Einführung: Die Bedeutung des Durstes in der Bibel
Überall auf der Welt ist es üblich, dass Christen in Gottesdiensten die Bibel vor sich haben. In Deutschland ist dies zwar merkwürdig, aber es ist keine feste Übung.
Wenn sie die Bibel aufschlagen, haben sie mehr Gewinn davon. So heißt es in Johannes 7,37-39 im Neuen Testament auf Seite 106:
„Am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: ‚Wer durstig ist, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, aus dessen Innersten werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie die Schrift sagt.‘“
Damit meinte Jesus den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glaubten. Denn der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.
Herr, wirke so in uns heute durch dein Wort. Amen!
Das Bild des Durstes im Leben und in der Erfahrung
Es gibt Bücher, die man in seiner Kindheit liest und die man niemals vergisst. Eines dieser Bücher, das mich bis heute beeindruckt und an das ich immer wieder denken muss, stammt aus der Zeit, als die Flugzeuge gerade erst „laufen lernten“ – also von den ersten Pionieren der Luftfahrttechnik.
Da war ein Mann, der einen Weltflug mit einer einsitzigen Junkers-Maschine plante. An den Füßen der Maschine waren zwei Schwimmer befestigt. Es war eine abenteuerliche Reise. Das Buch von Hans Bertram trug den Titel „Flug in die Hölle“. Diese Hölle war die Wüste Nordaustraliens an der Küste, wo er notlanden musste.
Ich glaube, es waren 50 Tage, die er dort völlig verlassen verbrachte. Er hatte nichts mehr, keinen Menschen in der Nähe, und niemand wusste, wo er war. Er beschreibt, wie er sich in eine Höhle rettete und am Morgen den Tau von den Flügeln seines Flugzeugs abwischte. Das war das Einzige, was ihn in seinem schrecklichen Durst noch laben konnte.
Wissen Sie noch, was Durst überhaupt bedeutet? Das muss man sich wieder von einem solchen Mann erzählen lassen. Wie Halluzinationen kommen, wie Tagträume entstehen, wie die Nerven reizbar werden und wie man plötzlich in tiefste Depression verfällt und denkt: „Ich will nichts mehr.“
Jesus hat diesen Durst, der im Morgenland sehr bekannt war – in der großen, brutalen Hitze und in den Wüstengegenden – als Bild für das Leben der Menschen genommen. Dort ist beschrieben, was Menschen oft empfinden: genau solche Trugbilder, die einen kurz hypnotisieren und dann sofort in die schrecklichste Depression stürzen.
Man denkt: „Es hat doch gar keinen Wert zu leben. Gib doch auf, es hat alles sowieso keinen Sinn mehr.“ Und dann liegt man da und wartet darauf, ob nicht doch irgendwo ein Trunk kommt und man etwas zu trinken bekommt.
Die Suche nach Lebenssinn und Erfüllung
Flug in die Hölle – ohne Wasser kann man nicht leben. Heute hört man oft, dass wir in der modernen Welt an unsere Grenzen gestoßen seien und der Mensch sich damit abfinden müsse, dass er nicht alles machen kann. Das stimmt sicher, wenn wir an die vielen Ansprüche denken, die wir uns selbst gestellt haben.
An einer Stelle wollen wir jedoch nachfragen, ob es trotzdem noch Lebenserfüllung und Lebensfreude gibt. Befriedigung, ein Sattwerden mit all meinen Erwartungen – nicht durch die Konsumgüter der modernen Gesellschaft, nicht durch den Sozialstaat, der mich versorgt und immer mehr schenkt, sondern in meiner Lebenserwartung. Dass sich mein Leben lohnt – das ist mein Durst.
Ich will mich nicht an Tagträumen erbauen, und ich will nicht in Depressionen fallen. Ich will wissen: Wo gibt es etwas? Dieses Wort Jesu will ich heute für uns auslegen, zuerst diesen Befehl: Komm, komm, komm zu mir! So ruft Jesus.
Heute gibt es viele Angebote. Ich sehe immer wieder, wie die jungen Leute doch ganz glücklich sind mit den vielen Möglichkeiten, die ihnen für ihr Leben geboten werden. Was wird Ihnen heute geboten? Leb dich aus! Komm, frag nicht nach rechts und links, genieße, suche Lusterfüllung – dann wird ein Leben glücklich und schön werden.
Das ist für uns so schwer, die wir bittere Erfahrungen gemacht haben. Die jungen Leute glauben uns das nicht. Und vielleicht sind wir oft auch nicht ehrlich, wenn wir sagen, wir haben viel von dem gekostet, was ihr probiert. Aber es ist Bitterwasser.
Man kann ja zwei Gläser Wasser haben und sie anschauen. Sie sehen beide sehr schön aus, ohne Unterschied. Aber das eine ist abgestandenes Wasser, das andere Quellwasser. Man merkt es erst, wenn man es trinkt.
Es ist schwer, immer wieder zu probieren, um dann enttäuscht zu sagen: Nein, da lag es nicht drin. Ich habe lange gemeint, das sei das, was mich erfüllen und erquicken könnte. Aber das ist nicht das Wasser.
Die Realität des menschlichen Durstes und die Einladung Jesu
Ich habe lange darüber nachgedacht, wo heute bei Ihnen der Durst liegt. Ich weiß gar nicht, ob das immer die Situation der meisten von Ihnen ist, dass Sie noch diese unheimliche und ungebrochene Lebensgier haben, die sagt: „Komm, nimm von dieser Welt!“ Sind nicht die meisten von Ihnen sehr gebrochen und enttäuscht?
Das, was Sie als Lebensführer empfinden, wird Ihnen mehr und mehr zur Last, die Sie gar nicht mehr tragen können. Gestern Abend hatte ich einen Anrufer, den ich nicht weitergeben konnte, und eine Familie, die auch immer unsere Kassette hört und früher hier in unserer Gemeinde war. Die Schwester sagte: „Ich will Ihnen nur sagen, der Mann hat eine Gehirnerschütterung durch einen Unfall, die Frau liegt krank, und das Kind – da wissen die Ärzte nicht mehr weiter. Es hat einen Virus und liegt in der Uniklinik. Beten Sie!“
Ist das nicht die Situation, in der man dürstet? Was ist denn jetzt noch das, was meinem Leben Sinn und Frieden geben kann? Viele sind doch in der Trauer, geschlagen, krank und müde. Da geht es gar nicht mehr um diese unheimliche Lebenslust.
Wenn dann Jesus ruft: „Komm zu mir“, dann meint er, dass es gar keine andere Erfüllung für ihr Suchen gibt als ihn selbst. Er hat es ja damals gerufen, mitten in einem wunderschönen Tempelgottesdienst.
Ich bin froh, dass sie es nicht so machen wie Jesus. Wir sollten ihn nicht kopieren, denn das war nur ihm erlaubt.
Das Laubhüttenfest und die symbolische Bedeutung des Wassers
Mitten im Gottesdienst ertönte ein Zwischenruf: Es war Laubhüttenfest, das größte Fest der Juden. Sieben Tage lang wohnen sie in Zelten und Hütten, die sie aus Zweigen gebaut haben. Die Gottesdienste an diesem Fest gelten als die vollkommensten.
In der Abenddämmerung setzen sich die Leviten auf die fünfzehn Stufen, die vom Vorhof hinaufführen zum Heiligtum, und spielen auf ihren Zimbeln. Dann werden vier Leuchter angezündet, und das Licht erhellt die Abenddämmerung Jerusalems. Für das Volk wird alles wieder lebendig: Wir wandern durch die Wüste, so wie unsere Väter durch das dürre Land gezogen sind.
Nicht, dass sie das nicht gesehen hätten – gerade in diesen Tagen erinnert man sich noch an die alte Ernte, die hinter diesem Laubhüttenfest steht. Deshalb ziehen sie hinaus in die aus Laub und Zweigen gebauten Hütten. Doch die anderen Dinge erinnern mich an das trostlose Wandern über spitze Steine, durch Sand und Hitze. Dabei geht das Licht Gottes uns voran.
Der Höhepunkt des Festes ist der letzte Tag, der herrlichste Tag. Die ganzen Festpilger ziehen hinunter zum Teich Siloah. Dort schöpft der Priester mit einer goldenen Kanne Wasser, trägt es hinauf und leert es über den Brandopferaltar aus. Unser Herr gibt Wasser in der Wüste. Der Herr, der damals am Felsen sein Volk trieb, wird auch heute Wasser geben.
Die persönliche Einladung Jesu und ihre Bedeutung heute
Und da sah Jesus die Menschen an, so wie er sie jetzt sieht. Sie mussten wieder zurück nach Galiläa, in die jüdischen Dörfer. Dort, in ihren beruflichen Aufgaben und zu Hause, waren wieder die Sorgen und Ängste präsent.
Jesus merkte, dass der Gottesdienst noch nicht das war, was sie brauchten. Das Mitsingen war es nicht, das Zimbelspiel der Leviten auch nicht, und die schönen Worte allein reichten nicht aus. Die Einladung lautete: „Kommt her zu mir!“ Es ist eine persönliche Glaubensbeziehung zu Jesus, das Einzige, was erquicken und aufrichten kann.
„Kommt her zu mir!“ – das ist die Einladung. Auch dieser Gottesdienst kann nur einen kleinen Hilfsdienst tun und sagen: „Komm, geh zu ihm!“ Ich bin so froh, dass Jesus die Menschen kennt, durch und durch. Er weiß, was sie in dieser Stunde bewegt, was sie traurig und müde macht. „Komm her zu ihm!“
Ich habe mehrfach auch dort auf der Königstraße die vorbeiziehenden Leute gern mit diesem Wort gegrüßt und einige Gedanken dazu gemacht. Ich habe gesagt: Wenn morgen die Gottesdienstglocken wieder läuten, was soll dort geschehen? Es hat keinen Sinn, wenn sie nicht zu Christus finden, wenn sie nicht sagen können: „Ich kenne ihn, ich bin bei ihm, und er ist bei mir.“
Das Wasser gibt er, und sonst nichts. Die schönen Klänge des Tempelgottesdienstes, auch am Laubhüttenfest, verrauschen, und die tiefen Eindrücke, die unser Gefühl aufwühlen, verebben. Aber er will mitgehen: „Komm zu mir!“ Das Wasser löscht deinen Durst.
Erfahrungen mit Durst und die Suche nach echtem Erquicken
Neulich, auf einer Wanderung mit jungen Leuten, kamen wir auf der Rückfahrt nach Metzingen. Wir hatten großen Durst. Ich weiß auch nicht, warum die Getränke, die wir dabei hatten, bereits aufgebraucht waren. Das ist ja nicht tragisch, denn an jedem Bahnhof gibt es einen Wasserhahn.
Aber da hatten wir Pech: Die Bundesbahn rationalisiert, und als Erstes werden die Wasserhähne abmontiert. Am Bahnhof Metzingen findet man keinen Wasserhahn mehr. Einer unserer jungen Leute sagt: „Ja, seitdem es keine Dampfloks mehr gibt, braucht man keine Wasserhähne mehr.“ Ich weiß nicht, ob das der Grund ist, aber es gibt ja noch eine Bahnhofswirtschaft.
Doch es war Samstag, und samstags hat die Bahnhofswirtschaft in Metzingen geschlossen. Also ging ich zum Fahrkartenschalter und fragte die Dame: „Sagen Sie, wo kann ich hier noch Wasser trinken?“ Sie antwortete: „Ja, das müssen Sie gerade auf dem Klo tun. Entschuldigen Sie, aber ich muss Ihnen etwas erzählen.“
Da dachte ich erst: Also Wasser trinken? Nein! Dann dachte ich, wie können die Ansprüche nur so sinken? Ich will doch nicht irgendwo Wasser trinken. Ich will richtig gutes Wasser trinken. Da passt das wirklich nicht hin. Das genügt nicht zur Befriedigung unserer großen Lebenssehnsüchte.
So, wie die meisten meinen: Ich brauche nur ein paar Dinge. Hauptsache, ich bin gesund. Hauptsache, es löst sich jetzt in meinem Leben. Ich habe nur ein paar Wünsche, die erfüllt werden müssen. Ich suche nur ein bisschen Lebensfreude. Nein! Wenn Jesus Wasser gibt, dann meint er richtig gutes, gutes Wasser.
Der Durst nach innerer Erfüllung und die Wirkung des Heiligen Geistes
Ich muss jetzt einmal darüber sprechen: Was bedeutet es eigentlich, wenn er den Durst löscht? Woher kommt dieser Durst überhaupt, gerade weil so viel getrunken und konsumiert wird? Es wird doch so viel genommen, um das Leben zu erfüllen.
Ich habe vorhin davon gesprochen, wie viele Menschen in der Angst leben. Was kann denn in der Angst den Durst wirklich nehmen? Dieses Trinken ist doch nur eine bildhafte Ausdrucksweise für die unmittelbare persönliche Nähe, ja, für das Eingehen Jesu in unser Wesen.
So nah will er uns kommen. Die Angst nimmt er oft gar nicht weg, aber in der Angst ist sein Friede da. Dann legt er die Hand auf unser Haupt und sagt: „Ich halte dich, es kann dir nichts geschehen, als was ich dir helfe zu tragen, und nichts kann sein, wo ich mich nicht verherrliche.“
Oder da ist der Schrei des Gewissens, die Bitterkeit, die Wunden längst vergessener Dinge, die wieder aufbrechen. Wir streiten das ab und leugnen es, aber die ganze Unruhe unseres Lebens ist ja oft nur ein Zudecken der dunklen Dinge. Darum sind wir so nervös, weil die alten Dinge nie ans Tageslicht kommen dürfen.
Wenn Jesus Wasser gibt, dann bringt er die Anklagen unseres Gewissens zum Schweigen. Dort müssen wir uns einfach einmal stellen: Das war nicht recht, das war ungut, das war falsch, das war Sünde.
Und immer wieder, wenn man dann aufwacht, unter der Anklage alter Geschichten von längst vergangenen Tagen, dann kommt diese Erquickung: „Für dich bin ich doch in den Tod gegangen“, sagt Jesus. „Sieh die Wunden meiner Hände an, für dich.“
Wenn man manchmal sagt: „Wie soll denn die Zukunft werden? Ich weiß das nicht, es ist alles so sinnlos und leer“, dann bewegt das manchmal alte Leute, die sagen: „Ich bin so müde, noch weiterzuziehen, ich wollte heim zum Herrn.“ Dann gibt er einen Trunk frischen Wassers.
Jesus als die Quelle des Lebens und der Trost in der Müdigkeit
Immer ist dieses Wasser er selbst, nicht andere Dinge. In dieser Müdigkeit und Sinnlosigkeit will er selbst reden, will er selbst da sein, will er selbst der Trunk sein. Du bist da.
Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist du doch Gott alle Zeit meines Herzens Trost und mein Teil. Nicht Dinge, nicht Gaben, nicht einzelne Stücke wollen wir haben, sondern ihn selbst.
So hat Jesus versprochen, dass er zu uns kommt. Johannes hat hinzugefügt, dass er dieses Wort viel später, nach dem großen Pfingstfest, verstanden hat. Jesus hat davon gesprochen, wie er durch den Heiligen Geist Wohnung in unseren Herzen machen will. Und dann macht er müde und durstige Leute kräftig, frisch und erfüllt.
Viele Gläubige vor uns haben gern dieses Lied gesungen, und erst jetzt verstehen sie es vielleicht. Oft war es ihnen fremd.
Ich weiß einen Strom, dessen herrliche Flut gar wunderbar stille durchs Land fließt. Dieses Wasser ist klar und rein – das ist Jesus selbst. Natürlich ist es ein Bild, aber man kann es gar nicht anders als im Bild ausdrücken. Denn ich muss da nichts tun, als einfach bloß nehmen, aufnehmen. Ein Durstiger kann das doch.
„Nimm Jesus, ich kann nicht glauben“, sagt einer. Da hilft dieses Bild: Nimm du da, wo dein Durst ist, deine Sehnsucht, deine Enttäuschung, nimm Jesus hinein in dein Leben!
Er führt mich zum frischen Wasser, er erquickt meine Seele.
Die Verwandlung durch den Glauben und die Wirkung des Heiligen Geistes
Und das Dritte: Er sprach: „Komm, lösch deinen Durst und erquicke viele.“
Dieses Bild überschlägt sich plötzlich förmlich. Solche Bilder können uns ein Stück weit führen und etwas veranschaulichen. Doch oft können sie das Ganze nicht mehr tragen, weil Bilder viel zu schwach sind für das, was man nur selbst erleben kann.
Jesus spricht davon, dass diejenigen, die eben noch dürstend klagten und müde nach Wasser schrien, plötzlich zu Brunnen werden. Heute wissen wir, dass man nach Brunnen bohren kann und verborgene Wasserquellen finden kann. Doch genau das ist hier nicht gemeint. Es geht nicht darum, irgendwelche verborgenen Wasserquellen zu entdecken.
Vielmehr kann Jesus Menschen verwandeln, die nichts mehr fertigbringen, die nichts mehr haben und sind, die am Leben verzweifeln. Das ist im Neuen Testament illustriert, und es waren genau diese Leute in der Nähe Jesu. Sie werden plötzlich zu Brunnen – Brunnen, aus denen Wasser fließt, frisches Wasser sprudelt, so wie es nur möglich ist.
Wir denken oft an verborgene Gaben oder Fähigkeiten. Wie oft habe ich die Worte gehört und immer wieder zugesagt bekommen: „Wissen Sie, ich kann nicht und ich habe keine Gaben.“ Viele denken dabei nur an das, was sie von Geburt an mitbekommen haben. Sie rechnen gar nicht damit, dass sie Brunnen werden können – sprudelnde Brunnen, aus denen viel, viel Wasser fließt.
Der Glaube als Voraussetzung für den Empfang des Heiligen Geistes
Wer kommt zu mir, wer glaubt an mich? Diese Frage ist heute unter vielen Christen sehr aktuell geworden: Wie erhält man den Heiligen Geist? Sind dafür bestimmte Zeremonien nötig oder die Handauflegung durch befähigte Personen? Braucht man besondere seelische Erregungszustände, um den Geist Gottes zu empfangen?
Jesus weiß es. Er sagt: Wer an mich glaubt, wer mir vertraut, wer sich im Gehorsam an mich bindet und meinen Weisungen folgt, der geht mit Jesus. Glauben heißt doch, ihn als Herrn anzuerkennen. Schon dabei wirkt der Heilige Geist.
Damit beginnt ein Wandlungsprozess in uns, der uns zu Segensträgern für unsere Umwelt macht – gerade in unserer dürstenden Welt. Wir haben vorhin gesagt: Die Wüste ist dort, wo viele Menschen nicht wissen, wohin es geht. Da werden wir plötzlich zu denen, die Wasser spenden können. Nicht nur mit Sprüchen oder großen Worten, sondern indem wir Wasser weitergeben.
Das bedeutet: Die Kraft Gottes, der Heilige Geist, wirkt in Taten und Worten und verleiht ihnen Gewicht.
Der Dienst des Heiligen Geistes im Alltag und die Bedeutung der inneren Erneuerung
Was wir tun, sieht so alltäglich aus wie gestern. Wir gehen unseren täglichen Verrichtungen nach, stehen in den Aufgaben, in der Nachbarschaft und im Beruf – überall dort, wo wir sind.
Gottes Geist will ohne Unterlass tätig sein. Er will unser Inneres reinigen und unsere Gedanken sauber machen, damit sie dem Herrn geheiligt werden. Er will unser Leben gebrauchen.
Wenn jetzt das Wort in der neuen Übersetzung lautet: „Aus dessen Innersten werden Ströme des lebendigen Wassers fließen“, dann bedeutet das nicht nur seelische Dinge. Vielmehr heißt es, dass aus dem Untergrund – ich würde es mit einem modernen Begriff als „Unterbewusstsein“ übersetzen – sogar Ströme lebendigen Wassers fließen.
Ich glaube und weiß, dass der Geist Gottes Menschen bis in ihr innerstes Denken hinein umformen kann.
Im alten Luthertext stand: „Von dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Wir lieben dieses Wort auch so sehr, weil darin sichtbar wird, dass auch unsere Hände und Füße dazugehören – die alltäglichen Dinge unseres Lebens. Diese werden von Gott gebraucht und benutzt zum Dienst für ihn.
Die Verheißung Gottes und die Verantwortung der Gläubigen
Der Herr wird dich in der Dürre sättigen, so ist es bereits im Propheten Jesaja verheißen. Du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Quelle, an der es nie an Wasser fehlt. Das will Jesus heute an dir bewirken – glaube ihm.
Er will dich zum Segen setzen. Dafür ist er gekommen. Er will in dir wirken und Wohnung nehmen, damit dein Leib und Leben, dein Reden und Wirken viel bedeuten können.
Wenn Sie einmal überlegen, wie in den Alpen im Winter Lawinen abgehen: Oft genügt oben ein kleiner Anlass, etwa ein Vogel oder etwas Ähnliches, um die Lawine auszulösen. Sobald die Schneemassen ins Rutschen kommen, entsteht dieser ganze lawinenartige Sturz.
Wir kennen das auch, wenn auf unseren Dächern Schneebretter hängen und dann plötzlich Dachlawinen heruntergehen. Irgendwann gibt es oben diesen kleinen auslösenden Punkt.
Der auslösende Punkt, an dem Gott große Wirkungen in dieser Welt bewirkt, sind einzelne Glaubende, die sich Jesus zur Verfügung stellen. Es ist ganz schlimm, wenn sie denken, das sei ohne große Bedeutung für die Welt.
Diese Wirkung wird in die Öffentlichkeit und in das Wirken der Umwelt hineingehen und die Welt verändern. Wenn der Geist Gottes uns verändern kann, fließen Ströme lebendigen Wassers.
Das Schlimmste ist, wenn Christen Christus nicht wirken lassen.
Ermutigung zum Empfang des Heiligen Geistes und zur Weitergabe des Lebenswassers
Es gibt Worte, die man sich in seine Bibel schreibt.
Sie haben hinten ein paar leere Seiten im Umschlag, die der Buchbinder freigelassen hat. Seit meiner Studienzeit habe ich mir in einer meiner alten Bibeln, die ich inzwischen nicht mehr benutze, ein Wort von August Hermann Francke notiert.
Dieser Mann war vor seiner ersten Predigt in Lüneburg so verzagt, dass er gar nicht predigen wollte. Später hat er vielen anderen dieses Wort weitergegeben:
Der Geist Gottes will ohne Unterlass tätig sein, nonstop will er wirken. Wer seine Ströme nicht fließen lässt, kann sich nicht entschuldigen. Öffne dich dem Wirken Jesu, nur trinken, nur trinken!
Die Menge des sprudelnden Wassers in unserem Brunnen hängt davon ab, wie viel wir selbst nehmen. Nur das, was wir selbst von Christus genommen haben, wird weiterwirken.
Ich bin froh, dass Jesus nicht von Rinnsalen oder Portionen von Wasser spricht, nicht einmal von Bächlein, die fließen, sondern von Strömen, von einem Mississippi, von einem Nil, der Kraftwerke antreibt.
Er spricht davon, dass der Geist Gottes in müden und schwachen Menschen viel tun kann. Derselbe Geist, der einen schwachen und fehlbaren Petrus befähigt hat, Zeuge Jesu bis zum Martyrium zu sein, der einen Paulus umgepolt hat zum Bekenner Jesu – dieser Geist Gottes will in ihnen wirken.
Komm, lösche deinen Durst, trinke und erquicke viele. O heiliger Geist, kehr bei uns ein!