Einführung in das Thema Frust im Glaubensleben
Den Predigttext zu dem Thema „Wie werden wir mit Frust fertig?“ lese ich aus dem 2. Korinther 4,7-18:
„Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die übermäßige Kraft von Gott sei und nicht aus uns. In allem sind wir bedrängt, aber nicht erdrückt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht vernichtet.
Allezeit tragen wir das Sterben Jesu an unserem Leib umher, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde. Denn beständig werden wir die Lebenden dem Tod überliefert, um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde.
Folglich wirkt der Tod in uns das Leben, aber in euch. Denn wir haben denselben Geist des Glaubens, nach dem geschrieben steht: ‚Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet.‘ So glauben auch wir und darum reden wir auch.
Denn wir wissen, dass der, welcher den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und mit euch vor sich stellen wird. Denn alles geschieht um eueretwillen, damit die Gnade zunehme und durch eine immer größere Zahl die Danksagung zur Ehre Gottes überreich mache.
Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert. Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt für uns ein über alle Maßen überreiches ewiges Gewicht von Herrlichkeit.
Wir blicken nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig.“
Gebet und Bitte um Gottes Beistand
Wir wollen, so weit wir es können, uns zum Gebet erheben.
Lieber Vater im Himmel, wir kommen zu dir und danken dir, dass du da bist. Wir dürfen mit all unseren Fragen, Zweifeln und dem Frust unseres Lebens zu dir kommen.
Herr Jesus Christus, danke, dass du in unser Menschsein hineingekommen bist. Danke, dass du all unsere Schuld, unser Versagen, unseren Zweifel und unseren Frust ausgehalten, ertragen und ans Kreuz getragen hast.
Danke, Herr, dass du auferstanden bist und die letzte große Grenze von Frust und Traurigkeit, den Tod, überwunden hast. Du möchtest uns mit hineinnehmen in dein Leben. Danke, Herr, wir beten dich an!
Gleichzeitig bitten wir dich für all diejenigen unter uns oder auch für die, die heute nicht bei uns sein können. Für die, die in Frust, Traurigkeit, Krankheit, Schmerz oder Anfechtung sind, bitten wir: Sei ihnen besonders nah. Trage sie, segne sie und stärke sie.
Herr, stellvertretend für viele wollen wir dir heute ganz besonders die Eberweber und den Rainer Rezek anempfehlen. Sei ihnen nah, hilf ihnen und verherrliche dich an ihnen.
Wir denken auch an unsere Geschwister überall auf der Welt, die in Drangsal und Verfolgung, in Gefängnissen und Lagern um des Glaubens an dich willen sind. Bitte bewahre sie in dir, stärke sie und sei ihnen ganz nah.
Herr, jetzt freuen wir uns auf dein Wort. Wir bitten dich für unseren Bruder Schäffbruch, dass du ihm viel Freude und Vollmacht schenkst, uns dein Wort zu sagen.
Danke. Bitte rede du zu uns. Amen.
Frust als besonderes Problem im Dienst für Jesus
Liebe Schwestern und Brüder,
das Thema Frust ist ein ganz besonderes Problem der Jesusleute. Ich war 40 Jahre im Gemeindedienst tätig, und wir besuchen jetzt viele Gemeinden. Sie können sich nicht vorstellen, wie tief der Frust in jeder einzelnen Gemeinde ist. Die Mitarbeiter sagen: „Wir können nicht mehr. Wir schaffen und schaffen.“
Man muss ja immer zu denen gehen, die in der Küche stehen. Sie sagen, sie schaffen es einfach nicht mehr. Trotzdem passiert nichts. Es gibt große Pläne, Modelle und Aufbrüche, aber sie greifen nicht.
Wenn wir hier in Berlin sind, staunen wir, wenn wir in der U-Bahn oder S-Bahn sitzen. Überall sind Reklamen, die den Menschen viel Interessantes anbieten. Es ist toll, ich will gar nicht alles aufzählen. Es wird alles Mögliche angeboten, oft verrückte Sachen.
Wie soll ich da noch das Evangelium von Jesus unterbringen? Das erscheint unsinnig! Man kann Plakate kleben, wie man will, Zettel verteilen – aber wie soll das bei den Menschen noch ankommen?
Elija als Beispiel für Glaubensfrust
Im Alten Testament wird von einem ganz großen Gottesmann erzählt: Elija. Er war ein Held, ein Titan. Ihm gegenüber stand der gottlose Ahab, ein jämmerliches Menschenbild unter der Herrschaft seiner Frau Isebel. Ahab war ein Dämon, ein Vertreter des Heidentums.
Elija stand unerschrocken vor ihm. Der Gott, vor dem Elija stand, ist etwas Wunderbares, besonders wenn jemand Glauben an den lebendigen Gott hat. Mit diesem Glauben kann man alles schaffen, niemand kann einen umwerfen.
Doch Misserfolg führt oft zu Frust. Elija rennt wie ein Wilder durch die Wüste und ruft: „Herr, ich will sterben. Schluss, ich mache nicht mehr mit, ich steige aus.“ Er fühlt sich nicht besser als seine Vorfahren, die ebenfalls diesen Frust im Dienst für den Herrn erlebt haben.
Aber Gott lässt niemanden los und hat auch Elija nicht losgelassen. Deshalb erleben Menschen, die im Dienst für Jesus stehen, oft sehr viel Frust. Man möchte weitermachen, doch der Mut schwindet, weil man scheitert und keinen Erfolg sieht.
Gottes Führung durch Tiefen am Beispiel von Ludwig Krapff
Jetzt muss ich Ihnen sagen, dass es das Geheimnis Gottes in der gesamten Reichsgottesgeschichte war.
Der größte Missionar in Ostafrika, Ludwig Krapf, hat Großartiges geleistet. Er wirkte sechs Jahre in Äthiopien. Dann starb seine Frau in Mombasa, und zuvor hatte er bereits ein Kind in der Wüste verloren. In seinem ganzen Leben hat er jedoch keinen einzigen Menschen zu Jesus geführt – nur einen schwer kranken Mann, der nur noch einen Monat zu leben hatte. Dieser Mann war seine ganze Lebensfrucht.
Wenn Sie heute nach Nairobi reisen, befindet sich im Zentrum des großen Museums der größte Saal, der Ludwig Krapf gewidmet ist. Jedes Schulkind in Kenia kennt im letzten Schuljahr den Namen Ludwig Krapf und sagt: „Das war der, der unser Land so geprägt hat.“ Er hat keine Frucht gesehen, genauso wie Sie bei Ihren Enkeln.
So ist es vielen Arbeitern im Reich Gottes ergangen. Ich kenne viele dieser Chinesen, die 23 Jahre im Straflager waren. Sie erzählen, wie furchtbar es war, was sie durchlitten haben. Einer von ihnen wollte sich in der Gefängniszelle das Leben nehmen. Er schraubte sich die Glühbirne heraus, um sich einen Stromschlag zuzufügen. Doch dann schämte er sich, dem Herrn so eine Schande zu machen.
Dieser Mann wurde einer der großen Glaubenszeugen, durch den eine riesenhafte Erweckung mit 130 Millionen Menschen, die Jesus annahmen, angestoßen wurde.
Warum macht Gott das so? Weil er uns immer zeigen will: Du kannst es nicht, aber ich kann es. Und immer wieder schleicht sich bei uns der Gedanke ein, dass wir es doch sind, die es können. Deshalb mein erster Punkt: Gott führt seine Leute in große Tiefen.
Paulus als Beispiel für Gottes Demut und Kraft in Schwachheit
Paulus war wirklich ein beeindruckender Mensch. Er war ein Pharisäer und ein herausragender Theologe. Wer kann das von sich sagen? Er selbst sagte: „Ich bin im Gesetz gewandelt, unsträflich.“ So wollte er gern sein.
Doch dann hat Gott ihn tief fallen lassen, sodass er seine eigene Sünde erkannte. Das ist der Anfang von allem Glauben: dass man an sich selbst verzweifelt. Man wird nicht einfach durch fromme Lieder christlich, sondern dadurch, dass man an sich selbst zerbricht. „Herr, gehe vor mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch.“ Das bedeutet: Ich bin ein verlorener Mensch und werde allein durch deine Gnade gerettet. Und ich komme allein durch dich, durch dein Blut, zu einem neuen Leben!
Aber bei Paulus ging es noch weiter. Man kann kaum zählen, wie viele Jahre er im Gefängnis verbracht hat. Und dann war er auch noch ein ruheloser Evangelist und Missionar, der unermüdlich umherzog.
Er musste starke Nerven haben, ganz anders als Rainer Retzert heute. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat saß er dort, während es in der Gemeinde drunter und drüber ging. Besonders schlimm war es in der Gemeinde in Korinth.
Wir wissen ja, wie die Gemeinde in Korinth entstanden ist. Paulus wirkte monatelang in der Synagoge, doch es zeigte sich keine Frucht. Ohne Gottes Hilfe hätten sie das nicht durchgehalten. Dann sagte der Herr: „Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“ Das ist kaum zu glauben.
In dieser Stadt Korinth geschah das Schreckliche: Diese kaum bekehrten Menschen verfielen den Versuchungen dieser Welt.
Die Herausforderung der Sucht nach Machbarkeit und Erfolg
Was ist die Sucht dieser Welt? Wir sind die großen Macher des Machbarkeitswahns – nicht nur beim Berliner Flughafen oder Stuttgart 21, sondern auch im ganz Kleinen. Wir machen das alles. Und die Frommen? Wir machen Erweckung, wir machen wachsende Gemeinden, wir machen das alles ganz toll. Doch sie scheitern schon beim kleinsten Hausbesuch und geben auf.
Paulus war das genauso schrecklich ergangen. Man bezeichnete ihn als Superapostel, doch sie sagten, Paulus sei eine mickrige Erscheinung. Offenbar war er das auch. Diejenigen, die immer wieder darauf herumgeritten sind, sagten, wenn Paulus kam, sah er bärmlich aus. Paulus war offenbar keine imponierende Persönlichkeit.
Wir suchen immer wieder auch im Geistlichen dieses Imponieren, dieses Darstellen, sodass die Welt etwas sieht: „Guck mal, wir sind die Christen!“ Die Linksautonomen hatten gestern Abend viele Leute auf der Straße. Was kriegen wir nie hin? Gott sei Lob und Dank, wir sind eine kleine Schar wie der Kreis, den Jesus um sich gesammelt hat.
„Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist des Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ Das ist das Gottesprogramm. Und das führt Gott durch – auch mit versagenden und scheiternden Leuten.
Persönliche Erfahrungen mit Frust und Gottes Führung
Ich habe es bei meiner ersten Gemeinde im Schwarzwald erlebt, und später, als wir nach Stuttgart gezogen sind, bei der Ludwig-Hofacker-Gemeinde.
Wir haben in den Siebzigerjahren mit der Jugendarbeit begonnen. Es waren große, turbulente Jahre der Studentenunruhen. Ein Presbyterium, bestehend aus allen Ältesten, Beter und Jesusleuten, wurde gebildet. Doch nach wenigen Wochen gab der Jugendsekretär auf und verließ die Arbeit.
An diesem Abend sehe ich noch unseren Professor der Gynäkologie, einen ganz großen Mann, vor mir. Allen standen die Tränen in den Augen. Die Frage lautete: Wie geht es jetzt weiter?
Wir haben gebetet, und der Herr schenkte einen Aufbruch. Einen großen Aufbruch. Die jungen Menschen kamen nie mehr auf die Idee zu glauben, dass wir es gewesen seien. Das waren Wunder.
Darum führt Gott seine Leute in ganz große Tiefen. Wenn wir jetzt einzelne von ihnen hören würden, würden sie erzählen: „Ich weiß auch nicht, warum die Krankheit bei mir ist. Ich weiß auch nicht, warum ich so schwach bin. Und ich weiß auch nicht, warum wir solche Probleme in der Ehe und in der Familie haben.“
Gott führt seine Leute in große Tiefen – nicht nur in Schwierigkeiten wie bei Paulus, sondern auch in Hindernisse.
Gottes Schatz in schwachen Menschen
Paulus sagt, Gott legt seinen Schatz, den Schatz des Evangeliums, in sich selbst, der in schwachen Menschen wohnen will, in unansehnliche Gefäße. Diese Gefäße sehen aus wie Abfalleimer, also keine ehrenvollen Gefäße.
Paulus erklärt, dass wir auf die Umwelt wirken. Sie wissen doch, wie Christen auf ihr Umfeld wirken. Keiner ihrer Nachbarn denkt etwas Positives über sie, auch wenn sie noch so viele schöne Versuche machen, sich gut darzustellen. Für jeden Nichtchristen sind sie trotzdem Heuchler – das müssen Sie realistisch sehen. Es muss so wirken, denn sie wollen fromm sein.
Paulus sagt, Gott schafft seinen Schatz in unansehnliche Gefäße. Ihm wird immer bewusst: „Ich bin ein ganz kümmerlicher Mensch. Was kann ich schon bewirken?“ So soll die überströmende, überschwängliche, überschäumende Kraft von Gott wirken – und nicht die von uns.
Die Realität von Bedrängnis und Verfolgung
Sie wissen, dass es in der Christenheit zu allen Zeiten ein Versuch war, ein jubilierendes Christentum zu gestalten – eine jubilierende und sieghafte Gemeinde.
Bei uns in Württemberg gab es eine fromme Familie mit drei Kindern. Trotz ihres Jubels über das Leben nach dem Tod war dieser Jubel nicht echt. Sie haben den Grab stets mit Freude betrachtet, doch es fehlte die wahre Tiefe.
Wir dürfen auch offen von den tiefen Nöten unseres Lebens sprechen. So heißt es im Psalm: „Aus tiefer Not schreie ich zu dir.“ Dazu gehören Krankheitsnöte und Bedrängnisse. Wie Paulus sagt, sind wir von allen Seiten bedrängt. Doch dann folgt das herrliche „Aber“: Wir haben keine Angst, uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Das ist der Normalzustand der Jesusgemeinde.
Wenn wir jetzt mit Missionaren sprechen könnten, die irgendwo im Südsudan sitzen, wo der Bürgerkrieg wieder aufflammt, hören wir immer dasselbe: totaler Frust, alles scheint umsonst. Doch sie machen immer weiter. In der Reichsgottesarbeit ist das der Normalzustand – sie machen immer weiter.
Schwachheit als Bühne für Gottes Kraft
Ein großer theologischer Lehrer von mir, Walter Lach, der das Albrecht-Bengel-Haus gegründet hat, während Birktag Pfarrer war, hat einmal ganz einfach gesagt: „Jetzt hacke ich Holz, da kommt etwas heraus, aber beim Geistlichen kommt gar nichts mehr heraus.“ Gerade er, der uns so viele Prägungen hinterlassen hat.
Gott braucht Werkzeuge, aber er will, dass ihre Schwachheit vor der ganzen Welt sichtbar wird. Das war besonders schön bei unserer Ludwig-Hofacker-Kirche, wo ich 30 Jahre lang Dienst tun durfte. Ludwig Hofacker war dieses Wrack, das jeden Tag einen Einlauf brauchte, damit seine Innereien überhaupt arbeiten konnten. Er war so schwach, dass man ihn in der Kirche kaum verstehen konnte, so kopfschmerzgeplagt, wurde nur dreißig Jahre alt und hielt lediglich hundert Predigten.
Doch unser württembergisches Land ist bis heute von ihm geprägt. Das hat Gott durch solche Werkzeuge getan. Man kann das von vielen Menschen erzählen: von Calvin und von zerbrochenen Menschen. Auch in der Missionsgeschichte, bei der Neukirchner Mission in Ostafrika, gab es 40 Ruheerkrankungen. Dann sagt der Missionar: „Schreib heim, ich habe keine Kraft mehr.“ Aber er blickt auf Jesus, und das hilft ihm.
Durchhalten trotz Frust – ein Aufruf zur Hoffnung
Unser Freund Peter Hane hat ein Buch geschrieben, das ein Missionsbuch ohne Gleichen ist. Ich freue mich sehr, dass es ganz oben auf der Spiegel-Bestsellerliste steht. Nicht aufgeben!
Das ist die Methode, wie Jesus arbeitet. Bei Peter Hane sieht man das am besten – so sucht es die Welt. Die Menschen merken doch, dass das alles ein Blöff ist, wenn es um Erkennen und Können geht.
Wir schaffen das, Frau Bundeskanzlerin? Nein, wir schaffen es eben nicht. Ja, wir können – aber wir schaffen es trotzdem nicht. Wir brechen alle ein, sind frustriert und können nicht mehr. Die Spannungen in unserem Volk gehen uns über den Kopf – aber der Herr hilft.
Das ist so wichtig – im Reich Gottes, in unserem Dienst, in dem wir arbeiten.
Hermann Betzel war Kirchenpräsident in Bayern. Es gibt nur ganz wenige Bischöfe oder Kirchenpräsidenten wie ihn, deren Schriften heute noch gelesen werden. Er sagte, es sei die große Not der Jungen, dass sie immer meinen, sie müssten das Äußere so stark herausstellen.
Die Bedeutung des Inhalts vor der Form im Glauben
Das ist ganz wichtig. Wir freuen uns als junge Leute, und ihr Jungen werdet auch jung. Unser Herz ist immer noch jung. Wir müssen es so toll darstellen können, wie es die Welt doch kann. Das muss doch möglich sein.
Aber wir vergessen oft den Inhalt. Alles ist nur der Inhalt, auch wenn er im schäbigsten Gewand steckt. Was ist denn der Inhalt? Das sind die ersten sechs Verse. Lesen Sie diese mal in dem Kapitel.
Gott gibt einen hellen Schein in unsere Herzen, eine Jesuserkenntnis. Das ist das Allerwichtigste: dass die Welt Jesus erkennt.
Die Form ist dabei gar nicht wichtig. Weder die konfessionelle Form, noch der Ritus, noch die Kerzen, noch der Prediger, noch die Talare und all das, was wir haben.
Ich habe gestern zwölf Kerzen in der Gedächtniskirche auf dem Altar gezählt, als ob es darauf ankäme, dass Christus erkannt wird.
Die Verblendung der Welt und die Einfachheit des Evangeliums
Der Gott dieser Welt hat den Menschen den Sinn verblendet, sodass sie Christus nicht erkennen können. Das Evangelium ist die einfachste Sache der Welt. Jesus hat in Gleichnissen gesprochen, zum Beispiel vom guten Hirten. Eigentlich könnte jeder Mensch das verstehen.
Er sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ Der Gott dieser Welt hat den Blick vernebelt, sodass die Menschen nicht das helle Licht des Evangeliums sehen können.
Darum sagt Paulus in den ersten Versen, die vor uns im Abschnitt stehen: „Wir predigen nicht uns selbst.“ Wir können den Leuten auch nichts vorspielen, wie schön wir sind oder was wir Christen alles Tolles machen.
Stattdessen können wir ihnen die Geschichte erzählen von zerbrochenen, gescheiterten Menschen, die sagen: „Ich habe es auch mal ohne Jesus probiert und bin schrecklich eingebrochen.“
Persönliche Erfahrungen mit Gottes Gegenwart in Bedrängnis
Und wissen Sie, dass das jeden Tag so geht? Wir haben Wochen und Monate hinter uns, in denen wir kaum geschlafen haben, weil uns die Sorgen erdrückt haben. Die Ängste um andere Menschen haben uns belastet, und wir haben zum Herrn geschrien.
Doch immer wieder erleben wir: Er lebt! Der Herr ist da und gibt uns Raum.
Einmal bin ich um vier Uhr morgens an mein Stehpult gegangen. Wir haben ganze Worte durch die Schrift neu entdeckt. Das war herrlich!
Unser Thema ist immer wieder, dass die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht von Jesus Christus geschieht. Das ist ein langer Satz, der bedeutet, dass durch uns Menschen Jesus erkennen.
Wenn sie Jesus erkennen, haben sie alles: das Leben, die Freude, die Ewigkeit, Errettung und Gnade.
Demut als Schutz vor Überheblichkeit
Paulus sagte in diesem Zusammenhang immer: Das ist getan, damit wir uns nicht überheben.
Was bedeutet Überheben? Man kennt das als Kraftmeierei. Gerade in meiner Bibellese bin ich im Buch Hesekiel, einem schwierigen Buch, doch dort spielt dieses Thema eine große Rolle.
Damals gab es große Städte im Libanon, und Gott sagt: „Ich will dich demütigen.“
Warum demütigt uns Gott? Weil er es nicht dulden kann, dass wir so tun, als könnten wir als sterbliche Menschen ohne die Erlösung durch Jesus leben.
Das war bei Babel das Schlimme. Wenn man am Pergamonmuseum vorbeigeht, sieht man das nicht nur als Strahlen, sondern als Ausdruck der Haltung: „Wir Menschen schaffen das schon, wir brauchen keinen Gott.“ Wir leben ja mitten in der letzten Endzeit, in der sich der Mensch des Widerspruchs erneut erhebt. Er stellt sich gegen Gott und sagt: „Wir machen doch die neue Welt.“
Ich glaube nicht, dass man dafür einen dritten Tempel bauen muss. Der Mensch des Widerspruchs setzt sich in den Tempel Gottes – das ist die Gemeinde – und dort tobt er schon: „Wir machen das.“
Kein Mensch in keinem Jahrhundert hat jemals einen Menschen bekehren können. Das kann nur Jesus selbst.
Wir können nur Wasserträger in diesem Dienst sein. Deshalb gibt es so viel Frust.
Überheblichkeit und wahre Stärke im Dienst
Ach Herr, wir wollen doch in deinem Dienst stehen. Doch wie haben sich dort in Korinth diese Superapostel hervorgetan, die sich mit ihren Gaben brüsten. Sie prahlen damit, was sie alles können, sprechen in fremden Sprachen und rühmen sich der Heilungen und Wunder, die sie vollbracht haben.
Und Paulus sagt: Ich bin es nicht. Der Herr hat mich tief geführt, und so wurde die Schwachheit offenbar.
Der Pfahl im Fleisch und die Kraft Gottes in Schwachheit
Und jetzt komme ich zu meinem nächsten Punkt. Das erste war: Gott führt seine Leute in große Tiefen. Dort macht man beglückende Erfahrungen.
Was sind diese beglückenden Erfahrungen? Zum Beispiel, dass sich ein Paulus nicht überhebt, obwohl er einen „Pfahl im Fleisch“ hat. Wenn Sie einen Splitter im Finger haben oder unter dem Nagel, dann wissen Sie, wie das weh tut. Aber ein Pfahl, ein Zaunpfahl im Fleisch – das tut noch viel mehr weh.
Paulus sagt, dass es so etwas gibt: gläubige Menschen, die einen Pfahl im Fleisch haben. Was auch immer das ist, es schmerzt sie wahnsinnig. Doch gerade dadurch bekommt die Kraft Gottes in ihrem Leben Raum. Denn Paulus schreibt: „Denn meine Kraft vollendet sich in deiner Schwachheit.“
Ich kann Ihnen sagen, ich lese viele Bücher aus vergangenen Jahrhunderten, denn die Stimmen dieser Zeiten sind bei uns oft verloren gegangen. Deshalb habe ich mir immer wieder Literatur gekauft. Der größte evangelische Prediger Frankreichs war Adolphe Monod.
Er hat vom Krankenbett aus, mit 52 Jahren, vor seinem Sterben diese wunderbaren Reden an die Gemeinde gehalten. In einem kleinen Kreis, in dem er Gottesdienst feierte, sagte er: „Das ist ja der Sinn der Krankheit, dass mein Fleisch immer weiter abstirbt, damit Christus mein Alles wird.“
Und ich kann das nur einüben, auch in äußerster Schwachheit. Dann kommt der Triumph Christi erst recht zum Sieg, wenn das ganze Leben zerbricht.
Die Kraft Christi als Quelle der Hoffnung
Was ist denn das herrliche Christus in uns?
Ach, das ist heute bei uns, die wir in dieser Wohlstandsgesellschaft leben, so sehr an den Rand gedrängt, dass man morgens kaum zur Morgenandacht, zur Stille und zum Gebet kommt.
Und darum: Was soll denn bei uns noch an Vollmacht drin sein?
Manchmal muss uns Gott wieder dorthin führen, indem er sagt: „Du, ich will in deinem Leben alles sein und will das tun.“
Der Paulus sagt dann gerade: „Ich will mich rühmen meiner Schwäche, weil dadurch die Kraft von Christus sichtbar wird.“
In Römer 5 heißt es: „Wir rühmen uns der Trübsale.“ Damit soll nicht missverstanden werden, dass ich das treiben oder nur so tun könnte.
Zeugnisse von Glaubensstärke in Not
Eine Missionsärztin schrieb aus Afrika:
In den letzten Wochen erlebte ich viel Not und Verzweiflung, doch der Herr war da und stärkte mich.
Dann wurde auf einmal sichtbar, dass all das nicht alles ist. Paulus sagt, wir sollen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare schauen.
Aber wie gelingt es überhaupt, auf das Unsichtbare, auf Christus, zu blicken? Wie kann ich wissen: „Christus hat mich erwählt, hat mich in seinen Dienst gestellt, und mein Leben wird zum Segen. Ich darf voll Freude sein.“?
Die zeitlose Botschaft von Paul Gerhardt
Ich glaube, kein Liederdichter hat mehr erreicht als der Berliner Paul Gerhardt. Er hat die größte Katastrophe Deutschlands durchlebt und besungen.
Berlin erlebte den größten Bevölkerungsschwund, die größten Nöte, Verzweiflung, Armut und Elend. Trotz all dessen sprach Gerhardt von „Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ“. Das, was ihn zum Singen brachte, war das, was im Himmel ist.
Warum sollte ich mich also bekümmern? Habe ich doch Christus noch. Dann singt er von den Leiden dieser Welt und von der himmlischen Herrlichkeit, auf die er zuwandert. Dieses Panorama entspricht dem, was uns die Bibel zeigt. Es ist zeitlos.
Wir dürfen diese Lieder in unseren Tagen anders singen oder neu gestalten. Doch die Tiefe müssen wir wieder erreichen: Dass Christus allein die Mitte meines Lebens ist.
Wachstum der Jesusgemeinde trotz Verfolgung
Da macht man ganz beglückende Erfahrungen. Ich kann nur sagen: Je schwerer die Niederlagen sind, desto mehr rechne ich mit der Kraft von Jesus.
Das, was wir heute in aller Welt erleben, ist ein Wachstum der Jesusgemeinde, wie es in 2000 Jahren noch nie gegeben hat. Dieses Wachstum zeigt sich in allen Ländern, in denen Verfolgung herrscht. Dort sind die Christen an die Wand gedrückt, mundtot gemacht, umgebracht, und ihre Kinder werden getötet – wie in Nordnigeria, wo der Terror der Verfolgung noch schlimmer wütet als bei der ISIS.
Trotz all dem segnen die Christen ihre Feinde und tragen die Jesusfreude im Herzen. Unzählige Muslime finden Jesus. Nirgendwo auf der Welt kommen so viele Muslime zu Jesus wie dort, mitten in der blutigen Verfolgung durch Boko Haram im Nordnigeria.
Aber auch in Nordkorea ist die Situation nicht anders. Ebenso in Laos, Kambodscha, Zentralasien, Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan. Es ist wunderbar, wie das geschieht – selbst in den überfüllten Kirchen in Kuba.
Ursachen für den Mangel an geistlicher Kraft im Westen
Dann fragen Sie, was bei uns der Fehler ist: Unsere Verbindung mit Jesus stimmt nicht mehr.
Wir sind stark und wollen für Jesus etwas tun. Dabei vergessen wir, dass wir arm, blind und bloß nackt sind.
Wir brauchen den Heiland für uns selbst. Erst dann können wir es der Welt in großer Freude verkündigen.
Durchhalten trotz äußerer Schwäche
Darum werden wir nicht müde, darum werden wir nicht müde. Das Outfit unseres Lebens, also wie wir Christen der Welt erscheinen, ist uns heute sehr wichtig. In jeder Gemeinde gibt es große Bemühungen, dies zu verbessern.
Wie können wir das der Welt noch besser darstellen? Besonders im Bereich der Grafik hat sich viel getan. Die Missionswerke haben alle großformatige Blätter, die mit Farbbildern sehr ansprechend gestaltet sind. Ich kann sie jedoch kaum noch lesen, weil ich einfach keine Zeit mehr habe. Haben Sie noch die Kraft, diese langen Blätter zu lesen?
Als äußeres Erscheinungsbild ist uns das sehr wichtig. Ich habe auch immer die kleinen, schlichten Missionsplätzchen sehr geliebt. Früher waren sie noch hektografiert, aber der Inhalt war oft so wertvoll. Was Jesus gewirkt hat, interessiert mich immer wieder. Dabei geht es mir nicht um die Bauten oder Organisationsfragen, sondern um das, was Christus wirkt.
Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist – so beschreibt Paulus sie den Korinthern gern. Alles, was über mich schlecht gesagt wird, akzeptiere ich, aber es weckt eine Sehnsucht nach der ewigen und über alle Maße wichtigen Herrlichkeit.
Blick auf das Unsichtbare als Quelle der Erneuerung
Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Darum werden wir nicht müde. Auch wenn unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.
Was ist denn der innere Mensch? Christus in uns wird immer stärker. Das ist etwas Großes. Die Gemeinde besitzt ihren größten Schatz in ihren alten, pflegebedürftigen Mitgliedern.
Gehen Sie mit den Malmstrangen mit. Jedes Mal gehen Sie gestärkt weg, wenn sie noch klar im Kopf sind. Wenn sie Ihnen sagen, wie groß die innere Freude ist und wie groß die Vorfreude auf die Herrlichkeit.
Dann geht es nicht mehr um Preise im Discounter oder darum, wie billig das Benzin ist. Plötzlich geht es um die großen Lebensfragen. Es geht um das Heil in Christus, in dem ich geborgen sein kann – der Geist des Glaubens, der in mir wirkt.
Paulus’ Leben als Beispiel für Gottes Wirken trotz Widrigkeiten
Wir sehen heute, dass das Leben des Apostels Paulus ein sehr entbehrungsreiches war. Er erlitt Schiffbruch, wurde von Räubern überfallen, von den Gemeinden angegriffen, saß im Gefängnis und wurde angefeindet. Außerdem wurde er von der jüdischen Gemeinde gehasst.
Trotz all dieser Schwierigkeiten hat das Leben des Paulus eine große Frucht hervorgebracht. Am Ende, als Paulus starb, gab es im gesamten Römischen Reich keine Stadt, in der es keine Jesusgemeinde gab. Das Römische Reich war ein riesiges Gebiet, die damalige Welt.
Oft war Paulus selbst gar nicht in diesen Städten gewesen. Die Gemeinden wurden häufig durch andere weitergetragen. Der Herr wirkt auf wunderbare Weise.
Die Bedeutung des Dienstes in der letzten Zeit
In dieser schweren Zeit, in der wir leben, in dieser letzten bösen Zeit, in der die antichristlichen Mächte so stark wüten, wissen wir, dass es noch viel schlimmer werden wird. Besonders wenn die auf Jesus gerichteten Hasswellen aus dem Islam losbrechen, wenn Terrorwellen durch viele Länder ziehen – so wie unsere Schwestern und Brüder in Ägypten es erleben. Dort wurde wieder ein Prediger des Evangeliums getötet.
Trotz allem sagt der Herr: Er baut sein Reich in dieser letzten bösen Zeit, und wir dürfen daran teilhaben. Welch ein Dienst! Gibt es etwas Größeres?
Wenn ich mich in diesem Dienst verzehren darf, dann sage ich: Herr, brauche mich! Benutze mich und diese Gemeinde hier in Berlin, damit wir noch einmal deinen herrlichen Jesusnamen und dein wunderbares Evangelium bekannt machen. Möge es viele Menschen ergreifen.
Die Echtheit des Evangeliums und die Rolle der Zeugen
Wie kommt es dazu, dass die Herrlichkeit von Jesus aufstrahlt? In den ersten Versen dieses Kapitels betont Paulus erneut: Wir fälschen Gottes Wort nicht und tricksen nicht.
Man kann zwar versuchen, Menschen nach dem Mund zu reden, auch heute in unserer gottlosen Zeit. Doch Paulus sagt: Nein, wir empfehlen uns allen Menschen durch die Offenbarung der Wahrheit an ihrem Gewissen.
Das Evangelium wirkt nicht über den Verstand, es ist kein rein rationales Problem. Vielmehr ist es ein Gewissensproblem, bei dem meine Sünde aufgedeckt wird.
Hier erlebe ich den Heiland Jesus, der mein Leben rettet und mich neu macht. Dieses Erleben ist möglich und entscheidend für den Glauben.
Das Licht des Evangeliums als Hoffnung für die Welt
Ach, das ist ja so schön: Gott hat das Licht aus der Finsternis hervorgehen lassen. Es hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben. Petrus sagte das später noch auf seine Weise im ersten Petrusbrief: „Bis der Morgenstern aufgeht, das Licht, das Morgenlicht in euren Herzen aufleuchtet.“
Das ist so wunderbar, wenn diese Sonne, Jesus, in unserem Leben aufleuchtet. Er ist die Botschaft für die Welt, und dadurch haben sie keinen Frust.
Zeugnis eines jungen Predigers und die Kraft der Freude
Der junge Prediger, der im Jahr 1935 die große ostafrikanische Erwägung auf der Place Okigesi in Ruanda angestoßen hat, wirkte nur wenige Wochen. Dann hat der Herr ihn schon heimgerufen. Doch das Feuer war nicht mehr zu löschen.
Er hat nur aus einem erfüllten Herzen diese Jesusfreude weitererzählt. Und dazu beruft der Herr. Es gibt keine überarbeiteten Leute mehr, sondern nur noch Zeugenberichte.
Und wir sind ja nur Zeugenberichte. Wir können das Reich Gottes nicht bauen, aber unser Herr hat uns zu Zeugen gemacht. Er soll das vor der Welt bezeugen. Ganz schlicht, so wie wir es erzählen, so ist es bei uns gewesen.
Ich bin ein unwürdiger und fehlbarer Mensch, aber der Herr ist da. Fürchte dich nicht, du kleiner Herr! Es ist Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.