Der Text steht im Hebräerbrief, Kapitel 12, Verse 12 bis 17.
Aufbruch zu einem festen Lebensweg
Darum richtet wieder auf die lässigen Hände und die müden Knie. Tut gewisse Tritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchelt wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund wird.
Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird. Achtet darauf, dass niemand Gottes Gnade versäumt. Sonst könnte eine bittere Wurzel aufwachsen und Unfrieden anrichten, wodurch die Gemeinde befleckt wird.
Es darf niemand ein Abtrünniger oder Gottloser sein wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte. Ihr wisst ja, dass er später, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde. Er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte.
Herr, schaffe uns heute Raum zur Umkehr! Amen!
Orientierungslosigkeit in der modernen Welt
Liebe Gemeinde,
auf Wanderungen habe ich oft erlebt, dass man unterwegs tüchtig losmarschiert und plötzlich so im Gespräch vertieft innehält und sagt: „Sind wir überhaupt noch auf dem richtigen Weg?“
Man antwortet: „Ja, ich habe schon einige Zeit keine Markierung mehr gesehen.“ Meist passiert das, wenn man mitten im Gestrüpp steht. Dann denkt man: „Irgendetwas stimmt hier nicht.“
Daraufhin wird die Karte studiert. Sie wird einmal auf den Kopf gedreht und wieder herumgedreht, um den Standort richtig zu bestimmen. Doch man weiß nicht genau, wo man steht. Schließlich sagt man: „Lasst uns mal in diese Richtung laufen.“ Doch es wird nur noch wilder. Dann läuft man zurück und in eine andere Richtung. Vielleicht geht man sogar den Weg, von dem man kam, wieder zurück.
Es ist so schwierig, den richtigen Weg zu finden.
Heute, in unserer modernen Gesellschaft, sehen viele Menschen, dass genau darin die große Not liegt: Welchen Weg soll man gehen? Was ist eigentlich richtig? Wie soll man heute seine Kinder erziehen? Für welche Ideale soll man sich einsetzen? Was ist gut, was ist böse? Die Menschen sind heute orientierungslos geworden.
Man läuft ein Stück in eine bestimmte Richtung und sagt nach einiger Zeit seines Lebens: „Nun gehe ich mal wieder in eine andere Richtung.“ Es gibt viele Meinungen, viele Angebote, viele Wege.
Darum sind auch heute Gespräche und Diskussionen so wichtig. Man muss sich unterhalten und sich kritisch in Frage stellen, was richtig ist und wo der Weg liegt.
Ratlosigkeit auch unter Christen
Wenn man in die Gemeinschaft der Christen hineinschaut, zeigt sich, dass die Ratlosigkeit kaum geringer ist. Kaum eine Frage, die dort nicht auch umstritten wäre. Oder wo kann man heute sagen, dass die Christen mit einer Stimme sprechen und sagen: Das ist der Weg?
Wenn wir heute einen Bußtag feiern, dann feiern wir ein wenig anders, als es sich die alten Könige vorgestellt haben, die uns dieses Geschenk dieses Feiertags beschert haben. Sie sagten: Wenn wir schon absolutistisch herrschen, dann sollen wir auch einmal im Jahr richtig Buße tun, so richtig, dass es ein Stück weh tut. Und dann soll das ganze Volk mitmachen und in Trauerkleidern erscheinen.
Diese Könige haben nicht verstanden, dass Buße eine Änderung des Kurses meines Lebens ist und dass das eine Frage für das ganze Jahr ist. Es ist schön, wenn der heutige Tag uns zum Anlass dient, unseren Kurs zu ändern. Aber ich muss wissen, welchen Kurs ich einschlagen soll und was recht ist. Dafür brauchen wir eine klare Orientierung.
Mir begegnen immer wieder Menschen, die sich daran stoßen, wenn in der Verkündigung des Evangeliums gesagt wird: Das ist der Weg, den ihr gehen sollt. Ich habe schon empörte Briefe bekommen mit dem Vorwurf: Wie können Sie das so sicher sagen? Seien Sie nicht so vermessen!
Das ist eine Frage, die uns im Innersten bewegt.
Unsicherheit der ersten Jünger und unsere Suche nach Klarheit
Die ersten Jünger waren sehr, sehr unsicher. Auch wir alle sind oft hin- und hergerissen von unseren Gedanken und wissen nicht, was richtig ist.
Wir brauchen jetzt keine persönliche Beichte abzulegen. Das wissen Sie ganz genau. Die Fragen der modernen Zeit beschäftigen uns genauso wie Sie.
Doch im ersten Jüngerkreis geschieht etwas ganz Großes. Als die Jünger nicht mehr wussten, was sie tun sollten – einige hatten bereits aufgegeben, andere wollten aussteigen, und wieder andere sagten, sie verstünden überhaupt nicht mehr, was los sei – wussten sie am Ostermorgen nicht mehr, was sie sagen sollten.
Da trat Jesus unter sie. Die Jünger wurden froh, als sie den Herrn sahen.
Ich bin überzeugt, dass dieses Wunder auch heute geschieht. Wenn einer von Ihnen über der Bibel sitzt und den Herrn fragt: „Herr, gib mir Klarheit“, dann wird er Ihnen volle Klarheit über Ihre Fragen geben.
Manchmal ist es ein langes, heißes Ringen, das einen fast zerbricht. Doch das Wunder geschieht. Ebenso geschieht es überall dort, wo wir anderen Menschen das Wort des Evangeliums weitergeben. Der Herr spricht zu den Menschen und legt ihnen sein Wort aus.
Jesus als lebendiger Führer auf unserem Weg
Das war dem Verfasser des Hebräerbriefs so wichtig, dass er sagt: Es gibt viel Schönes in der Christenheit und in der Tradition des Gottesvolkes. Dann spricht er vom Tempel und vom Hohenpriester, betont aber, dass all das im Vergleich zu diesem lebendigen Herrn Jesus nichts ist.
Jesus führt seine Gemeinde, und von ihm handelt der ganze Hebräerbrief. Er ist eine Art Wegweiser durch die Welt und zeigt, was wir an diesem starken Herrn haben: Er leidet mit uns, trägt unsere Schwachheit und will uns zur Ruhe bringen. Jesus ist der Anfänger und Vollender unseres Glaubens.
Der Verfasser möchte der Gemeinde Mut machen und sagen: Es ist nicht wahr, dass man ewig im Unsicheren bleiben muss. Man kann feste Tritte tun – das ist sein erstes Wort hier. Man kann tüchtig marschieren und festen Grund unter die Füße bekommen. Man muss nicht dauernd in Fragen und Zweifeln verharren.
Denn alle Zweifel werden dort beantwortet, wo man vor Jesus steht und er uns Antwort gibt.
Beispiele des Glaubens als Orientierung
Gerade das Kapitel vorher, das große Kapitel des Glaubens, Hebräer 11, ist voll von Beispielen, wie Menschen durch diese Welt ziehen und einen ganz klaren Kurs steuern.
Was war denn mit Abraham, der seine Heimat aufgibt und auszieht, seine Freundschaften und alles Vertraute hinter sich lässt? Wie hatte er nur die klare Orientierung, was in dieser Situation recht und gut ist, was er lassen muss und wie er Gottes Stimme vernehmen soll?
Abraham geht seinen Weg und sieht auf die zukünftige Stadt, auf das Ziel. Er richtet seinen Blick auf den Herrn, der mit ihm geht, der sein Schild und sein sehr großer Lohn ist. Er vernimmt Gottes Wort, und dieses Wort ist ihm mehr wert als alles andere. Er vertraut diesem Wort, er glaubt daran, und er geht – er geht!
Heute ist Bustag, das heißt: Gehen, einen Weg laufen, einen sicheren Kurs haben. Einen Kurs wie der verlorene Sohn, der den Weg heim zum Vater findet. Ich will Leben haben, es muss sich lohnen – das ist Bustag.
Drei Grundsätze für den Glaubensweg
Drei Dinge möchte ich dazu nennen. Das bedeutet: entschlossen marschieren.
Unter Christen herrscht oft große Ratlosigkeit. Viele fragen sich: Was soll ich eigentlich tun? Wenn man über dieses Thema spricht, wirkt es fast, ja fast könnte man sagen, komisch oder sogar lachhaft, wie widersprüchlich das manchmal erscheint.
Wenn man sagt: „Du musst etwas tun, du musst den Kurs deines Lebens ändern“, dann antwortet der andere: „Das stimmt ja gar nicht, es ist ja alles Gnade.“ Schließlich ist Umkehr ein Geschenk Gottes. „Ich kann ja aus mir heraus gar nicht handeln“, sagt man oft. Und man hat immer ein Bibelwort parat, mit dem man alles belegen kann. Dadurch wird die Ratlosigkeit nur noch größer: Was soll ich tun?
Viele Menschen sagen in Momenten, in denen der Herr sie auffordert, etwas zu tun: „Ach, ich kann gar nicht. Ich will mir das gerade schenken lassen oder ich will den Herrn bitten.“ Aber ich frage mich: Kann ein ungezogenes Kind zu seiner Mutter sagen, wenn die Mutter sagt: „Jetzt musst du lieb sein“, dass es bittet: „Mutter, lass mich bitte lieb sein“? Das ist eine Entscheidung, die das Kind selbst treffen muss.
Wenn der Herr zu uns sagt: „Fürchte dich nicht, glaube nur“, kann ich dann sagen: „Herr, hilf mir, dass ich glauben kann“? Oder muss ich nicht vielmehr sagen: „Herr, auf deinen Ruf hin will ich es wagen, auf dein Wort hin will ich mich in deine Arme stürzen“? Ist das nicht die Antwort?
Wenn der Herr fordert, gibt es denn in der Bibel keine Forderungen? Manche sagen: „Das Wort Jesu ist doch frohe Botschaft, keine Forderung, kein Gesetz.“ Das wäre ein gründliches Missverständnis. Es gibt eine frohe Botschaft, die zugleich eine Forderung sein kann. Wissen Sie das?
Wenn ich einem Ertrinkenden einen Rettungsring zuwerfe und sage: „Fass an!“, dann ist das ein Befehl. „Fass an!“ – und er muss es tun. Das ist Forderung, aber zugleich eine frohe Botschaft, das ist Evangelium.
Lesen Sie einmal die Worte Jesu. Sagen Sie nicht: „Das ist nur ein Geschenk, das man sich völlig unverdient in die Hand legen lassen kann.“ Jesus hat gerufen: „Komm zu mir!“ Was hat er damit gemeint? Der Vater ist dem verlorenen Sohn nicht bis zu den Sauställen nachgelaufen, sondern hat gesagt: „Komm her!“ Und dann hat er auf dem Dach seines Hauses gewartet: „Komm!“
Das ist wichtig. Es gehört zum Evangelium, dass man aufstehen muss, dass man loslaufen muss. Hier steht: „Tut gewisse Tritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchelt, damit nicht jemand unsicher wird.“
Das ist die beste Evangelisation für unsere Mitmenschen: Wenn wir in unserem Leben einen klaren Weg gehen.
Die Herausforderung des Glaubensweges
Ist das nicht die Not unserer Zeit unter der Christenheit, dass man das ganze Leben nur dasitzt und meint, die Freude des Glaubens und die Gewissheit des Heils würden einem zugeflogen kommen wie gebackene Hühner im Schlafenland?
Ich kann sie mir nicht erwerben, ich kann sie mir nicht erkämpfen. Aber ich darf sie ergreifen, ich darf sie in die Hand nehmen – diese Zusagen, die mir Gott gibt, diese Glaubensgewissheit, dass er mir sagt: „Ich gebe dir Frieden, ich trage dich.“
Und ich darf dann sagen: Herr, ich kann nichts bringen. Ich komme als armer, leerer, sündiger Mensch zu dir, aber ich will dich nehmen beim Wort, und ich will dir glauben.
Es ist etwas ganz Wichtiges, dass hier ein Schritt erfolgt – gerade den Jesus immer wieder den Menschen zugerufen hat: Kehrt um! Eine Forderung: kehrt um! Gerade weil sein Erbarmen jetzt so nahekommt. Aber nie hat er sich einem Menschen aufgedrängt.
Ich habe die große Angst, dass heute auch Menschen unter uns sitzen, die seit Jahr und Tag die Botschaft des Evangeliums hören. Und in ihnen ist nur großer Schmerz, weil sie etwas ahnen. Es muss sicher wunderbar schön sein. Und dann sagen sie: „Ich sehe die jungen Christen, die sind alle so fröhlich, und ich bin nicht fröhlich. Ich habe nur Zweifel, Anfechtungen, Lasten im Glauben. Ich sehe nicht klar, ich habe nur Probleme.“
Und sie hören nie dieses Wort, dass der Herr sagt: Dring doch hinein! Nimm das für dich! Sag ja dazu! Bezieh das auf dein Leben! Nimm dieses angebotene Erbarmen für dich!
Und das ist eine Forderung, eine Forderung des Evangeliums, eine frohe Botschaft, die mein Leben neu macht und die mein Leben heilt.
Überwindung von Müdigkeit im Glauben
Es gibt gerade in unserem Glaubensleben leicht eine Müdigkeit. Man hat plötzlich keine Kraft mehr, lässt alles liegen und stehen und kann nicht mehr weiter. Dann steckt man auf.
Der Hebräerbrief sagt dazu: Jetzt vorwärts, geh doch weiter! Das ist eine Mahnung und Forderung.
„Fass doch diesen Herrn Jesus Christus an!“ Natürlich ist er der Anfänger meines Glaubens. Warum ist er der Anfänger? Weil er mich zuerst gerufen hat. Ich habe sein Evangelium vernommen, er ging mir nach. Und dann konnte ich ihn fassen.
Aber er will jetzt mein Leben zur Vollendung treiben, es auf eine höhere Ebene führen. Ich habe Ihnen vorher dieses Wort gelesen, in dem Jesus davon spricht, dass er uns ein Joch auflegt. Auch das haben viele vergessen.
Das Evangelium will ein Joch auf unserem Buckel sein, wie wir sagen. Es will uns eine Last sein. Warum? Weil es uns weiter antreiben will, es will uns beherrschen, führen und leiten.
Wenn ich nur dasitze und sage: „Ach so, das Evangelium tröstet mich“, dann werde ich nie die Freude des Glaubens erfahren. Jesus will heute meine Entscheidungen prägen, mich bestimmen, mir Klarheit geben und den Kurs meiner gesamten Lebensführung deutlich festlegen.
Das darf ich täglich auch in seinem Wort vernehmen. Und dort, wo wir in Gemeinschaft mit anderen Christen leben, entsteht klare Orientierung für unser Leben. Und das muss auch so sein.
Das Evangelium ist nicht bloß ein Seelenwärmer, keine Bittflasche, die es ein bisschen behaglich macht. Es ist der Weg zur Freude, der Weg, der sich lohnt, die große Erfüllung, das reiche Leben.
Entschlossenheit als erster Schritt
Der erste Punkt war: entschlossen marschieren, entschlossen marschieren.
Wenn jetzt jemand sagt: „Ich kann das nicht, der Mann macht mich kaputt mit seiner Predigt“, dann ist das nicht so. Ich mache Sie nicht kaputt. Ich möchte Ihnen sagen, dass Sie reif sind, wie ein verlorener Sohn in die vergebenen Arme Jesu hineinzusinken. Wenn Sie sagen: „Ich weiß nicht weiter“, dann ist das gerade so in Ordnung.
Wir lesen die Bibel nie anders als die Ratlosen. Aber wir haben dabei den Herrn vor Augen, der unseren Füßen einen festen Tritt gibt. Wir nehmen dieses Wort eben nicht bloß als irgendein Wort, sondern als das Wort des Herrn, das gebietet und weist.
Heiligung als Lebensaufgabe
Zweitens bedeutet Heiligung unseres Lebens. Es ist ein großes Wort, dass Jesus, wenn er Menschen ruft, ihr ganzes Alltagsleben in seinen himmlischen Glanz taucht.
Wie geht das? Wir kennen so viel Scheinheiligkeit, so viel unnatürliche Frömmigkeit oder so viel versteckte Gottlosigkeit bei uns noch im Werktag, dass uns ganz unklar ist, was hier gemeint ist. Wenn der Herr uns ruft, dann will er, dass unser Körper, unsere Arbeit, die wir tun, unsere Gespräche, unser ganzes Leben, unsere Freuden, unsere Empfindungen und unsere Gedanken alle hineingetaucht werden in seine Heiligkeit.
Wie geht das? Manche meinen, man müsse sich selbst veredeln, wie ein wilder Baum, der irgendwie dauernd gezweigt wird und eines Tages gute Früchte bringen soll. Es gibt Leute, die stehen in einem harten Kampf mit sich selbst und wollen sich mit ungeheurer Energie selbst erneuern und verbessern.
Der Münchhausen allein konnte sich an seinem Schopf aus dem Sumpf ziehen, das schaffen wir nicht mit unserem angeschlagenen und notleidenden Charakter, den wir haben. Wir kommen so nicht zu einem heiligeren Leben, wir kommen mit Energie nicht weiter. Es ist wieder die Vergebung Jesu, die unser Leben heilig macht.
Haben Sie schon einmal die unrechten Dinge aus Ihrem Berufsleben mit Jesus durchgesprochen in der Beichte, direkt mit ihm? Haben Sie darüber Vergebung empfangen? Wie ist das, wenn er unser Leben heiligt, wenn er alle unsere Urlaubspläne, unsere Freuden, unsere Gedanken und unsere Freizeitinge von ihm reinigen lässt?
Er will das ja. Er hat diese schöne Welt geschaffen, er ist kein Feind der Freude. Im Gegenteil, er will die Fülle des Lebens haben, aber dass alles von ihm kommt, durch ihn durchgeht und vor ihm bestehen kann. Dass die Freude erst vollkommen werden kann, sagt der Schreiber des Hebräerbriefs, sie jagt der Heiligung nach.
Die bekommt man nicht so leicht. Ein Förster hat mich mal auf die Pirsch mitgenommen. Das ist ja eine brutale Sache, wie die da stundenlang sitzen, bloß mit dem Ziel, ein Tier abzuschießen. Aber mich hat das doch beeindruckt. Wir können ja so schlecht ruhig sitzen, aber das ist ja wunderbar: morgens früh in der Dämmerung lange zu sitzen und dann reißt plötzlich ganz leicht seine Flinte her und dann huscht ein Schatten vorbei. Glücklicherweise hat er an dem Morgen nichts getroffen. Das hätte ich sicher nicht ertragen.
Aber wie der stundenlang auf dem Hochsitz sitzt und wartet, bis er nur sein Wild ins Visier bekommt – das meint der Hebräerbrief: Der Heiligung muss man nachjagen. Das ist eine Mühe und eine Arbeit.
Jetzt sagen Sie wieder, dass das wieder Gesetz und Forderung in der Predigt war. Das ist eine Frohbotschaft. Ein Jäger ist auch einer, der Freude am Jagen hat. Es ist eine Freudensache, dass man da sitzt und sagt: Ich will sehen, wie ich in mein Leben noch die Reinigung Jesu hineinbringe. Ich will sehen, wie er auch noch dieses Gebiet meines Lebens mit seinem Glanz erfüllen kann, wie er auch an dieser Stelle meinen angeschlagenen, kranken und schwarzen Charakter heilen kann. Ich bin gespannt, wie er das macht.
So will ich in seinem Wort studieren, so will ich aufmerken und hören, wo er mir seine Stimme sagen lässt und wo er mit mir redet. Jaget nach dem Frieden gegen jedermann! Auch der Friede fliegt einem nicht wie die gebratenen Tauben in den Mund. Auch dem muss man nachjagen, nicht indem man sich selbst veredelt, sondern indem man dem Wort Jesu nachhört und immer mehr entdeckt, wie er auch hier der Anfänger und Vollender meines Glaubens ist, wie er mit mir einen Weg begonnen hat, den er auch zum Ende führen will.
Dieser Weg schenkt nicht bloß das Wollen im Glauben, sondern auch das Vollbringen. Gerade weil das Evangelium die große Nachricht ist von der machtvollen Tat, die Jesus tut, von seinem Vermögen, seiner Allmacht und seinem Erbarmen, ist es so wichtig, dass ich dem nachjage und die Beute bekomme.
Warnung vor einer bitteren Wurzel im Glaubensleben
Wenn eine bittere Wurzel aufwächst
Ich hatte eine Zeit lang einen Garten. Wenn man ihn nur ein paar Wochen unbeachtet lässt, merkt man schnell, wie sich die Unkrautswurzeln ausbreiten. Plötzlich wachsen sie viel schneller als das gesunde Kraut. Warum das so ist, versteht man oft nicht. Aber es ist eine bittere Erfahrung.
Oder wenn jemand ein bitteres Kraut in die Suppe tut und zu viel davon hineingibt, ist die ganze Suppe verdorben. Genauso ist es in unserem Leben: Wenn nur ein wenig von diesem Unkraut weiterwuchert, ist die ganze Sache des Glaubens verdorben. Dann gerät mein ganzer Christenstand in Not und wird in Mitleidenschaft gezogen.
Schon eine einzige Not, eine unbereinigte Sache, die sich wie Unkraut ausbreitet und weiterwuchert – etwa ein Streit, den wir mit uns herumtragen – kann zerstörerisch sein. Wissen Sie das? Eine ungeklärte Angelegenheit vor Gott oder eine ungeheiligte Begierde kann ein ganzes Leben zerstören, trotz der Frohbotschaft des Evangeliums. Das passiert, wenn jemand nicht entschlossen dagegen angeht.
Das bedeutet, der Heiligung nachzujagen. Das war unser zweiter Punkt. Der erste war, entschlossen zu marschieren, und der dritte, die Müdigkeit zu überwinden.
Warnung vor der Versuchung der Müdigkeit am Beispiel Esaus
Da steht noch etwas über Esau. Dieser Esau war ein müder Mann, der von der Jagd nach Hause kam. Er war ein Jäger und Sammler. Er kam heim, war erschöpft und sagte zu seinem Bruder: „Hast du nichts zu essen für mich?“
Gerade hatte Jakob eine gute Suppe zubereitet. Ich verstehe das gar nicht, denn mir schmeckt Erbsensuppe nicht so gut, aber Esau schmeckte sie, als er aus dem Wald kam. Für ihn war das richtig verlockend. Jakob war ein verwöhnter junger Mann, der gern bei seiner Mutter lebte und noch etwas an ihr hing.
Dieser häusliche Typ hatte so einen schönen Suppentopf stehen und sagte: „Gib mir davon.“ Es ist ja nichts Böses daran, eine Suppe zu essen. Aber Jakob sagte: „Gib mir dafür dein Erstgeburtsrecht.“
Esau fragte sich: „Was bedeutet mir mein Erstgeburtsrecht? Kann ich das hergeben?“ Er wusste nicht, dass an dieser Gabe ein großer Segen Gottes hing. Die beiden waren Zwillinge, aber Esau war etwas früher geboren. An diesem Erstgeburtsrecht hing der Segen Gottes.
Es gibt Stunden in unserem Leben, in denen wir sagen: „Was bedeutet mir das?“ Wenn wir auf dieser Wanderschaft sind, auf das ewige Ziel hin, gibt es Zeiten, in denen wir nur noch Ruhe wollen. Dann denken wir: „Jetzt ist nur wichtig, dass mein Körper gesund wird.“ Oder: „Jetzt ist nur wichtig, dass ich aus diesem Engpass im Beruf herauskomme und Entlastung bekomme.“ Oder: „Jetzt ist nur wichtig, dass sich dieses Problem meines Lebens löst.“
Der Hebräerbrief sagt, dass Esau eines Tages sein Erstgeburtsrecht bei Gott einlösen wollte – und er wurde verworfen. Im Neuen Testament steht, dass man verloren gehen kann, dass man heulen kann wie ein Schlosshund, und es hat keinen Wert. Denn man kann mit Tränen nicht einmal die Seligkeit erzwingen.
Das Heulen ist nicht am Bußtag wichtig, denn wir können unsere Sünden nicht mit Tränen bezahlen. Was wir tun müssen – und ich hoffe, ich konnte das heute zeigen – ist nicht, unsere Seligkeit zu verdienen, denn das können wir nicht.
Aber heute, heute, wo uns der Herr dieses Geschenk gibt, dass er unser Leben wenden will, dass wir auf ihn zugehen und sagen: „Danke“, wo wir ihn beim Wort nehmen – das ist ein Geschenk. Wenn der Herr uns Raum lässt zur Buße, dann wird niemand, der zu ihm kommt, hinausgestoßen.
Aber man muss zu ihm kommen. Amen!
Gebet um Umkehr und Segen
Höhlen beten! Herr Jesus Christus, wir danken dir für dein großes Erbarmen. Du beugst dich so tief zu uns herunter. Wir können nicht zu dir kommen, aber du kommst heute zu uns. Du klopfst heute an unsere Tür und willst alles tun. Wir sind die Beschenkten, wir sind die Beglückten.
Du bist der, der unser Leben heil machen kann. Du bist der, der Sünde vergibt. Du bist der, der die Macht des Bösen auslöschen kann. Deshalb wollen wir dir die Tür öffnen, damit du bei uns einkehren und Wohnung machen kannst.
Herr, dringe du bei uns allen ganz durch, damit wir uns von dir den Kurs unseres Lebens bestimmen lassen. So finden wir ein erfülltes, reiches und lohnendes Leben. Herr, lass diese Botschaft viele Menschen erreichen. Hilf uns, sie vielen weiterzusagen, damit dieses kurze irdische Leben erfüllt, reich und wertvoll sein kann. Ja, es lohnt sich, wenn du dieses Leben mit deiner Gegenwart erfüllst.
Herr, zeige uns, wo noch etwas in dein Licht gestellt werden muss. Gib uns Klarheit, auch in den kommenden Tagen, was vor dir noch geklärt werden muss, damit wir ganzen Frieden und volle Freude haben. Herr, mach uns auch die Punkte klar, die uns von dir trennen. Wo eine Klärung nötig ist, wo heute eine Umkehr notwendig ist.
Herr, lass uns nicht verworfen werden, wir bitten dich, sondern mach du uns auf ewig selig.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Wir wollen um seinen Segen bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.