Einführung in den Taufthema und biblischer Ausgangstext
Ich möchte die Predigt heute unter den klassischen Text des Neuen Testaments über die Taufe stellen. Diesen Text haben wir im Taufunterricht gemeinsam betrachtet, zumindest einige Verse davon. Ich lese nun diesen Text aus dem Römerbrief, Kapitel 6, in dem Paulus sich kurz und prägnant – wie er es immer tut – aber sehr eindeutig zum Thema Taufe äußert und uns wichtige Dinge darüber sagt.
Ich lese aus dem Römerbrief, Kapitel 6, die ersten elf Verse.
Paulus hatte zuvor beschrieben, was Erlösung bedeutet: dass Jesus sein Leben für uns gegeben und unsere Schuld bezahlt hat. Nun schließt er daran an und fragt: Was sollen wir nun dazu sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben?
Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus hineingetauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit wir – gleich wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist – auch in einem neuen Leben wandeln.
Denn wenn wir mit ihm eins gemacht und mit ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in seiner Auferstehung gleich sein. Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei. So dienen wir der Sünde nicht mehr, denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen.
Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, der aus den Toten auferweckt wurde, nicht mehr stirbt. Der Tod herrscht nicht mehr über ihn. Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben – ein für allemal. Was er aber lebt, das lebt er für Gott.
Also auch ihr, haltet euch selbst dafür, dass ihr für die Sünde tot, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn.
Bedeutung des Textes für verschiedene Gruppen
Dieser Text ist für jeden Täufling wichtig. Er dient als Erinnerung für alle, die sich einmal haben taufen lassen, um ihren Glauben zu bezeugen.
Ebenso ist er bedeutend für die Teilnehmer am Mitarbeiterschulungstraining, die dieses Wochenende bei uns waren. Auch für alle, die den Schritt der Taufe als Zeugnis ihres Glaubens noch nicht gegangen sind, ist dieser Text von großer Bedeutung.
Mit anderen Worten: Es gibt niemanden in diesem Raum, für den dieser Text nicht wichtig wäre – natürlich gilt das ganz besonders für euch sieben Täuflinge.
Theologische Erklärung des Sündenbegriffs
Paulus spricht in diesem Abschnitt viel von Sünde, und ich möchte zunächst versuchen, dies etwas zu erklären. Wo immer das Wort Gottes grundsätzlich – wir sagen auch theologisch – über Sünde spricht, geht es nicht um einzelne Taten wie „Ich habe Menschen geschlagen“ oder „Ich habe gekifft“ oder Ähnliches. Vielmehr geht es um eine Grundhaltung des Lebens, in der ich selbst im Mittelpunkt stehe.
Sünde ist ein Zustand, ein Verhältnis zu Gott, das tot ist, nicht lebendig. Es ist keine Beziehung des Vertrauens, keine Gewissheit, dass meine Schuld vergeben ist, kein Leben des Gehorsams und der Hingabe Gott gegenüber.
Das erinnert mich an die ersten Szenen, die in der Bibel beschrieben sind, den sogenannten Sündenfall. Die Schlange – Satan – tritt hier in Gestalt einer Schlange auf die Menschen zu und bietet ihnen zwei Dinge an. Sie sagt: „Wenn ihr von der Frucht esst, von der Gott gesagt hat, ihr sollt es nicht, dann werdet ihr sein wie Gott.“
Mit anderen Worten: Du stehst dann an die Stelle Gottes in deinem Leben. Du bist der Herr in deinem Leben. Du wirst dich selbst verwirklichen, dir selbst vertrauen und dich selbst darstellen. Du bist der Mittelpunkt, weil nicht Gott der Mittelpunkt deines Lebens ist.
Ein Leben in der Sünde bedeutet also, dass ich selbst im Mittelpunkt stehe, anstatt Gott.
Das Zweite, was die Schlange den Menschen fälschlicherweise versprach, war die Aussage, dass sie selbst wüssten, was gut und böse ist. Das heißt, sie wären in der Lage, für sich selbst zu entscheiden, was gut und was schlecht ist. Mit anderen Worten: Jeder ist sich selbst das Gesetz.
So habt ihr zum Teil auch gelebt, die ihr euch heute taufen lasst. Es war eure Moral, eure Richtigkeiten: Was ich für gut halte, ist gut, und was ich nicht gut finde, ist nicht gut.
So ist der Mensch, der sich an die Stelle Gottes setzt und sich nicht dem Moralgesetz Gottes, dem Gebot, dem Wort Gottes unterstellt und dessen Beurteilung, was gut und böse ist.
Das war das Gegenteil von dem, was Paulus später an die Gemeinde in Kolossä geschrieben hat. Er sagt dort: „Alles, auch ich, ist durch ihn, durch Jesus Christus, und für Jesus Christus geschaffen, und er ist vor allem.“
Bis zu eurer Bekehrung war das nicht so. Ihr habt nicht für Jesus gelebt, und Jesus war nicht vor allem in eurem Leben.
Die Bedeutung der Bekehrung und neue Lebensausrichtung
Als ihr Jesus Christus angenommen habt – die Bibel nennt das Bekehrung – habt ihr euch in eurem Leben umgekehrt. Man nennt das auch die Bekehrung. Jemand hat das einmal so beschrieben: Es ist ein Stillstehen, eine 180-Grad-Drehung und dann ein Weitergehen. Dabei hat sich etwas Entscheidendes verändert, weil ihr nun beginnen wolltet, für Jesus zu leben und aus der Kraft zu handeln, die Jesus zeigt.
Der Apostel Johannes hat das einmal so ausgedrückt in seinem ersten Brief, Kapitel 2: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist.“ Mit „Welt“ ist hier eine Lebensgesinnung gemeint. Das heißt nicht die Erde oder die Menschen, die auf ihr leben, sondern die Gesinnung dieser Welt, die ohne Christus lebt, in der Christus nicht das Zentrum ist.
Johannes schreibt weiter: „Wenn jemand die Welt liebt, also diese Denkweise, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist – die Fleischeslust, die Augenlust und der Hochmut des Lebens – ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust. Wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“
Ein Mensch, in dem Jesus Christus nicht der Herr ist, lebt – wenn ich diese Begrifflichkeiten gebrauchen will – in der Fleischeslust. Das heißt nichts anderes, als dass er verwirklichen will, was in seiner Natur liegt. Er will das, was er will, auch verwirklichen. Er ist das Zentrum, er ist sein eigener Gott.
Augenlust bedeutet, dass sich jemand von all dem anregen lässt, was seine Augen auf dieser Erde sehen. Wenn es ihm gefällt, will er es haben, ohne zu fragen: Was sagt der lebendige Gott dazu? Und welche Rechenschaft bin ich Gott schuldig, wenn ich das tue, was mir gerade vor Augen steht?
Das Dritte, was der Apostel Johannes als kennzeichnend für ein Leben ohne Gott beschreibt, ist der Hochmut des Lebens. Das heißt: „Ich brauche niemanden außer mir. Ich brauche Gott nicht, der mir den Weg zeigt. Ich brauche Gott nicht als meine Hilfe. Ich brauche Gott nicht zu meiner Bewahrung. Ich sorge für mich selbst und vertraue mir.“
Symbolik der Taufe als Tod und Auferstehung mit Christus
Und wenn Paulus in diesem Abschnitt über die Taufe davon spricht, dass wir mit Christus gestorben und mit Christus auferstanden sind, dann will er genau das Gleiche mit anderen Worten ausdrücken. Ich möchte das gerne veranschaulichen.
Nachher wird Christiane, glaube ich, als Erste in das Taufbecken steigen. Ihr werdet sie entweder hier oder über die Bildschirme beobachten können. Ihr werdet sehen, dass wir sie untertauchen. Wir lassen sie aber nicht lange unter Wasser. Nach spätestens 15 Minuten wird sie wieder auftauchen.
Wir tauchen sie unter Wasser, und das symbolisiert folgendes: Ich bin mit Christus gestorben, ich bin mit Christus begraben. Das bedeutet, dass ich dieses Leben, in dem ich selbst im Mittelpunkt stand und meine Moral bestimmt hat, hier beerdige. Davon möchte ich Abstand nehmen und es hinter mir lassen.
Vor vielen Jahren hatten wir eine Taufe, bei der Ursula Philipp dabei war. Die Gemeinde kennt sie und weiß, dass Ursula eine ganz tolle Gabe hat, sich manchmal originell, aber sehr treffend auszudrücken. Bei ihrer Taufe – ich habe alles andere vergessen, was sie gesagt hat – sagte sie: „Ich will heute mein altes Leben, eben dieses Leben, in dem ich das Zentrum bin, an den Nagel hängen.“
Dieser Begriff hat mir gut gefallen: „an den Nagel hängen“. Das tun wir nämlich an einen der Nägel, mit denen Christus ans Kreuz genagelt wurde. Dieses Leben in der Sünde, in dem ich selbst der Herr bin und meine Moral das Sagen hat, soll hinter mir bleiben.
Das wollt ihr bezeugen, und ich denke auch an all jene, die sich bereits haben taufen lassen, als Zeugnis dafür. Das ist mir wichtig. Ich möchte uns daran erinnern und euch natürlich mit auf den Weg geben. Ebenso ist es eine Herausforderung für diejenigen, die diesen Schritt noch nicht getan haben.
Wir werden das nachher miterleben, und wir dürfen uns auch fragen: Ist das bei mir so? So wie ich es damals bei meiner Taufe oder bei meiner Bekehrung versprochen habe: Nicht ich, sondern er soll im Zentrum meines Lebens stehen. Ist das meine, deine gelebte Realität?
Lied als Ausdruck des Lebens mit Jesus
Ich kam mit einem Liedvorschlag etwas spät, deshalb lese ich uns eine Liedstrophe vor. Es ist von einem Lied, das viele von uns kennen und sehr lieben. Es heißt „Folgen“.
Leben mit Jesus hat Folgen. Die eigenen Pläne und Ideen zählen nicht mehr.
Folgen – komm, wir wollen ihm folgen. Sein Weg ist gut, wir gehen hinterher.
In der dritten Strophe heißt es: „Folgen heißt zu opfern, was lebenswichtig scheint.“ Zum Beispiel kann das die Rapgruppe sein, die für manche lebenswichtig erscheint.
„Folgen heißt zu opfern, was lebenswichtig scheint,
heißt manches aufzugeben, was man zu brauchen meint,
heißt viel mehr zu gewinnen, als man verloren hat,
zum Leben durchzudringen, so wie es Jesus tat.
Nicht ich, sondern er.“
Fragen an den Glauben und Lebensprioritäten
Ich dachte an Paulus, als er Jesus begegnete. Paulus stellte Jesus zwei Fragen, und ich wünsche mir, dass diese Fragen jeden Tag auch eure und meine Fragen sind.
Die erste Frage lautete: „Herr, wer bist du?“ Ich will dich kennen und immer besser kennenlernen. Die zweite Frage war: „Was willst du, dass ich tun soll?“
Wir dürfen uns also fragen: Ist das, was unsere Täuflinge heute bezeugen, auch in meinem Leben Realität? Steht nicht ich, sondern Jesus im Zentrum meines Lebens?
Zweitens können wir darüber nachdenken, wie die Prioritäten in meinem Leben gesetzt sind. Machen die Prioritäten – also die Dinge, die ich, soweit ich sie bewegen oder verändern kann, beeinflusse – deutlich, dass Jesus mein Herr ist? Oder sind sie so gesetzt, wie Jesus es einmal gesagt hat: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit“?
Es lohnt sich, darüber auch einmal in der Gegenwart Gottes im Gebet nachzudenken und ihn zu fragen: Herr, siehst du das bei mir so, dass die Prioritäten richtig gesetzt sind? Wenn ich zum Beispiel ein attraktives Angebot bekomme, um eine Veranstaltung zu besuchen oder etwas Schönes zu machen, aber zur gleichen Zeit wäre eigentlich Gottesdienst, Bibelkreis oder Gebetskreis – was würde ich wählen?
Daraufhin wird deutlich, welche Prioritäten ich habe. Was ist meine Top-Priorität? Was ist wichtig für mein Leben?
Vorschlag für ein persönliches Lebensleitbild
Teilnehmern des Trainings für Mitarbeiter wurde eine Empfehlung gegeben, die vielleicht etwas modern klingt. Dennoch finde ich sie gut, sonst hätte ich sie nicht weitergegeben. Ob du sie gut findest, musst du für dich selbst entscheiden.
Es kann sehr hilfreich sein, ein ganz persönliches Lebensleitbild zu erstellen. Unsere Gemeinde hat ein Leitbild – zentrale Werte, über die wir immer wieder nachdenken. Auch Unternehmen verfassen Leitbilder, ob diese jedoch wirklich beachtet werden, ist eine andere Frage. Für mein eigenes Leben habe ich ebenfalls einige Dinge festgehalten, vielleicht nur in fünf Sätzen, die ausdrücken, was mir wichtig ist und welche Prioritäten ich setze. Dieses Leitbild habe ich in einem Prozess des längeren Nachdenkens und Betens aufgeschrieben.
Vielleicht wäre es auch für dich hilfreich, so etwas zu tun: Schreibe auf, was für dein Leben als Christ wichtig ist. Was ist deine Priorität Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei? Nimm dir dann alle sechs oder zwölf Monate Zeit, um dein Leitbild zu überprüfen. Frage Gott: Herr, spiegelt sich das in meinem Alltag wider? Lebe ich das wirklich?
Der Apostel Paulus hat das einmal so ausgedrückt, und das könnte dein Leitbild sein. Du könntest es einfach aus der Bibel abschreiben, ohne es selbst erfinden zu müssen. Er sagte: „Er, Christus, ist darum für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.“ Das war sein Leitbild.
An einer anderen Stelle, im Römerbrief Kapitel 12, Verse 1 und 2, sagt Paulus: „Ich ermahne euch, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer und euch nicht dieser Welt anpasst, sondern euch in eurem Wesen verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes.“
Das kann dein Leitbild sein: Ein Leitbild, über das du immer wieder bewusst nachdenkst und dich fragst – oder besser gesagt, Gott fragst: Herr, ist das in meinem Leben gelebte Realität, oder sind das nur Bibelverse, die ich auswendig kann?
Heiligung und Charakterveränderung als Folge der Taufe
Und wenn wir mit Christus gestorben sind, dann haben wir nicht nur bezeugt, dass er jetzt unser Herr sein soll und wir die Prioritäten, die wir bisher gesetzt haben, beerdigen wollen.
Vielmehr möchten wir auch, dass unser Charakter verändert wird. Die Bibel nennt diesen Prozess Heiligung – ihm ähnlicher zu werden. So hat es Ellen vorhin gesagt: Sie möchte Jesus ähnlicher werden. Ein Schritt dazu ist, dass sie sich taufen lässt, so wie Christus sich taufen ließ.
Der Apostel Paulus hat das sehr schön ausgedrückt, zum Beispiel im 2. Korinther 3,18. Dort sagt er: „Wir aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich von dem Herrn, dem Geist.“
Er verändert mich, sodass mein Denken, mein Reden und mein Handeln ihm ähnlicher wird. Das ist auch ein schönes Leitbild.
Symbolik des Aufstehens aus dem Taufwasser
Das sind Dinge, die wir bezeugen, wenn wir sagen: „Das alles lasse ich jetzt hinter mir.“ Ich will, dass nicht mehr ich regiere, sondern er. Meine Prioritäten möchte ich hier symbolisch beerdigen, ebenso meinen alten Charakter. Das tue ich, um Jesus ähnlicher zu werden.
Ihr bleibt aber nicht im Wasser liegen. Das Aufstehen ist genauso wichtig – natürlich einmal physisch, damit ihr weiterlebt. Aber dieses Aufstehen hat auch eine symbolische, eine geistliche Bedeutung. Darüber könnten wir viel sagen. Lasst mich nur drei Dinge ansprechen, die ich euch Täuflingen ganz persönlich sagen möchte. Ebenso will ich allen, die getauft sind, eine Erinnerung geben und allen, die nicht getauft sind, Lust machen, dass sie das auch sagen könnten.
Indem ihr aufsteht, sagt ihr: Ich vertraue jetzt nicht mehr mir, sondern ich vertraue in allem Jesus. Das bedeutet, seine Gnade trägt mich. Ich weiß, dass ich von dieser Gnade, von der Vergebung meiner Schuld leben darf.
Ich möchte euch den Tag jetzt nicht vermiesen, aber ich bereite euch darauf vor: Auch nach der Taufe werdet ihr sündigen wollen, aber es wird euch geschehen! Dann gebe ich euch einen guten Tipp, den einmal ein Prediger einem anderen gab: Niemals länger als eine Minute liegenbleiben. Wenn Gottes Gnade da ist, dann braucht ihr nicht liegenzubleiben. Wenn es dem Teufel gelungen ist, dich zu Fall zu bringen, gib ihm nicht auch noch den Triumph, dass du liegenbleibst.
Der Herr Jesus hat es im Johannesevangelium aufschreiben lassen. Dort heißt es: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ (Johannes 1,16) Wenn Gott von Fülle spricht, meint er wirklich Fülle. Du wirst Gottes Vergebung nie ausschöpfen können. Das Taufbecken wird irgendwann mal leer sein, aber Gottes Gnade kannst du nicht ausschöpfen.
Wir leben von seiner Gnade, und Jesus weiß, dass es nicht einfach ist, gegen meinen alten Charakter aufzustehen und ihm ähnlicher zu werden. Sogar für Jesus war dieser Weg schwer. Es heißt einmal, und das hat mich sehr getröstet, dass er mit starkem Geschrei und Tränen seine Opfer dargebracht hat, weil die Versuchung so stark war (Hebräer 5,7).
Deswegen versteht er uns, wenn es für uns nicht so einfach ist, der Sünde zu widerstehen und Jesus ähnlicher zu werden. Mit dieser Ohnmacht, mit dieser Verzweiflung darf ich zu Jesus kommen. Das Aufstehen heißt: Herr, ich darf leben von deiner Gnade, und die schöpfe ich niemals aus.
Die Kraft der Auferstehung und das neue Leben
Ein zweites Thema, das wir im Taufunterricht besprochen haben, war mir ganz wichtig. Ich möchte es noch einmal aus dem Römerbrief, Kapitel 6, Vers 4 lesen. Für mich ist das der hervorstechende Vers, ohne andere abwerten zu wollen. Es ist nur das, was mich besonders anspricht.
In Vers 4 heißt es, und ich möchte das betonen, weil es mir wichtig ist: „Wir sind also nun begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit wir, gleich wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, so auch wir in neuem Leben wandeln.“
Das ist für mich Dynamit. Wie Christus, so auch wir! Das heißt, die Kraft, die Christus aus dem Grab geholt hat, ist die Kraft, die dich ausrüstet, ein Leben zu Gottes Ehre zu führen.
Und wenn du, William, gebetet hast, dass Gott dir seinen Heiligen Geist geben soll, dann war das eine Erhörung dessen, was er dir gesagt hat. Das Erste war: Du hast deine Sündhaftigkeit erkannt – das ist eine gute Wirkung des Heiligen Geistes.
Zweitens dürfen wir wissen: Sein Geist stärkt mich. Paulus hat das so schön im Brief an die Gemeinde in Kolossäa gesagt: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ Er ist eure Hoffnung. Ihr dürft ganz abhängig von ihm sein. Ihr müsst nicht sagen: „So, jetzt bin ich getauft, jetzt muss ich aber stark sein.“ Nein, jetzt dürft ihr umso bewusster leben, lernen von seiner Gnade und von seiner Kraft. Und ihr dürft glauben an seine Kraftwirkungen, die sich nicht zuerst in der Heilung von Kranken oder in der Auferweckung von Toten zeigen, sondern darin, dass Menschen neu werden und Christus ähnlicher werden.
Wenn ihr dann aus dem Wasser wieder auftaucht, will ich daran denken: Ihr habt jetzt ein neues Ziel. Und ihr seid ja noch jung. Der Bruder Derksen, der Älteste, der sitzt da hinten und wird auch mit euch getauft. Er ist bedeutend älter – beinahe so alt wie ihr fünf oder sechs zusammen, nicht ganz. Aber ihr seid noch jung.
Über das, was ich jetzt sage, denkt ihr vielleicht noch nicht so aktiv nach, aber ich möchte, dass ihr das tut – und zwar mit Freude, nicht mit Lebensmüdigkeit. Ihr habt ein neues Ziel. Denn wie Christus auferweckt wurde, um zum Vater zurückzugehen, so auch ihr: Ihr dürft aufstehen mit dieser Hoffnung. Ich habe ein ewiges Leben bei meinem Vater im Himmel.
Und wenn mein Leben hier zu Ende ist – in fünfzig, sechzig, siebzig Jahren, ich weiß nicht, wie lange der Herr euch hier lässt – dann weiß ich: Da ist eine Heimat für mich, da ist ein Ziel für mich.
Neulich habe ich die Schwester Gertrud Fischer besucht, weil sie Geburtstag hatte. Es wurde ja vorhin erwähnt, sie ist neunundachtzig Jahre alt geworden. An ihrem Wohnzimmerschrank hängt ein Kärtchen, das ich liebe. Darauf steht: „Das Schönste kommt noch.“
Das Schönste kommt noch – auch für euch. Die Taufe wird übertroffen dadurch, dass ihr eines Tages zu Jesus gehen werdet.
Zusammenfassung der Zeugnisse und Einladung zur Taufe
Das sind die Dinge, die ihr heute als Täuflinge bezeugt – nicht mehr ich, sondern er; seine Prioritäten, nicht meine. Nicht mehr mein alter Charakter, sondern sein neuer Charakter soll mich prägen. Ihr drückt aus, dass seine Gnade mich tragen wird. Ihr werdet sie brauchen, ihr braucht seine Gnade.
Außerdem zeigt ihr, dass sein Heiliger Geist mich stark macht, um dieses Leben zu führen. Ihr dürft mit der frohen Gewissheit leben: Ich habe ein unvergleichlich schönes Ziel. Darüber dürft ihr als Täuflinge weiter nachdenken, wenn ihr heute Nachmittag, heute Abend oder nächste Woche das, was jetzt hier geschehen ist, sacken lasst. Wow, das ist es!
Und du, der du schon getauft bist: Du darfst darüber nachdenken, ob das für dich eine frohe Gewissheit ist. Ist es für dich eine Selbstverständlichkeit des Lebens? Ist es das, was dich prägt, das, was dich ausmacht, das, was dich aufrichtet und dich jeden Tag neu herausfordert?
Und du, der du noch nicht getauft bist: Wie? Warum übergibst du dein Leben nicht Jesus und sagst: „Das will ich haben, das suche ich, das brauche ich. Diesen Jesus brauche ich und dieses Leben zu seiner Ehre“?
Und wenn du dich schon bekehrt hast, aber noch nicht getauft bist: Gute Nachricht! Sollte Jesus nicht wiedergekommen sein, werden wir im April nächsten Jahres die nächste Taufe haben. Hoffentlich werden es dann noch mehr sein als sieben, die das bezeugen. Dann werden wir uns alle wieder mitfreuen.
Und dann werden wir alle gemeinsam darüber nachdenken, ob die Realität der Taufe für uns gelebte Realität ist.
Schlussgebet und Danksagung
Lasst uns kurz aufstehen und zusammen beten.
Ich danke dir, Herr Jesus, für diese wunderbare Aussage, die in der Taufe steckt und die wir hier ausdrücken dürfen. Nicht mehr ich, sondern du, Herr – das ist ein herrliches Leben, wenn du unser Herr bist und wir nicht mehr unter unserer eigenen Herrschaft leben müssen.
Herr, es ist wunderbar, deine Prioritäten zu haben, dass du unser Leben ordnest nach dem, was wichtig und unwichtig ist oder überhaupt nicht in unser Leben gehört. Danke, dass du auch meinem Leben Prioritäten gegeben hast, Dinge, die wichtig sind.
Ich danke dir dafür, dass du der bist, der uns losmacht von unserem alten Charakter, von unserem alten Wesen, das dich verunehrt hat, sodass wir dir ähnlicher werden dürfen. Und danke, dass wir das alles nicht tun müssen in selbstgerechter Weise und in unserer eigenen moralischen Kraft, sondern dass wir auf deine Gnade vertrauen dürfen, auf deine Vergebung, die wir nicht ausschöpfen können.
Wir dürfen vertrauen auf deinen Heiligen Geist, der uns stärkt, dieses neue Leben zu führen. Darauf will ich lernen zu vertrauen.
Ich danke dir dafür, dass wir ein unvergleichliches Ziel haben dürfen: die Herrlichkeit. Wir gehen auf ein Leben zu, das dann erst richtig beginnt, weil das Schönste erst noch kommt.
Danke für diese wunderbare Tatsache, danke für die Sieben, die das heute bezeugen, und danke für viele, die das mit ihrem Leben schon seit vielen Jahren bezeugen. Wir wollen uns ermutigen und ermahnen lassen, das auch immer wieder neu ernst zu nehmen.
Ich bitte dich für jeden, der nicht dein Eigentum ist, dass er begreift, wie dringend er dich braucht. Dass auch er sein Leben dir anvertraut, um dieses Leben führen zu können.
Danke, dass du jedem Mut machst, der noch vor der Taufe steht, dass er diesen Schritt wagt – im Vertrauen auf dich. Nicht weil er vollkommen wäre, sondern weil du vollkommen bist und wir von deiner Gnade leben dürfen.
Dank sei dir dafür, Herr! Amen!