Vertrauen als Lebensgrundlage und Herausforderung
Ja, Überraschung! Es geht um König Hiskia, das habt ihr alle, denke ich, schon mitbekommen, und ich möchte gleich mal einsteigen.
Ich hoffe, ihr könnt das Bild ein bisschen erkennen. Es zeigt, warum die Lebenserwartung von Männern kürzer ist als die von Frauen. Das macht das Bild ein wenig deutlich.
In dem Bild seht ihr aber auch viel Vertrauen: Vertrauen in die Leiter, Vertrauen in die Geometrie und Physik, Vertrauen in den Freund, der dabei ist, und auch eine gewisse Risikobereitschaft – die Überzeugung, dass sich das Vertrauen lohnt.
Vertrauen ist gut, aber wenn die Leiter nicht hält, dann hilft auch das größte Vertrauen nicht viel. Es kommt darauf an, dass die Sache, in die ich Vertrauen setze – also derjenige oder das Ding, dem oder dem ich vertraue –, zuverlässig ist und das Vertrauen wert ist. In diesem Fall ist das die Leiter, der Freund.
Wenn ich über mein Leben nachdenke, bekommt die Frage, wem ich vertraue, besonders wenn es um Leben und Tod geht, eine riesige Relevanz. Ganz ehrlich: Dann möchte ich sicher sein, dass das, worauf ich vertraue, hält, was es verspricht.
Da gibt es keine zweite Chance. Ich muss wirklich auf das Richtige vertraut haben. Um das direkt so in den Raum zu stellen: Bei der Frage um Leben und Tod hängt auch die Frage nach einem ewigen Leben mit dran.
Wenn ich an der Frage hänge, auf wen ich vertraue, wenn es um ein ewiges Leben geht – welchem Gott ich vertraue –, dann sollte das doch der Richtige sein. Denn egal, wie viel Vertrauen ich habe, wenn es der Falsche war, hilft das nicht sehr weiter.
Ich denke, diese Frage ist für dein Leben durchaus relevant, wenn du Gott dein Vertrauen schenkst. Vielleicht nicht nur mit Blick auf die Ewigkeit, sondern auch mit der Frage, wie du dein Leben jetzt ausrichtest, auf welche Dinge du verzichtest, was du in dein Leben holst und was du herausnimmst.
Dann sollte dieses Vertrauen doch auf den Richtigen gesetzt sein, damit es sich lohnt, sein Leben so zu leben.
Hiskias Herausforderung und sein Lebensweg
Und die Frage, ob dieser Gott der richtige ist, dem man vertraut, stand auch vor Hiskia. In sein Leben und seine Geschichte wollen wir nun eintauchen.
Um das vorwegzunehmen: Wir werden nicht alles von Hiskia behandeln, denn das wäre zu umfangreich. Stattdessen konzentrieren wir uns auf eine Situation, in der die damalige Weltmacht Assyrien plötzlich vor seiner Haustür stand und seine Stadt einnehmen wollte.
Einige weitere Punkte über sein Leben möchte ich euch dennoch mitgeben. Bei uns in der Gemeinde habe ich das Thema zuletzt mit Kindern behandelt und dafür Bilder verwendet. Wenn die Kinder es dadurch verstanden haben, könnte es euch vielleicht auch weiterhelfen. Die Bilder sind nicht sehr auffällig, deswegen habe ich sie mitgebracht. So könnt ihr immer ein bisschen den Überblick behalten, wo wir gerade unterwegs sind.
Das will ich nur kurz zeigen: Hier ist die Übersicht über sein Leben und mein grober Schnelldurchlauf. Hiskia wirft die Götzen aus dem Land hinaus und renoviert den Tempel. Dann wird sein Nachbarland in die Gefangenschaft geführt, die assyrische Armee steht vor seiner Stadt, er betet, und es kommt Rettung. So sieht der Ablauf im Schnelldurchlauf aus.
Wir schauen uns das jetzt aber auch etwas konkreter an, indem wir einige Texte lesen. Dabei werden wir immer wieder punktuell auf einzelne Stellen eingehen. Es ist uns nicht möglich, die ganze Erzählung von Hiskia zu lesen. Dafür müsste man mehrere Kapitel im Königsbuch, im Chronikbuch und im Jesajabuch lesen. Jesaja war ein Zeitgenosse von Hiskia und einer der Propheten, denen wir später noch begegnen werden.
Als Hintergrundinformation: Hiskia ist archäologisch wahrscheinlich einer der am besten bezeugten jüdischen Könige. Bei Ausgrabungen sind viele Funde gemacht worden. Salmanassar, der König von Assyrien, hat ebenfalls einige Dokumente über seinen Feldzug gegen Hiskia hinterlassen. So haben wir auch außerbiblische Informationen.
Das ist ein geschichtlicher Anker, der zeigt, dass Hiskia wirklich gelebt hat und die Ereignisse so passiert sind, wie wir es annehmen. Das ist eine Randbemerkung, aber wichtig zu wissen.
Hiskias Reformen und politische Lage
2. Könige 18,3-8 beschreibt zunächst, was Hiskia getan hat. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz wie sein Vater David. Er entfernte die Höhen, zerbrach die Steinmale, hieb das Bild der Aschera um und zerschlug die Schlange, die Mose gemacht hatte. Bis zu dieser Zeit hatte Israel geräuchert und mannte sinnihuschtan.
Hiskia vertraute dem Herrn, dem Gott Israels, so dass unter allen Königen von Juda seinesgleichen nach ihm war und vor ihm nicht gewesen ist. Er hing dem Herrn an, wich nicht von ihm ab und hielt die Gebote, die der Herr dem Mose geboten hatte. Der Herr war mit ihm, und alles, was er sich vornahm, gelang ihm.
Er wurde abtrünnig vom König von Assyrien und war ihm nicht mehr untertan. Außerdem schlug er die Philister bis nach Gaza und dessen Gebiet, von den Wachtürmen bis zu den festen Städten.
Zur Verdeutlichung: Der farblich hervorgehobene Abschnitt zeigt, dass Hiskia seine Regierung begann, indem er andere Götter in Juda entfernte. Er schwang den Besen und machte eine große, gründliche Reinigung in Juda. Er reinigte den Tempel, erneuerte ihn, erneuerte die Ausrüstung und setzte Priester wieder ein.
Auf dem nächsten Bild sieht man, wie er ein Passafest feiert und versucht, das Volk zurück zu Gott zu bringen. Gleichzeitig macht er sich abtrünnig von Assyrien. Assyrien lag nordöstlich von Israel und war damals die Weltmacht schlechthin. Ägypten war zwar noch relativ stark, aber im Vergleich zu Assyrien nicht sehr mächtig.
Wahrscheinlich konnte Hiskia dies tun, weil zu der Zeit gerade der alte König in Assyrien gestorben war, Sanherib, der gleich noch erwähnt wird. Es herrschte Unruhe, und Salmanassar musste seine Macht erst festigen. Auf jeden Fall verzichtete Hiskia möglicherweise darauf, Tribut zu zahlen, und machte sich abtrünnig.
Wahrscheinlich nahm er auch ein wenig Verbindung mit Ägypten auf – zu viele Details für heute. Er ging jedenfalls ein Risiko ein, indem er sich gegen diese Weltmacht positionierte. Er vertraute nicht mehr auf deren Schutz, sondern auf andere Dinge.
Die Bedrohung durch Assyrien und Hiskias Reaktion
Während Hiskia die Tempelreinigung durchführte – was wahrscheinlich über mehrere Jahre geschah – ereignete sich etwas in seinem Nachbarland. Das Nachbarland von Juda war Israel. Vielleicht ist der eine oder andere jetzt verwirrt: Israel, Juda, Israel, Juda.
Der Hintergrund ist folgender: Nach Salomo wurde das Reich geteilt. Es gab das Reich Juda, das ungefähr die Gegend um Jerusalem, Bethlehem und Umgebung umfasste. Daneben gab es das sogenannte Nordreich, das als Israel bezeichnet wurde, mit Samaria als Hauptstadt.
Während Hiskia diese Tempelreinigung vornahm, kam der alte König von Assyrien, Sanherib, und führte das Nordreich in die Verbannung. Dies war die erste Wegführung und Verstreuung. Außerdem wurden andere Völker im Nordreich angesiedelt, aus denen später die Samariter hervorgingen.
Es steht also fest, dass Hiskias Nachbarland eingenommen wurde, während er diese Reinigung durchführte und abtrünnig wurde. Das ist die Situation.
Nun stellt sich eine spannende Frage: Hiskia hat sein Herz auf Gott ausgerichtet. Eigentlich müsste es doch jetzt steil bergauf gehen für Juda und alles super funktionieren. Doch schauen wir, was tatsächlich passiert.
Wir lesen einen kurzen Vers im Zweiten Buch der Chronik. Zur Information: Die Königsgeschichten werden meist parallel in den Büchern Könige und Chronik erzählt. In 2. Chronik 32,1 steht direkt, was nach der Reinigung von den Götzen und dem Einsetzen des Tempels geschah.
Dort heißt es: „Nach solch treuem Verhalten kam Sanherib, der König von Assur, und zog gegen Juda heran, lagerte sich vor die festen Städte und gedachte, sie an sich zu reißen.“
Der Autor der Chronik berichtet, wie Hiskia andere Götter entfernt hat und alles auf Gott ausrichtete. Als direkte Folge davon steht die größte Weltmacht der damaligen Zeit plötzlich vor Hiskias Haustür und will gegen ihn kämpfen.
Das ist erstaunlich: Du richtest dein Leben nach Gott aus, kämpfst für ihn, und das Ergebnis scheint zu sein, dass alles gegen dich läuft. Die Reaktion auf solch ein tiefes Gottvertrauen ist, dass Assyrien vor der Tür steht.
Für Hiskia sieht die Lage nicht gut aus. Die Frage bleibt: Lohnt sich dieses Vertrauen auf Gott wirklich? Lohnt es sich, so radikal andere Götter zu vertreiben?
Die Belagerung Jerusalems und die Herausforderung des Glaubens
Und da muss ich euch noch ein bisschen etwas erklären, weil ich das jetzt vereinfachen werde. Assyrien steht zweimal vor Jerusalem. Einmal stehen sie dort, dann betet Hiskia schon einmal über Jesaja, der damals ein großer Prophet war. Ich denke, er ist den meisten von euch bekannt.
Assyrien hört irgendwie ein Gerücht und zieht ab, weil sie wahrscheinlich vermuten, dass der Pharao irgendwie gegen sie kämpfen will. Zum ersten Mal ist Erleichterung da. Im nächsten Moment, wo die Erleichterung da ist, kommt Assyrien aber zurück, schreibt erst noch einen Brief und steht wieder vor den Stadtmauern Jerusalems. Hiskia ist wieder herausgefordert.
Ich werde eher auf die zweite Situation eingehen. Die erste läuft ähnlich ab, aber die zweite macht noch deutlicher, worum es mir heute geht. Auf jeden Fall bringt Assyrien einen Großminister mit, könnte man sagen. Das ist dieser Raschake, den Benni vorhin schon erwähnt hat. Dieser Raschake ist so etwas wie der Pressesprecher der heutigen Zeit.
Sein Job ist ganz einfach: vor die Stadtmauer zu gehen und dem Volk, das gerade belagert wird, klarzumachen, dass sie keine Chance haben. Das ist das, was heutzutage auch in Kriegen passiert, wenn Pressepropaganda gemacht wird. Das konnten die damals schon richtig gut.
Wenn ihr euch den ganzen Bericht durchlest, vor allem im Königebuch Kapitel 18 und 19, dann seht ihr, dass er den Leuten richtig versucht klarzumachen, wie schwach sie eigentlich sind und wie stark Assyrien ist.
Er geht also hin und sagt: „Hey, Hiskia, lass uns mal einen Deal machen. Ich bringe dir zweitausend Pferde mit, und schau mal, ob du überhaupt Reiter dafür hast.“ Hiskia weiß, dass er gar nicht so viele Reiter hat, um die Pferde zu besetzen. Das ist so, als würde ich dir sagen: „Hey, lass uns gegeneinander kämpfen. Ich bringe dir zweitausend Panzer mit, schau mal, ob du die besetzen kannst.“ Und du musst sagen: „Huha, ich kann die gar nicht mit Leuten besetzen.“ Der andere gibt dir noch ein bisschen Chancengleichheit herzustellen oder Ähnliches.
So agiert der Raschake und steht vor dieser Mauer. Dann überschreitet dieser Raschake aber noch eine andere Grenze. Er geht nämlich auf das ein, was Hiskia gerade gemacht hat, nämlich dass er die Götter quasi rausgeworfen hat, und stellt ganz spannende Fragen.
Das ist so der Kern von heute, um wen es mir gehen soll: 2. Könige 19, ab Vers 9. Dort könnte man mitbekommen, was dieser Raschake, dieser Pressesprecher, so von sich gibt. Und das, was er sagt, ist durchaus das, was das Volk der Assyrer und seinen König damals geprägt hat.
Da sagt er: „So spricht der König von Assyrien zu Hiskia, dem König von Juda: Lass dich von deinem Gott nicht betrügen, auf den du dich verlässt, wenn du sprichst: ‚Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden.‘ Sieh, du hast gehört, was die Könige von Assyrien allen Ländern getan haben, da sie den Bann an ihnen vollstrecken. Und du allein solltest errettet werden?
Haben die Götter der Völker, die von meinen Vätern vernichtet sind, sie errettet? Gosan, Haran, Rezef und die Leute von Eden, die zu Telassa waren? Wo ist der König von Hamath, der König von Arpad und der König der Stadt Sepharvaim, von Hena und Ava?“
Zweifel und die Herausforderung des Glaubensvertrauens
Hiskia hat auf das falsche Pferd gesetzt. Was hier deutlich wird, ist: Hiskia, es ist zwar schön, dass du so viel Gottvertrauen hast, aber einige andere Länder hatten dieses Vertrauen auch – schon in der jüngeren Geschichte. Und es hat ihnen nichts gebracht.
Hiskia selbst sitzt in dem Moment da wie ein eingesperrter Vogel in einem Käfig. Dieses Bild stammt aus einer Schrift oder einem Zylinder, der mit Steinen beschriftet wurde und in Assyrien gefunden wurde. Darin beschreibt der König der damaligen Zeit, wie er Hiskia eingekesselt hat – eben wie einen Vogel in einem Käfig. Das ist die Situation, in der Hiskia steckt.
Es wirkt fast lächerlich, sich in diesem Moment auf Gott zu verlassen und zu hoffen, dass er ihn retten könnte. Wenn ihr den Text weiter lest, stellt ihr fest, dass auch eine Frage mitschwingt: Hiskia hat ja gerade alle Götterstatuen und Ähnliches entfernt und hofft nun auf Rettung. Da schwingt die Frage mit, ob er vielleicht erwartet, dass das Volk gegen ihn aufbegehrt, weil er die alten Götter weggenommen hat. Nun sind sie in dieser Situation – ist das Strafe? Wie kannst du nur so mutig sein, Hiskia, dich auf diesen Gott zu verlassen?
Die Frage bleibt: Hat Hiskia auf das falsche Pferd gesetzt? Er kann noch so viel Vertrauen und Hoffnung haben. Wenn der Gott, dem er vertraut, nicht in der Lage ist, ihn zu retten, dann ist dieses ganze Vertrauen verschwendet. Du kannst es wegwerfen – es ist einfach nichts wert.
Das ist so, als würde man am Rotsee – den kennen hier manche – auf eine dünne Eisfläche treten und sagen: „Ich habe riesiges Vertrauen in das Eis, ich gehe mal drauf.“ Vielleicht wirkt die Eisdecke stark, und man hat viel Vertrauen. Aber ihr könnt schon mal Decken und Handtücher holen, damit mir später wieder warm wird. Denn das Vertrauen in das Eis wird mich nicht tragen, es wird mich nicht halten. Ich werde ziemlich sicher einbrechen, wenn die Schicht zu dünn ist.
Die Frage ist nicht, wie stark das Vertrauen ist, sondern ob man auf das Richtige vertraut.
Ich bin überzeugt, dass wir in ähnliche Situationen kommen können, in denen unser Glaube herausgefordert wird. Sind wir ehrlich: Ist nicht die ganze Gesellschaft um uns herum an demselben Punkt wie dieser Rapschake? Sie machen Gott lächerlich, sie machen dein Vertrauen auf Gott lächerlich. Was denken deine Freunde, die nicht gläubig sind, wenn du in den Gottesdienst gehst, wenn du etwas mit Glauben zu tun hast, wenn du an ein ewiges Leben glaubst und daran, dass Gott dich retten kann – ohne dass du etwas dafür tun musst, allein aus seiner Macht heraus?
Dir wird doch jeden Tag erklärt, wie aberwitzig es ist, an einen unsichtbaren Gott zu glauben. Wie rückwärtsgewandt und hinterweltlich das sei. Wie verrückt es ist, sein Leben nach einem Buch auszurichten, das ein paar tausend Jahre alt ist. Wenn du den Fernseher einschaltest, ist das nicht genau das, was dir im Moment immer wieder eingetrichtert wird?
Oder ist es vielleicht sogar manchmal dein eigener Zweifel, der dir sagt: „Boah, auf Gott vertrauen für die Rettung? Nee, das kriege ich schon selber besser hin. Ich muss selber etwas schaffen.“
Wie ist es in Situationen in deinem Leben, wenn alles gegen dich läuft? Wenn du vielleicht ähnlich wie Hiskia für Gott gelebt hast und sogar viel in sein Reich investiert hast, und dann bekommst du einen Tiefschlag. Vielleicht verlierst du deinen Job, vielleicht geht eine wichtige Beziehung auseinander oder Ähnliches. Wie geht es dir dann? Ist da auch die Frage, ob du auf das richtige Pferd gesetzt hast?
Wenn Krankheit oder Verlust in dein Leben kommen, fällt es dir dann leicht zu sagen: „Alles easy“? In solchen Momenten muss sich bewähren, ob du auf das richtige Pferd gesetzt hast. Dann stellt sich die Frage, ob das Objekt deines Glaubens – also das, woran du glaubst – trägt, hält und bewahren kann.
Und genau das ist der Moment bei Hiskia, in dem diese Frage auftaucht. Wir wollen uns anschauen, wie Hiskia darauf reagiert, obwohl alles dagegen spricht.
Ihr müsst euch wirklich bewusst machen: Die Situation, in der er steckt, ist etwa so, als würde Malta – dieses kleine europäische Land – gegen die USA kämpfen wollen. Um das mal überspitzt zu sagen. Die Lage ist also klar: Man braucht gar nicht darüber nachzudenken, wer normalerweise gewinnt. Das ist innerhalb von zwei Tagen entschieden, wenn überhaupt.
Hiskias Gebet und Gottes Antwort
Und wie reagiert Hiskia? Wir werden das gleich im Detail sehen. Im Großen und Ganzen geht er in den Tempel, als die Bedrohung aus Syrien näher rückt, und sucht Hilfe bei Gott. Das ist total spannend, denn man liest nicht, dass er sich mit vielen Ratgebern berät, dass er zu jammern beginnt oder verzweifelt. Stattdessen geht er direkt zu Gott.
Er klagt Gott seine ganze Not, zeigt ihm, wie die Lage aussieht und wo er steckt. Dann bittet er Gott, sich als mächtig zu erweisen. Das können wir in 2. Könige 19,14 lesen. Hiskia hat einen Brief bekommen, in dem Gott verspottet wird. Hier sehen wir, wie Hiskia darauf reagiert.
Es heißt: Als Hiskia den Brief vom Boten empfangen und gelesen hatte, ging er hinauf zum Haus des Herrn, breitete ihn vor dem Herrn aus und betete. Er sprach: „Herr, Gott Israels, du, der du über den Cherubim thronst, du bist der alleinige Gott über alle Königreiche auf Erden. Du hast Himmel und Erde gemacht. Herr, neige deine Ohren und höre, öffne deine Augen und sieh. Höre die Worte Sanheribs, der gesandt wurde, um den lebendigen Gott zu verspotten.“
„Es ist wahr, Herr, die Könige von Assyrien haben die Völker mit dem Schwert umgebracht, ihre Länder verwüstet und ihre Götter ins Feuer geworfen. Denn sie waren keine Götter, sondern Werke von Menschenhand, aus Holz und Stein. Darum haben sie sie vernichtet. Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche auf Erden erkennen, dass du, Herr, allein Gott bist.“
Man könnte sagen: Ja, super, Hiskia hat das toll gemacht, weil wir den Ausgang der Geschichte kennen. Ich finde es erstaunlich, wie Hiskia in diesem Moment beten kann. Er geht wirklich zu Gott und bekennt zuerst, dass er glaubt, dass Gott mächtig ist und über allem steht. Sein Vertrauen wird sichtbar, wenn er sagt: „Ja, das stimmt, die anderen Völker wurden vernichtet. Warum? Weil deren Götter keine echten Götter waren, sondern nur Holz und Stein.“
Dann kommt seine Bitte. Diese Bitte ist nicht, dass es ihm besser geht oder die Situation einfach gelöst wird. Seine Bitte ist, dass Gott sich als der erweist, wie Hiskia ihn kennt: mächtig und gewaltig. Damit alle drumherum erkennen, welchem Gott Hiskia vertraut.
Es ist spannend: Hiskia geht mit seinem Problem zu Gott, erkennt aber, dass eine ganz andere Herausforderung im Raum steht. Nämlich, ob Gott wirklich handeln kann, ob Gott wirklich in der Lage ist zu retten. Und jetzt sagt er, ich sage es mal plump: „Herr, das ist deine Baustelle, kümmer dich drum.“ Er weiß, dass Gott mächtig ist.
Hiskia hätte viele andere Dinge tun können. Er hätte ausdauernd Meetings und Beratungen einberufen können, um zu überlegen, wie sie gerettet werden können. Er hätte in Selbstmitleid zerfallen oder verzweifeln können, weil er doch so viel für Gott getan hat und Gott ihn jetzt hängen lässt. Aber Hiskia tut das nicht.
Er geht zu Gott und bittet ihn, sich als Gott zu erweisen, zu zeigen, dass er wirklich lebt und regiert. Ja, das, was Hiskia tut, ist ein Wagnis. Er hat keinen Beweis, dass das helfen wird. Den Beweis bekommt er später. Aber in diesem Moment kann er nur vertrauen, dass Gott retten kann.
Umgang mit Zweifeln und Gottes Macht
Und die Frage geht an uns weiter: Wie gehen wir damit um, wenn diese Rapschaken der unzüchtigen Zeit kommen und Gott in unserem Leben mattmachen wollen? Wenn sie uns das Vertrauen auf Gott rauben wollen und uns zeigen wollen, dass Gott doch nicht so mächtig ist, uns zu retten?
Wenn Situationen in unser Leben treten, die zunächst so aussehen, als würde Gott uns hängenlassen, als wären wir die letzten Mohikaner, als wären wir die Einzigen, die tiefes Leid erfahren – wie reagieren wir darauf? Lässt du dich verwirren und wendest dich von Gott ab hin zu irgendwelchen Ersatzgöttern?
Was ist, wenn es in deinem Leben gerade nicht gut läuft? Gehst du zum Thron Gottes, oder brauchst du erst einmal einen Abend mit einer Netflix-Staffel, um runterzukommen? Was ist deine Anlaufstelle, wenn in deinem Leben Situationen eintreten, die du selbst nicht mehr bewältigen kannst und die dich verzweifeln lassen?
Gehst du wie Hiskia an den Ort Gottes, legst deine Anliegen vor ihn und bittest ihn, sich als Gott zu erweisen? Ist das dein Weg? Wohin gehst du mit all deinen Sorgen, Zweifeln und Fragen? Bist du bereit, vor Gott darum zu ringen, dass du ihn als Gott, als Mächtigen erkennst und erfährst?
Hiskia hat genau das getan. Das könnt ihr ständig in den Psalmen lesen, das könnt ihr bei den Glaubensvätern lernen. Die Frage ist, ob wir in dieser Spur weitergehen wollen – dass wir zu Gott gehen, wenn wir ihn nicht verstehen, wenn Situationen da sind, die wir selbst nicht mehr kontrollieren können und nicht weiterkommen.
Wenn wir das tun, könnt ihr Psalm 50,15 lesen. Dort ruft Gott uns genau dazu auf, in der Not zu ihm zu kommen, weil er uns retten will und wir ihn dafür ehren werden.
Hiskia bekommt darauf eine Antwort: Jesaja, der Prophet, wird zu ihm gesandt und bringt ihm die Botschaft, dass Gott ihn retten wird. Wir schauen uns einige Verse aus dieser Botschaft an, denn sie ist ziemlich lang. Sie steht in 2. Könige 19. Wir lesen ab Vers 21,5, wobei ich nur einige Verse herausgreife. Das erkennt ihr an den Punkten, die zeigen, dass dazwischen noch weitere Verse stehen.
Was Jesaja für eine Botschaft für Hiskia hat, ist gewaltig. Gott gibt jetzt eine Antwort, die eine Realität sichtbar macht, die hinter dem Konflikt zwischen Assyrien und Juda steht – zwischen den Göttern Assyriens und Gott. Diese Realität ist äußerlich nicht erkennbar.
Jesaja sagt: Die Jungfrau, die Tochter Zion – das ist eine Botschaft an Assyrien – verachtet dich, spottet deiner. Die Tochter Jerusalem schüttelt ihr Haupt hinter dir her. Wen hast du gehöhnt und gelästert? Über wen hast du deine Stimme erhoben? Du hast deine Augen erhoben gegen den Heiligen Israels, du hast den Herrn durch deine Boten verhöhnt.
Das ist ein Blick in die Realität hinein, die Assyrien nicht wahrhaben wollte. Man merkt den Hohn darin, weil es die Abartigkeit dessen sichtbar macht, was Assyrien sich hier getraut hat. Sie erkennen die wahre Realität nicht. Assyrien dachte, sie stünden vor einem Mäuseloch, doch in Wirklichkeit war es eine Bärenhöhle. Sie haben Gott, Israels, angegriffen.
Ich lese weiter: Hast du nicht gehört, dass ich es lange zuvor bereitet und von Anfang an geplant habe? Ein paar Verse drumherum zeigen, dass es nicht an Assyrien lag, dass sie jetzt so mächtig sind, sondern dass es Gottes Handeln und Wirken war.
Vers 28 malt ein Bild, das ihr euch wirklich vor Augen halten müsst: Weil du gegen mich tobst und Übermut vor meine Ohren gekommen ist, so will ich dir meinen Ring in deine Nase legen und meinen Zaumzeug – das ist das Zeug, das die Pferde bekommen, um sie lenken zu können – in deinen Mund und will dich den Weg wieder zurückführen, den du hergekommen bist.
Es ist spannend: Man geht davon aus, dass die Assyrer ihre Sklaven teilweise mit einem Ring in der Nase versehen haben. Und Gott sagt jetzt: Ich packe dich da so an! Du, der du meinst, so mächtig zu sein und selbst über alle Kontrolle zu verfügen – ich werde dir zeigen, wer dich wirklich kontrolliert. Ich führe dich an einem Nasenring und mit Zaumzeug wie ein Pferd zurück.
Er sagt auch, wer das tun wird: Der Eifer des Herrn Zebaoth wird solches tun. Herr Zebaoth steht im Alten Testament immer für den Herrn des Krieges – so könnte man es heute übersetzen – für den, der wirklich die Macht über die Armeen hat und regiert.
Gott gibt Hiskia eine Verheißung mit und sagt: Ich will diese Stadt beschirmen, dass ich sie errette um meines Willen und um meines Knechtes David willen.
In dieser Nacht fuhr aus dem Engel des Herrn und schlug im Lager von Assyrien hundertfünfundachtzigtausend Mann. Hundertfünfundachtzigtausend! Und als man sich früh am Morgen aufmachte, lag alles voller Leichen.
So brach Sanherib, der König von Assyrien, auf und zog ab, kehrte um und blieb zu Ninive. Und als er im Haus seines Gottes Nischroch anbetete, erschlugen ihn mit dem Schwert seine Söhne Adramelich und Zarezer. Sie flohen ins Land Ararat, und sein Sohn Aschdod wurde König in seiner Stadt.
Gottes Macht und das Vertrauen Hiskias
Was erleben wir hier? Oberflächlich sieht es so aus, als wäre Assyrien am Zug gewesen. In Wirklichkeit aber war Gott nach wie vor im Regiment. Gott verheißt große Rettung für Hiskia. Und das sind nicht nur leere Worte, sondern er lässt auch Taten folgen und rettet Juda vor dem Angriff der Assyrer.
Dabei tut er das nicht so, wie Hiskia sich das vielleicht leicht vorgestellt hätte – etwa durch einen klugen Schachzug oder einen ausgeklügelten Schlachtplan, mit dem die Assyrer besiegt werden. Nein, Hiskia und das Volk Juda tun genau nichts. Ein Engel Gottes vernichtet in einer Nacht 185.000 Mann der größten Armee der damaligen Zeit. Man geht davon aus, dass Assyrien danach wahrscheinlich nicht mehr richtig auf die Beine gekommen ist.
185.000 Mann – Gott braucht keine große Armee, er braucht keine Greiter zu stellen und auch nicht die Pferde Assyriens. Ein einziger Engel reicht aus, um die größte Armee der damaligen Zeit zu vernichten.
Um den ganzen Spott, der in dem, was Jesaja weitergibt, steckt, noch zu übertreffen: Sanherib, der sich so mächtig und gewaltig fühlte und so über den Gott Israels gelästert hatte, wird beim Anbeten seines Gottes im Haus seines Gottes – also dort, wo der größte Schutz von seinem Gott zu erwarten wäre – von seinen eigenen Söhnen umgebracht und kommt ums Leben.
Was für eine Macht steht da gegen die Götter der damaligen Zeit – von einem Gott, der Himmel und Erde gemacht hat! Nicht einmal in ihrem eigenen Tempel konnten diese Götter die Leute schützen, die auf sie vertraut hatten. So mächtig ist Gott.
Die Frage, ob Hiskia an den richtigen Gott geglaubt und ihm vertraut hat oder an die Assyrer, war damals ein für allemal geklärt. Sie stand nicht mehr im Raum. Er ist wirklich der Schöpfer von Himmel und Erde, und er hat die Macht zu retten. Wer sich auf ihn verlässt, der kann ruhig schlafen.
Wir dürfen von Hiskia vor allem lernen, dass wer sich auf Gott verlässt und von diesem Erlebnis, das Hiskia hatte, wirklich ruhig schlafen und ihm vertrauen kann. Derselbe Gott, der Hiskia vor der größten Weltnacht gerettet hat, steht heute noch viel mehr für sein Volk ein – für seine Kinder.
Psalm 25, Vers 3 schreibt David schon, und das gilt auch heute noch: „Wer auf dich hofft, wird niemals enttäuscht; doch wer dich treulos verlässt, wird beschämt.“
Wir können von Hiskia lernen, dass es sich lohnt, Gott zu vertrauen – auch wenn es aktuell ganz anders aussieht.
Das Fundament des Glaubens und die Einladung zum Vertrauen
Du möchtest Beweise dafür, dass Gott wirklich so mächtig ist? Vielleicht auch Beweise, was die Ewigkeit betrifft und dass Gott in der Lage ist, zu retten? Dann findest du in der Bibel viele Erlebnisse, die denen von Hiskia ähneln.
Ein besonders deutlicher Moment ist der, in dem Gott selbst für unsere Schuld stirbt. Aber Golgatha ist nicht das Ende. Die größte Machtdemonstration Gottes geschieht drei Tage später in Gethsemane, als Jesus Christus von den Toten aufersteht. Gott macht dadurch deutlich, dass er wirklich in der Lage ist, Sünde zu retten und zu befreien.
Er erkennt das Opfer Jesu an, und neues Leben darf geschehen. Wir dürfen sichtbar erleben, dass er Tod und Teufel besiegt. Deshalb lohnt es sich, ihm auch über diese Zeit hier hinaus zu vertrauen.
Warum? Nicht weil dein Glaube so stark ist oder weil du niemals zweifeln würdest. Da wären wir alle verloren, wenn alles von unserem Glauben abhängen würde. Es kommt vielmehr darauf an, dass das Objekt, an das wir glauben, so mächtig und gewaltig ist – so wie bei Hiskia.
Es zählt nicht die Stärke deines Glaubens, sondern dass du auf das Richtige vertraust. Du kannst viel Vertrauen haben, aber wenn du zum Beispiel auf einem zugefrorenen See einen Schritt machst, der noch nicht ganz stabil ist, wirst du einbrechen.
Andererseits kannst du in der Antarktis, in Schweden oder an anderen Orten sein, wo im Winter sogar Lastwagen über zugefrorene Seen fahren. Du kannst Angst haben, auf so einen See zu gehen, und davorstehen und denken: „Ich traue mich nicht. Ich weiß nicht, ob das Eis mich trägt.“ Dein Vertrauen ist schwach.
Wenn du aber Schritt für Schritt vorsichtig gehst, wirst du eine Überraschung erleben: Das Eis trägt dich und hält dich fest. Du wirst nicht untergehen.
So ist es auch mit unserem Glauben. Es kommt nicht auf die Stärke an, sondern darauf, an das Richtige zu glauben. Und das Spannende ist: Wenn du anfängst, auf diesen See zu gehen, wächst dein Vertrauen in das Eis, weil es dich hält.
Genauso ist es, wenn wir anfangen, im Glauben Schritte zu machen. Stück für Stück merken wir, dass Gott uns wirklich trägt. Das ist kein immer gleich starkes Gefühl, sondern Situation für Situation, in die Gott uns führt. Dann stellt sich die Frage, ob wir ihm, ähnlich wie Hiskia, einfach zutrauen wollen, uns auf ihn einzulassen – auch wenn es schwerfällt.
Mit diesem Einlassen gehen wir weiter und erkennen, wie sehr es sich lohnt. Es ist wie auf einen zugefrorenen See zu gehen und der Sonne entgegen, zu einem anderen Land, das weit weg ist. Der Weg wirkt unsicher, gefährlich und ist ein Wagnis.
Aber dieses Eis – das ist Gott, das ist das, was Jesus gebracht hat. Gott verheißt uns, dass er uns retten will und in der Lage ist, uns zu retten. Dieses Eis wird uns tragen.
Wie kannst du dieses Vertrauen weiter wachsen lassen? Indem du Gott tiefer kennenlernst und dich mit ihm auseinandersetzt. Das ist wie, wenn du einen See betrittst und dich Stück für Stück auf das andere Ufer zubewegst.
Indem du dem Eis dein Leben anvertraust – bildlich gesprochen: Gott dein Leben anvertraust – lässt du dich tragen. Mach dich auf den Weg ans andere Ufer, auf dem Weg Gott entgegen. Er ist der, der dich trägt.
Je näher du dem anderen Ufer kommst, desto größer, mächtiger und gewaltiger wird er dir vorkommen. Je mehr Mut du fasst und dich auf ihn einlässt, desto mehr wirst du erkennen, wie er dich trägt.
Du wirst merken, wie genial er ist. Jeden Tag, an dem du dich auf ihn einlässt, lernst du, getragen zu werden. Du erkennst, wie sehr er dich liebt, und wirst ihn mehr lieben.
Jeden Tag gehst du ein Stück näher zu ihm hin – dem, der dich trägt, hält und rettet. Es ist nicht nur ein Land, das dich erwartet, sondern eine Person.
Eines Tages wirst du bei ihm angekommen sein, in seiner Nähe, am anderen Ufer. Dort empfängst du den, der dich getragen hat und zu dem du unterwegs warst. Du wirst erkennen, dass es allemal wert war, dich ihm hinzugeben – so wie Hiskia es am Ende erkannt hat.
Lass dich auf ihn ein. Er hält, was er verspricht. Amen.
Einladung zur Vertiefung des Glaubens
Für alle, die Lust auf Veränderung haben und ihn näher kennenlernen möchten, gibt es eine Buchempfehlung für oben am Büchertisch: „Tiefer“ von Dan Audland.
Dieses Buch war bereits mehrfach hier im Gespräch, weil es genau darum geht, ihn immer tiefer kennenzulernen. Dadurch wird unser Vertrauen wachsen.