Die Gegenwart als Zeit der Endzeit
Wir leben heute immer noch in den letzten Tagen, vielleicht sogar schon in den letzten Tagen der letzten Tage. Wann genau der Herr Jesus wiederkommt, wissen wir nicht. Niemand kann das wissen oder ausrechnen. Dennoch hilft es uns, den Charakter dieser Zeit zu verstehen, in der wir heute leben.
Wir befinden uns also in einer Zeit, die man als Endzeit bezeichnen könnte. Diese begann von Pfingsten an oder, wenn man so will, mit dem Kommen Jesu Christi in Bethlehem. Diese Endzeit dauert bis zum heutigen Tag an – bis zum Tag der Wiederkunft Jesu Christi in Macht und Herrlichkeit.
Nochmal zurück zur Geistausgießung ab Pfingsten: Pfingsten war nicht die vollständige Erfüllung der Joel-Prophezeiung. Das ist klar, denn Joel spricht nicht nur von der Geistausgießung, sondern auch von Zeichen, zu denen wir gleich noch kommen, und von Gericht. Dennoch markiert Pfingsten den Beginn.
Die Geistausgießung erfolgt in ihrer ganzen Fülle auf das Bundesvolk Gottes, auf Israel – ohne Beschränkungen. Es gibt keine Alters-, Status- oder Berufsbeschränkungen. Der Geist wird auf jeden ausgegossen, auf alles Fleisch im gesamten Bundesvolk.
Die Bedingung ist, dass man an den Messias glaubt. Das sagt Petrus ganz klar in Apostelgeschichte 2,38-39: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ Denn diese Verheißung gilt euch und euren Kindern sowie allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.
Die Geistausgießung geht also weiter. Gott wird sogar noch Fernstehende in sein Königreich aufnehmen, die in der Ferne sind und die der Herr herzurufen wird (Apostelgeschichte 2,38-39).
Zeichen und Gericht als Vorboten des Endzeit-Tages
Joel 3,3: Ich werde Wunder im Himmel und auf der Erde tun: Blut, Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln, und der Mond wird wie Blut sein, bevor der große und furchtgebietende Tag Jachwes kommt.
Diese Zeichen an den Himmelskörpern sind Vorzeichen dafür, dass der Tag Jachwes bald bevorsteht. Es sind Wunder und außergewöhnliche Naturereignisse. Auf der Erde gibt es Blut, Feuer und Rauchsäulen – all das sind Dinge, die schon bei Mose vorkamen.
Zum Beispiel wird im 2. Mose 7,17 das Wasser zu Blut, im 2. Mose 9,24 gibt es Feuer, und in 2. Mose 19,18 erscheinen Rauchsäulen am Sinai, wo Gott mit Rauch, Rauchdampf und dunklen Wolken kommt. Später erfahren wir von solchen Rauchsäulen auch bei brennenden Städten, etwa in Jesaja 9,17 und Jesaja 13,10. Wenn furchtbare Kriege entstehen, entstehen auch solche Rauchsäulen.
Haben wir diese Zeichen nicht schon? Zum Teil schon, aber hier wird dennoch von etwas sehr Einschneidendem gesprochen. Wenn wir zurückdenken an Joel Kapitel 1 und 2, sehen wir, dass die beschriebenen Ereignisse oft zusammen mit dem Endtag dargestellt werden. Das heißt, die Zeit dazwischen wird übersehen. Das ist typisch für Prophetie. Man nennt das eine verkürzte Perspektive.
Ein Prophet sieht in die Zukunft und nimmt mehrere Ereignisse wahr, ohne genaue Zeitabstände erkennen zu können. Das bedeutet, wir können nicht immer genau sagen, wann etwas geschieht. Wenn es heißt, etwas geschieht am Tag des Herrn, kann es auch sein, dass es schon vorher passiert, aber zusammen mit dem Tag des Herrn betrachtet wird.
Diese Art der Prophetie zeigt, dass der Prophet weit in die Zukunft blickt und Ereignisse als einen Zeitpunkt sieht, die wir historisch als längere Zeitspanne erleben. So ist es auch hier. Zum Beispiel sieht der Prophet die Geistausgießung als einen Zeitpunkt, doch in Wirklichkeit dauert diese Zeitspanne von Pfingsten bis zur Wiederkunft Jesu Christi an.
Das begegnet uns oft in der Prophetie. Ein Beispiel ist das Kommen des Messias: Der Prophet sieht es als einen Zeitpunkt, doch später erfahren wir, dass der Messias in Niedrigkeit erscheint, dann stirbt, aufersteht, sich zur Rechten Gottes setzt und wartet, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind, bevor das vollendete messianische Reich beginnt. Das ist eine Zeitspanne, die der Prophet in der Ferne als einen einzigen Zeitpunkt sieht.
Auch im Neuen Testament müssen wir vorsichtig sein, wenn von solchen Dingen die Rede ist. Wir müssen uns bewusst sein, dass die genauen Zeitverhältnisse nicht offenbart werden. Die Zeiten, Zeitpunkte und Zeitspannen werden nicht bekanntgegeben, sondern nur das, was geschieht.
Deshalb hat es keinen Sinn, zu versuchen, den genauen Zeitpunkt der Wiederkunft des Herrn zu berechnen. Das ist nicht unsere Aufgabe. Gott hat das in seiner Vollmacht für sich selbst vorbehalten. Jesus selbst hat gesagt, dass nicht einmal der Sohn weiß, wann das sein wird (Markus 13,32). Selbst als Mensch wusste Jesus Christus nicht, wann die Wiederkunft sein wird.
Hier ist die Rede von Finsternis und Verfinsterungen an Sonne, Mond und Sternen. Der Mond wird wie Blut sein, das heißt, er wird so dunkelrot oder schwarz sein wie Blut. Die Sonne verwandelt sich in Finsternis. Solche Ausdrücke greift Jesus in seiner Rede in Matthäus 24,29-30 auf. Dort spricht er von den Ereignissen, die kurz vor dem Erscheinen des Menschensohnes in Herrlichkeit stattfinden werden.
Auch dort wird die Sonne in Blut verwandelt, die Sonne verfinstert sich, und der Mond und die Sterne fallen vom Himmel. Solche Bilder finden sich auch in Jesaja 13.
Die Ausgiessung des Geistes als fortwährender Prozess
Zweitens und drittens steht ja darin, dass wir alle in einen Geist getauft sind oder mit einem Geist gedrängt werden. Ich habe das immer so verstanden: Gott gießt den Geist aus, und jeder, der zum Glauben kommt, wird in diesen Geist hineingetauft. Es ist nicht so, dass das immer wieder ein Ausgießen ist, verstehst du?
Ja, aber nach Apostelgeschichte 10,45 war es wieder ein Ausgießen bei Cornelius. Bei Cornelius war es noch einmal so, weil er einer der Heiden war. Das war eine einmalige Sache, damit erkannt wird, dass es auch die Heiden gibt.
Es sind trotzdem schon zwei Punkte. Der dritte Punkt wäre dann Titus 3, da sagt Paulus noch einmal, dass der Herr den Geist über uns ausgegossen hat. Auch hier ist es ein Ausgießen, mit dem gleichen Wort.
Von daher habe ich das früher selbst so gedacht wie du, aber ich musste diese Ansicht aufgeben. Ich denke, es kommt der Schrift näher, wenn wir verstehen, dass es typisch für die Prophetie ist. Der Prophet spricht von einem Punkt, aber in Wirklichkeit ist dieser Punkt eine Strecke. In der Historie und im Erleben ist es eine Strecke.
Immer dann, wenn ein Gläubiger sich bekehrt, wird der Geist auf ihn ausgegossen. Damit wird auch die Liebe Gottes in unser Herz ausgegossen, auf diese Weise, indem er uns den Geist, den heiligen Geist, ausgießt.
Das Blutvergießen, die Verfinsterung von Sonne und Mond, die Zeichen am Himmel – das sind Endzeitzeichen. Es sind Zeichen, die eindeutig zum Tag des Herrn, zum Tag Jachwes gehören.
Wir sehen aber auch, dass der Prophet schon im Alten Testament so spricht und Dinge, die in der Gegenwart geschehen, mit dem Endzeittag zusammenblendet.
Prophetische Überlagerungen in der Schrift
Darf ich ein Beispiel bringen? In Jesaja 13,10 ist es nämlich sehr interessant. Dieser Vers zeigt uns, wie wir die Propheten lesen und verstehen müssen.
Jesaja 13 beginnt mit der Last über Babel. Jesaja schaute auf Babylon, das damals der große Feind Israels war. Er spricht hier prophetisch davon, dass, wenn Babylon fallen wird, dies am Tag des Herrn geschehen wird. In Vers 6 heißt es: „Heult, denn nahe ist der Tag Jachwes.“ Dieser Tag Jachwes ist wiederum der endzeitliche Tag. Es handelt sich nicht um einen früheren Tag, sondern um den endzeitlichen Tag.
Historisch ereignete sich das im Jahr 538 v. Chr., als die Meder und Perser kamen und Babylon zerstörten. Das steht in Vers 17: „Siehe, ich erwecke gegen sie die Meder, die Silber nicht achten und an Gold kein Gefallen haben.“ Die Meder, von denen hier die Rede ist, sind die historischen Meder, nicht die heutigen Menschen. Dieses Ereignis fand im Jahr 538 v. Chr. statt.
Es geht hier also ganz eindeutig um den Fall des babylonischen Großreiches, des neubabylonischen Reiches unter Nebukadnezar beziehungsweise seinen Nachfolgern, das 538 v. Chr. durch die Perser besiegt wurde.
In Vers 6 heißt es: „Sie heult, denn nahe ist der Tag Jachwes, wie Verwüstung vom Allmächtigen kommt er.“ Diesen Vers haben wir auch gestern in Joel gelesen, in Joel 2,1-2: „Nahe ist der Tag Jachwes, wie eine Verwüstung vom Allmächtigen kommt er. Darum erschlaffen alle Hände, und jedes Menschenherz zerschmilzt, und sie sind bestürzt.“
Dann geht es weiter, und in Vers 10 heißt es: „Ja, die Sterne des Himmels und seine Gestirne werden ihr Licht nicht leuchten lassen, die Sonne wird finster sein bei ihrem Aufgang, und der Mond wird sein Licht nicht scheinen lassen.“
Weiter heißt es: „Ich werde an dem Erdkreis heimsuchen die Bosheit an den Gottlosen, ihre Ungerechtigkeit, und ich werde den Hochmut der Übermütigen ein Ende machen und den Stolz der Gewalttätigen erniedrigen. Ich will den Sterblichen kostbar machen als gediegenes Gold und den Menschen als Gold von Ofir. Darum werde ich die Himmel erzittern lassen, und die Erde wird aufbeben von ihrer Stelle im Grimm Jachwes der Heere und am Tag der Glut seines Zornes.“
Es ist eindeutig: Er spricht vom endzeitlichen Tag des Herrn. Dabei verbindet er das gegenwärtige Gericht über Babylon im Jahr 538 v. Chr. mit dem endzeitlichen Tag des Herrn. Das ist typisch für einen Propheten.
Ein Prophet darf das, weil er die Zeit überbrückt und Ereignisse der Zukunft ohne die Zeiten dazwischen sieht. Er sieht also zwei Ereignisse – den Fall Babylons und den endzeitlichen Tag – wie eine Overlay-Folie übereinandergelegt, ohne einen Zeitraum dazwischen.
Das finden wir oft und immer wieder in der Bibel. Wenn man das verstanden hat, hat man viel über Prophetie verstanden. Dann versteht man, warum Dinge, die eigentlich auseinandergehören, so gesprochen werden, als ob sie zusammengehören. Gott gibt uns nicht die Zeitperspektiven oder Zeitverhältnisse, aber er gibt uns die Sache, was geschehen wird – und genauso ist es hier.
Nur ein Beispiel also: Es geht hier um Jesaja 13,10-12. Jetzt zurück zu Joel 3. Dort spricht er wirklich vom Tag Jachwes. Kurz bevor dieser Tag kommt, gibt es eine Sonnenfinsternis, der Mond wandelt sich in Schwarz, also in Dunkelrot, und Zeichen an den Himmelskörpern geschehen.
Man könnte fragen: Wann ist das schon in der Vergangenheit oder ist das in der Zukunft? Beides. Es gab große Gerichte Gottes in der Vergangenheit, die mit dem Tag des Herrn zusammengeblickt wurden. Zum Beispiel beim Fall Babylons, aber noch deutlicher beim Fall Jerusalems im Jahr 70 nach Christus.
Historische Gerichte als Vorbilder des Endgerichtes
Petrus zeigt nicht ohne Grund auf, wie nahe das Gericht über das Judentum ist. Er spricht im Jahr dreißig nach Christus. Pfingsten war ebenfalls dreißig nach Christus. Vierzig Jahre später ereignete sich ein so schreckliches Gericht über Jerusalem, wie es keine andere Stadt je erlebt hat. Es gab 1,1 Millionen Tote und entsetzliche Mordtaten, die dort geschehen sind. Das war ein sehr schlimmes Gericht, aber es war nicht der Tag des Herrn. Es war eher ein Vorblick, eine Vorschau auf den Tag des Herrn.
Das bedeutet jedoch nicht, dass es keinen endgültigen Tag des Herrn geben wird. Diesen gibt es sehr wohl. An diesem Tag wird dann alles restlos abgeschlossen, es wird ein Schlussstrich gezogen über allem. Ich möchte nur zeigen, dass dies sehr deutlich wird. Übrigens schreibt auch der Kommentator Keil hier sehr gut. Er sagt, das Gericht über Jerusalem im Jahr siebzig nach Christus war zwar im Wesen der Tag Jachwes, aber nicht die Vollendung.
Der furchtbare Tag Jachwes kam über Israel im Jahr siebzig nach Christus. Doch er beschränkte sich nicht nur darauf, sondern erstreckte sich auch auf die Völker. Zum Beispiel im Untergang des Römischen Reiches und seither fortwährend über ein Heidenvolk nach dem anderen. Bis schließlich alle gottfeindlichen Mächte dieser Welt gestürzt sein werden. Es wird also einen endgültigen Abschluss geben.
Ich meine, dass der Kommentator Keil das hier sehr richtig erkannt hat. Er schreibt weiter: Während dieser ganzen Zeit sollen sich nicht nur die Israeliten, sondern alle Menschen retten lassen. Alle, die den Namen des Herrn anrufen, werden gerettet werden. Das ist das, was jetzt in Vers 5 steht: „Jeder, der den Namen Jahwes anrufen wird, wird gerettet werden.“
Genau diesen Vers zitiert der Apostel Paulus in Römer 10, wenn er davon spricht, dass die Menschen jetzt gerettet werden sollen. Er zitiert Joel und weiß genau, warum er Joel zitieren darf. Das ist nicht einfach ein zufälliger Vers, der gut passt. Nein, es ist eine tatsächliche Erfüllung von Joel. Die Zeit der Geistausgießung ist zugleich die Zeit, in der die Menschen den Namen Jahwes anrufen müssen, um gerettet zu werden.
Und nicht nur die aus den Juden, sondern auch die aus den Heiden, sagt Paulus. Auch hier wird das bestätigt. Denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird ein Entrinnen sein, es wird Rettung geben, wie Jahwe gesagt hat. Und unter den Übriggebliebenen, die Jahwe heranruft, sind nicht nur Israeliten, sondern auch andere Menschen.
Im Neuen Testament erfahren wir, dass sich dies auch auf die Heiden ausdehnt. Das Gericht wird über jeden ergehen, der den Namen des Herrn nicht anruft. Diejenigen, die ihn anrufen, werden entfliehen können. Diese werden die Entronnenen sein. Darunter werden auch solche sein, die der Herr von ferne her zuruft, also Gläubige aus den Heiden.
Der Berg Zion und Jerusalem im geistlichen Verständnis
Jetzt stellt sich die Frage: Warum steht hier „auf dem Berge Zion und in Jerusalem“? Bedeutet das nicht eine örtliche Begrenzung?
Auf dem irdischen Zion und im irdischen Jerusalem hat ja alles begonnen. Dort geschah auch die erste Geistausgießung. Später erfahren wir jedoch, dass diese Geistausgießung fortgesetzt wird. Ebenso setzt sich das Sichrettenlassen fort – nicht nur am Pfingsttag damals, sondern auch an den folgenden Tagen. Man konnte sich immer retten lassen, auch wenn man nicht in Jerusalem war oder nicht auf dem Berg Zion stand. Das heißt, heute muss niemand zuerst nach Israel reisen, um sich zu bekehren.
Aber warum steht das hier bei Joel so? Ich denke, es hängt damit zusammen, dass wir lernen müssen, dass der Berg Zion, auf den sich der Herr Jesus gesetzt hat, kein irdischer Berg in Palästina ist. Es ist vielmehr ein himmlischer, jenseitiger Berg. Auch das Jerusalem, wo der Herr Jesus regiert und wo der Thron Davids steht – wo sich der Herr Jesus niedergesetzt hat – darf nicht mit dem heutigen irdischen Jerusalem verwechselt werden.
Es gibt Ausleger, die anderer Meinung sind. Sie meinen, das sei buchstäblich der irdische Berg. Ich versuche jedoch, den Aposteln zu folgen, besonders Petrus und Paulus, und frage sie, was wir darunter verstehen sollen. Sie sagen uns sehr deutlich, dass der Thron Davids im Himmel aufgerichtet wurde. Dort hat sich der Herr Jesus zur Rechten Gottes gesetzt.
Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt in Hebräer 13,14 zu den Judenchristen, die versucht waren, wieder ins Judentum zurückzukehren: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Gerade diese Judenchristen klammerten sich an das irdische Jerusalem. Doch der Schreiber sagt: Nein, wir müssen hinausgehen aus der Stadt. Der Herr Jesus wurde auch hinausgeworfen und dort außerhalb der Stadt gekreuzigt. Wir müssen bereit sein, hinauszugehen zu ihm und seine Schmach auf uns zu nehmen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt.
Er argumentiert weiter, dass das Königreich Jesu Christi, das er aufrichtet, laut Hebräer 12,28 nicht erschütterbar ist. Es ist kein Königreich auf einer Erde, die noch erschüttert werden kann, sondern ein unerschütterliches Königreich. In Hebräer 12,27 steht, dass noch einmal Himmel und Erde erschüttert werden. Das zeigt die Beseitigung des Erschütterbaren als eines Gemachten an, also der Schöpfung. So bleibt das Unerschütterliche.
Darum heißt es: „Da wir ein unerschütterliches Königreich empfangen, lasst uns damit Gottesdienst gefallen.“ Wer sind die „wir“? Es sind Juden – der Hebräerbrief ist an Hebräer gerichtet. Ein Jude, der jüdisch denkt, schreibt an Juden und sagt: Wir empfangen nicht ein erschütterbares Königreich, sondern ein unerschütterliches, wenn wir an den Messias glauben. Das ist die Bedingung.
Hier versuche ich immer wieder, mich von den Aposteln korrigieren zu lassen. Ich denke, das ist der richtige Weg: Wir müssen in die Schule der Apostel gehen und immer wieder fragen: „Lieber Apostel Paulus, lieber Petrus, lieber Schreiber des Hebräerbriefs, wie müssen wir das verstehen, was im Alten Testament geschrieben steht?“ Dann erhalten wir klare Aussagen.
Wir müssen nicht sofort ein fertiges System haben. Ich weiß, wir neigen dazu, sofort ein geordnetes Lehrsystem zu bauen. Aber wir müssen auch zugeben, dass wir noch in der Schule stehen und uns korrigieren lassen müssen. Unser System muss offen bleiben. Wir dürfen kein geschlossenes System haben. Die Apostel helfen uns, uns zu korrigieren.
Wir müssen alle Aussagen der Bibel in Betracht ziehen. Das ist besonders auf dem Gebiet der Prophetie nicht einfach. Sonst gäbe es nicht so viele unterschiedliche Meinungen unter Christen über Prophetie. Ich verstehe gut, dass es verschiedene Ansichten gibt. Je mehr man das Thema studiert, desto mehr Verständnis bekommt man für die anderen. Man sieht, wie das Ringen um die Wahrheit stattfindet.
Zum Beispiel die Frage, ob Jesus gar nicht mehr auf diese Erde kommt, sondern nur noch auf die neue Erde. Ich möchte jetzt von Textstelle zu Textstelle gehen und tue mich schwer, gleich mit einer fertigen Systematik zu kommen. Ich bin lieber bei den Exegeten zuhause als bei den Dogmatikern. Das heißt, ich möchte lieber von Bibelstelle zu Bibelstelle gehen und bereit sein, meine Vorstellungen zu korrigieren, als von vornherein eine feste Meinung zu haben, die ich später bereue.
Ich möchte hier keine abschließende Aussage treffen. Ich möchte nur sagen: Wir müssen uns immer wieder an die Aussagen des Neuen Testaments wenden, an die klaren Aussagen. Es gibt sehr viele davon. Dann fällt es uns leichter, mit schwierigen Stellen in Sacharja, Daniel oder Joel umzugehen. Joel ist übrigens gar nicht so schwierig.
Es müsste schon einen klaren Beweis aus dem Neuen Testament geben, der eindeutig sagt, dass der Herr Jesus in Jerusalem auf einem Thron sitzen und dort regieren wird. Wenn es so eine Stelle gibt, bin ich selbstverständlich bereit, mich zu korrigieren.
Genau so wird er wiederkommen – als vollkommener Mensch. Aber es steht nicht, dass er auf der Erde wiederkommen wird. Er sagt nur, dass er wiederkommen wird. Wo? Paulus sagt es eindeutig. Es gibt keine klare Stelle, die den Ort nennt. 1. Thessalonicher 4 beschreibt, wo er kommt: in die Luft. Dort wird er alle Gläubigen zu sich holen.
Wenn wir also einen Ort brauchen, an dem der Herr wiederkommt, ist 1. Thessalonicher 4 eine deutliche Antwort. Wir müssen aber nicht alle Fragen sofort beantworten. Wir dürfen ruhig mit offenen Fragen an die Schrift herangehen.
Mir ist es auch nicht so wichtig, dass alle Leute genauso denken wie ich. Viel wichtiger ist, dass sie von der Schrift her denken. Das heißt, sie sollten alle Antworten in der Schrift suchen. Die Textstelle muss genau das sagen, was man auch sagen will. Man darf nicht dem Text etwas hineininterpretieren, was er nicht sagt. Das hilft mir jedenfalls.
Himmlisches Jerusalem als Ort der Herrschaft Christi
Aber jetzt zurück zu den Bergen Zion und zu Jerusalem: Im Lichte dessen, was die Apostel sagen – insbesondere Petrus und Paulus – kann sich das nicht nur auf den irdischen Zion und das irdische Jerusalem beschränken. Dort hat alles tatsächlich begonnen, denn Christus kam ja damals tatsächlich nach Jerusalem. Er ist vom Ölberg aus in den Himmel aufgefahren. Doch er hat sich nicht auf den irdischen Zion gesetzt, sondern zur Rechten Gottes.
Psalm 2 deutet ebenfalls darauf hin, dass es nicht um einen irdischen Zion geht, sondern um einen himmlischen. Wir haben Psalm 2 gelesen: "Ich habe meinen König eingesetzt auf dem Zion", sagt Gott, und das zu dem Zeitpunkt, als er ihn geboren hat: "Heute habe ich dich geboren, du bist mein Sohn" – anlässlich der Auferstehung Jesu Christi.
Ich möchte nur sagen: Man sollte vorsichtig sein mit solchen Aussagen. Man kann natürlich sofort irgendein Lehrbuch von einem berühmten Christen heranziehen, der auf Prophetie spezialisiert ist und den wir alle schätzen. Wenn dieser sagt, es sei so, dann glauben viele, damit sei alles klar. Besser ist es, die Apostel Paulus, Petrus, den Hebräerbrief und andere Schriften zu fragen. Meines Erachtens wird es dort sehr klar. Und wo wir noch keine Klarheit haben, warten wir noch weiter.
Zum Berg Zion und zu Jerusalem: Eine Stelle habe ich noch vergessen: Hebräer 12,22 sagt: "Ihr seid hingekommen zum Berg Zion, zur Stadt des lebendigen Gottes, einem himmlischen Jerusalem." Das muss für die Hebräerchristen interessant gewesen sein, als der Verfasser des Hebräerbriefs ihnen das schrieb. Sie seien nicht zum Sinai gekommen, wo Gott zuerst geredet hat und sich im Alten Bund offenbart hat. Gott hat sich neu offenbart in dem Sohn, und jetzt sind sie zu einem Zion gekommen – aber nicht zu einem irdischen Zion, sondern zu einem himmlischen Zion, zu einem himmlischen Jerusalem.
Auf welche Stadt hat Abraham gewartet? Auf ein irdisches Jerusalem? Nein. In Hebräer 11,10 und 11,16 heißt es, er habe auf ein Jerusalem gewartet, das solche Fundamente hat, die nie erschüttert werden können. Welches Jerusalem ist das? Das Jerusalem mit ewigen Fundamenten, dessen Erbauer Gott selbst ist, nicht ein Mensch. Ein Jerusalem, das nicht von Menschen gebaut wurde, sondern von Gott. Das kann nicht auf dieser Erde stehen – jedenfalls nicht jetzt auf dieser Erde. Vielleicht auf einer neuen, aber nicht auf der Erde, auf der wir jetzt leben. Hier haben wir keine bleibende Stadt.
Das war Hebräer 11,10 und 11,16 sowie Hebräer 12,22.
Unter den Übriggebliebenen wird ein Entrinnen sein – nämlich ein Entrinnen vor dem Zorn Gottes, vor diesem Tag Jahwes. Der Tag Jahwes wird ein schrecklicher Tag des Zorns über alle gottlosen Menschen sein. Doch es gibt ein Entrinnen! Die, die den Namen Jahwes anrufen, entrinnen am Tag Jahwes. Das bedeutet: Nicht nur die Bürger von Judäa und Jerusalem, sondern alle aus den Völkern werden bei diesem Gericht gerettet werden.
Römer 10,13 sagt: "Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden." Wir lesen dazu noch weiter vorne, in Vers 10: "Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, mit dem Munde wird bekannt zur Rettung. Denn die Schrift sagt: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden."
Es gibt keinen Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn derselbe Herr aller ist reich für alle, die ihn anrufen. Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.
Paulus zitiert hier zwei Schriftstellen: Die erste lautet "Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden" aus Jesaja 28,16. Die zweite lautet "Jeder, der den Namen des Herrn anruft" aus Joel 3,5, um beides zu bestätigen – das Anrufen einerseits, das Anrufen des Namens des Herrn.
Interessanterweise ist der Herr, der hier angerufen wird, Jesus. Vers 9 sagt: "Wenn du mit dem Munde Jesus als Herrn bekennst." Genau diesen Jesus muss man anrufen. Das ist für Juden und für Zeugen Jehovas ziemlich schwierig, denn sie müssen hier zugeben, dass der Herr aus der Stelle von Joel, Jahwe, mit dem Herrn Jesus gleichgesetzt wird. Aber ich denke, das ist für uns klar.
Der Name des Herrn ist hier die Rettung. Der Name des Herrn ist ein festes Schloss, der Gerechte läuft dahin und ist in Sicherheit.
Während der ganzen Zeit sollen sich also die Menschen retten lassen. Alle, die den Namen des Herrn anrufen, werden gerettet vor dem Zorngericht Gottes.
Die Wende der Gefangenschaft und das Gericht über die Völker
Das bringt uns zu Kapitel vier. Bei manchen Bibeln beginnt hier das Kapitel vier, bei anderen gibt es eine abweichende Verszählung, sodass es dort Kapitel drei ist. Das muss man beachten.
Es heißt: „Siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich die Gefangenschaft Judas und Jerusalems wenden.“ Die Formulierung „in jenen Tagen“ ist unbestimmt. Es ist keine genaue Zeitangabe, sondern ein unbestimmter Zeitraum. Man könnte auch übersetzen: „in jener Zeit“. Gott wird also das Geschick Judas und Jerusalems wenden.
Davon haben auch die Propheten Hesekiel, Jeremia und Jesaja gesprochen. Man fragt sich: Wann ist das? Zuvor hat der Prophet von der Geistausgießung und von der Rettung gesprochen. Daraus liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die Zeit, in der der Geist ausgegossen wird und in der man sich retten lassen kann, indem man den Namen des Herrn anruft, auch mit dieser Zeit zusammenhängt. Joel lässt es hier jedoch unbestimmt.
Er sagt: „In jener Zeit werde ich alle Völker versammeln und sie hinabführen ins Tal Josaphat.“ Ich habe mir die Mühe gemacht, all die Stellen herauszusuchen, in denen in der Bibel die Rede davon ist, dass Gott die Gefangenschaft Judas und Jerusalems wenden wird. Ich habe etwa zehn bis fünfzehn Stellen gefunden. Zum Beispiel:
In 5. Mose 30,3 heißt es: „Wenn du umkehrst zu deinem Gott und seiner Stimme gehorchst, nach allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Kinder mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, dann wird Jahwe, dein Gott, deine Gefangenschaft wenden und sich deiner erbarmen. Er wird dich wieder sammeln aus all den Völkern, wohin Jahwe, dein Gott, dich zerstreut hat.“
Hier ist ganz klar: Zuerst Buße, dann Sammlung – nicht umgekehrt. Bitte nicht zuerst Sammlung und dann Buße Israels, sondern zuerst Bekehrung, dann Sammlung, keine andere Reihenfolge. Petrus hat das Gleiche gesagt in Apostelgeschichte 3, darauf kommen wir vielleicht noch zu sprechen.
Eine weitere Stelle ist Jeremia 30,18: „Siehe, ich werde die Gefangenschaft der Zelte Jakobs wenden und mich über seine Wohnungen erbarmen. Die Stadt auf ihrem Hügel soll wieder erbaut und der Palast nach seiner Weise bewohnt werden.“ Das bezieht sich eindeutig auf die Rückführung aus Babylon. Zu jener Zeit waren die Juden in Gefangenschaft. Jeremia hatte prophezeit, dass sie in die Gefangenschaft ziehen und die Stadt zerstört werden würde. Doch dann wird Gott die Gefangenschaft der Zelte Jakobs wenden und sich über die Wohnungen Israels erbarmen. Die Stadt wird wieder aufgebaut, der Palast wieder bewohnt.
In Jeremia 31,23 heißt es: „So spricht Jahwe der Heere, der Gott Israels: Dieses Wort wird man noch sprechen im Lande Juda in seinen Städten, denn wenn ich ihre Gefangenschaft wenden werde: Jahwe segne dich, du Wohnung der Gerechtigkeit, du heiliger Berg.“
Es ist sehr interessant, dass gerade diese Stellen in Jeremia 30 und 31 ganz knapp vor der großen Verheißung vom neuen Bund stehen. Dort wird Gott einen neuen Bund aufrichten, einen ewigen Bund mit dem Hause Israel und dem Hause Juda. Es wird nichts sein wie der alte Bund, denn „ihr habt nicht gehört auf meinen Bund und ihn übertreten“, damals in Ägypten. Aber jetzt wird Gott einen neuen Bund mit ihnen schließen. Er wird seinen Geist in ihr Inneres geben, seine Gesetze in ihr Denken hineinschreiben. Er wird Menschen machen, die in seinen Satzungen wandeln.
Diese herrliche Verheißung des neuen Bundes schließt sich an die Rückführung aus der Gefangenschaft an. Gott wird also die Gefangenschaft Israels wenden – das hat er getan. Sie haben Buße getan, er hat sie zurückgeführt ins Land unter Serubbabel und Jeschua, dem Hohenpriester. Dann wurde der Tempel gebaut – wunderbar. Aber siehe da: Keine Herrlichkeit zog in den Tempel ein, nicht einmal die Bundeslade war vorhanden. Der Tempeldienst wurde wieder aufgenommen, aber er war mickrig und klein. Die Menschen weinten, als sie den Tempel sahen, weil er so klein war im Vergleich zum salomonischen Tempel.
Wo war die Herrlichkeit Gottes? Wo waren die Verheißungen der Propheten? In dieser Zeit wartete man und wartete. Daniel wies darauf hin, dass noch andere Reiche kommen würden und dass es noch schlimmer für Jerusalem werden würde. Das erlebten sie auch.
Die Makkabäer kämpften gegen Antiochus und erlangten die Selbstbestimmung Israels zurück, etwa im Jahr 164 v. Chr. Die Erwartung auf den Messias war groß: Wann kommt der Messias? Doch er kam nicht. Und er kam nicht. Einige hatten noch hundert oder hundertfünfzig Jahre später eine starke Messiaserwartung. Wann kommt der Messias? Es gab Simeon im Tempel, Hanna und einfache Israeliten, die diese Hoffnung lebendig hielten.
Dann kam der Messias, aber ganz anders als erwartet. Und dann kam der Geist. Ich muss sagen: Dann kam der Messias, und es sammelten sich einige um ihn. Jesus sagte: Das Reich Gottes müsst ihr anders verstehen. Es ist wie ein Senfkorn – es beginnt winzig klein und wird eines Tages herrlich groß. Es wird eines Tages die ganze Welt erfüllen, aber jetzt ist es nur klein.
Da waren ein paar mickrige Jünger, keine Gelehrten. Jesus kam nach Jerusalem, und man dachte, jetzt wird der Messias angenommen, jetzt werden sie ihn als König feiern. Hosianna sangen sie. Doch der Messias wurde gekreuzigt und verworfen.
Einen Tag bevor er gekreuzigt wurde, nahm Jesus einige dieser kleinen Jünger mit sich – die zwölf, von denen einer, Judas, später weg war, also elf Jünger. Beim Passahmahl nahm er den Kelch, stellte ihn in die Mitte, nahm dann das Brot und sagte: „Dieses Brot ist mein Leib.“ Dann nahm er den Kelch und sagte: „Dieser Kelch ist der neue Bund, der in meinem Blut geschlossen wird, das ich für euch vergieße.“
Die Jünger verstanden nicht, was dieser neue Bund bedeutet. Doch der neue Bund wird mit dem Hause Israel und dem Hause Juda geschlossen. Das muss etwas Kräftiges und Gewaltiges sein. Jesus schloss den neuen Bund mit elf Leuten und zeigte ihnen: Ihr seid die, die den Messias angenommen haben. Er sagte, er werde wiederkommen, denn jetzt werde er mit ihnen nicht mehr trinken. Doch dann, wenn er wiederkommt, werden sie gemeinsam trinken und essen.
Er erklärte ihnen, wie das Reich Gottes jetzt aussieht. Es ist ein unsichtbares Reich, in dem einer dem anderen dient. Der größte Diener ist der Größte im Reich. Jesus selbst stellte sich als größtes Vorbild dar.
Was geschah danach? Die elf Jünger und weitere hundertzwanzig waren zu Pfingsten versammelt. Dann kam der Geist. Der neue Bund war durch sein Blut am Kreuz eingeweiht und mit den Jüngern geschlossen worden. Der Geist kam auf die Versammlung, und das Reich Gottes begann zu wachsen. Dreitausend bekehrten sich, fünftausend bekehrten sich, und viele Juden kamen zum Glauben. Doch es blieb immer nur eine kleine Minderheit im Verhältnis zum ganzen Volk.
So begann ein israelitisches Königreich zu wachsen. Ein israelitisches Königreich wurde hergestellt mit einem König, der auf dem Thron Davids sitzt, zu Rechten Gottes, und den diese Israeliten anbeten. Doch die Feinde lagen ihm noch nicht zu Füßen.
Wie geht es weiter? Dann werden sogar Heiden in dieses israelitische Königreich eingepfropft. Wie wird die Gefangenschaft Judas und Israels gewendet? Wie bringt Gott sein Israel zur Erfüllung all der Verheißungen? Alles geschieht durch den Kanal Christus. Alle, die an den Messias glauben, werden das erhalten.
Es gibt viele Stellen, die von der Wendung der Gefangenschaft Jerusalems und Israels sprechen. Hier bezieht sich Joel auf die Erlösung Israels. Er sagt: „Wenn das sein wird“, Vers 2, „dann werde ich alle Völker versammeln und sie hinabführen ins Tal Josaphat.“
Josaphat ist ein Tal, das man nicht genau findet. Es gibt kein Tal Josaphat. Auch wenn Kommentatoren schreiben, es sei das Kidron-Tal, so hieß das Kidron-Tal nicht Tal Josaphat. Dieses Tal wird so benannt, weil hier etwas geschieht. Und das, was geschieht, gibt dem Tal seinen Namen.
Jeho Schafat heißt „Jahwe richtet“. „Jeho“ oder „Jah“ steht für Gott, und „Schafat“ heißt richten. Also bedeutet Jeho Schafat: Gott richtet in diesem Tal. Gott sammelt nun alle Völker in ein Tal bei Jerusalem, genannt „Tal, wo Gott richtet“.
Was macht Gott dort? Er sagt: „Ich werde mit ihnen ins Gericht gehen wegen meines Volkes und meines Erbteils Israel, das sie unter die Völker zerstreut haben, und mein Land haben sie geteilt.“ Gott wird Rache üben an den Völkern, die seinem Volk Israel Schaden zugefügt haben. Das wird am Tag des Herrn geschehen, an dem er alle diese Völker richten wird.
Vers 3: „Über mein Volk warfen sie das Los, und den Knaben gaben sie für eine Hure, und das Mädchen verkauften sie um Wein und Tranken.“ Hier bezieht sich Joel darauf, dass Israeliten schon in der Vergangenheit verkauft wurden. Das gab es schon zu seiner Zeit und noch früher. Später wurde es schlimmer, als Assyrer und Babylonier kamen.
Er bezieht sich konkret auf die Philister und Phönizier, Vers 4. Ohne Unterbrechung fährt er fort, es geht immer noch um das Gericht über die Völker. Er sagt: „Was wollt ihr mir denn, Tyrus und Sidon und alle Bezirke Philisters?“ Damit meint er: Ihr seid auch dran. Die Philister sind die Städte an der Küste im Gaza-Streifen, Tyros und Sidon liegen weiter nördlich und sind phönizische Städte. Diese Feinde stammen aus der älteren Königszeit.
Hier werden noch nicht Assyrer und Babylonier genannt, sondern Phönizier und Philister. „Wollt ihr mir eine Tat vergelten oder wollt ihr mir etwas antun? Schnell und unverzüglich werde ich euer Tun auf euren Kopf zurückbringen, die ihr mein Silber und mein Gold genommen habt und meine besten Kleinode in eure Tempel brachtet und die Kinder Judas und die Kinder Jerusalems den Kindern der Griechen verkauftet“, also in die Sklaverei.
Schon damals gab es solche Dinge. Zum Beispiel in 2. Chronik 21,17 waren es die Philister und Araber, die viele Kinder Israels als Sklaven verkauften. Auch in anderen Zeiten gab es solche Vorkommnisse. Amos 1,9 spricht von den Freveltaten von Tyrus, die Gott vergelten wird. Hesekiel 27,13 erwähnt Tyrus als Feind Israels.
Vers 4: „Schnell und unverzüglich werde ich euer Tun auf euren Kopf zurückbringen.“ Bald wird das geschehen, sagt Gott.
Vers 8: „Siehe, ich erwecke sie von dem Ort, wohin ihr sie verkauftet, und ich werde euer Tun auf euren Kopf zurückbringen.“ Gott wird rächen. Ihr werdet das gleiche Schicksal erleiden wie seine Kinder.
„Und ich werde eure Söhne und Töchter in die Hand der Kinder Judas verkaufen.“ Diese werden sie an die Sabeer verkaufen, an ein fernes Volk, denn Jahwe hat es geredet. Sie werden also weiter an arabische Stämme verkauft, in die Sklaverei.
Das geschah in der Geschichte immer wieder. Zum Beispiel wurden die Philister durch Usija (2. Chronik 26,6) und Hiskia (2. Könige 18,8) schon gerichtet. Später wurde Tyrus durch Alexander den Großen gerichtet. In der Makkabäerzeit geschah Ähnliches. Ich gehe jetzt nicht näher darauf ein, das ist etwas ermüdend, aber man kann es in Kommentaren nachlesen.
Hier wird einfach gezeigt, dass Gott die Feinde Israels richten wird.
Dann kommen wir zu Versen 9 bis 16.
Jetzt muss ich aber fragen: Wie sieht es mit der Zeit aus? Machen wir Pause? Und dann nur eine halbe Stunde, oder wie?
Ja, so ein bisschen halb eins, plus minus ein bisschen.
Gut, machen wir hier die Pause.