Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
Die Störung der Ruhe durch Gottes Eingreifen
Das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann, ist, dass Gott ihn in Ruhe lässt. Das ist wirklich das Schlimmste, was einem Menschen widerfahren kann.
Heute Morgen beschäftigen wir uns mit einem Mann, der sich glücklich schätzen konnte, dass der lebendige Gott ihm noch einmal die Ruhe störte – auch wenn er das im ersten Moment natürlich alles andere als beglückend empfand. Sie werden gleich verstehen, warum.
Damit kehren wir zurück zu unseren Studien im Buch Daniel. Seit unserer letzten Predigt über Daniel ist einige Zeit vergangen. Dazwischen lagen die Bibeltage, dann die Passions- und Ostergottesdienste. Vielleicht erinnern Sie sich noch an das letzte Daniel-Kapitel, das wir miteinander gelesen hatten: Daniel 3.
Dort ging es um das Drama in der Ebene Dura. Nebukadnezar hatte ein monumentales Standbild errichten lassen, das dreißig Meter hoch war. Es sollte als Symbol für die Macht seines zusammenwachsenden Riesenreiches und für die Einheit stehen. Er verpflichtete alle höheren Beamten, sich vor diesem Symbol zu beugen und es anzubeten.
Auch Daniels drei Freunde wurden dazu verpflichtet. Daniel selbst war in dieser Situation nicht anwesend. Diese drei Freunde, gläubige Männer, weigerten sich. Sie sagten: Wir beten unseren Gott allein an, denn wir glauben an den wahren, lebendigen, heiligen Gott, der sich im Alten Testament offenbart hat.
Zur Strafe wurden sie in diesen grauenvollen Feuerofen geworfen. Doch Gott sorgte durch ein Wunder dafür, dass ihnen nichts geschah. Kein Haar wurde gekrümmt, kein Härchen versengt. Sie wurden gerettet.
Das war Kapitel 3. Heute geht es nun weiter mit Kapitel 4. Sie haben dieses Kapitel teilweise vor sich, auf der Rückseite Ihres Gottesdienstzettels. Damit machen wir jetzt auch zeitlich einen großen Sprung.
Kapitel 2 und 3 spielen in der Anfangsphase der Herrschaft Nebukadnezars. Das ist die Zeit, in der er seine Macht erst festigen und konsolidieren muss. Er sammelt seine Truppen und sichert Schritt für Schritt sein Reich ab. Das war der Inhalt von Kapitel 2 und 3.
Jetzt klingt das schon ganz anders. Wenn Sie sich Kapitel 4, Vers 1 anschauen, sagt Nebukadnezar: „Ich hatte Ruhe in meinem Hause und lebte zufrieden in meinem Palast.“
Es ist also viel passiert zwischen Kapitel 3 vor fünf Wochen und Kapitel 4 heute – nicht nur bei uns in Hannover, sondern auch in Babylonien. Es ist viel passiert.
Historischer Hintergrund und Nebukadnezars Macht
Wenn wir die Regierungszeiten Nebukadnezars ansetzen, dann liegt diese etwa in der Zeit von 605 bis 562 vor Christus. Das Ereignis mit den Männern im Feuerofen fand ungefähr um das Jahr 600 vor Christus statt. Dieses Ereignis wird in Daniel 3 beschrieben.
Unsere heutige Geschichte spielt nun in einer Zeit, in der Ägypten bereits unterworfen ist. Die beiden Feldzüge gegen Ägypten fanden jedoch erst 572 und 570 vor Christus statt. Somit befinden wir uns mit dem, was hier in Kapitel vier geschieht, etwa im Jahr 570 vor Christus – nur damit Sie die Rahmendaten kennen.
Das bedeutet, dass etwa dreißig Jahre vergangen sind, seit die Männer aus dem Feuerofen befreit wurden. Auch Daniel ist natürlich älter geworden. Er dürfte jetzt etwa fünfzig Jahre alt sein, also in den besten Jahren. Noch immer steht er im Dienst des Königs, der sich auf dem Höhepunkt seiner Macht befindet.
Der König ist zwar alt geworden, doch sein Reich scheint stabil zu sein. Nebukadnezar ist offensichtlich sehr zufrieden mit sich und der Welt. Wohin er auch blickt, sieht er Ruhm, Ehre, Macht und Erfolg. Auch den meisten Untertanen geht es anscheinend nicht schlecht in seinem Reich.
Er hatte ja auch gute Berater. Daniel und seine Freunde haben sicherlich dazu beigetragen, dass in Babylonien zu dieser Zeit ordentlich regiert wurde. Nun rechnet Nebukadnezar damit, noch einmal einen glanzvollen Lebensabend zu genießen – das ist sein Ziel.
Er sagt: „Ich hatte Ruhe in meinem Hause und lebte zufrieden in meinem Palast.“ Er glaubt, ihm könne nichts passieren und dass es noch lange so weitergehen werde. Dabei erinnert er ein wenig an den reichen Kornbauern, von dem Jesus in Lukas 12 spricht. Dieser sagt: „Jetzt habe ich alle meine Scheunen gebaut, ich habe meine Zukunft bestellt, ich habe mich wirtschaftlich abgesichert. Jetzt kann ich unbeschwert und in Freude weiterleben bis an das Ende meiner Tage, das hoffentlich noch sehr fern ist.“
Der unerwartete Bruch in Nebukadnezars Leben
Und da passiert plötzlich etwas. Keine Sorge, die Kerze fällt nicht um, danke schön, sie ist sicher gestellt.
Es passiert etwas, nicht dass die Kerze umfliegt, sondern bei Nebukadnezar wird diese Ruhe von einem Tag auf den anderen gestört. Plötzlich wird seine gesamte Lebenssituation in ein völlig neues Licht getaucht.
Da ahnt jemand nichts Böses, sein Leben verläuft ganz normal, Schritt für Schritt. Und dann bricht plötzlich etwas ein: eine schlimme Diagnose, der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes, eine unerwartete Not. Und alles ist anders.
So ähnlich ist es hier bei Nebukadnezar. Über diesen Tag berichtet das vorliegende Dokument. Wenn man eine Überschrift darüber setzen wollte, könnte sie lauten: Wem Gott die Ruhe stört.
Ja, Gott kann stören – und wie! Das Besondere an dem Text, den Sie in Händen halten, ist, dass es sich um eine Quelle handelt, die offensichtlich vom Hauptbetroffenen selbst verfasst wurde, nämlich von Nebukadnezar.
Das ist doch interessant: Wir schauen in die Bibel und finden ein Schriftstück, das von Nebukadnezar selbst geschrieben wurde. Daniel hat diesen Bericht dann in seinem Prophetenbuch aufgenommen.
Man fragt sich, was um alles in der Welt einen Herrscher wie Nebukadnezar dazu bringt, diese Lebensbeichte – denn anders kann man das nicht nennen – weltweit zu veröffentlichen. Und was bringt einen Propheten wie Daniel dazu, dieses offizielle Dokument, dieses Edikt, den Bibellesern zugänglich zu machen?
Das ist die spannende Frage, die wir jetzt klären müssen. Deshalb steigen wir sofort in den Text ein. Er geht noch weiter bis Vers 34, doch bis dahin kommen wir heute nicht. Das werden wir nächsten Sonntag sehen.
Jetzt beginnen wir mit Kapitel 3, Vers 31. Dort geht es los.
Nebukadnezars Lobpreis und die unerwartete Botschaft
Noch einmal zum Zusammenhang: Das Drama mit dem Feuerofen liegt etwa dreißig Jahre zurück. König Nebukadnezar sprach zu allen Völkern und Leuten aus so vielen verschiedenen Sprachen auf der Erde. Er sagte: „Friede zuvor, es gefällt mir, die Zeichen und Wunder zu verkündigen, die Gott, der Höchste, an mir getan hat. Denn seine Zeichen sind groß und seine Wunder sind mächtig. Und sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine Herrschaft währet für und für.“
Das sind erstaunliche Worte. Das klingt wie ein Psalm. Tatsächlich findet man in Psalm 145 ganz ähnliche Ausdrücke. Nun fragen wir uns: Wie kommt ein heidnischer Herrscher – also ein Polytheist, jemand, der einen Mehrgottglauben vertrat, und dessen besondere Vorliebe dem Götzen Marduk galt – dazu, den Gott der Bibel mit solchen Worten öffentlich zu preisen? Das ist die spannende Frage.
Die Antwort darauf erhalten wir aus seiner eigenen Feder. Schauen wir uns nun Vers 1 in Kapitel 4 an:
„Ich, Nebukadnezar, hatte Ruhe in meinem Hause und lebte zufrieden in meinem Palast. Da hatte ich einen Traum, der mich erschreckte, und die Gedanken, die ich auf meinem Bett hatte, und die Gesichter, die ich gesehen hatte, beunruhigten mich. Ich befahl, dass alle Weisen Babels vor mich gebracht würden, damit sie mir sagten, was der Traum bedeutete.“
Man brachte Zeichendeuter, Weise, Gelehrte und Wahrsager herein. Ich erzählte ihnen den Traum, aber sie konnten mir nicht sagen, was er bedeutete. Bis zuletzt trat Daniel vor mich, der Belshazzar heißt, nach dem Namen meines Gottes, und der den Geist der heiligen Götter hat.
Ich erzählte ihm den Traum: „Belchaza, du Oberster unter den Zeichendeutern, von dem ich weiß, dass du den Geist der heiligen Götter hast und dir nichts verborgen ist, sage mir, was die Geschichte meines Traumes bedeutet, die Gesichter meines Traumes, die ich gesehen habe.“
Die erneute Begegnung mit Gottes Botschaft
Mit Sicherheit hat Nebukadnezar sich sofort an jenen Traum erinnert, der mehr als dreißig Jahre zurücklag. Da hatte Gott ihn ja schon einmal angesprochen (Daniel 2), und seitdem hatte er nichts Vergleichbares wiedererlebt. Damals hatte der Traum ihn aufgerüttelt. Dann hatte ihn der lebendige Gott offensichtlich drei Jahrzehnte lang in Ruhe gelassen. Nebukadnezar hatte nur noch geträumt, wie sie und ich auch träumen.
Aber plötzlich holt ihn die alte Sache wieder ein – an jenem Tag, in jener Nacht. Nebukadnezar weiß instinktiv: Dieser Traum ist nicht einfach Privatsache. Er lässt sich nicht mit den üblichen psychologischen Mechanismen erklären. Dieser Traum erreicht mich wieder als ein Zuruf aus der anderen Welt. Nebukadnezar hatte eine Ahnung davon, was „Jenseits“ bedeuten könnte.
Wenn wir weiterlesen, sehen wir, dass es in der Tat der lebendige, heilige Gott ist, der hier zu Nebukadnezar redet. Wir erkennen auch, dass Gott in dreifacher Weise zu Nebukadnezar spricht. Zunächst redet er durch den Traum (Verse 7–15), dann durch Daniels Deutung des Traumes (Verse 16–23). Am Ende redet er durch Daniels Kurzpredigt, wenn man so will – das ist Vers 24. Also erst durch den Traum, dann durch die Deutung und schließlich durch die Kurzpredigt.
Die ersten Verse, die wir gerade gelesen haben, zeigen schon: Nebukadnezar hat aus den früheren Lektionen nicht viel gelernt. Das ist betrüblich. Vielleicht hat auch die lange Zeit – diese dreißig Jahre – alles wieder überdeckt, was er einst ansatzweise begriffen hatte.
Ja, er nennt Daniel nach wie vor mit diesem Kunstnamen, der auf alte Götzen verweist: Belshazzar. Darin steckt auch der Name des Götzen Marduk. Er hat immer noch nicht begriffen, dass es nur einen wahrhaftigen Gott gibt. Er beschäftigt weiterhin eine große Mannschaft von Zeichendeutern und Wahrsagern. Erst als diese nicht mehr weiterwissen – oder vielleicht aus Angst, offen zu reden, und weil sie schon etwas ahnen – lässt Nebukadnezar den Spitzenmann rufen. Der soll es jetzt wieder richten.
Auffällig ist, dass Nebukadnezar diesmal milder reagiert als vor dreißig Jahren. Damals hatte er die anderen Zeichendeuter, die ihm keine Antwort liefern konnten, gleich mit dem Tode bedroht. Das bleibt diesmal aus. Vielleicht ist hier ein wenig Altersmilde am Werk.
Die Vision vom Baum und ihre Bedeutung
Und nun fragen wir, was es war, das Angst und Schrecken verbreitete und ihn so in Aufruhr versetzte. Schauen wir uns diesen Traum ab Vers 7 an.
Dies sind aber die Gesichter, die ich auf meinem Bett gesehen habe: Siehe, es stand ein Baum in der Mitte der Erde. Er war sehr hoch, wurde groß und mächtig, und seine Höhe reichte bis an den Himmel. Er war bis an das Ende der ganzen Erde zu sehen. Sein Laub war dicht, seine Frucht reichlich. Er gab Nahrung für alle. Alle Tiere des Feldes fanden Schatten unter ihm, und die Vögel des Himmels saßen auf seinen Ästen. Alles Fleisch nährte sich von ihm. Es ging den Leuten also gut in seinem Reich.
Ich sah ein Gesicht auf meinem Bett, und siehe, ein heiliger Wächter fuhr vom Himmel herab. Er rief laut und sprach: „Hau den Baum um, schlag ihm die Äste weg, streif ihm das Laub ab und zerstreue seine Frucht, sodass die Tiere, die unter ihm liegen, weglaufen und die Vögel von seinen Zweigen fliehen. Doch lass den Stock mit seinen Wurzeln in der Erde bleiben. Er soll in eisernen und ehrenden Ketten auf dem Feld im Gras und unter dem Tau des Himmels liegen und nass werden. Er soll seinen Teil haben mit den Tieren am Gras auf der Erde.
Und das menschliche Herz soll von ihm genommen und ihm ein tierisches Herz gegeben werden. Sieben Zeiten, das sind bei Daniel sieben Jahre, sollen über ihn hingehen.“ Dies ist im Rat der Wächter beschlossen und ist Gebot der Heiligen, damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen. Er kann sie geben, wem er will, und einen Niedrigen darüber setzen.
So einen Traum habe ich, König Nebukadnezar, gehabt. „Du aber, Belchaza, sage, was er bedeutet, denn alle Weisen in meinem Königreich können mir nicht kundtun, was er bedeutet. Aber du kannst es, denn der Geist der heiligen Götter ist bei dir.“
Das Motto dieses Traumes könnte man so bezeichnen: Bäume wachsen nicht in den Himmel – und dieser Baum schon gar nicht. Ein riesiger, mächtiger Baum mit weltweiter Ausdehnung. Dann tritt ein heiliger Wächter auf und setzt diesem mächtigen Baum eine Grenze: „Hau ihn ab, beschneide ihn, fälle ihn!“ Der Baum wird gefällt und verliert all seine Pracht. Was von ihm bleibt, ist ein Stumpf, ein Stock mit seinen Wurzeln in der Erde. Wörtlich steht dort eigentlich „Hauptwurzel“ – seine Hauptwurzel bleibt, aber sie bleibt in der Erde.
Plötzlich bekommt der Baum, haben Sie das bemerkt, einen menschlichen Charakter. Er wird personifiziert. Da muss Nebukadnezar schon etwas geahnt haben, wenn es in Vers 12 heißt: „Doch lass den Stock.“ Er wird seinen Teil bei den Tieren haben. In Vers 13 steht: „Das menschliche Herz soll von ihm genommen und ein tierisches Herz soll ihm gegeben werden.“ Dann wird diese eigenartige Gefangenschaft sieben Jahre dauern, in denen er bei den Tieren seine Zeit verbringt – eine grauenvolle Vision.
Am Ende wird auch gesagt, warum dieses ganze Drama geschieht: Damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste Gewalt hat – der lebendige Gott. Er hat Gewalt über die Königreiche der Menschen und kann sie geben, wem er will. Er ist völlig souverän in seiner Macht, Größe und Majestät.
Daniels mitfühlende Reaktion und die Deutung des Traumes
Als Daniel von diesem Traum erfährt, überkommt ihn der kalte Schrecken. Achten Sie einmal auf die Art, wie er reagiert. Seine Reaktion zeigt seine mitfühlende Haltung gegenüber Nebukadnezar.
So interessant ist Vers 16: "Da entsetzte sich Daniel, der auch Belshazzar heißt, eine Zeit lang, und seine Gedanken beunruhigten ihn." Sein Herr merkt, wie erschrocken sein bester Berater ist, und ermutigt ihn: „Was ist los?“ Daniel bereitet ihn dann vorsichtig auf diese Hiobsbotschaft vor. Am Ende von Vers 16 sagt er: „Ach, mein Herr, möge doch der Traum deinen Feinden und seine Deutung deinen Widersachern gelten, dass es dich nicht treffen möge.“
Merken Sie, wie mitfühlend und behutsam Daniel vorgeht? Er weiß, dass er jetzt Gottes Warnung, Gottes Bußruf überbringen muss. Das kann er ihm nicht ersparen. Doch es ist kein Hauch von Selbstgerechtigkeit dabei, keine Überlegenheitspose wie „Ich habe es dir ja immer gesagt“. Kein Zipfelchen von Stolz oder Herabsehen auf diesen Heiden. Was wir bei Daniel sehen, ist aufrichtiges Mitgefühl.
Zwischen den beiden muss sich inzwischen ein ziemlich gutes Vertrauensverhältnis entwickelt haben. Ich habe mich gefragt: Wie ist eigentlich unsere Haltung, wenn wir unsere Zeitgenossen mit Gottes ernster Wahrheit konfrontieren? Nimmt man an uns auch dieses Mitgefühl wahr? Dass es uns eigentlich schwerfällt, ihnen Gottes Gericht vor Augen zu führen? Dass es uns keinen Spaß macht, sie mit ihrer Sünde zu konfrontieren? Spürt man uns dieses echte, aufrichtige Mitgefühl für die Menschen ab, die ohne den lebendigen Gott verloren sind? Haben wir das überhaupt noch in unseren Herzen?
Dann werden die Dinge klar ausgesprochen. Gott redet – Gott redet durch den Traum, und dann redet er durch Daniel. Er sagt ihm ganz klipp und klar, in den Versen 17 bis 19: „Der Baum, den du gesehen hast, der groß und mächtig wurde, dessen Laub dicht war, dessen Frucht reichlich und der Nahrung gab für alle – das bist du, König, du bist es. Du bist so groß und mächtig, denn deine Macht ist groß und reicht bis an den Himmel. Du bist es!“
Übrigens war das keine Schreckensherrschaft, die Nebukadnezar ausübte. Denn hier in Vers 18 steht: „Dieser Baum gab Nahrung für alle.“ Er war kein böswilliger Tyrann. Nach allem, was wir wissen, ging es den Leuten einigermaßen gut unter seiner Herrschaft.
Daniel fährt fort und sagt ihm, was passieren wird: „Du wirst schwer krank werden, du wirst dahinvegetieren müssen, fernab jeglicher menschlichen Gemeinschaft.“ In Vers 21 und 22 heißt es: „Das Königreich wird dir entzogen, und zwar als Ratschluss des Höchsten über den Herrn, den König. Man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen verstoßen. Du musst bei den Tieren des Feldes bleiben, man wird dich Gras fressen lassen wie die Rinder. Du wirst unter dem Tau des Himmels liegen und nass werden, und sieben Zeiten – das heißt sieben Jahre – werden über dich hinweggehen.“
Das klingt grauenvoll, aber es wird nicht das endgültige Aus sein. In Vers 23 wird erklärt, was dann passieren wird: „Wenn aber gesagt wurde, man solle dennoch den Stock des Baumes mit seinen Wurzeln übrig lassen, bedeutet das, dein Königreich soll dir erhalten bleiben, sobald du erkennst, dass der Himmel regiert, also dass Gott die Gewalt hat.“ Das ist die Botschaft.
Die zentrale Botschaft: Gottes Souveränität und menschliche Grenzen
Und wir fragen uns, warum Gott so drastisch spricht, warum er so laut zu Nebukadnezar redet und warum das nötig ist.
Das wird hier dreimal ausdrücklich betont: in Vers 14, in Vers 22 und in Vers 23. In Vers 14 heißt es: „Damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie geben kann, wem er will.“
In Vers 22 wird es nochmals wiederholt: „Bis du erkennst, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will.“
Und in Vers 23 heißt es erneut: „Sobald du erkannt hast, dass der Himmel die Gewalt hat, dass Gott mächtig, souverän, majestätisch ist, der Höchste alle Macht hat und souverän in der Geschichte regiert.“
Das ist die Botschaft: Nur Gott ist groß, nur Gott ist Gott. Kein Mensch, auch der Mächtigste nicht, kann vor dem ewigen Gott bestehen. Gott ist Gott – das ist hier die klare Aussage.
Ich muss an die Situation denken, wie ein junger Geschäftsmann zu Jesus kam und ihn ganz locker ansprach: „Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?“
Wissen Sie, was Jesus ihm antwortete? Jesus sagte: „Was nennst du mich gut?“ Damit meinte er: „Was nennst du mich gut, wenn du mich nicht für Gott hältst? Nur Gott ist gut, nur Gott ist majestätisch, nur Gott ist mächtig, nur Gott gebührt alle Ehre.“
Ich habe mich gefragt: Hast du diese Lektion schon für dein Leben gelernt? Und ich frage Sie: Haben Sie diese Lektion schon für Ihr Leben gelernt? Haben Sie die Konsequenzen daraus gezogen?
Denn Daniel sagt deutlich: Das muss nicht nur Nebukadnezar begreifen, das müssen alle begreifen. Hier steht es doch in Vers 14: „Damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste Gewalt hat.“ Also alle, die einmal über diese Erde gehen, alle, die irgendwann hier leben, müssen das erkennen: Gott ist Gott. Ihm allein gebührt Gewalt, Macht, Majestät und Ruhm.
Das bedeutet für jeden von uns: Du stehst vor einem heiligen Gott. Dieser heilige Gott hat alle Macht und alles Recht in seinen starken Händen. Du kannst ihm auf nichts antworten. Richte dich darauf ein. Das ist die Botschaft.
Natürlich sind wir keine Weltherrscher, und doch glauben wir manchmal, dass unsere kleinen Bäumchen in den Himmel wachsen, zumindest so in Richtung Himmel. Unsere Pläne, unsere Möglichkeiten, unsere Vorstellungen – das sind unsere Bäume, die wachsen und wachsen sollen.
Wissen Sie, es ist kein Zufall, dass in der Bibel der Baum immer wieder als Symbol verwendet wird. Er steht als Sinnbild für unseren menschlichen Hochmut, für unseren Stolz, mit dem wir meinen, wir könnten die Welt und den Himmel ansatzweise erobern. Ein Bild für unseren Stolz, der nicht einmal vor dem Himmel Halt macht.
Zum Beispiel in Hesekiel 17, Vers 24 wird das abtrünnige Israel mit einem Baum verglichen, den Gott fällen wird. Ich will Ihnen diesen Vers wenigstens kurz vorlesen: Vers 24 sagt Gott über das sich aufbäumende, abtrünnige Israel: „Alle Bäume auf dem Feld sollen erkennen, dass ich der Herr bin. Ich erniedrige den hohen Baum und erhöhe den niedrigen. Ich lasse den grünen Baum verdorren und den dürren Baum lasse ich grün. Ich, der Herr, rede es, und ich, der Herr, tue es auch.“
So wird immer wieder das Bild des Baumes für den Hochmut Asyriens, Ägyptens und Israels verwendet. Und alle diese Bäume werden früher oder später von Gott gefällt.
Das will der lebendige Gott Nebukadnezar sagen, und das will er Ihnen und mir mit diesem Bibeltext ins Herz einbrennen: Nur Gott ist groß.
Gott lässt nicht zu, dass die Grenze zwischen Gott und Mensch von unten überschritten wird. Das duldet Gott nicht. Gott lässt seine Heiligkeit und seine Majestät nicht beflecken, nicht zerstören, nicht vermenschlichen und nicht in Frage stellen.
Darum hat Gott seine Wächter eingesetzt – hier in Vers 10. Sie lassen nicht zu, dass Gottes Ehre angegriffen wird, sie gehen dazwischen. Sie sorgen dafür, dass unsere Grenzüberschreitungen in den Himmel hinein keinen Erfolg haben. Diese Boten Gottes sind für uns unsichtbar, aber sie sind heute genauso unterwegs wie im Traum Nebukadnezars.
Und wir? Wir versuchen es immer wieder, im Großen wie im Kleinen. Da meint einer, durch seine eigene Anständigkeit und Moralität ein gutes Leben führen zu können. Und so wächst ein Bäumchen des Menschenhochmuts in den Himmel.
Oder wenn die Biotechnologie versucht, dem Schöpfer ins Handwerk zu pfuschen, neues Leben zu klonen, Menschen als Kopien zu züchten, Embryonen – also Menschen – als lebendige Ersatzteillager zu benutzen, um medizinischen Fortschritt zu erzwingen und das Leben nur ein wenig zu verlängern. Dann wachsen die Bäume des Menschenhochmuts immer weiter in den Himmel.
Eine Zeit lang scheint es sogar zu gelingen, aber dann fallen sie alle dem Gericht des lebendigen Gottes zum Opfer. Ein heiliger Wächter fährt vom Himmel herab und ruft laut: „Hau den Baum um!“
So schützt Gott seine Ehre. Gott schützt seine Gottheit, aber – und das ist ganz wichtig – er schützt auch unser Leben.
Denn überlegen Sie mal: Würde Nebukadnezars Hochmut unbeschnitten dem Himmel entgegenwachsen, bliebe ihm am Ende nur die totale Vernichtung.
Das war ja die große Lüge der Schlange im Paradies. Sie wollte Adam und Eva weismachen, sie könnten ihrem Hochmut freien Lauf lassen, ihre Bäume und Türme unbegrenzt in den Himmel wachsen lassen, ihren Eigenwillen gegen Gott durchsetzen und sich sogar an die Stelle Gottes setzen. Sie würden sein wie Gott und es würde ihnen nichts schaden, sie würden keine Strafe erleiden, im Gegenteil, sie würden die Welt gewinnen.
Das war die Lüge der Schlange. Und das glaubte auch Nebukadnezar. Es war seine einzige und wohl auch letzte Chance, dass der ewige Gott ihm in dieser Situation noch einmal die Ruhe störte und seinen stolzen Baum gnadenvoll umhauen hat – nicht gnadenlos, sondern gnadenvoll.
Ich sage Ihnen: Würde mein Stolz und Ihr Hochmut ein ganzes Leben überdauern und durchkommen, bliebe uns im letzten Gericht nur Gottes Verdammungsurteil.
Aber schon in diesen Versen deutet Gott an, dass er uns nicht vernichten, sondern sich erbarmen will. Er sagte in Vers 22: „Bis du erkennst, dass der Höchste Gewalt hat.“ In Vers 23 sagt er: „Dein Königreich soll dir erhalten bleiben, du sollst ja umkehren.“
Doch dazu muss Nebukadnezar diese lebenswichtige Lektion persönlich erfassen. Sie lautet ganz schlicht: Nur Gott ist groß, nur Gott ist gut, nur Gott ist Gott – und du bist Mensch.
Verstehen Sie, erst wenn wir diesen unendlichen qualitativen Unterschied erahnen, erst wenn wir zugeben, dass wir als Menschen nicht zu Gott passen, erst dann können wir ermessen, was es bedeutet, dass Gott von sich aus die Grenze überschritten hat.
Gott ist hineingekommen. Er hat den Wächter zwischen sich und uns nicht stehen lassen, sondern an einem Punkt der Geschichte den Wächter beiseitegeschoben und ist selbst in diese Welt der Sünder eingetreten – aus Gottes Welt in die Menschenwelt.
Er ist eingetreten und uns mit offenen Armen im lieben Sohn Jesus Christus entgegengekommen.
Erst wenn wir uns diese Wahrheit klar machen, die Nebukadnezar so bitter erfahren musste, können wir sie ansatzweise würdigen und mit zitternden Händen in Empfang nehmen.
Was der Johannesbrief sagt: „Seht, welche Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder heißen sollen.“
Verstehen Sie, wir nehmen das oft so selbstverständlich, aber es sollte uns erschrecken, dass dieser heilige Gott sagt: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir seine Kinder heißen sollen.“
So weit ist es mit Nebukadnezar noch nicht, aber Gott redet zu ihm. Gott redet zu dem alten Weltenherrscher, der doch schon früher so viel von ihm erfahren hatte.
Drei Jahrzehnte sind vergangen seit dem Machtbeweis von Dura, als Gott sein Volk aus dem Feuerofen herausrettete. Drei Jahrzehnte!
Dürfte Daniel auch immer wieder mit Nebukadnezar geredet haben, und Daniel hat bestimmt auch regelmäßig für Nebukadnezar gebetet – drei Jahrzehnte lang.
Und jetzt redet Gott noch einmal. Sein Reden ist ein lautes Rufen durch diesen Traum und durch die Deutung Daniels.
Die drohende Strafe und Gottes Erbarmen
Was Daniel dann beschreibt als Gottes Handeln an Nebukadnezar, wenn dieser nicht umkehrt, ist eine extreme Form des Wahnsinns. Wir werden uns das Krankheitsbild nächsten Sonntag etwas genauer ansehen. Aber er wird Gras fressen. Er wird an einem abgelegenen Ort, fernab von den Blicken der Menschen, untergebracht sein, damit er nicht das letzte bisschen Menschenwürde in diesem tierischen Zustand verliert.
Am Ende wird er bei den Tieren landen. In Vers 13 steht: „Man wird ihm ein tierisches Herz geben, du musst bei den Tieren des Feldes bleiben.“ Damit macht Daniel etwas Dramatisches klar. Er sagt uns nämlich: Wer seine menschlichen Grenzen überschreiten will, der stürzt sich ins Tierische. Wer die Sünde des Hochmuts nicht aufgibt, wer Gott die Ehre verweigert, der zerstört am Ende sein eigenes Menschsein.
Und doch will Gott uns Sünder. Er will uns mit unseren hochfliegenden Lebensentwürfen und unserem plumpen Stolz nicht mit Stumpf und Stiel ausrotten. Das ist das Großartige hier in Vers 12, Vers 20 und Vers 23: „Lasst den Stock, lasst die Hauptwurzel bleiben“, sagt Gott. Gott will nicht einfach unsere Seele in die Hölle werfen, sondern er sagt: Lasst den Stock bleiben. Das ist das Evangelium, das schon in diesem bedrohlichen Traum durchschimmert.
Das ist der Grund dafür, dass Gott überhaupt noch redet zu einem alt gewordenen Machthaber, der längst alles wissen müsste. Dann ist diese Rede Gottes fast zu Ende. Gott redet durch diesen einzigartigen Traum, durch Daniels mutige und zugleich mitleidsvolle Erklärung. Am Ende spricht Gott zu Nebukadnezar durch diese packende Kurzansprache in Vers 24, die hier den Abschluss bildet – diese Minibus-Predigt.
Da sagt Daniel am Ende: „Darum, mein König, lass dir meinen Rat gefallen und mache dich los und ledig von deinen Sünden durch Gerechtigkeit und von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen, so wird es dir lange wohl ergehen.“ Das heißt, es wird dir dauerhaft wohl ergehen. Du wirst dauerhaft Gemeinschaft mit Gott haben.
Man spürt förmlich, wie Daniel um Nebukadnezar wirbt. Er sagt: Lass dir meinen Rat gefallen, erwäge das doch noch einmal. In dieser Liebe des Propheten zeigt sich letztlich die Liebe Gottes zu Nebukadnezar – Gottes Liebe, die den Verlorenen zur Umkehr leiten will, jetzt noch, am Abend seines Lebens.
Daniel hätte auch etwas ganz anderes sagen können. Er hätte sagen können: Er hat den Traum gehabt, ich habe ihm die Deutung gesagt, das reicht ja, er hat alles, was er wissen muss. Das ist jetzt genug. Aber er gibt sich noch einmal die Mühe, nimmt seinen ganzen Mut zusammen und hält Nebukadnezar noch einmal diese kleine Bustpredigt.
Auf den ersten Blick klingt das fast ein bisschen nach Werkgerechtigkeit, als ob man sich durch gute Taten vor Gott gerecht machen könnte. Aber so ist das nicht gemeint. Gerade Daniel wusste von der Ohnmacht des Sünders gegenüber dem erhabenen Gott. Deswegen sagt er hier im Grunde wörtlich: „Brich los von deinen Sünden.“ So muss man das wörtlich übersetzen. Die Sünden sind wie Ketten, die uns festklammern und kaputtmachen.
Er sagt: „Brich los von deinen Sünden.“ Mit Gerechtigkeit meint er hier wohl ein bereinigtes Verhältnis zu Gott. Dieses bereinigte Verhältnis wird sich dann in einem erbarmenden Lebensstil zeigen, der auch für die Armen sorgt. Natürlich hatte Daniel hier noch nicht die voll ausformulierte Rechtfertigungslehre des Neuen Testaments. Aber er wusste: Wer in Gottes Gericht bestehen will, dem bleibt nur die Zuflucht zu Gottes Erbarmen, zu Gottes Macht und zu Gottes Vergebung. Davon sind wir abhängig.
Wir hören es im Neuen Testament noch viel deutlicher und klarer: Wohin wir uns mit unserer Schuld, wohin wir uns mit unserem Hochmut flüchten können. Und wir haben umso weniger eine Entschuldigung, wenn wir uns diesem Ruf verschließen.
So viel Mühe hat sich der allmächtige Schöpfer mit Nebukadnezar gegeben. Er hat ihm den Traum geschickt, ihn deuten lassen und dann noch einmal in dieser Kurzpredigt am Ende zu ihm gesprochen.
Am kommenden Sonntag werden wir sehen, ob und wie der Weltmonarch auf diese Ansprache reagiert. Wir werden sehen, ob er sein Leben noch einmal aufrütteln lässt, ob er sich vielleicht sogar bekehrt. Das werden wir am nächsten Sonntag klären.
Die persönliche Herausforderung und Gottes Ruf an uns
Aber jetzt, im Schlussteil dieser Predigt, ist eine andere Frage wichtiger. Diese Frage lautet: Wie oft hat Gott zu Ihnen gesprochen? Wie oft hat Gott Sie aufgefordert, Ihren Stolz über Bord zu werfen? Wie oft hat Gott Sie aufgerüttelt, seine Allmacht und seine Ehre über alles andere zu achten?
Natürlich hat Gott weder ihn noch mich drastisch mit Wahnsinn bedroht. Aber wie oft hat Gott in Ihr Leben hineingerufen? Wie oft? Vielleicht in Stunden, in denen Sie Ruhe in Ihrem Haus hatten und zufrieden lebten in Ihrem Palast. Oder auch in ganz anderen Momenten, in denen Sie einfach nicht zur Ruhe finden konnten, vielleicht nicht einmal Schlaf fanden. Gerade dann hat Gott vielleicht zu Ihnen gesprochen.
Der frühere bayerische Bischof Hermann Betzel, ein knorriger Lutheraner mit einem evangelistischen Herzen, hat eine solche Situation einmal beschrieben. Er sagte: Dann geht er dir nach an dein Bett. Ob du wohl abends einmal an ihn denkst? Du bist müde, ziehst dich aus und legst dich hin, liest noch einen kurzen Roman, machst die Lampe aus und vergisst den, der dich geliebt hat. Und dann bleibt er an deinem Bett und rüttelt dich nachts noch einmal wach. Er fragt, ob du ihn bitten willst um seine Liebe und Vergebung. Aber du drehst dich um und nimmst deine Tablette, um wieder schlafen zu können.
Und dann stehst du wieder auf für deinen vollen Arbeitstag. Irgendwann, auf der Höhe des Tages, lässt Gott dich einmal dein Herz spüren und fragt, ob du nicht einmal nach ihm fragen willst. Ob du nicht einmal ihn bitten willst: Herr, nun komm!
Wie haben Sie auf dieses Rufen Gottes in Ihr Leben reagiert? Vielleicht sagen Sie ja: Was will er denn noch von mir? Die Antwort steht hier in diesem Bibeltext. Im Grundsatz will Gott von Ihnen nichts anderes als von Nebukadnezar. Sie sollen dieselbe Lektion lernen wie er, wie sie hier in den Versen 14, 22 und 23 steht. Sie sollen einsehen und zugeben, dass Gott Gott ist. Nur Gott ist groß, nur Gott ist Gott. Und dieser Gott beansprucht, Ihr Gott zu sein.
Es ist erschreckend, wenn wir merken, wie oft wir ihm das verweigern wollen. Wenn Sie so vor dem Heiligen stehen, wird Ihnen auch klar, warum Sie und wie sehr Sie Jesus Christus brauchen. Ihn, der als Einziger uns zu Kindern dieses Gottes machen kann, weil er uns unsere Schuld und unseren Mangel an Ehrfurcht, Liebe und Anbetung für diesen heiligen Gott vergeben will. Nur er kann das tun.
So halten wir fest: Nebukadnezars Lektion hat bis heute nichts von ihrer heiligen Wucht verloren. Dem einen raubt sie die Ruhe, aber dem anderen wird diese Lektion der größte Trost, den es in dieser Welt geben kann.
Gottes Heiligkeit als Halt in schweren Zeiten
So schließlich mit einem jungen Ehepaar, von dem der amerikanische Pastor John Piper berichtet: Es war vor einigen Jahren zur Eröffnung der Gebetswoche in seiner Gemeinde. Er hatte sich vorgenommen, über Jesaja 6 zu predigen, jene Stelle, in der Jesaja die Heiligkeit und Majestät Gottes erkennt. Dort heißt es: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaoth.“
Piper berichtet, wie er versuchte, in dieser Predigt die Heiligkeit und Erhabenheit Gottes deutlich zu machen und seine großen Taten sowie seine Majestät hervorzuheben. Dann sagt er, dass er nicht wusste, dass kurz vor jenem Sonntag eine junge Familie in der Gemeinde erfahren hatte, dass ihr Kind schwer gelitten hatte und ihm ein schweres Unglück widerfahren war.
Das war für diese junge Familie eine unglaublich traumatische Erfahrung. Sie waren an diesem Sonntagmorgen da und hörten die Botschaft über die Majestät Gottes. Piper sagt, die modernen Gemeindeberater hätten den Predigern gesagt: „Bruder Piper, merken Sie nicht, dass Ihre Zuhörer Probleme haben? Können Sie nicht mal aus Ihrer abgehobenen Himmelsreise herunterkommen und ein bisschen praktisch werden? Merken Sie nicht, was für Menschen da sonntags vor Ihnen sitzen?“
Piper schreibt, dass er etwas später von dieser Geschichte erfuhr. An einem Sonntag nahm ihn der junge Familienvater nach der Versammlung zur Seite und sagte: „John, das waren in der letzten Zeit die schwersten Monate unseres Lebens. Aber wissen Sie, was uns durchgetragen hat durch diese furchtbaren Wochen? Das war der Blick auf Gottes Heiligkeit und Größe, die Sie in der ersten Januarwoche in der Predigt über Jesaja 6 erklärt hatten. Das war der Fels, der uns Halt gegeben hat.“
Und das will der allmächtige Gott auch für uns sein: dass wir auf seine Macht, auf seine Größe, auf seine Heiligkeit sehen und dass wir glauben dürfen, dass er durch Jesus unser Gott ist. Er ist der Fels, der niemals wankt, auf dem auch wir sicher stehen dürfen. Amen.