Einführung und Psalm 23 im Überblick
Wir befinden uns im ersten Buch der Psalmen, das von Psalm 1 bis Psalm 41 reicht. Gestern habe ich versprochen, dass wir uns heute noch Psalm 23 anschauen wollen, und das möchten wir nun tun.
Ich lese den Psalm zuerst vor. Es ist eine etwas andere Übersetzung, aber Sie werden gleich hören: „Yahweh ist mein Hirte, mir fehlt nichts. Auf Auen mit zartem Gras lässt er mich lagern, er führt mich zu Wassern der Ruhe, er stellt meine Seele wieder her. Auf rechten Pfaden leitet er mich um seines Namens willen. Auch wenn ich durch das Tal des Todesschattens gehe, fürchte ich kein Übel, denn du bist bei mir. Dein Stock und dein Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde, du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher ist voll Überfluss. Ja, Gutes und Gnade werden mir folgen alle Tage meines Lebens, und ich werde bleiben im Haus Yahwes für lange, lange Zeit.“
Psalm 23 besteht aus 55 hebräischen Wörtern. Vorne sind 26 Wörter, hinten sind ebenfalls 26 Wörter, und in der Mitte sind genau drei Wörter. Diese drei mittleren Wörter sind „denn du bist bei mir“. Auf Deutsch sind es fünf Wörter, aber im Hebräischen sind es nur drei: „ki atah imadi“, was „denn du bist bei mir“ bedeutet.
Das Wort, das exakt im Zentrum des Psalms steht, ist „du“. Dieses Gedicht ist wunderschön, und viele Menschen haben schon entdeckt, wie schön dieses Lied ist.
Zuerst spricht der Psalm von Yahweh und verwendet immer „er“. Doch an einer Stelle wechselt die Anrede von „er“ zu „du“. Genau an dieser Stelle, in der Mitte des Psalms, steht die Zeile: „Denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab trösten mich.“ Diese Zeile ist die Mittelzeile des Psalms.
Die mittleren drei Wörter „du bist bei mir“ sind umrahmt von 26 Wörtern vorne und 26 Wörtern hinten. Die Zahl 26 ist die Zahl Yahwes. Schön, dass so viele Kinder dabei sind – ich freue mich sehr! Heute wird es sicher nicht schwer für euch, denn die meisten von euch kennen den Psalm bereits auswendig, oder?
Liebe Eltern, nehmen Sie ruhig die Kinder mit. Ich werde mich bemühen, dass auch für die Kinder etwas dabei ist. Heute ist es ganz leicht.
Noch einmal: 26 ist die Zahl Yahwes. Und wie oft kommt Yahweh im Psalm vor? Kinder, wie oft kommt Yahweh vor? Bitte? Zweimal. Einmal ganz vorne und einmal fast ganz hinten.
Der Dichter hat das bewusst so gemacht. Er lässt Yahweh nur zweimal vorkommen. Der Herr steht vorne und der Herr steht hinten. Und in der Mitte heißt es: „Du bist bei mir.“ Das bedeutet, der Herr ist rund um mich herum, und in der Mitte ist er ganz nah.
Herrlich, dichterisch – schon die Form zeigt genau die Aussage des Liedes. Die wichtigste Aussage des Liedes ist, dass Yahweh bei mir ist, die Gegenwart Yahwes, des guten Hirten. Das ist das Thema.
Einleitung und Kontext des Psalms
Wir werden uns diesen Psalm jetzt etwas genauer anschauen. Zuerst einige einleitende Gedanken.
Wir begeben uns gedanklich nach Israel, in das jüdische Hochland. Dieses Hochland liegt etwa 500 bis 700 Meter hoch. Es erstreckt sich über etwa 50 Kilometer in der Länge und 25 Kilometer in der Breite. Der Boden dort ist sehr trocken, wurzelig und steinig. Man konnte ihn nicht gut für Ackerbau nutzen, so wie man es an anderen Orten getan hätte.
Deshalb lebte man hier hauptsächlich von der Viehzucht. Viehzucht bedeutete meistens Schafe und Ziegen, also Kleinvieh. Dafür brauchte man Hirten. Das Hirtenleben in Palästina war sehr hart. Aber die Schafe brauchen einen Hirten, denn ohne ihn würde die Herde zugrunde gehen.
Es gibt wenig Gras, deshalb muss man ständig umherziehen, von einem Ort zum nächsten. Es gibt keine Zäune oder Mauern für die Schafe, weil man ständig in Bewegung ist. Die Hirten müssen immer darauf achten, ob die Schafe beieinander sind.
Es gibt viele Gefahren. Zum Beispiel gibt es giftige Pflanzen. Wenn die Schafe diese fressen, sterben sie. Außerdem brauchen sie Wasser, aber es kann auch Stellen geben, an denen zu viel Wasser ist. Dann können Stürme auftreten.
Ich habe einmal mit einem Hirten gesprochen, der sowohl Gemeindehirte als auch Schafhirte ist. Er erzählte mir, dass er 250 Schafe hat. Er sagte, es sei sehr schwer, mit den Schafen umzugehen, weil sie heikle Tiere sind. Wenn sie zu saftiges Gras bekommen, können sie krank werden und sterben.
Er berichtete, dass ihm viele Schafe gestorben sind, weil das Gras zu nass und zu saftig war. Im Laufe der Zeit sind viele seiner Schafe gestorben, weil er etwas falsch gemacht hatte. Es ist eine eigene Wissenschaft, die Schafe richtig zu führen und ihnen das Richtige zu geben.
Damals gab es auch noch Raubtiere wie Wölfe, Pumas, Löwen und Bären. All diese Tiere gab es in Israel. Es gab auch Diebe, die sich gelegentlich ein Schaf stahlen. Es gab also viele Gefahren.
David war ein Hirte, schon als Junge. Er wusste genau, was es bedeutet, ein Hirte zu sein – lange bevor er König wurde.
Die neun Themen des Psalms 23
In diesem Psalm begegnen uns mehrere Themen.
Das erste Thema ist: Yahweh ist mein Hirte, ich habe keinen Mangel (Vers 1).
Das zweite Thema betrifft die Versorgung: Er lagert mich, er führt mich.
Das dritte Thema handelt von Erfrischung und beständiger Führung: Er erquicket meine Seele, er leitet mich auf rechtem Pfad.
Das vierte Thema steht in Vers 4 und beschreibt den Schutz in jeder Lage, auch wenn ich gehe im Tal des Todesschattens.
Das fünfte Thema ist die Ursache für all dies: Yahwes Gegenwart und Trost. Das Zentrum lautet: Denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab trösten mich.
Das sechste Thema ist Stärkung und Beruhigung angesichts von Feinden, wie es in Vers 5a heißt: Du deckst mir den Tisch angesichts meiner Feinde.
Das siebte Thema ist die Ausrüstung und reichliche Sättigung.
Das achte Thema betrifft die Versorgung für die Zukunft: Nur Gutes und Gnade werden mir folgen mein Leben lang.
Und das neunte Thema beschreibt das herrliche Ziel: Ich bleibe wohnen im Hause Yahwehs immerdar.
Wir wollen uns diese Themen nun gemeinsam etwas näher anschauen.
Das erste Thema: Yahweh als Hirte und Lebensinhalt
Das erste Thema beginnt einfach: Yahweh ist mein Hirte. Das ist der Schlüssel und der Lebensinhalt der Schafe. Yahweh ist mein Hirte, und weil er mein Hirte ist, fehlt mir nichts. Luther hat übersetzt: „Mir wird nichts mangeln.“
In der hebräischen Poesie gibt es jedoch eine Regel, dass diese Zeitform hier Gegenwart bedeutet. Es müsste also besser übersetzt heißen: „Der Herr ist mein Hirte, mir mangelt es nicht“ oder „ich habe keinen Mangel“. Es geht um die Gegenwart, nicht um die Zukunft.
David sagt hier von sich aus, dass Yahweh sein Hirte ist. Was tut ein Hirte? Ein Hirte tut dreierlei: Er geht den Schafen voran, er sorgt dafür, dass sie die richtige Nahrung haben, und er beschützt sie. Er scheut weder Mühe noch Arbeit, um die besten Futterstellen zu finden – gutes Weideland, guten Unterschlupf. Seine erste Tätigkeit am Morgen ist, nach den Schafen zu schauen. Wie geht es den Schafen? Sein erster Kontakt am Morgen sind die Schafe.
Sein beständiges Auge ruht den ganzen Tag wachsam auf seinen Schafen. Und in der Nacht hat er zwei offene Ohren, die macht er nicht zu, sondern lässt sie offen. Er wacht sehr bald auf, wenn die Schafe unruhig werden.
In Psalm 121, Vers 3 lesen wir: Der Herr schläft nicht, der Hüter Israels schläft nicht und schlummert nicht. Siehe, Vers 4: „Er schlummert nicht, noch schläft er, der Hüter Israels, der Hirte Israels.“ Vers 5, Psalm 121, Vers 5: „Jahwe ist dein Hüter, Jahwe ist dein Schatten über deiner rechten Hand. Des Tages sticht die Sonne dich nicht, noch der Mond des Nachts. Jahwe behütet dich vor allem Übel, behütet deine Seele.“
Jahweh behütet deinen Ausgang und deinen Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Nicht „behüte“, sondern „behütet“ – das ist Tatsache, kein bloßer Wunsch. Jahwe, der Herr, behütet deinen Ausgang und deinen Eingang bis in Ewigkeit.
Das ist es, was wir brauchen – was jeder Mensch braucht und was David brauchte: einen, der vorangeht, einen, der mich nährt und der mich schützt. Einen Herrn und einen Helfer. Was ist ein Gott? Ein Gott ist ein Herr und ein Helfer.
Im Alten Testament werden die Könige oft Hirten genannt, vor allem in Hesekiel 34. Dort nennt Gott die Könige Israels „Hirten Israels“, weil sie sich um die Schafe, das Volk, kümmern sollten. Der Herr war der eigentliche Hirte des Volkes, und David wusste das. Nur der Herr ist der eigentliche, wirklich gute Hirte.
Gerade weil der Herr Davids Hirte war, konnte David später ein sehr guter Hirte seines Volkes werden – ein guter König, Stellvertreter des großen Hirten. Der König war Stellvertreter.
Im Neuen Testament werden die Ältesten Hirten genannt. Zu neutestamentlicher Zeit gab es mehrere Älteste, wo Christen waren. Sie wurden Hirten genannt, nicht Könige. Sie waren nicht Herrscher, sondern Unterhirten des eigentlichen großen Hirten. Sie tun den Dienst eines Hirten: Sie wachen, sie nähren, sie sorgen dafür, dass das Volk gute Speise hat, und sie gehen voran.
Gleichzeitig sind sie selbst Schafe. Sie bestimmen nicht über jedes einzelne Tun jedes Schafes. In 2. Korinther 1, Vers 24 heißt es: „Nicht, dass wir Herren sind über euren Glauben, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude; ihr steht nämlich durch den Glauben.“ Jeder in der Gemeinde ist Hüter seines Bruders und seiner Schwester.
In 1. Mose 4 wird gefragt: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ Die Antwort lautet ja, natürlich. Kain, der ältere Bruder, sollte Hüter seines jüngeren Bruders sein.
Hirten sein – wenn Christus unser Hirte ist. In 1. Petrus 2, Vers 25 lesen wir vom Wächter unserer Seele: „Ihr wart wie irrende Schafe, ihr seid nun jedoch umgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen.“ Wenn es einen guten Seelsorger gibt, der wirklich helfen kann, dann ist es der Herr der Herrlichkeit – Hirte und Aufseher unserer Seelen. Das ist wirklich ein Seelsorger.
Das ist, was jeder Mensch im Kern braucht und wonach sich jeder Mensch sehnt, der auf dieser Erde lebt. Jeder Mensch sehnt sich nach einem Hirten – und zwar nach dem Hirten, dem wirklich an den Schafen gelegen ist. Jeder Mensch braucht Führung, jeder Mensch braucht jemanden, der sich um ihn kümmert.
Wir sind Geschöpfe seit der Schöpfung der Welt, wir sind Geschöpfe, die auf Führung angewiesen sind. Der Mann ist das Haupt der Frau, aber nur in begrenztem Maße ist er ein Herr. Die Frau ist die Hilfe des Mannes, aber auch nur in begrenztem Maße.
Der Herr der Herrlichkeit ist jedoch ein Herr und ein Hirte, ein Herr und ein Helfer in unbegrenztem Maße – er ist es im absoluten Sinne. Genau das ist es, was wir brauchen.
Wenn ich den Herrn zu meinem Hirten gemacht habe, dann habe ich es gut. Dann habe ich das Große losgezogen.
Dass der Herr das Volk Gottes hier mit einer Schafherde vergleicht, ist sehr ernüchternd. Schafe sind Herden- und Herdentiere, ängstlich und zaghaft. Sie sind eigensinnig, manchmal, und auf Führung angewiesen. Sie sind nicht gerade die intelligentesten Tiere.
Wenn sich ein Schaf verläuft, findet es nicht mehr zurück. Es ist ein bisschen orientierungslos, hilflos und schwach. Sie können sich nicht verteidigen, nicht einmal die Männchen, die Witter, denn ihre Hörner sind rund und gebogen. Wie will man da kämpfen, wenn die Hörner gebogen sind?
David sagt: „Ich habe keinen Mangel.“ Das heißt: Mir fehlt nichts. Wie kann David so etwas sagen?
Wir haben gestern gelesen, dass das Königtum Davids am Boden war. Absalom, sein eigener Sohn, rebellierte gegen den König. Im ersten Buch der Psalmen von Psalm 3 bis Psalm 41 gibt es viele Klagepsalmen. Ich glaube, man kann 31 Klagepsalmen in diesem Buch zählen. Da wird immer wieder geklagt und geklagt.
Wie kann David sagen: „Ich habe keinen Mangel“? Es gab doch so vieles, was ihm fehlte: ein Haus, eine Familie, er war auf der Flucht, ein Thron, Wärme, Anerkennung, die Liebe seines Volkes. Wie kann er sagen, ich habe keinen Mangel?
Er sagt es deshalb, weil Yahweh sein Hirte ist und weil er auf Yahweh blickt, den Herrn der Herrlichkeit.
Paulus hat einmal gesagt, in Philipper 4, ich lese das vor: „Nicht, dass ich von Mangel spreche, denn ich habe gelernt, in dem, worin ich bin, zufrieden zu sein. Ich weiß, was es heißt, erniedrigt zu werden, ich weiß, was es heißt, reich zu sein. In jeder Lage, in allem bin ich eingeweiht, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl reich zu sein als auch Mangel zu haben. Ich bin stark für alles in dem, der mich stets innerlich kräftigt, Christus.“
Vers 18: „Ich habe von allem genug und reichlich.“ Vers 19: „Aber mein Gott wird bis zur Fülle alles geben, was ihr bedürft, nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.“
Paulus hat also das gelernt, was David auch gelernt hatte: Nicht Hauptsache gesund, nicht Hauptsache ich habe alles, sondern Hauptsache der Herr ist gegenwärtig.
Im Psalm 24 lesen wir, Psalm 24, Vers 1: „Dem Herrn gehört die Erde und alles, was darinnen ist.“ Wenn dem Herrn alles gehört, dann brauche ich wirklich nichts. Wenn ich den Herrn habe, dann habe ich alles, was ich brauche.
Gott bestimmt, was gut ist für mich, Gott bestimmt, was Mangel ist und was nicht Mangel ist. Er weiß genau, was ich brauche, und er hat mir alles gegeben, was ich brauche. Das, was ich jetzt nicht habe, brauche ich jetzt nicht.
Das ist das Geheimnis der Glückseligkeit, der Genügsamkeit, der Gelassenheit – Vertrauen in den Herrn.
Manchmal sind wir ein bisschen unzufrieden: über den Ehepartner, über uns selbst, über unsere Situation, über die Schule oder irgendetwas anderes. Dann lernen wir, dass der Herr die Situation, in die er mich hineingestellt hat – der Platz, wo er mich hingestellt hat – genau richtig für mich ist.
Der Psalmist, der oft mit Löwen zu tun hatte, der David, hat einmal geschrieben: „Junge Löwen darben und hungern, aber die, die den Herrn suchen, entbehren kein Gut.“ (Psalm 34, Vers 11)
Junge Löwen darben und hungern, aber die, die den Herrn suchen, entbehren kein Gut. Die haben alles Gute.
Wir wünschen zum Geburtstag alles Gute. Wir haben alles Gute schon. Wir haben es schon.
Das nächste Mal, wenn Ihnen jemand alles Gute zum Geburtstag wünscht, sagen Sie ihm einfach: „Ich habe es schon. Ich habe schon alles Gute. Ich habe den Herrn.“
Psalm 84, Vers 12: „Jahweh, Gott, ist Sonne und Schild. Jahweh gibt Anmut und Herrlichkeit. Kein Gutes versagt er denen, die in Lauterkeit wandeln.“
Kein Gutes hält er uns vor, vorenthält er uns. Er nimmt uns nichts, und er gibt uns alles.
Alles Gute, alles Gute kommt von oben, sagt Jakobus: Alles Gute kommt von oben, von dem Vater der Lichter, der immer derselbe ist. Er kann mit Veränderung leben, aber er selbst verändert sich nicht.
Er hat die Lichter geschaffen – die Sonne, den Mond und die Sterne. Die sind mal hell, mal dunkel und so weiter. Er kann mit Veränderung leben, aber er verändert sich nicht.
Dieser ist mein Hirte. Also darf ich voll sein von der Güte des Herrn.
Was fehlt dir? Was möchtest du? Die Lösung ist der Herr Jesus. Brauchst du irgendetwas? Die Lösung ist der Herr Jesus. In ihm habe ich einen guten Hirten.
Wenn ich das erkannt habe, dann brauche ich keine weiteren Wünsche zu haben.
Wenn wir wirklich davon überzeugt sind, dass Gott uns liebt und dass er ein guter Hirte ist, dann brauche ich mich nicht zu sorgen, dass ich etwas verpassen werde, was er für mich vorgesehen hat.
Manchmal denkt man, ich muss das und jenes noch haben, sonst verpasse ich etwas. Wenn ich an einen Gott der Liebe glaube, dann brauche ich keine Angst zu haben, dass ich etwas Gutes verpassen werde.
Der Herr wird mir alles darreichen, was ich brauche, zu seiner Zeit. Er ist der Eigentümer der Schafe. Für ihn gibt es keine größere Freude, als zu sehen, dass es seinen Schafen gut geht.
Was wollen wir mehr als einen Hirten, der schauen möchte, dass es seinen Schafen gut geht?
Der Hirte, mit dem ich gesprochen habe, da in Deutschland im Norden, hat gesagt: „Ich kümmere mich um meine Schafe, und ich will, dass es meinen Schafen gut geht.“
Und dann denke ich an meinen Gott, der auf mich schaut und sagt: „Ich kümmere mich um dich, und ich möchte, dass es dir gut geht, jedem einzelnen Schaf.“
Das zweite Thema: Versorgung und Ruhe
Nun müssen wir weitermachen. Zweites Thema, Vers 2: Er lagert mich auf Auen von zartem Gras. Dort lässt er mich lagern, also auf einer Wiese mit zartem, jungem Gras. Er führt mich zu Wassern der Ruhe.
Der Hirte sorgt dafür, dass die Schafe das beste Futter, das beste Weideland und Wasser bekommen. Philipp Keller, ein Hirte, schreibt in einem Buch: Es ist fast unmöglich, Schafe zum Hinlegen zu bewegen, es sei denn, vier Bedingungen sind erfüllt. Welche Bedingungen sind das?
Erstens: frei von Angst.
Zweitens: frei von Spannungen.
Drittens: frei von Störenfrieden.
Viertens: frei von Hunger.
Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, legen sich die Schafe hin und schlafen.
Schafe sind schreckhafte Tiere. Wenn irgendwo ein Feldhase hochspringt, erschrecken sie sofort. Und wenn ein Schaf erschrickt, erschrecken sich alle anderen auch. Dann laufen sie plötzlich durcheinander. Aber wenn der Hirte da ist, wenn er daneben steht, sind sie nicht schreckhaft. Denn der Hirte ist da. Die Gegenwart des Hirten ist das beste Beruhigungsmittel für die Schafe.
Das Leben ist so unsicher. Es gibt viele Dinge, die uns erschrecken können: Arbeitslosigkeit, Inflation, Unfälle, Krankheit, Katastrophen, Verführungen, Verfolgungen, Streit und das dunkle Unbekannte – und vieles mehr.
In Psalm 4, Vers 9 lesen wir: „In Frieden will ich mich niederlegen und schlafen, denn du, Herr, du allein schaffst mir sicheres Wohnen.“ Das ist es: Du, Herr, schaffst mir sicheres Wohnen.
Kinder, wenn ihr nicht schlafen könnt, an wen müsst ihr denken? Natürlich an den guten Hirten. Manche sagen, man solle Schafe zählen, vielleicht sollten wir gute Hirten zählen. Denn es gibt einen so wunderbaren, guten Hirten.
Frei von Angst, frei von Spannungen – Schafe sind Herdentiere, Gesellschaftswesen, die Harmonie brauchen. Deshalb ist es wichtig: Schafe haben manchmal Konkurrenzkämpfe und Eifersucht. Es gibt die Stossordnung. Der eine stößt den anderen weg.
Bei den Hühnern gibt es die Hackordnung. Sobald der Hirte da ist, gibt es keine Stöße mehr. Wenn der Hirte da ist, herrscht Ruhe. Interessant: Die Gegenwart des Hirten löst die Spannungen auf und beendet alle Machtkämpfe.
Gibt es das unter Christen auch, Machtkämpfe? Nein, natürlich nicht in Bielefeld, das weiß ich, aber irgendwo weit weg gibt es sogar unter Christen Machtkämpfe. Wir brauchen doch gar nicht mehr sein zu wollen, als wir sind.
Wenn wir uns bewusst sind, dass der Herr gegenwärtig ist, dann brauchen wir nicht mehr. Da sagt der eine: Ich bin höher, ich bin näher bei der Sonne als du. Du bist zwei Zentimeter kleiner als ich, und ich bin näher bei der Sonne als du. Also bitte, was machen schon zwei Zentimeter aus bei so einer Entfernung zur Sonne?
Manchmal sind wir so: Ich bin mehr als du. Ich bin zwei Millimeter größer. Wenn der Hirte da ist, wenn wir uns bewusst sind, dass der Hirte da ist, hört das alles auf.
Das Dritte sind Ärger und Störenfriede. Die Schafe haben manchmal Ärger. Da gibt es Zecken, Flöhe und sonstige Insekten, die stören. Bei uns sind das vielleicht missmutige Dinge, Launenhaftigkeiten, Enttäuschungen oder etwas anderes, das uns nicht passt.
Und dann gibt es Hunger. Die Schafe sind hungrig. „Wenn sie hungrig sind, werden sie sich nicht schlafen legen“, sagt der Hirte. Hungrige Schafe legen sich nicht schlafen. Aber wenn der Hirte da ist, gibt es auch etwas zu essen.
Es braucht Arbeit, um die Schafe auf die gute Weide zu führen. Ein Hirte hat viel zu tun, vor allem in Israel. Er muss genau schauen, wohin er geht, damit die Schafe genügend bekommen. Aber der Hirte ist weise.
Manchmal muss er auch bewässern, Steine wegräumen, Wurzeln ausreißen oder giftige Pflanzen vorher entfernen. Ein hungriges Schaf ist ständig auf den Beinen und bringt dem Besitzer nicht viel. Da kann man keine Milch nehmen, keine Wolle gewinnen. Ein hungriges Schaf braucht zuerst etwas zu essen.
Der Hirte sorgt dafür. Er leitet mich, er führt mich zu Wassern der Ruhe, zu stillen Wassern. Schafe trinken nicht aus schnell fließenden Bächen. Sie trinken nicht aus Flüssen, die schnell fließen.
Was macht der Hirte? Er staut das Wasser auf. Dann wird das Wasser ruhig, und die Schafe können trinken.
Wenn wir geistlich durstig oder hungrig sind, müssen wir zum guten Hirten gehen. Dort kann unsere Seele ruhen.
Es gibt ein Lied, das heißt „Auf dem Lamm ruht meine Seele“. Wir könnten auch singen: „Auf dem guten Hirten ruht meine Seele“ oder „Bei dem guten Hirten kommt meine Seele zur Ruhe“.
Das dritte Thema: Wiederherstellung und Führung
Das dritte Thema ist der dritte Vers. Es geht um Wiederherstellung und Erfrischung. Meine Seele erfrischt er oder stellt sie wieder her, bringt sie zurück. Es geht um Wiederherstellung. Er führt mich auf rechter Straße.
Im geistlichen Leben ist es ähnlich: Man braucht beständig Erfrischung. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei mir ist es nicht so, dass ich jedes Mal, wenn ich die Bibel lese, große Entdeckungen mache. Nein, oft liest man einfach die Bibel, weil man die Bibel liest.
Manchmal isst man etwas und hat danach schon vergessen, was man gegessen hat. Wissen Sie noch, was Sie vorgestern am Abend oder am Morgen gegessen haben? Vielleicht erinnern Sie sich am Morgen noch, aber was haben Sie letzten Freitag zu Mittag gegessen? Ich weiß es nicht mehr. Aber ich bin immer noch kräftig, die Energie ist da.
Ähnlich ist es mit der Bibel. Vielleicht wissen Sie nicht mehr, was Sie gelesen haben oder was der Prediger gesagt hat, aber Sie wissen, dass es gut war. Geht es Ihnen auch so? Die Antwort lautet oft: Es war gut. Man fragt: Wie war die Predigt? – „Ja, es war gut.“ Was hat er gesagt? – „Ich habe es vergessen, aber es war gut.“
Sie haben geschmeckt und etwas bekommen. Man muss sich nicht immer an alles erinnern. Aber was wir brauchen, ist ständige Erfrischung, eine ständige Erweckung unserer Lebensgeister. Wenn man erschöpft und müde ist, braucht man Kohlenhydrate, weil man viel gelaufen ist oder anderweitig erschöpft wurde. Nach einer Mahlzeit lebt man wieder auf, man wird erfrischt.
Geistlich brauchen wir das ständig. Darum dürfen wir beten: Herr, ich brauche Frische, ich brauche etwas Frisches.
Das war Gottes Wort, das immer spricht. Ich höre manchmal Leute beten: „Herr, sprich du zu uns!“ Das macht er sowieso, wenn man die Bibel liest oder wenn die Bibel vorgelesen wird. Dafür muss man nicht extra beten.
Beten sollten wir eher: „Herr, hilf mir hören!“ oder „Herr, öffne mir die Augen, dass ich erkenne die wunderbaren Dinge deines Wortes!“
Er leitet mich auf geraden Pfaden des Rechten, auf Wegen der Richtigkeit. Pfade sind eingelaufene Spuren, Trampelpfade. Wenn man immer wieder über eine Wiese läuft, entsteht mit der Zeit ein Pfad.
Kennt ihr das, Kinder? Wenn ihr immer über dieselben Stellen auf der Wiese lauft, entsteht mit der Zeit ein Pfad. Das ist ein Trampelpfad.
Wenn Schafe anfangen, aufregend neue Pfade zu erkunden, geraten sie in Schwierigkeiten. Sie brauchen Führung auf Pfaden, die schon eingegangen sind. Sie brauchen einen Weg, einen Führer, der ihnen zeigt, wo es langgeht. Sonst können sie sich nicht orientieren und finden nicht mehr zurück.
Jeder braucht Führung, und wir sind darauf angelegt, geführt zu werden. Deshalb brauchen wir täglich Erfrischung und beständige Führung vom Herrn.
Oft betet man: „Herr, wie soll ich gehen? Wo soll ich jetzt langgehen? Soll ich diesen Weg oder jenen gehen? Bitte führe mich, leite mich, dass ich den rechten Weg gehe, den Weg des Richtigen, nicht den Weg der Verkehrtheit.“
Der Herr gibt Hilfe. Durch sein Wort zeigt er uns manchmal Hinweise: „Schau, das ist ein Prinzip, nach dem Wort Gottes macht man so und nicht so.“ Man lernt vielleicht auch von anderen Christen, die schon oft solche Wege gegangen sind. Sie sagen: „Du musst auf dies und jenes achten.“
Das Wichtigste ist, auf den Herrn zu achten, ihn im Auge zu behalten. Der Herr führt immer nur bis zur nächsten Kurve. Bei der nächsten Kurve sehen wir dann weiter, wo der Weg weitergeht.
Wir müssen nicht den ganzen Weg überblicken. Wir gehen immer nur bis zur nächsten Kurve und schauen dann weiter.
Er leitet mich auf Wege der Gerechtigkeit um seines Namens willen.
Was heißt das? Weil er so heißt. Der Herr ist, wie er heißt. Wie heißt er denn? Er heißt Yahweh, ich bin der, der ich bin, ich bin der Ewige, ich bin der Treue, ich halte mich an mein Wort.
Weil der Herr so ist, wie er ist, leitet er mich. Weil es seinem Wesen entspricht, so gut zu handeln.
Wissen Sie, woher das Wort „Gott“ kommt? Wer kann Englisch? Was heißt „Gott“ auf Englisch? „Gott“ heißt „God“. Und was heißt „gut“ auf Englisch? „Good“. God, good.
Und im Deutschen haben wir es auch: Gott, gut. God is good.
Das deutsche Wort „Gott“ kommt von „gut“, weil Gott gut ist.
Das hebräische Wort für Gott bedeutet stark, weil Gott stark ist, der Mächtige, der Starke.
Gott ist gut und Gott ist stark.
Im Psalm 119 steht: „Du bist gut und du tust Gutes.“ Welche wichtige Eigenschaft!
Weil Gott so gut ist, handelt er auch so. Er leitet mich, weil er das ist, was er ist – weil er gut ist, weil er stark ist und weil er weise ist.
Wir leben aus der Gnade, aus dem Geschenk Gottes.
Das vierte Thema: Schutz im Tal des Todesschattens
Bevor wir das vierte Thema angehen, singen wir noch ein Lied und machen dann weiter mit Psalm 23. Wir sind beim vierten Thema und beim vierten Vers. Es geht um Schutz und darum, ob ich schon im Tal des Todesschattens gewandert bin.
Wir haben gesagt, jeder braucht Führung, und manchmal führt der Hirte ins Schattental. Es kann sogar sein, dass es in Israel ein Tal gibt, das so heißt: das Schattental. Schatten sind für Schafe gefährlich, denn schattige Täler sind dunkel, und Schafe können dort nicht gut sehen. Übrigens, wir Menschen sehen auch nicht gut ohne unseren guten Hirten.
Bei uns zu Hause, in der Schweiz, gibt es einen Bauern, der hat zwei Schafe. Die sind riesengroß. Wenn man sie sieht, denkt man nicht, dass es Schafe sind – aber es sind Schafe. Ich habe gefragt, ob das Waliser Langhaarschafe sind, denn sie sind wirklich riesengroß. Die Bäuerin hat uns erzählt, dass sie sich immer gefragt hat, warum die Schafe nicht rausgelassen werden und warum sie immer wieder auf die Hühner draufsteigen. Jedes Mal sind die Schafe auf die Hühner draufgestiegen, sagt sie. Das liegt daran, dass sie sehr schlecht sehen. Erstens sehen Schafe von Natur aus schlecht, und zweitens hängen ihnen die Haare in die Augen, sodass sie fast blind sind.
Stellen wir uns nun vor, so ein Schaf kommt in ein Schattental. Dort ist es noch dunkler, und es sieht noch weniger. Im Alten Testament wird der Schatten oft mit dem Totenreich oder Todesbereich verbunden. In Hiob 38,17 heißt es: „Hast du die Tore der Schatten gesehen, die Pforten des Todes?“ In Sprüche 9,18 steht: „Die dort sind, gehören dem Schattenreich an. Ihre Eingeladenen sind in den Tiefen des Totenbereiches.“ Jesaja 14,9 sagt: „Der Bereich des Todes unten ist wegen deiner Ankunft in Bewegung, er stört die Schatten auf.“ Und in Matthäus 4,16 lesen wir: „Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Lande und im Schatten des Todes sitzen, ist ein Licht aufgegangen.“
Der Tod und der Schatten hängen im Alten Testament oft zusammen. Das Tal des Todesschattens heißt ganz wörtlich so. Es sind nicht immer nur sonnige Wege, die der Herr seine Kinder führt. Aber dennoch sind es richtige Wege. Gerade vorher haben wir gelesen: „Er führt mich richtige Wege, Pfade des Richtigen.“ Der Herr führt mich auf richtigen Wegen.
Einmal waren die Jünger im Sturm und hatten große Angst. Sie waren im Schiff, und der Sturm war heftig. Wie kamen sie in diesen Sturm? Weiß das jemand? Wer hat sie übers Wasser geschickt? Wer hat gesagt: Fahrt hinüber auf die andere Seite des Sees? Ja, es war der Herr Jesus selbst. Er hat gesagt, sie sollen übers Wasser fahren – mit dem Boot. Außerdem war er selbst noch dabei, aber er schlief. Trotzdem waren die Jünger sehr aufgeregt, als der Sturm kam.
Kennen wir das? Manchmal gerät man in einen Sturm, weil man dem Herrn gehorsam war. Sie sind gehorsam und kommen deshalb in einen Sturm hinein. Aber das Schöne ist: Der Herr ist im Boot. Manchmal scheint es, als ob er schläft, aber er ist sehr wach. Ist man in Gefahr, wenn der Herr Jesus im Boot ist? Muss ich mich fürchten? Es heißt hier: „Ich fürchte nichts Schlimmes, ich fürchte kein Übel.“ Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben, sagte Herr Jesus in Johannes 8,12.
Es gibt keinen Grund zur Furcht im Todesschattental, wenn der Hirte gegenwärtig ist. „Auch wenn ich wandere oder gehe im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Übel, denn du bist bei mir.“ Nun wechselt der Psalm von „er“ zu „du“. Jetzt sind wir im Zentrum des Psalms, im mittleren Vers, mit den mittleren Wörtern. Das fünfte Thema, das Mittelthema von den neun Themen, ist die Ursache für meine Ruhe, mein Wissen und meine Freude: die Gegenwart des Herrn.
Es ist oft eine gesunde Übung, sich bewusst zu machen, dass der Herr gegenwärtig ist – auch heute Abend. Wir müssen ihn nicht spüren. Manchmal beten Geschwister: „Herr, lass mich deine Gegenwart spüren.“ Sie dürfen ruhig so beten, aber bitte erwarten Sie nicht, dass es geschieht. Die Bibel verheißt uns nicht, dass wir den Herrn spüren, riechen, ertasten, sehen oder hören. Der Herr ist unabhängig von unseren fünf Sinnen, mit denen wir mit dieser Welt in Kontakt treten.
Wir haben fünf Sinne, um mit dieser Welt in Kontakt zu treten, aber nicht mit dem Himmel. Der himmlische Herr ist gegenwärtig, und ich muss lernen, unabhängig von meinen Gefühlen und vom Spüren zu leben.
„Dein Stock und dein Stab, die trösten mich.“ Der Stock und der Stab sind eine interessante Sache. Der Stock oder Stecken ist ein knorriger Knüppel. Auf Hebräisch heißt er Scheber. Das ist der Stock. Der Stab, der auch als Wurfspieß verwendet wird, ist ein kurzer Knüppel, mit dem der Hirte wirft. Er schleudert den Knüppel, um die Gegend zu schützen.
Der Stock dient zum Schutz, zur Züchtigung und zum Zählen der Schafe. Er schützt die Herde, indem der Hirte den Knüppel dorthin wirft, wo die Gefahr droht, also dort, wo der Angreifer kommt. Manchmal schlägt er mit dem Knüppel auf die Sträucher, um Insekten wegzutreiben. Manchmal verwendet er den Knüppel, um ein widerspenstiges Schaf zu züchtigen und es zurück zur Herde zu bringen. Es kommt vor, dass er mal eins auf den Rücken gibt. Außerdem dient der Knüppel zum Zählen der Schafe.
Der Hirte setzt sich am Eingang, hält den Knüppel und lässt die Schafe hindurchgehen. Während sie durchgehen, zählt er sie: Sind es immer noch hundert oder fehlt eins? Dabei schaut er auch, ob die Schafe Zecken oder andere Störenfriede haben, die er ihnen entfernen kann.
Der andere ist der lange Hirtenstab. Die Bibelstelle dazu ist Hesekiel 20,37: „Ich werde euch unter dem Stab hindurchziehen lassen und euch in die Bande des Bundes bringen.“ Das Unter-dem-Stab-Hindurchziehen ist das, was der Hirte tut, wenn er die Schafe zählt.
Der Hirtenstab ist groß und gebogen. Das hebräische Wort dafür ist Mischenet, und es kommt von stützen oder sich lehnen. Warum? Weil der Hirte sich darauf stützt und lehnt. Es ist ein fester Stab, der sein Gewicht aushält, aber gebogen ist.
Während der Hirte sich darauf stützt, steht er den ganzen Tag da und schaut zu den Schafen. Manchmal geht er ein bisschen mit dem Stab herum und schlägt beim Gehen leicht auf den Boden. Für die Schafe ist das ein vertrautes Geräusch: „Ah, der Hirte ist da.“
Mit dem Stab kann er auch helfen, wenn Schafe am Boden liegen und nicht aufstehen können. Dann nimmt er den gebogenen Stab und hilft ihnen auf. Ich habe mal zugesehen, wie ein Schaf geboren wurde. Gerade bei der Geburt war ich dabei. Wenn das Kleine auf die Welt kommt, fällt es oft erst einmal um. Es ist zum Erbarmen anzuschauen. Aber dann will das Kleine sofort aufstehen. Da kommt der Hirte und hilft ihm mit dem Stab auf. Gleich nach der Geburt steht das Lamm und stellt sich hin.
Unsere Kinder haben sich über dieses Schaf gefreut und haben immer mit ihm gespielt. Der Hirtenstab dient also zum Helfen, Leiten und als Stütze.
Wenn wilde Tiere kommen, kann sich der Hirte mit Knüppel und Stab so hinstellen, dass er für die Tiere wie ein großes Tier mit zwei Hörnern aussieht. Dann überlegt das wilde Tier, ob es kommen will oder nicht. Der Hirte kann also abschrecken und ein Signal für wilde Tiere setzen.
Wir haben es ja auch mit einem Löwen zu tun, der umherschleicht, brüllt und uns erschrecken, jagen und abbringen will. Der Löwe sucht ein Schaf, das sich von der Herde trennt. Wenn ein Schaf von der Herde getrennt ist, hat der Löwe leichtes Spiel.
Meistens stellt sich das Männchen hin und brüllt. Die Löwin kommt von der anderen Seite, jagt und schaut, ob ein kleines Tier von der Herde wegrennt. Wenn es etwas wegrennt, schneidet die Löwin das Tier ab, und der Löwe hat es.
Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht von der Herde trennen lassen, sondern zusammenbleiben.
Also zurück zum Text: „Denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.“ Ah, der Hirte ist da mit seinem Stecken, dem Knüppel und dem großen Stab. Der Hirte ist da.
Das sechste Thema: Stärkung und Versorgung trotz Feinden
Sechstes Thema: Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Bedränger, du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher ist Überfluss.
Das sechste Thema ist dem vierten Thema sehr ähnlich. Du deckst mir den Tisch angesichts meiner Feinde. Zuvor war ich im Todestal, wo der Tod der Feind war. Im Todestal war es gefährlich. Jetzt aber ist der Feind, der kommt.
Was macht der Hirte? Der Hirte sagt: Komm, lass dich hier nieder, iss etwas. Ich werde das regeln, ich werde mit den Feinden fertig. Du kannst ruhig essen. Schön, oder? Dieser Gedanke ist tröstlich.
Da kommen die Feinde, sie wollen mich erschrecken. Doch der Hirte sagt: Schau nicht auf die Feinde, ich erledige sie. Das entspricht dem Wesen des Hirten. Er ist ein Geber, er deckt den Tisch. Der Tisch ist hier natürlich gutes Gras, gute Weide.
Bei uns ist es nicht nur Gras. Bei uns ist es Himmelsbrot. Ich bin das Brot des Lebens. Komm zu mir! Wer Durst hat, der komme zu mir und esse und trinke.
Ich habe mich mal interessiert: Was haben die Jünger eigentlich mit den zwölf Körben damals gemacht, bei der Speisung der Fünftausend? Herr Jesus hat 5000 Menschen gespeist, und sie haben die übrig gebliebenen Brocken gesammelt.
Was haben sie mit den zwölf Körben gemacht? Für wen waren die zwölf Körbe? Wie viele Jünger waren es? Wie viele Menschen waren es? 5000. Aber die Jünger, die das Brot verteilten, wie viele waren es? Zwölf.
Jeder Jünger hat einen ganzen Korb voll Essen bekommen. Vorher hatten sie keine Zeit zum Essen, sie mussten alles austeilen. Aber jetzt waren sie auch hungrig. Nun hatte jeder einen ganzen Korb voll zu essen.
Das ist mehr als genug. So viel konnten sie gar nicht essen. Versorgt uns schon. Keine Angst, keine Angst. Manchmal müssen wir andere versorgen, aber der Herr gibt auch das eigene Essen mehr als genug.
Das siebte Thema: Ausrüstung und reichliche Sättigung
Weiter das siebte Thema: Du salbst mein Haupt mit Öl, die Ausrüstung, die reichliche Ausrüstung und die Sättigung mit dem Becher, mein Becher fließt über.
Wozu eigentlich das Öl? Wozu brauchen Schafe Öl am Kopf? Haben Sie schon darüber nachgedacht? Ich habe es auch nicht gewusst, sondern es gelesen.
Also, das ist so: Die Nasenfliege spritzt Larven an die Nasenöffnungen der Schafe. Dann kommt der Hirte. Die Larvenfliege ist gefährlich, denn sie wandert in die Kopfhöhle des Tieres und verursacht dort Entzündungen im Kopf des Schafes.
Das Schaf gerät in Panik, wird erschöpft, magert ab, frisst nicht mehr und kann sogar sterben. Was macht der Hirte? Er nimmt Öl und schmiert die Nasen der Schafe ein. Dann kommen diese Fliegen nicht mehr hin, solange das Öl dort ist.
Das ist die Praxis bei den Hirten. Im Alten Testament steht das Öl für Ausrüstung und Kraft. Öl war ein Symbol für Kraft. Der Hirte ist die Ausrüstung, unser himmlischer Hirte ist unsere Ausrüstung mit Kraft.
Er hat uns alle Kraft gegeben, die nötig ist, und schenkt uns reichlich, nicht nur ein bisschen.
Achtes Thema: Versorgung für die Zukunft.
Das achte Thema: Versorgung für die Zukunft
Übrigens: Das siebte und das dritte Thema stehen parallel zueinander.
Beim dritten Thema ging es um Erfrischung und beständige Führung. Beim siebten Thema hingegen ging es um Ausrüstung und reichliche Sättigung.
Das dritte Thema behandelt also Erfrischung, das siebte Thema Ausrüstung und Sättigung.
Das achte Thema lautet: „Fürwahr, Gutes und Freundlichkeit oder nur Gutes und Güte werden mich verfolgen alle Tage meines Lebens.“
Das bedeutet, dass die Güte Gottes hinter mir herläuft, sie jagt mir nach. Ein schönes Bild.
Früher haben Feinde David verfolgt. Jetzt sagt er, dass Gottes Güte ihn verfolgt. Früher waren es Feinde, die ihn verfolgten, jetzt ist es die Güte Gottes.
Alles Gute haben wir schon wieder – alles Gute kommt von oben, alles Gute verfolgt mich.
Ist das nicht genug für uns? Die Güte Gottes, die Freundlichkeit – übrigens heißt das im Hebräischen Freundlichkeit, Güte heißt Freundlichkeit, und Gutes heißt Gutes.
Alles Gute und alle Freundlichkeit laufen mir hinterher. Das heißt, der Herr überhäuft mich mit Güte und Freundlichkeit.
Gott gibt uns nicht alles, was wir uns wünschen, sondern alles, was wir brauchen. Er versorgt uns für die Zukunft. Er sagt: „Hier ist die Zukunftsform: Er wird mich verfolgen.“
Das heißt, es läuft mir nach alle Tage meines Lebens. Also heute läuft es mir nach und auch in der Zukunft, alle Tage meines Lebens, werde ich von Gutem überhäuft.
Das ist parallel zum zweiten Thema. Erinnern Sie sich: Beim zweiten Thema heißt es, er lagert mich auf einer grünen Aue und führt mich zu frischem Wasser.
Da führt er mich zum guten Wasser. Und jetzt verfolgt er mich mit lauter Gutem, jetzt läuft er hinter mir her.
Zuerst führt er mich, und dann läuft er hinter mir her, aber mit Gutem.
Ich habe keinen Mangel. „Habe deine Lust am Herrn, er wird dir geben, was dein Herz begehrt.“
Das neunte Thema: Das herrliche Ziel – Wohnen im Hause Yahwehs
Neuntes Thema, Vers 6c und d:
Ich werde wohnen bleiben im Hause Jachwes, immer da.
Das hebräische Wort für „immer da“ bedeutet „lange, lange, lange Zeit“. Für David bedeutete das: Bis zum Tod werde ich bei Gott bleiben, immer da.
David durfte zwar nie in den Tempel hineingehen, doch er konnte in der Nähe sein. Jedes Jahr freute er sich darauf, mit den Pilgern und Wanderern nach Jerusalem zu ziehen und beim Tempel zu sein. Das war für ihn etwas Wunderbares. Er dachte: Am liebsten würde ich an der Schwelle meines Tempels wohnen, des Herrn, des Tempels in Jerusalem.
Er freut sich auf die Zeit, in der er ganz bei Gott sein wird – nicht nur ein paar Tage in Jerusalem, sondern für immer, auf ewig lange Zeit. Manche Menschen meinen, die Ewigkeit sei ohne Zeit, was völlig falsch ist. Die Ewigkeit ist lange, lange Zeit, die niemals endet. Das ist Ewigkeit. Ewigkeit ist nicht Zeitlosigkeit, sondern lange, lange, lange Zeit.
Die Zeit wird auch dann noch existieren, allerdings nicht so, wie wir sie heute kennen. Sie wird nicht in Tage, Monate oder Jahre gemessen, aber es wird Zeit sein. Man wird genug Zeit haben. Sie brauchen keine Angst zu haben und nicht denken, dass wir dort keine Zeit haben. Nein, wir haben genug Zeit – ja, Ewigzeit!
Alles ist Gnade, alles ist geschenkt. Ich werde wohnen bleiben im Hause Jachwes.
Neutestamentlich gesprochen bedeutet das, dass ich im ewigen himmlischen Jerusalem sein werde. Das himmlische Jerusalem in der Bibel ist ein riesengroßes Heiligtum.
Im Alten Testament ist das Heiligtum gleich lang, gleich breit und gleich hoch. Zehn Ellen sind die Länge, zehn Ellen die Breite und zehn Ellen die Höhe. Das entspricht etwa fünf Metern Länge, fünf Metern Breite und fünf Metern Höhe. Das war das Allerheiligste in der Stiftshütte.
Im Tempel dagegen war das Allerheiligste zwanzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und zwanzig Ellen hoch.
Im himmlischen Tempel ist es zwölftausend Stadien lang. Das sind wie viel? Etwa 300 Kilometer. 2300 Kilometer in der einen Länge, 2300 Kilometer in der anderen Länge und 2300 Kilometer in der Höhe.
Das ist 240 Mal so hoch wie der Mount Everest – also ziemlich hoch. Wenn man von dort hinunterschaut, kommt einem die Erde wie eine kleine Kugel vor.
Das ist jedenfalls groß genug. Das ist auch ein Bild. Keine Angst, es ist noch größer, es ist nur ein Bild.
Das Größte, was man sich damals vorstellen konnte, war die ganze Länge des Römischen Reiches, das ungefähr 2300 Kilometer betrug. Das war das Längste, was man sich denken konnte, und deshalb hatte es diese Maße: Zwölftausend Stadien.
Das ewige Jerusalem ist von wunderbarer Größe. Dort ist genug Platz. Dort ist das ewige Allerheiligste, dort ist Gott selbst. Gott wohnt darin.
Ich sah keinen Tempel. Warum? Die ganze Stadt ist der Tempel, denn Gott selbst ist dort.
Ich werde wohnen bleiben im Hause des Herrn, immer da.
Welch herrlicher Psalm!
Abschluss und Ermutigung
Und noch einmal zurück, damit wir es nicht vergessen: Was ist in der Mitte? Denn du bist bei mir, und er wird uns heute auch begleiten. Vergessen wir das nicht.
Das Zentrum des Psalms ist die wichtigste Aussage des Psalms. Das ist in den anderen Psalmen auch so. Hier ist es auch das Thema des Psalms, und es ist dargestellt in der Form, dass Yahweh ganz vorne ist, Yahweh ganz hinten, und in der Mitte ist er auch bei mir.
Du bist bei mir. Wenn ich mir dessen mehr bewusst bin in meinem Alltag, nehme ich den Psalm 23 mit an die Arbeitsstelle. Sie kennen ihn auswendig, klar, aber nehmen wir ihn mit in Gedanken.
Es ist leicht, wenn man etwas auswendig kennt, zu sagen: „Ah, kenne ich schon.“ Wir müssen jedoch darüber nachdenken, und es tut uns gut, darüber nachzudenken. Möge der Herr uns segnen.
Morgen werden wir fortsetzen mit dem zweiten Buch der Psalmen, Psalm 42 bis 72. Wir wollen hier schließen und stehen auf zum Gebet.