Wir können uns heute Abend und an einigen weiteren Abenden dieser Freizeit mit Kirchengeschichte beschäftigen. Dabei ist der ein oder andere vielleicht überrascht, weil er sich fragt: Hier an der Bibelschule beschäftigen wir uns doch mit der Bibel. Das ist auch durchaus korrekt, und der überwiegende Teil des Unterrichts hier befasst sich tatsächlich mit der Bibel.
Warum also Kirchengeschichte? Vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran, dass er in der Schulzeit einen nicht unbedingt spannenden Geschichtsunterricht hatte – oder eben nicht genossen hat. Wenn ich daran zurückdenke, wurde besonders intensiv und eindringlich die Zeit des Nationalsozialismus behandelt, von vorne bis hinten und von hinten bis vorne, weil das die Schüler zumindest ein kleines bisschen interessiert hat.
Das führt oft dazu, dass viele Christen eine eher eingeschränkte Sicht auf die Geschichte haben. Das ist auch in manchen Gemeinden zu beobachten. Dort findet sich die Auffassung, dass die Geschichte der christlichen Kirche im Neuen Testament endet, danach eine Lücke von 1900 Jahren besteht und dann die Geschichte mit der Gründung der eigenen Gemeinde weitergeht. Dazwischen sei eigentlich nichts, denn man knüpfe ja direkt an die neutestamentliche Gemeinde an.
Doch so ist es nicht. Auch wenn sich der eine oder andere vielleicht dieser Illusion hingibt: Wir alle, selbst wenn ihr einer Gemeinde angehört, die erst vor zwei Wochen gegründet wurde, seid geprägt von dieser Kirchengeschichte. Deshalb glaube ich, ist es gut, dass wir uns damit auseinandersetzen.
Nun, wenn wir über Kirchengeschichte sprechen, müssten wir zuerst einmal die Frage stellen: Was ist das eigentlich? Kirchengeschichte ist nicht Weltgeschichte. Es ist nicht die Geschichte, die ihr im Unterricht in der Schule gehört habt.
Der Begriff Kirchengeschichte setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Kirche und Geschichte. Bei Kirche müssten wir genauer nachfragen: Was meint das eigentlich? Vielleicht sagt der eine oder andere hier: „Ich gehöre zur Versammlung“ oder „Ich gehöre zu einer Gemeinde oder zur FEG“. Also ist Kirchengeschichte eine Sache der evangelischen oder katholischen Kirche? Nein, das ist damit nicht gemeint.
Es handelt sich hier um den griechischen Begriff der Ekklesia, das heißt „die Herausgerufenen“, diejenigen, die zur Versammlung Gottes gehören – also die Christen. Wir müssten also sagen, dass sich Kirchengeschichte eigentlich mit der Geschichte der wahrhaft Gläubigen beschäftigt.
Allerdings, wenn ihr ein Geschichtsbuch herausnehmt, werdet ihr feststellen, dass das nicht so einfach ist. Das liegt zum großen Teil auch daran, dass wir gar nicht genau wissen, wer überhaupt gläubig war oder nicht.
Ich erlebe das auch manchmal im Kirchengeschichtsunterricht hier an der Bibelschule. Dann hebt der ein oder andere unbedarfte Schüler die Hand und fragt mich: War der denn auch gläubig, über den wir gesprochen haben? Zum Beispiel Origenes, Tertullian, Irenäus oder Ignatius oder jemand anderes? Und dann habe ich manchmal ein kleines Problem, weil ich das nie so eindeutig sagen kann.
Woher wollen wir wissen, ob jemand, der vor tausendachthundert Jahren Christ war, wirklich gläubig war? Übertragen wir das doch mal auf euer eigenes Leben. Nehmen wir an, ihr seid kein Missionar in Tschechien, sondern ganz normale Arbeitnehmer irgendwo in einem Betrieb. Was wird von euch nach zweitausend Jahren noch übrig sein? Vielleicht gibt es einen Grabstein, auf dem steht, dass ihr von diesem bis jenem Jahr gelebt habt.
Im Kirchenbuch findet man vielleicht noch, dass ihr Kinder hattet, getauft wurdet und beerdigt wurdet. Das war es. Nicht jeder von uns hat ein schriftliches Zeugnis irgendwo liegen, das den Nachkommen deutlich zeigt: Hier ist meine Bekehrungsgeschichte.
Das wäre schon eine Herausforderung – für diejenigen, die es noch nicht getan haben – ihr Zeugnis einmal schriftlich niederzulegen, damit ihr das nach zweihundert, dreihundert, vierhundert oder fünfhundert Jahren vorlegen könnt, um zu sagen: Ich war ein gläubiger Christ.
Hier merken wir, dass es ein gewisses Problem gibt. Nicht alle Christen der Vergangenheit haben es für nötig erachtet, ihre Geschichte aufzuschreiben und sie dann auch so sicher aufzubewahren, dass sie uns überliefert ist.
Und dann müssten wir ja immer noch überprüfen: War der nun auch ehrlich Christ? Sonst sagen wir vielleicht: Na ja, der war nicht Mitglied der Freien Evangelischen Gemeinde, also war er nicht wirklich Christ.
Da merken wir, dass das noch ein zusätzliches Problem ist: Was verstehen wir nun genau unter Christsein überhaupt?
Darüber hinaus haben wir auch das Problem, dass wir, selbst wenn wir von jeder einzelnen Person wüssten, ob sie wirklich wiedergeborener Christ war und nicht nur äußeres Mitglied einer Gemeinde, diese Person nur verstehen können, wenn wir auch ihren Kontext anschauen – das heißt, das Umfeld, in dem sie gelebt hat.
Nehmen wir einmal an, und zwar nach 500 Jahren, gräbt jemand ein paar Fotos von euch aus, um festzustellen, wie das damals mit den Christen war. Er schaut sich die Bilder an und denkt sich: Wie seltsam, damals haben alle Christen ein rotes T-Shirt getragen, oder? Weil du auf dem Foto ein rotes T-Shirt anhast.
Im Grunde genommen trägst du ein T-Shirt, weil du ein Kind deiner Zeit bist. Zum Beispiel, weil du in Westeuropa, in Deutschland lebst und gerade im Sommer fotografiert wurdest. Wärst du Christ in Arabien, würdest du so nicht herumlaufen. Das wäre dort unzüchtig, auch für einen Christen heute. Dann hättest du natürlich ein langes Gewand, weiß oder schwarz, je nachdem. Da gibt es noch ein bisschen Auswahl.
Das heißt, vieles von dem, wie wir uns kleiden, wie wir uns geben, wie wir sprechen und wie wir leben, ist geprägt von der Welt und der Kultur, in der wir leben. Denn wir sind ja nicht nur Christen, sondern immer gleichzeitig auch Kinder unserer Zeit.
Das zeigt sich auch darin, was wir gerne lesen, was wir gerne anschauen und wie wir unsere Wohnung einrichten. Eine Zeit lang waren es ganz besonders Ikea-Möbel. Dann hatten Christen auch Ikea-Möbel. Später waren es Fichtenmöbel – alles gleichzeitig. Es gab Zeiten, in denen bestimmte Stile modern waren. Zum Beispiel in den Achtzigerjahren: Da waren alle Wohnzimmermöbel dunkelbraun, vielleicht altdeutsch. Das ist heute natürlich mega out.
Als wir vor ein paar Jahren einen alten Wohnwagen kaufen wollten, konnte man an der Inneneinrichtung immer genau erkennen, wann er gebaut worden war. Der Stil verriet die Zeit. Das lag nicht daran, ob der Wohnwagen vorher einem Christen oder einem Nichtchristen gehörte, sondern einfach daran, dass das zu der Zeit und an dem Ort üblich war.
Wenn wir nun in die Kirchengeschichte schauen, können wir die Christen ihrer Zeit nur richtig verstehen, wenn wir das Umfeld sehen, in dem sie gelebt haben. Warum haben sie so gesprochen? Warum haben sie sich mit bestimmten Problemen beschäftigt? Warum haben sie diese oder jene Stellungnahme abgegeben? Das hängt sehr stark mit der jeweiligen Zeit zusammen.
Darüber hinaus hat Gott die Christen ja nicht in ein Reservat gestellt. Wir sollen ja in der Welt sein, aber nicht von der Welt. Das heißt, wir können die Wirksamkeit der Christen erst richtig betrachten, wenn wir sehen, was sie in ihrer Zeit verändert und bewirkt haben.
Kirchengeschichte umfasst im Kern die Geschichte der wahrhaft Gläubigen und ihrer Beziehung zu Gott. Darüber hinaus bezieht sie sich natürlich auch auf das Umfeld, in dem diese Menschen gelebt haben. Das bedeutet manchmal auch die Organisation, der sie angehörten, sowie die Gebäude, also die äußeren Kirchen, in denen sie versammelt waren. Von diesen Kirchen haben wir oft noch Überreste, die wir anschauen können.
Ebenso gehört ihr Alltagsleben dazu, mit den Problemen und Kämpfen politischer und wirtschaftlicher Art, in denen sie lebten. Den Christen vor 2000 Jahren ging es nicht anders als uns heute. Wenn wir ehrlich sind, verbringen wir nicht den größten Teil unseres Lebens im Gottesdienst. Vielmehr nimmt Kindererziehung, Hausarbeit, Berufsleben und vieles mehr den größten Teil unserer Zeit ein. Das war damals genauso Teil des Christseins wie heute.
Kirchengeschichte beschäftigt sich also mit der Geschichte Gottes und der Menschen. Das sollte uns wichtig sein. Gleichzeitig ist Kirchengeschichte auch Geschichte im allgemeinen Sinn. Wir befassen uns mit einer Zeit, die weit zurückliegt, und müssen uns manchmal in sie hineinversetzen. Gerade wenn wir das nicht gewohnt sind, erscheinen uns viele Dinge der Vergangenheit absurd. Wir denken dann: „Das ist ja so seltsam, warum waren die früher so unvernünftig? Warum haben sie das nicht eingesehen?“
Hinter solchen Gedanken steckt oft die Ignoranz der Gegenwart. Wir haben den Eindruck, wir stünden auf der Spitze der geschichtlichen Entwicklung und seien die Klügsten aller Zeiten. Das ist natürlich nicht der Fall. Aber wir wissen es nicht besser, denn wir kennen hauptsächlich nur die Gegenwart. Die meisten von uns wissen kaum, wie Christen vor hundert Jahren gelebt haben, abgesehen von ein paar kleinen Details. Das führt häufig zu einer gewissen Überheblichkeit und einer falschen Einschätzung von Gegenwart und Vergangenheit.
Wir werden unsere Gegenwart erst richtig einschätzen können, wenn hundert oder zweihundert Jahre vergangen sind. Ich vermute leider, dass, wenn Jesus dann nicht wiedergekommen sein wird, Christen in zweihundert Jahren unsere heutige Zeit ganz anders beurteilen werden als wir. Vielleicht werden sie mit dem Finger auf uns zeigen und fragen: „Warum haben die Christen damals so wenig gegen Abtreibung unternommen? Jedes Jahr wurden in ihrem Land, Deutschland, etwa 150.000 unschuldige Kinder im Mutterleib getötet, und die Christen haben sich zwar in Gottesdiensten versammelt, aber nichts getan.“
Manchmal merken wir solche Dinge erst mit Abstand. Wir haben uns daran gewöhnt. Wenn ihr euch erinnert, wie sich Christen engagiert haben, als Abtreibung noch ein politisches Thema war – mit Demonstrationen und Aktionen – dann sieht man heute kaum noch etwas davon. Das ist nur ein Beispiel.
Nehmen wir andere ethische Fragen, etwa Scheidung und Wiederheirat. Die Bibel spricht sehr deutlich darüber. Wie sehr haben wir uns als Christen daran gewöhnt? Werden Christen in zweihundert Jahren vielleicht sagen – und das zu Recht –, wie lasch und verweltlicht wir damals waren? Und ich spreche nicht von den Mitgliedern der evangelischen Landeskirche, sondern von uns hier.
Vielleicht werden sie auch fragen: Wie viel Zeit haben die Christen damals mit der Bibel verbracht? Wenn wir wirklich auf der Spitze der geistlichen Entwicklung stehen, dann lernen wir Menschen wie Origines kennen. Er konnte das gesamte Neue Testament auf Griechisch auswendig. Das war eine enorme Leistung. Können wir uns damit messen? Wir wissen heute vielleicht viel theoretisch, aber tatsächlich wissen wir es oft nicht, weil das Buch im Regal steht oder der Vortrag irgendwo anders gehalten wird – Dinge, die uns praktisch nicht erreichen.
Ich möchte euch nicht zu hart kritisieren, sondern euch bewusst auf eine Auseinandersetzung mit der Kirchengeschichte vorbereiten. Diese soll dazu führen, dass wir unsere Gegenwart nicht zu schnell idealisieren. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das Urteil über unsere Generation des Christseins in Deutschland schlechter ausfallen wird, als wir heute denken.
Denkt an die vielen kleinlichen Streitereien, die es in Gemeinden gibt, wo wir vielleicht meinen, wir seien klüger als die Christen früher, die Streit mit dem Papst, über die Taufe oder anderes hatten. Was wird Jesus zu diesen Auseinandersetzungen sagen, bei denen oft weltliche Dinge im Mittelpunkt standen? Was wird er über Gemeinden sagen, die mehr darüber diskutierten, ob sie für über zweieinhalb Millionen Euro ein neues Gemeindehaus bauen sollten – und dann natürlich kein Geld hatten, um einen Missionar auszusenden?
Ich übertreibe ein wenig, aber solche Fälle gibt es. Am Ende steht dann ein Gemeindepalast, der toll aussieht und vielleicht irgendwann als Museum besucht wird – so wie heute der Kölner Dom. Man wird sagen: „Oh, toll, was die Christen damals gebaut haben.“ Für das Reich Gottes wird das aber keine ewige Bedeutung haben.
Ich habe nichts dagegen, Kirchen zu besichtigen, genau wie den Kölner Dom. Manche Kirchen sind wirklich schön, mit Marmor, Messing und vielem mehr. Das ist nicht schlecht. Aber es kann manchmal vom Wesentlichen ablenken.
Wenn ich noch einen anderen Punkt anspreche: Jesus sagte: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Waren sich die Christen des 20. Jahrhunderts in Deutschland bewusst, dass es Christen auf der Welt gibt, die heute verhungern? Geistliche Geschwister, die nichts zu essen haben? Für sie geht es nicht darum, ein großartiges Gemeindegebäude zu errichten, sondern um das nackte Überleben.
Wir sagen theoretisch, wir lieben diese Menschen. Ich liebe sie auch. Aber ich kenne sie nicht, kümmere mich nicht wirklich um sie, und sie leben für sich. Ich brauche ja das, was ich heute brauche.
Ich möchte heute Abend nicht zu sehr Gericht halten, sonst kommt ihr morgen vielleicht nicht mehr oder seid mir böse. Aber ich will euch sensibilisieren. Gerade das können wir durch die Geschichte lernen: Wir können durch die Andersartigkeit lernen, wenn wir bereit sind, uns durch die Geschichte hinterfragen zu lassen.
Sind vielleicht die früheren Christen richtig, und wir falsch? Gibt es Dinge, bei denen wir denken, die Christen von früher wirken total abgedreht oder verrückt, aber vielleicht sind sie näher am biblischen Lebensstil als wir heute? Das könnte theoretisch sein. Dafür kann Kirchengeschichte dienen.
Ihr seht, das ist einer der Zwecke der Kirchengeschichte. Es geht nicht darum, unendlich viele Daten auswendig zu lernen und zu sagen: „Der hat gelebt, der hat gelebt, der hat gelebt.“ Man kann bis zum Lebensanfang zurücklernen und wird trotzdem nicht alles über Kirchengeschichte wissen. Das ist eher ein Hobby für Menschen, die sonst Telefonbücher auswendig lernen.
Kirchengeschichte zu studieren hat aber einen Sinn und Zweck. Einer davon ist, zu sehen, wo frühere Christen uns Vorbild und Herausforderung sein können. Ein weiterer Grund ist, dass wir erkennen, dass es den Menschen in der Kirchengeschichte oft ähnlich ging wie uns. Wir können von ihrer Stellungnahme zu den Problemen ihrer Zeit lernen, weil wir heute auch zu diesen Fragen Stellung nehmen müssen.
Ich habe vorhin das Beispiel Abtreibung genannt. Manchmal denken wir, das sei ein modernes Thema. Ich werde euch gleich Zeugnisse aus den ersten drei Jahrhunderten vorlesen, in denen Christen über Abtreibung gesprochen haben. Dann merken wir, dass es genau dieselbe Frage ist, dasselbe Problem.
Plötzlich sehen wir, wie modern die Christen vor 1900 Jahren waren. Oder wir könnten umgekehrt sagen, wie altmodisch wir heute sind. Oder biblisch ausgedrückt: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Und das stimmt irgendwie.
So erkennen wir erstens die Herausforderungen der Christen in früheren Jahrhunderten. Zweitens sehen wir, dass sie uns ähnlicher sind, als wir manchmal denken. Und drittens können wir von ihnen lernen, wie sie dem Zeitgeist und den Problemen ihrer Zeit begegnet sind.
Dann gibt es einen dritten Punkt, und da glaube ich, ist Kirchengeschichte Theologie – also im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich Lehre von Gott. Kirchengeschichte zeigt uns nämlich das Handeln Gottes mit den Menschen während der letzten zweitausend Jahre. Insofern müssten wir doch sagen: Eigentlich ist die Kirchengeschichte wichtiger als das Neue Testament.
Ja, ich warte jetzt auf eure Reaktion, das war eine Provokation! Ich hatte erwartet, dass hier gleich ein Protestgeschrei losgeht, so nach dem Motto: „Hier will mich jemand schon mit der Bibel erschlagen!“ Also nein, das ist zum Teil ernst gemeint, zum Teil natürlich nicht. Denn das Neue Testament ist inspiriert, daher überzeitlich gültig und sagt Christen zu allen Zeiten, was Gott von ihnen will.
Das, was ich meine, ist: In der Bibel finden wir ja auch viele Geschichten – und zwar Geschichten, die uns nicht unmittelbar Handlungsanweisungen für die Gegenwart geben, sondern einfach zeigen, wie Gott gehandelt hat. Zum Beispiel, als Jesus gekommen ist und dem Blinden Dreck von der Straße auf die Augen geschmiert hat. Da sagen wir einfach: Okay, Gott ist super, Gott kann das so machen. Er kann selbst durch den Dreck von der Straße Leute von Blindheit heilen. Aber wir können daraus keine direkten Schlüsse ziehen. Das ist keine Anleitung für Augenärzte von heute.
So sind viele Dinge in der Bibel einfach Geschichte: Gott hat so gehandelt. Aber Gott hat ja nicht vor zweitausend Jahren aufgehört, mit Menschen zu handeln. Manchmal entsteht der Eindruck, damals, vor zweitausend Jahren, waren Dinge üblich und möglich, die heute nicht mehr gelten. Wir leben in einer anderen Welt. Diese Lücke von den zweitausend Jahren können wir aber schließen, indem wir sehen, dass Gott immer wieder Menschen berufen hat, an ihnen gearbeitet hat, seine Gemeinde bewahrt, reformiert, verändert und geprägt hat. So können wir von vielen Christen der früheren Jahrhunderte profitieren.
Das heißt, es kann eine Herausforderung sein, Gott näher kennenzulernen – Gott mit seinem Handeln an Menschen in der Kirchengeschichte. Auch dafür ist Kirchengeschichte, glaube ich, durchaus gut.
Kirchengeschichte hilft uns auch, uns selbst besser zu verstehen. Manche Dinge, die wir im Gottesdienst tun, machen wir einfach so, und wir haben den Eindruck: Das ist halt so, und das muss man so machen. Aber wir verstehen erst, warum das so ist und warum die Situation in Deutschland so ist, wenn wir die Kirchengeschichte kennen.
Ein Beispiel: Dass wir uns so gesittet im Gottesdienst auf unsere Bänke setzen – wo steht das in der Bibel? Ihr findet keinen einzigen Vers, der das vorschreibt. Häufig waren die ersten Gottesdienste wahrscheinlich gar nicht sitzend, sondern stehend, denn die meisten jüdischen Synagogengottesdienste waren auch stehend. In der orthodoxen Kirche macht man das bis heute so. Das ist einfach eine typische germanische Sitte.
Oder, was ich einigen vielleicht schon mal erzählt habe: Die Gebetshaltung, die wir häufig einnehmen, ist zwar nicht schlecht, aber total unbiblisch. Diese Haltung wurde erst durch die irisch-schottischen Missionare in Germanien eingeführt. Es ist nämlich die Gebetshaltung der alten Germanen. Die alten Germanen haben, wenn sie ihre Götter angebetet haben, die Hände zusammengenommen, sich dann zusammenfesseln lassen und sind in die heiligen Haine, also die den Göttern geweihten Orte, gegangen. Das sollte so viel ausdrücken wie: „Ich bin der Sklave dieses Gottes, ich bin mit meinen Händen gebunden, ich kann also nicht zum Schwert greifen, ich kann dem Gott nichts tun, ich bin sein Sklave.“
Dann sind die Missionare nach Deutschland gekommen und haben gedacht, sie müssten das ein bisschen inkulturieren. Die Deutschen waren damals nicht so charismatisch, haben also nicht gleich die Hände hochgerissen, wie das bei den Juden manchmal der Fall war. Stattdessen haben sie die Hände gefaltet – gesittet eben. Im Grunde genommen ist dieses Händefalten ja auch nicht schlimm. Es kommt nur darauf an, was wir damit ausdrücken. Wenn wir damit sagen: „Ich bin Sklave Gottes“ oder – was in der Bibel etwas weniger anstößig heißt – „Ich bin Knecht Gottes“ und mich meinem Herrn unterordne, dann ist das total biblisch. Aber diese Haltung finden wir in der Bibel nicht, sie stammt aus der Kirchengeschichte.
Oder der Zustand der Zersplitterung der vielen Kirchen, die wir heute haben: Warum gibt es eine evangelische Landeskirche in Deutschland? Das steht nicht in der Bibel, sondern ist das Ergebnis einer langen geschichtlichen Entwicklung. Und bei vielen, vielen anderen Dingen, die ich jetzt gar nicht alle aufzählen will, sehen wir, dass wir vieles besser verstehen, wenn wir die Geschichte kennen.
Wir können manches auch besser in Frage stellen. Wenn wir zum Beispiel meinen, wir verlieren etwas Biblisches in der Gemeinde, weil ich vielleicht jetzt nicht mehr von der Kanzel predige, sondern nur vom Mikrofon, dann können wir das leichter einordnen, wenn wir wissen: Das ist gar nicht biblisch oder unbiblisch, das ist einfach eine Gewohnheit, die wir uns mal angeeignet haben. Die muss man nicht so machen.
Die Kenntnis der Geschichte kann uns auch eine gewisse Gelassenheit gegenüber Streitpunkten in der Gemeinde geben. Vorgestern war ich mit einigen im Gespräch wegen des unendlichen Themas Gemeinde und Musik. Es wäre spannend, nur einen ganzen Abend darüber zu sprechen, welche Stellungnahmen es in der Kirchengeschichte zur Musik gegeben hat. Denn ich kann euch sagen: Das war ein Dauerbrenner und wird es sein, bis Jesus wiederkommt. Es gab keine Generation, wortwörtlich keine, die sich nicht über Musik in der Gemeinde gestritten hat.
Manchmal können wir heute auch ruhiger in der Gemeinde sitzen, wenn es um Auseinandersetzungen geht, wenn wir das wissen. Wenn wir auch die Argumente kennen und wissen, wie viele Streitpunkte heute in Gemeinden gar nichts mit der Bibel zu tun haben, sondern einfach mit meinem Geschmack, mit dem, mit dem ich aufgewachsen bin.
Und zugegebenermaßen geht es euch wahrscheinlich allen so: Die Lieder, die ihr zuerst kennengelernt habt in eurer Jugend und in der Jungen Gemeinde, die singt ihr gern. Ihr habt das Gefühl, ihr singt sie mit einer Erinnerung, ähnlich wie vielleicht ein Lied, das ihr zusammen im Radio gehört habt, als ihr verliebt wart mit eurem Ehepartner. Immer wenn ihr das hört, läuft es euch kalt über den Rücken, und das war doch damals eine tolle Zeit, oder?
So erinnere ich mich an meine glorreichen Einsätze bei New Life in der Schweiz, als ich mit vierzehn Jahren am Bodensee bei Bregenz gepredigt habe. Das sind schöne Erinnerungen.
Tatsächlich ist das aber das Menschliche, und das dürfen wir nicht verwechseln: Weil ich mich dabei gut fühle, ist es deshalb biblisch. Manchmal ist es biblisch, manchmal sind die Lieder auch einfach schön, und manchmal sind auch die Lieder, die erst im Jahr 2006 gedichtet wurden, schön und gut und biblisch. Sie müssen nicht schlecht sein, nur weil ich sie nicht kenne. Aber trotzdem ist da viel Menschliches dabei.
Zum Beispiel, als im elften Jahrhundert Orgeln in den Kirchen eingeführt wurden – das war ein Kampf! Manche Pfarrer sind auf die Barrikaden gegangen. Einige drohten, ihr Amt aufzugeben, wenn in ihrer Kirche eine Orgel eingebaut wird. Warum? Damals hieß es: Die Orgel ist die Posaune des Teufels.
Warum? Die ersten Orgeln wurden am Kaiserhof in Byzanz gespielt – also ein total weltliches Instrument. Wenn man das heute hört, versteht das kaum jemand. Aber damals waren die Leute bereit, dafür zu kämpfen, sich in die Haare zu bekommen und andere aus der Gemeinde auszuschließen wegen der Orgel.
Calvin war ein Spezialist darin. Er war hyperbiblisch in Fragen von Gemeindegesang und Gemeindemusik. Vielleicht können wir noch ein paar Zwischenstufen betrachten.
So waren zum Beispiel die gregorianischen Gesänge: Die Gregorianer sagten, es dürfe keine Musikbegleitung geben, weil jede Instrumentalbegleitung vom eigentlichen Text ablenkt. Dieses Argument kennen wir wahrscheinlich bis heute. Darin steckt durchaus etwas Wahres, aber auch etwas Falsches.
Dann sagten sie: Nur Gesang. Dabei wurden keine anspruchsvollen oder Sologesänge erlaubt, weil so ein Mensch in den Mittelpunkt gestellt würde. Es sollten nur Gemeindegesänge sein. Wahlweise sagten sie auch, dass diejenigen in der Gemeinde, die sündig sind, nicht mitsingen dürfen. Wer eine Sünde begangen hat, müsse auf die Büßerbank ganz hinten und dürfe nicht mitsingen, weil er Gott ja nicht verherrlichen könne.
Auch komplizierte musikalische Stücke waren unerwünscht, weil die Melodie nicht im Mittelpunkt stehen sollte. Die gregorianischen Gesänge waren daher eher schlicht gehalten, damit sie nicht vom Text ablenkten.
Herr Calvin trieb das Ganze noch weiter. Er sagte: Gar keine Instrumente, auch nicht, und nur Psalmen sollten gesungen werden, keine menschlich gedichteten Texte. Denn was sollte man anderes singen? Alles andere sei menschlich, nur die Psalmen göttlich.
So waren die reformierten Gottesdienste des Herrn Calvin.
Das sind ein paar Argumente für euch, wenn ihr zurück in eure Gemeinden kommt, für die Auseinandersetzung um die Musik. Dann könnt ihr euch damit munitionieren.
Aber wie gesagt, was ich euch sagen will, ist: Ich hoffe, ihr habt verstanden, dass wir manchen Streitpunkten der Gegenwart etwas anders entgegentreten können, wenn wir nicht nur unsere Zeit sehen, sondern auch die Menschen der Vergangenheit.
Darüber hinaus glaube ich, es tut uns auch ganz gut, wenn wir im Himmel ein paar Leute wiedererkennen.
Stellt euch vor, ihr seid vielleicht übermorgen im Himmel. Ja, ihr sterbt hier – wollen wir nicht hoffen, aber es wäre möglich. Dann werdet ihr hier auf Erden unter Weinen und Klagen beerdigt, und ihr seid im Himmel.
Und dann begegnet euch dort einer und sagt: „Hallo, ich bin Tertullian.“ Und ihr fragt: „Hä, wer bist du?“ Das macht sich doch schlecht, oder? Es ist viel besser, wenn ihr sagt: „Oh, Tertullian, du hast das Apologetikum geschrieben. Erzähl mir doch mal, wie das damals war!“
Oder: „Augustinus, ich weiß, wie du dich damals bekehrt hast. Das hat mich unheimlich beeindruckt. Erzähl mal!“ Oder: „Luther, wie war das damals mit deiner Käthe, als ihr euch gezofft habt?“
Also, zugegebenermaßen war das jetzt mehr ein Grund, der nicht ganz ernst gemeint war. Ich glaube, dass im Himmel sowieso andere Verhältnisse herrschen als hier auf der Erde. Vielleicht werden wir dann sowieso intuitiv wissen, wer das ist, oder es wird uns gar nicht mehr interessieren. Aber zumindest hier auf der Erde ist es durchaus hilfreich, das zu erkennen.
Ein bisschen kulturelle Bildung können wir auch nicht entbehren, denn wir leben in einer Zeit, in der alles durchdrungen ist von Kirchengeschichte.
Geht mal in irgendein Museum! Die Gemälde der Vergangenheit zeigen fast nur religiöse Motive. Wenn ihr Musikwerke anschaut, die älter als hundert Jahre sind, dann haben zu 50 Prozent religiöse Inhalte darin eine Rolle gespielt – in Liedern, Gemälden, Skulpturen.
Geht mal durch die Innenstadt von Lemgo. Was seht ihr an jedem zweiten Haus? Bibelsprüche an die Türpfosten, eingraviert – das ist doch toll! Das ist natürlich ein Ergebnis der Kirchengeschichte. So etwas macht man heute nicht mehr.
Die Leute in Lemgo bekommen jedes Mal, wenn sie durch die Stadt gehen, eine ganze Predigt. Eigentlich müssten sich alle bekehren. An drei Häusern in Lemgo habe ich bisher Johannes 3,16 entdeckt, manchmal auf Plattdeutsch – man muss genau hinschauen, um es zu erkennen – manchmal auch auf Hochdeutsch. Das ist doch toll, oder?
Und das ist auch ein Ergebnis der Kirchengeschichte. Um zu verstehen, warum das so entstanden ist und was die Leute mit den Kunstwerken meinen, ist es gut, sich mit Kirchengeschichte auseinanderzusetzen.
Ich könnte euch noch mehr Gründe nennen. Ich hoffe, ihr seid jetzt schon motiviert.
Vielleicht möchte ich euch noch ein letztes sagen, was die Geschichte an sich betrifft.
Bei manchen Ignoranten der Geschichte muss ich sagen: Ihr könnt gar nicht ohne Geschichte auskommen. Egal, ob ihr das wollt oder nicht – ihr müsst euch mit Geschichte beschäftigen.
Das ist mein letztes Argument sozusagen: Ohne Geschichte geht es nicht.
Stellt euch einmal vor, ihr wärt total geschichtsvergessen. Was würde passieren? Ihr würdet hier nach dieser Abendstunde sitzen und nicht mehr wissen, wo euer Zimmer ist. Das ist ja auch schon Geschichte, oder? Geschichte fängt ja nicht erst vor tausend Jahren an, sondern schon am Anfang dieser Stunde. Ihr seid ja auch Teil der Kirchengeschichte, denn Gott hat euch berufen und in eurer Gemeinde eingesetzt.
Ihr seid genauso Teil der Kirchengeschichte wie 99 Prozent der Menschen, die je gelebt haben. Ohne Geschichte könnt ihr gar nicht leben.
Geschichte beeinflusst auch euer tägliches Verhalten. Zum Beispiel: Ihr sitzt nett nebeneinander, und plötzlich fragt sich Martin, warum diese Frau neben ihm sitzt. Weil er geschichtsbewusst ist, erinnert er sich sofort: „Ah, die habe ich geheiratet.“ Das ist Geschichte.
Genauso ist es auch, wenn einige von euch noch hübsche kleine Kinder bekommen – andere haben das schon hinter sich. Stellt euch vor, ich mache euch den Vorschlag, euren nächsten Sohn Adolf zu nennen. Warum nicht? Es gibt doch Gustav Adolf, den Kämpfer für die Reformation im 16. Jahrhundert, ein Vorbild.
Das kleine Problem ist: Ob ihr wollt oder nicht, die meisten Leute um euch herum denken dann nicht an Gustav Adolf, den Schwedenkönig, sondern an einen anderen, nämlich an einen braunen Adolf. Wenn ihr euer Kind so nennt, muss es nicht erst den Schnauzer ertragen, sondern wird schon von den Kindern seltsam angesehen.
Oder wenn ihr eine Kette mit einem Hakenkreuz tragt – ihr könnt sagen, ihr findet das einfach schön. Aber die meisten Leute werden nicht sagen: „Ja, das ist einfach schön“, sondern: „Das ist Neonazi.“
Historisch ist das Symbol lang vor den Nazis da gewesen, nämlich bei den alten Indern. Auch in Israel hatte man es. Es war in Indien ein Symbol der aufgehenden Sonne, das Swastika genannt. Aber wir merken, wie stark wir geschichtlich geprägt sind – ob wir wollen oder nicht.
Oder ich bin zum Beispiel geschichtlich geprägt: Immer wenn ich irgendwo spazieren gehe, meistens auf dem Land, und aus der Entfernung ein Hund bellt, der näherkommt, fange ich leicht an zu schwitzen. Das hat mit meiner Geschichte zu tun.
Ich könnte einfach sagen: Ach, was ist das für ein nettes Geräusch? Aber meistens denke ich nicht so. Ich erinnere mich daran, wie ich als Zwölfjähriger jeden Morgen Zeitungen verteilt habe in einem kleinen Dorf.
Da gab es nette Bauern, die ihren scharfen Schäferhund den ganzen Tag an einer dicken Kette hatten, mit einem großen Schild „Vorsicht bissiger Hund“. Morgens um fünf Uhr, wenn ich kam, brauchte der Hund Auslauf und lief draußen herum.
Ich erinnere mich an einen Bauernhof, bei dem ich gesagt habe: „Nehmen Sie Ihren Hund doch mal fest!“ Da sagte er: „Ach, mein kleiner Bello tut keinem was.“ Aber vor dem Haus stand ein großes Schild „Bissiger Hund“. Am Tag war der Hund immer an der Kette.
Eines Morgens bei Glatteis bin ich schnell zur Tür, habe die Zeitung eingesteckt, und im selben Moment kam der Hund um die Ecke. Ich wollte schnell mit dem Fahrrad abhauen, bin ausgerutscht, die Zeitungen fielen aus dem Korb, und der Hund hing schon an meiner Hose – wauwauwau.
In dem Moment hatte ich keine große Angst, sondern Aggression gegen den Hund. Ich habe ihn angeschrien, und er ist abgehauen. Trotzdem bin ich heute noch vorsichtig, wenn ich einen Hund bellen höre.
Das ist auch bei mir eine Sache meiner Geschichte.
Ich hoffe, ich werde jetzt deutlich: Ohne Geschichte geht es nicht. Nicht wegen der Ehe, nicht wegen des Zimmers, nicht wegen Adolf Hitler als Vorname, nicht wegen des Hundes und vielen anderen Dingen.
Ich hoffe, es wird dadurch klar: Wir können nicht ohne Geschichte leben, weil unser Leben hier auf der Erde eigentlich nur der zeitlose Augenblick zwischen Geschichte und Zukunft ist.
Eigentlich ist die Gegenwart ja nichts, oder? Alles, worüber ihr nachdenkt, ist schon wieder Zukunft. Alles, woran ihr euch erinnert – schon das Wort, das ich ausgesprochen habe, ist, wenn es bei euch ankommt, schon wieder Geschichte.
Jetzt wären wir doch philosophisch heute Abend, oder?
Gut, nachdem ihr hoffentlich sehr motiviert seid, euch mit Geschichte auseinanderzusetzen, möchte ich mit einem ersten Teil der Geschichte beginnen.
Nach meiner Uhr habe ich noch ein paar Minuten Zeit. Zuerst möchte ich den ersten Abschnitt behandeln, der die Christenheit in den ersten drei Jahrhunderten beschreibt. Diese Zeit ist geprägt von der Verfolgung der Christen, und das ist das zentrale Thema, um das es im Großen und Ganzen geht.
Ich habe einige Bücher mitgebracht, die das Thema vertiefen. Für eifrige Leser sind diese sehr empfehlenswert, denn es handelt sich um eine wirklich interessante Kirchengeschichte. Der Band „Die Geschichte des Christentums“ beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten zweihundert Jahren und umfasst rund tausend Seiten. Da habt ihr ordentlich zu lesen.
Die Gesamtausgabe dieser Kirchengeschichte umfasst etwa 15 Bände, sodass ihr bis zum nächsten Jahr genügend Lesestoff habt. Die Darstellung ist sehr ausführlich. Ich werde euch nicht ganz so detailliert berichten, wie es dort steht, aber ich werde die Inhalte hier auslegen. Nehmt die Bücher bitte nicht mit, sie sind zu teuer. Wenn ihr sie haben wollt, kauft sie euch am besten selbst. Ihr könnt aber gerne darin blättern und lesen.
In diesen Büchern ist sehr ausführlich beschrieben, was die Christen beschäftigt hat, was sie gemacht haben und so weiter. Wer es etwas unterhaltsamer und kürzer möchte, kann einige Seiten in Armin Scherschins „2000 Jahre Kirchengeschichte“ lesen. Sehr empfehlenswert, denn er schreibt schön unterhaltsam und zitiert ab und zu auch einige Quellen, auf die ich mich ebenfalls beziehen werde.
Außerdem habe ich hier eine Standardausgabe der lateinischen Kirchenväter, eine Sammlung von Biografien der frühen Kirchenväter aus den ersten Jahrhunderten. Zusätzlich habe ich zwei Quellenbände mitgebracht, aus denen ich euch gleich vorlesen möchte. Ich glaube, dadurch wird uns die Geschichte der ersten zwei bis drei Jahrhunderte noch nähergebracht. Diese Quellenbände zitieren, was die Christen der damaligen Zeit selbst gesagt haben. So müssen wir nicht nur lesen, was wir heute denken, sondern hören ihre eigenen Worte. Ich werde euch einzelne Auszüge vorlesen, damit wir gemeinsam darüber nachdenken können: Welches Selbstbild hatten sie?
Wenn ich heute Abend diesen Anknüpfungspunkt setze, damit wir morgen weitermachen können, müssen wir eigentlich am Ende der Apostelgeschichte ansetzen. Die Apostelgeschichte endet mit der ersten Gefangenschaft von Paulus in Rom. Er unternahm die Reise nach Rom, und danach beginnt die Epoche der Kirchengeschichte, denn alles, was danach im Christentum geschieht, lesen wir nicht mehr in der Bibel. Natürlich gibt es noch die Offenbarung, die später geschrieben wurde, aber sie beschreibt nicht mehr direkt das Ergehen der Kirche, sondern ist eher ein Blick in die ferne Zukunft, was Gott vorhat.
So lesen wir bei den frühen Kirchenvätern auch über das weitere Schicksal des Paulus. Dort finden wir Hinweise, dass Paulus nach seiner ersten Gefangenschaft noch einmal freikam, nach Spanien gereist ist und dort missionierte. Während der zweiten Verfolgung, der neronischen Verfolgung, wurde er in Rom hingerichtet. Das steht nicht in der Bibel, aber in der Kirchengeschichte.
Hier sehen wir, wie die Kirchengeschichte unmittelbar ansetzt. Sie beginnt nicht bei irgendwelchen Päpsten im Mittelalter oder den Kreuzzügen, sondern genau dort, wo das Neue Testament endet, also bei der Geschichte des Paulus. Dass Paulus in Spanien war, ist keine Legende des Mittelalters, sondern das lesen wir schon in der damaligen Zeit. Im Römerbrief deutet Paulus das auch an. Dort sagt er, dass er nach Rom kommen will, um von dort aus weiter in den Westen, also nach Spanien, zu gehen. Spanien war damals Teil des Römischen Reiches. Das hat er geplant und, soweit wir wissen, auch ausgeführt.
Nun stellt sich die Frage: Wer waren die Christen, die den Glauben in den ersten Jahrhunderten ausgebreitet haben? Könnt ihr mir eine Antwort geben? Wer hat das Christentum damals verbreitet? Kaufleute? Ja, ganz genau, das lesen wir auch schon in der Bibel, zum Beispiel Priscilla und Aquila, die aus Rom fliehen mussten. Wer noch? Ja, richtig.
Ich hatte erst gar nicht so spezifische Antworten erwartet, sondern möchte erst einmal feststellen: Es waren ganz normale Menschen. Das klingt simpel, aber manchmal haben wir den Eindruck, auch in manchen Kirchengeschichtsbüchern, dass es vor allem die großen Glaubenshelden waren. Wir denken in erster Linie an Paulus und Petrus. Das kann aber dazu führen, dass wir uns minderwertig fühlen und denken, diese großen Missionare schaffen das schon, wie Billy Graham vielleicht. Nein, auch in der ersten Gemeinde der ersten Jahrhunderte waren es ganz normale Christen, die ihr Christsein vor Ort lebten.
Ich glaube, daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn ihr erwartet, dass ein großer Evangelist zu euch kommt und sich dann Massen bekehren, dann liegt ihr falsch. Wenn ihr nicht vor Ort glaubwürdige Zeugen für Jesus Christus seid, dann kann Billy Graham kommen und die Leute bleiben genauso unbeeindruckt wie vorher.
Das ist ein Geheimnis, das wir in der Kirchengeschichte sehen. Dort gab es eine explosionsartige Ausbreitung des Glaubens, und wir haben Berichte davon. Es waren ganz normale Leute, die nur ihre Familie und ihren Beruf hatten. Es waren nicht einmal Vollzeitmissionare oder ausgebildete Theologen. Das werden wir in der Kirchengeschichte noch öfter sehen.
Auch in der Missionsbewegung des 19. Jahrhunderts, als die großen Missionsgesellschaften entstanden, fehlten oft die ausgebildeten Theologen. Diese waren so mit theologischen Feinheiten beschäftigt, dass sie die Menschen nicht erreichten. Diejenigen, die von der Baseler Mission um 1900 ausgesandt wurden, waren Handwerker, Händler und Bauern, die eine kleine theologische Schulung, etwa in einer Bibelschule, erhalten hatten, aber keine studierten Theologen.
Die Akademiker zerbrachen sich den Kopf über theologische Auslegungen, die kaum jemanden interessierten, außer ihnen selbst. Die Menschen erreichten sie nicht. Daraus sollten wir lernen: Ihr sollt nicht darauf vertrauen, dass nur die Vollzeit-Theologen gebraucht werden. Sie haben ihren Auftrag in der Gemeinde, aber ihr genauso.
Paul hat völlig recht, wenn er sagt, dass es verschiedene Phasen der Ausbreitung gab. In den ersten drei Jahrhunderten gab es nicht nur Verfolgung, sondern auch eine beispiellose Erfolgsgeschichte der Ausbreitung des christlichen Glaubens. Und das in einer Zeit, in der öffentliche Mission verboten war. Diese Ausbreitung gelang vor allem durch einfache Menschen.
Wir können verschiedene Epochen erkennen: Im ersten Jahrhundert, also bis etwa zum Jahr 100, breitete sich der christliche Glaube vor allem in den großen Städten aus. Manche glauben, Paulus missionierte wild drauflos. Nein, bei Paulus erkennen wir eine klare Strategie.
Wo missionierte Paulus hauptsächlich? In Ephesus, Korinth, Rom, aber auch in anderen Städten wie Antiochien und Athen. Auffällig ist, dass es vor allem große Städte waren, und zwar nacheinander. Warum? Sein Auftrag war es, die Heiden so gut wie möglich zu erreichen und das Evangelium zu predigen. Wo lebten die meisten Heiden? Heute wie damals vor allem in den Städten. Dort sollten die Christen also hingehen.
Man kann natürlich auch in ein kleines Dorf gehen, dort fünf Bauern predigen und nach fünf Jahren vielleicht einen bekehren. Das ist gut, aber Paulus dachte strategisch: Wenn wir in einer Stadt eine Gemeinde haben, können von dort aus auch die umliegenden Gebiete erreicht werden. So wurde im ersten Jahrhundert vor allem die Stadtmission betrieben.
In einer zweiten Stufe wurden Gebiete an Handelswegen erreicht. Viele Christen hatten Berufe, die sie auf Reisen führten. Sie übernachteten in Gasthäusern und erzählten abends vom Glauben. Deshalb entstanden an großen Städten, Meeresküsten und Flussmündungen neue Gemeinden.
Erst im dritten Jahrhundert entstanden vermehrt Gemeinden auf dem Land. Daraus kommt übrigens bis heute die Bezeichnung „Heiden“ im Deutschen. Die Heiden waren ursprünglich die Menschen, die auf der Heide, also dem Land, wohnten. Die Landbewohner blieben am längsten Ungläubige. So hat sich der Begriff von der Heide auf ein Synonym für Ungläubige übertragen.
So sehen wir die Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten. Daraus können wir einiges lernen. Ich will euch nicht verbieten, euch für Mission unter unerreichten Stämmen zu engagieren. Aber ich glaube, die größten unerreichten Stämme sind heute in den Großstädten der Welt. Von den ersten Christen können wir lernen, dass man heute keine Gemeinde mehr im „Humbabumba“-Stamm im Kongo baut, sondern im Stamm „Hochhaus Nr. so und so“ in Shanghai.
Dort leben Millionen Menschen, oft ohne christliche Gemeinden. Das heißt nicht, dass wir die anderen vergessen sollen, aber die Zukunft des Christentums entscheidet sich nicht bei kleinen Stämmen, sondern in diesen Megastädten, die ständig wachsen. Dort haben wir als Christen auch die größten Herausforderungen.
In kleinen Stämmen können wir mit Sozialarbeit, Sprachunterricht und Bibelübersetzung viel bewirken. In den Großstädten hingegen konkurrieren wir mit einem riesigen Unterhaltungsangebot: Videorekordern, Kinos, Tanzveranstaltungen und vielem mehr. Trotzdem sollen wir die Menschen dort erreichen.
Ich hoffe, ihr merkt, dass ich hier etwas überspitze. Ich bin nicht gegen Organisationen wie New Tribes Mission oder Wycliffe-Bibelübersetzer. Sie leisten gute Arbeit. Aber ich glaube, die Großstadtmission ist eine viel dringlichere Aufgabe, die wir manchmal vergessen.
Nun möchte ich euch eine kleine Einführung in die Christenverfolgung geben. In den ersten drei Jahrhunderten gab es keine durchgehende Verfolgung. Manchmal entsteht der Eindruck, es habe 300 Jahre lang von morgens bis abends Verfolgung gegeben. Das wäre tragisch gewesen, denn dann gäbe es heute keine Christen mehr, da nach 300 Jahren der Letzte gestorben wäre.
Zum Glück war das nicht so. Es gab Jahrzehnte, in denen die Kaiser recht friedlich waren. Sie erlaubten das Christentum zwar nicht, aber sie tolerierten es. Es wurde nicht verfolgt. Ähnlich wie in Deutschland lange Zeit Abtreibung illegal war, aber nicht verfolgt wurde. Oder wie Blasphemie bis vor einigen Jahren verboten war, aber niemand verurteilt wurde.
So war es im römischen Reich: Christen waren formal verboten, aber man traf sich relativ friedlich. Man konnte auch über den Glauben sprechen, nur nicht zu öffentlich. In dieser Zeit gab es sogar hohe Beamte, Soldaten und Adelige, die gläubig waren. Sie redeten nicht viel darüber, aber im privaten Bereich war der Glaube möglich.
Dann kam wieder ein Kaiser, der sich als starker Mann profilieren wollte, und dann schlug er hart zu. Die Christen wurden verfolgt. Wer genau das war, werde ich euch morgen näher erzählen.
Herr Tullian sagt zu der Christenverfolgung einen Satz, den ihr vielleicht kennt: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Denn gerade die Verfolgung war ein Instrument, durch das sich der christliche Glaube stark verbreitete.
Die Christen waren einfache Leute in ihrem Privatleben. Hier hatten sie eine Art Multimedia-Evangelisation. Stellt euch vor, zehntausend Leute sind im Stadion versammelt, um zu sehen, wie Christen von Löwen gefressen werden. Das war Unterhaltung, eine Reality-Show, wie wir sie heute im Fernsehen kennen.
Heute macht man so etwas mit Ketchup und Multimedia-Präsentationen. Damals war es echt, und die Leute wollten mehr davon. Sie kamen, um die Show zu sehen, erwarteten, dass die Christen vor Angst schreien. Doch stattdessen standen sie im Kreis, sangen christliche Lieder, lobten Gott, beteten und knieten nieder. Sie sahen die Löwen kommen, aber sie fürchteten sich nicht, sondern gingen vertrauensvoll in den Tod.
Das war reine Evangelisation. Die Zuschauer fragten sich: Wie können die das tun? Das sei unmenschlich. Und tatsächlich konnten sie das nicht aus eigener Kraft. Ich könnte das nicht. Ich würde zittern, wenn ich das Röhren der Löwen hörte. Aber Gott gab ihnen Kraft, genau wie Jesus es versprochen hatte: Wenn ihr vor Richter und Stadträte gestellt werdet, werde ich euch die Worte eingeben und die Kraft geben, zu bestehen.
Das überzeugte die Zuschauer. Die römischen Kaiser glaubten, die Christenverfolgung würde abschrecken. Doch das Gegenteil war der Fall. Gegen Ende der Verfolgung wurden Christen nicht mehr öffentlich hingerichtet, weil man merkte, dass das nur noch mehr Christen hervorbrachte. Stattdessen wurden sie heimlich getötet. Das half aber auch nicht, weil die Christen so vorbildlich waren.
Zum Abschluss lese ich euch noch einen Abschnitt vor, den uns Eusebius von Caesarea über die Verfolgung berichtet. Zunächst ein kleiner Abschnitt von Tacitus, einem römischen Geschichtsschreiber, der kein Christ war. Er berichtet über den Brand Roms und die Christenverfolgung in jener Zeit – Originalton aus den Annalen, Band 15, Kapitel 44:
„Weder durch menschliche Hilfeleistungen noch durch Schenkungen des Kaisers Nero, noch durch Sühnopfer für die Götter ließ sich das üble Gerücht aus der Welt schaffen, dass der Brand auf Befehl gelegt worden sei. Um dieses Gerede zu unterbinden, schob Nero die Schuld auf andere und bestrafte sie mit grausamen Martern. Es handelte sich um wenige, bei ihren Untertanen verhasste Leute, die das Volk Christen zu nennen pflegte. Der Name geht auf Christus zurück, der unter der Herrschaft des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet wurde. Obwohl der Aberglaube zunächst unterdrückt wurde, flammte er später wieder auf – nicht nur in Judäa, der Heimat dieses Übels, sondern auch überall in der Hauptstadt, wo schreckliche und schändliche religiöse Bräuche aus aller Welt zusammenkamen und sich vermischten.
Zuerst wurden die Geständigen ergriffen, dann auf Anzeige hin eine ungeheure Menge von Leuten, die zwar nicht der Brandstiftung, aber doch des Hasses gegen das Menschengeschlecht überführt wurden. Mit den zum Tode Verurteilten trieb man grausame Spiele: In Tierhäuten steckend, wurden sie von Hunden zerrissen, ans Kreuz geschlagen oder angezündet, um als Fackeln für die nächtliche Beleuchtung zu dienen, sobald der Tag zu Ende war. Neros Gärten standen für dieses Schauspiel zur Verfügung. Er gab Zirkusspiele und mischte sich als Wagenlenker verkleidet unter das Volk oder stellte sich auf einen Rennwagen.
Bei denjenigen, die schuldig waren und harte Strafen verdient hatten, regte sich bald Mitleid, als müssten sie nicht für das öffentliche Wohl, sondern wegen der Grausamkeit des Einzelnen sterben.“
Tacitus war kein Christ, was deutlich wird. Er sagt, die Christen wurden des Hasses gegen das Menschengeschlecht überführt. Was meint er damit? Die Christen predigten oft das Ende der Welt und sprachen offen über Gottes Gericht. Sie sagten, wer nicht an Jesus Christus glaubt, werde in die Hölle kommen. Das gefiel den Leuten nicht, sie nannten es Hass gegen die Menschheit.
Man sagte auch, in der Hölle brenne es von Feuer und Schwefel. Da hieß es, das Feuer brenne ja nicht wirklich, man habe das wohl erfunden. In Wirklichkeit waren es liebe, nette Christen, die konsequent an das Jenseits glaubten, aber hier wurde ihnen das als etwas Schlechtes ausgelegt.
Wir sehen, dass sie grausam hingerichtet wurden, allerdings nicht mit der „Fastnachtsbeleuchtung“, wie man sagen könnte. Denn in Neros Gärten kam niemand hin. Das Feuer stank so, dass keiner dabei sein wollte. Das war ein menschliches Problem, deshalb machte man das nur einmal. Später wurde diese Praxis wieder eingestellt.
Nun noch ein kleiner Abschnitt von Eusebius über die Verfolgung, speziell das Leiden der Perpetua und Felicitas. Das gibt uns einen Eindruck, wie die Verfolgung im Einzelnen aussah. Damit schließe ich für heute ab.
Es geht um die Verfolgung in Ägypten, das damals auch zum Römischen Reich gehörte. Die Verfolgungen waren zeitweise und oft nur regional begrenzt. Sie fanden nicht in allen Provinzen gleichzeitig statt. So war es auch bei Priscilla und Aquila: Es gab eine Verfolgung in Rom, und sie flohen in andere Teile des Landes, hier nach Ägypten.
Ergriffen wurden junge Kathumen. Kathumen nannte man damals Menschen, die auf die Taufe vorbereitet wurden, also einen Religionsunterricht erhalten hatten. Man wollte die Leute nicht leichtfertig taufen, sondern sicherstellen, dass sie genau wussten, was es bedeutet, Christ zu sein.
Auch hier finde ich die ersten Christen herausfordernd. Das sollte auch für uns eine Herausforderung sein: Niemand wird getauft, egal ob er will oder nicht, bevor er nicht einen genauen Unterricht erhalten hat und weiß, worauf er sich einlässt. Viele Gemeinden tun das heute auch so.
Ergriffen wurden junge Kathumen: Ereukathos und seine Mitsklavin Felicitas, Saturnius und Secundus, und unter ihnen auch Perpetua, eine standesgemäß verheiratete Frau von vornehmer Geburt und guter Erziehung. Sie hatte einen Vater, eine Mutter, zwei Brüder, von denen einer ebenfalls Kathumen war, also Christ werden wollte, und einen Säugling, der noch gestillt wurde. Sie war etwa 22 Jahre alt.
Perpetua schrieb selbst ihren Märtyrerbericht, wie sie ihn erlebt und gedacht hat. Sie berichtet, dass sie in der Hand der Verfolger war und ihr Vater sie durch gutes Zureden umstimmen wollte. In seiner Liebe versuchte er beharrlich, sie zum Abfall vom Glauben zu bewegen.
Sie antwortete ihm: „Vater, siehst du dieses Gefäß, das hier liegt, einen kleinen Krug oder so ähnlich?“ Er antwortete: „Ja, ich sehe es.“ Sie fragte: „Kann man es denn anders nennen als das, was es ist?“ Er antwortete: „Nein.“ Darauf sagte sie: „So kann ich mich auch nicht anders nennen als das, was ich bin: eine Christin.“
Hier merken wir, dass es auch ganz menschlich ist. Der Vater hatte Angst um seine Tochter und wollte sie nicht vom Glauben abbringen. Doch sie hielt fest und sagte, sie sei bereit, für ihren Glauben zu sterben.