Nun ist es heute etwas Besonderes, dass wir wieder am richtigen Predigttext sind. Ich glaube, es ist fast ein Jahr her, dass wir von der normalen Reihe abgekommen sind.
Verschiedene haben gesagt, das sei so, als suche man sich seine Schleckereien. Im Gegenteil, es gibt eine Schleckerei in unserer Kirche: dass wir nur über bestimmte Predigttexte predigen.
Deshalb nehme ich gerne Reihen, in denen wir einfach nacheinander, ungekürzt, das Bibelwort auslegen.
Einführung in den Predigtext und seine Bedeutung
Aber nun zu den nächsten Sonntagen, bis wir zu einer neuen Reihe kommen, also dem richtigen Predigttext, der heute überall dran ist. Er steht im Anhang unseres Gesangbuches auf Seite 84: 2. Petrus 1,16-21.
Der zweite Petrusbrief beschäftigt sich sehr intensiv mit der Gefahr, die von Irrlehrern für die Gemeinde ausgeht. Diese könnten die Gemeinde zerstören. Ich weiß eigentlich nicht, wer behauptet hat, dass im Neuen Testament geduldet wird, dass man in den wesentlichen Fragen über Jesus Christus verschiedener Meinung sein könnte. Genau das Gegenteil ist richtig.
Deshalb hat auch die Theologie an dieser Stelle angesetzt und behauptet, der Brief sei vielleicht gar nicht von Petrus. Ich halte das für einen Trick, um diese Aussage abzuschwächen.
Deshalb hören wir nun den Predigttext: 2. Petrus 1,16-21:
Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus, sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen. Denn er empfing von Gott dem Vater Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Und diese Stimme haben wir gehört, vom Himmel kommen, als wir mit Jesus waren auf dem heiligen Berg.
Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet, als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.
Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern von dem Heiligen Geist getrieben haben Menschen im Namen Gottes geredet.
Herr Jesus, deshalb sind wir auch jetzt so auf deinen Geist angewiesen, dass du mit uns redest. Amen!
Die historische Suche nach den ältesten Bibelhandschriften
Dort unten auf der Halbinsel Sinai, wo jetzt eine Truppenentflechtung im Gange ist, unternahm vor 130 Jahren ein junger, 29-jähriger Wissenschaftler eine Expedition. Er war eine Spitzenkraft an den Universitäten Europas im Entziffern unentzifferbarer Handschriften.
Bei Tag konnte er nicht reisen, da die Hitze unerträglich war. Zwölf Tage lang ritt er über den wilden Nub-el-Budra-Pass und durch das tief eingeschnittene Tal Wadi Mahara. Er erzählt ausführlich von den schrecklichen Abenteuern, bis er schließlich zum Katharinenkloster gelangte. Dort schrieb er seiner Braut einen Brief und sagte darin: „Es ist entsetzlich, an den schönsten Orten der Welt lebt der Mensch mit seiner Jämmerlichkeit und seiner Scheußlichkeit. Wenn ich militärische Gewalt hätte, würde ich dieses Lumpengesindel von Mönchen über die Mauer werfen.“
Dieser Freiherr von Tischendorf suchte unter diesen Mönchen nach etwas, das sie nicht begriffen hatten. Bei seiner ersten Expedition fand er es dann im Papierkorb. Der Abt Kyrill stand daneben und lachte ihn aus, als er die großen Pergamentbögen glattstrich. Tischendorf suchte alte Bibelhandschriften, möglichst weit zurückliegend, und wollte die ältesten in der Welt noch erreichbaren Bibelhandschriften sammeln.
Doch dieses Lumpengesindel von München hatte kein Verständnis für diesen Schatzgräber. Sie konnten nicht nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die so intensiv nach der Bibel suchen und denen das so wichtig ist.
Persönliche Hingabe und Leidenschaft für das Wort Gottes
Oder ich denke an einen anderen Mann aus der Geschichte. Er stammte aus höchstem Adel, und sein Stiefvater war österreichischer Generalfeldmarschall.
Dieser Mann durfte aus Glaubensgründen, weil er böhmisch-mährische Flüchtlinge in seiner Grafschaft aufgenommen hatte, seinen sächsischen Heimatboden über Jahrzehnte hinweg nie wieder betreten. Er hat sehr unter dem Heimweh gelitten – das wissen vielleicht nur Vertriebene.
Doch dieser gleiche Mann sagte: „Mir ist nicht um tausend Welten, um tausend Welten nicht. Aber um dein Wort zu tun.“
Es gibt eine kostbare Sache in der Welt, um die es sich lohnt zu kämpfen, zu ringen, zu suchen und zu forschen: die Bibel. Und dieser Mann war Nikolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf.
Auch in unseren Tagen erleben wir, dass Menschen von der Botschaft der Bibel so tief ergriffen sind.
Gleichzeitig wollen wir nicht verschweigen, dass es heute viele Menschen gibt, die sagen: „Ach, die Bibel! Dann reden Sie von dem, was Sie nicht verstehen, und von dem, was Ihnen ein Ärgernis ist in Ihrem Begreifen.“
Ich möchte heute helfen, zum Verstehen und zur Freude an der Bibel zu gelangen.
In der Bibel stehen große Worte von Menschen, die entdeckt haben, was es bedeutet, das Wort Gottes zu haben.
Ein Beispiel: „Ich freue mich über Dein Wort wie einer, der große Beute kriegt, wie einer, der im Lotto gewinnt.“
Haben Sie solche Freude an der Bibel? Ich glaube kaum. Das muss man lernen.
Dazu soll heute dieses Wort an uns dienen.
Die letzte Verfügung des Apostels Petrus und ihre Dringlichkeit
Der Apostel Petrus schreibt hier in der Erwartung seines nahen Todes. Er verfasst gewissermaßen seine letzte Verfügung. Dabei ordnet er nicht seine Geldangelegenheiten, sondern richtet den Blick auf die große Not in der Gemeinde.
Er sieht, dass das Wort Gottes in seiner Schönheit und Leuchtkraft nicht mehr geschätzt wird. Stattdessen stellen die Menschen alles andere auf den Leuchter, während sie dieses Wort beiseiteschieben.
Aus diesem Grund stellt er in dieser letzten Verfügung, die wir heute als Predigttext haben, möglicherweise mir zuliebe drei Punkte heraus. Diese drei Punkte möchte ich nun in den Mittelpunkt unserer Predigt stellen.
Erster Punkt: Glaube beruht auf Tatsachen, nicht auf Spekulationen
Es geht nicht um Spekulationen, sondern um Ereignisse – das ist der erste Punkt. Vielleicht ist es eine Eigenart von uns Menschen, dass wir in Glaubensfragen oft nur spekulieren. Wenn wir mit unseren Konfirmanden diskutieren und ihnen einen phantasiefreien Raum lassen, wie alles mit Glaubensdingen und mit Gott sein könnte, dann sprießen unsere Gedanken. Wir überlegen, wie es wäre, wenn wir Gott wären und wie wir alles machen würden. Dabei entstehen viele Ideen. Kein Wunder also, dass es in der Welt eine Vielzahl von Religionen gibt.
Es gibt sogar viele unterschiedliche christliche Meinungen und Theologien. Vielleicht brauchen wir solche Meinungen und Ideen, die wir heute gerne Ideologien nennen. Es sind utopische Gedankenbilder, die unserem Leben einen Sinn geben. Georg Picht sagte einmal: Der Mensch heute könnte nur mit einer Utopie leben. Wir müssen eine große Vision haben, eine Schau, wofür es sich zu leben lohnt. Unsere jungen Leute beschäftigen sich ernsthaft mit der größten Utopie dieses und des vorigen Jahrhunderts, die Karl Marx aufgestellt hat – eine Utopie des Weltfriedens und der sozialen Gerechtigkeit.
Es gibt viele Formen von Gedankenbildern, für die wir uns begeistern können. Kein Wunder, dass auch der christliche Glaube und die Bibel dazu anleiten, dass Menschen ihre eigenen Bilder und Gedanken entwickeln. Doch dagegen verwahrt sich der Apostel Petrus. Man wundert sich, warum er hier so hart spricht. Er sagt: Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt. Er meint nicht kühne Gedankenbilder, die alle etwas Richtiges in sich tragen. Es geht ihm überhaupt nicht um Gedanken oder Ideen, sondern um Tatsachen, um Ereignisse, um Fakten.
Diese nüchterne Haltung des Apostels wird noch deutlicher, wenn man ins nächste Kapitel schaut. Dort begründet er, warum er so skeptisch und kritisch gegenüber diesen klugen Fabeln und kühnen Gedankenbildern ist. Er sagt: Das sind Brunnen ohne Wasser, Wolken, vom Windwirbel umgetrieben.
Wir erleben das immer wieder in unseren Diskussionen. Wenn wir heute zusammensitzen, können wir kühne Pläne entwerfen. Wer von uns ist nicht schon fasziniert davon, wenn wir darüber reden, wie in der Welt Frieden geschaffen werden soll und wie man die Reichtümer besser verteilen kann? Wenn wir über all diese Nöte sprechen und unsere Gedanken entfalten, könnte der Apostel Petrus dazwischen treten und immer nur sagen: Brunnen ohne Wasser.
Was meint er mit Brunnen ohne Wasser? Er fährt fort: Sie reden stolze Worte, doch dahinter ist nichts. Sie reizen durch Unzucht zur fleißigen Lust diejenigen, die kaum entronnen waren, die im Irrtum wandeln. Sie versprechen ihnen Freiheit, obwohl sie selbst Knechte des Verderbens sind. Ihr redet über Schönheit und Liebe, doch ihr könnt nicht einmal eure Eltern lieben oder mit eurem Nächsten Frieden halten.
Deshalb sind diese Ideologien so falsch. Ihr redet über eine neue Welt, doch könnt euer altes Leben nicht neu ordnen. Das sind Brunnen ohne Wasser – nur kühne Traumbilder. Deshalb sagt Petrus: Was wir euch aufgeschrieben haben, ist sein Vermächtnis, seine letzte Verfügung. Das ist ein Ereignis, das sie euch hinterlassen wollen: die Person Jesu Christi.
Petrus erzählt, dass Jesus ihm in seinem Leben begegnet ist, als er am See Genezareth saß und seine Netze pflegte. Jesus sprach mit ihm, nicht über den Kaiser in Rom oder das Imperium Romanum und den Weltfrieden, sondern über ganz direkte, persönliche Dinge. Dieses Gespräch mit Jesus erschreckte Petrus plötzlich, weil er sah, was Sünde in seinem Leben bedeutet.
Petrus sagt: Wir wollten keine klugen Fabeln erzählen. Wir wollten nicht über das Christentum an sich, über das Abendland, die Welt, Europa oder den Orient sprechen. Wir wollten euch das Faktum sagen, dass Jesus, der Heiland der verlorenen Menschen, euch nachläuft und dass ihr ihn in eurem Leben finden könnt. Das ist ein Ereignis.
Das war mein erster Punkt: Nicht kühne Spekulationen, sondern Ereignisse – darum geht es in der Bibel. Menschen, die das entdeckt haben, kommen von diesem Bibelwort nicht mehr los. Sie sind nüchtern geworden und laufen nicht den kühnen Spekulationen nach, sondern gehen ihrem Leben nach.
Wenn Sie die Bibel aufschlagen, merken Sie vielleicht, warum viele Menschen enttäuscht sind. Man kann die Bibel nicht einfach in seine Gedankenbilder einfügen. Es geht immer nur um eine Sache. Als Petrus später vor dem Hohen Rat auftritt, sagt er: Es gibt in der ganzen Welt keine Lösung, keine Ideologie, keinen Plan – außer der Person Jesu Christi, der Menschen begegnet und dadurch die Welt neu macht.
Das ist eine kühne Herausforderung und das letzte Vermächtnis dieses Apostels, das er seiner Gemeinde mitgibt. Ich möchte es Ihnen so weitergeben: Sind Sie schon zu dieser Begegnung mit Jesus gekommen, wie sie Petrus so wichtig war? Oder lesen Sie die Bibel nur, weil Sie ein bisschen etwas für Ihren Traum von einer schönen Welt, einem guten Leben und guten Menschen suchen? Nein, die Bibel ist nur ein Zeugnis von dem Ereignis, dass Jesus heute Menschen begegnet, dass er eine Person ist und dass man ihn finden kann.
Zweiter Punkt: Das Wort Gottes als Licht in der Dunkelheit des Lebens
Das Zweite, was Petrus wichtig ist, ist dieses biblische Wort, das Antwort auf alle Lebensrätsel gibt. Das ist eine kühne Formulierung, denn heute sind wir voller Fragen. Meistens ist es so: Wenn man zusammensitzt und sagt, wir wollen Fragen besprechen, dann wollen auch viele ihre Fragen loswerden. Junge Menschen sagen heute, gerade im Konfirmandenunterricht: Das Wichtigste ist mir natürlich, dass ich fragen darf, kritisch nachhaken darf. Viele sagen, ihre Fragen seien nicht beantwortet worden.
Es gibt tatsächlich viele Fragen, die ungelöst bleiben. Warum liegt der Mann jetzt da unten im Krankenhaus im Sterben und nicht ich? Warum führt jemand ein so schweres Leben? Wir wollen offen sagen: Wir können keine vordergründigen Antworten geben, keine leichten, oberflächlichen oder billigen Antworten. Vieles bleibt rätselhaft.
Aber jetzt fängt es an, dass ich sage: Das Wort Gottes gibt eine Antwort. Da heißt es: „Wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet, als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ (2. Petrus 1,19)
Ich kann mir vorstellen, dass Petrus, so wie er Fischer war am See Genezareth, in seinem Leben viele unlösbare Fragen hatte. Diese Rätsel haben ihn umgetrieben: Warum? Wieso die Härte meines Berufs? Mein Leben überhaupt? Die Sinnlosigkeit dieser Welt?
Und auf einmal hat er entdeckt, dass das, was Jesus sagt – „Fahre hinaus auf den See, wirf deine Netze aus!“ – ein verrücktes Wort ist. Das kann doch gar nicht sein! Hoffentlich denken Sie so, wenn Sie die Bibel lesen: Das ist verrückt, sonst haben Sie die Bibel nicht begriffen. Das biblische Wort, das Reden Gottes, ist für unser Begreifen oft nicht verstehbar, es ist höher als alle Vernunft.
Auf einmal merkt Petrus: Dieses Wort stimmt, dieses Wort geschieht, so wird es, und auf dieses Wort kann man sich verlassen. Auch wenn er anfangs keine Antwort auf so viele Rätsel seines Lebens bekommt, kann er doch bald, nachdem er nur kurze Zeit mit Jesus gelaufen war, sagen: Als Jesus fragte, ob die anderen auch weggehen wollten, antwortete Petrus: „Herr, wohin denn?“
Er könnte ja wieder zurück in seinen Beruf gehen oder eine steile Karriere anstreben. Aber Petrus sagt: Nein, das nicht. Ich kann jetzt nur noch dorthin gehen, wo du hingehst. Du hast Worte des ewigen Lebens. Dieses prophetische Wort von dir führt mich, und da wird es in meinem Leben langsam hell. Da bekomme ich ein Licht hinein, so viel in meinem Leben ist noch dunkel, weil ich langsam von diesem großen Ziel her, von deiner Ewigkeit her, diese Welt verstehen kann. Weil du mir versprichst, du gehst mit mir.
Und selbst wenn Schweres geschieht – er hat selbst in der Passionsnacht nicht ganz durchgehalten, da sind ihm die Nerven durchgegangen – hält er an diesem Schauen auf das Wort Gottes fest. Dieses Wort, mit dem man sich genügen lassen kann und von dem aus alle Rätsel helfen.
Sie kennen sicher die bekannte Geschichte, wie in Unna in der großen Pest im sechzehnten Jahrhundert Philipp Nicolai die ganze Nacht wach war. Draußen vor seinem Pfarrhaus knarrten die Pestkarren, die immer wieder an seinem Fenster vorbeifuhren, und er sah, wie Tote nach Toten hinausgefahren wurden. Das ist nur noch vergleichbar mit dem, was mir neulich eine Mutter erzählte, wie sie auf der Flucht an Kinderwägen vorbeikam, dort in Schlesien, in denen eingefrorene Babys lagen.
Wenn man so an der letzten Sinnlosigkeit des Lebens steht, hat Philipp Nicolai niedergeschrieben: „Dadurch forschte ich die Schrift.“ Da sehen Sie, keine vordergründige menschliche Antwort mehr, nur noch Gott. Was sagst du mir für unser Leben, wo ich selbst ein solcher Todeskandidat bin?
„Wir haben desto fester das prophetische Wort; ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet, als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ (2. Petrus 1,19)
Ich würde selbst einem solchen Philipp Nicolai gegenüber zynisch sagen: Meinst du wirklich, dass das Bibelwort jetzt eine Antwort geben könnte? Und in jener Nacht hat er dieses Lied gedichtet vom Morgenstern, von dieser Stelle aus: „Wie schön leuchtet der Morgenstern in der Todesnacht!“ Denn das Wort Gottes redet unseres Gottes im Dunkeln unserer Welt.
Und ich kann Ihnen das nur so weitergeben: Lesen Sie in der Bibel, weil Gott mit Ihnen redet.
Dritter Punkt: Die Begrenztheit menschlichen Verstehens und die Rolle des Heiligen Geistes
Mit unseren irdischen Augen können wir das Geheimnis des Bibelwortes nicht erfassen. Wir haben drei Punkte herausgegriffen, warum die Bibel so wichtig ist. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass ich mit Ihnen gar nicht darüber gestritten habe, ob Sie irgendwelche Rätsel in der Bibel annehmen oder nicht. Mir geht es jetzt nicht um Randfragen der Bibel, sondern um das Zentrum.
Wenn Sie das Zentrum verstanden haben, verstehen Sie auch die Nebenaspekte. Es geht um ein Ereignis, nicht um Spekulationen. In Ihrem Leben geht es um eine Begegnung mit Christus. Das wird in der Bibel bezeugt, nichts anderes. Viele Fragen dieser Welt bleiben unbeantwortet.
Das zweite: Dieses Wort spricht in den Dunkelheiten und Rätseln unseres Lebens. Und das dritte: Wir können es mit unseren irdischen Augen nicht fassen. Wie viele Menschen wenden sich von diesem Wort der Bibel immer wieder ab und sagen, es bedeutet ihnen nichts.
Gerade in unseren Tagen ist dieser Zwiespalt vielleicht besonders deutlich, bis hinein in unsere christlichen Jugendgruppen. Die einen höhnen überheblich und sagen: „Hier wollen wir mit der Bibel kommen.“ Die anderen sagen: „Die Bibel ist heute für einen jungen Menschen das Attraktivste, was es gibt.“
Das ist bezeichnend, denn dieser Widerspruch lässt sich nicht auflösen und bleibt bestehen. Mit unseren irdischen Augen sehen wir nichts. Wie viele Menschen haben in der Bibel gelesen, sich an ihr totgeärgert, ihren Hass geschürt, sie haben gesucht und nichts gefunden.
Dann sagt der Apostel Petrus: Ihr müsst auf eins achten. An diesem Bibelwort hängt in einer merkwürdigen Verbindung Gottes Geist, der wirklich Erweckungen schafft und ganz neue Impulse in das Leben hineinbringt. Das hat er selbst erlebt, am Pfingstfest, als sie oben auf dem Tempel standen und plötzlich eine Predigt hielten.
Ich habe auch schon in der Kirche geschlafen, und Sie sicher auch. Jetzt müssen Sie wieder aufwachen – hoffentlich sind Sie wieder da. Es gibt also auch in einer Predigt Momente, in denen man einschlafen kann und nicht bei der Sache ist. Aber es gibt auch das andere: dass dieses Wort, das hier ausgelegt wird, plötzlich bei einem Menschen viel tiefer wirkt, als wir es verstehen können.
Einer sagt plötzlich: „Ich war in meinem Leben untröstlich. Wir haben alle lieben Leute versucht zu trösten, aber jetzt hat dieses Wort mich getröstet. Ich kann es nicht erklären.“ Oder beim Pfingstfest: Menschen, die vorher sagten, „das ist doch fromm“, merken auf einmal, dass ihr Gott einen heiligen Anspruch auf ihr Leben hat. Sie bekehren sich ganz und nehmen die Herrschaft Gottes in ihrem Leben an.
Das können wir doch nicht machen. Wir stehen immer wieder vor der schwierigen Tatsache, dass wir anderen den Glauben nicht vermitteln können – sei es unseren eigenen Kindern oder Freunden. Dann sagt Petrus: Achtet darauf, wo ihr dieses Bibelwort, dieses prophetische Wort Gottes, weitergebt. Dort geschieht es, dass Gottes Geist dieses Wort erfüllt.
Denn so war es schon, wie es geschrieben wurde: Es sind nicht nur Menschen, die ihre Gedanken niedergeschrieben haben, sondern Gottes Geist hat Menschen getrieben. Deshalb ist dieses Bibelwort ein lebensschaffendes Wort. Deshalb gibt es immer wieder neue Bewegungen und neues Leben.
Deshalb gibt es Menschen, deren Leben ganz zerstört und zerbrochen ist, Menschen, die kalt sind vor Hass, die plötzlich von diesem Wort Gottes aufgeweckt werden zu tätiger Liebe. Deshalb gibt es auch Ablehnung. Menschen, die nicht nach Gott fragen, werden von diesem Bibelwort erreicht.
Wir haben einfach Angst, dass wir dieses Bibelwort verfälschen in eine christliche Ideologie, dass wir daraus Christentum machen. Bitte nicht. Das war das Vermächtnis des Petrus: Dass wir aus diesem Bibelwort keine Lehre von der Kirche machen und viel von der Kirche reden.
Nein, dieses Wort Gottes wollen wir weitersagen, weil es die Verheißung hat, dass es wirken kann. Amen.
