Einführung und Spannungen im Verhalten Jesu
Gott wird Mensch
Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 601
Die Auferweckung des Lazarus Teil 2
In der letzten Episode ging es um Lazarus, Maria und Martha. Die beiden Schwestern schicken einen Boten zu Jesus, weil ihr Bruder im Sterben liegt. Interessant war, dass Jesus trotz der Dringlichkeit des Anliegens nicht sofort aufbricht, um seinen Freund zu retten.
Er bleibt an Ort und Stelle, bis Lazarus gestorben ist – und das, obwohl er ihn liebte. Diese Situation erzeugt eine merkwürdige Spannung. Jesus liebt die drei Geschwister, doch er reagiert nicht sofort auf die Bitte der Schwestern. Wie kann das so sein?
Die Antwort auf diese Frage mag uns nicht gefallen, aber es ist wichtig, dass wir sie gut verstehen.
Gottes souveränes Handeln und ewige Perspektive
Gott weiß, was er tut. Er macht keine Fehler. Das ist die Kurzfassung.
Die Langfassung steht im Buch Prediger und lautet so: Prediger 3,14: „Ich erkannte, dass alles, was Gott tut, für ewig sein wird. Es ist ihm nichts hinzuzufügen und nichts davon wegzunehmen. Und Gott hat es so gemacht, damit man sich vor ihm fürchtet.“
Für mich ist das einer der ganz wichtigen Bibelverse geworden. Alles, was Gott tut, ist für die Ewigkeit. Gott hat mit seinem Tun das Ganze im Blick. Ich hingegen sehe immer nur einen Teilbereich – sei es mein eigenes Leben, mein Umfeld oder das halbe Jahrhundert, in dem ich lebe.
Aber wo mein Blick endet, da schaut Gott viel weiter und vor allem viel tiefer. Gott handelt als Souverän, damit man sich vor ihm fürchtet. Das Wissen um einen Gott, der hinter der Weltgeschichte steht und ihr genau das an Input gibt, was es braucht, damit die Liebe eines Menschen zur Wahrheit und die Gnade Gottes sich begegnen können, soll in uns tiefen Respekt und Ehrfurcht hervorrufen.
Das Wissen um einen Gott, der mein Leben kennt, es überblickt und jetzt schon weiß, welchen Einfluss dieser Podcast auf das Leben seiner Hörer haben wird, soll allem Misstrauen entgegenstehen, das entsteht, wenn Gott einmal anders handelt, als ich mir das aus meiner kleinen menschlichen Perspektive heraus wünschen würde.
Gott weiß, was er tut. Er macht keine Fehler. Natürlich ist das eine Glaubensaussage, logisch. Und natürlich kann man mir vorwerfen, dass ich mir das Leben schönrede, wenn man so will.
Aber wisst ihr was? Ich folge einem Gott, der mich aus den Fängen des Bösen befreit und durch seinen Tod am Kreuz den Teufel besiegt hat. Ich folge einem Gott, der für mich das Lösegeld bezahlt hat, der mich täglich durch sein Gesetz der Freiheit belehrt, ein heiliges Leben zu führen.
Er ist auferstanden, um sich als zweiter Adam an die Spitze einer neuen Menschheit zu setzen – einer Menschheit, die seine Zukunft, also sein ewiges Leben, teilen wird. Und ich darf Teil dieser Zukunft sein.
Ich folge einem Gott, der „all in“ gegangen ist. Wie viel mehr braucht es noch, damit ich glauben kann, dass er es nur gut mit mir meint? Auch und gerade in den Momenten, die mir komisch vorkommen, in denen ich mich allein gelassen, überfordert oder zutiefst frustriert fühle.
Gott weiß, was er tut. Er macht keine Fehler.
Einladung zur Gottesfurcht statt Misstrauen
Mein dringender Tipp: Ersetze Misstrauen durch Gottesfurcht. Salomo hat völlig Recht. Was Gott tut, ist für die Ewigkeit bestimmt. Am Ende werden wir nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen können.
Wir werden ein ganzes Jahr lang über alles nachdenken, was Gott in unserem Leben getan hat. Vielleicht können wir uns das heute noch nicht vorstellen, aber es wird so sein. Gott hat uns in Bezug auf die Sünde nicht belogen, und er wird das auch in Bezug auf die Ewigkeit nicht tun.
Ersetze Misstrauen durch Gottesfurcht. Ganz am Ende werden wir verstehen, lächeln und uns vor Gott beugen. Warum also nicht klug sein und heute schon damit anfangen?
Jesu Entscheidung und die Bedeutung des Todes
Aber kommen wir zurück zu unserem Text. Obwohl seine Jünger sich fürchten, entschließt sich der Herr Jesus, wieder in den Süden Richtung Jerusalem zu ziehen. Grund dafür ist der Tod seines Freundes Lazarus.
In Johannes 11, Vers 11 heißt es: „Dies sprach er, und danach sagt er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, ist eingeschlafen; aber ich gehe hin, damit ich ihn aufwecke.“ Wieder einmal spricht der Herr Jesus vom Tod und vergleicht ihn mit einem Schlaf. Warum? Weil der Tod ein Zustand ist, aus dem man wieder erwacht. Alle Toten werden einmal wieder lebendig.
Und es ist Jesus, der dafür zuständig ist. In Johannes 5, Verse 28 und 29 steht: „Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden – die das Gute getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben zur Auferstehung des Gerichts.“
Missverständnisse der Jünger und die Realität des Todes
So, nun zum entscheidenden Punkt: Diese Auferstehung ist hier nicht gemeint.
Zunächst muss Jesus jedoch ein Missverständnis aufklären. In Johannes 11,12 sagen die Jünger zu ihm: „Herr, wenn er eingeschlafen ist, so wird er geheilt werden.“ Fast richtig, aber leider verstehen die Jünger Jesus falsch. Sie denken bei „Einschlafen“ nicht ans Sterben, sondern an den natürlichen Schlaf. Und Schlaf ist bei einer Krankheit gut: „Wenn er eingeschlafen ist, so wird er geheilt werden.“
Ich denke, in ihrer Feststellung schwingt auch der Wunsch mit, nun doch nicht Richtung Jerusalem aufbrechen zu müssen. Es scheint, als ob sie hoffen, dass es Lazarus schon besser geht. Doch dem ist nicht so.
In Johannes 11,13-14 heißt es: „Jesus aber hatte von seinem Tod gesprochen; sie aber meinten, er rede von der Ruhe des Schlafes.“ Dann sagt Jesus ihnen ganz direkt: „Lazarus ist gestorben.“
Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Lazarus ist tot. Jesus zieht nicht in den Süden, um ihn gesund zu machen, und doch spricht er davon, ihn aufwecken zu wollen.
Der Zweck der Verzögerung und Stärkung des Glaubens
Warum hat Jesus so lange mit dem Aufbruch gezögert?
In Johannes 11,15 heißt es: „Und ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort war, damit ihr glaubt. Aber lasst uns zu ihm gehen.“ Jesus ist froh – und zwar darüber, dass er nicht rechtzeitig bei Lazarus war, um ihn zu heilen. Warum? Er ist froh für seine Jünger.
Alles, was jetzt passiert, dient ihrem Glauben. Wenn Jesus mit seinen Jüngern in Bethanien ankommt, werden sie sehen, dass alles stimmt, was er gesagt hat. Lazarus ist tot. Jesus wird ihn, den seit Tagen Verstorbenen, aus den Toten auferwecken. Die Jünger werden sich an all das erinnern, was Jesus gesagt hat. Das wird ihr Vertrauen in ihren Rabbi stärken.
In Johannes 11,16 sagt Thomas, der auch Zwilling genannt wird, zu den Mitjüngern: „Lasst auch uns gehen, dass wir mit ihm sterben.“
Mut und Realismus als Vorbild
Ich mag ihn, den Thomas. Er wird oft als „ungläubiger Thomas“ bezeichnet. Für mich ist er einfach nur ein Realist – und dazu noch ein Mutiger.
„Lasst auch uns gehen, damit wir mit ihm sterben.“ So spricht jemand, der die Kosten überschlägt und bereit ist, an der Seite Jesu dorthin zu gehen, wo Feindschaft auf seinen Herrn und die Jünger wartet.
Lasst uns von Thomas lernen. Ja, Realismus kann problematisch sein – und zwar dann, wenn meine Vorstellungskraft Gott begrenzt. Aber Realismus ist nicht nur problematisch. Er ist auch gut, und zwar immer dann, wenn es darum geht, nüchtern und mutig zu sein, um mit Jesus zu leiden.
Praktische Empfehlungen und Abschlusssegen
Was könntest du jetzt tun? Lerne Prediger 3,14 auswendig.
Deine Seele wird diesen Vers brauchen, wenn die Realität des Lebens sie überfordert.
Das war's für heute. Mein Tipp: Lerne, Gott im Gebet dein Vertrauen auszusprechen. Besonders in den Bereichen deines Lebens, von denen du denkst, dass Gott sich nicht genug darum kümmert.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
