Den Kindern verabschieden, die ihren Unterricht genießen, und ich möchte gern den Predigttext vorlesen, den Michael ausgewählt hat. Er stammt aus dem Ersten Korintherbrief, Kapitel 12, Verse 12 bis 30.
Denn der menschliche Körper ist eine Einheit und besteht doch aus vielen Teilen. Alle diese Teile zusammen bilden den einen Organismus. So ist es auch bei Christus. Wir alle sind durch den einen Geist in einem Leib eingefügt und mit dem einen Geist verbunden worden – Juden und Nichtjuden, Sklaven und freie Bürger.
Ein menschlicher Körper besteht ja auch nicht nur aus einem Teil, sondern aus vielen. Wenn nun der Fuß behaupten würde: „Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib“, hört er damit auf, Teil des Körpers zu sein. Und wenn das Ohr erklären würde: „Weil ich kein Auge bin, gehöre ich nicht zum Leib“, gehört es deshalb nicht dazu?
Wenn der ganze Körper aus einem Auge bestünde, wo wäre dann sein Gehör? Und wenn alles Gehör wäre, womit könnte er riechen? Nun hat aber Gott jedes Teil so in den Leib eingefügt, wie es seinem Plan entsprach. Wären alle zusammen nur ein einziges Glied, wo wäre dann der Leib?
Aber nun gibt es viele Glieder, und alle gehören zu dem einen Körper. Das Auge kann doch nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht!“ Und der Kopf doch nicht zu den Füßen: „Ich verzichte auf euch!“ Im Gegenteil! Gerade die scheinbar schwächeren Glieder des Körpers sind unentbehrlich.
Die unansehnlichen Kleider um, die wir uns schämen, mit besonderem Anstand. Die ansehnlichen Glieder brauchen das ja nicht. Gott hat den Leib so zusammengefügt, dass die geringeren Teile besonders geehrt werden. Denn er wollte keine Spaltung im Körper.
Alle Glieder sollen einträchtig füreinander sorgen. Wenn ein Glied leidet, leiden alle anderen mit. Und wenn eins besonders geehrt wird, freuen sich die anderen mit.
Zusammen seid ihr der Leib von Christus und einzeln genommen Glieder davon. Einige hat Gott in der Gemeinde eingesetzt.
Das sind erstens die Apostel, zweitens die Propheten, drittens die Lehrer. Dann folgen diejenigen, die Wunder tun, die Gnadengaben zum Heilen, zur Hilfeleistung oder zum Leiten haben. Schließlich gibt es auch diejenigen, die in ungelernten fremden Sprachen reden.
Sind nun etwa alle Apostel? Sind alle Propheten? Können alle Wunder tun? Haben alle Gnadengaben zum Heilen? Reden alle in fremden Sprachen? Können alle sie übersetzen?
Ich gehe davon aus, dass ich nicht der Einzige bin, der ab und zu gerne in den Urlaub fährt. Gerade gestern und vorgestern, wenn die Sonne scheint, kommen wahrscheinlich umso eher Urlaubsgedanken auf – die Sehnsucht, irgendwohin zu fahren, wo es schön ist.
Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit meiner Frau nach Ravenna zu reisen. Ravenna kennen vielleicht einige, es ist eine sehr schöne Stadt in Italien mit einer langen Geschichte. Das schätze ich besonders. Dort kann man unter anderem das Grab von Theoderich sehen. Er war der Kaiser der Westgoten, ein Germane, der in Norditalien herrschte.
Lange Zeit waren dort auch die Byzantiner, das heißt Menschen aus dem heutigen Griechenland. Sie haben prächtige Kirchen gebaut. In einer dieser Kirchen kann man hinein gehen und beeindruckende Mosaiken bewundern. Diese bestehen aus goldenen Steinchen, blauen und anderen schillernden Farben. Selbst nach über tausend Jahren sind sie noch hoch beeindruckend.
Jedes Jahr kommen zigtausend Touristen, um sich diese Kunstwerke anzusehen. Aus der Entfernung sieht man an der Wand der Kirche lebendige Personen, die aus lauter kleinen Steinchen zusammengesetzt sind. Wenn man näher herantritt, erkennt man: Das sind alles kleine Mosaiksteinchen.
Was würde passieren, wenn man einzelne dieser Mosaiksteinchen herausbricht? Zum Beispiel ein kleines schwarzes Steinchen unten bei den Schuhen. Das braucht man doch gar nicht, man bricht es heraus. Auch bei dem roten Mantel – ob da eins mehr oder weniger ist, fällt ja gar nicht auf.
Aber wahrscheinlich würde irgendwann das ganze Bild kippen. Irgendwann würde man denken: Ist das jetzt irgendein Rätselbild? Was soll das eigentlich darstellen? Irgendwann erkennt man gar nicht mehr, was das Bild zeigen soll.
Hier merkt man: Ein einzelnes Steinchen macht nicht viel aus. Doch am Ende ist das ganze Bild aus ganz vielen einzelnen Steinchen zusammengesetzt. Je mehr fehlen, desto weniger schön ist das Gesamtbild.
Nur im Zusammenspiel dieser vielen einzelnen Steinchen entsteht ein glorreiches, fantastisches Kunstwerk, das Menschen über tausend Jahre hinweg fasziniert.
Ein anderes Bild. Als ich am Freitag hier zu euch in die Gemeinde gefahren bin, war ich etwas genervt, weil ich durch den Verkehr in Zürich fahren musste. Dabei habe ich mir gedacht: Wenn ich hier wohnen würde, würde ich mein Auto wahrscheinlich stehen lassen und lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt fahren. Euch geht es wahrscheinlich manchmal auch so.
Auf der anderen Seite ist es faszinierend zu sehen, wie eine so große Stadt wie Zürich einigermaßen funktioniert. Das funktioniert nur, weil viele Menschen ihren Teil dazu beitragen. Meistens merken wir das erst, wenn einzelne Gruppen der Bevölkerung das nicht tun.
Wenn zum Beispiel die Tramfahrer streiken, merkst du plötzlich: „Oh, was ist denn jetzt los? Wir kommen gar nicht mehr an unseren Ort.“ Das geht ja gar nicht. Oder was passiert, wenn diejenigen, die den Müll einsammeln, streiken? Wenn das ein paar Wochen lang so bleibt und sich die Müllberge auf den Straßen stapeln, dann kommst du nicht mehr durch. Dann merken wir: Das ist schwierig.
Jetzt könntest du sagen: „Das merkt man nicht direkt, die Leute in der Verwaltung braucht man sowieso nicht. Die sitzen den ganzen Tag da und haben nichts zu tun, das kann man ruhig lassen.“ Aber schon bald würdest du merken: Du stellst einen Antrag, bekommst keine Antwort, nach einem halben Jahr immer noch keine Antwort. Plötzlich darf nicht mehr gebaut werden, keine Straßen werden mehr erneuert.
Ich könnte das Ganze weiter ausführen, und dann wäre uns alles vollkommen klar: Eine so vielfältige und große Stadt wie Zürich funktioniert nur, wenn ganz unterschiedliche Menschen mit ihrer Qualifikation dazu beitragen. Sie kennen oft nicht das Ganze, sondern nur ihren kleinen Bereich, in dem sie tätig sind. Wenn sie diesen gut ausfüllen – im Krankenhaus, in der Bäckerei, in der Schule oder auf der Straße beim Reparieren – dann funktioniert das einigermaßen.
Wenn nicht, dann bricht alles zusammen.
Und jetzt fragt ihr euch möglicherweise, warum ich von Mosaiken in Kirchen in Italien erzähle oder warum ich von den vielen Beiträgen spreche, die man in einer Stadt leistet. Im Grunde genommen sind das nur andere Bilder für das, was Paulus im 1. Korinther 12 beschreibt.
Denn dort beschreibt er die Gemeinde als einen wunderbaren, ästhetisch ansprechenden, aber auch funktional großartigen Organismus – einen menschlichen Körper. Er sagt: So ist eigentlich Gemeinde.
Wenn wir das so hören, stellt uns das unser Selbstverständnis infrage, mit dem wir heute leben und das uns begleitet. Das Selbstverständnis unserer Zeit lautet: Du stehst im Mittelpunkt, alles dreht sich um dich. Du bist wichtig, du bist wertvoll, du bist das Zentrum. Du hast dein eigenes Lebensprojekt.
Und wenn etwas nicht passt, dann trenn dich davon. Passt dein Ehepartner nicht, trenn dich davon. Passt dein Job nicht, trenn dich davon. Denn es ist ja wichtig, dass es dir gut geht.
Mit diesem Denken werden wir konfrontiert, wenn wir klein sind, wenn wir aufwachsen und wenn wir alt sind. Immer wieder wird uns gesagt, wie wichtig wir sind. Das führt zu viel Individualismus.
In vielen Städten führt dieser Individualismus dazu, dass immer mehr Menschen alleine leben. Selbst wenn sie eine Partnerschaft eingehen, dann nur für die Stunden, die man vereinbart hat. Danach wollen sie sich wieder in ihre eigene Wohnung zurückziehen und ihre eigenen Dinge machen.
Manche Menschen gehen auch so in die Gemeinde hinein. Dann stellt sich die Frage: Was bringt mir die Gemeinde? Dient sie dazu, dass ich mich wohler fühle?
Zum Beispiel: Ich komme heute Morgen in die Gemeinde, und an der Tür steht jemand, der mich willkommen heißt, mich anlächelt, mich mit Namen anspricht und sagt: Schön, dass du gekommen bist. Das tut doch gut, oder? Es wäre doch viel besser als ein grimmiger Türsteher, der dich ernst anschaut und sagt: Nein, so kommst du hier nicht rein, erst mal Krawatte anlegen oder was weiß ich.
Solch eine freundliche Begrüßung tut gut. Aber was ist, wenn du in eine Gemeinde kommst und aus irgendeinem unglücklichen Umstand heraus nicht so herzlich willkommen geheißen wirst?
Dann sitzt du am Sonntagmorgen hier, und niemand kommt auf dich zu und sagt: „Oh, wie wichtig bist du.“ Was passiert dann? Nach Paulus’ Beschreibung sagst du vielleicht: „Dann kommt ihr ohne mich zurecht.“ Dann gehst du woanders hin. Oder du sagst dir zu Hause: „Das bringt mir ja gar nichts, die Gemeinde hat mir nicht gut getan, also gehe ich da nicht mehr hin.“
Das ist geprägt von einem Gedanken des Individualismus. Ich gehe in einen Verein, weil es mir etwas bringt. Ich gehe in eine Gemeinde, weil es mir etwas bringt.
Wenn wir aber lesen, was Paulus an dieser Stelle schreibt, wird deutlich: Das ist nicht der Blick, den Jesus auf die Gemeinde hat. Sein Blick ist ganz anders.
Da ist nicht zuerst die Frage: Bringt mir das in diesem Moment etwas? Zumal ich ja gar nicht immer feststellen kann, ob es mir etwas bringt oder nicht. Vielleicht ärgere ich mich ja über etwas.
Und genau das ist das, was Gott will: dass ich zum Nachdenken komme oder eine besondere Dankbarkeit empfinde.
Das, was ich unmittelbar empfinde, muss nicht unbedingt das sein, was in diesem Moment auch gut für mich ist. Ihr kennt das wahrscheinlich auch aus dem Alltag.
Eine Person, die mich am häufigsten ärgert, ist meine Frau. Ich weiß nicht, ob es euch mit euren Frauen oder Männern ähnlich geht. Meine Frau sagt mir manchmal auch unangenehme Dinge.
Wir hatten vor über 15, fast 20 Jahren einen alten Bauernhof gekauft. Nach und nach habe ich ihn umgebaut. Anfangs dachte ich, das ginge relativ schnell – in ein, zwei Jahren wäre alles erledigt. Doch nach 15 Jahren war ich immer noch nicht fertig, obwohl ich ständig daran gearbeitet hatte.
Inzwischen waren unsere Kinder so groß, dass sie langsam sagten: „Tschüss Mama, tschüss Papa, wir gehen jetzt unseren eigenen Lebensweg.“ Plötzlich saßen wir also zu zweit in einem großen Bauernhaus mit zwei Scheunen daneben. Da sagte meine Frau mir recht unfreundlich: „Michael, das ist zu groß.“
Ich dachte: „Wieso? Ich habe so viel Zeit und Arbeit investiert. Jetzt bin ich doch bald fertig und werde hier bleiben.“ Doch meine Frau sagte noch einmal: „Michael, wir sollten uns etwas verkleinern.“ Ich antwortete: „Nein, Viviane, schau mal, das ist doch so toll – der Platz, der Garten und all das.“
Nach einiger Zeit dachte ich dann: „Gut, Viviane zuliebe ziehen wir um.“ Das ist jetzt etwa sechs, sieben Jahre her. Wir leben jetzt in einer kleineren Doppelhaushälfte, die schon einige Jahre alt ist und viel, viel kleiner als unser Bauernhof.
Ich musste mich von der Hälfte meiner Bücher trennen, was mir sehr schwerfiel. Manche von euch denken vielleicht, Bücher machen nicht so viel aus, aber meine Bücher liebe ich. Doch es war kein Platz mehr da.
Was ich sagen will: Jetzt, wo wir hier leben, merke ich, dass meine Frau Recht hatte. Allein hätte ich diese Entscheidung wahrscheinlich nicht getroffen. Ich könnte mich über sie beschweren, weil sie nach all der Arbeit gesagt hat, wir sollten wegziehen. Doch ich merke, dass Gott sie gebraucht hat, weil sie Dinge besser gesehen hat als ich.
Könnte es in der Gemeinde nicht genauso sein? Manchmal sagen dir Menschen Dinge, die du nicht gerne hörst, die aber notwendig und gut sind. Wehre dich nicht dagegen, kämpfe nicht gegen diese Leute. Komm erst einmal runter und frage in deinem Herzen, ob das nicht etwas ist, womit Gott dich voranbringen will.
Wenn du nur in einer Gemeinde bist, in der alle Ja-Sager sind, die dir nur sagen, alles sei in Ordnung, wo wirst du dann auf Defizite aufmerksam gemacht? Oder hast du gar keine? Es gibt ja auch Leute, die sagen: „Bei mir ist alles perfekt.“ Dann würde ich sagen: Geh direkt in den Himmel, dort bist du willkommen.
Das will man aber auch nicht. Ein bisschen Leben auf der Erde schon. Jesus hat die Zeit auf der Erde doch als Probezeit für den Himmel gedacht. Wenn wir schon fertig sind, dann könnten wir sagen: „Tschüss, das war’s.“
Paulus beschreibt die Gemeinde – ihre Schönheit – mit dem Bild eines menschlichen Körpers. Wenn ihr euch einen schönen menschlichen Körper anschauen wollt, dann schaut nicht zu sehr auf mich. Meiner ist schon zu alt dafür, und vielleicht war ich auch nie ein Topmodel. Aber ihr könnt euch ja umschauen, rechts und links, und da sind einige schöne Menschen. Ihr seid schöne Männer, schöne Frauen, schöne Kinder. Tatsächlich gibt es ästhetisch schöne Menschen. Manchmal erscheinen sie auf einer Titelseite oder früher auf einem Gemälde.
Stellt euch nun vor, die Gemeinde ist aus der Sicht Gottes so ein schöner menschlicher Körper. So beschreibt Paulus das. Er nennt einige Punkte, die wichtig sind und die wir uns vor Augen führen sollten.
Der erste Punkt ist: Wenn du Christ bist, gehörst du zu diesem Körper, der Gemeinde. Es ist nicht eine Frage, ob es dir Spaß macht oder nicht. Gott hat dich dort hineingesetzt. Es geht nicht darum, ob es dir passt oder nicht. Manche denken, sie brauchen Gemeinde, andere kommen auch alleine mit Gott zurecht – ich und Gott, das ist ein gutes Team, die anderen brauchen wir nicht. So funktioniert das nicht. Gott hat dich hineingesetzt.
Paulus nennt das Beispiel: Stell dir vor, in so einem Körper würde das Auge sagen: "Den Rest des Körpers brauche ich nicht, ich bin schön genug." Und zack, am Abend verabschiedet es sich. Du wachst morgens auf, und ein Auge ist weg. Was passiert dann? Du hast Sehprobleme. Vielleicht haut in der nächsten Nacht auch das andere Auge ab. Was machst du dann?
Genau das Bild beschreibt Paulus: Wenn das Auge sagt, ich brauche euch nicht und gehe weg, schadet es erst einmal dem Auge selbst. Früher oder später merkt es, dass es auf den Rest des Körpers angewiesen ist. Ein Auge alleine funktioniert nicht. Wo bleibt die Durchblutung? Wo kommt die Ernährung her? Wohin sendet das Auge seine Signale? Ohne Gehirn, nur das Auge allein – das ist unsinnig. Das Auge stirbt, und der Körper wird geschädigt.
So vergleicht Paulus die Schönheit der Gemeinde: Sie ist nur dann da, wenn du an dem Platz bleibst, den Jesus für dich vorgesehen hat – nicht den, den du dir ausgesucht hast. Er hat dich geschaffen und mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, die nur du hast. Darüber kannst du dich freuen. Aber jetzt musst du in der Gemeinde diesen Platz ausfüllen. Sonst schadest du der Gemeinde, du verunehrst Jesus und schadest dir selbst.
Es geht nicht nur darum, dass du in dem Körper bleibst. Das Auge könnte ja auch sagen: "Ich will jetzt mal eine Zeit lang Zunge sein." Zack, es geht in den Mund. Dann siehst du nichts mehr, weil der Mund zu ist. Du willst kauen, und das Auge ist im Weg. Das klappt nicht.
Oder stell dir vor, der Fuß sagt: "Ich will nicht immer unten sein, dass man auf mir herumläuft. Ich will mal Ohr sein." Plötzlich hast du deinen Fuß am Ohr. Das ist originell, aber du gehst schlechter, du hörst schlechter. Paulus wählt dieses Bild bewusst, weil jeder Teil des Organismus seine spezifische Aufgabe hat.
Am Ende des Textes, den wir gerade gehört haben, wird gesagt: Gott hat die einen eingesetzt als Apostel, die anderen für andere Aufgaben. Wenn du deinen Auftrag nicht erfüllst, für den Gott dich vorbereitet hat, wird das nicht gut gehen. Es geht also nicht nur darum, dass du irgendwie dabei bist, sondern an der Stelle, wo Jesus dich haben will.
Die Herzzellen sind Herzzellen, und dafür sind sie richtig gut. Aber sie bringen nichts, wenn sie auf der Nase sind. Sie müssen dort sein, wo Jesus es vorgesehen hat.
Paulus greift das auf: Freu dich darüber, Jesus findet dich wertvoll. Er hat dich durch den Heiligen Geist vorbereitet – nicht nur für dich allein, sondern dafür, dass du deinen Platz in der Gemeinde einnimmst. Die Gemeinde funktioniert nicht gut, wenn nur einer da ist, dem alle dienen und der sich profiliert. Sondern weil jeder seinen Teil beiträgt, wie bei einem Mosaik. Da ist nicht ein Steinchen das Allerwichtigste.
Oder wie beim Körper: Paulus sagt, manchmal denken wir, bestimmte Körperteile seien besonders wertvoll und ehren sie besonders. Aber Irrt euch nicht! Manchmal sind es gerade die Organe, die wir nicht so sehen und denen wir wenig Wert beimessen, die aber für das Überleben und die Schönheit der Gemeinde wahnsinnig wichtig sind. Doch das fällt nicht so auf.
Auch in unserem Organismus ist das so: Überlegt mal, wie viel Zeit du für die Pflege deines Gesichts aufwendest und wie viel für die Pflege deiner Nieren. Wir haben normalerweise zwei Nieren. Ohne Nieren stirbst du über kurz oder lang. Wenn dein Gesicht nicht ganz so gepudert ist, sieht das vielleicht nicht so nett aus, aber sterben tust du nicht sofort.
Paulus sagt, wir pflegen bestimmte Körperteile besonders, andere beachten wir kaum, obwohl sie für das Überleben viel wichtiger sind. Genauso kann es in der Gemeinde passieren: Wir sehen bestimmte Menschen, weil sie präsenter sind, weil sie stärker auffallen oder mehr reden. Dann denken wir, das sei die Gemeinde.
Dabei vergessen wir, dass auch die Menschen, die ihren Platz von Gott einnehmen, genauso wichtig sind. Wenn wir das erkennen, heißt das nicht nur, es wahrzunehmen, sondern auch entsprechend zu reagieren. Wir unterstützen diese Menschen, damit sie ihre Aufgaben gut erfüllen können – zum Wohl des gesamten Körpers.
Ein Hemmnis ist: "Ich gehe von der Gemeinde weg, ich brauche die Gemeinde gar nicht, ich komme allein zurecht." Paulus sagt: Das funktioniert nicht. Jesus hat dich genau dafür geschaffen. Er hat dir Fähigkeiten, Begabungen und Freude gegeben, wenn du deinen Platz ausfüllst. Dann dienen dir andere, und du dienst anderen. Ihr greift ineinander, unterstützt euch gegenseitig.
Es gibt auch Menschen, die sind mit dabei und wollen nicht unbedingt weglaufen, aber sie wollen unbedingt etwas anderes sein. Vielleicht denkst du: "Da gibt es Leute, die sind richtig musikalisch, können gut singen oder Keyboard spielen, das will ich auch." Dann setzt du dich im nächsten Gottesdienst nach vorne, spielst Keyboard, und alle anderen denken: "Ich erkenne gar nicht, welches Lied ich singen soll."
Es gibt Menschen, die wollen einen Platz einnehmen, der von Gott für sie gar nicht gedacht ist. Das ist schlecht. Das heißt nicht, dass die Gemeinde böse ist oder dass du weglaufen sollst. Sei offen dafür, an welchem Platz Gott dich gebrauchen will – einen Platz, den kein anderer ausfüllen kann.
Manchmal erkennst du deine Begabung nicht, weil sie dir so selbstverständlich ist. Das ist ein Problem. Ich hatte das auch als junger Christ. Jemand sagte mir: "Michael, du bist besonders begabt von Gott." Ich antwortete: "Das kann doch jeder." Bis ich merkte, dass das nicht stimmt.
Wenn du etwas besonders gut kannst, scheint es dir selbstverständlich, es fällt dir leicht, und du schätzt es nicht besonders. Das ist ein Fehler. Sei froh, dass Gott dich ausgerüstet hat. Lass dir von anderen sagen, dass du eine besondere Begabung hast, wenn sie es ehrlich meinen. Dann kannst du sie einsetzen und entfalten. Das dient anderen und verherrlicht Gott.
Manche wollen etwas anderes sein, als sie sind, und sind unglücklich, weil es nicht klappt. Die Gemeinde ist unglücklich, weil sie merkt, dass es nicht funktioniert.
Im Umkehrschluss gibt es auch Menschen, die sich minder bemittelt fühlen. Sie sind frustriert und sagen: "Ich kleines Licht, was kann ich schon? Mich braucht ja keiner." Paulus sagt auch dazu: Manchmal sind gerade die, die für wenig gehalten werden, genauso wichtig oder sogar umso wichtiger für die Gemeinde.
Es gibt eine große Bandbreite, eine Vielfalt. Nicht nur diejenigen, die Musik machen, die Leitung übernehmen oder die Bibel auslegen, sondern viele verschiedene Aufgaben in der Gemeinde, die wir erkennen und ausfüllen sollten. Das beschreibt Paulus deutlich.
Wir können davon weggezogen werden, weil wir zu individualistisch sind – ich und meine Sache. Oder weil wir die Aufgaben anderer nicht schätzen, da wir sie nicht selbst erfüllen müssen.
Vielleicht bist du Sänger oder Sängerin und denkst: "Wofür brauchen wir so viel Aufwand bei der Buchführung? Das klappt doch auch so, wenn wir zusammen sind." In Vereinen, in denen ich mitarbeite, denke ich manchmal so: "Statuten und Buchführung, ach, das ist doch ..." Aber dann muss ich mich bremsen und sagen: "Doch, das ist genauso wichtig wie der Rest."
Ich bin froh, dass Gott mich nicht berufen hat, die Bücher zu führen, sondern dass andere Leute das mit Begeisterung und Fähigkeit tun. So geht der Verein nicht pleite, macht keine juristischen Fehler und landet nicht vor Gericht. Das ist ganz wichtig.
Manche überlegen sich ein neues Emblem für die Gemeinde oder den Verein und denken: "Ach, das war 30 Jahre gut, das können wir beibehalten." Aber ich bin froh, dass es Menschen gibt, die kreativ sind und einen neuen Akzent setzen. Das dient hoffentlich der Gemeinde – nicht, weil sie sich verwirklichen wollen, sondern weil sie der Gemeinde dienen wollen.
Wir müssen immer sehen, wenn wir einen Teil der Gemeinde repräsentieren – sei es Musik, Verkündigung, Organisation oder Raumgestaltung –, dass wir die anderen nicht gering achten. Wir brauchen sie genauso, auch wenn es nicht deine Sache ist.
Wenn du vielleicht gar nicht genau verstehst, wozu das sinnvoll ist, dann bete für sie, sei dankbar und vielleicht gehst du hin und sagst: "Ich habe keine Ahnung, was du da machst, und ich halte das auch für total überflüssig." Nein, das musst du nicht sagen. Aber du kannst sagen: "Danke, dass du das tust. Super, dass du dich darum kümmerst." Das kann ermutigend sein.
Wenn Menschen ihren Platz finden und bestätigt werden, merken sie: Das ist eine wichtige Sache. Paulus greift das auf.
Erkenne, dass du begabt bist. Erkenne, wo du bist. Achte die Begabungen anderer. Versuche nicht, etwas zu sein, was du nicht bist. Denke nicht nur daran, was es dir bringt, sondern daran, wo Gott dich als Mosaiksteinchen, als Organ in diesem schönen Körper Gemeinde eingefügt hat und gebrauchen will.
Dann wirst du merken, dass Gemeinde viel besser läuft, wenn jeder von sich aus das macht.
Jetzt denken schon einige: „Ja gut, wenn ich das mache, aber die anderen machen ihren Job nicht, dann ist das ja auch mühsam.“ Klar, du kannst so argumentieren. Aber kannst du wirklich etwas verändern, damit der andere seinen Job macht?
Da wissen wir doch: Den einzigen Menschen, den du wirklich verändern kannst, ist nicht dein Ehepartner, sondern du selbst. Dich kannst du effektiv verändern. Und genau darin liegt unsere Herausforderung.
Gott wird dich nicht einmal fragen: „Hast du deinen Ehepartner gut erzogen?“ Stattdessen wird er sagen: „Was hast du gemacht? Bist du dem treu gewesen, wozu ich dich berufen habe?“ Deshalb sei dir ein Vorbild.
Überlege nicht ständig bei anderen, die es vielleicht falsch machen oder es besser machen könnten. Bete für sie und ermutige sie hin und wieder. Aber im Wesentlichen geht es darum, dass du das machst, was du tun sollst.
Wenn du nicht weißt, wo das ist, dann bete darum. Wenn du nicht weißt, wo dein Platz ist, dann schau dich um und bitte Gott, dir zu zeigen, wo du hingehörst. Frage auch die Gemeindeleitung und sage: „Was denkt ihr, wo ich da bin?“
Hoffentlich können sie dir dann weiterhelfen und sagen: „Ja, da sehen wir deine Fähigkeiten, da kannst du dich einbringen.“
Wenn wir von der Schönheit und der Funktionsfähigkeit der Gemeinde sprechen, wie Paulus sie beschreibt, stellt sich natürlich auch die Frage: Wofür ist Gemeinde eigentlich da? Gemeinde ist etwas anderes als ein Sportverein oder ein Chor, bei denen der Wert in sich selbst liegt. Gemeinde hat diesen Wert nicht in sich selbst.
In dem Bild, das Paulus vom Körper verwendet, erwähnt er nur indirekt, dass dieser Körper der Körper Jesu ist, der Leib Christi. An anderen Stellen sagt er, der Kopf dieses Körpers sei Jesus Christus. Das ist eine wichtige Sache. Falls jemand bisher gedacht hat, er werde irgendwann Chef der Gemeinde und bestimme, wohin es läuft – Pech, der Platz ist schon besetzt. Das ist nämlich Jesus.
Jesus kann Menschen gebrauchen, aber wir müssen ganz deutlich sein: Gemeinde, auch diese Gemeinde hier, ist nicht dafür da, dass man selbstbestimmt irgendetwas Tolles daraus macht, worüber alle staunen. Vielmehr wird jede einzelne Chorpartei vom Kopf aus koordiniert.
Stellt euch mal vor, eure Hand macht, was sie will, der Fuß macht, was er will, der Magen macht, was er will – das würde in Chaos enden. Das Ganze funktioniert nur, weil wir eine zentrale Recheneinheit haben, nämlich den Kopf. Dieser steuert alles über die Nerven, die Hormone und so weiter, und dann weiß jeder Teil, was er gerade machen muss.
Wenn ihr medizinisch mal nachlest, ist es faszinierend, wie die Muskeln gesteuert werden müssen, damit du allein laufen kannst. Wenn ein Muskel nicht mitmacht, brichst du zusammen. Die Muskeln müssen genau zum richtigen Zeitpunkt gestreckt, gezogen und auf andere Weise aktiviert werden, damit das funktioniert. Ohne diese Steuerung geht es nicht. Und wer steuert das? Das Gehirn steuert das.
In der Gemeinde ist das Gehirn, der Kopf, nicht der Pastor oder die Gemeindeleitung – das ist Jesus, glücklicherweise. Deshalb braucht jeder Einzelne, der ein Organ im Körper der Gemeinde ist, eine innige Verbindung zu Jesus. Das heißt, es geht nicht darum, einen tollen Organisationsplan zu haben, der alles regelt. Das machen auch nichtchristliche Vereine. Die haben ebenfalls eine Vereinsleitung und organisieren alles schön.
Als Christen gehen wir aber davon aus, dass es funktioniert, weil jeder einzelne Mitglied der Gemeinde ist, weil er eine Verbindung zu Jesus hat und weil der Heilige Geist in ihm wohnt. Der Heilige Geist motiviert, führt, bestätigt, tröstet und korrigiert. Und weil der Heilige Geist bei dir kein anderer ist als bei mir, funktioniert das Zusammenspiel.
Das heißt: Der Heilige Geist macht mir durch das Wort Gottes, durch die Geschwister und durch das Gebet etwas deutlich – und auch dir. Wenn wir beide gut auf den Heiligen Geist hören, wie er uns das Wort Gottes auslegt und uns zeigt, wo wir sein sollen, hören wir dadurch die Stimme Jesu.
So können wir unseren Platz in der Gemeinde einnehmen. Wir streben nicht mehr nach etwas, das gar nicht unser Auftrag ist, und wollen auch nicht selbst groß herauskommen. Stattdessen hören wir darauf, was Jesus uns sagen will.
Auch in der Gemeinde geht es nicht darum, zu verhandeln, was wir gut oder schlecht finden, um dann abzustimmen und eine Entscheidung zu treffen. Stattdessen hören wir alle auf Jesus: Was hast du uns zu sagen? Was willst du in unserem Leben verändern?
Deshalb will der eigentliche Chef in der Gemeinde Jesus sein.
Und wofür ist Gemeinde da? Wir könnten es in einem Wort zusammenfassen: Gemeinde ist dafür da, dass sie Jesus verherrlicht.
Was heißt jetzt Jesus verherrlichen? Im Kern bedeutet es eigentlich, gut über Jesus zu reden. Das ist Jesus verherrlichen – begeistert über Jesus reden. Verherrlichen ist vielleicht schwer vorstellbar, weil wir das im Alltag nicht oft so ausdrücken. Aber du verherrlichst jemanden, indem du begeistert von einer Person oder Sache bist und positiv und begeistert darüber sprichst. Und genau das soll Gemeinde sein.
Wenn Menschen von außen an der evangelischen Gemeinde Albisrieden vorbeikommen, dann sollten sie nicht sagen: „Boah, haben die aber einen tollen Pastor“ oder „haben die aber ein tolles Lobpreisteam“. Wenn sie das sagen, ist das auch nicht schlimm. Aber eigentlich sollten sie sagen: „Haben die einen tollen Herrn! Wenn ich dahin komme, höre ich etwas über Jesus.“ Das ist das, was die Gemeinde ausmacht. Die sind nicht begeistert von ihrem Programm, die sind begeistert von Jesus.
Dafür soll Gemeinde da sein, und danach soll alles geregelt werden. Dann merken wir, dass uns das auch herausfordert, für die Aufgaben, die du hast und wo Gott dich einsetzt, zu überlegen: Wie dient das dafür, dass Menschen positiv über Jesus denken und positiv über Jesus reden? Paulus sagt ja auch: „Wir sind Botschafter an Christi statt.“ So wie Jesus auf der Erde war und den Menschen gezeigt hat, wie sie leben sollen, so sollen wir es auch tun. Die Leute sollen begeistert von Jesus sein. Und davon leitet sich dann alles ab.
Ihr macht ein tolles Kinderprogramm, und das findet man ja sogar im Internet, gleich an fast erster Stelle, wenn man „evangelische Gemeinde Albisrieden“ bei Google eingibt. Dann kommen gleich die Kids Days als eine ganz wichtige Sache. Und jetzt auch dieses Jahr mal wieder – das ist toll, dass Menschen das mit der Gemeinde verbinden. Die Kinder, die dann kommen, sollten am Ende der Kids Day sagen: „Boah, ist Jesus toll!“ Sie sollten nicht sagen: „Haben wir was Tolles gebastelt.“ Wenn das danebenher super ist, okay. Aber am Ende sollten sie sagen: „Wow, also Jesus, das hätte ich ja gar nicht gedacht, dass das da rauskommt.“
Und genauso, falls ihr mal ein Programm ins Leben ruft für Obdachlose in der Stadt Zürich, dann sollen die nicht am Ende denken: „Ach, die Gemeinde, die macht die besten Butterbrote.“ Sie sollen denken: „Das sind Leute, da spürt man, die lieben Jesus, das kommt irgendwie durch.“ Und weil die Jesus lieben, lieben sie mich ja auch. Nicht weil wir so sozial gesonnen sind, sondern weil wir sagen: Diese große Liebe, die Jesus zu mir hat, die gebe ich da auch weiter. Und das sollen die Leute merken, wenn wir damit zu tun haben.
Gemeinde ist nicht dafür da, sich selbst zu erhalten oder dafür zu sorgen, dass wir uns alle wohlfühlen. Wenn das kommt, ist das super, aber das ist nicht der Hauptinhalt. Der Hauptinhalt ist: Wir wollen Jesus verherrlichen, wir wollen positiv über Jesus reden, wir wollen Jesus im Denken und Handeln der Menschen groß machen und darauf hinweisen. Denn wir haben erlebt, dass Jesus uns im Leben Perspektive gibt, dass er uns trotz unserer Sünde, Mängel und Probleme annimmt, dass er uns Schuld vergeben hat, dass er uns gebrauchen will und uns eine Hoffnung gibt, ewig bei Gott sein zu können.
Deshalb sind wir begeistert von Jesus. Deshalb nennen wir uns Christen – Leute, die Jesus Christus nachfolgen. Dafür soll Gemeinde sein, und wir überlegen, wie wir Menschen damit hineinnehmen können. Das ist das, was man manchmal unter dem Stichwort Mission oder Evangelisation kennt. Wir könnten auch sagen: Gemeindebau oder Gemeindewachstum. Und da soll es genauso sein: Wir überlegen, wie wir Menschen diese Begeisterung vermitteln können, die Jesus gar nicht kennen oder nur als einen Totennamen aus vergangenen Zeiten.
Dabei ist nicht das Zentrum die besonderen Veranstaltungen. Eigentlich sollten Menschen dir das in deinem Alltag abspüren können. Das bedeutet beispielsweise, indem du über Gemeinde oder über Jesus nachdenkst. Wenn du so denkst, dann wird das irgendwann auch deine Lippen erreichen, und du wirst davon reden.
Hier müssen wir manchmal eine innere Schwelle überwinden. Diese Schwelle ist, über das, was wir als wichtig erkannt haben, zu reden, obwohl die Gesellschaft, in der wir leben, das ein Stück weit tabuisieren will. Ihr werdet erleben, wenn ihr durch die Stadt lauft, dass ihr über viele Dinge reden könnt. Aber wenn ihr anfangt, über Jesus zu reden, merkt ihr manchmal schon ein versteinertes Gesicht, einen Fluchtblick oder wie jemand schnell weg will.
Das ist seltsam. Hier müsst ihr diese Hemmschwelle überwinden, sodass ihr genauso leicht und einfach, wie ihr sagt: „Ach, toller Sonnenschein heute“, sagt: „Boah, Jesus hat mir geholfen.“ Und ihr werdet merken, dass die Menschen aus eurer Umgebung, nachdem ihr das zehnmal gemacht habt, sich daran gewöhnt haben. Beim ersten Mal sind sie schockiert: „Der hat jetzt von Jesus gesprochen, bestimmt will der mich missionieren, ganz gefährlich.“ Aber hast du das zehnmal gemacht, denken sie: „Okay, das ist halt ein Jesusfan.“ So, ja, ich meine, so wie der andere über seine Butterblumen oder seinen Garten redet oder über den Fußball, so hat der halt immer was über Jesus. Dadurch kommt etwas rüber.
Viele Menschen haben ja diese Sehnsucht, sich nach etwas anderem orientieren zu wollen, das ihnen ein Ziel gibt, das ihnen Perspektive gibt. Nur die meisten laufen Menschen nach, von denen sie früher oder später enttäuscht sind. Irgendein Influencer im Internet, der mir am Ende noch sagt, welche Zahnpasta ich kaufen soll und wo ich am besten Urlaub mache, weil er ja so alles weiß. Am Ende merkst du, das stimmt ja alles gar nicht.
Wenn wir sehen, dass so viele Menschen die Sehnsucht haben, Orientierung zu bekommen und Zuspruch zu finden, dann sollten wir mit Begeisterung auftreten und sagen: Ja, Jesus kann das geben. Ich erfahre das auch im Alltag. Ich bespreche am Morgen meinen Tagesplan mit Jesus im Gebet. Ich merke, wie er meine Gedanken leitet, wie er mich bewahrt in Situationen, wie er mich beschenkt und mir Freude gibt. Das gebe ich an andere weiter.
Du musst nicht gleich immer eine ganz große Predigt halten. Manchmal ist es einfach eine kleine Bemerkung im Smalltalk, zum Beispiel mit dem Nachbarn oder wenn du an der Tram-Haltestelle stehst. Viele schweigen und schauen alle in ihr Handy. Ich würde ja gern so eine App haben, falls ihr die noch nicht entwickelt habt, wo du, wenn du neben jemandem stehst, dich da kurz einchecken kannst und sagst: „Hallo, ich stehe neben dir.“ Und dann schaut er. Das wäre doch genial, oder? Plötzlich wärst du wieder in Kommunikation – nicht mit virtuellen Menschen irgendwo anders im Universum, sondern mit dem, der neben dir sitzt oder steht.
Manchmal tut es auch gar nicht schlecht, mal jemanden anzusprechen. Bei meiner Frau – ich weiß nicht, ob das in Frankreich generell einfacher fällt – bei meiner Frau fällt das manchmal ganz einfach. Wir stehen in einer Kasse im Supermarkt und es dauert so lange. Ich denke mir: Warum lassen die mich so lange warten? Warum machen die nicht noch eine Kasse auf? Und meine Frau fängt einfach mit den Leuten an zu reden: „Ach, was denken Sie denn darüber? Wie ist das?“ Und plötzlich ist sie auch noch beim Glauben. Die meisten Leute sind erst überrascht, aber dann entsteht ein richtiges Gespräch.
Viele Leute sind gar nicht so böse oder abweisend, nur sie trauen sich selbst nicht. Sie sind gewohnt, dass jeder sie anspricht, um ihnen etwas zu verkaufen oder aufzudrücken. Aber wenn sie merken, dass du das gar nicht willst, suchen viele Menschen nach Kommunikation, nach Gespräch, nach jemandem, der sich für sie interessiert.
Wenn wir in diesen kleinen Gesprächen des Alltags Gott die Freiheit geben, einfach mal den Glauben, das Gebet, die Bibel hineinzubringen – nur mit einem Satz oder zwei – wirst du merken: Erst passiert erst mal nichts. Aber mach das mal ein paar Monate, und du wirst Rückmeldungen bekommen. Dann kommen plötzlich Fragen: „Wie meinst du das eigentlich? Ist das nicht komisch, was du da sagst?“ Dadurch entwickelt sich etwas, und da kommt mehr daraus.
Am Ende wissen wir: Es gibt keine Strategie, die einen Nichtgläubigen von uns aus zum Christen machen kann. Die einzige Strategie ist, dass Jesus das Herz erreicht. Und er kann uns dafür gebrauchen. Das, was wir beitragen können, sind erst einmal diese kleinen Angebote, diese Bröckchen vom Glauben, die wir weitergeben. Die hören Leute, und es bleibt immer etwas übrig.
Wenn du dich nicht traust, mach es so wie ich auch: Fang an, für deine Nachbarn zu beten. Nicht nur einmal, sondern sag: „Herr Jesus, du kennst sie, du weißt, sie brauchen dich auch. Gibst du mir eine Gelegenheit, dass ich mal irgendwas von dir sagen kann? Irgendeine Kleinigkeit, vielleicht nur: ‚Ach, Jesus hat mir geholfen, als ich krank war‘ oder ‚Oh, super, Jesus hat uns heute ein richtig tolles Wetter gegeben‘.“ Dann werden die Leute überrascht sein.
Wenn du dafür betest, kann ich dir garantieren: Es vergehen keine paar Wochen, und du wirst eine Gelegenheit haben, wo du etwas über Jesus sagen kannst. Dann nutze sie. Es braucht ein bisschen Überwindung. Gott wird das schaffen, diese Gelegenheit zu geben, weil er diese Leute ja auch erreichen will.
Wenn wir bereit sind, etwas aus unserer Komfortzone herauszukommen, gibt es zwar ein bisschen Gegenwind. Aber du wirst auch auf Menschen stoßen, die schon lange auf der Suche sind, aber bisher gar nicht wissen, wo sie suchen können und irgendwie herumschlingern. Dafür sollten wir offen sein.
Und das ist auch die Schönheit der Gemeinde: Dass Gemeinde nicht nur etwas ist, das für sich existiert, sondern den Auftrag erfüllt, Jesus zu verherrlichen, positiv über Jesus zu reden und das weiterzugeben, was uns bei Jesus wichtig ist. Dass wir das im Blick haben.
Und wenn du das für die kommende Woche mitnimmst, dann hast du schon einiges zu tun. Du kannst überlegen, wo dein Platz in der Gemeinde ist, ohne auf die Aufgaben der anderen zu schielen, die nicht deine sind.
Oder wenn Gott es dir aufs Herz legt, ermutige mal richtig Leute in der Gemeinde. Vielleicht sind es solche, die schon jahrelang einen Auftrag erfüllen, der nicht so sehr im Mittelpunkt steht. Geh auf sie zu, schreib ihnen eine Mail, ruf sie an und ermutige sie darin.
Finde dann auch deinen Job, deine Aufgabe. Und denk daran: Wenn du in die Gemeinde gehst, solltest du nicht nur bewerten, ob es dir gut getan hat. Wenn es dir gut getan hat, Halleluja, das freut uns alle. Wenn es dir mal nicht so richtig gut getan hat, dann denk nicht gleich, das ist nicht der richtige Platz. Vielleicht war an diesem Sonntag etwas anderes dran.
Vielleicht war da auch eine kritische Rückmeldung Gottes, die dich herausfordert. Vielleicht war an diesem Sonntag auch dran, dass du jemand anderen ermutigen sollst, und nicht du selbst. Denn wir gehören doch zusammen. Es geht nicht nur um dich, sondern auch um den, der neben dir sitzt und um die anderen weiter hinten.
Denk auch daran: Du bist Anhänger Jesu Christi, du bist Teil der Gemeinde Jesu Christi. Dein Auftrag ist es, begeistert von Jesus zu sein und begeistert von Jesus zu reden. Wenn dir das fehlt, bitte darum, dass Gott dir die Begeisterung gibt. Bitte darum, dass er dir die Gelegenheit gibt, begeistert von ihm zu anderen Menschen zu sprechen.
Das ist ein Gebet, das Jesus erhören wird, weil es ganz in seinem Sinn ist. Wenn du betest: „Bitte mach mich reich“, könnte es sein, dass Gott sagt: „Nein, das ist nicht dein Job, kommst du nicht!“ Aber wenn du bittest: „Bitte gib mir die Gelegenheit, von dir zu reden“, ganz im Sinne Jesu, dann wird er das machen. Du musst sie nur erkennen und mutig nutzen.
Das wünsche ich dir für die nächste Woche. Ich bete an dieser Stelle gerne noch mit euch:
Herr Jesus, vielen Dank dafür, dass Gemeinde nicht unsere Strategie und nicht unsere Idee ist und auch nicht unsere Hauptverantwortung. Danke, Herr Jesus, dass du dir Gemeinde ausgedacht hast und dass sie überhaupt nur deshalb funktioniert, weil du jeden einzelnen von uns berufen, ausgerüstet und begabt hast für Gemeinde.
Ich möchte dir danken für all die Geschwister, die heute Morgen hier sind und dir nachfolgen wollen. Ich möchte dich bitten, dass du sie noch mehr befähigst und motivierst. Dass du sie gebrauchen kannst und sie erkennen, wo du sie einsetzen willst – als Auge, als Fuß, als Nase, als Ohr in der Gemeinde, da wo ihr Platz ist. Und dass du ihnen Freude daran gibst.
Bei denen, die noch am Suchen sind, möchte ich dich bitten, dass du ihnen innerlich oder durch Geschwister deutlich machst, wo der Platz ist, an dem du sie gebrauchen willst. Ich möchte dich bitten für diejenigen, die sich etwas zurückgezogen haben, die skeptisch aus der Ferne beobachten, dass du ihnen zeigst: Du willst auch sie gebrauchen. Manchmal vielleicht durch das, was jetzt nicht unbedingt ein Gewinn für sie ist.
Ich möchte dich bitten, dass wir nie diese Perspektive aus dem Blick verlieren, dass Gemeinde nicht Selbstzweck ist. Sondern dass wir dich verherrlichen wollen, weil wir erlebt haben, dass du unser Leben verändert hast. Du hast uns eine ganz andere Perspektive auf die Welt und unser Leben gegeben.
Ich bitte dich, dass du uns Gelegenheiten gibst, in der nächsten Woche begeistert von dir zu reden. So dass wir dich nicht irgendwo abschieben, sondern dass du im Alltag mit dabei bist. Und dass Menschen in unserer Umgebung immer wieder merken, dass wir begeistert von dir sind, weil wir dich kennengelernt haben – den allein Vertrauenswürdigen, den allein Vollkommenen, Ewigen, Wahrhaftigen und Wirklich Liebevollen.
Vielen Dank dafür, dass wir dich kennen dürfen. Amen.
An dieser Stelle sage ich gerne noch: Vielen Dank.