Einführung in das Thema Evangelisation und die Rolle von Predigt und Wundern
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 306: Die Apostel als Evangelisten, Teil 3.
Wir sind beim Thema Evangelisation. In der letzten Episode sind wir bei der Frage stehen geblieben, wie sich Predigt und Wunder zueinander verhalten.
Mir war dabei wichtig, zu zeigen, dass der Glaube aus der Predigt kommt und nicht aus Zeichen und Wundern. Das ist auch irgendwie klar, denn Glaube ist ein anderes Wort für Vertrauen. Vertrauen kann ich nicht in eine noch so wundersame Erfahrung setzen. Vertrauen kann ich nur in eine Person setzen.
Deshalb können Wunder immer nur Hinweise sein – Hinweise auf Jesus, Hinweise auf den, dem es zu glauben gilt und den man dann anrufen soll.
Errettung funktioniert also immer so, dass ich zuerst das Evangelium von Jesus höre und dann dem Evangelium gehorche. Ich glaube an Jesus, das heißt, ich vertraue auf das Angebot, das er mir durch sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung macht.
Und weil ich glaube, rufe ich Jesus als meinen Retter an, bitte ihn, mich zu retten, werde sein Jünger und finde in ihm meinen Herrn und König.
Auf diesem Weg des Verstehens, Glaubens und Anrufens können Wunder eine Hilfe sein. Sie können aber auch einem echten Verstehen im Wege stehen.
Ich denke, wir dürfen es Gott überlassen, wie viele Zeichen und Wunder er durch uns wirkt.
Die besondere Vollmacht der Apostel und der Zweck der Wunder
Aber natürlich darf an dieser Stelle die Frage gestellt werden: Jürgen, wenn Zeichen und Wunder so nebensächlich sind, wie du sagst, warum hat Jesus dann Seine Jünger so im Übermaß mit dieser Gabe ausgestattet?
Diese Frage ist gerechtfertigt. Immerhin haben die Jünger in puncto Wunder wirklich voll gepunktet. In Matthäus 10,8 heißt es: Sie heilten Kranke, erweckten Tote, reinigten Aussätzige und trieben Dämonen aus. Das ist wirklich das volle Programm. Aber warum?
Die Antwort hat etwas mit der besonderen Situation zu tun, in der sich die Jünger befinden. Sie sind nämlich nicht einfach Evangelisten, so wie wir das heute sind, sondern sie sind der verlängerte Arm des Messias. Sie predigen, dass Menschen Buße tun sollen und dass das Reich Gottes nahe ist. Damit verkünden sie auch, dass der Messias vor der Tür steht – womöglich bereits da ist, aber noch weitgehend unerkannt.
Nun müssen wir uns fragen: Welche Erwartungen hatten die Juden an den Messias? Eine Sache, die vom Messias erwartet wurde, waren Wunder. In Jesaja 35,5-6 heißt es: „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet, dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jauchzen wird die Zunge des Stummen.“
Die Jünger weisen mit ihren Wundern ganz wesentlich auf die Erfüllung der Messias-Verheißung hin. Das ist wohl auch der Unterschied zu uns. Wir haben zwar immer noch den Auftrag, das Evangelium zu verkünden, aber heute haben wir als Jünger nicht automatisch die Vollmacht, Kranke zu heilen, Tote aufzuerwecken, Aussätzige zu reinigen oder Dämonen auszutreiben. Einfach deshalb nicht, weil wir nicht dazu da sind, dem Volk Israel seinen Messias zu präsentieren.
Wunder in der Kirchengeschichte und die Rolle der Apostel
Und wie selten Wunder in der Kirchengeschichte wirklich normal sind, zeigt sich auch in der Apostelgeschichte. Dort gibt es zwar Wunder, doch fast ausschließlich sind es die Apostel, die heilen. Man muss schon genau suchen, um Ausnahmen zu finden. Die normalen Christen sind nicht diejenigen, die einfach so Tote auferwecken.
Das wird besonders deutlich bei der Auferweckung der Tabitha. Als sie stirbt, ist für die beteiligten Christen völlig klar, was zu tun ist: Sie rufen Petrus. Sie versuchen nicht selbst, Tabitha wieder zum Leben zu bringen. Aber sie haben die berechtigte Hoffnung, dass ein Apostel wie Petrus dazu in der Lage ist.
In Apostelgeschichte 9,40 lesen wir: „Petrus aber trieb alle hinaus, kniete nieder und betete. Dann wandte er sich dem Leichnam zu und sprach: ‚Tabitha, steh auf!‘ Sie öffnete die Augen, sah Petrus und setzte sich auf.“
Ich habe den Eindruck, dass solche Vollmacht nicht normal ist. Jedenfalls deutet nichts in der Bibel darauf hin, dass jeder Christ als Jünger Jesu automatisch Wunder wirken kann. Eher spricht vieles dagegen.
Selbst Paulus, der wie selbstverständlich den Eutychus auferweckt, und über den es an anderer Stelle heißt (Apostelgeschichte 19,11-12): „Gott wirkte ungewöhnliche Wunder durch die Hände des Paulus, so dass sogar Schweißtücher oder Schürzen von seinem Leib auf die Kranken gelegt wurden und die Krankheiten von ihnen wichen und böse Geister austraten“, stößt bei der Krankenheilung an seine Grenzen.
Er berichtet davon, wie er sich selbst nicht heilen kann und wie er einen kranken Mitarbeiter in Milet zurücklassen muss. Es ist Gott, der wirkt – oder eben nicht wirkt. Vollmacht ist immer gegeben, aber die Wirkung liegt bei Gott.
Für mich sieht es so aus, als hätte der Herr Jesus seinen Aposteln für eine bestimmte Zeit besonders viel Vollmacht gegeben, um auf eindrückliche Weise ihre Evangeliumspredigt zu unterstreichen.
Ich gehe davon aus, dass er auch heute, wo es sinnvoll ist, ähnlich handelt. Ich würde erwarten, dass Wunder gerade im evangelistisch-missionarischen Kontext auch heute noch geschehen. Darüber hinaus würde ich jedoch nicht hinausgehen.
Der Dienst an den Menschen und die Haltung zu materiellen Ansprüchen
Gehen wir weiter: Matthäus 10,8 sagt, dass wir Kranke heilen, Tote auferwecken, Aussätzige reinigen und Dämonen austreiben sollen. Dabei heißt es: "Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt." Der Dienst an den Menschen, denen wir das Evangelium predigen und denen wir mit Gottes Gaben dienen, soll also kostenlos sein.
Dieser kleine Punkt spiegelt sich besonders im Leben der Apostel wider, vor allem im Leben des Apostels Paulus. Er findet sich nicht nur wieder, sondern unterscheidet Paulus wesentlich von den falschen Aposteln und Irrlehrern.
Es ist geradezu ein Kennzeichen falscher Lehrer, dass sie es auf Geld abgesehen haben. So heißt es in 2. Petrus 2,3 über Irrlehrer: "Und aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten kaufen."
Ebenso in Titus 1,11 über jüdische Sektierer: "Indem sie um schändlichen Gewinnes willen lehren, was sich nicht geziemt."
Und in 1. Timotheus 6,5 wird von Lügenrednern gesprochen, die "in der Gesinnung verdorben und der Wahrheit beraubt sind und meinen, die Gottesfurcht sei ein Mittel zum Gewinn."
Genau das ist sie nicht. Unser Leben mit Gott ist kein Mittel zum Gewinn.
Deshalb sollten wir vorsichtig sein, wenn wir Menschen begegnen, die ihren geistlichen Dienst mit Spendenaufrufen verknüpfen und einen teuren Lebensstil pflegen.
Persönliche Erfahrungen und Ermutigung zum Dienst
Mir ist dieser Punkt wirklich wichtig. Ich selbst habe mit Anfang dreißig meinen Job aufgegeben, und wir sind als Familie in den vollzeitlichen Gemeindedienst gegangen.
Ich habe nie einen Bettelbrief geschrieben oder irgendjemanden gebeten, uns zu unterstützen. Meine Theologie war: Entweder bin ich im Auftrag Gottes unterwegs, dann wird er uns versorgen und Herzen bewegen, mir etwas zu geben. Oder ich bin es nicht. In diesem Fall werde ich mir eine Arbeit suchen und wieder wie jedes andere Gemeindeglied in der Gemeinde mitarbeiten.
Warum diese enge Sicht? Ganz einfach: Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt.
Fang heute damit an, für deinen Nachbarn zu beten. Schreibe dir auf, wer in deinem Haus oder in deiner Straße wohnt.
Abschluss und Segenswunsch
Das war es für heute.
Ein Tipp: Du kannst aus den Podcast-Folgen auch Lektionen für Hauskreise erstellen. Falls es dir schwerfällt, Fragen zu formulieren, lade das Skript als PDF auf der Seite chatpdf.com hoch. Die KI unterstützt dich dann beim Formulieren, wenn du einen passenden Prompt in den Chat eingibst. Einen Vorschlag für diesen Prompt findest du im Skript.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.