren Blick zu bekommen, dass du trotzdem da bist, auch wenn es ihnen schlecht geht.
Ich möchte dich bitten für diejenigen, die nicht wagen, zu dir zu kommen, um dich um Heilung zu bitten. Gib ihnen Mut und Zuversicht, damit sie sich mit ihrer Not an dich wenden.
Lass uns alle dort erleben, wo du eingreifst, Leiden linderst, Leiden aufhebst, Krankheit wegnimmst. Wie du tröstest und eine neue Perspektive gibst. Lass uns sehen, wie es richtig ist, mit der Krankheit umzugehen, mit der wir betroffen sind.
Ich möchte dich bitten, dass du uns bewahrst vor einem platten Materialismus, der nur meint, alles sei irdisch, materiell und medizinisch. Zeig uns immer wieder, dass du auch da bist und dass deine Macht und Stärke größer ist als das, was Ärzte tun können.
Hilf uns, ein richtiges Bild von Krankheit und Gesundheit zu bekommen. Hilf uns vor allem, deinen guten Weg für unser Leben immer wieder neu zu erkennen. Dort, wo du uns verändern und vorbereiten willst für die Ewigkeit mit dir.
Darauf freuen wir uns, weil wir bei dir einmal in der Ewigkeit sein wollen. Wir wissen, dann wird alles ganz anders sein. Du wirst alle Tränen abwischen, wie du es versprochen hast. Dann wird es keine Krankheit und keinen Tod mehr geben. Dann wird es auch keine egoistischen Menschen mehr geben, die andere fertig machen und nur an sich denken. Sondern dann wirst du regieren.
Danke dafür. Gib uns Weisheit für unseren Alltag und für die Herausforderungen der kommenden Woche. Amen. Amen.
Dann sage ich hier noch dreierlei.
Erstens hat mir meine Frau, die einige von euch kennen – sie heißt Viviane – aufgetragen, euch zu grüßen. Sie hat lange überlegt, ob sie mitfährt, und meinte: „Michael, so weit mit dem Auto fahren, das mag ich gar nicht.“ Beim Urlaub stellt sie mir immer ein Ultimatum: mindestens so viele Tage, sonst kommt sie bei so einer weiten Fahrt nicht mit. Für Freitagabend bis Sonntagmittag ist ihr das jetzt zu kurz, aber sie lässt euch herzlich grüßen. Sie erinnert sich gerne an alle von euch, die sie schon einmal kennengelernt hat.
Zweiter Punkt: Wenn jetzt jemand noch Fragen hat zu dem, was ich gerade gesagt habe, oder wenn jemand sagt: „Ja, ich möchte gern zusammen mal beten, weil ich unter etwas leide oder jemanden kenne, der leidet“, dann kommt doch zu mir. Wir nehmen uns nachher noch etwas Zeit, beten und sagen das unserem himmlischen Vater. Wir hoffen darauf, dass er antwortet, wie es das Beste ist. Wenn du nachher die Freiheit hast, tu das. Das muss aber nicht unbedingt bei mir sein. Mein Gebet wird von Gott nicht mehr gehört als das von anderen. Wenn du hier in der Gemeinde andere Menschen hast, mit denen du gern beten möchtest, dann geht auf sie zu. Setzt euch zwischen oder nach dem Essen zusammen in eine Ecke und betet einfach mal. Sagt Jesus, worauf es dabei ankommt. Das ist also mein zweites Angebot neben den Grüßen.
Drittens weise ich auf mein neuestes Buch hin: „Helden des Glaubens, Band drei“. Darin stelle ich spannende Personen vor, unter anderem Isaac Newton, den bekannten Physiker. Er hat Bibeln an seine Professorenkollegen in Cambridge und Oxford verteilt, weil er der Meinung war, Naturwissenschaftler müssten mehr in der Bibel lesen. Eine interessante Variante für jemanden, der in seinem Bereich so viel geleistet hat.
Außerdem sind darin Leute wie Henri Dunant aus der Schweiz, aus Genf, vertreten. Er war Gründer des Internationalen Roten Kreuzes und hatte eine spannende Lebensgeschichte. Er ist einmal total bankrott gegangen, nachdem die ganze Welt unterging und keiner mehr etwas von ihm wissen wollte. Man hat ihn mehr oder weniger aus Genf vertrieben. Doch später fand er mit Hoffnung zu Gott zurück. Er hatte ein hohes Auf und Ab – das ist spannend zu lesen, finde ich.
Wenn euch solche Lebensgeschichten von Menschen interessieren, die viel erlebt haben und uns manchmal auch im eigenen Glaubensleben herausfordern, dann nehmt doch ein Exemplar mit. Ich habe einige oben im Stockwerk in einem Karton hingelegt. Ihr könnt dort reinschauen und gerne ein Buch mitnehmen. Legt einfach das Geld da hinein, was ihr dafür bezahlen wollt. Ich hoffe, ihr seid gesegnet und habt etwas davon.
Es gibt auch noch zwei andere Büchlein. Eines behandelt die Klimafrage und Ökologie – wie wir als Christen damit umgehen. Das andere beschäftigt sich mit dem Wert des Lebens am Anfang und am Ende, also mit der Frage der Abtreibung und der Sterbehilfe. Dort geht es um seelsorgerliche, juristische und biblische Aspekte. Wenn ihr daran Interesse habt, könnt ihr auch oben nachschauen.
Also, das waren drei Dinge: die Grüße, die Einladung zum gemeinsamen Beten und das Angebot mit den Büchern. Ich werde noch ein bisschen hier sein und hoffe, dass wir nachher beim Essen ein wenig miteinander reden können.