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Gemeinsam zum Ziel

Hochzeitspredigt
22.07.1994Psalm 16,11

Einleitung

Zuerst möchte ich Euch, Erika und Heini, ganz herzlich in dieser Kirche willkommen heissen. Ihr seid ja der Anlass zu diesem Gottesdienst. Dann möchte ich aber auch die Grosseltern, Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten, sowie Freunde und Kollegen begrüssen. Schön, dass Ihr alle gekommen seid, um an diesem wichtigen Ereignis teilzuhaben. Eine ganz erfreuliche Sache führt uns hier zusammen. Es ist zwar gar nicht mehr selbstverständlich, für eine Hochzeit die Kirche aufzusuchen. Die standesamtliche Trauung liegt bereits hinter Euch und Ihr seid nun rechtlich gesehen bereits ein Ehepaar. Das Ehepaar Erika und Heini Braun. Auch wenn Ihr keinen Gottesdienst feiern wolltet, so wäret Ihr trotzdem ein Ehepaar, auch ohne kirchliche Trauung würdet Ihr als Ehepaar gelten. Aber Euch ist es ein Anliegen, im Rahmen eines Gottesdienstes Euer gemeinsames Leben zu beginnen. Das nicht nur aus Tradition, weil es nett ist in einer Kirche schön gekleidet zu erscheinen und weil die Kirche einen gewissen festen und würdigen Rahmen vermittelt. Nein, Ihr wollt ganz bewusst damit bezeugen, dass Ihr Euer gemeinsames Leben in Verantwortung gegenüber Gott leben wollt und dass Ihr auf Gottes Segen angewiesen seid. Selbst Eure Einladung weist unmissverständlich darauf hin, denn auf dem Wegweiser ist zu lesen: Du hast mir den Weg zum Leben gezeigt. Du füllst mich mit ewiger Freude, ich darf in Deiner Gegenwart sein. Psalm 16, 11. Es ist ein Wort aus dem Psalm 16, welcher von König David geschrieben wurde, und es ist gleichsam ein Bekenntnis von Euch. Aufgrund Eurer originellen Einladung mit einem Wegweiser und dem darauf gedruckten Vers, drängt es sich auf, dass wir uns über das Ziel und den Weg Gedanken machen. Gemeinsam zum Ziel habe ich diese Gedanken überschrieben. Ich habe die Gedanken unterteilt: Ein gemeinsames Ziel vor Augen Dem Ziel gemeinsam entgegen

Ein gemeinsames Ziel vor Augen

Ihr hättet wohl kaum einen Vers wählen können, der deutlicher auf das Ziel Eures Lebens hinweist. David, obwohl sehr reich und mächtig war, sah in seinem Reichtum nicht das Ziel seines Lebens. Er wusste, dass dies alles der Vergänglichkeit unterworfen ist. Er wusste um die Notwendigkeit von einem beständigen Wert. Er hat diesen Wert, dieses Ziel für das es sich lohnt zu leben gefunden, Gott hat es ihm offenbart und er sagt voll Dankbarkeit: Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor Dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich. Psalm 16, 11. Sein Leben findet in der Ewigkeit Erfüllung. Er schaut über sein Sterben hinaus und ist dankbar für die Gewissheit, dass er in der Ewigkeit bei seinem Schöpfer sein wird. Dort wird grosse Freude herrschen. David wusste von was er spricht. Gott hatte ihm seine Absicht gezeigt. Gott gab ihm Einblick in seinen Plan. So greift über 900 Jahre später Petrus diese Aussage Davids auf und sagt, dass David hier von Jesus spricht: Petrus sagt in seiner Pfingstrede:
Den (Jesus) hat Gott auferweckt und hat gelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er (Jesus) vom Tode festgehalten werden konnte / Denn David spricht von ihm (Ps.16,8-11): ... / ... / Du hast mir kundgetan (Aor.Ind.) die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen (Fut.Ind.) mit Freude vor deinem Angesicht. Apostelgeschichte 2, 24-25a + 28. David wusste also, dass der Weg zum Leben nicht aus vielen Gesetzen und Regeln besteht, sondern dass der Weg zum Leben über eine Person führt. Über den, den Gott schon lange seinem Volk als Erlöser versprochen hatte: Jesus. Und Jesus selbst sagt: Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Johannes 14, 6. Jesus ist also der Weg der zum Ziel führt. Jesus führt uns in die Gegenwart Gottes. Mit diesem Vers auf Eurer Einladung drückt Ihr aus, dass Euch der Weg bekannt ist, der zum Leben, zum ewigen Leben führt. Ihr habt Euch beide dazu entschlossen Jesus nachzufolgen. Wie David ist Euch der Weg zum wirklichen Leben bekannt. Ihr habt dasselbe Ziel vor Augen wie David. Dieses gemeinsame Ziel verbindet Euch in besonderer Weise. Verliert es nie aus dem Blickfeld, denn nur so könnt ihr Euer Eheleben richtig gestalten. Nur so könnt ihr die richtigen Prioritäten setzen. Allein in der gemeinsamen Hinwendung und Liebe zu Jesus findet Euer Leben die nötige Tiefe und Erfüllung. Petrus schreibt: Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, / wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich die Rettung der Seele. 1. Petrus 1, 8-9. Die Ausrichtung auf dieses Ziel ist das Fundament für Eure Ehe, auf dem Ihr aufbauen könnt.

Evangelisation

Vielleicht gibt es Leute unter uns, die dieses Ziel nicht kennen und innerlich sogar den Kopf schütteln. Aber darf ich Sie fragen, ob sie denn Ihr Lebensziel kennen. Hat Ihr Leben ein Ziel, für das es sich zu Leben lohnt? Oder ist mit dem Tod alles vorbei? Müssen Sie dann alles zurücklassen, was Ihnen etwas wert war? Ich kenne viele Menschen, die den letzten Fragen ausweichen, aber das hilft nichts. Wer der Wahrheit entfliehen will, wird früher oder später von Ihr jäh eingeholt. Jesus sagt unmissverständlich: Wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten. / Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst und nähme Schaden an sich selbst? Lukas 9, 24-25. Machen sie es doch wie Erika und Heini: Verlieren sie Ihr Leben um Jesu willen und sie werden dadurch vielmehr gewinnen, als sie je in einem Leben aus eigener Kraft gewinnen könnten. Jesus sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Johannes 5, 24. Ich freue mich für und mit Euch, dass ihr auf Jesus gehört habt und so den Weg erkannt habt, der zum besten Ziel führt.

Dem Ziel gemeinsam entgegen

Nun seid Ihr noch nicht an diesem Ziel. David blickt in die Zukunft, das Ziel liegt in der Ferne. Es ist wie wenn wir nach Amerika reisen wollten. Das Ziel ist bekannt, vielleicht haben wir schon viel darüber gelesen, aber dann müssen wir sehen, wie wir dorthin kommen. Bis jetzt war jeder von Euch allein auf dem Lebensweg. Nun steht Ihr an der Schwelle zu einem gemeinsamen Weg. Dazu möchte ich Euch drei praktische Wegweiser mitgeben. Die vielleicht selbstverständlich klingen, aber nicht so selbstverständlich sind. Denn wir kommen nicht vollautomatisch ans Ziel. Es gibt gewisse Regeln, gewisse Ordnungen, die Gott unser Schöpfer gegeben hat, wenn es uns ein Anliegen ist mit Gottes Hilfe ans Ziel zu kommen, sollten wir diese Ordnungen beachten. Es hilft nämlich nichts, fromm zu sprechen und Gott im Munde zu führen, nach seiner Hilfe zu schreien, ohne sich an dem zu orientieren, was er uns sagt. Wenn ich mit einem Auto fahren will, dann muss ich die Regeln auch befolgen, sonst wird meine Fahrt nicht sehr erfreulich enden. Also nun zu den Wegweiser:

1. Wegweiser: Lernt Euch in Liebe zu ertragen

Gemessen an der Zeit, die Ihr nach menschlichem Ermessen miteinander verbringen werdet, habt Ihr erst einen ganz geringen Teil miteinander verlebt. Die Zeit die vor Euch liegt ist viel länger und viel intensiver, als die kurze Zeit der Freundschaft. Ihr werden jetzt viel enger zusammenleben. Ihr werdet in Eurer Beziehung viele verschiedene Phasen durchleben, die ich jetzt hier nicht aufzählen möchte. Darunter werden auch Zeiten fallen, wo Ihr Euch gegenseitig reibt. In einemmal bekommen Kleinigkeiten grosse Bedeutung. Verhaltensweisen am Ehepartner beginnen zu stören, die einem früher gar nicht aufgefallen waren, oder denen man keine Bedeutung zugemessen hatte. Auf einmal ärgert einem, dass der Mann die Hosen nicht in die Bügelfalte legt, sondern auf den Boden wirft. Der Mann ärgert sich, dass seine Frau immer noch nicht begriffen hat, dass er nach der Arbeit seine Ruhe haben will. usw. usf. Und dann beginnt eine verhängnisvolle Entwicklung: Jeder will den anderen erziehen. Jetzt forme ich mir meinen Traumpartner. Das ist eine grosse Katastrophe, wenn sich Eheleute erziehen wollen. Das führt in vielen Ehen zu unsäglichen und unendlichen Kleinkriegen, die bis hin zur Scheidung führen können. Einfach weil der andere so zu sein hat wie ich will. Und dann geht es los mit der Nörgelei, die schlichtweg zermürbend ist. So zermürbend, dass man sich nicht mehr so recht aneinander freuen kann. Paulus schreibt: Wenn ihr euch aber untereinander beisst und fresst, so seht zu, dass ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet. Galater 5, 15. Fresst Euch nicht auf. Erspart Euch diese Zeit. Vielmehr haltet Euch an die Anweisungen die uns die Bibel gibt, wo es heisst: Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Galater 6, 2. Und weiter sagt er: Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Römer 12, 10. Wenn Ihr Euch vornehmt einander in dieser Haltung zu begegnen, dann werdet Ihr Eure Krisenzeiten positiv überstehen. Das heisst nicht, dass Ihr über nichts sprechen dürft, was Euch aneinander nicht gefällt. Ihr werdet Euch hoffentlich in den kommenden Jahren verändern und zueinander wachsen, aber bitte erzieht Euch nicht gegenseitig. Evtl. Beispiel mit Papier zerknittern. Lernt einander zu ertragen. Lernt in einer Toleranz miteinander umzugehen, die von der Liebe geprägt ist und nicht von Rechthaberei.

2. Wegweiser: Bleibt Euch unbedingt Treu

Heute versprecht Ihr Euch vor uns allen und vor Gott gegenseitig die Treue. Das Versprechen ist schnell ausgesprochen, aber im Alltag ist es äusserst wichtig, die Treue auszuleben. Treue ist eine Entscheidung die Ihr heute fällt. Diese Treue die Ihr Euch versprecht ist nicht ein Gefühl, sondern eine Entscheidung. Ihr entscheidet Euch einander treu zu sein, komme was wolle. Und wir müssen uns auch während der Ehe immer wieder an dieses Versprechen erinnern. Heute hat man manchmal den Eindruck, dass die Treue nicht so wichtig sei. Man spricht auch nicht mehr von Ehebruch, sondern vom Seitensprung. Über 50% der Eheleute sollen mindestens einmal die Ehe gebrochen haben. Wie viel Elend das in eine Ehe hineinbringt kann man gar nicht ermessen. Man meint es sei so harmlos, aber ein Ehebruch löst in uns viel mehr aus, als wir denken. In der Bibel heisst es: Denn die Lippen der fremden Frau sind süss wie Honigseim, und ihre Kehle ist glatter als Öl, / hernach aber ist sie bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidiges Schwert. Sprüche 5, 3-4. Paulus macht deutlich, dass ein Ehebruch tiefe Wunden schlägt, er schreibt den Korinthern: Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben ausserhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe. 1. Korinther 6, 18. Der sündigt am eigenen Leib, d.h. er fügt sich selbst grossen Schaden zu. Verhaltet Euch wie Josef, als die Frau seines Herrn ihn zu sich ins Bett aufforderte: Und es begab sich danach, dass seines Herrn Frau ihre Augen auf Josef warf und sprach: Lege dich zu mir! / ... / ...Wie sollte ich denn nun ein solch grosses Übel tun und gegen Gott sündigen? 1. Mose 39, 7+9b. Gott ist aber keineswegs gegen Sexualität. Im Gegenteil, er hat sie ja geschaffen, aber sie soll im richtigen Rahmen praktiziert werden. Nur wenn der Rahmen stimmt kommt die Sexualität zur vollen Entfaltung, und dieser Rahmen ist die Ehe. Wir dürfen uns freuen über diese besondere Ausdrucksweise der Liebe, wie uns sogar die Bibel auffordert: Dein Born sei gesegnet, und freue dich des Weibes deiner Jugend. / Sie ist lieblich wie eine Gazelle und holdselig wie ein Reh. Lass dich von ihrer Anmut allezeit sättigen und ergötze dich allewege an ihrer Liebe. Sprüche 5, 18-19. Bleibt Euch um jeden Preis treu. Es lohnt sich und es ist unabdingbar, wollt Ihr das gemeinsame Ziel erreichen.

3. Wegweiser: Betet miteinander

Noch ein letzter Wegweiser, den ich Euch ans Herz legen möchte: Betet miteinander. Jeder von Euch hat den Wunsch mit und für Jesus zu leben. Ihr wollt ganz bewusst Jesus in Eurer Ehe Raum geben. Und es gibt viele christliche Ehepaare, die die ernste Absicht haben, aber - warum auch immer - bringen sie es nicht fertig miteinander zu beten. Dabei ist es überhaupt nicht schwierig. Es ist ein Geschenk, dass wir Gott unseren Dank, unser Lob, unsere Bitten gemeinsam bringen dürfen. Es ist am Anfang vielleicht etwas ungewohnt, aber lasst nicht locker, bis es bei Euch eine Gewohnheit ist. Petrus sagt den Ehepaaren: ...euer gemeinsames Gebet soll nicht behindert werden. 1. Petrus 3, 7b. Ihr werdet erkennen, wie gross der Segen ist, wenn Ihr gemeinsam Eure Anliegen vor Gott bringt, denn er hat uns zugesagt: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, warum sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Matthäus 18, 19-20.

Schluss

Es bleibt mir Euch zu wünschen, dass Ihr das gemeinsame Ziel erreicht. Gott möge Euch segnen: Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. / Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun. 1.Thessalonicher 5, 23-24. Amen