Einführung in das Thema geistliche Leitung
Biblisch leiten – Fünf wichtige Eigenschaften für alle, die gut leiten wollen
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den Christuscharakter.
Diese Woche soll die Frage im Mittelpunkt stehen, was eine gute Leiterin und einen guten Leiter auszeichnet. Wir wollen verschiedene Aspekte dazu betrachten.
Zum Einstieg hat mir mein Freund Anton Weidensdörfer vom Christlichen Bildungszentrum Erzgebirge eine einführende Lektion zur Verfügung gestellt. Das CBE unterstützt als Bibelschule Gemeinden darin, ihre Leiter auszubilden, und bietet dafür das Programm „Beweger sein“ an. Wenn du mehr wissen möchtest, findest du im Skript einen Link.
Aber hören wir nun Anton.
Persönliche Erfahrungen als Bild für Leitung
Hallo, mein Name ist Anton Weidenstaffer. Ich arbeite am christlichen Bildungszentrum Erzgebirge und freue mich sehr, heute eine Folge zum Frogwords Podcast beitragen zu dürfen. Die heutige Folge trägt den Titel „Leiter sein“. Der Fokus liegt dabei auf dem Wort „sein“, denn ich bin überzeugt, dass der größte Schatz eines geistlichen Leiters ein von Jesus Christus geprägter Charakter ist.
Vor ein paar Jahren habe ich in meinem Garten ein Weidenhaus gebaut. Ich habe Äste von einer Weide im Kreis in die Erde gesteckt und gegossen, in der Hoffnung, dass sie Wurzeln bilden und zu einer Art Tipi zusammenwachsen. Am Ende hat es leider nur ein Ast geschafft, wirklich Wurzeln zu schlagen. Dieser wuchs Jahr für Jahr weiter und ist heute ein richtiger Baum geworden.
Weiden wachsen sehr schnell, sodass ich jedes Jahr deutlich sehen konnte, wie der Ast, den ich in den Boden gesteckt hatte, langsam zu einem Stamm wurde. Oben bildete sich durch die Äste und Zweige eine Krone aus. Ich finde, das ist ein super Bild für Leidenschaft.
Der Stamm deines Lebensbaums muss stark genug sein, um die Äste, also die Krone deines Baumes, aus deinen Diensten und Verantwortungen tragen zu können. Wenn das nicht der Fall ist, wird dein Lebensbaum beim nächsten Sturm einfach zusammenbrechen. Und wenn du ein Leiter im Reich Gottes bist, wird dieser Sturm kommen. Du wirst angegriffen werden, Versuchungen erleben und Fallstricken ausgesetzt sein. Deshalb ist es so wichtig, dass dein Stamm stark genug ist, um diesem Stand zu halten.
Biblische Grundlage für geistliche Leitung
Ich möchte heute einen Text aus dem ersten Petrusbrief, Kapitel fünf, lesen. Dort schreibt Petrus:
„Als Mitältester wende ich mich jetzt an eure Gemeindeältesten, weil ich sowohl Zeuge von dem Leiden des Messias als auch Teilhaber an seiner Herrlichkeit bin, die bald erscheinen wird. Sorgt gut für die Herde Gottes, die euch anvertraut ist. Tut es nicht, weil ihr euch dazu gezwungen fühlt, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt. Hütet sie aber nicht aus Gewinnsucht, sondern weil ihr dem Herrn dienen wollt. Führt euch auch nicht als Herrscher in euren Gemeinden auf, sondern seid Vorbilder für eure Geschwister. Dann werdet ihr den unvergänglichen Ehrenkranz der Herrlichkeit erhalten, wenn der höchste Hirt erscheinen wird.
Euch Jüngeren sage ich: Ordnet euch den Ältesten unter. Doch alle müsst ihr im Umgang miteinander Bescheidenheit an den Tag legen, denn Gott widersetzt sich den Hochmütigen, nur dem Demütigen erweist er Gnade. Demütigt euch deshalb unter Gottes mächtige Hand, dann wird er euch auch zur richtigen Zeit erhöhen.“
Petrus schreibt diesen Text an Gemeindeälteste, doch darin sind Prinzipien enthalten, die für jeden Leiter wichtig sind. Ich habe heute drei kurze Punkte aus diesem Text.
Der göttliche Ursprung von Leitung
Mein erster Punkt ist: Der Ursprung von Leitung ist Gott selbst.
Warum leiten Menschen andere Menschen? Dürfen sie das überhaupt? Ist Leitung nicht eigentlich etwas Gefährliches?
Petrus spricht hier Leiter an und macht ihnen klar, dass der Verantwortungsbereich, den sie haben – ihre Herde – ihnen von Gott anvertraut worden ist. Das heißt, der Leitungsbereich eines Leiters ist eigentlich Gottes Leitungsbereich. Sie üben ihre Leitung nur stellvertretend aus. Sie haben von ihm die Aufgabe bekommen, zu leiten.
Warum ist das so wichtig? Es ist wichtig, weil es uns zeigt, dass Leitung etwas Göttliches ist. Sie kommt von Gott selbst. Ja, die Bibel sagt uns sogar, dass jede Autorität, jede Ordnung am Ende aus Gott selbst kommt.
Das bedeutet nicht, dass alle Leiter immer ganz im Einklang mit Gottes Willen handeln oder alles so tun, wie Gott es sich gedacht hat. Trotzdem kommt Leitung von Gott. Eltern, Regierungen, Chefs, Älteste – sie alle haben am Ende ihren Auftrag zur Leitung von Gott selbst bekommen.
Deshalb macht Petrus hier auch deutlich, dass sich Leiter vor Gott verantworten müssen. Der oberste, der höchste Hirte wird erscheinen.
Das heißt: Als Leiter bist du nicht die Spitze des Eisbergs, sondern du stehst immer unter Gott.
Das Ziel geistlicher Leitung
Und das bringt mich jetzt zum zweiten Punkt: Was ist eigentlich das Ziel von Leiterschaft? Petrus macht hier sehr deutlich, dass das Ziel von Leiterschaft am Ende Gott selbst ist. Er sagt, dass Leiter so führen sollen, wie es Gott gefällt. Sie sollen ein Vorbild für ihre Geschwister sein und auf Gott hinweisen. Das bedeutet, das Ziel von Leiterschaft ist, dass Menschen durch deine Leiterschaft erkennen, wie Gott ist, und dass sie ihm deswegen gerne folgen und vertrauen.
Woran misst du Leiter? An den Zahlen, an ihrem Erfolg, an ihrer Beliebtheit oder an ihrer Sympathie? All das können natürlich Auswirkungen von guter Leiterschaft sein. Aber Gott misst Leiter nicht daran. Er misst sie an ihrer Integrität zu ihm und an ihrem Charakter.
Im Alten Testament wird beschrieben, wie Gott einen neuen Leiter für sein Volk sucht. Der Prophet Samuel wird gesandt, um einen neuen König zu salben. Dabei lässt er sich zunächst von der äußeren Erscheinung der Männer beeindrucken. Doch Gott sagt zu ihm: „Denn Gott urteilt nicht wie die Menschen; der Mensch sieht nur das Äußere, Jahwe aber sieht auf das Herz.“
Gott macht damit deutlich, dass er Leiter nach ihrem Charakter misst. Genau das will Gott in deinem Leben als Leiter prägen: Er will deinen Charakter formen. Dein Charakter als Leiter ist wie der Stamm eines Baumes – der Stamm muss stark genug sein, um die Verantwortung oben zu tragen.
Wenn dein Stamm und deine Krone nicht zusammenpassen, wenn das Verhältnis nicht stimmt, dann lebst du gefährlich. Wenn dein Charakter und dein Leitungsauftrag nicht zusammenpassen, lebst du gefährlich.
Der Weg zu gottgefälliger Leitung
Und jetzt komme ich zu meinem dritten Punkt: Was ist der Weg, um ein besserer Leiter zu werden? Was ist der Weg zu einer Leiterschaft, die Gott gefällt?
Ich bleibe bei dem Bild vom Baum. Wenn du möchtest, dass ein Baum mehr Früchte bringt, musst du dich natürlich informieren. Du musst wissen, wie du ihn pflegen, wie du ihn beschneiden und wie du ihn voranbringen kannst. Aber egal, was du machst – am Ende ist entscheidend, wie stark der Stamm ist und ob er das alles halten kann.
Das heißt, du musst dich als Leiter fortbilden. Das ist sehr wichtig. Ja, every leader a reader – wer nicht liest, kann nicht leiten. Aber das Fundament deiner Leidenschaft bleibt trotzdem ein von Gott veränderter Charakter.
Natürlich ist jeder Christ dazu berufen, seinen Charakter von Gott verändern zu lassen. Doch ein von Gott veränderter Charakter allein macht noch keinen Leiter aus. Als Leiter musst du auch begabt sein und diese Gabe trainieren.
Das Kernstück, der Stamm christlicher Leidenschaft, ist immer dein Charakter – ein von Gott geprägter Charakter. Deswegen sagt Petrus am Ende dieses Textes: „Demütigt euch deshalb unter Gottes mächtige Hand, damit er euch zur rechten Zeit erhöht.“
Das ist absolut konträr zu dem, wie wir Menschen oft denken. Wir fragen uns manchmal: Wie kann ich meinen Einfluss ausbauen? Wie kann ich schlau sein? Wie kann ich strategisch gut vorgehen? Wie kann ich Beziehungen nutzen, damit meine Meinung am Ende auch umgesetzt wird?
Gott sagt: Demütige dich vor mir, dann werde ich dich erhöhen.
Die Bedeutung echter Demut
Wie geht das? Wie kann ich mich vor Gott demütigen?
Ich möchte dir darauf mit einer Gegenfrage antworten: Darf Gott dir in dein Leben reden? Und wenn ja, wie reagierst du darauf?
Weißt du, wie man sich demütigt? Demut bedeutet nicht, dass du die ganze Zeit schlecht von dir denkst. Es bedeutet vielmehr, dass du zulässt, dass Gott seinen Maßstab an dein Leben anlegt.
Und was ist Gottes Maßstab? Gottes Maßstab umfasst zwei Wahrheiten.
Die erste Wahrheit ist: Ich bin schlechter und sündiger, als ich es mir je gedacht habe. Wenn du Gottes Maßstab an dein Leben legst, wenn du dein Leben durch Gottes Wort, durch seinen Geist, durch geistliche Ratgeber und durch Gebet durchleuchten lässt, wirst du immer wieder neu erkennen, was alles schiefläuft. Das ist die eine Seite von Gottes Maßstab.
Die zweite Seite, die zweite Wahrheit ist: Gott sagt, in Jesus Christus bist du geliebter und angenommener, als du es dir je erträumen könntest.
Das heißt: Echte Demut gehört dazu, wenn du dich auf die Wahrheit des Evangeliums stellst – dass dir vergeben ist, dass du gerechtfertigt bist, dass du geheiligt bist, dass du berufen bist zum Dienst, dass du begabt bist und dass Gott dich zum Segen setzen will, in und durch Jesus Christus.
Die Kraft der Verborgenheit für die Leitung
Was ist also der Weg, ein besserer Leiter zu werden? Der Weg ist, dass du dein Leben vom Evangelium verändern lässt. Dass du Buße als einen Reifeprozess gehst, dass du gerne die Schattenseiten deines Lebens vom Licht Gottes beleuchten lässt und keine Angst davor hast, dass Gott erschrocken oder wütend ist – wie du es vielleicht bei dir selbst bist. Stattdessen darfst du wissen: Jesus weiß das alles schon längst, und er hat dafür schon bezahlt. Bei ihm ist Gnade, Veränderung und Hoffnung.
Das Evangelium will deinen Charakter verändern. Stell dir deinen Charakter wie den Stamm eines Lebensbaums vor. Ein Stamm kann nur kräftig werden durch die Wurzel, die unter ihm im Verborgenen liegt. Genauso ist es mit Leidenschaft. Damit dein Charakter, dein Stamm, kräftig wird, musst du ins Verborgene gehen. Du musst Gottes Nähe suchen – durch Gebet, Bibellesen und deine Zeit mit Gott.
Das Verborgene wird darüber entscheiden, wie erfolgreich im Sinne Gottes deine Leidenschaft ist. Wenn du Gott im Verborgenen immer mehr kennenlernst – sein Wesen, seine Gnade, seine Weisheit, seine Schönheit, seine Liebe, seine Wahrheit und seine Sanftmut – und du dich immer mehr in ihn verliebst, dann wird dich das motivieren. Du wirst dir wünschen, dass andere in deiner Leitung genau das sehen.
Wenn andere in deiner Leidenschaft Jesus sehen, wird es sie motivieren, dir gerne zu folgen. Gemeinsam könnt ihr dann auf dem Weg näher zu Jesus gehen.
Empfehlung und Abschluss
Ich möchte dir am Ende ein Buch empfehlen: „Freed to Lead“ von Rod Woods. Was ich jetzt kurz versucht habe zusammenzufassen, zeigt dir dieses Buch ausführlich. Es beschreibt, wie Leadership, tief verwurzelt im Evangelium, aussieht und wie sie dein Leben sowie das Leben anderer verändern kann.
Ich wünsche dir Gottes Segen.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, in welchen Beziehungen Gott dich dazu berufen hat, eine Leiterin oder ein Leiter zu sein.
Das war’s für heute.
Wenn dir mein Podcast gefällt, erzähle doch heute einer Freundin oder einem Freund davon.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.